Zuwara (Sprache)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Sprache von Zuwara ist eine Berbersprache, die in der Umgebung der Stadt Zuwara im Nordwesten Libyens gesprochen wird. Eine präzise Eigenbezeichnung für die Sprache existiert nicht; man nennt sie maziγ[1], was einfach "berberisch" heißt.

Das Berberische von Zuwara teilt einige Züge mit anderen östlichen Berbersprachen, beispielsweise das Vorhandensein eines distinktiven Wortakzents. Der Anteil an arabischen Fremdwörtern ist sehr hoch.

Im Berberischen von Zuwara werden folgende Konsonanten unterschieden:

Labiale Dentale emphatische
Dentale
Palatale Velare Postvelare
stimmlose Plosive t k q
stimmhafte Plosive b d g
stimmlose Frikative f s š x
stimmhafte Frikative z ž γ
Nasale m n

Dazu kommen ṃ, l, r, ṛ, w, y, sowie (nur in Wörtern arabischen Ursprungs) die Glottale ʔ, h und die Pharyngale ḥ, ʕ.

Die emphatischen Konsonanten (ḍ, ṭ, ẓ, ṛ, ṃ etc.) gleichen den entsprechenden Lauten des Arabischen.

Die Sprache von Zuwara unterscheidet vier Vokale: a, i, u, ə. Diese können betont oder unbetont sein. Der Murmelvokal ə ist in seiner betonten Variante ein vollwertiges Phonem und kann dann in allen Positionen (auch in offenen Silben) stehen. Das unbetonte ə dient dagegen im Wesentlichen zur Aufspaltung sonst unzulässiger Konsonantengruppen und ist daher in seiner Position weitgehend vorhersagbar.

Das Berberische von Zuwara besitzt einen ausgeprägten Wortakzent, der meist auf der vorletzten Silbe, manchmal aber auf der letzten Silbe des Wortes liegt. Substantive, inklusive arabischer Fremdwörter, werden immer auf der vorletzten Silbe betont.

Auf der letzten Silbe betont man:

  • gewisse Verbformen (siehe unten). Im Verbalsystem hat der Akzent bedeutungsunterscheidende Kraft, da sich Präteritum und Aorist vielfach nur durch den Akzent unterscheiden.
  • arabische Fremdwörter (soweit es sich nicht um Substantive handelt), die ihren originalsprachlichen Akzent auf der letzten Silbe behalten können (z. B. ʕəšrín "zwanzig").

Personalpronomen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Personalpronomen trifft anders als im Deutschen eine Genusunterscheidung in der 2. und 3. Person des Singulars und des Plurals. Allerdings geraten die femininen Formen des Plurals tendenziell außer Gebrauch und werden nicht mehr konsequent benutzt.

selbständig Suffixe Possessivsuffixe Objektssuffixe
1. sg. "ich" nətš -i -iw -(iyy)id
2. sg. mask. "du" šəkk -k -ik -ak
2. sg. fem. "du" šəmm -m -im -am
3. sg. mask. "er" nə́tta -s -is -ti, -i (Dativ: -as)
3. sg. fem. "sie" nə́ttat -s -is -tət, -it (Dativ: -as)
1. pl. "wir" nə́šnin -nəγ -ə́nnəγ -anəγ
2. pl. mask. "ihr" nə́knim -wən -ə́nwən -awən
2. pl. fem. "ihr" nəknímat -kmət -ənnə́kmət -akmət
3. pl. mask. "sie" nə́tnin -sən -ə́nsən -tən, -in (Dativ: -asən)
3. pl. fem. "sie" nətnínat -snət -ənnə́snət -tənt, -inət (Dativ: -asnət)

Die kurzen Suffixe stehen vor allem nach Präpositionen, z. B. γə́ṛ-i "bei mir", γə́ṛ-k "bei dir", γə́ṛ-s "bei ihm/ihr", γə́ṛ-nəγ "bei uns", γə́ṛ-wən "bei euch", γə́ṛ-sən "bei ihnen".

Das Berberische von Zuwara besitzt zwei grammatische Geschlechter: Maskulinum und Femininum. Maskuline Substantive beginnen meist mit einem Vokal. Feminine Substantive stellen diesem Vokal noch ein t- voran und enden meist auch auf -t.

Der initiale Vokal lautet oft (t)a-, etwas seltener (t)i- oder ganz sporadisch u-; soweit verhält es sich wie in den meisten anderen Berbersprachen:

  • aməddúkəl "Freund" (maskulin)
  • adə́ffu "Apfel" (maskulin)
  • íγəff "Kopf" (maskulin)
  • údəmm "Gesicht" (maskulin)
  • taməddúkəlt "Freundin" (feminin)
  • tafúnast "Kuh" (feminin)
  • tissə́gnit "Nadel" (feminin)
  • tíli "Schaf" (feminin, ohne t-Suffix)

Nicht selten kommt in der Sprache von Zuwara als Präfix aber auch (t)ə́- vor, was aus den meisten anderen Berbersprachen nicht bekannt ist:

  • ə́fus "Hand" (maskulin)
  • ə́laẓ "Hunger" (maskulin)
  • ə́sinn "Zahn" (maskulin)
  • tə́nast "Schlüssel" (feminin)
  • tə́mart "Bart" (feminin)
  • tə́gna "Fisch" (feminin, ohne t-Suffix)

Bei längeren Substantiven kann der Präfixvokal ganz fehlen. Es handelt sich hier im Prinzip wohl ebenfalls um Substantive auf ə-, wobei aber das ə, da es in einer Vortonsilbe stünde, entfällt:

  • fíγər "Schlange" (maskulin, statt *əfíγər)
  • rúku "Gerät" (maskulin)
  • tγúsa "Sache" (feminin, statt *təγúsa)
  • tyáẓiḍt "Huhn" (feminin)

Noch anders verhalten sich die sehr zahlreichen arabischen Fremdwörter. Diese beginnen, unabhängig vom Geschlecht, meist mit l- oder mit einem Doppelkonsonanten. Dies geht auf den arabischen bestimmten Artikel zurück, der aber im Berberischen von Zuwara fest zum Nomen gehört und nicht als Artikel betrachtet wird:

  • lə́ktab "Buch" (maskulin)
  • əlmuʕə́lləm "Lehrer" (maskulin)
  • ə́lfərq "Unterschied" (maskulin)
  • əlʕílət "Familie" (feminin)

Die Pluralbildung ist ähnlich wie in den anderen Berbersprachen. Hauptregeln:

  • Der initiale Vokal (auch ə-) wird durch i- (bei Feminina ti-) ersetzt.
  • Es tritt eine Endung -(ə)n (maskulin) ~ -in (feminin) an.
  • Anstelle der Endung kann ein interner Vokalwechsel auftreten.

Beispiele:

  • axə́mmas "(der) Diener" – ixəmmásən "(die) Diener"
  • taxə́mmast "Dienerin" – tixəmmásin "Dienerinnen"
  • árgaz "Mann" – irgázən "Männer"
  • txábəyt "Wasserkrug" – tixúbay "Wasserkrüge"

État d'annexion

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie viele andere Berbersprachen unterscheidet auch das Berberische von Zuwara beim Substantiv einen "état libre" (die Normalform) und einen "état d'annexion". Letzterer wird in Zuwara nur in Abhängigkeit von Präpositionen verwendet; in allen anderen Fällen steht das Substantiv im état libre.[2]

Ähnlich wie in anderen Berbersprachen bildet man den état d'annexion der Maskulina im Wesentlichen durch einen Wechsel des Präfixes a- (aber auch ə-) > wə-:

  • árgaz > wə́rgaz "Mann" (z. B. mit der Dativpräposition i: i-wə́rgaz "dem Mann")
  • áfṛux > wə́fṛux "Junge"
  • ə́fus > wə́fus "Hand"

Anstelle von unbetontem wə- wird u- gesprochen:

  • aməddúkəl > uməddúkəl "Freund"

Wie in anderen Berbersprachen auch ist das a- einiger Substantive stabil und bleibt nach w- erhalten:

  • áman "Wasser" > wáman

Konsonantisch anlautende Substantive können im état d'annexion manchmal ein w- annehmen, meist bleibt die Form aber unverändert:

  • fíγər > fíγər "Schlange"
  • rúku > wrúku oder rúku "Gerät"

Die Präfixe i- und ti-, die auch in den meisten Pluralformen vorkommen, bleiben unverändert:

  • tíddart > tíddart "Haus"

Feminina können das Präfix ta- durch tə- ersetzen, doch bei vielen Substantiven bleibt das Präfix unverändert.

  • támuṛt > tə́muṛt "Stadt"

Hinter dem Possessum folgt, eingeleitet durch die Präposition n, der Possessor, der in der Form des état d'annexion stehen muss:

  • əlmə́drəst n tə́muṛt "die Schule der Stadt(támuṛt)"

Als Entsprechung deutscher Possessivpronomina stehen Possessivsuffixe zur Verfügung, die oben im Abschnitt "Personalpronomen" aufgelistet sind. Wenn sie dem Substantiv angehängt werden, wird der Akzent so verschoben, dass er auf der vorletzten Silbe bleibt:

  • lə́ktab "Buch" – ləktábiw "mein Buch" – ləktabə́nsən "ihr(pl.) Buch"
  • áḍus "Geruch" – aḍúsis "sein Geruch"
  • árgaz "Mann" – argázis "sein Mann"

Ein ə geht oft verloren, sobald es den Akzent verliert:

  • ə́fus "Hand" – fúsis "seine Hand"
  • ə́ḍaṛ "Fuß" – ḍáṛis "sein Fuß"
  • tə́miṭṭ "Nabel" – tmíṭṭis "sein Nabel"

Es gibt aber auch Substantive, für die eine Erhaltung des unbetonten -ə- bezeugt ist:

  • tə́nast "Schlüssel" – tənástis "sein Schlüssel"

Wenn eine Pluralendung -ən und ein Possessivsuffix mit -ən- aufeinanderfolgen, so findet eine Kontraktion statt: míddən "Leute" + -ə́nnəγ "unsere" → middə́nnəγ "unsere Leute". Dies betrifft nicht Fälle mit anderen Pluralendungen wie ilə́γman "Kamele": iləγman-ə́nsən "ihre Kamele".

Das Demonstrativum besteht aus einer unflektierbaren Partikel, die dem Substantiv vorangeht und mit ihm in einer Genitivkonstruktion verbunden wird:

  • áyu n-wə́fṛux "dieser Junge", wörtlich: "dies von Junge"
  • áyu n-tíddart "dieses Haus"

Personalflexion

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie andere Berbersprachen auch hat die Sprache von Zuwara am Verb Prä- und Suffixe, die das Subjekt bezeichnen. Die Affixe sind im Prinzip für alle Verben und Tempora die gleichen. Hier als Beispiel die Personalformen von zwei Verben:

Affixe von "schlug" (Präteritum) von "steht auf" (Präsens)
1.sg. ─γ wə́ttəγ "ich schlug" ttbə́ddiγ "ich stehe auf"
2.sg. t─d twə́ttəd "du schlugst" ttbə́ddid "du stehst auf"
3.sg.mask. y─ ywə́tt (iwə́tt) yttbə́dda
3.sg.fem. t─ twə́tt ttbə́dda
1.pl. n─ (ə)nwə́tt nəttbə́dda
2.pl.mask. t─m twə́ttəm ttbə́ddim
2.pl.fem. t─mət twə́ttmət ttbəddímət
3.pl.mask. ─n wə́ttən ttbə́ddan
3.pl.fem. ─nət wə́ttnət ttbəddánət

Zu beachten:

  • Auslautendes -a (gleichgültig in welchem Tempus) wird vor den Suffixen der 1. und 2. Person immer zu -i- (wie im Beispiel "steht auf" in der Tabelle). Während jedes -a mit -i wechselt, gibt es aber auch Verben, deren Stamm durchgängig auf -i endet.[3]
  • Ein Teil der genannten Verben mit variablem Auslautvokal bildet die 3.pl. unregelmäßig auf -ənn, z. B. yəflá "er ging" – fliγ "ich ging" – təflíd "du gingst" – flənn "sie gingen".

Die wichtigsten Stammformen des Verbs sind der Aorist, das Präteritum und das Präsens. Alle Formen werden hier in der 3.sg.mask., also mit dem Personalpräfix y-, angegeben.

Der Aorist und das Präteritum unterscheiden sich bei den meisten Verben allein durch den Akzent. Während der Aorist und das Präsens die in der Sprache vorherrschende Normalbetonung auf der vorletzten Silbe zeigen, wird im Präteritum die Betonung auf die letzte Silbe verlagert. Das Präsens wird oft durch die Verdopplung des mittleren Konsonanten charakterisiert, wobei sich dabei in Einzelfällen die Natur des Konsonanten ändern kann:

Aorist Präteritum Präsens
"bauen" yə́bna yəbná ybə́nna
"braten" yə́knəf yəknə́f ykə́nnəf
"erblicken" yə́bḥər yəbḥə́r ybə́ḥḥər
"zurückkommen" yə́dwəl yədwə́l ydə́ggəl

Eine zweite häufige Bildungsweise des Präsens besteht darin, dem Aoriststamm ein Präfix tt- voranzustellen:

Aorist Präteritum Präsens
"schreien" yə́ẓẓəf yəẓẓə́f yttə́ẓẓəf
"singen" yínig yiníg yttínig
"sprechen" yútlay yutláy yttútlay
"vergessen" yə́ttu yəttú yttə́ttu

Beide Bildungen kombiniert finden sich in dem Verb für "fallen" (in dem, wie auch sonst üblich, verdoppeltes ḍ als ṭṭ realisiert wird):

Aorist Präteritum Präsens
"fallen" yúḍa yuḍá yttúṭṭa

Viele Verben haben im Präteritum einen auslautenden betonten Vokal -á, wohingegen im Aorist der Vokal (der unbetont sein müsste) ganz abfällt. Das Präsens solcher Verben wird teils durch Konsonantenverdopplung, teils durch ein Präfix tt- gebildet:

Aorist Präteritum Präsens
"hören" yə́səl yəslá ysə́ll
"lachen" yə́ḍṣ yəḍṣá yḍə́ṣṣ
"sehen" yə́ẓəṛ yəẓṛá yẓə́ṛṛ
"töten" yə́nγ yənγá ynə́qq
"tun" yig yigá yttíg
"übernachten" yəns yənsá ynə́ss

Manche Verben zeigen im Präsens zusätzlich zu einem der üblichen Bildungsmittel noch die Einfügung eines Vokals -a-:

Aorist Präteritum Präsens
"gehen" yə́fəl yəflá yəffál
"sich kleiden" yíṛəḍ yiṛə́ḍ yttíṛaḍ
"lesen" yə́γər yəγrá yəqqár

Dann gibt es Verben, die im Präsens entweder ein -a oder eine Kopie des Stammvokals anhängen:

Aorist Präteritum Präsens
"füllen" yə́tšuṛ yətšúṛ yttətšáṛa
"(auf)stehen" yə́bədd ybə́dd yttbə́dda
"sterben" yə́mmut yəmmút yttmáta
"teilen" yə́ẓun yẓún yttẓúnu[4]
"zittern" yə́ržiž yəržíž yttəržíži

Der Stamm mancher Verben beginnt mit einem variablen Vokal. Dieser lautet a- im Aorist und u- im Präteritum. Das Präsens solcher Verben wird auf tta- gebildet:

Aorist Präteritum Präsens
"finden" yaf yufá yttáf
"öffnen" yar yurá yttár
"schreiben" yárəy yurə́y yttárəy

Einige Verben, die einen ungewöhnlichen oder längeren Stamm haben (z. B. mit vier Konsonanten), haben im Aorist und Präteritum die gleiche Form, verzichten also auf den Unterschied im Akzent. Bei solchen Verben kommt nur die Präsensbildung mit tt- in Frage, gelegentlich mit Einschub eines -a-:

Aorist Präteritum Präsens
"rufen" ynáda ynáda yəttnáda
"tragen" yḥə́mməl yḥə́mməl yəttḥə́mməl
"(jmdn.) treffen" yqábəl yqábəl yəttqábal

Mehr oder weniger unregelmäßig ist das Präsens folgender Verben:

Aorist Präteritum Präsens
"essen" yətš yətšá ytə́tt
"fragen" ysə́stən ysə́stən yəssə́stun
"geben" yuš yušá yttítš
"(ver)lassen" yədž yədžá yttádža
"schlagen" yə́wətt ywə́tt yttšát
"trinken" yə́səw yəswá ysə́ss

Völlig unregelmäßig ist das Verb für "sagen":

Aorist Präteritum Präsens
"sagen" yə́məl yəṃṃá yənná

Einfluss der Personalaffixe auf die Betonung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den meisten Verbalklassen bleibt die Tonstelle eines Verbs in allen Personalformen unverändert, auch dort wo Suffixe angefügt werden:

  • yəssə́n "er weiß (Präteritum)" – təssə́nəd "du weißt" (Präteritum)
  • yəffə́γ "er ging weg (Präteritum)" – ffə́γən "sie gingen weg" (Präteritum)
  • yə́ẓəṛ "er sieht (Aorist)" – tə́ẓṛəd "du siehst" (Aorist)

Als Ausnahme ist das (nur im Präteritum gebräuchliche) Verb für "wollen" zu verzeichnen, das den Ton auf die Suffixe verschiebt:

  • yə́γs "er will" – γsə́γ "ich will" – təγsə́d "du willst" – γsə́n "sie wollen"

Bei bestimmten Verben jedoch verlagert sich durch das Anfügen von Personalendungen der Ton innerhalb des Stammes nach rechts. Dies betrifft besonders Verben des Typs yə́knəf "braten". Wie man in der folgenden Tabelle sieht, bleibt der Unterschied zwischen Aorist und Präteritum trotzdem fast immer gewahrt, und nur in der 2.pl.fem. und 3.pl.fem, die besonders lange Endungen aufweisen, müssen beide Tempora zusammenfallen:

Aorist Präteritum Präsens
"braten" 3.sg.mask. yə́knəf yəknə́f ykə́nnəf
"braten" 1.sg. kə́nfəγ knə́fəγ kə́nnfəγ
"braten" 3.pl.mask. kə́nfən knə́fən kə́nnfən
"braten" 3.pl.fem. knə́fnət knə́fnət kənnə́fnət

Bei den Verben vom Typ yə́wətt "schlagen" mit auslautendem Doppelkonsonanten kann der Unterschied zwischen Aorist und Präteritum nur in den ausschließlich präfixalen Formen aufrechterhalten werden und geht in den meisten Personalformen verloren:

Aorist Präteritum
"schlagen" 3.sg.mask. yə́wətt ywə́tt
"schlagen" 1.sg. wə́ttəγ wə́ttəγ
"schlagen" 2.sg.mask. twə́ttəd twə́ttəd
"schlagen" 1.pl. nə́wətt nwə́tt
"schlagen" 3.pl.mask. wə́ttən wə́ttən
"schlagen" 3.pl.fem. wə́ttnət wə́ttnət

Der Aorist kommt ziemlich selten in Reinform vor, am ehesten in Abhängigkeit von gewissen Modalverben. Meistens wird der Aorist mit einer vorangestellten Partikel a(d)- kombiniert. In diesem Fall ist der Aorist selbständig verwendbar und hat etwa die Bedeutung eines Futurs. Die Partikel lautet meist a-, vor folgendem Vokal steht jedoch ad-. Wird im Aorist die erste Silbe betont, so geht der Akzent in manchen Fällen auf die Partikel über:

  • yə́fəl "dass er geht" (einfacher Aorist) – á-yfəl "er wird gehen"
  • yə́ẓəṛ "dass er sieht" (einfacher Aorist) – á-yẓəṛ "er wird sehen"
  • yar "dass er öffnet" (einfacher Aorist) – á-yar "er wird öffnen"
  • árəγ "dass ich öffne" (einfacher Aorist) – ad-árəγ "ich werde öffnen"

Der Imperativ wird aus dem Aoriststamm ohne Personalaffixe gebildet:

  • ynáda "dass er ruft" (Aorist) – náda "rufe!"

Einen Plural des Imperativs bildet man mit Hilfe der Endung -(ə)t:

  • nádat "ruft!"
  • ə́kkər "steh auf!" – ə́kkrət "steht auf!"

Wird ein Verb negiert, so verändern einige Verbformen, und zwar nur solche des Präteritums, ihren Stamm: Ein variabler Auslautvokal -a/-i (Typ yəflá "er ging" – fliγ "ich ging") wird auf -i vereinheitlicht: yəflí. Außerdem fügen viele Verben, deren Stamm auf Konsonant endet, vor diesem Konsonanten ein -i- ein.

Weiter hat das negierte Verb ein Präfix wə- und ein Suffix -š. Beide diese Markierungen sind optional, und Regeln für ihre Verwendung sind nicht im Detail bekannt. Das Suffix -š wird aber in der Mehrzahl der Fälle gesetzt, insbesondere dann, wenn kein Objekt vorhanden ist. Das Suffix -š zieht den Ton auf die letzte Silbe.

Beispiele:

  • yəflá "er ging" – yəflí-š "er ging nicht"
  • fliγ "ich ging" – (wə-)flíγ-š "ich ging nicht"
  • yəffál "er geht" – (w-)yəffál-š "er geht nicht"
  • ffáləγ "ich gehe" – (wə-)ffalə́γ-š "ich gehe nicht"
  • yttə́ttu "er vergisst" – yttəttú-š "er vergisst nicht"
  • yutə́f "er trat ein" – yutíf-š "er trat nicht ein"
  • yəγs "er will" – yγís-š "er will nicht"
  • yəssə́n "er weiß" – (w-)yəssín(-š) "er weiß nicht"
  • ssə́nəγ "ich weiß" – (wə-)ssínəγ ~ (wə-)ssinə́γ-š "ich weiß nicht"

Es gibt keinen negierten Aorist, sondern dafür tritt das negierte Präsens ein.

Entsprechend wird der Imperativ (der ja vom Aoriststamm gebildet ist) nicht direkt negiert, sondern zur Negierung des Imperativs wird der Stamm des Präsens ohne die Personalaffixe verwendet:

  • ə́fəl "geh!" – (wə-)ffál-š "geh nicht!"
  • uš "gib!" – ttitš-š "gib nicht!" – ttitš-ə́t-š "gebt nicht!"

Die Objektssuffixe (Formen oben im Abschnitt "Personalpronomen") unterscheiden in der dritten Person zwei Reihen für das direkte Objekt und eine Reihe für das indirekte Objekt. In den anderen Personen fallen direktes und indirektes Objekt zusammen.

Normalerweise hängen die Objektssuffixe hinter dem Verb. Beim direkten Objekt der dritten Person steht nach einer Personalendung die t-Reihe, nach dem Verbalstamm meist die i-Reihe:

  • γsə́γ-ti "ich will es"
  • γsə́n-ti "sie wollen es"
  • γsə́γ-tən "ich will sie(pl.)"
  • yəγs-í "er will es"
  • nəγs-í "wir wollen es"
  • yəγs-ín "er will sie(pl.)"
  • γsə́γ-ak "ich will dich"
  • yəγs-ák "er will dich"

Nach dem Verb für "wollen" erhalten unmittelbar auf den Stamm folgende Objektssuffixe den Ton. In der Regel jedoch bleibt der Ton auf dem Stamm:

  • yəγs-í "er will es" – yəknə́f-i "er brät es"

Wenn der Verbalstamm auf -a auslautet, sind zwei Fälle zu unterscheiden. Im ersten Fall (dies betrifft Präteritalformen von Verben, die das -a nur im Präteritum haben) wird der Vokal vor dem Suffix elidiert:

  • yušá "er gab" – yuš-í "er gab es" – yuš-ás "er gab ihm"

Im zweiten Fall (Verben mit stabilem a-Auslaut) bleibt der Vokal erhalten, und für das direkte Objekt werden Formen auf -tt- gebraucht:

  • yəṃṃá "er sagte" – yəṃṃá-tti "er sagte es" – yəṃṃá-yas "er sagte ihm"
  • ynadá-ttət "er rief sie(fem.)"

Werden gleichzeitig Suffixe für das indirekte und das direkte Objekt gebraucht, so stehen sie in dieser Reihenfolge:

  • yuš-ás-ti "er gab es ihm"
  • uš-íd-ti "gib es mir!"

Wenn dem Verb entweder das Präfix a(d)- des Aorists oder die Negation wə- vorangeht, hängt das Objektsuffix hinter diesem und nicht hinter dem Verb:

  • ẓṛíγ-ti "ich sah ihn", aber: wə-tt-ẓṛíγ "ich sah ihn nicht"
  • w-ak-ẓṛíγ "ich sah dich nicht"
  • á-yuš "er wird geben" – á-tt-yuš "er wird es geben" – a-k-ə́tt-yuš "er wird es dir geben"

Wenn in einer negierten Form das Präfix wə- nicht realisiert ist, steht das Objektssuffix dennoch vor dem Verb:

  • tt-yuší-š "er gab es(tt-) nicht"
  • ak-ətt-ušíγ-š "ich gab es dir nicht"

Im negierten Präsens (einschließlich des negierten Imperativs) stehen nur die Dativsuffixe vor dem Verb, die Akkusativsuffixe dagegen hinter ihm:

  • wə-ttitš-í-š "gib es(-i-) nicht!"
  • w-ak-əttitšəγ-tí-š "ich gebe es(-ti-) dir(-ak-) nicht"

Manchmal wird das Objekt nicht durch ein Objektsuffix ausgedrückt, sondern mit einer Präposition umschrieben:

  • tẓəṛṛ dis "sie sieht ihn" (dis heißt eigentlich: "in ihm")

Die Wortstellung ist sehr variabel. Häufig steht das Verb am Satzanfang.

Nichtverbalsatz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein nominales Prädikat kann durch das Element d angebunden werden:

  • nə́tta d axə́mmas "er ist ein Diener"
  • nətš d bábis "ich bin sein Vater"
  • d áṣbiḥ "es ist gut"

Satzfragen haben am Ende meist eine Partikel -a. Die Silbe direkt davor wird betont:

  • báhi "OK" – bahí-a "OK?"
  • təẓṛíd-a "hast du gesehen?"
  • əṃṃutə́n a "sind sie gestorben?"

Die Konstruktion des Relativsatzes unterscheidet sich von der vieler anderer Berbersprachen; insbesondere fehlt die sonst als "Partizip" bezeichnete Form. Relativsätze werden meist mit einer Partikel la eingeleitet, die im Übrigen auch "dass" bedeutet:

áyu la yəγs ṛə́bbi
dies REL will Gott
"das, was Gott will"

nə́tta la yəṃṃá-yid
er REL sagte-mir
"er ist es, der (es) mir sagte

Einige Elemente aus dem Grundwortschatz; Verben sind in der 3. Pers. sg. mask. des Aorists zitiert:

Auge tiṭṭ
drei tlat
eins ídžən
essen yətš
Frau tamə́ṭṭut
fünf xə́msa
geben yuš
gehen yə́fəl
groß amə́qqar
gut áṣbiḥ
Hand ə́fus
hören yə́səl
Mann árgaz
Mund ími
Name ísm
sagen yə́məl
sehen yə́ẓəṛ
vier ə́ṛbəʕ
Wasser áman
wissen yəssə́n[5]
zwei sənn

Der Anteil an arabischen Wörtern und ganzen Phrasen ist im Berberischen von Zuwara sehr hoch. Einige Beispiele:

  • áywa "ja"
  • lá "nein"
  • lákən "aber"
  • waḷḷáhi "wirklich"
  • yaxṣáṛa "schade!"
  • áhlən "hallo"
  • ṣbaḥ əlxír "guten Morgen!"
  • kul yúm "jeden Tag"
  • šə́hṛ la yfát "vorigen Monat"
  • L. Galand 2005: Quelques traits du parler berbère de Zouara, in Studi Maghrebini 3: 187–195
  • T.F. Mitchell 2009: Zuaran Berber (Libya). Grammar and Texts, Köln (Hrsg. H. Stroomer & S. Oomen)
  • T.F. Mitchell: Particle-noun complexes in a Berber dialect (Zuara), in BSOAS 15, 1953, 375–390
  • T.F. Mitchell 1957: Some properties of Zuara nouns, with special reference to those with consonant initial, in Mémorial André Basset, Paris, 83–96
  • T.F. Mitchell 1953: Particle-noun complexes in a Berber dialect (Zuara), Bulletin of the School of Oriental and African Studies 15: 375–390
  • L. Serra: Testi berberi in dialetto di Zuara, Istituto Universitario Orientale di Napoli – Annali 14, 1964, 715–723
  • L. Serra: Due racconti in dialetto berbero di Zuara (Tripolitania), Studi Magrebini 2, 1968, 123–128
  • L. Serra: L'ittionimia e la terminologia marinaresca nel dialetto berbero di Zuara (Tripolitania), Studi Magrebini 3, 1970, 21–53
  • L. Serra: I "nomina actionis" nel dialetto berbero di Zuara (Tripolitania), in Atti del Secondo Congresso Internazionale di Linguistica Camito-Semitica, 1978, 321–335
  • L. Serra 1993: Sul 'possessivo' nel dialetto berbero di Zuara (Tripolitania), in À la croisée des études lybico-berbères (Mèlanges Galand), Paris, 247–254

Mitchells Grammatik, die aus dem Nachlass erschien, beschreibt nur das Verbalsystem. Informationen über das Nominalsystem enthalten seine älteren Aufsätze. Einige weitere grammatische Themen behandelt Galand (auf der Basis von Mitchells Materialien). Ein Wörterbuch existiert nicht.

  1. Galand 2005: 188, Anm. 1.
  2. Andere Berbersprachen verwenden den état d'annexion typischerweise auch für ein direkt dem Verb folgendes Subjekt. In Zuwara steht das Subjekt unabhängig von seiner Position immer im état libre.
  3. Dieses stabile -i wird von Mitchell als -əy analysiert.
  4. Andere Notation iḍḍẓúnu.
  5. Präteritum; das Verb wird üblicherweise in diesem Tempus verwendet.