Armin Rohde

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Armin Rohde, 2024

Armin Kurt Rohde (bürgerlich: Armin Kurt Rohde-Baron von Schilling; * 4. April 1955 in Gladbeck[1]) ist ein deutscher Schauspieler, Hörspiel- und Synchronsprecher. Seinen Durchbruch hatte er 1992 in der Rolle des „Bierchen“ in dem Kinofilm Kleine Haie.

Kindheit und Jugend

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Armin Rohde wurde als ältestes von vier Kindern des Bergmanns und späteren Fabrikarbeiters Kurt Rohde und dessen Frau Ursel, geb. Bayer, in Gladbeck geboren. Dort arbeitete sein Vater, ein gelernter Maler und Lackierer, auf der Zeche Graf Moltke; die Mutter arbeitete in einer Fabrik.[2][3] Rohde wuchs in Gladbeck und in Wuppertal auf und besuchte das Gymnasium, wo er einer der wenigen Schüler aus einer Arbeiterfamilie war. In Wuppertal weckte das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch seine Faszination für die Bühne. Rohde verließ die Schule zwei Monate vor dem Abitur und jobbte anschließend als Hilfsarbeiter, Reisebegleiter und Postsortierer und reiste ein Jahr lang praktisch ohne Geld durch die USA. Zivildienst leistete er im Krankenhaus.[4][5][6]

Armin Rohde mit Ludger Pistor, 2016

Nach seiner Ausbildung an der Folkwang Universität der Künste in Essen (1980 bis 1984) und an Pierre Bylands Clown-Schule war Rohde ab 1984 an diversen Theatern in Bielefeld und Bochum beschäftigt. Erste Rollen hatte er in Bertolt Brechts Dreigroschenoper als Mackie Messer, in SophoklesOedipus und in Warten auf Godot von Samuel Beckett. Zu seinen Ensemble-Kollegen gehörten unter anderem Dietmar Bär, Peter Lohmeyer und Joachim Król.

Sein Filmdebüt gab er unter der Regie von Rolf Silber in der Rolle des Holger in der Filmkomödie Kassensturz mit Christoph M. Ohrt in der Hauptrolle. Zwischen 1988 und 1994 übernahm er mehrere Gastrollen in der ZDF-Krimiserie Ein Fall für zwei. Im letzten Schimanski-Tatort Der Fall Schimanski war er 1991 an der Seite von Götz George als ominöser Fahrzeuglackierer Pfeifer zu sehen. 1992 spielte er eine kleine Rolle in Helmut Dietls Schtonk! Im selben Jahr hatte er mit Sönke Wortmanns Film Kleine Haie seinen Durchbruch. Mit seiner Darstellung des Sportwagenfahrers „Bierchen“ wurde Rohde einem größeren Publikum bekannt. Nach dieser Rolle besetzte Wortmann ihn auch in seinen Spielfilmen Der bewegte Mann (1994) und Das Superweib (1996). In den nachfolgenden Jahren war er wiederholt auf der Kinoleinwand zu sehen, u. a. in Wolfgang Beckers Komödie Das Leben ist eine Baustelle (1997), Tom Tykwers Actionthriller Lola rennt (1998), Joseph Vilsmaiers Filmbiografie Marlene (2000), Dana Vávrovás Zirkusfilm Der Bär ist los! (ebenfalls 2000) und in Til Schweigers Filmkomödien Barfuss (2005) und Keinohrhasen (2007).

2000 erhielt er die Goldene Kamera für seine Darstellung des betrunkenen Postboten Manfred in Sönke Wortmanns St. Pauli Nacht. 2004 bekam er den Adolf-Grimme-Preis für seine Rolle des Hanno Wilmers in dem Fernsehfilm Dienstreise – Was für eine Nacht.[7]

1996 trat Rohde für Manfred Krug als Fernfahrer Kaschinski die Nachfolge in der Neuauflage der Fernsehserie Auf Achse an. Seit 2003 ist er als Kommissar Erichsen eine der Hauptfiguren in Lars Beckers ZDF-Krimireihe Nachtschicht. Von 2010 bis 2019 war er an der Seite von Ludger Pistor in der ARD-Filmreihe Schnitzel als Langzeitarbeitsloser Günther Kuballa zu sehen. Als indirekte Fortsetzung folgte 2019 zusätzlich die Miniserie Ohne Schnitzel geht es nicht, deren letzte zwei Folgen mit der vierten Episode Schnitzel de Luxe identisch sind. Für den historischen ZDF-Fernsehfilm Zwischen Himmel und Hölle über den Beginn der Reformation in Wittenberg stand er 2016 an der Seite von Maximilian Brückner, Jan Krauter, Johannes Klaußner und Aylin Tezel vor der Kamera. Seit 2017 spielt er den alkoholkranken Fredo Schulz in der ZDF-Krimireihe Der gute Bulle.

Rohde wirkte auch in einigen Kinder- und Jugendproduktionen, wie 2006 in Gernot Rolls Der Räuber Hotzenplotz in der Titelrolle und in Freche Mädchen (2008) sowie deren Fortsetzung Freche Mädchen 2 (2010) als Mathelehrer „Rumpelstilzchen“. 2010 spielte er den Lehrer Herr Rothkirch in Teufelskicker und war neben Ann-Kathrin Kramer als Graf Gustav in dem Märchenfilm Der Meisterdieb zu sehen. 2019 übernahm er in Viviane Andereggens Die drei !!! als Kneipier Hein und in Ngo The Chaus Schneewittchen und der Zauber der Zwerge in der Rolle des alten Schmieds Nebenrollen.

Im Herbst 2022 trat Rohde als „Goldi“ in der siebten Staffel der ProSieben-Show The Masked Singer auf und wurde in der fünften Folge demaskiert.[8]

2009 erschien eine Autobiografie Rohdes unter dem Titel Größenwahn und Lampenfieber. Die Wahrheit über Schauspieler.

2011 übernahm Rohde die Schirmherrschaft für die Aktion „Gemeinsam für Greta“ der Deutschen Knochenmarkspenderdatei.[9] 2015 wurde er Schirmherr für die Opferberatungsstelle von Chance e. V. Münster.[10]

Rohdes Familie väterlicherseits stammt aus Danzig und flüchtete Ende des Zweiten Weltkriegs nach Schleswig-Holstein. Sein Großvater Hermann Rohde fiel in den letzten Kriegsmonaten 1945 nordwestlich von Danzig. Die Familie von Rohdes Mutter stammt aus dem Sudetenland. Sein Großvater Franz Bayer, 1902 in Rindles, einem Vorort von Oberplan (heute: Žlábek, Tschechien) geboren, war während des Zweiten Weltkriegs Angehöriger des Reserve-Polizeibataillons 61 und an Massenerschießungen von Juden beteiligt. Bayer, Vater von neun Kindern (darunter eines aus einer inzestuösen Beziehung zu einer seiner Töchter stammend), hatte innerhalb seiner Einheit einen schlechten Ruf, galt als „geistig zurückgeblieben“ und „besonders gewaltaffin“: Am und im Warschauer Ghetto tötete er meist willkürlich – „aus Mordlust und niedrigen Beweggründen und auf heimtückische Weise“, was ihm innerhalb der Kompanie den Spitznamen „Schützenkönig“ einbrachte.[11] Zudem hatte Bayer einen besonderen Hang zur Misshandlung der Ghettoinsassen – darunter auch Kinder.[11] Später arbeitete er als Polizist in Gladbeck und Bottrop.[12] Rohde heiratete 1995 Angela Freifrau von Schilling.[13] Sein drei Jahre jüngerer Bruder Uwe Rohde ist ebenfalls Schauspieler. Rohde ist Buddhist und trägt den buddhistischen Namen Karma Geleg Palsang.[14]

Fernsehserien und -reihen

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  • Wolfgang Klauser (Buch/Regie): Armin Rohde – Das Geheimnis meiner Familie. Dokumentarfilm, Deutschland 2008, 45 Min., Produktion: NDR, Erstausstrahlung: 7. April 2008.
  • Tobias Haucke, Timo Rieg (Hrsg.): Bochumer Bekannte. Band 2, biblioviel Verlag, Bochum 2003, ISBN 3-928781-82-0 (Andrea Donat, Armin Rohde und neun weitere Bochumer im Porträt).
  • Armin Rohde: Größenwahn und Lampenfieber. Die Wahrheit über Schauspieler. rowohlt, Reinbek 2009, ISBN 978-3-499-62501-5.[15]
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 6: N – R. Mary Nolan – Meg Ryan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 595.
Commons: Armin Rohde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Baron Armin Rohde will seinen Adelstitel loswerden. In: noz.de. Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, 14. Januar 2010, abgerufen am 7. Januar 2015 (letzte Aktualisierung: 6. Juli 2010).
  2. 3nach9: Armin Rohde über seine geklaute Kamera bei seiner Reise durch die USA // 3nach9. 23. November 2018, abgerufen am 20. Dezember 2024.
  3. Das Geheimnis meiner Familie S01E02: Armin Rohde –. In: fernsehserien.de. Abgerufen am 15. März 2024.
  4. Mein Leben als Schüler. In: Welt online. 1. September 2007.
  5. Ich wär' gern kalt, leise und gefährlich. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. 24. April 2005, Nr. 16, S. 61, Interview
  6. Armin Rohde im Munzinger-Archiv, abgerufen am 18. August 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
  7. Grimme-Preis 2004, abgerufen am 16. Januar 2019.
  8. "The Masked Singer": Letzte Enthüllung vor dem Finale - ER war Goldi. 5. November 2022, abgerufen am 4. Januar 2024.
  9. Gemeinsam für Greta – Schirmherren (Memento vom 3. November 2013 im Internet Archive)
  10. Opferberatungsstelle des Chance e. V. Münster
  11. a b Jan Hendrik Issinger: Militärische Organisationskultur im Nationalsozialismus. Das Reserve-Polizeibataillon 61 und der Zweite Weltkrieg in Osteuropa, Göttingen 2022, S. 147–149.
  12. "Das Geheimnis meiner Familie", Staffel 1, Episode 2, Das Erste, 7.4.2008; Antje Hildebrandt: Armin Rohde und die Suche nach dem Nazi-Opa. In: Die Welt v. 8.4.2008.
  13. RP ONLINE: Offiziell heißt der Schauspieler „Baron von Schilling“: Armin Rohde ist ein Baron. 5. November 2003, abgerufen am 20. Dezember 2024.
  14. „Ich fügte mir Stammesnarben zu“. In: Tagesspiegel. 10. Januar 2010 (Online).
  15. Verlagsnotiz 2009