Bahnstrecke Coburg–Bad Rodach

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Coburg–Bad Rodach
Strecke der Bahnstrecke Coburg–Bad Rodach
Streckennummer (DB):5122
Kursbuchstrecke (DB):831
Streckenlänge:17,65 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Maximale Neigung: 15,9 
Minimaler Radius:250 m
Höchstgeschwindigkeit:60 km/h
Zugbeeinflussung:PZB
von Lichtenfels
0,00 Coburg 291 m ü. NHN
nach Ernstthal am Rennsteig
0,48 Lauter
1,26 Bundesstraße 4
1,99 Coburg-Neuses
Awanst Müllheizkraftwerk
3,22 Goldbergsee
3,87 Coburg-Beiersdorf
3,97 Beiersdorf (b Coburg)
6,12 Wiesenfeld (b Coburg) 304 m ü. NHN
7,78 Meeder
9,78 Kleinwalbur
12,24 Großwalbur 305 m ü. NHN
15,87 Schweighof
17,65 Bad Rodach 300 m ü. NHN

Die Bahnstrecke Coburg–Bad Rodach ist eine eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn in Oberfranken (Bayern). Sie zweigt in Coburg von der Bahnstrecke Eisenach–Lichtenfels ab und führt über Meeder nach Bad Rodach. Die 1892 eröffnete Strecke wurde zunächst von der Werra-Eisenbahn-Gesellschaft erbaut und betrieben. 1895 wurde die Bahngesellschaft samt der Strecke verstaatlicht.

Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Nebenbahnen war auf der Bahnstrecke Coburg–Bad Rodach bis in die 1990er Jahre ein hohes Verkehrsaufkommen im Güter- und Personenverkehr vorhanden, erst mit MORA C wurde der Güterverkehr 2002 bis auf die Bedienung des Müllheizkraftwerkes Coburg eingestellt.

Bahnhof Coburg-Neuses (2020)
Bahnhof Bad Rodach (2006)

Schon beim Bau der 1858/59 eröffneten Werrabahn Eisenach–Lichtenfels hätte Rodach einen Bahnanschluss erhalten können, allerdings wurde statt der einfachen Streckenführung über Rodach eine schwierige Trassenvariante über Eisfeld realisiert. Weitere Vorhaben in den nachfolgenden Jahrzehnten kamen ebenfalls nicht zur Ausführung. Erst in den 1880er Jahren gab es erneut ernsthafte Pläne für eine Bahnanbindung Rodachs. Zunächst favorisierte man eine Schmalspurbahn, die Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha allerdings ablehnte. Daraufhin bat das herzogliche Staatsministerium Bayern bei der Streckenplanung um Hilfe, da das Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha keine eigenen Fachleute für Bahnbau hatte. Nachdem durch eine günstige wirtschaftliche Entwicklung auch die Finanzierung des Bahnbaus möglich war, erhielt die Werra-Eisenbahn-Gesellschaft am 24. Januar 1890 vom Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha die Konzession zum Bau und Betrieb der Strecke. Zuvor hatten dem Staat auch die anliegenden Gemeinden ihre Zusage zur Beteiligung an den Baukosten gegeben. Am 15. Juni 1891 war Baubeginn und ein Jahr später am 27. Juni 1892 wurde die Strecke feierlich eingeweiht. Der planmäßige Verkehr wurde am 1. Juli 1892 aufgenommen.[1]:S. 13ff

Am 1. Oktober 1895 ging mit den Strecken der Werra-Eisenbahn-Gesellschaft auch diese Stichbahn in preußisches Staatseigentum über und wurde fortan von der Preußischen Staatsbahn betrieben. Bestrebungen, eine Trasse von Hildburghausen an der Bahnstrecke Eisenach–Lichtenfels über Rodach nach Ummerstadt zu bauen, wurden ebenso nicht realisiert wie die Variante einer Verbindung über Maroldsweisach nach Königshofen im Grabfeld.[1]:S. 28ff Auch eine bei der Konzessionsvergabe an die Werra-Eisenbahn-Gesellschaft vorgesehene Möglichkeit einer Verlängerung bis an die Schmalspurbahn Hildburghausen–Lindenau-Friedrichshall nach Streufdorf wurde nicht umgesetzt.

Nach dem Ersten Weltkrieg ging der Freistaat Coburg im Jahr 1920 in Bayern auf. Die Strecken um Coburg gehörten aber weiterhin zur Reichsbahndirektion Erfurt der Deutschen Reichsbahn. Versuche zur Angliederung an die Reichsbahndirektion Nürnberg waren erfolglos.[1]:S. 43

Y-Schwellen bei Beiersdorf (2020)

Da die Bahnstrecke zwischen Kilometer 2,9 und 3,55 das neu eingerichtete Hochwasserrückhaltebecken Goldbergsee quert, wurde im Jahr 2008 parallel zum Eisenbahndamm ein Schutzwall errichtet, der den bestehenden Damm stabilisiert. Eine Überflutung des Eisenbahndammes bei extremem Hochwasser wird mit dieser 2,7 Millionen Euro teuren Konstruktion in Kauf genommen. Die Kosten trug zu drei Vierteln die bayerische Wasserwirtschaftsverwaltung. 2010/2011 wurde der Oberbau zwischen Meeder und Bad Rodach erneuert.

Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2020[2] wurde der Haltepunkt in Beiersdorf, der ab dem 27. Mai 1983 nicht mehr bedient wurde, an anderer Stelle wiedereröffnet. Die Kosten von rund 1,1 Millionen trug zu 75 Prozent der Freistaat Bayern.[3] Zusätzlich ließ die DB Netz im Jahr 2020 in Coburg zwei Bahnübergänge durch Schranken sichern und eine Oberbausanierung durchführen.[4] Dabei wurden Y-Schwellen bis Streckenkilometer 4,3 eingebaut, bei Bahnübergängen in verzinkter, korrossionsgeschützter Ausführung.

2022 beantragte die DB Netz den Rückbau des Bahnhofs Bad Rodach zum Haltepunkt.[5] Der Rückbau erfolgte im August 2023.

Fahrzeugeinsatz

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Auf der Strecke kamen Dampflokomotiven der Baureihe 86,[6] später Diesellokomotiven der Baureihen V 60, V 80, V 100 und 218 sowie Schienenbusse VT 98[7] und Dieseltriebwagen der Baureihe 628 zum Einsatz.

Agilis setzt seit Juni 2011 Stadler Regio-Shuttle RS1 ein.

Die Kursbücher von 1914[8] sowie der Deutschen Reichsbahn von 1934 verzeichneten jeweils täglich sechs Personenzugpaare zwischen Coburg und Rodach mit einer Fahrzeit von mindestens 40 Minuten.

Im Jahr 1982 wurde der Reisezugverkehr an Wochenenden eingestellt.

2011 wurde der Personennahverkehr auf der Strecke Teil des von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft ausgeschriebenen „Dieselnetz Oberfranken“. Agilis band die Regionalbahnen daraufhin in der Relation Bad Rodach – Coburg – Lichtenfels – Kulmbach – Bayreuth Hbf – Weiden (Oberpf) durch. Seit 2022 verkehren sie als Linie RB 18 und enden in Coburg. Wochentags fahren die Züge stündlich. Insgesamt verkehren werktags zwischen 5 Uhr und 23 Uhr vierzehn Zugpaare, welche die Strecke in 23 bis 25 Minuten zurücklegen.

Planmäßiger Güterverkehr findet weiterhin bis Coburg-Neuses zum Müllheizkraftwerk statt.

Kursbuchstrecken

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Zeitraum Nummer
1934 165d
1939[9] 165q
1941–1944[10][11][12][13] 190q
1950[14]–1958[15] 419f
bis 1970 419b
1970–1992[14] 833
seit 1992[14] 831[16]
  • Wolfgang Bleiweis, Stefan Goldschmidt, Bernd Schmitt: Eisenbahn im Coburger Land. Steinachtalbahn-Staffelsteiner Eisenbahnfreunde, Coburg 1996, ISBN 3-9802748-4-5.
  • Wolfgang Bleiweis, Bernd Schmitt: Die Eisenbahn nach Rodach. Eisenbahn-Fachbuch-Verlag, Coburg 2002, ISBN 3-9807748-2-1.
  • Kerstin Schäfer: Die Hochbauten der oberfränkischen Nebenbahnen. Geschichte, Bestand und Umnutzung. Eisenbahn-Fachbuch-Verlag, Neustadt/Coburg 2013, ISBN 978-3-944237-05-3.
  • Streckenverlauf, Betriebsstellen und zulässige Geschwindigkeiten auf der OpenRailwayMap
  • Coburg 0,0 - Rodach b Coburg 17,65. In: Reichsbahndirektion Erfurt. Klaus Erbeck;.
  • Nebenbahn von Coburg nach Rodach – Der Rodacher. In: Lokalbahn Modelle. Archiviert vom Original am 2. Januar 2017;.

Einzelnachweise

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  1. a b c Wolfgang Bleiweis, Bernd Schmitt: Die Eisenbahn nach Rodach. Eisenbahn-Fachbuch-Verlag, Coburg 2002, ISBN 3-9807748-2-1.
  2. Fahrplanwechsel im Bahnland Bayern: Das ändert sich im Fahrplanjahr 2021. Bayerische Eisenbahngesellschaft, 11. Dezember 2020, abgerufen am 19. Dezember 2020.
  3. Coburg-Beiersdorf – Neuer Haltepunkt im bayerischen Eisenbahnnetz geht in Betrieb. In: bahnblogstelle.net. 11. Dezember 2020, archiviert vom Original am 11. Dezember 2020; abgerufen am 11. Dezember 2020.
  4. Ausbau Strecke Coburg–Bad Rodach. (PDF; 339 kB) Bayerische Eisenbahngesellschaft, 17. Juni 2020, archiviert vom Original am 12. August 2020; abgerufen am 20. Dezember 2020.
  5. Eisenbahnstrecke Nr. 5122 Coburg - Rodach, Bahn-km 17,289 bis 17,695 Vorhaben „Projekt „Bad Rodach, Rückbau und Lückenschluss Weichen 1, 2, 3 und 7, ersatzloser Rückbau Gleis 2“ Entscheidung nach §18 AEG “ in Bad Rodach. Eisenbahn-Bundesamt, 15. Dezember 2022, Aktenzeichen 651ppo/009-2022#002 (online [Memento vom 26. März 2023 im Internet Archive] [PDF; 67 kB; abgerufen am 28. Dezember 2022]).
  6. Siegfried Bufe: Eisenbahn in Oberfranken. Bufe, München 1982, ISBN 3-922138-13-6, S. 267.
  7. Bernd Schmitt: Nebenbahnen in Oberfranken. S. 83 ff.
  8. Hendschels Telegraph – Eisenbahn-Kursbuch Deutschland, Oesterreich, Schweiz. Kleine Ausgabe Nr. 3. M. Hendschel, Frankfurt am Main Mai 1914, S. 181 (deutsches-kursbuch.de [abgerufen am 21. Juli 2024]).
  9. Deutsches Kursbuch Sommer 1939. Teil 2. Deutsche Reichsbahn, Berlin 1939, S. 45 (deutsches-kursbuch.de [abgerufen am 21. Juli 2024]).
  10. Deutsches Kursbuch Sommerausgabe 1941. Teil 2. Deutsche Reichsbahn, Berlin 1941, S. 36 (deutsches-kursbuch.de [abgerufen am 21. Juli 2024]).
  11. Deutsches Kursbuch Winterausgabe 1941/42. Teil 2. Deutsche Reichsbahn, Berlin 1941, S. 36 (deutsches-kursbuch.de [abgerufen am 21. Juli 2024]).
  12. Deutsches Kursbuch Jahresfahrplan 1943. Teil 2. Deutsche Reichsbahn, Berlin 1943, S. 33 (deutsches-kursbuch.de [abgerufen am 21. Juli 2024]).
  13. Deutsches Kursbuch. Jahresfahrplan 1944/45, Teil 2. Deutsche Reichsbahn, Berlin 1944, S. 33 (pkjs.de [abgerufen am 21. Juli 2024]).
  14. a b c Harald Bosch: Kursbuch-Streckennummern der Deutschen Bahnen. In: Harrys neue Bahnseite. 13. Dezember 2009, abgerufen am 21. Juli 2024.
  15. [1]