Bönninghausen (baltisches Adelsgeschlecht)

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Wappen derer von Bönninghausen

Die Herren von Bönninghausen (auch: Bön(n)ingshausen) waren ein ursprünglich aus Westfalen stammendes, später in Livland ansässiges Adels– und Patriziergeschlecht.

Das Geschlecht kam aus Westfalen nach Riga, wo es in den Rat gelangte. Bereits 1497 erscheint ein Carsten Bonynkhusen als Ratsherr, der von 1505 bis 1516 Kämmerer war und noch 1526 lebte.[1] Sein Sohn Peter Böninghausen war von 1531 bis 1560 Ratsherr.[2] Dessen Sohn Jordenn (Jordan)[3] Bonninckhuszen war 1552 und 1553 Kämmerer und schließlich 1555 Ältermann der Compagnie der Schwarzen Häupter in Riga.[4]

Ein von Bönninghausen war Grenzvogt in Livland und starb 1597. Sein Sohn Johann von Bönninghausen war erst in preußischen, dann in kaiserlichen und schließlich in holländisch-ostindischen Diensten. Nachdem er nach Livland zurückgekehrt war, wurde er als schwedischer Leutnant der Artillerie „mit Beibehalt des Wappens seiner Voreltern“ am 10. September 1649 in den Schwedischen Adelsstand ohne Introduction erhoben. Johann war mit Elisabeth von Uexküll verheiratet, die noch 1662 lebte. Das Ehepaar scheint kinderlos geblieben zu sein.

Ein weiteres Mitglied der Familie war Johann(es) Bönninghausen,[5] ein Sohn des rigaschen Kaufmanns Hans Bönnighausen,[6] der 1639 in Rostock immatrikuliert wurde[7] und von 1646 bis 1660 Pastor zu Katlakaln und Olai (bei Riga) war.[8]

In Riga selbst war das Geschlecht bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts vertreten, u. a. durch den Kaufmann Johann Benninghausen (Bönninghusen)[9], der von 1696 bis zu seinem Tod im Jahr 1702, einer der Ältesten der Großen Gilde in Riga war.[10]

Herkunft und Namensentwicklung

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Die genaue Herkunft der Familie in Westfalen ist ungeklärt. Sowohl die Bauerschaft Büninghausen bei Hultrop (Lippetal)[11] als auch das Dorf Bönninghausen bei Soest[12] werden in der Literatur als mögliche Namensgeber und Herkunftsorte der Familie genannt, wobei letzteres auch als möglicher Herkunftsort des nicht stammverwandten Adelsgeschlechts Bönninghausen gilt. Der Historiker Theodor Pyl vermutete eine Stammverwandtschaft mit dem aus Dortmund stammenden Greifswalder Ratsherrn Hermann Bominghusen.[13]

Der Familienname Bönninghausen hat sich im Verlauf der Zeit stark verändert. Im 16. Jh. variierte die Schreibweise des Namens, z. B. gab es häufige Wechsel zwischen B und P, o und u, sowie g und k, bzw. ck (Bonnikhauss,[11] Bonnynghusen,[14] Punninckhussen,[11] Punnichhußen,[14] Bonichuse,[15] Bonninghusen[16] und Bonninckhusen,[17] sind nur einige der über 30 überlieferten Namensvariationen), aber der Name blieb weitgehend stabil. Im Lauf des 17. Jh. gab es jedoch eine beschleunigte Namensentwicklung mit einem endgültigen Wandel von o, bzw. ö zu e und von g zu k, bzw. ck, zu dem eine Verkürzung des Namens zu Benkhusen/Benckhusen, bzw. Benkhausen/Benckhausen hinzukam.[18]

Blasonierung: Silber über Blau geteilt, oben ein wachsender goldener Löwe, unten drei goldene Flügel nebeneinander, die Sachsen nach rechts gekehrt. Auf dem gold-silber gewulsteten Helm ein wachsender goldener Löwe. Die Helmdecken sind gold-silber.[19]

Siebmacher gibt abweichend an, dass der Schild Silber über Rot geteilt und die Helmdecken gold-rot-silber sind.[20]

Ebenso abweichend davon ist das bürgerliche Wappen der Familie in Riga:[21] Silber über Blau geteilt, oben ein wachsender blauer Löwe, unten drei (2, 1) silberne Ringe. Auf dem Helm ein wachsender blauer Löwe. Die Helmdecken sind blau-silber.[22]

Einzelnachweise

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  1. Böthführ (1877): Die Rigische Rathslinie von 1226 bis 1876, S. 117
  2. Böthführ (1877): Die Rigische Rathslinie von 1226 bis 1876, S. 127
  3. August Michael von Bulmerincq: Vier Bücher der Landvogtei der Stadt Riga. Zweiter Band. Drittes Buch: Das Grundzinsbuch 1438–1693. A. Gulbis, Riga 1925, S. 77 (Digitalisat).
  4. Spliet (1934): Geschichte des rigischen Neuen Hauses, S. 360
  5. Heinrich Julius Böthführ: Die Livländer auf auswärtigen Universitäten in vergangenen Jahrhunderten. Festschrift der Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Russlands zur Feier ihres fünfzigjährigen Bestehens am 6. Dez. 1884. Buchdruckerei Wilhelm Ferdinand Häcker, Riga 1884, S. 96 (Digitalisat).
  6. Arvo Tering: Lexikon der Studenten aus Estland, Livland und Kurland an europäischen Universitäten 1561–1800 (= Karsten Brüggemann, Matthias Thumser, Ralph Tuchtenhagen [Hrsg.]: Quellen und Studien zur baltischen Geschichte. Band 28). Böhlau Verlag, Köln 2018, ISBN 978-3-412-51134-0, S. 158.
  7. Kersten Krüger (Hrsg.): ‘‘Immatrikulation von Iohannes Bonninghausen‘‘, Matrikelportal Rostock, Universität Rostock 2010; abgerufen: 8. September 2024.
  8. Christian August Berkholz: Beiträge zur Geschichte der Kirchen und Prediger Riga’s. Erste Abtheilung: Geschichte der einzelnen Kirchen nebst chronologischem Verzeichniss der Prediger und statistischen Auszügen aus den Kirchenbüchern. Buchdruckerei W. F. Häcker, Riga 1867, S. 186 (Digitalisat).
  9. Dennis Hormuth: Das Memorialbuch der Ältestenbank der Großen Gilde zu Riga 1677-1702 (= Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas. Band 8). Verlag Herder-Institut, Marburg 2015, ISBN 978-3-87969-391-7.
  10. Karl Eduard von Napiersky: Monumenta Livoniae antiquae. Sammlung von Chroniken, Berichten, Urkunden und andern schriftlichen Denkmalen und Aüfsätzen, welche zur Erläuterung der Geschichte Liv-, Ehst- und Kurlands dienen. Vierter Band. Beiträge zur älteren Geschichte der Stadt Riga. Eduard Frantzen, Riga, Leipzig 1844, Zweiter Anhang. Verzeichniss der Aeltermänner, Aeltesten und Dockmänner der Grossen Gilde in Riga, S. CCCXXXVI (Digitalisat der BSB).
  11. a b c Ernst Seraphim: Jahresbericht der Felliner Litterarischen Gesellschaft für das Jahr 1888. Hrsg.: Felliner Litterarische Gesellschaft. F. Feldt, Fellin 1889, Über die Heimat der Bürger Alt-Riga's, S. 108 (Digitalisat).
  12. Liselotte Feyerabend: Die Rigaer und Revaler Familiennamen im 14. und 15. Jahrhundert (= Paul Kaegbein und Gert von Pistohlkors [Hrsg.]: Quellen und Studien zur baltischen Geschichte. Band 7). Böhlau Verlag, Köln 1985, ISBN 3-412-02484-8, S. 81.
  13. Theodor Pyl (Hrsg.): Die Genealogien der Greifswalder Rathsmitglieder von 1250–1382 (= Pommersche Genealogien. Band 4). Akademische Buchhandlung Greifswald und Vereinsschrift der Greifswalder Abtheilung der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde, Greifswald 1895, S. 90 (Digitalisat).
  14. a b Jakob Gottlieb Leonhard von Napiersky: Die Libri redituum der Stadt Riga. Duncker und Humblot, Leipzig 1881, S. 203 (Digitalisat der BSB).
  15. H. Hildebrand: Mittheilung einiger für die Personenkunde Riga's im Mittelalter erheblicher Grabinschriften. In: Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Russlands (Hrsg.): Sitzungs-Berichte der Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Ostseeprovinzen Russlands aus dem Jahre 1874. Livländische Gouvernements-Typographie, Riga 1875, S. 44–47 (Digitalisat).
  16. August Michael von Bulmerincq: Vier Bücher der Landvogtei der Stadt Riga. Erster Band. A. Gulbis, Riga 1923 (Digitalisat).
  17. Böthführ (1886): Jürgen Padel's und Caspar Padel's Tagebücher, S. 301, 306–307, 319, 325, 330, 362, 385 und 402
  18. EAA.278.1.XVI-34c, Akte 19 (30.04.1689). Akte in Sachen des Johann Bönnighausen (Benkhusen) contra die Witwe des Rentmeisters Jacob Bähr (Bär), Maria Dorothea Ziegenmeyer, und die Erben ihrer verstorbenen Söhne Ludolph Bähr (Bär) und Henrich Abel Bähr (Bär) wegen geschuldeter Arrendegelder für die Güter Ramelshof (Rāmuļi) und Luttershof (Luthershof, Luteri). In: Arhiivi infosüsteem (AIS). Rahvusarhiiv, the National Archives of Estonia, abgerufen am 13. Oktober 2024 (estnisch).
  19. Spießen (1901–1903), S. 16.
  20. Gritzner (1901), S. 10.
  21. Johann Christoph Brotze: Band 1, Teil 2, Nr. 340. In: Johana Kristofa Broces kolekcija “Sammlung verschiedner Liefländischer Monumente ...”. Lettische Akademische Bibliothek, abgerufen am 8. September 2024 (lettisch).
  22. Max Müller: Beitrag zur Baltischen Wappenkunde: die Wappen der bürgerlichen und im Lande nicht immatrikulierten adligen Familien der früheren russischen Ostseeprovinzen Liv-, Est- und Kurland (jetzt Lettland und Estland) mit einer kurzen Einführung. Verlag der Aktien-Gesellschaft Ernst Plates, Riga 1931 (Digitalisat).