Admirativ

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Der Admirativ ist ein Modus des Verbs, der unabhängig von Evidentialität die Überraschung des Sprechers oder dessen Ungläubigkeit ausdrückt.[1]

Scott DeLancey beschrieb den Admirativ erstmals als eine sprachenübergreifende grammatische Kategorie. Er ermittelte, dass Türkisch, Slavey, Sunwar, Tibetisch und Koreanisch dieser Kategorie angehören.[1] In der Nachfolge von DeLancey haben weitere Forscher den Admirativ in anderen Sprachen gefunden, besonders in Tibetobirmanischen Sprachen.

Allerdings wird die Gültigkeit der Kategorie auch von den Experten Gilbert Lazard und Nathan W. Hill angezweifelt: Lazard ist der Meinung, dass die Kategorie nicht von Evidentialität unterschieden werden kann; und Hill hält die von Scott DeLancey und Alexandra Aikhenvald gefundenen Beweise für entweder falsch oder zumindest nicht aussagekräftig. In neuerer Forschung hält DeLancey die Sprachen Slavey, Kham, Magar für klare Fälle von enthaltenem Admirativ, geht aber davon aus, dass seine Analyse des Tibetanischen nicht korrekt sei. Türkisch, Sunwar oder Koreanisch nennt er nicht mehr. Hill dagegen bietet eine alternative Analyse des Slavey, wobei er DeLanceys Beweise für Admirativ als direkte Evidentialität ansieht. Das Navajo benützt den Admirativ in Kombination mit Evidentialität.

Albanisch besitzt den Admirativ als definierte Verbform. Damit wird Überraschung auf Seiten des Sprechers ausgedrückt, es können aber auch andere Funktionen wie das Ausdrücken von Ironie, Zweifel oder Beschriebenheit übernommen werden.[2] Im Englischen wird dies meist mit apparently übersetzt, im Deutschen mit einer Hilfskonstruktion wie Modalpartikeln, dem Konjunktiv oder durch die epistemische Variante des Verbs.

  • Alexandra Y. Aikhenvald: Evidentiality. Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-926388-4.
  • Scott DeLancey: Mirativity: The grammatical marking of unexpected information. In: Linguistic Typology. Band 1, 1997, S. 33–52, doi:10.1515/lity.1997.1.1.33.
  • Scott DeLancey: The mirative and evidentiality. In: Journal of Pragmatics. Band 33, Nr. 3, 2001, S. 369–382, doi:10.1016/S0378-2166(01)80001-1 (academia.edu).
  • Scott DeLancey: Still mirative after all these years. In: Journal of Pragmatics. Band 33, Nr. 3, 2001, S. 529–564, doi:10.1515/lity-2012-0020 (academia.edu).
  • Connie Dickinson: Mirativity in Tsafiki. In: Studies in Language. Band 24, Nr. 2, 2000, S. 379–422, doi:10.1075/sl.24.2.06dic (academia.edu).
  • Nathan W. Hill: 'Mirativity' does not exist: ḥdug in 'Lhasa' Tibetan and other suspects. In: Linguistic Typology. Band 13, Nr. 3, 2012, S. 389–433, doi:10.1515/lity-2012-0016 (soas.ac.uk).
  • Nathan W. Hill: Hare lõ: the touchstone of mirativity. In: SKASE Journal of Theoretical Linguistics. Band 13, Nr. 2, 2015, S. 24–31 (soas.ac.uk).
  • Gilbert Lazard: Mirativity, evidentiality, mediativity, or other? In: Linguistic Typology. Band 3, Nr. 1, 2009, S. 91–109, doi:10.1515/lity.1999.3.1.91.
  • Dan I. Slobin, Ayhan A. Aksu: Tense, aspect and modality in the use of the Turkish evidential. In: Paul J. Hopper (Hrsg.): Tense-aspect: Between semantics & pragmatics. John Benjamins, Amsterdam 1982, ISBN 90-272-2865-5, S. 185–200 (colorado.edu (Memento vom 16. Juni 2015 im Internet Archive) [PDF; 489 kB]).

Einzelnachweise

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  1. a b Scott DeLancey: Mirativity: The grammatical marking of unexpected information. In: Linguistic Typology. Band 1, 1997, S. 33–52.
  2. Victor A. Friedman: Evidentiality in the Balkans: Bulgarian, Macedonian and Albanian. In: Wallace L. Chafe, Johanna Nichols (Hrsg.): Evidentiality: The Linguistic Coding of Epistemology. Ablex, 1986, ISBN 0-89391-203-4, S. 168–187, hier S. 180 (uchicago.edu [PDF]).