Archäologisches Spessartprojekt

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Archäologische Spessartprojekt
(ASP)
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Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 1998
Sitz Aschaffenburg
Zweck Erforschung, Erschließung und Publizierung der Kulturlandschaft Spessart in all ihren Aspekten
Vorsitz Wolfgang Beyer
Website www.spessartprojekt.de
Beispiel einer Informationstafel eines erstellten Kulturweges um das Wasserschloss Oberaulenbach durch die Arbeit des Archäologischen Spessartprojektes und seiner vielen Helfer
Beispiel einer Ausgrabung und Rekonstruktion durch das ASP am Alten Schloss von Kleinwallstadt

Das Archäologische Spessartprojekt e. V. (ASP) mit Sitz in Aschaffenburg ist ein eingetragener Verein mit Gemeinnützigkeit. Gleichzeitig ist das ASP seit 2010 ein Institut der Universität Würzburg[1] Das ASP ist als Nichtregierungsorganisation (NGO) auch an der Umsetzung der Europäischen Landschaftskonvention des Europarats beteiligt.

Das ASP befasst sich mit der Kulturlandschaft des Spessarts in all ihren Aspekten: Geschichte, Sprache, Kultur, Archäologie, Volkskunde, Landschaftsentwicklung, natürliche Voraussetzungen wie Geographie, Topographie, Geologie oder Biologie. Der Spessart ist eine Region von etwa 2400 Quadratkilometern Fläche an der Grenze zweier deutscher Bundesländer, Bayern und Hessen.

Die ermittelten Daten werden in einem Geographischen Informationssystem (GIS) zusammengeführt.

Das ASP arbeitet eng mit verschiedenen Universitäten und Forschungsinstituten in einer Vielzahl wissenschaftlicher Projekte zusammen:

  • mit der Universität Würzburg, Institute für Geschichte, Geographie und Vor- und Frühgeschichte in den Bereichen Landeskunde, Siedlungsgeschichte, Vorgeschichte und Quartärgeologie
  • mit der Universität Mainz, Institut für Vor- und Frühgeschichte und Institut für geschichtliche Landeskunde, in den Bereichen Landeskunde und Vorgeschichte (besonders der Eisenzeit)
  • mit dem Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde in Marburg
  • mit der Universität Gießen, Institut für Vor- und Frühgeschichte, im Bereich Mittelalterarchäologie;
  • mit der Freien Universität Bozen, Fakultät für Naturwissenschaften und Technik;
  • mit der Universität Southampton (UK), Institut für Ingenieurwissenschaften, zu Wasserbau im Spessart (besonders für Mühlen und Bewässerungssysteme)
  • mit der Universität von Südböhmen (CZ), Institut für Archäometrie, im Bereich Paläozoologie.

Neben der wissenschaftlichen Arbeit steht für das ASP die Vermittlung der Kulturlandschaft des Spessarts im Vordergrund seiner Tätigkeit. Herzstück der Vermittlungsarbeit sind die Kulturwege, die zusammen mit örtlichen Gemeinden und Vereinen erstellt werden. Die Einweihung ist meistens mit einer Begehung und Erläuterung zum Inhalt und dem geschichtlichen und kulturellen Hintergrund des Kulturweges verbunden.

Das Projekt ist im Jahre 1995 nach dem Spessartkongress in Bad Orb entstanden und wurde von den Landkreisen Aschaffenburg, Miltenberg, Main-Spessart, Main-Kinzig und der Stadt Aschaffenburg mit ins Leben gerufen. Das ASP wird maßgeblich vom Bezirk Unterfranken gefördert. Der Verein selbst wurde 1998 gegründet. Gerhard Ermischer ist Vorsitzender. Es werden feste Mitarbeiter – Historiker, Kunsthistoriker, Archäologen und Geografen – beschäftigt. Seit 1999 ist der Historiker und Archäologe Gerrit Himmelsbach Projektleiter, der auch 1. Hauptvorsitzender des Spessartbundes ist, dem das ASP als Ortsgruppe angehört.[2] Seinen Sitz hat das Projekt im Ernst-Ludwig-Kirchner-Haus in Aschaffenburg. Das ASP war am EU-Projekt European Cultural Paths beteiligt und rief das Folgeprojekt Pathways to Cultural Landscapes ins Leben. Der Verein finanziert sich vor allem über Fördermittel aus der Region, den Ländern, der Bundesregierung sowie der EU.

Das Projekt bemüht sich um die Vermittlung der Kulturlandschaft an Bewohner und Touristen durch die Einrichtung von Kulturwegen.[3]

Bis zum Jahr 2024 wurden 125 Kulturwege geschaffen. Die Wege haben eine Länge von 4 bis 25 km, sind mit Schautafeln und Markierungen versehen und werden in ausführlichen Faltblättern beschrieben. Jeder Weg ist einer besonderen Thematik gewidmet, wobei die Landschaft unter historischen, geologischen, kulturellen und ökologischen Gesichtspunkten beleuchtet wird. Zur Erhaltung der Wege ist das ASP eine enge Partnerschaft mit den regionalen und lokalen Wandervereinen und Heimatvereinen eingegangen. Der Löwenanteil dieser Arbeiten wird von Freiwilligen geleistet, für die regelmäßige Treffen organisiert werden. Derzeit arbeiten jährlich über 500 ehrenamtliche Helfer mit dem ASP zusammen, im Laufe der letzten Jahre haben sich etwa 3000 Freiwillige an den verschiedensten Projekten beteiligt, darunter archäologische Ausgrabungen, Prospektionen, Forschungs- und Kunstprojekte.

Archäologische und historische Arbeit

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Rekonstruierte Grundmauern des Klosters Elisabethenzell aufgrund der Ausgrabungen des ASP.
Vorderseite des Münzpfennigs, zugeordnet dem Mainzer Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, Fund auf der Kugelburg 2018

Mehr als 20 Burgen, Schlösser und Wehrkirchen im südwestlichen Mainviereck sollen mit Hilfe der Europäischen Union untersucht, zum Teil restauriert und wieder verstärkt touristisch zugänglich gemacht werden.[4] Über die Ausgrabungen und weiterführende Arbeiten wurde seit 2004 in mehreren Symposien berichtet und wissenschaftlicher Austausch geführt. Seit 2008 wird die Burgensymposium genannte Tagungsreihe jährlich durchgeführt, dabei stehen die Ergebnisse der durchgeführten Grabungen und angegliederte Themenkreise im Mittelpunkt. Zumeist werden die Tagungen in den Orten der Jahreshauptgrabungen durchgeführt.[5] An folgenden Projekten wurde und wird, teils in mehrjährigen Grabungsphasen, geforscht, die meist mit einem Grabungsfest, bei dem die Ziele, geschichtlichen Hintergründe und Ergebnisse der Ausgrabung präsentiert werden, verbunden sind:

  • Für die Wiedererschließung des „Kurfürstenweges“ erhielt das Projekt den Tourismuspreis 2006 der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee,[14]
  • 2008 folgte der „Carl-Gottfried-Scharold-Preis“[15]
  • Die Stadt Aschaffenburg verlieh dem ASP 2011 den AGENDA-21-Preis
  • Die Gesellschaft für Archäologie in Bayern zeichnete das ASP 2012 mit dem „bayerischen Archäologiepreis“ aus;
  • 2014 erhielt das Projekt in Aachen die „Silberne Halbkugel“, den Deutschen Preis für Denkmalschutz „für seinen ganzheitlichen, fachlich herausragenden und über 16 Jahre anhaltenden ehrenamtlichen Einsatz zur Bewusstseinsbildung und Identifikation der Region Spessart als historische Kulturlandschaft“.[16]

Publikationen (Auswahl)

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  • Gerrit Himmelsbach, Gerhard Ermischer: Europäische Kulturwege im Spessart, Wanderwege 1-15. CoCon-Verlag, 2008, ISBN 978-3-937774-23-7.
  • (Hrsg.) Tourismusverband Spessart-Mainland, Archäologischen Spessartprojekt: Spessart-Main-Odenwald, Wandern auf Europäischen Kulturwegen. Aschaffenburg 2007.
  • Gerhard Ermischer, Rüdiger Kelm, Dirk Meier, Harald Rosmanitz: Wege in europäische Kulturlandschaften. Verlag Albersdorf, 2003, ISBN 3-8042-1143-7.
  • (Hrsg.) Helmut Flachenecker, Gerrit Himmelsbach, Peter Steppuhn: Glashüttenlandschaft Europa. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2008, ISBN 978-3-937774-23-7.
  • Catrin Ackermann, Harald Rosmanitz: Die Ketzelburg in Haibach. (= Veröffentlichungen des Heimat- und Geschichtsvereins Haibach-Grünmorsbach-Dörrmorsbach e. V. Band 6). 2006, ISBN 3-87707-676-9.
  • Harald Rosmanitz, Christine Reichert: Das „Alte Schloss“ bei Kleinwallstadt am Untermain. In: Georg Ulrich Großmann (Hrsg.): Die Burg zur Zeit der Renaissance. Forschungen zu Burgen und Schlösser. (= Forschungen zu Burgen und Schlössern. Band 13). Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2010, ISBN 978-3-422-07023-3, S. 213–225.
  • Harald Rosmanitz: Die Niederungsburg „Mole“ bei Heimbuchenthal im Spessart. In: Georg Ulrich Großmann (Hrsg.): Die Burg zur Zeit der Renaissance. Forschungen zu Burgen und Schlösser. (= Forschungen zu Burgen und Schlössern. Band 13). Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2010, ISBN 978-3-422-07023-3, S. 227–228.[17]
  • Anika Magath: Der Spessart als Kulturlandschaft. (= Schriftenreihe. Band 69). 2020, ISBN 978-3-87965-134-4.
  • Gerrit Himmelsbach, Anika Magath: Wie kommt das Schiff in den Wald und wo fährt es hin?- Eine Kulturlandschaft erforscht ihre Identität. In: Wolfgang Wüst (Hrsg.): Natur, Ökologie und Landschaft – Umweltgeschichte in Franken. (= Schriftenreihe der Fränkischen Arbeitsgemeinschaft. Band 07). 2022, ISBN 978-3-8306-8119-9, S. 88–124.

Einzelnachweise

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  1. Institut an der Universität Würzburg, Archäologisches Spessartprojekt e. V.
  2. Ortsgruppen in Aschaffenburg des Spessartbundes
  3. Übersicht über die Kulturwege, Archäologisches Spessartprojekt e. V.
  4. vergleiche dazu die Burgen und Schlösser im hessischen Spessart und in Unterfranken
  5. Burgensymposien des ASP, Archäologisches Spessartprojekt e. V.
  6. Die Ketzelburg und die Burgenforschung im Spessart (Memento vom 29. Oktober 2014 im Internet Archive)
  7. Bericht über die Grabungen auf dem Gräfenberg (Memento vom 13. Mai 2014 im Internet Archive)
  8. Ausgrabungen auf Burg Bartenstein (Memento vom 10. Juni 2014 im Internet Archive)
  9. Ausgrabungen beim Kloster Einsiedel (Memento vom 29. Oktober 2014 im Internet Archive)
  10. Sechserbuch (Memento vom 25. November 2014 im Internet Archive)
  11. Burgensymposium 2016: Klischee oder Wirklichkeit? Burgenrekonstruktion zwischen Grabungsbefund und Burgenromantik, November 2016, Waldaschaff
  12. Die Burg Wahlmich bei Waldaschaff – Eine Wehranlage neben der Autobahn, Archäologisches Spessartprojekt e. V.
  13. Tagesschau-Bericht über die Grabung bei Zellingen
  14. Verleihung des Tegernseer Tourismuspreises 2006 an das Archäologische Spessartprojekt, Webseite des ASP; erneut abgerufen am 6. Oktober 2022.
  15. Carl-Gottfried-Scharold-Preis 2008, Webseite des ASP; erneut abgerufen am 6. Oktober 2022.
  16. Verleihung des Deutschen Preises für Denkmalschutz 2014 an das Archäologische Spessartprojekt, Webseite des ASP; abgerufen am 6. Oktober 2022.
  17. Das ASP hat bereits eine Vielzahl von Arbeiten in Veröffentlichungen publiziert. Eine Auswahl ist hier referenziert: Archivierte Kopie (Memento vom 29. Oktober 2014 im Internet Archive). In den einzelnen Untersuchungen von 2004 bis heute sind weitere Publikationen entstanden.