Algoriphagus

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Algoriphagus
Systematik
Domäne: Bakterien (Bacteria)
Abteilung: Bacteroidetes
Klasse: Cytophagia
Ordnung: Cytophagales
Familie: Cyclobacteriaceae
Gattung: Algoriphagus
Wissenschaftlicher Name
Algoriphagus
Bowman 2003

Algoriphagus ist eine Gattung von Bakterien. Mehrere Arten wachsen bei relativ niedrigen Temperaturen, Funde stammen u. a. aus der Antarktis.[1]

Die Zellen von Algoriphagus sind stäbchenförmig. Eine gleitende Bewegung („gliding motility“), die ohne Hilfe von Flagellen erfolgt, wurde nicht beobachtet. Dieses Merkmal unterscheidet sie von einigen verwandten Arten innerhalb der Cyclobacteriaceae, hier können sich einige gleitend fortbewegen. Dazu zählen z. B. Arten von Echinicola. Die Arten von Algoriphagus produzieren nicht lösbare Carotinoide. Der Farbstoff Flexirubin wird nicht gebildet.[1]

Stoffwechsel und Wachstum

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Algoriphagus ist auf Sauerstoff angewiesen, es ist aerob. Der Stoffwechsel ist chemoorganotroph. Je nach Art werden verschiedene Zucker zum Wachstum genutzt. Des Weiteren können von Art abhängig unterschiedliche Verbindungen, wie Agar, Casein, Gelatine, DNA, verschiedene Polysorbate (Tweens) und / oder Chitin, genutzt werden. So hydrolysiert A. mannitolivorans Stärke, Tween 20 und Tween 80. Casein wird von dieser Art nicht genutzt.[2]

Nicht abgebaut werden Cellulose und Harnstoff. Der Oxidase-Test und der Katalase-Test verläuft positiv. Aesculin wird gespalten.[1] Das dominierende Quinon ist Menaquinon-7.

Es folgt eine Tabellen mit Merkmalen einiger Arten:[1]

A. alkaliphilus A. antarcticus A. boritolerans A. halophilus
Wachstumstemperatur 11–39 °C 5–25 °C 17–37 °C 10–41 °C
tolerierte Salzgehalte 0–3 % 0–5 % 0–3 % 0–8 %
Nitratreduktion ja nein nein nein

Eine weitere Tabelle der von den Bakterien für den Stoffwechsel genutzten Verbindungen:[1]

A. alkaliphilus A. antarcticus A. boritolerans A. halophilus
Agar - - - -
Casein - - k. A. -
Gelatine + - - +
Stärke + - + +
DNA + - k. A. -

Abkürzungen: + wird hydrolysiert; - wird nicht hydrolysiert; k. A. keine Angabe

Die Gattung Algoriphagus zählt zu der Familie Cyclobacteriaceae.[3] Diese wird zu der Ordnung Cytophagales gestellt, welche zu der im Jahr 2012 aufgestellten Klasse Cytophagia zählt. Die in der Antarktis isolierte Algoriphagus ratkowsky ist die Typart. Sie wurde im Jahr 2003 von John P. Bowman und Mitarbeitern beschrieben. Im Jahr 2014 wurde die Beschreibung noch einmal erweitert.[2]

Zu der Gattung zählen fast 50 Arten (Stand Oktober 2021). Es folgt eine Liste einiger Beispiele:[4]

Arten von Algoriphagus kommen in unterschiedlichen Habitaten vor. So wurden Mitglieder der Gattung aus Meereis, Meerwasser, von Algen, aus Meeressedimenten, Böden und Süßwasser isoliert. Algoriphagus zählt zu dem sogenannten Cytophaga-Flavobacterium-Cluster. Bakterien dieser Gruppe gehören zu den dominierenden Bakterien im Meer. Sie spielen wahrscheinlich eine wichtige Rolle innerhalb der Zersetzung von organischen Resten (Remineralisierung) im Meer.[5]

Einige Funde von Arten stammen von der Antarktis. Dementsprechend sind auch einige Arten psychrophil. Ein Beispiel ist die Art A. antarcticus, sie zeigt Wachstum bei Temperaturen zwischen 5 und 25 °C. A. chordae und A. winogradskyi wurden bei marinen Algen gefunden;[2] A. machipongonensis wurde von Choanoflagellaten-Kolonien isoliert; A. zhangzhouensis stammt von Mangrovensedimenten in China, und A. vanfongensis wurde von Korallen isoliert. Die zu erst beschriebene Art (Typusart) der Gattung ist Algoriphagus ratkowsky. Sie wurde vom Eis in der Antarktis isoliert. Diese Art ist psychrophil und zeigt Wachstum zwischen Temperaturen von - 2 bis 25 °C.[1] Mikrobenmatten in der Antarktis waren der Fundort der Art Algoriphagus antarcticus. A. terrigena wurde von Bodenproben isoliert.[2]

Bakterien der Gattung dienen Choanoflagellaten der Art Salpingoeca rosetta als Nahrung, regen diese andererseits zur Bildung rosettenförmiger Kolonien an.[6]

Das Bakterium Algoriphagus machipongonensis zählt zu der Beute der zu den einzelligen Choanoflagellaten zählende Art Salpingoeca rosetta. Diese ernährt sich von Bakterien im Plankton und kann Kolonien bilden. Sie reagiert hierbei auf bestimmte Stoffe, die von Algoriphagus gebildet werden und in die Umgebung abgegeben werden. Die rosettenförmigen, mehrzelligen Kolonien sind besser dazu geeignet, Bakterien zu fangen als die einzellige Form. Bei den Stoffen handelt es sich um Sulfonolipide (RIF-1). Da hierbei ein Wechsel von einer einzelligen Form zu mehrzelligen Zellverbänden stattfindet, ist diese Beobachtung von Interesse für die Untersuchung der Evolution mehrzelliger Räuberorganismen.[7][8]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Krieg, N.R.; Ludwig, W.; Whitman, W.B.; Hedlund, B.P.; Paster, B.J.; Staley, J.T.; Ward, N.; Brown, D.; Parte, A.: Bergey’s Manual of Systematic Bacteriology. Volume 4: The Bacteroidetes, Spirochaetes, Tenericutes (Mollicutes), Acidobacteria, Fibrobacteres, Fusobacteria, Dictyoglomi, Gemmatimonadetes, Lentisphaerae, Verrucomicrobia, Chlamydiae, and Planctomycetes. Springer, 2010, ISBN 978-0-387-68572-4, S. 423–441.
  2. a b c d Mariyam Shahina, Asif Hameed, Shih-Yao Lin, Wei-An Lai, Yi-Han Hsu & Chiu-Chung Young: Description of Algoriphagus taiwanensis sp. nov., a xylanolytic bacterium isolated from surface seawater, and emended descriptions of Algoriphagus mannitolivorans, Algoriphagus olei, Algoriphagus aquatilis and Algoriphagus ratkowskyi In: Antonie van Leeuwenhoek, Band 106, S. 1031–1040 (2014) doi:10.1007/s10482-014-0272-7
  3. Systematik nach J.P. Euzéby: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN) - Cyclobacteriaceae (Stand: 10. Oktober 2021)
  4. Systematik nach J.P. Euzéby: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN) - Algoriphagus (Stand: Oktober 2021)
  5. Stefanie Van Trappen, Ilse Vandecandelaere, Joris Mergaert und Jean Swings: Algoriphagus antarcticus sp. nov., a novel psychrophile from microbial mats in Antarctic lakes In: International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology (2004), Ausgabe 54, S. 1969–1973 doi:10.1099/ijs.0.02973-0
  6. Oliver Hoeller: King Lab: Research (englisch). Abgerufen am 4. Dezember 2024.
  7. Maja Rischer, Daniel Leichnitz und Christine Beemelmanns: Bakterien-induzierte Morphogenese mariner Eukaryoten In: Biospektrum 23, S. 634–637 (2017)
  8. Rosanna A. Alegado, Jonathan D. Grabenstatter, Richard Zuzow, Andrea Morris, Sherri Y. Huang, Roger E. Summons and Nicole King: Algoriphagus machipongonensis sp. nov., co-isolated with a colonial choanoflagellate In: International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology (2013), Band 63, S. 163–168

Genutzte Literatur

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  • Krieg, N.R.; Ludwig, W.; Whitman, W.B.; Hedlund, B.P.; Paster, B.J.; Staley, J.T.; Ward, N.; Brown, D.; Parte, A.: Bergey’s Manual of Systematic Bacteriology. Volume 4: The Bacteroidetes, Spirochaetes, Tenericutes (Mollicutes), Acidobacteria, Fibrobacteres, Fusobacteria, Dictyoglomi, Gemmatimonadetes, Lentisphaerae, Verrucomicrobia, Chlamydiae, and Planctomycetes. Springer, 2010, ISBN 978-0-387-68572-4, S. 423–441.