*þeudō

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*þeudō ist ein rekonstruiertes urgermanisches Wort das „Volk, Gruppe, Menge“ bedeutet. Das früheste überlieferte Lexem in einer germanischen Sprache ist das Gotische Þiuda, mit der Bedeutung „Volk“. Das Urgermanische *þeudō bildet die sprachliche Basis für die Etymologie des Begriffs Deutsch und taucht als Wortglied in der Namenkunde auf.

Aus der indogermanischen Wortwurzel *teuteh₂ (veraltete Rekonstruktion *teutā) für „Stamm, Volk“ bildeten sich die germanischen Formen und andere Formen, beispielsweise keltische Formen, wie zum Beispiel altirisch túath „Stamm, Volk“, vgl. die irischen Túatha Dé Danann.

Im Gotischen erscheint dieses Wort in der grammatischen Grundform als Substantiv þiuda und als adverbiale Form þiudisko.[1] Quelltexte sind die Fragmente der Bibelübersetzung des gotischen Kleriker und Missionars Wulfila, der Gotenbibel.

Im Galaterbrief 2:14f. übersetzt die gotische Bibel das griechische ἐθνικῷς (ethnikos) heidnisch als Antonym für jüdisch mit dem umstandswörtlichen Lehnwort þiudisko auf Basis von þiuda. An anderer Stelle wird für heidnisch ohne einen speziellen bedeutungsmäßigen Kontrast zu bilden die Form fem. haiþno für Ελληνίς = Griechin (Mk. 7:26) genutzt.

Im sogenannten „Gotenkalender“, Fragmente eines gotischen Festkalenders aus der Salzburg-Wiener Handschrift, wird die zweigliedrige Kompositbildung Gutþiuda für „Gotenvolk“ genannt.

Im Altnordischen und Isländisch erscheint dieses Etymon als þjóð.

Anglo-friesische Sprachen

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Im Altenglischen erscheint das Etymon als þeod, im Altfriesischen als thiād.

Altdeutsche Idiome

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Im Altniederdeutschen erscheint das Etymon als thiod(a), im Althochdeutschen als diot, im Mittelhochdeutschen.[2]

Niederländisch

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Im Altniederländischen wird das Etymon als *theoda rekonstruiert.[3] Im Mittelniederländischen erscheint das Etymon als diet.[4]

Als Vorderglied ist es Bestandteil vieler Vornamen, und zwar männlicher wie auch weiblicher:

  • Dietbert/-pert - Ditbert/-pert oder Detbert/-pert (auch Didbert/-pert oder Dedbert/-pert, kurz Depert) - Diotbert/-pert - Deotbert/-pert - Theudebert/-pert (auch: Theudobert/-pert) - Theodebert/-pert (auch: Theodobert/-pert; kurz: Theobert/-pert) - Thiadebert/-pert
  • Dietbrand/-prand - Ditbrand/-prand oder Detbrand/-prand (auch Didbrand/-prand oder Dedbrand/-prand, kurz Deprand) - Diotbrand/-prand - Deotbrand/-prand - Theudebrand/-prand (auch Theudobrand/-prand) - Theodebrand/-prand (auch: Theodobrand/-prand, kurz Theobrand/-prand)
  • Dietbold/-bald/-pold/-pald - Ditbold/-pold oder Detbold/-pold (auch Didbold/-pold oder Dedbold/-pold, kurz Depold) - Diotbold/-bald/-pold/-pald - Deotbold/-bald/-pold/-pald - Theudebald/-pald (auch: Theudobald/-pald) - Theodebald/-pald (auch: Theodobald/-pald, kurz Theobald/-pert) - Thiadebald/-pald
  • Dietlinde
  • Dietmar/Deitmar - Ditmar oder Detmar (auch Didmar/Dedmar, kurz: Demar) - Diotmar - Deotmar - Theodemar (auch: Theodomar, kurz: Theomar) - Theodemir - Thiademar
  • Dietrich/Deitrich - Ditrich oder Detrich (auch Didrich/Dedrich, kurz: Derich) - Diotrich - Deotrich - Theuderich (auch Theudorich) - Theoderich (Theodorich, kurz: Theorich)

Historisch finden sich unter anderem:

Als Vorderglied ist es Bestandteil von Ortsnamen:

  • Leute, in verwandter Bedeutung und Namensbildung
  1. Wolfgang Krause: Handbuch des Gotischen. §56,3, §127,1.
  2. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold, 22. Auflage, Berlin und New York 1989, ISBN 3-11-006800-1
  3. M. C. van den Toorn, W. Pijnenburg, J. A. van Leuvensteijn, J. M. van der Horst: Geschiedenis van de Nederlandse taal. Amsterdam University Press, Amsterdam 1997, S. 74.
  4. J. van der Schaar: Woordenboek van voornamen. 13. Auflage, [ca. 1994], ISBN 90-274-3469-7