Bracht (Rauschenberg)

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Bracht
Koordinaten: 50° 55′ N, 8° 51′ OKoordinaten: 50° 55′ 18″ N, 8° 50′ 57″ O
Höhe: 240 (238–257) m ü. NHN
Fläche: 28,24 km²[1]
Einwohner: 845 (2016)[2]
Bevölkerungsdichte: 30 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35282
Vorwahl: 06427

Bracht ist einer von sieben Ortsteilen der Stadt Rauschenberg im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf. Der Ort liegt am Roten Wasser, einem nördlichen Nebenfluss der Ohm, im Burgwald und grenzt an Rosenthal, Schönstadt, Albshausen und Schwabendorf.

Kirche

In der Nähe des heutigen Dorfes wurden Reste einer bandkeramischen Siedlung ausgegraben.

Am 2. Januar 1241 wurde Bracht soweit bekannt erstmals in einer auf der Amöneburg ausgestellten Urkunde als Brachtfe erwähnt. Mit dem „Vertrag von Langsdorf“ ging Bracht am 10. September 1263 nebst großen Teilen des Burgwaldes in das landesherrliche Eigentum der hessischen Landgrafen über und unterstand somit nicht mehr direkt dem erzbischöflichen Einfluss von der Amöneburg aus. 1349 forderte die Pest erste Opfer im Dorf. 1450 kam Bracht zum Gericht Schönstadt (vorher Gericht Bulenstrut), mit der Besonderheit, dass alle Geldstrafen an die landgräfliche Kanzlei nach Marburg abzuführen waren.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Bracht trotz seiner „versteckten“ Lage nicht verschont.

Am 3. September 1728 erfolgte die Einweihung der neugebauten Kirche (Erntedankfest und Kirchweihtag). Der Siebenjährige Krieg (1756–1763) brachte Bracht wiederum in große Not, da der Burgwald für beide Gegner eines der wichtigsten Aufstellungs-, Durchmarsch- und Rückzugsgebiete war. Von 1776 bis 1783 nahmen 14 Brachter Soldaten am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg teil. 1826 hatte Bracht insgesamt 443 Einwohner.

Von 1833 bis 1852 sorgte die Bürgergarde für Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung. Sie war – abgesehen von den Städten – zahlenmäßig mit 69 Mann die größte im Kreis Marburg, aber auch die patriotischste. 1873 wurde die Landstraße Bracht – Rosenthal, eine der ersten Straßen in Hessen, die teilweise geteert war, dem Verkehr übergeben. Im April 1888 wurde der Weiler und ehemalige Deutschordenshof Merzhausen aus dem Ortsverband Rosenthal aus- und dem Gutsbezirk Oberförsterei Bracht eingegliedert. Die kleine Gehöftgruppe im Norden der Gemarkung ist seitdem Teil von Bracht. 1891 wurde für 900 Mark die erste Feuerspritze angeschafft und somit eine eigenständige Freiwillige Feuerwehr gegründet. 1920 gründete sich der erste Brachter Fußballverein.

Im Sommer 1934 wurden 80 ha einer bereits gerodeten Waldfläche vom Luftwehrbereichskommando Münster für den bereits 1933 geplanten Einsatzhafen I. Ordnung Bracht enteignet. Der Bau des Flugplatzes begann im Herbst 1934, seine Fertigstellung erfolgte im Mai 1936. Ab 1935 zweigte am sechs Kilometer entfernten Bahnhof Halsdorf von der Wohratalbahn eine Anschlussbahn zum Flugplatz Bracht ab. Sie diente ausschließlich dem Transport von Militärgütern und Flugplatzpersonal. Ab 10. Mai 1940 lag hier die III. Gruppe des Kampfgeschwaders 28 und flog Einsätze gegen Frankreich. Am 20. Juli 1944 wurde Bracht erstmals von den Alliierten bombardiert. Die letzten deutschen Angehörigen der Wehrmacht sprengten am 27. März 1945 die Flugplatzeinrichtungen und Flugzeuge. Einen Tag später marschierten die US-amerikanischen Truppen und Panzerverbände in Bracht ein.

Am 5. April 1945 übernahmen die United States Army Air Forces (USAAF) den Flugplatz unter der Bezeichnung Advanced Landing Ground ALG Y-95 und betrieben ihn als Versorgungs- und Evakuierungsflugplatz. Zu diesem Zeitpunkt gab es dort eine mit Gras bedeckt Start- und Landebahn mit einer Länge von 3400 Fuß (1036 Metern) und einer Breite von 120 Fuß (36 Metern).[3] Schon am 30. April 1945 wurde diese Art der Nutzung wieder eingestellt. Im Jahr 1946 wurde die Anschlussbahn endgültig stillgelegt und abgebaut.

Nachkriegsgeschichte

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Ab 1949 entstand der Ortsteil Siedlung. Die Gründung eines Posaunenchors folgte 1950.

Nach fast 20 Jahren Planung konnte 2004 die Einweihung der Mehrzweckhalle gefeiert werden.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen genehmigte die Landesregierung mit Wirkung vom 31. Dezember 1971 den freiwilligen Zusammenschluss der Stadt Rauschenberg und der Gemeinden Albshausen, Bracht, Ernsthausen, Josbach, Schwabendorf und Wolfskaute im damaligen Landkreis Marburg zu einer Stadt mit dem Namen Rauschenberg.[4] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden sowie für die Kernstadt wurde je ein Ortsbezirk gebildet.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Bracht angehört(e):[1][6]

Gerichte seit 1821

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Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Bracht zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[11] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[12][13] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Bracht 858 Einwohner. Darunter waren 6 (0,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 144 Einwohner unter 18 Jahren, 348 zwischen 18 und 49, 189 zwischen 50 und 64 und 168 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 348 Haushalten. Davon waren 81 Singlehaushalte, 96 Paare ohne Kinder und 138 Paare mit Kindern, sowie 27 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 59 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 228 Haushaltungen lebten keine Senioren.[14]

Einwohnerentwicklung

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Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1577: 38 Hausgesesse
• 1630: 24 Hausgesesse (2 dreispännige, 4 zweispännige, 9 einspännige Ackerleute, 9 Einläuftige)
• 1681: 25 hausgesessene Mannschaften
• 1747: 60 Hausgesesse
• 1838: Familien: 70 nutzungsberechtigte Ortsbürger, 19 Beisassen
Bracht: Einwohnerzahlen von 1766 bis 2016
Jahr  Einwohner
1766
  
314
1800
  
?
1834
  
451
1840
  
503
1846
  
503
1852
  
511
1858
  
489
1864
  
491
1871
  
454
1875
  
459
1885
  
444
1895
  
447
1905
  
507
1910
  
502
1925
  
457
1939
  
546
1946
  
812
1950
  
845
1956
  
806
1961
  
812
1967
  
868
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
858
2016
  
845
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[14]; 2016[2]

Historische Religionszugehörigkeit

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Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1861: 479 evangelisch-lutherische, 19 evangelisch-reformierte, ein römisch-katholischer Einwohner.
• 1885: 443 evangelische (= 99,77 %), ein katholischer (= 0,23 %) Einwohner
• 1961: 692 evangelische (= 85,22 %), 113 katholische (= 13,92 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit

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Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1766: Erwerbspersonen: zwei Schuster, ein Strumpfweber, 4 Schmiede, 11 Leineweber, 5 Wagner, ein Schneider, zwei Müller, zwei Wirte, ein Schreiner, ein Ziegelbrenner, 5 Tagelöhner.
• 1838: Familien: 52 Ackerbau, 10 Gewerbe, 27 Tagelöhner.
• 1961: Erwerbspersonen: 226 Land- und Forstwirtschaft, 131 Produzierendes Gewerbe, 40 Handel und Verkehr, 40 Dienstleistungen und Sonstiges.

Für Bracht besteht ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[5] Der Ortsbeirat für den Ortsbezirk Bracht besteht aus fünf Mitgliedern. Die Wahlbeteiligung zur Wahl des Ortsbeirats bei der Kommunalwahl 2021 54,36 %. Alle Kandidaten gehörten der „Gemeinschaftslist Bracht“ an.[15] Der Ortsbeirat wählte Andreas Weichsel zum Ortsvorsteher.[16]

Sehenswürdigkeiten

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  • „Die Burg“, das anstelle eines um 1280 erbauten Gebäudes errichtete landgräfliche ehemalige Jagdschloss Bracht
  • Mehrere Eichen in der Nähe des Forsthauses Hirschberg, wobei die dickste einen Brusthöhenumfang von 7,25 m (2014) hat.[17]
Mehrzweckhalle
  • Ein Kindergarten
  • Eine Grundschule
  • Eine Mehrzweckhalle

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Trennung von Justiz (Landgericht Marburg) und Verwaltung.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Bracht, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 21. Oktober 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Kritik an neuer Kita-Trägerschaft. In: Oberhessische Presse. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. November 2021; abgerufen am 28. November 2021.
  3. The Air Force Engineer. Army Air Forces Engineer Command, MTO (Prov). Mehrere Auflagen, 1943–1945 (Broschüre der United States Air Force Historical Research Agency, USAFHRA).
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 2, S. 47, Punkt 50 Abs. 2 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8 MB]).
  5. a b Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Stadt Rauschenberg, abgerufen im September 2021.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Georg Landau: Beschreibung des kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 370 (online bei HathiTrust’s digital library).
  8. Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 100 f. (online bei Google Books).
  10. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
  11. Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  12. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  13. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A%3F~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)
  14. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 70, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  15. Ortsbeiratswahl Albershausen. In: Votemanager. Stadt Bracht, abgerufen im August 2023.
  16. Ortsvorsteher der Stadt Rauschenberg. In: Webauftritt. Stadt Rauschenberg, abgerufen im August 2023.
  17. Eintrag im Verzeichnis Monumentaler Eichen. Abgerufen am 10. Januar 2017.