Alphabetisierung (Verschriftlichung)
Als Alphabetisierung (auch Verschriftlichung, Verschriftung) bezeichnet man in der Ethnologie sowie der Medien- und Kulturwissenschaft den Prozess der Verschriftlichung einer zuvor schriftlosen Sprache. Dazu müssen die Laute und die Phoneme der Sprache analysiert und entsprechenden Schriftzeichen zugeordnet werden.[1]
Hilfsmittel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Hilfsmittel bei der Alphabetisierung dient heute die internationale Lautschrift, die auch in der Wikipedia verwendet wird, sowie der Unicode für die Verarbeitung der Schriftzeichen mit dem Computer.
Geschichte der Alphabetisierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Alphabetisierung wurde früh von der christlichen Mission vorangetrieben, um den Völkern die Bibel in ihrer eigenen Sprache zu bringen. Das bekannteste historische Beispiel hierfür ist die nach Kyrill von Saloniki benannte Kyrillische Schrift.[2] Manche Staaten, bei denen noch nicht verschriftete Sprachen heimisch sind, bemühen sich darum, eine schriftliche Form zu entwickeln. Über Russlands kulturpolitische Bemühungen, die auch die Schaffung von Schriftsystemen umfasst, berichtet Haarmann.[3] Weitere Initiativen gehen von Linguisten aus, die sich um die Erfassung bedrohter Sprachen bemühen. Eine wichtige Institution ist in dieser Hinsicht das Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nimwegen mit seiner Dokumentation bedrohter Sprachen (DoBeS),[4] das ebenfalls Alphabetisierungsprobleme bewältigen muss, wie Meyer-Arlt am Beispiel der im Amazonasgebiet gesprochenen Sprache der Aweti berichtet.[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Artikel Verschriftung. In: Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. 4., aktualisierte und überarbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2010, ISBN 978-3-476-02335-3.
- Robert A. Houston: Alphabetisierung, in: Europäische Geschichte Online, hrsg. vom Institut für Europäische Geschichte (Mainz), 2012, Zugriff am 25. März 2021 (pdf).
- Jan-Dirk Müller: Bild – Vers – Prosakommentar am Beispiel von Fechtbüchern. Probleme der Verschriftlichung einer schriftlosen Praxis. In: Hagen Keller, Klaus Grubmüller, Nikolaus Staubach (Hrsg.): Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter. Erscheinungsformen und Entwicklungsstufen. München 1992 (= Münstersche Mittelalter-Schriften. Band 65), S. 251–282.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hierzu unter dem Aspekt der Sprachplanung eine Notiz bei: David Crystal: Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache. Campus Verlag, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-593-34824-1, Seite 365. In Bezug auf Creolsprachen vgl.: Hans Joachim Störig: Abenteuer Sprache. Ein Streifzug durch die Sprachen der Erde. 2., überarbeitete Auflage. Humboldt-Taschenbuchverlag, München 1997, ISBN 3-581-66936-6, Seite 359f.
- ↑ Auf das Problem der Zuschreibung der kyrillischen Schrift geht ein: Bernard Comrie, Stephen Matthews, Maria Polinsky (Hrsg.): Bildatlas der Sprachen. Ursprung und Entwicklung der Sprachen. Nikol Verlag, Hamburg 2007, ISBN 3-937872-84-1, Seite 193f.
- ↑ Harald Haarmann: Die Sprachenwelt Europas. Geschichte und Zukunft der Sprachnationen zwischen Atlantik und Ural. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1993, ISBN 3-593-34825-X, Seite 251ff.
- ↑ DoBeS Documentation of Endangered Languages/Dokumentation bedrohter Sprachen, abgerufen am 6. Mai 2016 (Website in Bahasa Indonesia, Englisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch und Russisch).
- ↑ Ronald Meyer-Arlt: Jäger des verlorenen Satzes. In: Eichsfelder Tageblatt. Regionalausgabe der Mitteldeutsche Allgemeine. Nr. 125, 1. Juni 2013, Seite 33f.