Althütte
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 55′ N, 9° 34′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Stuttgart | |
Landkreis: | Rems-Murr-Kreis | |
Höhe: | 497 m ü. NHN | |
Fläche: | 18,16 km2 | |
Einwohner: | 4239 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 233 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 71566, 71549 | |
Vorwahlen: | 07183, 07192 | |
Kfz-Kennzeichen: | WN, BK | |
Gemeindeschlüssel: | 08 1 19 004 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausplatz 1 71566 Althütte | |
Website: | www.althuette.de | |
Bürgermeister: | Reinhold Sczuka (CDU) | |
Lage der Gemeinde Althütte im Rems-Murr-Kreis | ||
Althütte ist eine Gemeinde im Rems-Murr-Kreis in Baden-Württemberg mit circa 4200 Einwohnern.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Althütte hat Anteil an den Naturräumen Schurwald und Welzheimer Wald sowie Schwäbisch-Fränkische Waldberge, die beide zum Schwäbischen Keuper-Lias-Land zählen.[2] Der staatlich anerkannte Erholungsort liegt im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald in 334 bis 572 Meter Höhe.[3] Die höchste Erhebung Althüttes, der Hohenstein bei Sechselberg, ist damit gleichzeitig die höchste Erhebung des Murrhardter Waldes, das Althütte beinhaltende Teilgebiet der Schwäbisch-Fränkischen Waldberge.
Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachbargemeinden Althüttes sind (im Uhrzeigersinn) Murrhardt im Norden, Kaisersbach im Osten, Rudersberg im Süden sowie Weissach im Tal und Auenwald im Westen (alle Rems-Murr-Kreis).
Gemeindegliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde Althütte mit den Ortsteilen Althütte und Sechselberg besteht aus folgenden Dörfern, Weilern, Höfen und Wohnplätzen:
- Zum Ortsteil Althütte gehören das Dorf Althütte, die Weiler Kallenberg, Lutzenberg, Schöllhütte (seit 1971 baulich mit Althütte zusammengewachsen), Voggenhof (Oberer, Mittlerer und Unterer Voggenhof) sowie die Gehöfte Hahnenhof, Nonnenmühle und Nonnensägmühle.
- Zum Ortsteil Sechselberg gehören das Dorf Sechselberg, die Weiler Fautspach, Gallenhof, Hörschhof, Schlichenhöfle, Schlichenweiler und Waldenweiler, die Höfe Glaitenhof, Hörschhofer Sägmühle und der Wohnplatz Rottmannsberger Sägmühle.[4]
Wüstungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf der Gemarkung von Althütte liegen die Wüstungen Kreuzsägmühle, die Voggenhofer Sägmühle[5] und die Westliche Hägerhofer Sägmühle. Auf der Gemarkung von Sechselberg lag die Fautspacher Mühle.
Flächenaufteilung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[6]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Antike
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Römerzeit gehörte das heutige Gemeindegebiet zum Dekumatland, dem rechtsrheinischen Teil der römischen Provinz Obergermanien (Germania superior). Eine von Murrhardt herkommende Römerstraße erreichte beim Hörschhof die heutige Markungsgrenze. Sie führte weiter nach Sechselberg, Lippoldsweiler und führte als Höhenweg nördlich an Oberweissach vorbei. Vermutlich verband die Straße das Kastell Murrhardt mit dem Kastell Cannstatt. Auf dem so genannten Steinmäuerle bei Sechselberg vermutete Karl Eduard von Paulus eine römische Niederlassung.[7]
Mittelalter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das 1027 erstmals als mons Sassenberg erwähnte Sechselberg wurde vermutlich um das Jahr 800 gegründet und kam im 14. Jahrhundert an Württemberg ins Amt Ebersberg. Wahrscheinlich geht der Ortsname auf die Ansiedlung kriegsgefangener Sachsen in der Zeit Karls des Großen zurück.
Urkundlich erstmals erwähnt wurden die Althütter Teilorte Lutzenberg 1407, Kallenberg 1408 und Schöllhütte 1459. Bis zur Gründung der Gemeinde im Jahre 1819 unterstanden die Ortschaften des Ortsteils Althütte der Stabs- und Gerichtshoheit in Unterweissach.
Die Ortsnamen Althütte und Schöllhütte weisen, wie viele andere Ortsnamen im Schwäbisch-Fränkischen Wald, mit ihrem Namensbestandteil -hütte auf die Herstellung von Waldglas in Glashütten hin. Althütte ist wohl etwas älter als Schöllhütte und wurde zur Unterscheidung Alt Glashütte, später verkürzt Althütte genannt. In der Umgebung der Glashütten siedelten sich einzelne Hüttenarbeiter an und so gingen Althütte und Schöllhütte aus diesen Glashütten hervor, die bis zum Ende des 16. Jahrhunderts in Betrieb waren und 1459 erstmals erwähnt wurden. Althütte gehörte als Zubehör zur Burg Reichenberg.[8] Reste einer Glashütte wurden bei Ausgrabungen gefunden.
Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1593 erschien der Ort allte Hütten auf einer Karte von Georg Gadner.[9] Die ansässige Bevölkerung spezialisierte sich außerdem auf die Herstellung von Holzrechen, von denen hier im Jahre 1855 rund 40.000 Stück hergestellt worden sein sollen.
Die Gemeinde Althütte wurde, ebenso wie die Gemeinde Sechselberg, 1819 gegründet. Beide gehörten im Königreich Württemberg und im freien Volksstaat Württemberg zum Oberamt Backnang.
Im Ersten Weltkrieg wurden viele Männer zum Wehrdienst in der Königlich Württembergischen Armee herangezogen. Die Gemeinde Althütte hatte schon im ersten Kriegsmonat fünf Tote und einige Verwundete zu beklagen. 1915 kam es in Althütte wegen ärztlicher Unterversorgung vermehrt zu Diphtherie-Erkrankungen, an denen elf Kinder starben. Aufgrund der schlechten Ernährungslage musste man im Herbst 1916 Brennnesseln, Bucheckern und Pilze sammeln. Französische Kriegsgefangene mussten in Land- und Forstwirtschaft helfen, um Bauern und Holzfäller zu ersetzen. 1917 musste die Kirchengemeinde Glocken und Orgelpfeifen zwecks Materialgewinnung an die Rüstungsindustrie abgeben.[10] Bis zum Kriegsende betrauerte man in Althütte 64 Gefallene und Vermisste, was einen ungewöhnlich großen Verlust für ein kleines Dorf darstellte. In Sechselberg hatte man auch einen hohen Blutzoll zu entrichten: Man zählte bis zum Herbst 1918 42 Gefallene und Vermisste.[11]
Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangten die Ortschaften 1938 zum Landkreis Backnang. Nach 1945 waren die Gemeinden beim Land Württemberg-Baden in der Amerikanischen Besatzungszone und seit 1952 beim neuen Bundesland Baden-Württemberg.
Sechselberg wurde am 1. Juli 1971 nach Althütte eingemeindet.[12]
Durch die Kreisreform in Baden-Württemberg gelangte die Gemeinde Althütte am 1. Januar 1973 vom aufgelösten Landkreis Backnang zum Rems-Murr-Kreis.
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1810: 428 Einwohner[13]
- 1828: 972 Einwohner[14]
- 1896: 924 Einwohner (918 evangelische, 5 katholische und 1 Person mit sonstigem Bekenntnis)[15]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schultheißen und Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aktueller Bürgermeister von Althütte ist Reinhold Sczuka (CDU).[17]
Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gemeinderat in Althütte hat 14 Mitglieder. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Endergebnis.[18] Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2019 |
Sitze 2019 |
% 2014 |
Sitze 2014 |
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FWV | Freie Wählervereinigung | 55,28 | 8 | 52,33 | 7 | |
BL | Bürgerliste | 25,16 | 3 | 28,29 | 4 | |
FA 2000 | Forum Althütte 2000 | 19,56 | 3 | 19,38 | 3 | |
gesamt | 100,0 | 14 | 100,0 | 14 | ||
Wahlbeteiligung | 65,09 % | 57,85 % |
Partnerschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Althütte unterhält partnerschaftliche Beziehungen zu Obertilliach in Osttirol in Österreich.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: In Blau zwei schräg gekreuzte silberne (weiße) Glasbläserpfeifen.
Das Wappen erinnert an die Glashütten, die einst auf dem Gebiet der Gemeinde bestanden und aus denen die Orte Althütte und Schöllhütte hervorgingen. Das Wappen wurde 1924 angenommen.[19]
Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch die Gemeinde führen die Landesstraßen L 1119 und L 1120. Der nächste Autobahnanschluss ist die Anschlussstelle Mundelsheim der Bundesautobahn 81 in ca. 32 km Entfernung über Großbottwar.
Der Öffentliche Personennahverkehr wird mit Linienbussen sichergestellt, welche im Großraum Stuttgart zu einheitlichen Tarifen im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart verkehren.
Die nächsten Bahnhöfe befinden sich in Murrhardt und Backnang in ca. 11 km bzw. 15 km Entfernung an der Bahnstrecke Waiblingen–Schwäbisch Hall-Hessental.
Radfernwege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch den Ortsteil Fautspach führt der Deutsche Limes-Radweg. Er folgt dem Obergermanisch-Raetischen Limes über 818 km von Bad Hönningen am Rhein nach Regensburg an der Donau.
Ortsnecknamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den umliegenden Gemeinden wurden die Einwohner von Althütte früher scherzhaft Rechaspitzer (entspricht schriftdeutschem Rechenspitzer) genannt. Ein anderer Ortsneckname lautet Klämmerlesgäu, da die Einwohner von Althütte oftmals in Heimarbeit Holzwaren wie Rechen und Wäscheklammern herstellten.[20]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Söhne und Töchter der Gemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anna Haag (1888–1982), Politikerin und Frauenrechtlerin
Personen, die mit der Gemeinde verbunden sind
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erich Schumm (1907–1979), Unternehmer und Erfinder von Esbit.
- Ernst Leverkus (1922–1998), Motorrad-Journalist und -Autor
- Maximilian Friedrich (* 1987), Politiker, war stellvertretender Kämmerer in Althütte
- Oliver Hilburger, Gitarrist der 2010 aufgelösten Rechtsrock-Band Noie Werte, wohnt in Althütte.[21]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Althütte. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Backnang (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 53). H. Lindemann, Stuttgart 1871, S. 160–164 (Volltext [Wikisource]).
- Johannes A. H. Potratz: Chronik der Gemeinde Althütte. Gemeinde Althütte, Althütte 1976.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Naturräume Baden-Württembergs. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Stuttgart 2009.
- ↑ Geoportal Baden-Württemberg (Hinweise) auf Maßstab 1:10.000. Ein kleinerer Wert von 569,3 m ü. NN auf manchen Karten liegt nicht auf dem höchsten Punkt, sondern an einer Weggabel.
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2, S. 504–505.
- ↑ Carl Heinrich von (Kartograf & Kartenzeichner); Ausfeld Gelbke: Karte von dem Königreich Württemberg, 1:177 000, Kupferstich, um 1810. 1810, abgerufen am 26. November 2023.
- ↑ Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Althütte.
- ↑ Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart 1871, S. 302.
- ↑ Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart 1871, S. 163.
- ↑ Landesarchiv Baden-Württemberg Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart - Dokumente. Abgerufen am 6. Februar 2024.
- ↑ Joachim Fuchs: Geschichte und Geschichten aus unserer Heimat Weissacher Tal. Hrsg.: Roland Schlichemaier. Band 18. Medienwelt Schlichemaier, Weissach im Tal 2003, ISBN 3-929478-32-3, S. 49 ff.
- ↑ Erich Bauer: Geschichte und Geschichten aus unserer Heimat Weissacher Tal. Hrsg.: Roland Schlichemaier. Band 18. Medienwelt Schlichemaier, Weissach im Tal 2003, ISBN 3-929478-32-3, S. 158.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 446 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch. J. F. Steinkopf, Stuttgart 1810, S. 251.
- ↑ a b Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch. J. F. Steinkopf, Stuttgart 1828, S. 155.
- ↑ a b Königlich Statistisches Landesamt (Hrsg.): Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Württemberg. W. Kohlhammer, Stuttgart 1896, S. 373.
- ↑ Königlich Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch auf das Jahr 1812. J.F. Steinkopf, Stuttgart 1812, S. 310.
- ↑ Bürgermeister auf althuette.de, abgerufen am 14. September 2023.
- ↑ Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums Stuttgart ( vom 27. Mai 2019 im Internet Archive)
- ↑ Althütte - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 5. April 2023.
- ↑ Waldemar Lutz, Erich Scheible (Hrsg.): Kennzeichen WN, Heimatkunde für den Rems-Murr-Kreis. Verlag Waldemar Lutz Lörrach und Ernst Klett Schulbuchverlag GmbH, Stuttgart 1990, ISBN 3-12-258290-2, S. 193.
- ↑ Moritz Osswald: Im rechten Ort: Im baden-württembergischen Althütte tummeln sich die Neonazis. Frankfurter Rundschau, 6. Januar 2021, abgerufen am 17. Mai 2022.