Geodaten zu dieser Seite vorhanden

Gänseblümchen (Gattung)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Bellis (Gattung))
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gänseblümchen

Gewöhnliches Gänseblümchen (Bellis perennis)

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Astereae
Gattung: Gänseblümchen
Wissenschaftlicher Name
Bellis
L.

Die Gänseblümchen (Bellis) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die etwa zwölf Arten sind hauptsächlich im Mittelmeerraum verbreitet, nur das Gewöhnliche Gänseblümchen (Bellis perennis) kommt auch in Mittel- und Nordeuropa vor und ist in vielen Gebieten der Welt ein Neophyt; es ist zugleich die bekannteste Art dieser Gattung. Vom Gewöhnlichen Gänseblümchen, auch Maßliebchen genannt, gibt es Sorten, die als Zierpflanzen verwendet werden.

Illustration aus Sturm: Deutschlands Flora in Abbildungen, 1796
Gewöhnliches Gänseblümchen (Bellis perennis), Körbchen mit weißen Zungenblüten am Rand und gelben (meist noch geschlossenen) Röhrenblüten in der Mitte

Bellis-Arten sind meist ausdauernde, selten einjährige krautige Pflanzen, die Wuchshöhen von 5 bis 20 Zentimeter erreichen. Es werden Rhizome gebildet. Typisch für die Bellis-Arten sind die Rosetten aus gestielten, kleinen, verkehrt-eiförmigen bis löffelförmigen Laubblättern.

Jede Blattrosette bringt eine große Anzahl einzelner, gestielter, einzeln stehender Blütenkörbchen hervor. Die körbchenförmigen Blütenstände aller Arten zeigen Heliotropismus – sie schließen sich bei Nacht und öffnen sich bei Sonnenaufgang. Die Hülle weist einen Durchmesser von meist 4 bis 6 (3 bis 8) Millimeter und eine Höhe von 9 bis 13 Millimeter auf, mit meist zwei (ein bis drei) Reihen von insgesamt 13 bis 14 und mehr Hüllblättern. Die Blütenkörbchen enthalten in (selten ein bis) meist drei bis vier Reihen 35 bis 90 Zungenblüten und 60 bis über 80 Röhrenblüten. Die weiblichen, fertilen Zungenblüten (= Strahlenblüten) sind weiß gefärbt und vor allem auf der Außenseite rosa bis rotviolett überlaufen. Die zwittrigen, fertilen Röhrenblüten (= Scheibenblüten) sind gelb.

Die Achänen besitzen am Rand zwei Rippen und meist keinen Pappus.

Taxonomie und Systematik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Bellis wurde 1753 durch Carl von Linné aufgestellt. Typusart ist Bellis perennis L.. Bellis ist bereits in der Antike als Pflanzenname belegt, nämlich in der Naturalis historia von Plinius für eine Wiesenblume mit weißer, sich rötender Blüte. Meist wird eine Ableitung vom lateinischen bellus vermutet, was schön, hübsch bedeutet.[1][2] Man vergleiche etwa die deutschen Benennungen wie „Tausendschön“ etc. Der Name wurde auch von Tournefort, Vaillant und weiteren Autoren verwendet. Linné gab jedoch 1737 in seiner Critica Botanica eine Benennung nach einem König an, nämlich „Belli Regis Daniæ filii“,[3] d. h. einem „Belli(us), Sohn des Königs von Dänemark“. Wie Lotte Burkhardt (2023) in Hoppea 83: 37–42 schreibt, handelt es sich bei dieser durch Linné in seiner Gattung Bellis geehrten Person um Eystein Beli (latinisiert Bellius), der im 8. Jahrhundert ein Gebietskönig bei Uppsala war, wo später Linné auf seinem Gut Hammarby lebte.[4] In der Critica Botanica erwähnt Linné den Gattungsnamen allerdings noch ein zweites Mal, nämlich bei den Gattungsnamen der antiken Väter der Botanik, die, wenn sie gut seien, zu übernehmen seien.[5]

Die Gattung Bellis gehört zu Subtribus Bellidinae aus der Tribus Astereae in der Unterfamilie Asteroideae innerhalb der Familie Asteraceae.

Ihren Verbreitungsschwerpunkt haben die Bellis-Arten im Mittelmeerraum. Das Gewöhnliche Gänseblümchen, das bis nach Nordeuropa zu finden ist, ist die am weitesten nach Norden vorgedrungene Art. Sie wird als Kulturfolger betrachtet, die sich in vorgeschichtlicher Zeit infolge von Waldrodungen weiter ausbreiten konnte. Durch den Menschen hat diese Art in den folgenden Jahrhunderten eine noch weitere Verbreitung gefunden. Heute ist sie unter anderem auch in Nordamerika, auf Madeira und in Neuseeland zu finden. Häufig findet die Verbreitung durch eine Verunreinigung von Grassaaten statt. Diese Ausbreitungsform wird auch als Speirochorie bezeichnet.[6]

Es gibt zusätzlich zu den hier aufgelisteten zwölf Arten noch weitere meist lokal verbreitete, als Arten und Unterarten geführte Sippen mit taxonomisch unsicherem Status:[7]

  • Luc Brouillet: In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 20: Magnoliophyta: Asteridae, part 7: Asteraceae, part 2 (Astereae, Senecioneae). Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2006, ISBN 0-19-530564-7, S. 22 (englisch)., Bellis L. - textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitt Beschreibung)
  • Omar Fiz, Virginia Valcárce, Pablo Vargas: Phylogenetic position of Mediterranean Astereae and character evolution of daisies (Bellis, Asteraceae) inferred from nrDNA ITS sequences. In: Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 25, Issue 1, 2002, S. 157–171. doi:10.1016/S1055-7903(02)00228-2 (Abschnitt Systematik)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Friedhelm Sauerhoff: Pflanzennamen im Vergleich. Steiner, 2001, ISBN 3-515-07857-6, S. 326, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  2. Allgemeine Literatur-Zeitung. Dritter Band, 1814, Sp. 539.
  3. Siehe Critica Botanica, Leiden 1737, Nr. 237, Abt. γ „Regum“, S. 76 (Googlebooks).
  4. Lotte Burkhardt: Über Bellis L. (Asteraceae) – Eine eponymische Spurensuche zu Linnés Gattungsnamen. In: Hoppea, Denkschriften der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft, Band 83, 2023. S. 37–42.
  5. Critica Botanica, Leiden 1737, Nr. 241, Abt. β „Latina“, S. 107.
  6. a b Angelika Lüttig, Juliane Kasten: Hagebutte und Co. Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna-Verlag, Nottuln 2003, ISBN 3-935980-90-6.
  7. a b c d e f g h i j k l Werner Greuter: Compositae (pro parte majore): Bellis L. In: Werner Greuter, Eckhard von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae. Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2006–2009.
  8. Gertrud Scherf: Wiesenblumen – der etwas andere Naturführer. BLV, München 2004, ISBN 3-405-16909-7.
Commons: Gänseblümchen (Bellis) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien