Aposthie

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Klassifikation nach ICD-10
Q55.9 Angeborene Fehlbildung der männlichen Genitalorgane, nicht näher bezeichnet
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Penis mit Aposthia, unbeschnitten aber mit sehr kurzer Vorhaut

Aposthie (von altgriechisch Posthe ‚Vorhaut‘) ist eine seltene und bislang kaum erforschte angeborene Anomalie beim Menschen[1], bei der bei männlichen Neugeborenen mit normaler Entwicklung der Harnröhre (Urethra) und Harnröhren-Mündung (Meatus urethrae externus)[2] entweder die Vorhaut des Penis vollständig fehlt (complete preputial agenesis)[3], oder nur eine sehr kurze Vorhaut (disproportionate preputial growth) vorhanden ist[3], welche die Eichel (Glans penis) nicht bedeckt. Diese männlichen Neugeborenen haben dazu oft auch ein kurzes nicht stark ausgebildetes Vorhautbändchen (Frenulum praeputii penis), ansonsten jedoch keine funktionellen Probleme.[4]

Bereits im Jahre 1777 beschrieb August Gottlieb Richter dieses Phänomen im 4. Band seiner Chirurgischen Bibliothek.[5]

In Pakistan wurden 6 Familien aus dem Dera Ghazi Khan (Distrikt) untersucht[1], bei denen diese Anomalie verstärkt auftrat, ebenso im Iran in der Qazvin (Provinz). Bei den Familien handelt es sich um Verwandtenheirat zwischen Cousinen ersten Grades und deren Nachkommen, die wiederum untereinander heirateten. Somit geht man von genetischen Veränderungen durch Genmutation aus, die über das Y-Chromosom vererbt werden. Ein Mann mit Aposthie zeugt wiederum männliche Nachkommen die Aposthia haben.[1] In Indien gibt es ebenso das Phänomen der sehr kurzen Vorhaut, das kaum bzw. gar nicht die Eichel bedeckt, die betroffenen Männer ließen sich im erwachsenen Alter operativ eine Vorhaut herstellen.[6]

Bei einer ärztlichen Untersuchung in Deutschland von 3000 jungen Männern, meist im Alter zwischen 18 und 22 Jahren, wurde im Jahre 1966 unter anderem das Verhältnis der Vorhaut zur Eichel geprüft. Bei 4,25 % von ihnen war die Vorhaut schon bei der Geburt nicht vorhanden.[7]

Religiöse Aspekte

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in verschiedenen Glaubensgemeinschaften wie beispielsweise dem Judentum und dem Islam, in denen die rituelle Beschneidung männlicher Gläubiger vorgeschrieben ist, gibt es theologische Erörterungen, ob gegebenenfalls bei Vorliegen einer Aposthie in Form des vollständigen Fehlens der männlichen Vorhaut, diese Tatsache als eine natürliche Zirkumzision (natural circumcision)[1] anzusehen ist und daher eine rituelle Beschneidung, weil nicht ausführbar, durch einen anderen gleichwertigen Ritus ersetzt werden kann.

Einzelnachweise

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  1. a b c d M. Amin-Ud-Din, A. Salam, M. A. Rafiq, I. Khaliq, M. Ansar, W. Ahmad: Aposthia: a birth defect or normal quantitative recessive human genetic trait? In: Eastern Mediterranean Health Journal. März–April 2007, Band 13, Nr. 2, S. 280–286, PMID 17684849 (Volltext als PDF).
  2. R. A. Gadelkareem, M. A. Elgammal: Aposthia: A Congenitally Deficient Prepuce without Hypospadias. In: Experimental Techniques in Urology & Nephrology. Band 2, Nr. 5, doi:10.31031/ETUN.2019.02.000547
  3. a b Abdulkerim Temiz, Bulent Akcora: A new term: complete preputial agenesis. In: Journal of Pediatric Surgery. November 2007, Band 42, Nr. 11, S. 1936–1937, doi:10.1016/j.jpedsurg.2007.08.003
  4. Abdominal Key – Fastest Abdominal Insight Engine: Aposthia. Auf: abdominalkey.com; zuletzt abgerufen am 21. Juli 2023.
  5. August Gottlieb Richter: D. August Gottlieb Richter's ... chirurgische Bibliothek. Band 4, Dieterich, Göttingen 1777, S. 92 (eingeschränkte Buchvorschau Auf: books.google.de).
  6. Richie Gupta, Sandeep Mehta, Rajat Gupta: A Novel Procedure of Prepuce Reconstruction Customized to the Religious Needs of Some Individuals. In: Indian Journal of Plastic Surgery. 2021, Band 54, Nr. 02, S. 114–117, doi:10.1055/s-0041-1731621.
  7. Werner Schöberlein: Bedeutung und Häufigkeit von Phimose und Smegma. In: Münchener Medizinische Wochenschrift. 18. Februar 1967, Band 108, Nr. 7, S. 373–377 (Volltext online (mit unkorrekter Quellenangabe)).