Amt Brückenau
Das Amt Brückenau war ein Amt des Hochstifts Fulda[1], des Fürstentums Nassau-Oranien-Fulda, Frankreichs, des Großherzogtums Frankfurt, Österreichs und zuletzt Bayerns. Ab dem 18. Jahrhundert wurde es auch als Oberamt bezeichnet.
Funktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Frühen Neuzeit waren Ämter eine Ebene zwischen den Gemeinden und der Landesherrschaft. Die Funktionen von Verwaltung und Rechtsprechung waren hier nicht getrennt. Dem Amt stand ein Amtmann vor, der von der Landesherrschaft eingesetzt wurde.
Bestand
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Amt soll folgende Ortschaften umfasst haben:[2]
- Breitenbach
- Brückenau
- Geroda
- Mitgenfeld
- Modlos
- Oberleichtersbach
- Riedenberg
- Römershag
- Burg Schildeck
- Schönderling
- Schondra
- Unterleichtersbach
- Völkersberg
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fulda
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Amt Brückenau war ein Amt des Klosters und späteren geistlichen Fürstentums Fulda. Durch dessen (Finanz)krisen seit dem hohen Mittelalter wurden Teile davon auch immer wieder verpfändet, so ist 1443[3] und 1448[4] die Rede von einer Pfandschaft der Grafschaft Hanau bezüglich "Brückenau" – ohne das gesagt wird, ob sich das auf die Stadt Brückenau oder das Amt bezog.[5] 1458 wird berichtet, dass die Stadt Brückenau ein Kondominat gewesen sei, an dem Hanau beteiligt war.[6]
Hanau / Mainzer Kondominat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Richard Wille gibt an, dass das Amt Brückenau ein Kondominat zwischen Hanau und Kurmainz gewesen sei.[7] Vermutlich auf diese Quelle und die dort publizierte Karte gestützt, entstand das Kartenblatt Grafschaft Hanau-Münzenberg nach ihrer politischen Gliederung zur Zeit des dreißigjährigen Krieges, das sich in der Grafischen Sammlung des Historischen Museums Frankfurt befindet.[8] Diese Angaben werden aber in der Literatur, die sich explizit mit dem Kloster und Fürstentum Fulda beschäftigt, nicht gestützt.
Nach dem Ende des Hochstifts Fulda
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses wurde das Hochstift Fulda 1803 aufgelöst und dem Fürstentum Nassau-Oranien-Fulda eingegliedert. Dort wurde das Amt Brückenau als Amt I. Klasse fortgeführt. Durch Bekanntmachung vom 22. März 1805 wurde das Amt Motten aufgelöst und dem Brückenau zugeordnet. 1806 wurde das Fürstentum Nassau-Oranien-Fulda französisch besetzt und 1810 Teil des Großherzogtums Frankfurt. In der Franzosenzeit war die Bezeichnung des Amtes Distriktsmairie Brückenau, an der Struktur änderte sich nichts (siehe hierzu Gerichtsorganisation im Großherzogtum Frankfurt). Insbesondere die Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung wurde nicht eingeführt.
Gemäß der Schlussakte des Wiener Kongresses vom 9. Juli 1815 ging das Amt Brückenau an Österreich über. Dieses übertrug jedoch am 14. April 1816 das Amt im Rahmen eines Gebietstausches an das Königreich Bayern. 1819 wurde es in das Landgericht Brückenau umgewandelt.
Amtshaus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sitz des (Ober-)Amtmanns war das Amtshaus, Kirchgasse 6 in Brückenau. Der dreigeschossige Walmdachbau mit südlichem Treppenturm stammt im Kern aus dem 16./17. Jahrhundert. Das Amtshaus wurde im Zuge des Stadtbrandes teilweise zerstört und um 1876 wiederhergestellt. Das Haus steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz (siehe auch Liste der Baudenkmäler in Bad Brückenau). Koordinaten: 50° 18′ 39″ N, 9° 47′ 29,3″ O
(Ober-)Amtmänner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Oberamtmann Johann Philipp Freiherr von Münster [1755][9]
- Oberamtmann Amand Freiherr von Ebersberg gen. Weyhers und Leyen (1872–1803)[10][11]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Berthold Jäger: Das geistliche Fürstentum Fulda in der Frühen Neuzeit: Landesherrschaft, Landstände und fürstliche Verwaltung = Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 39. Marburg 1986.
- Richard Wille: Hanau im Dreißigjährigen Krieg. Hanau 1886.
- Ernst Julius Zimmermann: Hanau, Stadt und Land. Kulturgeschichte und Chronik einer fränkisch-wetterauischen Stadt und ehemal. Grafschaft. Mit besonderer Berücksichtigung der älteren Zeit. Vermehrte Auflage, Selbstverlag, Hanau 1919 (Unveränderter Nachdruck. Peters, Hanau 1978, ISBN 3-87627-243-2).
- Fuldaer Land/Rommerz im 19. Jahrhundert aus Heinrich Jakob Stöhr: Begriff, Umfang und Organisation des Landes Fulda im 19. Jahrhundert in den Fuldaer Geschichtsblättern 1934
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Jäger, S. 376, 396.
- ↑ Nach Wille, Karte 1 (Anhang)
- ↑ Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900–1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 209.
- ↑ Zimmermann, S. 68.
- ↑ Löwenstein, S. 209, spricht explizit vom "Amt Brückenau".
- ↑ Zimmermann, S. 70.
- ↑ Wille, Karte 1 (Anhang).
- ↑ Veröffentlicht in: Erhard Bus: Gute Ernten und zentrale Lage als Fluch - Der Westen der Grafschaft Hanau-Münzenberg in den ersten Jahren des Großen Krieges, 1620-1633. In: Hanauer Geschichtsverein: Der Dreißigjährige Krieg in Hanau und Umgebung 2011, ISBN 978-3-935395-15-9 = Hanauer Geschichtsblätter 45, S. 72f.
- ↑ Carl Gottlob Dietmann, Johann Georg Estor: Neue Europäische Staats- und Reisegeographie, 1755, S. 251, Digitalisat
- ↑ Des Fürstlichen Hochstifts Fulda Staats- und Standskalender, 1800, S. 81, Digitalisat
- ↑ HStAM, Urk. StadtA Fulda, 368