Abu Zenima

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
أبو زنيمة
Abu Zenima
Abu Zenima (Ägypten)
Abu Zenima (Ägypten)
Koordinaten 29° 5′ N, 33° 11′ OKoordinaten: 29° 5′ N, 33° 11′ O
Basisdaten
Staat Ägypten
Gouvernement Dschanub Sina
Fläche 5000 km²
Einwohner 3271 (2006)
Dichte 0,7 Ew./km²
Bild
Bild

Abu Zenima (arabisch أبو زنيمة; hebräisch אבו זנימה) ist eine ägyptische Stadt am Golf von Suez im Südwesten der Sinai-Halbinsel 120 km südlich von Suez. Sie gehört zum Regierungsbezirk Süd-Sinai und liegt an der Straße, die von Suez bis nach El Tor führt. Zur Stadt Abu Zenima gehören die zwei kleineren Siedlungen Grendel und Ramla.

Die Region des heutigen Abu Zenima war seit dem Neolithikum von Menschen bewohnt, wie Siedlungsspuren und Gräberfelder am nahen Berg von Khasat Al-Tarf beweisen. Seit Mitte des 4. vorchristlichen Jahrtausends wurde am Berg Samra im Südwesten der Stadt Kupferbergbau betrieben. Das Pharaonenreich sicherte sich spätestens unter Sahure (Fünfte Dynastie) im 24. Jh. v. Chr. darüber die Kontrolle.[1] Der Hafen wurde angelegt, über den vor allem Türkis und Kupfer nach Ägypten verschifft wurden. Nahe bei Abu Zenima finden sich die bedeutenden Tempelanlagen von Sarābīt al-Chādim, die unter Pharaonen der Zwölften Dynastie) im 20. Jh. v. Chr. zu Ehren Hathors errichtet wurden.

Auf dem felsigen Plateau des Berges Makabir finden sich Siedlungsspuren aus der Zeit der Nabatäer und der Herrschaft von Byzanz. Im Gefolge der arabischen Landnahme im 7. Jh. etablierte sich der Beduinenstamm der Aleiqats in der Region um Abu Zenima.[2]

Zum ersten Mal eroberte Israel Abu Zanima während des Sinai-Krieges 1956 und gab mit dem Abzug der israelische Armee aus Sinai und Gaza (1956 - 1957)] die Kontrolle darüber an Ägypten zurück. Während der Besetzung des Sinai durch die IDF im Sechstagekrieg kam Abu Zanima ein zweites Mal unter israelische Kontrolle. Die israelische Marine richtete einen Ankerpunkt für die im Golf von Suez operierenden Schiffen ein.[3]בין גלימ

1971 richtete Israel in Abu Zanima ein Internierungslager ein, in das Familienangehörige gesuchter Terroristen aus dem Gazastreifen deportiert wurden. Das Lager wurde nach weniger als einem Jahr geschlossen.[4] Abu Zanima blieb unter israelischer Herrschaft, bis in Folge des Interimsabkommens zwischen Israel und Ägypten der Sinai ab 1975 sukzessive zurückgegeben wurde, was mit dem Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten 1979 seinen Abschluss fand.[5]

Die Mangan-Minen von Umm Bugma, Aufnahme aus den 1960er Jahren

Die Bewohner Abu Zanimas in Steinbrüchen und Minen und den verarbeitenden Gips- und Ferromangan; die Mangan-Mine in Umm Bugama, die 1967 300.000 Tonnen pro Jahr produzierte, erlebt derzeit unter einer gestiegenen Nachfrage eine Renaissance.[6] Der Hafen handelt neben den Metallprodukten Gips, Kaolin, Glassand und Rotsand.[7] Neben der traditionellen Landwirtschaft vor allem in der wasserreichen Region Grendel gewann in den letzten Jahren der Tourismus eine zunehmende Bedeutung.[8]

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sarābīt al-Chādim

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Ruinen von Sarābīt al-Chādim auf einer Lithographie von 1849

Die Tempelanlage von Sarābīt al-Chādim wurde unter der gemeinsamen Herrschaft der Pharaos Amenemhet I. und seines Sohnes Senusret I. (Zwölften Dynastie) in der ersten Hälfte des 20. vorchristlichen Jahrhunderts erbaut, als auf der Sinaihalbinsel vermehrt nach Gold und Türkis gesucht wurde.[9][10]

Tal des Grendel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das in der Nähe Abu Zenimas mündende Tal des Grendel ist durch seinen Wasserreichtum geprägt. Es gibt viele Oasen, Wildvögel und Wüstentiere. Das Tal erstreckt sich über eine Länge von 75 bis 85 km und zeichnet sich durch eine dichte Vegetation aus, die das ganze Jahr über aus natürlichen Quellen gespeist wird. In dem Tal entstanden Beduinen-Touristenresorts, von denen aus mehrtägige Safaris durchgeführt werden.[11]

Der Wadi Nasib enthält riesige Haufen Schlacke aus dem Kupferguss, geschätzt etwa 100.000 Tonnen, die in der Pharaonenzeit als entstanden sind.[12] In dieser Region fanden sich Inschriften in Protosinaitischer Schrift, auch Inschriften aus der Zeit der Ramessidenzeit (um 1200 v. Chr.) sowie Artefakte aus der Nabatäerzeit.[13]

Das Köppen-Klima-Klassifikationssystem ordnet das Klima von Abu Zenima als heißes Wüstenklima (Bwh) ein, wie Ägypten insgesamt.[14]

Klimatabelle
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 14 14,9 17,5 21,2 24,8 27,5 28,6 28,8 26,7 23,8 19,9 15,7 22
Mittl. Tagesmax. (°C) 19,8 21 23,7 27,8 31,6 33,9 34,7 34,9 32,2 29,6 25,8 21,4 28,1
Mittl. Tagesmin. (°C) 8,2 8,8 11,4 14,7 18,1 21,1 22,1 22,6 21,3 18,1 14 10 15,9
Niederschlag (mm) 1 2 1 1 0 0 0 0 0 0 1 3 Σ 9
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
19,8
8,2
21
8,8
23,7
11,4
27,8
14,7
31,6
18,1
33,9
21,1
34,7
22,1
34,9
22,6
32,2
21,3
29,6
18,1
25,8
14
21,4
10
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
1
2
1
1
0
0
0
0
0
0
1
3
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: Climate-Data.org
Commons: Abu Zenima – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Alan Gardiner, T. Eric Peet: The Inscriptions of Sinai. Hrsg.: Jaroslav Černý. Egypt Exploration Society, London (englisch).
  2. Murray, G.W.: Sons of Ishmael: A Study of the Egyptian Bedouin. G Routledge & Sons Ltd., London 1935 (englisch).
  3. Dror Isman und Ofer Raz: נווי מידבר על גדות מפרץ סואץ [Eine Oase an den Ufern des Golfs von Suez]. In: בין גלים [Zwischen den Wellen] 157, S. 28. April 1982 (hebräisch, wordpress.com [PDF; abgerufen am 12. November 2024]).
  4. Exiled in Sinai: The story of the Nekhel and Abu Zenima detention facilities. Akevot; (englisch).
  5. Israel und Ägypten: Ein Frieden auf Umwegen. Bundeszentrale für politische Bildung, 22. März 2019;.
  6. Sinai Manganese resumes production with revitalised furnaces. Daily News Egypt, 7. April 2024; (englisch).
  7. Mining port Abu Zenima. Abgerufen am 11. November 2024 (englisch).
  8. Gianluca Pacchiani: Paradise lost? Sinai, once teeming with Israeli tourists, is deserted amid Gaza war. Times of Israel, 25. Mai 2024; (englisch).
  9. Dieter Arnold: Die Tempel Ägyptens. Götterwohnungen, Kultstätten, Baudenkmäler. Artemis & Winkler, Zürich 1992, ISBN 978-3-7608-1073-7.
  10. Richard H. Wilkinson: Die Welt der Tempel im Alten Ägypten. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1975-3.
  11. The visit of the Community Service and Environmental Development Sector at Ain Shams University to the villages of South Sinai Governorate. Ain Shams University, 22. August 2022; (englisch).
  12. Mohamed M. Megahed: Archaeo-Mineralogical Characterization of Ancient copper and Turquoise mining in South Sinai, Egypt. In: ArcheomaticA N°4. Dezember 2018 (englisch).
  13. Walid Kamel Ali: Characterization and Treatment of Rock Inscriptions in Wadi Nasib in South Sinai, Egypt, Case Study. In: Middle East Journal of Applied Sciences. 25. Januar 2018 (englisch, curresweb.com [PDF]).
  14. Climate: Abu Zenima - Climate graph, Temperature graph, Climate table. Climate-Data.org, abgerufen am 12. November 2024 (englisch).