Andrea Polle

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Andrea Polle (* 1956 in Lastrup) ist eine deutsche Forstbotanikerin. Sie ist Professorin für Forstbotanik und Baumphysiologie an der Georg-August-Universität Göttingen und Vizepräsidentin der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Polle erhielt 1981 ihr Diplom in Biologie an der Universität zu Köln.[1] Im Jahr 1982 begann sie ein Promotionsstudium an der Universität Osnabrück in der Fachrichtung Biophysik, das sie 1986 mit ihrer Dissertation über Laterale Protonenflüsse an Thylakoidmembranen[2] abschloss.[1][3] Es folgten Anstellungen als Postdoc im Jahr 1987 an der Universität Osnabrück und von 1988 bis 1990 am Fraunhofer-Institut für Atmosphärische Umweltforschung (IFU) in Garmisch-Partenkirchen.[1][3] Am IFU erhielt sie anschließend eine permanente Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiterin und war von 1990 bis 1992 Gruppenleiterin der Forschungsgruppe „Stress Physiologie“.[1] Sie begann 1992 eine Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Baumphysiologie der Fakultät für Forstwissenschaften in Freiburg, wo sie sich 1995 in Ökophysiologie und Baumphysiologie habilitierte.[1][3] Seit 1996 hat sie die Professur für Forstbotanik und Baumphysiologie an der Georg-August-Universität inne.[1][3] Hier diente sie von 1999 bis 2001 als Dekanin der Fakultät für Forstwissenschaften und war anschließend bis 2005 Vizedekanin.[3] Von 2009 bis 2012 war sie zudem als Gastprofessorin an der Northwest Agricultural and Forestry University in Xianyang tätig.[1]

Frühe Arbeiten von Polle hatten biochemische und biophysikalische Abläufe der Fotosynthese zum Thema.[4][5] Sie promovierte über Protonenflüsse entlang der Thylakoidmembran.[2][5]

Im Rahmen ihrer Professur in Göttingen liegt ihr Forschungsschwerpunkt in der Anpassung von Waldbäumen an abiotischen Stress wie Schwermetallbelastung, Luftverschmutzung, Trockenheit, Hitze und Klimawandel.[1][2] Diese Anpassungen untersucht sie überwiegend auf molekularer Ebene und in Abhängigkeit zu mit Bäumen assoziierten Mikroorganismen.[1][6] Sie veröffentlichte 2007 einen Sammelband über die Auswirkungen von anthropogenen Einflüssen auf Waldökosysteme.[7] Ein weiteres Forschungsfeld sind die Interaktionen zwischen Bäumen und Pilzen im Rahmen der Mykorrhiza.[1][3]

Gemeinsam mit einer internationalen Gruppe von Forstwissenschaftlern und Botanikern veröffentlichte sie einen Zeitschriftenartikel, der am Beispiel zweier Bücher von Suzanne Simard und Peter Wohlleben die Vermenschlichung von Pflanzen in der Wissenschaft und Populärliteratur kritisierte.[8] Der Artikel stellte unter anderem dar, dass der Transfer von Kohlenstoff-Verbindungen zwischen verschiedenen Baumindividuen durch Pilze oder Wurzelverwachsungen marginal und lediglich in physiologisch unbedeutendem Umfang nachweisbar sei.[8]

Mitgliedschaften und Herausgeberin

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Polle ist seit 2006 ordentliches Mitglied der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und wurde 2022 zur ersten Vizepräsidentin gewählt.[9]

Sie war von 2010 bis 2013 Mitglied im Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft und war ab 2009 mehrere Jahre Teil des wissenschaftlichen Beirats des Johann Heinrich von Thünen-Instituts.[1]

Polle arbeitet als Peer Reviewerin unter anderem für die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Academy of Finland, den Research Council of Norway sowie für den Biotechnology and Biological Sciences Research Council.[1]

Sie ist Mit-Herausgeberin von New Phytologist und Oecologia sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirates von Plant Cell & Environment.[1][10]

Andrea Polle ist an über 400 Text-Veröffentlichungen beteiligt.[11]

Veröffentlichungen (Auswahl)

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  • Wolfram Elling, Ulrich Heber, Andrea Polle, Friedrich Beese (2007): Schädigung von Waldökosystemen: Auswirkungen anthropogener Umweltveränderungen und Schutzmßnahmen. 1. Auflage. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg München, ISBN 978-3-8274-3069-4
Herausgeberschaften
  • Heinz Rennenberg, Andrea Polle (2019): Physiological Responses to Abiotic and Biotic Stress in Forest Trees. MDPI, Basel.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m Prof. Dr. Andrea Polle. Academia Net, abgerufen am 19. Dezember 2012.
  2. a b c Andrea Polle: Laterale Protonenflüsse an Thylakoidmembranen. (dnb.de [abgerufen am 20. Dezember 2023]).
  3. a b c d e f Georg-August-Universität Göttingen – Öffentlichkeitsarbeit: Polle, Andrea, Prof. Dr. - Forst Botany and Tree Physiology (Uni-For) - Georg-August-University Göttingen. Abgerufen am 19. Dezember 2023.
  4. W. Junge, Andrea Polle, H. Lill: Protolytic reactions in photosynthesis. In: Biological Chemistry Hoppe-Seyler. Walter de Gruyter & Co, 1987.
  5. a b ORCID. Abgerufen am 20. Dezember 2023.
  6. Präsidium: Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (AdW). Abgerufen am 20. Dezember 2023.
  7. Wolfram Elling, Ulrich Heber, Andrea Polle, Friedrich Beese: Schädigung von Waldökosystemen: Auswirkungen anthropogener Umweltveränderungen und Schutzmaßnahmen. 1. Auflage. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg München 2007, ISBN 978-3-8274-3069-4.
  8. a b David G. Robinson, Christian Ammer, Andrea Polle, Jürgen Bauhus, Roni Aloni, Peter Annighöfer, Tobias I. Baskin, Michael R. Blatt, Andreas Bolte, Harald Bugmann, Jerry D. Cohen, Peter J. Davies, Andreas Draguhn, Henrik Hartmann, Hubert Hasenauer, Peter K. Hepler, Ulrich Kohnle, Friederike Lang, Magnus Löf, Christian Messier, Sergi Munné-Bosch, Angus Murphy, Klaus J. Puettmann, Iván Quiroz Marchant, Peter H. Raven, David Robinson, Dale Sanders, Dominik Seidel, Claus Schwechheimer, Peter Spathelf, Martin Steer, Lincoln Taiz, Sven Wagner, Nils Henriksson, Torgny Näsholm: Mother trees, altruistic fungi, and the perils of plant personification. In: Trends in Plant Science. September 2023, doi:10.1016/j.tplants.2023.08.010 (elsevier.com [abgerufen am 20. Dezember 2023]).
  9. Professor Göske ist neuer Chef der Göttinger Akademie der Wissenschaften. 19. Januar 2022, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  10. New Phytologist Editorial Board. In: Onlinelibrary Wiley. New Phytologist, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  11. Andrea Polle - Research. Abgerufen am 20. Dezember 2023.