Der Adjunktionsraum (auch Verklebungsraum ) ist in der Topologie ein Quotientenraum , der durch das Verkleben zweier topologischer Räume entsteht.
Seien
X
{\displaystyle X}
und
Y
{\displaystyle Y}
zwei topologische Räume. Weiter sei
A
⊆
Y
{\displaystyle A\subseteq Y}
ein abgeschlossener Unterraum und
f
:
A
→
X
{\displaystyle f\colon A\to X}
eine stetige Abbildung . Nun definieren wir auf der disjunkten Vereinigung
X
⊔
Y
{\displaystyle X\sqcup Y}
eine Äquivalenzrelation
∼
{\displaystyle \sim }
durch
a
∼
f
(
a
)
,
∀
a
∈
A
,
{\displaystyle a\sim f(a),\;\forall a\in A,}
der daraus resultierende Quotientenraum
X
∪
f
Y
:=
(
X
⊔
Y
)
/
∼
{\displaystyle X\cup _{f}Y:=(X\sqcup Y)/\sim }
nennt man Adjunktionsraum . Die Funktion
f
{\displaystyle f}
nennt man anhängende oder anklebende Funktion . Man sagt, dass man
Y
{\displaystyle Y}
an
X
{\displaystyle X}
entlang
f
{\displaystyle f}
anklebt (resp. anhängt).[ 1]
Die Äquivalenzrelation sagt, dass man ein
x
∈
X
{\displaystyle x\in X}
mit allen Punkten
f
−
1
(
x
)
⊆
A
{\displaystyle f^{-1}(x)\subseteq A}
identifiziert (falls welche getroffen werden).
Falls
A
=
∅
{\displaystyle A=\emptyset }
, dann ist
X
∪
f
Y
=
X
⊔
Y
{\displaystyle X\cup _{f}Y=X\sqcup Y}
.
Sei
x
0
∈
X
{\displaystyle x_{0}\in X}
und
y
0
∈
Y
{\displaystyle y_{0}\in Y}
. Wir werden beide Mengen nun an diesen Punkten verkleben, das heißt sei
A
=
{
y
0
}
⊆
Y
{\displaystyle A=\{y_{0}\}\subseteq Y}
und
f
:
A
→
X
,
f
(
y
0
)
=
x
0
{\displaystyle f\colon A\to X,\;f(y_{0})=x_{0}}
, dann haben wir
y
0
∼
x
0
{\displaystyle y_{0}\sim x_{0}}
. Der Adjunktionsraum
X
∪
f
Y
{\displaystyle X\cup _{f}Y}
ist das Wedge-Produkt
X
∨
Y
{\displaystyle X\vee Y}
.
Sei
f
:
S
1
→
S
1
,
x
→
x
2
{\displaystyle f:S^{1}\to S^{1},\;x\to x^{2}}
, dann haben wir
x
∼
−
x
,
∀
x
∈
S
1
{\displaystyle x\sim -x,\forall x\in S_{1}}
und
D
2
∪
f
S
1
{\displaystyle D^{2}\cup _{f}S^{1}}
ist die reelle projektive Gerade
R
P
2
{\displaystyle \mathbb {R} P^{2}}
.
Sei
X
=
D
2
{\displaystyle X=D^{2}}
und
Y
=
D
2
{\displaystyle Y=D^{2}}
. Sei
A
=
∂
Y
{\displaystyle A=\partial Y}
und
f
(
x
)
=
x
{\displaystyle f(x)=x}
, dann ist
X
∪
f
Y
{\displaystyle X\cup _{f}Y}
gerade die
2
{\displaystyle 2}
-Sphäre
S
2
{\displaystyle S^{2}}
.
Seien
M
{\displaystyle M}
und
N
{\displaystyle N}
zwei nicht-leere
n
{\displaystyle n}
-Mannigfaltigkeiten mit Rand und
f
:
∂
N
→
∂
M
{\displaystyle f:\partial N\to \partial M}
ein Homöomorphismus zwischen den Rändern. Dann ist der Adjunktionsraum
M
∪
f
N
{\displaystyle M\cup _{f}N}
entstanden durch das Ankleben von
N
{\displaystyle N}
an
M
{\displaystyle M}
entlang ihrer Ränder.
Sei
X
=
[
0
,
1
]
×
[
0
,
1
]
{\displaystyle X=[0,1]\times [0,1]}
das Einheitsquadrat . Verklebe nun die Seiten
A
=
{
0
}
×
[
0
,
1
]
{\displaystyle A=\{0\}\times [0,1]}
und
B
=
{
1
}
×
[
0
,
1
]
{\displaystyle B=\{1\}\times [0,1]}
durch die Äquivalenzrelation
(
0
,
s
)
∼
(
1
,
s
)
,
∀
s
∈
[
0
,
1
]
{\displaystyle (0,s)\sim (1,s),\;\forall s\in [0,1]}
. Dann ist der Adjunktionsraum der Zylinder
S
1
×
[
0
,
1
]
{\displaystyle S^{1}\times [0,1]}
.
Sei
X
∪
f
Y
{\displaystyle X\cup _{f}Y}
ein Adjunktionsraum und
q
:
X
⊔
Y
→
X
∪
f
Y
{\displaystyle q\colon X\sqcup Y\to X\cup _{f}Y}
die Quotientenabbildung.
Dann ist die Restriktion von
q
|
X
{\displaystyle q|_{X}}
eine topologische Einbettung und
q
(
X
)
{\displaystyle q(X)}
ein abgeschlossener Unterraum von
X
∪
f
Y
{\displaystyle X\cup _{f}Y}
.
Dann ist die Restriktion von
q
|
Y
∖
A
{\displaystyle q|_{Y\setminus A}}
eine topologische Einbettung und
q
(
Y
∖
A
)
{\displaystyle q(Y\setminus A)}
ein offener Unterraum von
X
∪
f
Y
{\displaystyle X\cup _{f}Y}
.
X
∪
f
Y
=
q
(
X
)
⊔
q
(
Y
∖
A
)
{\displaystyle X\cup _{f}Y=q(X)\sqcup q(Y\setminus A)}
.[ 1]
Seien
M
{\displaystyle M}
und
N
{\displaystyle N}
zwei nicht-leere
n
{\displaystyle n}
-Mannigfaltigkeiten mit Rand und
f
:
∂
N
→
∂
M
{\displaystyle f:\partial N\to \partial M}
ein Homöomorphismus zwischen den Rändern. Dann ist der Adjunktionsraum
M
∪
f
N
{\displaystyle M\cup _{f}N}
eine
n
{\displaystyle n}
-Mannigfaltigkeiten ohne Rand. Weiter existieren zwei topologische Einbettungen
e
:
M
→
M
∪
f
N
{\displaystyle e\colon M\to M\cup _{f}N}
und
h
:
N
→
M
∪
f
N
{\displaystyle h\colon N\to M\cup _{f}N}
, deren Bilder abgeschlossene Teilmengen von
M
∪
f
N
{\displaystyle M\cup _{f}N}
sind und für die gilt
e
(
M
)
∪
h
(
N
)
=
M
∪
f
N
{\displaystyle e(M)\cup h(N)=M\cup _{f}N}
,
e
(
M
)
∩
h
(
N
)
=
e
(
∂
M
)
=
h
(
∂
N
)
{\displaystyle e(M)\cap h(N)=e(\partial M)=h(\partial N)}
.[ 2]
Tammo tom Dieck: Algebraic Topology . Hrsg.: EMS Press. ISBN 978-3-03719-048-7 , doi :10.4171/048 .
Tej Bahadur Singh: Introduction to Topology . Hrsg.: Springer Nature Singapore. 2019, S. 156 .
John M. Lee: Introduction to Smooth Manifolds . Hrsg.: Springer. 2. Auflage.
↑ a b John M. Lee: Introduction to Smooth Manifolds . Hrsg.: Springer. 2. Auflage. S. 73–74 .
↑ John M. Lee: Introduction to Smooth Manifolds . Hrsg.: Springer. 2. Auflage. S. 74–75 .