Benutzer:3268zauber/1. Zwischenbilanz mit Ausblick

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Bilanz nach einem Jahr

Die de.WP gibt es seit etwas über 8 Jahren, in ein paar Tagen feiert WMDE 5. Geburtstag.

Selbst etwas über 1 Jahr angemeldet, seit ein paar Monaten (zu) häufig online, aber dadurch mit einigen aktuellen Einblick in die Abläufe, vielleicht trotzdem noch nicht betriebsblind - ich stelle mir zur Zeit ernsthaft eine ganz grundsätzliche Frage:

Wie wollt Ihr alle, die Ihr Euch bei de.WP engagiert, dass es in diesem Gemeinschaftsprojekt langfristig weitergeht?

Und: will ich hier eigentlich (noch) mitmachen?

Das, was ich hier bei den letzten Admin- und jetzt auch aktuell wieder den Oversightkandidaturen beobachte, zieht sich für mich wie ein roter Faden durch die gesamte WP - beim Schreibwettbewerb, den Kandidaturen für lesenswerte / exzellente Artikel, den WP:KEB, WP:LD, den MB (nicht nur zur Autorennennung), der Wahl zum SG ... - die Gefahr von Spaltungen und Trennungen innerhalb eines ursprünglich auf Gemeinschaft angelegten Projekts von Freiwilligen, die vielleicht irgendwann nicht mehr oder nur mit unwahrscheinlichem Aufwand überbrückt werden können.

Unstrittig dürfte sein, dass es sich um ein Projekt ausschließlich Freiwilliger zum Aufbau einer Online-Enzyklopädie handelt - mit garantiert (kosten)freiem Zugang zum gesammelten Wissen und dessen Nutzung und der Möglichkeit der Mitarbeit für alle Interessierten in von diesen frei wählbaren Bereichen.

Lange vor meiner Zeit: Pionierarbeit in den Anfangsjahren

2001 und die ersten Jahre danach müssen absolut spannende Jahre gewesen sein: Aufbau eines für den deutschsprachigen Raum neuen Projekts; Strukturen, die hier in Anlehnung an bereits bestehende Projekte geschaffen und in der Praxis an die hier bestehenden Bedürfnisse angepasst wurden; Erstellung von Hauptseiten, Hilfen und Anleitungen, Portalen ... - kurz Pionierleistungen auf unendlich vielen Gebieten und das ganze in einem zunächst sicher recht überschaubaren Kreis von Mitwirkenden. Die "Projektsaurier" (Zitat von Henriette) werden dies sicher bestätigen können.

Von einem Experiment zum gelebten Alltag

Im Laufe der Jahre wurde WP immer bekannter, in Folge die Gemeinschaft immer größer, mir ihr auch die Zahl der Artikel und mancher Diskussionsbedarf; Strukturen wurden weiterhin immer wieder aufs Neue angepaßt, dadurch nicht nur für Neueinsteiger aber nicht gerade übersichtlicher; es wurden in Folge neue Instrumente (wie z. B. das Mentorenprogramm oder Sichtungen), aber auch technische Hilfen wie das Monobook entwickelt. Um ein Grundmaß an Einheitlichkeit zu gewähren, mussten und müssen Regeln in Kraft gesetzt und deren Einhaltung auch mehr oder weniger restriktiv überwacht werden. Mancher mag dies als "Regelhuberei" bedauern, für manchen aus der Anfangszeit mag dies auch mit ein Grund gewesen sein, dem Projekt den Rücken zu kehren - auch wenn ich persönlich glaube, daß es ab einer gewissen Gesamtgröße nicht mehr anders geht (und dann gibt es immer noch das hier).

Die Statistikfreaks unter Euch werden es sicher bestätigen können - mit der Bekanntheit des Projekts ist auch der (mehr oder weniger intelligente) Vandalismus gewachsen. Und auch dessen Bekämpfung oder zumindest Eindämmung musste personell verstärkt und professionalisiert werden - durch Vandalfighter, Huggle oder was auch immer. Technik als reines Hilfsmittel - nicht mehr und nicht weniger!

Die de.WP ist auf einem sehr guten Weg ihrem ehrgeizigen Ziel täglich ein kleines Stück näher zu kommen - und das dank vieler Engagierter, die sich dort, wo sie es wollen und im Regelfall auch können, einbringen. Und WP ist ein ganzes Stück weit Alltag geworden und aus diesem nicht mehr wegzudenken.

Was dem Projekt und allen Beteiligten nachhaltig schaden kann

Was mir allerdings zunehmend Sorge macht, sind neben Fehlern und Mängeln in der Artikelarbeit in erster Linie drei Punkte:

Unachtsamer, teilweise respektloser und verletztender Umgang miteinander

Am gravierendsten empfinde ich den an manchen Stellen zunehmend respektloseren und verletzenden Umgang miteinander.

Kritik darf sein, muss sogar und das auch (in unserem Kulturkreis) gerne deutlich - aber bitte trotzdem sachlich und ohne den anderen scheinbar oder tatsächlich in seiner ganzen Person und allem was dazu gehört anzugreifen.

Mindestens genauso wichtig, diesmal eine Bitte an die Adresse desjenigen, der angegriffen wurde oder sich angegriffen fühlt:
Wieviel Porzellan wurde hier schon aufgrund simpler Missverständnisse zerschlagen? Nicht alles, was wie ein Angriff klingt, ist auch als solcher gemeint. Manches sieht nach einer Nacht oder vielleicht auch ein paar Nächten schon wieder ganz anders aus.
Berechtigte Kritik oder den Funken Wahrheit darin, anzunehmen und stehen zu lassen - nicht angenehm, aber das kann einen letztlich sogar weiter bringen. Vielleicht sollte man nicht auf jede Provokation gleich mit Abwehr oder Angriff reagieren und muss an der einen oder anderen Stelle an der eigenen Verwundbarkeit arbeiten, sich vielleicht ein etwas dickeres Fell zulegen?

Zum Glück gibt es hierzu auch eine teilweise sehr aktive Gegenbewegung:
ich freue mich immer, wenn ich sehe, dass irgendwo konstruktiv gestritten wird, bei Eskalationsgefahr Dritte vermittelnd eingreifen. Als ultima ratio auch über die eine oder andere durch einen Admin verordnete Zwangspause zum Abkühlen und Nachdenken – auch wenn dieser sehr wohl weiß, was das für ihn im Einzelfall wiederum bedeuten kann.

Apropos Admin:
Auch ein Benutzer mit erweiterten Rechte wird durch seine Wahl nicht unfehlbar oder zu einem besseren oder schlechteren Benutzer– allerdings erlebe ich sehr viele der Aktiven bei ihren wirklich oft nicht einfachen Zusatzaufgaben als sehr sachlich, besonnen und projektdienlich. Strittige Entscheidung müssen diskutiert und Fehler revidiert werden – auch dafür gibt es ausgezeichnete Regularien.

Jegliches Verständnis fehlt mir aber in all den Fällen, in denen von Admin verhängte berechtigte Sanktionen von den davon Betroffenen konterkariert werden. Gerade bei Verstößen gegen WP:KPA - mag ja sein, dass mit jemandem einfach mal die Gäule durchgegangen sind, Mann, dann habt aber wenigstens so viel Rückgrat und steht dazu und akzeptiert die Konsequenzen!

Überzogener Wettbewerbs- und Leistungsgedanke

An vielen Stellen erlebe ich neben solchen Krankheiten wie der Editcountitis, dass vermehrt begonnen wird, zu messen und zu werten, leider manchmal mit der (unterschwelligen) Tendenz, abzuwerten - spürbar spätestens bei Wahlen oder Wettbewerben:

der eine hat erst x-Artikel eingestellt, jener nur xxx-Stubbs vorzuweisen, andere bereits ihren yx. excellenten Artikel, der nächste behauptet von sich, er korrigiere hier ja nur Tippfehler, einem anderen wird fast schon vorgeworfen, er beschäftige sich schließlich mit Kategorien oder WP sein kein "Bilderbuch".

Das erinnert mich teilweise verdammt an das RL - von dem die WP logischerweise teilweise ein Abbild ist, aber doch nicht in allem ein Abbild sein muss?

Bitte versteht mich nicht falsch: Sportliche, faire Wettkämpfe und ein gewisser Ehrgeiz sind im Alltag das Salz in der Suppe und können unwahrscheinlich motivieren und alle voran bringen. Aber bitte in einem sozial verträglichen Klima und für das sind alle Beteiligten mitverantwortlich!

Es ist nur menschlich, dass wir uns das, mit dem wir uns lange, intensiv und gerne beschäftigen, irgendwann zu eigen machen: da wird dann aus einem kleinen Stubb irgendwann auch in einem Gemeinschaftsprojekt der gefühlte ur-eigene Artikel - und dann kommt ein anderer, den man vielleicht noch nicht einmal kennt, der zwar vielleicht in bester Absicht, nach dem eigenen Empfinden aber unqualifiziert Hand anlegt, ... .

Was dann passieren kann, können wir hier täglich dutzendfach erleben, im Extremfall als Lawine bis zum SG. Muß das aber wirklich sein?

Dass hier in der Anonymität bei über 23.000 regelmäßig Aktiven auch manch einer der Autoren das Gefühl bekommt, dass sein Einsatz und sein Engagement hier nicht die notwendige Beachtung oder Würdigung finden, auch das kann ich gut nachfühlen (und der Wunsch, dies schnell zu ändern, erklärt m. E. das Meinungsbild Autorennennung am Artikel).

Aber bitte: muss ich wirklich selbst 10 exzellente Artikel in Zusammenarbeit mit anderen verfasst haben, um mir eine eigene Meinung bilden zu können, ob ein Artikel mit einem LA von der Gemeinschaft überprüft werden sollte? Erfüllen diejenigen, die solche Ansprüche an andere stellen, diese selbst?

Bei allem Verständnis, dass gerade diejenigen, die ihren Schwerpunkt im Erstellen von Artikeln haben, einen Adminkandidaten als potentiellen "Zerstörer ihrer Arbeit" ganz kritisch hinterfragen - lasst bitte auch einem Admin wie jedem anderen auch, die Chance mit seinen Aufgaben und Verantwortungen zu wachsen und zu reifen - oder war gleich Euer erster Artikel im ersten Anlauf exzellent?

Manche Anforderungsprofile erinnern mich stark an die "Eierlegendewollmilchsau" - ...

Zuletzt: Irrtum und Fehleinschätzung kann man, da Menschen sich auch ändern können, nie ausschließen - aber hat die Gemeinschaft nicht auch dafür gut funktionierende Mechanismen entwickelt?

Wertungen und Hierarchiedenken in den Köpfen

Unendlich schade finde ich, dass sich hier scheinbar das wiederholt, was ich im RL nur zu oft bereits erlebt habe:

Nur weil jemand hier bestimmte Aufgaben oder Sonderfunktionen übernommen hat, soll seine Stimme auch außerhalb des Amtes auf einmal mehr Gewicht haben? "Prominentes Contra" = vielfaches Contra? "Prominentes Pro" = die Sonne scheint jetzt auch nachts?

Bei Kandidaturen Unterlegene stellen im Anschluß nicht nur die Kandidatur, sondern ihre gesamte Mitarbeit und Präsenz im Projekt unwiderruflich in Frage?

Dass einzelne sich in einer Organisation als ^^besser^^, ^^wichtiger^^ begreifen, andere dagegen erklären ^^ich bin hier doch nur ...^^ - und zwar im RL beides jeweils über alle Hierarchieebenen hinweg - ich mag es nicht mehr hören und höre es doch immer wieder und zwar vom Staatssekretär bis zum Pförtner.

Eigentlich verblüffend, oder?

Natürlich gibt es Unterschiede bei den Tätigkeiten - ich halte da auch nichts von Gleichmacherei.

Aber: notwendig sind sie alle und es ist nicht einer wertvoller wie ein anderer! (Was machen die Leute im Maschinenraum ohne den Kapitän und umgekehrt - und ohne den Smutje geht schon mal gar nichts!)

Langfristig kann es überall nur (gut) funktionieren, wenn sich alle gemeinsam für das Projekt engagieren, jeder dort, wo er kann!
Kaum eine Tätigkeit in der Wikipedia ist hier unnötig oder verzichtbar – sogar Trollereien, die zugegebenermaßen manchmal auch ziemlich nerven können, gehören da irgendwo dazu! Denn manchmal, wenn es zu verbissen wird, hilft nur noch Humor bis hin zur Albernheit (Wer albern ist und sein darf, distanziert sich kurzfristig und erholt sich damit von seiner Umwelt - wenn vielleicht auch die Umwelt von ihm?).

Wann, was und wieviel hier jeder einzelne tut: das können und dürfen wir uns sogar aussuchen - besser geht es doch eigentlich gar nicht, oder?

Wovon alle profitieren

WP:AGF gibt es im RL in vielen Bereichen nicht - hier schon, wenn jeder einzelne seinen Teil dazu beiträgt, dass es nicht verschüttet, sondern am Leben gehalten wird!

Sehr häufig stoße ich bei meinen Streifzügen auf Seiten, wo Menschen ganz offensichtlich betroffen, unglaublich verletzt sind, ja sogar resignieren, sich ausgebrannt fühlen und mit dem Gedanken spielen, das Projekt zeitweise oder endgültig zu verlassen. Manch ein überstürzter Abgang in einer Nacht- und Nebelaktion kann einem dabei fast schon Angst machen.

Bitte helft alle mit, nicht nur die Artikel, sondern auch das Klima ein kleinen Schritten freundlicher und besser zu gestalten!

Oft sind es nur Kleinigkeiten und braucht nicht viel!

Und bitte vergesst nie – Ihr habt es bei allen sich zeigenden Stärken, Schwächen, Vorlieben, Abneigungen, genialen Einfällen und verkorksten Ideen, Fehlern und Glanzleistungen mit Menschen zu tun!

WP ist ein tolles und spannendes Projekt von und mit vielen interessanten Menschen – ich denke, der Einsatz lohnt sich!

Sehr nachdenkliche,
nichtsdestotrotz herzliche Grüße allen,
die sich bis zum Ende dieses unwahrscheinlich langen Textes gekämpft haben! (jaja, ich weiß – fasse Dich kurz! Ich arbeite dran, … - seit Jahrzehnten)


--3268zauber 16:12, 28. Mai 2009 (CEST) nachsigniert wie angekündigt

Für Fragen, Anregungen, Kritik, zum Dampf ablassen oder einfach nur so ist viel Platz auf der Diskussionsseite