Zum Rothen Adler

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Siegel der St. Johannis-Loge Zum Rothen Adler von 1774
Siegel der Johannis-Loge Zum Rothen Adler ab 2023

Die Freimaurerloge Zum Rothen Adler ist eine Johannisloge in Hamburg und arbeitet im Logenhaus der Johannislogen in der Moorweidenstraße.

Georg Ludwig Bokelmann, Licentiat jur. (Mitglied der St. Johannis-Loge „Zur goldenen Kugel“), hat sich am 9. April 1774 mit weiteren sogenannten „Kugelbrüdern“ und einem Bruder von der Rosenloge (Zu den drei Rosen), beim Landesgroßmeister der Großen Landesloge von Deutschland erbeten, eine Loge gründen zu dürfen. Ihr wurde dann am 25. April 1774 vom Gründer persönlich Johann Wilhelm Kellner von Zinnendorf der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland der „Erlaubnis-Schein zur Stiftung der gesetzmäßig verbesserten und vollkommenen St. Johannis-Loge mit dem Beinamen "Zum Rothen Adler“ erteilt. Nach dem Erhalt des Erlaubnisscheines zeigte der Bruder Bokelmann in seiner derzeitigen Loge „Zur goldenen Kugel“ dem Vorsitzenden Meister an, dass er von der Großen Landesloge in Berlin die Erlaubnis erhalten habe, eine neue St. Johannis-Loge in Hamburg zu stiften. Er bat, ihm und den drei Brüdern Johann Texier, Johann Peter Riesenberger und Conrad Diederich Paulsen die Entlassung zu gewähren, um die neue Loge zu stiften. Woher die anderen drei Mitstifter kamen, ist derzeit unbekannt. Daraufhin fand am Samstag, dem 14. Mai, 1774 von 17:30 Uhr bis 23:30 (mit Tafelloge), die erste Arbeit statt. Damit ist die Loge die erste in Hamburg, die von der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland einen Freiheitsbrief (Stiftungsurkunde) bekam.

Vor dem Hintergrund des Drucks einiger vor Ort führender NSDAP-Mitglieder, auch in der Hamburger Senatsverwaltung, beschloss die Mitgliederversammlung der St. Johannis-Loge „Zum Rothen Adler“, diese lieber mit Wirkung vom 19. Juli 1935 aufzulösen, bevor die Zwangsauflösung im Folgemonat am 17. August durch den Innenminister Frick (im Nürnberger Prozess als Hauptkriegsverbrecher zum Tode verurteilt) ausgeführt worden wäre. Man konnte somit die Selbstauflösung unter anschließender Selbstliquidation wählen und behielt weitgehend das Heft des Handelns selbst in der Hand. Durch juristische Winkelzüge gelang es dem damaligen Provinzial-Großmeister und sogenannten Adlerbruder der St. Johannis-Loge „Zum Rothen Adler“ Dr. Emil Artus, das meiste Vermögen der Loge vor dem Zugriff der staatlichen Behörden zu entziehen. Es wurde die gemeinnützige „Hansa Stiftung“ ins Leben gerufen. Diese blieb bis nach Kriegsende unter der Obhut von Dr. Emil Artus.

Im Jahresbericht von 1949 steht geschrieben, dass sich einige „Adler-Brüder“ nach der Zwangsauflösung 1935 immer wieder in „zwanglosen Zusammenkünften“ trafen, Treffpunkt war fast immer das Restaurant des deutschen Schauspielhauses. Dr. Artus hat diese Treffen meist „geleitet“; es ist zu vermuten, dass dort in einer für den Außenstehenden nicht erkennbaren Art, „freimaurerische Arbeiten“ durchgeführt wurden. 1934 war das Schauspielhaus durch die Nazis verstaatlicht worden. Gleichzeitig wurde es in „Staatliches Schauspielhaus“ umbenannt und diente dann als national-religiöse Kultstätte. Die Intention sich genau dort zu treffen ist nicht überliefert worden. Irgendwann um 1944 bemerkte man rechtzeitig, dass gewisse „Stellen“ auf diese Zusammenkünfte aufmerksam wurden und die Treffen wurden noch vorsichtiger.

Emil Artus als Provinzial-Großmeister versucht wenige Tage nach Ende des Krieges, die Provinzialloge von Niedersachsen und deren zugehörigen Logen wieder zum Leben zu erwecken. Er erlebt die Früchte seiner unzähligen Schreiben an die Militärregierung und Senat nicht mehr. Am 14. April 1948 wurde, durch den Senat der Hansestadt Hamburg, die alte Rechtsfähigkeit der Loge wieder hergestellt und die Auflösung für nichtig erklärt. Somit gab es juristisch und praktisch keine Unterbrechung im Bestehen und Arbeiten der Loge.

Sie zählt somit zu den ältesten deutschen Logen, die bis heute durchgängig existiert. Die Loge gehört zur Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland - Freimaurerorden


Bekannte Mitglieder

  • Johann Ehlert Bieber (* 1799 in Hamburg; † 1856 ebenda), Oberspritzenmeister und damit Leiter der (damals noch freiwilligen) Hamburger Feuerwehr. Beim Hamburger Brand leitete er, zusammen mit seinem untergebenen Unterspritzenmeister Adolf Repsold, die Löschmaßnahmen erfolgreich.[2][3]
  • Gustav Amandus Andreas Culin (* 1852 in Hamburg, † 1931 ebenda), zuletzt Oberingenieur bei der Hamburger Hochbahn AG. Sohn des Johann Andreas Culin. Er gilt als Erfinder der einteiligen Straßenbahnrillenschiene und somit der ersten Straßenbahnen des Deutschen Reiches in Berlin und Hamburg.[4]

Einzelnachweise

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  1. Chronik des Standortes Hamburg - Bilder aus Hamburgs militärischer Vergangenheit In: ub.hsu-hh.de. Universitätsbibliothek Helmut-Schmidt-Universität. Abgerufen am 4. Januar 2025.
  2. Johann Ehlert Bieber In: hamburgerpersoenlichkeiten.de. Abgerufen am 23. Dezember 2024.
  3. http://feuerwehrhistoriker.de/download/brand 1842.pdf In: feuerwehrhistoriker.de. Abgerufen am 4. Januar 2025.
  4. https://fredriks.de/hvv1/spuren3.php In: fredriks.de. Abgerufen am 4. Januar 2025.
  5. Clemens Eduard Ferdinand Schultz. In: hamburgerpersoenlichkeiten.de. Abgerufen am 23. Dezember 2024.