Amt Burgellern
Das Amt Burgellern (bzw. auch Dompropsteiamt Burgellern) war ein Mediat des Hochstiftes Bamberg, eines reichsunmittelbaren Territoriums im Heiligen Römischen Reich. Das dem Fränkischen Reichskreis zugeordnete Hochstift Bamberg war ein geistliches Fürstentum (Fürstbistum), das bis 1802 existierte.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das im Nordosten des Bamberger Herrschaftsgebietes gelegene Amt war eines der kleinsten hochstiftischen Ämter und war nahezu vollständig von anderen bambergischen Ämtern umgeben.[1] Dabei handelte es sich hauptsächlich um die Ämter Scheßlitz und Memmelsdorf bzw. Teilgebiete (Exklaven) davon.[2][3] Einziges fremdherrisches Nachbarterritorium war das um Burglesau gelegene Rittergut Burglesau, das den Freiherrn Egloffstein zu Kunreuth unterstand und zum Kanton Gebirg des Fränkischen Ritterkreis gehörte.[4][5]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Kern des Burgellerner Amtes war vermutlich mit einer Ortschaft namens „Alren“ identisch.[6] Dieser nicht näher bezeichnete Ort wurde im Jahr 1137 durch Bischof Otto von Bamberg zurückgekauft. Später wurde Burgellern als ein Rittergut genannt, das sich im Besitz der Adelsfamilie der Förtsche von Thurnau befand. Im Jahr 1565 gelangte es in bambergischen Besitz, als es von den Erben von Georg Förtsch von Peesten an das Hochstift verkauft wurde. Sechs Jahre später wurde es von diesem für 10.500 Rheinische Gulden an die Bamberger Dompropstei weiterverkauft, womit es zu einem hochstiftischen Mediat wurde.
Struktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Verwaltung bestand aus einem Vogteiamt und einem Steueramt.[7]
Amtssitz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Verwaltungssitz des Dompropsteiamtes befand sich auf dem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Schlosspark von Burgellern errichteten Amtshaus Burgellern.[4]
Amtspersonal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Amtsleitung bildete ein dompropstischer Amtsverweser bzw. Dompropsteiamtsvogt, der auch als fürstlicher Steuereinnehmer fungierte.[8][9][10] Unterstützt wurde dieser in seinen Amtsgeschäften durch einen Amtsknecht.
Vogteiamt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Vogteiamt Burgellern war eines der 54 Vogteiämter des Hochstifts Bamberg.[11] Sein Vogteibezirk umfasste folgende Dorfmarkungen und Ortschaften, in denen die Dorf- und Gemeindeherrschaft (DGH) ausgeübt wurde:[7][9][2][12]
- Burgellern[4][13][14]
- Doschendorf[15][16]
- Ehrl (gemeinsame Ausübung der DGH mit dem Vogteiamt Scheßlitz)[17][18]
- Schlappenreuth[19][20]
- Schneeberg (gemeinsame Ausübung der DGH mit den Grafen von Giech)[21][22]
Der Vogteibezirk des Amtes Burgellern befand sich nahezu vollständig innerhalb des Hochgerichtsbezirks des Centamtes Scheßlitz.[6] In allen innerhalb dieses Bezirks gelegenen Orten war dem Dompropsteiamt vom Hochstift das Recht der Limitierten Cent zugestanden worden. Der Weiler Doschendorf lag hingegen im Zuständigkeitsbereich des Centamtes Memmelsdorf und in diesem Ort hatte das Dompropsteiamt auch nicht das Recht auf die Limitierte Cent durchsetzen können.[15]
Steueramt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Steueramt Burgellern war eines der 46 Steuerämter des Hochstifts Bamberg.[11] Der räumliche Wirkungsbereich des Steueramtes war deckungsgleich mit dem des Burgellerner Vogteiamtes.[7]
Die wirtschaftliche Bedeutung des Amtes für das Hochstift Bamberg war sehr gering, es wurde daher als Amt I. Klasse (von 5) geführt. Die Steuererträge des Dompropsteiamtes betrugen im Schnitt in der Amtszeit von Peter Philipp von Dernbach (1672–1683) 506 und in der Amtszeit von Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683–1693) 487 fränkische Gulden pro Jahr (bei einem Gesamtdurchschnitt aller Ämter von 2290 bzw. 1943 fränkischen Gulden).[23]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dompropsteiamtsvögte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Adam Albert Supper (1774)[24]
- Johann Bernard Benedict Wolf (1796)[10][9]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hildegard Weiß: Stadt- und Landkreis Bamberg (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 21). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1974, ISBN 3-7696-9884-3.
- Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg (1672–1693). Selbstverlag des Historischen Vereins Bamberg, Bamberg 1976, ISBN 3-87735-083-6.
- Claus Fackler: Stiftsadel und geistliche Territorien 1670–1803. Eos Verlag, 2007, ISBN 978-3-8306-7268-5.
- Johann Georg Prändel: Die pfalzbairische Provinz in Schwaben, die beiden Fürstenthümer Bamberg und Würzburg, und das Herzogthum Berg enthaltend. In: Erdbeschreibung der gesammten pfalzbairischen Besitzungen: mit steter Hinsicht auf Topographie, Geschichte, physische Beschaffenheit, Land- und Staatswirthschaft. Uhlmannsche Buchhandlung, Amberg 1806.
- Hochstift Bamberg (Hrsg.): Bamberger Hof-Staats- und Standskalender für das Jahr 1774. Bamberg 1774.
- Hochstift Bamberg (Hrsg.): Bamberger Hof-Staats- und Standskalender für das Jahr 1796. Bamberg 1796.
- Herbert Popp, Klaus Bitzer, Halk Thomas Porada: Die Fränkische Schweiz. Hrsg.: Sebastian Lentz, Bernhard Müller (= Landschaften in Deutschland). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar 2019, ISBN 978-3-412-51535-5.
- Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5.
- Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Territorium und Struktur des Hochstiftes Bamberg im Historischen Lexikon Bayerns, abgerufen am 23. Juni 2020
- Die Verwaltung des Hochstiftes Bamberg im Historischen Lexikon Bayerns, abgerufen am 23. Juni 2020
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 32.
- ↑ a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Ämter am Ende des Alten Reiches“.
- ↑ Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Hochgerichte am Ende des Alten Reiches“.
- ↑ a b c Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 113.
- ↑ Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 211.
- ↑ a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 67.
- ↑ a b c Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 94.
- ↑ Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 93.
- ↑ a b c Bamberger Hof-Staats- und Standskalender für das Jahr 1796. S. 122 (google.de [abgerufen am 23. Juni 2020]).
- ↑ a b Bamberger Hof-Staats- und Standskalender für das Jahr 1796. S. 10 (google.de [abgerufen am 23. Juni 2020]).
- ↑ a b Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5, S. 712.
- ↑ Die Fränkische Schweiz. In: Landschaften in Deutschland. S. 66, "Die territoriale Differenzierung der fränkischen Schweiz am Ende des Alten Reiches (1792)".
- ↑ Johann Kaspar Bundschuh: Burgellern. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 496 (Digitalisat).
- ↑ Johann Kaspar Bundschuh: Burgellern. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 497 (Digitalisat).
- ↑ a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 117.
- ↑ Johann Kaspar Bundschuh: Doschendorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 646 (Digitalisat).
- ↑ Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 119.
- ↑ Johann Kaspar Bundschuh: Ehrl. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 708 (Digitalisat).
- ↑ Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 163.
- ↑ Johann Kaspar Bundschuh: Schlappenreuth. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 92 (Digitalisat).
- ↑ Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 165.
- ↑ Johann Kaspar Bundschuh: Schneeberg. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 161 (Digitalisat).
- ↑ Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg (1672 - 1693). S. 377.
- ↑ Bamberger Hof-Staats- und Standskalender für das Jahr 1774. S. 11 (google.de [abgerufen am 23. Juni 2020]).
Koordinaten: 50° N, 11° O