Andenkreuz
Das Andenkreuz (auch mit Quechua: Chakana bezeichnet), auch Stufenmotiv, ist ein im Hochland Boliviens und Perus gebräuchliches Symbol, das von den Inka verwendet wurde, jedoch auf vorinkaische Kulturen zurückgeht. Beispielsweise verwendete bereits die Tiwanaku-Kultur dieses Symbol. Das Andenkreuz ist eines der am weitesten verbreiten, wenn auch am wenigsten verstandenen Symbole der Tiwanaku-Ikonografie. Der Anthropologe Alan Kolata nimmt an, dass der Grundriss von Akapana ein „halbes Andenkreuz“ darstellt.[1] Das Andenkreuz hat eine lange kulturelle und religiöse Tradition in Altperuanischen Kulturen, die sich über 4.000 Jahre bis zur Inkazeit erstreckt.[2]
Das Kreuz wird in der Esoterik mit spekulativen Bedeutungen belegt, die durch keine historischen Quellen untermauert sind.
Interpretation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Anthropologen Scott C. Smith sei das Andenkreuz-Motiv wahrscheinlich eine „Draufsicht auf eine Stufenpyramide“. Er glaubt dass das Argument durch Darstellungen gestützt werde, die ein Auge in der Mitte des Motivs platzieren.[4]
Auch das Stufenmotiv, das am sogenannten „Sonnentor von Tiwanaku“ sichtbar ist, wird als Ansicht von oben auf eine Stufenpyramide (bzw. genauer terrassierter Platfformhügel) wie Akapana und Pumapunku interpretiert.[5][6]
Andenkreuz mit zentralem Augenmotiv
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tiwanaku-Qirus zeigen manchmal Andenkreuze mit zentralen Augenmotiven.[7] Manche dieser Augen sind vertikal geteilt. Vertikal geteilte Augen seien nach manchen Anthropologen in der SAIS-Ikonografie ein übernatürliche Eigenschaft.
-
Andenkreuz mit zentralem Augenmotiv auf einem Tiwanaku Qiru
-
Modernes Andenkreuz mit zentralem Augenmotiv, das im Wappen von Puno (Peru) abgebildet ist
New-Age-Interpretation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Kunsthistorikerin Jessica Joyce Christie sei das Stufenmotiv besonders bei New-Age-Vertretern beliebt. Sie erklärt, dass der allgemeine Umriss des Stufenmotivs mit der Konstellation des Kreuz des Südens in Verbindung gebracht wurde und dass alle Ecken und Stufen mit speziellen symbolischen Bedeutungen belegt wurden. Weiterhin betont sie, dass, obwohl die Inka möglicherweise einige dieser Bedeutungen geteilt haben könnten, die New-Age-Darstellung rein spekulativ sei und durch keine historischen Quellen untermauert werde.[8]
Galerie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
„Stufen- oder Andenkreuzmotiv“[10] bei Kantatayita (Tiwanaku)
-
Mauer der sechs Monolithen bei Ollantaytambo mit „Stufenmotiv“[11]
-
Stufenmotiv beim Granit-„Schrein“ von Naupa Iglesia
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Alan Kolata: The Tiwanaku: Portrait of an Andean Civilization. Cambridge: Blackwell (1993), ISBN 1-55786-183-8, S. 104.
- ↑ Peruvian archaeologists unearth 4,000-year-old temple. tvpworld.com, 13. Mai 2023, abgerufen am 10. September 2023 (en).
- ↑ Alan Kolata: The Tiwanaku: portrait of an Andean civilization. Cambridge: Blackwell (1993), ISBN 1-55786-183-8, S. 104
- ↑ Scott Cameron Smith: Generative Landscapes: The step mountain motif in Tiwanaku iconography. Boundary End Archaeology Research Center (2012), S. 51.
- ↑ Max Uhle: Wesen und Ordnung der altperuanischen Kulturen. Colloquium Verlag (1959), S. 62.
- ↑ Alan Kolata: The Tiwanaku: portrait of an Andean civilization. Cambridge: Blackwell (1993), ISBN 1-55786-183-8, S. 148.
- ↑ Scott Cameron Smith: Generative Landscapes: The step mountain motif in Tiwanaku iconography. Boundary End Archaeology Research Center (2012), S. 53.
- ↑ Jessica Joyce Christie: Memory Landscapes of the Inka Carved Outcrops. Lexington Press/Rowman and Littlefield, 2015, S. 219.
- ↑ Jean-Pierre Protzen, Stella Nair: The Stones of Tiahuanaco: A Study of Architecture and Construction. Band 75. Cotsen Institute of Archaeology Press, University of California, Los Angeles 2013, S. 134.
- ↑ Jean-Pierre Protzen, Stella Nair: The Stones of Tiahuanaco: A Study of Architecture and Construction. Band 75. Cotsen Institute of Archaeology Press, University of California, Los Angeles 2013, S. 134.
- ↑ Jean-Pierre Protzen: Inca Architecture and Construction at Ollantaytambo. Oxford University Press, New York 1993, S. 257
- ↑ Jean-Pierre Protzen, Stella Nair: The Stones of Tiahuanaco: A Study of Architecture and Construction. Band 75. Cotsen Institute of Archaeology Press, University of California, Los Angeles 2013, S. 132.