al-Hadschara
al-Hadschara | ||
---|---|---|
| ||
Koordinaten | 15° 4′ N, 43° 43′ O | |
Basisdaten | ||
Staat | Jemen | |
Gouvernement | Sanaa | |
ISO 3166-2 | YE-SN | |
Höhe | 2350 m | |
Einwohner | 2000 (2000[1]) | |
al-Hadschara liegt wie ein Trutzburg an der Hangkante
|
Al-Hadschara (englisch Al Hajjarah; arabisch الحجرة, DMG al-Ḥaǧara) ist eine jemenitische Stadt im Gouvernement Sanaa und Mittelpunkt einer gleichnamigen Verwaltungseinheit. Die Ortschaft wurde im 11. Jahrhundert gegründet.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt liegt 5 km westlich der Distrikts-Hauptstadt Manācha. Von Manacha aus windet sich eine Piste durch das Harazgebirge[2] (Dschabal Haraz) zur auf 2350 Meter gelegenen Ortschaft al-Hadschara. Sinngemäß übersetzt heißt die Stadt „die Steinerne“. Al-Hadschara liegt am westlichen Gebirgshang, östlich an die Gebirgs-Tihama anschließend.[3] Bedeutung erlangte al-Hadschara, ähnlich wie Manacha, aufgrund seiner geographischen Exposition, als es den Osmanen galt, die Straßen von Sanaa zur Küste in Schach zu halten.
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Ortsbild al-Hadscharas ist durch jahrhundertealte steinerne Turmhäuser geprägt, die unten fensterlos und in einzelnen Fällen bis zu sechsstöckig aufgebaut sind. Die Häuser stehen dicht gedrängt nebeneinander. Im Zusammenhang mit dem steilen Felsen betrachtet, erwecken sie den Eindruck eines geschlossenen Sperrriegels. Weiße Umrandungen um die Fenster sollten vor dem „bösen Blick“ schützen. Ähnlich wie Thula und Schibam Kaukaban verfügt die Stadt seit alters her über Zisternen und Getreidesilos, um längeren Belagerungen standhalten zu können. Durch diese Infrastruktur vermochten die Einwohner alle gegen sie gerichteten Angriffe zu überstehen. Al-Hajjarah weist mindestens dreiundzwanzig Zisternen auf, die in Zeiten von Belagerungszuständen die Wasserversorgung sicherzustellen vermochten.
Wie in vielen jemenitischen Städten waren hier früher jüdische Handwerker wohnhaft. Der Zugang zum Ort ist sehr schmal und mit einer schweren Holztür verschließbar.[2] Al-Hadschara gilt als Aushängeschild jemenitischer Bergarchitektur. Gleichwohl geht seine Bevölkerung zurück. Eine Vielzahl von Häusern steht heute leer, da Manacha mittlerweile als annehmlicherer Wohnort gilt. Dazu trug bei, dass der Ort in den 1960er Jahren Zerstörungen ausgesetzt war, die aus Luftangriffen republikanischer Truppen auf die im Ort verschanzten Royalisten resultierten.
Umland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Region um al-Hadschara gilt als spektakulärste Landschaft des Jemen. Tief eingeschnittene Täler trennen die steilen Bergstöcke und vermitteln das Bild extremer Vertikalen. Charakteristisch für diesen Naturraum sind die Kleinkammerung und Unzugänglichkeit der Bergwelt. Oft fehlt es an Wegesystemen. Das westliche Bergland bildete damit eine natürliche kulturräumliche Grenze zwischen Berg- und Tiefland, was Schutz gegen eindringende Feinde bot. Diesen Umständen ist zu verdanken, dass sich die Stammesgesellschaft im Hochland über Jahrhunderte hinweg autochthon entwickelte.
Um den raren fruchtbaren Böden landwirtschaftliche Erzeugnisse abringen zu können, war die Bevölkerung seit je her auf den Terrassenfeldbau angewiesen. Große Teile der umgebenden Berghänge sind terrassiert. Vornehmlich werden auf ihnen Hirse, die Alltagsdroge Qat und Kaffee angebaut. Hierfür wurden seit der Antike artenreiche Trockenwälder gerodet. Als natürliche Vegetation haben sich sukkulente Euphorbien (beispielsweise die Euphorbia ammak) etabliert. Dort, wo die Täler sich aufspreizen, ist Kaffeeanbau möglich.[3]
Tierwelt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um die Stadt herum findet man diverse Vogelarten, so den Jemengirlitz (Crithagra menachensis, eine Finkenart), den Arabiensteinschmätzer und Philbysteinhuhn. Außerdem lassen sich der Jemenhänfling und der Arabienspecht finden.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Becker, Volker Höhfeld, Horst Kopp: Kaffee aus Arabien. der Bedeutungswandel eines Weltwirtschaftsgutes und seine siedlungsgeographische Konsequenz an der Trockengrenze der Ökumene. Wiesbaden (= Erdkundliches Wissen 46), 1979.
- Edmund Jacoby (Hrsg.): Die visuelle Weltgeschichte des Mittelalters. Gerstenberg, 2005, ISBN 978-3-8067-4594-8.
- Aviva Klein-Franke: Die Juden im Jemen. In: Werner Daum Jemen. Umschau-Verlag, Frankfurt/Main, ISBN 3-7016-2251-5.
- Aviva Klein-Franke: Tradition und Neuerung in der Schmuckherstellung im Jemen im 20. Jahrhundert. In: Simurgh 1, S. 19–29, 2005.
- Horst Kopp (Hrsg.): Länderkunde Jemen. Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-89500-500-2.
- Ester Muchawsky-Schnapper: The Yeminites: Two Thousand Years of Jewish Culture. Jerusalem 2000.
- Gerd Simper, Petra Brixel: Jemen. Reise-Know-How, Bielefeld 2002, ISBN 3-921497-09-4
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Simper, Brixel, Jemen, S. 308 (s. Lit.)
- ↑ a b atg jemen.com Kurzdarstellung ( des vom 26. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Horst Kopp, S. 30 und 36 f. (s. Lit.)