Zugsalbe

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Zugsalbe oder Ziehsalbe ist ein meist rezeptfrei erhältliches Arzneimittel in Salbenform, welches traditionell bei leichten, lokal begrenzten, eitrigen Entzündungen der Haut- und Weichteilgewebe eingesetzt werden kann. Für die pharmakologische Wirksamkeit von Zugsalbe gibt es keine wissenschaftliche Belege. Zugsalben können aus Ölschiefern oder auf Basis pflanzlicher Bestandteile hergestellt werden. Unter anderem werden Salbenzubereitungen mit dem Wirkstoff Ammoniumbituminosulfonat als „Zugsalbe“ vermarktet.

Verwendung in der Humanmedizin

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Für die Wirksamkeit von Zugsalben bei Haut- und Weichteilinfektionen, wie Abszessen, gibt es keine wissenschaftlichen Belege und ihr Einsatz gilt als umstritten.[1] Die Anwendung bei Analabszessen oder Ulcus cruris venosum ist veraltet und entspricht nicht den modernen Behandlungsstandards.[2][3]

Einige Zugsalben haben in Deutschland eine Zulassung für die Behandlung von Abszessen, z. B. bei Acne conglobata.[4] Zugsalben werden in manchen Lehrbüchern als Beispiel für hyperämisierende Medikamente genannt, um eine Abszedierung („Reifung“) lokaler Haut- und Weichteilinfektionen (z. B. bei Brustentzündung, Furunkel oder Karbunkel) zu beschleunigen.[5][6][7]

Die einzige sichere Methode zur Behandlung eines Hautabszesses besteht darin, die Abszesshöhle chirurgisch zu öffnen und den Eiter abzuleiten.[8][9]

Arzneirechtliche Bestimmungen der Veterinärmedizin

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Ammonium- und Natriumbituminosulfonat sind zur äußerlichen Anwendung bei allen lebensmittelliefernden Tieren (einschließlich milchliefernde) zugelassen und in Anhang II der Verordnung (EWG) Nr. 2377/90 über Höchstmengen für Tierarzneimittelrückstände in Nahrungsmitteln gelistet. Inhaltsstoffe werden aber zu einem geringen Teil resorbiert und können zu Geschmacksveränderungen des Fleisches oder der Milch führen.

Zugpflaster sind mit Zugsalbe versehene Pflaster. Zugpflaster (Ziehpflaster, Attraktiva) waren bereits im Mittelalter (zuc-phlaster oder kurz zuc)[10] zur vermeintlichen Entfernung von Giftstoffen, Exsudaten und Eiter aus Geschwüren und offenen Wunden gebräuchlich.

  • F. R. Ungemach und andere: Schieferölsulfonate. In: Wolfgang Löscher und andere (Hrsg.): Pharmakotherapie bei Haus- und Nutztieren. 7. Auflage. Paul Parey Verlag, Singhofen 2006, ISBN 3-8304-4160-6, S. 510.
  • Matthias G. Wacker: Zugsalbe. In: pschyrembel.de. Pschyrembel Online – Walter de Gruyter GmbH, April 2006, abgerufen am 4. November 2023.
  • Lanolin and Ichthyol. In: Daniel’s Texas medical journal. Band 2, Nummer 4, Oktober 1886, S. 153, PMID 36952750, PMC 9162605 (freier Volltext) (Review).
Monopräparate

Zugsalbe effect (DE), Thiobitum Salbe (DE), Ichtholan Salbe (DE, AT, CH), Leukichtan (AT), Schwarze Salbe (DE)

Kombinationspräparate

Aknederm Salbe (DE), ilon Salbe classic (DE)

Einzelnachweise

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  1. Mario Fabri: Kutane Infektionen durch Staphylokokken und Streptokokken. In: Hautnah. 2021, Band 37, Nummer S1, S. 34–42 doi:10.1007/s15012-020-6595-3.
  2. Eckhard Nagel, Dietrich Löhlein: Pichlmayrs Chirurgische Therapie, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie. Springer-Verlag, Berlin 2005, S. 616.
  3. S3-Leitlinie Leitlinie Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit den Risiken periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, chronisch venöse Insuffizienz der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e. V.. In: AWMF online (Stand 2012)
  4. Peter Altmeyer, V. Paech: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie: Therapie Kompakt Von A Bis Z. Springer-Verlag, 2005, ISBN 978-3-540-27648-7, S. 7. (books.google.com)
  5. Ingrid Gerhard: Das Frauen-Gesundheitsbuch. Georg Thieme Verlag, 2009, ISBN 978-3-8304-2261-7, S. 166. (books.google.com)
  6. Karl-Walter Jauch, Wolf Mutschler, Johannes N. Hoffmann, Karl-Georg Kanz: Chirurgie Basisweiterbildung: In 99 Schritten durch den Common Trunk. Springer-Verlag, 2012, ISBN 978-3-642-23804-8, S. 35. (books.google.com)
  7. Volker Schumpelick, Niels Bleese, Ulrich Mommsen: Kurzlehrbuch Chirurgie. Georg Thieme Verlag, 2010, ISBN 978-3-13-152508-6, S. 451. (books.google.com)
  8. C. Korownyk, G. M. Allan: Evidence-based approach to abscess management. In: Canadian family physician Medecin de famille canadien. Band 53, Nummer 10, Oktober 2007, S. 1680–1684, PMID 17934031, PMC 2231432 (freier Volltext) (Review).
  9. Ioana Baiu, Elliot Melendez: Skin Abscess. In: Journal of the American Medical Association. 2018, Band 319, Nummer 13, S. 1405 doi:10.1001/jama.2018.1355.
  10. Ingrid Rohland: Das ‚Buch von alten Schäden‘, Teil II: Kommentar und Wörterverzeichnis. Medizinische Dissertation Würzburg. (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 23). Königshausen & Neumann, Würzburg 1982, ISBN 3-921456-34-7, S. 46 und 600.