Baureihe 00 der Wuppertaler Schwebebahn
Baureihe 00/12 | |
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Wagen 5 und 22 im Jahr 2003
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Nummerierung: | Hauptwagen: 1–21 Nebenwagen: 22–26, 51–56 |
Anzahl: | 21 Hauptwagen 10 Nebenwagen |
Hersteller: | Van der Zypen & Charlier |
Baujahr(e): | 1900: 26 Stück 1912: 6 Stück |
Länge: | 11,9 m |
Höhe: | 2,6 m |
Breite: | 2,1 m |
Drehzapfenabstand: | 8 m |
Drehgestellachsstand: | 1,1 m |
Leermasse: | Hauptwagen: 13,9 Tonnen Nebenwagen: 13,0 Tonnen |
Höchstgeschwindigkeit: | 60 km/h |
Stundenleistung: | 25 kW je Motor |
Raddurchmesser: | 900 mm |
Anzahl der Fahrmotoren: | 2 |
Sitzplätze: | 25 |
Stehplätze: | 40, später 26 |
Die Baureihe 00 der Wuppertaler Schwebebahn, auch Baureihe 1900 oder Elberfelder Wagen genannt, war die erste im regulären Fahrgastbetrieb eingesetzte Fahrzeugserie der Wuppertaler Schwebebahn. Ihr bekanntester Vertreter ist der sogenannte Kaiserwagen, eine original erhaltene zweiteilige Einheit aus dem Jahr 1900. Sie besteht aus dem Hauptwagen oder Vorderwagen Nummer 5 mit Führerstand und Fahrschalter und dem geführtem Nebenwagen, Hinterwagen oder Anhängewagen Nummer 22 ohne Führerstand und Fahrschalter. Beide werden heute nur noch im Rahmen touristischer Ausflugsfahrten genutzt, für den regulären Betrieb nach Fahrplan sind sie nicht mehr zugelassen. Die beiden Museumswagen verdanken ihren Namen der Tatsache, dass Kaiser Wilhelm II. zusammen mit seiner Gemahlin Auguste Viktoria mit dem Wagen 5[1] am 24. Oktober 1900 das neu errichtete und einzigartige Verkehrsmittel während eines Besuches der Städte Vohwinkel, Elberfeld und Barmen zur Probe befuhr.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Regeleinsatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bau der späteren Baureihe 00 begann im Jahr 1899, damals war die Eröffnung der ersten Schwebebahn-Teilstrecke noch für Herbst jenes Jahres geplant. Die ersten Wagen wurden 1900 aufgegleist, die letzten 1901. Wagen 1 wurde zudem auf der Pariser Weltausstellung des Jahres 1900 einem breiten Publikum präsentiert. Bis zur tatsächlichen Betriebseröffnung am 1. März 1901 standen schließlich die Hauptwagen 1–21 mit den Nebenwagen 22–26 zur Verfügung. Von den beiden Probewagen I und II des Jahres 1898 unterschieden sich die ersten Serienwagen deutlich:
- Unterteilung in Haupt- und Nebenwagen
- fünf Sitzplätze weniger und im Gegenzug 20 Stehplätze mehr, dadurch Erhöhung der Gesamtkapazität pro Wagen um 30 Prozent
- Verzicht auf die, in Wuppertal nicht benötigten, linksseitigen Türen
- größere Seitenfenster, das heißt nur noch ein Fenster je Sitzgruppe statt zuvor ein Fenster je Sitzreihe
- Türen analog zum Wagenkasten gekrümmt und nahezu bündig mit diesem
Bei Inbetriebnahme hatten die Wagen der Baureihe 00 einen Allradantrieb, der sich jedoch nicht bewährte. Bereits ab 1902 wurde daher nur noch das hintere Rad eines jeden Drehgestells angetrieben. Bis zur Verlängerung der Schwebebahn nach Oberbarmen im Jahr 1903 nutzt man die ersten Betriebserfahrungen mit der Baureihe 00, die – abgesehen vom Allradantrieb – noch in weiteren Aspekten nicht befriedigten, um die neue Baureihe 03 zu konstruieren. Diese unterschied sich von der Baureihe 00 wiederum in wesentlichen Punkten, weshalb die Wagen auch nicht gemischt eingesetzt werden konnten.
1912 fiel schließlich die Entscheidung, auf der Schwebebahn keine Einzelwagen mehr einzusetzen. Um die vorhandenen Wagen der Baureihe 00 jedoch weiterhin sinnvoll einsetzen zu können, bestellte der Betreiber die Nebenwagen 51–56 der Baureihe 12, auch Baureihe 1912 genannt, nach. Sie entsprachen im Wesentlichen der Baureihe 00. Gleichzeitig erfolgte der Umbau der Hauptwagen 17–21 zu Nebenwagen.[2] Somit konnten zusammen 15 Zwei-Wagen-Züge gebildet werden, ein Hauptwagen diente als Reserve. Alle 31 Wagen der Baureihe 00/12 wurden von Van der Zypen & Charlier gebaut, die elektrische Ausrüstung lieferten Schuckert & Co. (Baureihe 00) beziehungsweise die Siemens-Schuckertwerke (Baureihe 12) zu. Ursprünglich konnte jeder Wagen 65 Personen befördern, davon 25 auf Sitz- und 40 auf Stehplätzen. In späteren Jahren wurde die Zahl der Stehplätze aus Gewichtsgründen auf 26 reduziert. Eine Federung ist nicht vorhanden.
Auch die Züge der Baureihe 00/12 besaßen ursprünglich Stirnübergangstüren, wobei der Übergang zwischen zwei gekuppelten Wagen im Regelbetrieb nur dem Personal vorbehalten war. Die regulären Außenschiebetüren waren während der Fahrt verschlossen und verriegelt und nur vom Zugpersonal zu öffnen.[3] Die Stirnübergangstüren entfielen in den Jahren 1942 bis 1955 mit dem Anbau der sogenannten Widerstandsvorbauten.
Zwei Nebenwagen gingen später verloren: Wagen 26 erlitt 1917 Totalschaden nach Auffahrunfall und Absturz bei Wupperfeld, Wagen 18 wurde 1942 durch Feuer nach Bombenabwurf auf die Wagenhalle Oberbarmen zerstört. Die übrigen Wagen waren bis in die 1970er Jahre in Betrieb, der letzte schied im Dezember 1974 aus dem regulären Liniendienst. Bereits in den 1950er Jahren wurden feste Gespanne gebildet, die im laufenden Betrieb nicht mehr getrennt wurden: 1+21, 2+16, 3+51, 4+54, 5+22, 6+20, 7+24, 8+52, 9+25, 10+17, 11+23, 12+19, 13+55, 14+53 (erstes festes Zugpaar ab 1941 aufgrund neuer Drehgestelle) und 15+56.
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Wagenskizze
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Inneneinrichtung, im Vordergrund die gepolsterte I. Wagenklasse
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24. Oktober 1900: Wagen 5 fährt in die Station Döppersberg ein, während Kaiser Wilhelm selbige betritt
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Der 1917 verunglückte Wagen 26
Wiederinbetriebnahme als Sonderwagen im Jahr 1976
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Hinblick auf das 75-jährige Jubiläum der Schwebebahn wurde der letzte betriebsfähig erhaltenen Zug 5+22 generalüberholt und bis zum 12. Februar 1976 für den Einsatz im touristischen Sonderverkehr hergerichtet. Unter anderem erhöhte sich dabei die Zahl der Sitzplätze auf 26 im Vorderwagen und 35 im Hinterwagen, bei gleichzeitiger erneuter Reduzierung der Stehplätze. Seither finden mit ihm, parallel zum regulären Linienverkehr, regelmäßig Ausflugsfahrten bei Kaffee und Kuchen, zum Frühschoppen oder als abendliche Lichterfahrt statt. Er kann auch für Gesellschaften oder Hochzeitsfeiern gebucht werden. Als Teil des „Gesamtdenkmals Schwebebahn“ steht die Garnitur seit dem 26. Mai 1997 unter Denkmalschutz.
Zwei weitere Wagen der Baureihe 00 wurden verschenkt. Einer ging an die Partnerstadt Saint-Étienne, der andere kam auf Initiative des Fördervereins des Deutschen Technikmuseums Berlin in die Hauptstadt und steht im Depot Monumentenstraße.
Seit 2. September 2019 wird die Wuppertaler Schwebebahn mit dem Zugbeeinflussungssystem ETCS betrieben. In diesem Zusammenhang erhalten auch die Wagen 5 und 22 die Fahrzeugausrüstung des Herstellers Alstom Transport Deutschland, um weiterhin in Betrieb bleiben zu können.[4]
Die Zusatzausbildung auf dem Kaiserwagen dauert für reguläre Schwebebahnfahrer zwei Tage. Sie muss regelmäßig aufgefrischt werden, wenn diese sechs Wochen lang nicht mit dem Zug gefahren sind. Weil der Wagen keine Totmanneinrichtung aufweist, muss zusätzlich ein Triebfahrzeugbegleiter anwesend sein.[5]
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Frontalansicht
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Führerstand mit Fahrschalter samt Handrad
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Detailansicht des Fahrschalters
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Fahrpult
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Handbremsrad
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Beleuchtung
Elektrische Ausrüstung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die elektrische Ausrüstung in Form einer, auch bei damaligen Straßenbahnwagen üblichen, Reihen- und Parallelschaltung ermöglicht durch Ein- und Ausschalten von Widerständen eine vielfältige Abstufung.[3] Bis 1962 hatten die Wagen dabei einen Walzenfahrschalter mit 14 Fahr- und sieben Bremsstellungen. Aufgrund deren hohen Verschleißes wurden sie damals durch, von ausgemusterten Straßenbahnwagen gewonnene, Nockenfahrschalter ersetzt. Fortan steuerten insgesamt 16 Schaltnocken die unterschiedlichen Geschwindigkeitsstufen.
Bremsanlage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Wagen verfügen über eine mechanische und eine elektrische Bremse, wobei die Bremsbacken auf jedes Laufrad wirken. Bei ersterer, das heißt der gewöhnlichen Betriebsbremse, handelt es sich um eine Druckluftbremse nach dem System Westinghouse, die manuell vom Führerstand aus betätigt wird und einen maximalen Bremsdruck von 5,3 bar hat. Da die Fahrzeuge selbst keine Druckluft erzeugen können, müssen sie an den Endstellen mit Druckluft versorgt werden. Die elektrische Bremsung setzt auf den Gefällstrecken ein, indem die Motoren vom äußeren Stromkreis abgeschaltet, als Dynamos geschaltet werden und auf Widerstände arbeitend Strom produzieren. Für Notbremsungen steht außerdem noch eine elektrische Rückstrombremse zur Verfügung,[3] ferner eine Handbremse.
Umbauvarianten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Wagen 14 und 53 erhielten 1941 probehalber neue Drehgestelle und firmierten fortan als Umbaureihe U41.
- Die Wagen 4 und 54 erhielten 1970 probehalber neue Drehgestelle und firmierten fortan als Umbaureihe U70.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag In: Wuppertaler Denkmalliste
- Infos zum Kaiserwagen und Buchungsmöglichkeiten
- Kaiserwagen in Wuppertal: Schwebebahn-Oldie wird erneuert
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Historischer Kaiserwagen der Schwebebahn wird runderneuert, Pressemitteilung vom 16. März 2020 auf wsw-online.de, abgerufen am 31. Januar 2024
- ↑ Wagenparkübersicht der Schwebebahn auf ig-schwebebahn-museum-wuppertal.de, abgerufen am 8. Dezember 2022
- ↑ a b c Fritz Eiselen: Zur Betriebseröffnung der Elberfelder Schwebebahn. In: Deutsche Bauzeitung. Nr. 86, 27. Oktober 1900 (lokalgeschichte.de [abgerufen am 11. Januar 2024]).
- ↑ C. Müller: Wuppertal: ETCS Level 3 bei Schwebebahn in Betrieb, Artikel vom 5. September 2019 auf eurailpress.de, online auf eurailpress.de, abgerufen am 8. Dezember 2022
- ↑ Verena Kensbock: Des Kaisers alter Wagen, Artikel auf rp-online.de, abgerufen am 5. Dezember 2024