Ahrntal (Gemeinde)
Ahrntal | |
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(ital.: Valle Aurina) | |
Wappen | |
Staat: | Italien |
Region: | Trentino-Südtirol |
Provinz: | Bozen – Südtirol |
Bezirksgemeinschaft: | Pustertal |
Einwohner: (VZ 2011/31.12.2022) |
5,911/5.989 |
Sprachgruppen: | 98,14 % deutsch 1,57 % italienisch 0,29 % ladinisch |
Koordinaten | 47° 0′ N, 11° 59′ O |
Meereshöhe: | 942–3418 m s.l.m. (Zentrum: 1054 m s.l.m.) |
Fläche: | 187,28 km² |
Dauersiedlungsraum: | 15,5 km² |
Fraktionen: | Luttach, Steinhaus, St. Jakob, St. Johann, St. Peter, Weißenbach |
Nachbargemeinden: | Brandberg (Tirol), Finkenberg (Tirol), Mayrhofen (Tirol), Mühlwald, Prettau, Sand in Taufers |
Partnerschaft mit: | Haar (bei München) (D) |
Postleitzahl: | 39030 |
Vorwahl: | 0474 |
ISTAT-Nummer: | 021108 |
Steuernummer: | 00342270212 |
Bürgermeister (2020): | Helmut Klammer (SVP) |
Ahrntal (italienisch Valle Aurina) ist eine italienische Gemeinde mit 5989 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in Südtirol. Sie umfasst den Großteil des gleichnamigen Ahrntals. Hauptort der Gemeinde Ahrntal ist Steinhaus.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde Ahrntal nimmt den Großteil des Ahrntals ein, das von der Ahr durchflossen wird. Der Talabschnitt, der zusammen mit kleineren Seitentälern und den umliegenden Berggebieten zur Gemeinde Ahrntal gehört, beginnt im Süden nahe der Engstelle, die als Grenze zum Tauferer Tal aufgefasst wird und wo die Grenze zur Nachbargemeinde Sand in Taufers verläuft. Im Norden endet er an der Klamm(e) genannten Engstelle zwischen St. Peter und Prettau.
Die bedeutendsten dörflichen Siedlungen der 187,28 km² großen Gemeinde Ahrntal, die sich mit der Ausnahme Weißenbachs allesamt im Haupttal befinden, sind von Süden nach Norden:
- Luttach (950–1020 m s.l.m.) am Ausgang des Weißenbachtals,
- Weißenbach (1320–1370 m) im Weißenbachtal, einem nach Westen abzweigenden Seitental,
- St. Johann (1000–1030 m), auch kurz Ahrn genannt,
- Steinhaus (1040–1070 m), der Hauptort der Gemeinde,
- St. Jakob (1170–1210 m) und
- St. Peter (1260–1430 m) nahe der Gemeindegrenze zu Prettau.
Im Norden, Westen und Südwesten wird die Gemeinde von Bergen der Zillertaler Alpen eingerahmt. Der im Norden das Tal begrenzende Zillertaler Hauptkamm bzw. Alpenhauptkamm bildet gleichzeitig die italienisch-österreichische Grenze zum Bundesland Tirol (Landesteil Nordtirol). Zu den bedeutendsten Bergen dort auf Gemeindegebiet zählen der Turnerkamp (3418 m), die Hornspitzen, der Schwarzenstein (3369 m), der Große Löffler (3379 m), die Wollbachspitze (3210 m) und die Napfspitze (3144 m). Der Gebirgszug im Westen und Südwesten, in dem u. a. die Tristenspitze (2716 m) und das Speikboden-Massiv aufragen, trennt die Gemeinden Ahrntal und Mühlwald im Mühlwalder Tal. Im Südosten grenzt die zur Venedigergruppe gehörende Durreckgruppe mit dem Durreck (3135 m) und dem Hirbernock (3010 m) die Gemeinde vom Reintal mit der Ortschaft Rein in Taufers ab. Große Teile der Durreckgruppe sind als Teil des Naturparks Rieserferner-Ahrn unter Schutz gestellt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Ur- und Frühgeschichte war das Gemeindegebiet dünn besiedelt. Auf der Weißenbacher Ross Alpe befand sich eine Kultstätte. Auf dem Schönbichl bei St. Martin stand eine kleine Siedlung. In der Platte am Bloßenberg wurden Bild- und Schalensteine gefunden.[1]
Der Gemeindename wurde vom Talnamen entlehnt (siehe Ahrntal).
Die Gemeinde Ahrntal bzw. damals nur Valle Aurina mit Sitz in Steinhaus entstand 1929 unter dem Faschismus durch die Zusammenlegung der Kleingemeinden Luttach, St. Johann, St. Jakob, St. Peter und Prettau. 1958 wurde Prettau ausgegliedert und bildet seitdem wieder eine eigenständige Gemeinde.
1947 ermöglichte eine Ahrner Fluchtroute, die vom amerikanisch besetzten Salzburgischen über den Krimmler Tauern nach Genua reichte, ca. 5000 jüdischen Vertriebenen im Kontext der Bricha die Ausreise nach Palästina.[2]
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ahrntal hat gemäß den erhobenen Sprachgruppenzugehörigkeitserklärungen bzw. Sprachgruppenzuordnungserklärungen eine weitgehend deutschsprachige Bevölkerung. Als Berechnungsgrundlage der folgenden Prozentwerte wurden die gültigen Erklärungen von Personen mit italienischer Staatsbürgerschaft herangezogen.
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Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wichtigster Wirtschaftszweig ist der Fremdenverkehr (5.400 Gästebetten und über 430.000 Nächtigungen pro Jahr). Im Sommer gibt es Rad-, Kletter- und Wandermöglichkeiten im Naturpark Rieserferner-Ahrn, außerdem bieten die zahlreichen Gipfel der umgebenden Bergketten auch anspruchsvollen Bergsteigern jede Menge Möglichkeiten (eine Überquerung der nördlichen bzw. nordöstlich gelegenen Berge und Übergänge führt den Alpinisten nach Österreich, zu früheren Zeiten verstärkt auch von Schmugglern genutzt); im Winter laden die nahen Skigebiete Klausberg und Speikboden ebenso ein, wie zahlreiche Langlaufloipen, Rodelstrecken, Skitouren- oder auch Wandermöglichkeiten. Auch der Kronplatz liegt nahe. Für den Erlebnistourismus stehen die Western Horse Ranch in Luttach sowie die Schwarzbachalm oberhalb von Luttach mit Natur-Erlebnisspielplatz zur Verfügung. Wichtige touristische Sehenswürdigkeiten sind das Mineralienmuseum in Steinhaus, das Bergbaumuseum in Steinhaus und das Krippenmuseum in Luttach.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für den Kraftverkehr ist die Gemeinde in erster Linie durch die SS 621 erschlossen.
Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde Ahrntal ist Sitz eines Schulsprengels in deutscher Sprache. Dieser umfasst auf dem Gemeindegebiet die sechs Grundschulen in Luttach, St. Jakob, St. Johann, St. Peter, Steinhaus und Weißenbach, sowie die Mittelschule in St. Johann. Dem Schulsprengel angeschlossen ist auch die Grundschule der Nachbargemeinde Prettau.[6]
Der Hauptsitz der Öffentlichen Bibliothek der Gemeinde Ahrntal befindet sich in St. Johann.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bürgermeister seit 1952:[7]
- Josef Oberhollenzer: 1952–1964
- Johann Kirchler: 1969–1986
- Josef Kirchler: 1986–1991
- Josef Gottfried Kirchler: 1991–1995
- Hubert Rieder: 1995–2010
- Helmut Klammer: seit 2010
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Südtiroler Bergbaumuseum: Kornkasten Steinhaus
- Schauraum zur Archäologie des Ahrntales im Pfisterhaus (eröffnet Oktober 2015)
- Mineralienmuseum Kichler in St. Johann
- Krippenmuseum Maranatha in Luttach
- Oberkofler Museum in St. Johann
- Plattersäge in St. Johann
- Naturparkaußenstelle in Prettau
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinrich Gasteiger (* 1957), Koch, Fachlehrer und Fachbuchautor
- Bruno Klammer (* 1938), Theologe, Autor und Verleger
- Karin Knapp (* 1987), Tennisspielerin
- Norbert Niederkofler (* 1961), Koch
- Josef Oberhollenzer (* 1955), Autor
- Johann Baptist Oberkofler (1895–1969), Priester und Maler
- Joseph Georg Oberkofler (1889–1962), Jurist und Autor
- Gregor Tasser (1727–1807), ab 1770 der letzte Propst des Augustinerchorherrenstifts St. Michael an der Etsch bis zu dessen staatlicher Aufhebung unmittelbar nach seinem Tode, wird gelegentlich als aus Weißenbach stammend bezeichnet[8], er stammte aber wohl vom Weißenbachlhof in St. Johann in Ahrn[9].
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Ahrntal: heimatkundliche Beiträge. In: Der Schlern. 52/1978, H. 7/8.
- Gemeinde Ahrntal (Hrsg.): Ahrntal: ein Gemeindebuch. Mit Beiträgen von Christoph von Hartungen, Ernst Hofer, Reimo Lunz, Lydia Reichegger, Walburg Tanzer, Hannes Obermair, Gertrud Egger, Brigitte Niederkofler, Mathias Schmelzer, Sieglinde Hofer, Margareth Kamelger und Martha Verdorfer. Steinhaus 1999 (online).
- Rudolf Tasser: Das Obermair Medizinbuch aus St. Jakob im Ahrntal. In: Wolfgang Ingenhaeff (Hrsg.): Bergvolk und Medizin. Berenkamp, Innsbruck 2005, ISBN 3-85093-202-8, S. 321–370.
- Tauferer Ahrntal. Geschichte und Zukunft. Tappeiner, Lana 2007, ISBN 978-88-7073-420-1.
- Josef Duregger, Stefan Felder, Johanna Müller: Teldra Dialektpüich. Mit Gschichtlan fan Toule. Edition Raetia, Bozen 2009, ISBN 978-88-7283-365-0.
- Paul Gruber, Franz Josef Künig (Hrsg.): Peter Wasserer 1822 bis 1845. Provinz Verlag, Brixen 2010.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Gemeinde Ahrntal
- Landschaftsplan der Gemeinde Ahrntal. Amt für Landschaftsökologie, Autonome Provinz Bozen – Südtirol (PDF-Datei)
- Geschichte-Tirol: Ahrntal
- Eintrag im Tirol Atlas des Instituts für Geographie an der Universität Innsbruck
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ GeoBrowser. Provinz Bozen, abgerufen am 15. Oktober 2021.
- ↑ Thomas Albrich: Exodus durch Österreich. Die jüdischen Flüchtlinge 1945–1948. Haymon Verlag, Innsbruck 1987, ISBN 978-3852180311, S. 165–168.
- ↑ Volkszählung 1981 – Die amtliche Bürgerzahl und die Sprachgruppen in Südtirol nach Gemeinde und Bezirk. Landesinstitut für Statistik der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol, März 1983, abgerufen am 9. Dezember 2024.
- ↑ a b Volkszählung 2001 – Berechnung des Bestandes der drei Sprachgruppen in der Provinz Bozen-Südtirol. Landesinstitut für Statistik der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol, August 2002, abgerufen am 9. Dezember 2024.
- ↑ a b Ergebnisse Sprachgruppenzählung 2024 – Berechnung des Bestandes der drei Sprachgruppen in der Autonomen Provinz Bozen - Südtirol. Landesinstitut für Statistik der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol, Dezember 1924, abgerufen am 9. Dezember 2024.
- ↑ Schulsprengel Ahrntal. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.
- ↑ Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. (PDF; 15 MB) In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindenverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159, abgerufen am 16. November 2015.
- ↑ Hannes Obermair: Das Augustinerchorrenstift St. Michael an der Etsch. In: Ders., Klaus Brandstätter, Emanuele Curzel (Hrsg.): Dom- und Kollegiatstifte in der Region Tirol, Südtirol, Trentino in Mittelalter und Neuzeit / Collegialità ecclesiastica nella regione trentino-tirolese del medioevo all’età moderna (= Schlern-Schriften. Bd. 329). Wagner: Innsbruck 2006. ISBN 3-7030-0403-7, S. 253–271, Bezug S. 264 u. 269.
- ↑ Karl Atz, Adelgott Schatz: Der deutsche Anteil des Bistums Trient. Auer & Comp.: Bozen 1910. Band V, S. 293 und mündliche Auskunft der Familienforscherin Notburga Kirchler aus Weißenbach