Benutzer:Adelfrank/Baustelle/Frankreich unter den Kapetingern

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Wappen der Kapetinger
mit Fleurs de Lys

Die Herrschaft der Kapetinger in Frankreich dauerte von 987 bis 1328. Sie wird auch als Herrschaft der Capétiens directs (direkte Kapetinger) bezeichnet, in Abgrenzung zu den Häusern Valois und Bourbon, die als Nebenlinien des Hauses Capet später die Könige Frankreichs stellten.

Der Zeitraum vor der Herrschaftsübernahme durch die Kapetinger wird in den Artikeln Fränkisches Reich und Westfrankenreich beschrieben. Der Zeitraum nach den Kapetingern von 1328–1589 wird in dem Artikel Frankreich unter dem Haus Valois abgehandelt. Die Geschichte des Landes in einer Gesamtübersicht beschreibt die Geschichte Frankreichs.

Entwicklung vom Vertrag von Verdun bis zur Wahl Hugo Capets 987

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Die fränkischen Reichsteilungen von 843 (Vertrag von Verdun) und 870 (Vertrag von Meersen)

Nach der Regierungszeit von Ludwig dem Frommen, König des Fränkischen Reiches, und den Teilungen unter seinen Nachfolgern, wurde mit der Schaffung eines Reichs der Westfranken der Grundstein für die Entstehung eines französischen Nationalstaates gelegt. Unter seinem Sohn und Nachfolger, dem Karolinger Karl den Kahlen, wurden die ursprünglichen Territorien des Reiches unter dem Namen Westfrankenreich zusammengefasst, aus denen sich im Lauf des 9. und 10. Jahrhunderts das Königreich Frankreich entwickelte.

Das durch den Vertrag von Verdun 843 entstandene und durch den Vertrag von Meersen 870 erweiterte Reich Karl des Kahlen, begann nach seinem Tod 877 bereits unter seinen Nachfolgern zu zerfallen. Sie mussten den Verlust Lothringens (Vertrag von Ribemont) und der Provence 880 hinnehmen. Nach dem Tod Karl des Dicken 888, entbrannte ein hundertjähriger Machtkampf verbunden mit mehrmaligem Dynastiewechsel zwischen dem Geschlecht der Karolinger und den Rupertinern.

Der Niedergang der Karolinger wurde durch den Kampf gegen die Wikinger und Normannen beschleunigt, so musste 911 Karl der Einfältige mit Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte die Herrschaft über das Gebiet der Normandie aufgeben. Die Rupertiner die schrittweise die Verdrängung der Karolinger betrieben hatten, ergiffen ihre Chance als 987 König Ludwig V. starb. Da Ludwig keine Kinder hatte, konnte nur sein Onkel Karl von Niederlothringen, einen Thronanspruch erheben, denn sonst waren von der karolingischen Königsdynastie nur uneheliche Nachkommen übriggeblieben. Karls Anspruch wurde jedoch von den Großen des Reichs übergangen und Hugo Capet zum König gewählt. Damit wurde die Dynastie der Karolinger von der nach Hugo Capet benannten Dynastie der Kapetinger abgelöst.

Nach der territorialen Teilung des Reichs der Franken in ein West- und Ostfrankenreich, erfolgte mit der Thronbesteigung Hugo Capets und der Begründung einer eigenen ("französischen") Dynastie die endgültige Trennung zwischen den Ländern, aus denen Frankreich und Deutschland entstehen sollten. Im Jahre 987 war Hugo Capet der Herrscher über die Francie (dux Francorum), einem Gebiet zwischen Seine und Loire, das namensgebend für den rex Francie, den König von Frankreich wurde.

Frankreich unter den Kapetingern

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Entstehung einer neuen Dynastie

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König Hugo Capet dargestellt in einem Fantasiegemälde von Carl von Steuben, 1837
Das französische Königtum unter Hugo Capet um 987

Die Gegner des karolingischen Prätendenten Karl wählten Hugo Capet auf einer Versammlung in Senlis zum König, womit sie ihr Wahlrecht ausübten und ein Erbrecht verneinten, doch faktisch im Ergebnis eine neue Dynastie schufen. Hugo Capet wurde 987 von Erzbischof Adalbero von Reims in Noyon geweiht und zum König gekrönt, aber noch war das französische Königtum weitgehend auf seinen Kernraum in der Ile de France beschränkt und übte nur eine nominelle Oberherrschaft über die übrigen Herzogtümer in Frankreich aus. Die Basis seiner Macht war und blieb im Norden; in den Gebieten südlich der Loire hat er sich als König niemals aufgehalten. In Südfrankreich, wo die Loyalität zur Karolingerdynastie stärker ausgeprägt war, verweigerte man ihm sogar mancherorts anfänglich die Anerkennung.

Ein halbes Jahr nach seiner eigenen Krönung erreichte Hugo, dass sein Sohn, der künftige Robert II., zu Weihnachten 987 von Adalbero von Reims zum Mitkönig gekrönt und damit die Thronfolge gesichert wurde. Ein Wahlakt fand nicht statt. Mit diesem Präzedenzfall setzte sich das Erbkönigtum der neuen Dynastie gegen das Wahlrecht durch, dem Hugo Capet selbst seine Herrschaft verdankte. Nach Erzbischof Adalberos Tod 989, lieferte dessen Nachfolger, der Karolinger Arnulf, Reims an Karl von Niederlothringen aus. Mit dessen Gefangennahme und der Absetzung Erzbischof Arnulfs 991, gelangte das an der Reichsgrenze gelegen Erzbistum endgültig unter königliche Kontrolle und Reims blieb vom 12. bis zum 19. Jahrhundert die Stadt, in der die französischen Könige gesalbt und gekrönt wurden.

Nachdem im Jahr 1002 sein Onkel Herzog Heinrich von Burgund gestorben war, versuchte Hugos Sohn und Nachfolger Robert II. die Gelegenheit zu nutzen, das Herzogtum (Duché de Bourgogne) der königlichen Domäne hinzuzufügen. Dabei traf er aber auf den Widerstand des burgundischen Adels unter der Führung des Grafen Otto Wilhelm, der selber einen Anspruch auf das Herzogtum erhob. Erst nachdem Robert 1005 Auxerre erobert hatte, zog Otto Wilhelm seine Ansprüche zurück. Der König gelangte mit dem Adel Burgunds zu einem Kompromiss, indem die Autonomie des Herzogtums durch die Ernennung seines Sohnes Heinrich zum Herzog von Burgund weiter gewahrt wurde.[1]

Ein ähnliches Vorgehen versuchte König Robert auch, nachdem um 1020 Graf Stephan von Meaux-Troyes gestorben war und er die Champagne als erledigtes Lehen der Krondomäne hinzufügen wollte. Doch Odo II. von Blois erhob einen Anspruch auf die Nachfolge des Verstorbenen und sicherte sich bis 1023 durch seine militärische Überlegenheit die Herrschaft. Robert konnte einzig als Ausgleich die Grafschaft Dreux einziehen.

Frankreich um 1030

Die politische Schwäche der ersten Kapetingerkönige im 11. und 12. Jahrhundert resultierte hauptsächlich daraus, dass deren tatsächlicher Herrschaftsraum sich aufgrund des im Westfrankenreich etablierten Feudalismus auf eine Kernregion in ihrem Königreich, heute vergleichbar mit der Ile de France, beschränkte. Die Hausmacht der frühen Kapetinger, die aus einem Agglomerat von Lehen mit der Gesamtgröße von wenig mehr als fünf Prozent des heutigen Frankreich verfügte, war eindeutig kleiner als die großen Grafschaften und Herzogtümer des Königreichs.[2] Selbst die Stadt Paris, einst die bevorzugte Residenz Hugo Capets, musste dieser für die Unterstützung bei seinem Aufstieg seinem wichtigsten Ratgeber, dem Grafen Burchard von Vendôme übergeben, der die Grafschaft Paris an seinen Sohn Rainald, seit 991 Bischof von Paris vererbte. Mit Rainalds Tod fiel Paris dann endgültig als erledigtes Lehen an die Krone zurück. König Robert II. und seine Nachfolger machten Paris zu ihren bevorzugten Aufenthaltsort, wenn sie sich nicht, wie die meiste Zeit, auf den Burgen der Domaine royal aufhielten. Zu diesem Zweck ließ König Robert das Palais de la Cité errichten.

Der Machtverfall des Königtums und die Handlungsunfähigkeit gegenüber den Fürsten des Königsreichs unter den Nachfolgern Roberts II. manifestierte sich selbst im unmittelbaren Machtbereich des Königs. Innerhalb der Krondomäne traten die lokalen Burgherren zunehmend eigenständig und in blutigen Fehden untereinander auf. Zwar gelang mit dem Erwerb der Grafschaft Sens 1055 und des Gâtinais 1068 ein kleiner Gebietszuwachs, doch nach der durch Herzog Wilhelm der Normandie gewonnenen Schlacht bei Hastings 1066, durch die dieser das anglo-normannische Reich begründete, stand dem König nach Lothringen im Osten und Aquitanien im Süden nun im Westen eine weitere gefährliche rivalisierende Macht gegenüber. König Philipp I. schob 1077 die Grenze seiner Domäne direkt gegen die Normandie weiter, nachdem er das Vexin bis zur Epte (Vexin français) an sich bringen konnte. Die unmittelbare Konfrontation fand mit dem Einfall Wilhelm des Eroberers 1087, bei dem er in das Vexin einfiel und Mantes zerstörte, ein vorläufiges Ende, da Wilhelm dabei vom Pferd stürzte und wenig später an den Verletzungen starb. Unabhängig davon entwickelte sich das englische Königshaus jedoch zur größten Bedrohung für die französische Krone über die nächsten vier Jahrhunderte.

Als nach Philipps Tod sein Sohn, König Ludwig VI., 1108 in Orléans gekrönt wurde, da Reims nicht sicher genug schien, war kaum einer der großen Vasallen des Königreichs persönlich oder durch Vertreter zugegen, bezeichnend für das geringe Ansehen und die fehlende Autorität die das Königtum unter Ludwigs Vorfahren erreicht hatte.

Ludwig VI. und das Erwachen des Königtums

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Krönung Ludwigs VI. in Orléans
Vor der Stadt sein Gegner Heinrich Beauclerc der die rebellierenden Barone empfängt - (Bild von Jean Fouquet)

König Ludwig VI. der Dicke (1108–1137), galt als einer der tatkräftigsten französischen Herrscher des Mittelalters. Von den Historikern wurde seine Regierung als die Zeit der Erneuerung: das "Erwachen des Königtums" in Frankreich bezeichnet. Zeit seines Lebens ständig im Kampf mit unbotmäßigen Vasallen und Feinden des Königreichs beschäftigt, führte er die Autorität und das Ansehen der kapetingischen Dynastie aus ihrem unter seinen Vorgängern erreichten Tiefpunkt heraus. In erster Linie bemühte er sich um Sicherheit und Stabilität in seinem eigenen Krongut. Die Durchsetzung seiner Herrschaft gegen die Barone, die teilweise als Raubritter sein Herrschaftsgebiet unsicher machten und selbst vor der Brandschatzung der Ile de la Cité von Paris nicht zurückschreckten, konnte er mit Waffengewalt erreichen. Durch Ausbildung des Lehnsrechts und Privilegierung der Städte konnte er die Stärkung der Krone auf Kosten des niederen Adels einleiten. Der König förderte den Handel und Ausbau der Städte, ganz besonders von Paris. War die Stadt zu Beginn seiner Regierung noch auf die Seineinsel beschränkt, überragte sie nach der Chronik von Morigny zum Zeitpunkt von Ludwigs Tod alle anderen Städte Frankreichs. Aus seinen Gefolgsleuten etablierte sich wieder ein königlicher Hof wie zu Zeiten der Karolinger und Ludwig VI. schuf aus Mitgliedern des königlichen Gefolges erstmals ein ständiges Regierungsgremium in Form des Königlichen Rats (conseil genannt), das der Krone zukünftig in der Regierung beratend zur Seite stand.

Noch während seiner Auseinandersetzung mit den Baronen führte König Ludwig VI. einen verlustreichen Krieg gegen seinen Hauptwidersacher, den Normannenherzog und englischen König Heinrich Beauclerc, den Sohn Wilhelm des Eroberers. Im Frieden von Gisors 1113 und mit der verlorenen Schlacht von Brémule 1119 musste König Ludwig herbe Verluste hinnehmen. Der Untergang der Blanche-Nef 1120, bei dem fast die gesamte Familie König Heinrichs ums Leben kam, und der dadurch nach Heinrichs Tod 1135 ausgebrochene Erbfolgekrieg der anarchische Zustände hervorrief, bescherten König Ludwig und seinem Nachfolger ungeahnt eine Ruhephase an der Westgrenze der Krondomäne. 1126 führte Ludwig erneut einen großen Heerzug, diesmal in die Auvergne, 1127 nach Flandern, ohne auch hier seinen Einfluss und die königliche Autorität gegenüber den großen Vasallen seines Reiches bedeutend verstärken zu können.

Weitaus bedeutsamer war sein Feldzug gegen Kaiser Heinrich V. von 1124. Die enge verwandtschaftliche Beziehung zum englisch-normannischen Königshaus, Heinrich V. war der Gemahl von Heinrich Beauclercs Tochter Mathilde, zog den Kaiser zum Ende seiner Regierungszeit in die französisch-normannischen Auseinandersetzungen hinein. Von seinem Schwiegervater um militärische Unterstützung beim Kampf um die Vorherrschaft in der Normandie gebeten, brach der Kaiser zu einem Frankreichfeldzug auf, der wohl auf die Stadt Reims gerichtet war. Der Angriff führte in Frankreich zu einem bis dahin ungekannten patriotischen Einheitsgefühl, das es dem französischen König Ludwig VI. ermöglichte, ein gewaltiges Heer mit einer Stärke von über 60.000 Mann aufzubieten, dem Heinrich nichts entgegenzusetzen hatte. Der Feldzug musste bei Metz ergebnislos abgebrochen werden und Kaiser Heinrich V. kehrte ins Reich zurück.

Nach der Abwehr des ersten Angriffs durch eine ausländische Macht deutete sich ein Glücksfall an, tatsächlich jedoch zukünftiger Konfliktstoff, durch die im Juli 1137, nur wenige Tage vor seinem Tod, geschlossene Heirat seines Sohnes mit Eleonore, der Erbtochter des Herzogtums Aquitanien.

Ludwig VII. und der Aufstieg der Plantagenets

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König Ludwig VII. der Jüngere (1137–1180) konnte durch seine Heirat mit der Tochter des letzten Herzogs von Aquitanien die königliche Domäne um das größte und eines der reichsten Fürstentümer Frankreichs erweitern. Die in aller Eile, nur drei Monate nach dem Tod des Vaters der Braut, geschlossene Ehe verlief jedoch äußerst ungünstig.

Von 1147 bis 1149 beteiligte sich der König unter dem Einfluss des Bernhard von Clairvaux am Zweiten Kreuzzug, es war das erste Mal dass ein König das Kreuz nahm. Der fromme Monarch wurde dabei von seiner selbstbewussten und leichtlebigen Gemahlin begleitet. Der Kreuzzug endete in einem Fiasko und um die Ehe war es nicht besser gestellt. Die Entfremdung zwischen den beiden charakterlich so unterschiedlichen Eheleuten hatte ihren Höhepunkt erreicht. Einzig durch die Intervention des Ratgebers Suger, der schon seinem Vater diente und während des Kreuzzuges die Regentschaft führte, wurde das Eheverhältnis noch aufrecht erhalten. Nach Sugers Tod erreichte König Ludwig mit päpstlichem Dispens wegen angeblich zu naher Verwandtschaft die Annullierung der Ehe im März 1152.

Das Kräfteverhältnis in Frankreich 1154,
Einflussgebiet der Plantagenets in rötlich, Einflussgebiet des Königs in grün

Nur zwei Monate später, im Mai 1152, vermählte sich Eleonore erneut. Ihr zweiter Gemahl war Heinrich Plantagenet, Herzog der Normandie, der 1154 durch seine Thronbesteigung als König von England auch den Englischen Bürgerkrieg beendete. Die prächtige Mitgift, welche die Krondomäne fünfzehn Jahre zuvor verfünffacht hatte, entglitt damit ausgerechnet an das in jener Epoche als Erbfeind angesehene England, welches dadurch das Angevinische Reich begründete. [3]

Als Ergebnis reduzierte sich auf der einen Seite das direkte Einflussgebiet des französischen Königs auf den Nordosten seines Reichs, während das halbe französische Königreich unter englischen Einfluss geriet. Auf der anderen Seite wurden die englischen Könige durch die Lehnszugehörigkeit für die festländischen Territorien des Angevinischen Reichs zu Vasallen der französischen Könige, denen sie zur Gefolgschaftstreue verpflichtet waren. Die Plantagenets mit ihrer Machtfülle stellten dabei ein ständiges Bedrohungspotenzial dar. Die Auflösung der Ehe von Eleonore und Ludwig VII. kann als eine der folgenreichsten Trennungen der Geschichte bezeichnet werden, da sie eine Entwicklung in Gang setzte, die langfristig zum Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England führte.

Bereits 1159 erfolgte die erste Konfrontation, als Heinrich Plantagenet mit seinem Heer in die Grafschaft Toulouse einmarschierte um vermeintliche Ansprüche seiner Frau durchzusetzen. König Ludwig VII. eilte seinem Schwager Raimund V. zu Hilfe, indem er mit kleinem Gefolge in der Stadt Toulouse erschien. Heinrich Plantagenet musste daraufhin die Belagerung abbrechen, denn als Vasall des Königs durfte er das Leben seines Lehnsherren nicht gefährden. Dies war das erste Mal seit mehreren Jahrhunderten, dass ein französischer König wieder Präsenz in der Grafschaft Toulouse zeigte.

Philipp II. August und der Sieg über die Plantagenets

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Ludwigs Nachfolger König Philipp II. August (1180–1223) war bei seiner Thronbesteigung unmündig, wurde aber schon frühzeitig in kriegerische Handlungen der Regentschaftsparteien hineingezogen, die im Frieden von Boves 1185 mit der Einnahme von Amiens, 1190 des Artois und 1191 des Vermandois, für ihn erfolgreich verliefen.

Die französische Krondomäne (blau) vor und nach der Regierung Philipp Augusts
- Lehen der Plantagenets in rot, weitere Vasallen in grün

König Philipp förderte seit frühester Zeit den Konflikt bei den Plantagenets, der durch den Zwist der Söhne des Königs Heinrich II. von England, Herzog der Normandie und der Eleonore von Aquitanien das Angevinische Reich erschütterte. Ein erster Erfolg bei dem Versuch die englisch-normannische Vorherrschaft in Frankreich zu brechen, war nach 1186 der englische Verlust der Bretagne durch die Regentin und Schwiegertochter König Heinrichs, Konstanze. Die Witwe von Heinrichs Sohn Gottfried übergab 1196 ihre Kinder in den Schutz des französischen Königs und sicherte die Unabhängigkeit der Bretagne gegenüber den Plantagenets.

Durch die Allianz König Philipps mit Heinrichs Sohn Richard Löwenherz, Herzog von Aquitanien, suchte Heinrich II. von England 1189 eine Entscheidung zu seinen Gunsten durch militärisches Eingreifen zu erzielen, scheiterte aber kläglich. Im Friedensvertrag von Azay-le-Rideau musste er den Verlust von Auvergne, Berry, Touraine und Maine anerkennen, bevor er zwei Tage später verstarb.

Richard Löwenherz, nun neuer englischer König, beendete sofort das Zweckbündnis mit König Philipp, da er nun die Position seines Vaters als Oberhaupt des Angevinischen Reichs einnahm - aus Verbündeten wurden Feinde. 1193 rückte König Philipp in die Normandie vor, Unterstützung fand er diesmal bei Richards jüngerem Bruder Johann Ohneland. Richard Löwenherz konnte in den Kämpfen die bis 1199 andauerten, so im Gefecht von Fréteval 1194 und in der Schlacht bei Gisors 1198, seine Überlegenheit demonstrieren und Phlipp deutliche Niederlagen beibringen. Durch Richards plötzlichen Tod 1199 wurde Johann Ohneland Englands neuer König und somit Frankreichs neuer Feind.

Darstellung der Schlacht bei Bouvines,
in Grandes Chroniques de France,
14. Jahrhundert

Der Vertrag von Le Goulet 1200 verschaffte König Philipp in etwa die Territorien, die Richard erst kurz zuvor zurückerobert hatte. Dieser Frieden war nur von kurzer Dauer. Unter dem Vorwand des "Brautraubes der Helena des Mittelalters" wurde König Johann vor das Hofgericht geladen, was er ignorierte. In einem Versäumnisurteil aller Lehen in Frankreich für verlustig erklärt, gelang es König Philipp II. August bis zum Jahr 1204 die Normandie zu erobern und in die Domaine royal einzugliedern.[4] 1206 erklärte Johann Ohneland zu Thouars seinen Verzicht auf das Herzogtum, ebenfalls auf die Grafschaften Maine, Anjou und Touraine. Johann behielt Aquitanien und die Gascogne, wenngleich er diesen Gebieten fortan kaum noch Beachtung schenkte.

1214 unternahm Johann Ohneland den Versuch einer Rückeroberung der verlorenen Gebiete im Bündnis mit Kaiser Otto IV. Der englische König wurde durch Philipps Sohn Ludwig in der Schlacht bei Roche-aux-Moines geschlagen und eine Vereinigung der englischen Truppen mit denen des Kaisers in Flandern durch den Kronprinzen vereitelt. In der Schlacht bei Bouvines siegte König Philipp II. August über die kaiserlichen Truppen. Am 18. September 1214 wurden in dem in Chinon vereinbarten Waffenstillstand die Bestimmungen des Waffenstillstandes von Thouars bestätigt, wonach der englische König einen Verzicht auf alle französischen Territorien nördlich der Loire leisten musste.[5]

Durch die Schlacht bei Bouvines konnte König Philipp die englische Hegemonie eindämmen und Frankreich etablierte sich als vom deutschen Kaiser unabhängige Macht in Westeuropa. Gleichzeitig hatte diese Schlacht noch viel weitreichendere Folgen. Der englische König Johann Ohneland wurde im Folgejahr zur Unterzeichung der Magna Charta genötigt, der Grundlage des Parlamentarismus durch den England sich langfristig zur konstitutionellen Monarchie entwickelte. In Frankreich begünstigte die Schlacht von Bouvines eine gegensätzliche Entwicklung. Die Krone Frankreichs wurde zum größten Land besitzenden Herren des Landes und erlaubte es Philipp August und seinen Nachfolgern, eine königliche Höchstgewalt über alle Regionen ihres Königreiches zu etablieren, die mit der Krone ihre einzig gültige rechtliche und politische Legitimationsgrundlage besaß. Die Macht der Feudalfürsten wurde von nun an schrittweise eingeschränkt und damit dem noch heute in Frankreich vorherrschenden Zentralismus zum entscheidenden Durchbruch verholfen. Der hochmittelalterliche Feudalismus fand damit sein baldiges Ende und Frankreich entwickelte sich langfristig zur absolutistischen Monarchie, die ihren Höhepunkt im 17. und 18. Jahrhundert erreichte.

Ludwig VIII. und die Eroberungen südlich der Loire

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Philipp Augusts Nachfolger, König Ludwig VIII. der Löwe (1223–1226), war der erste Kapetinger der in der Kathedrale von Reims gekrönt wurde, ohne zu Lebzeiten seines Vaters zum König geweiht worden zu sein. Das Erstarken des Königtums, besonders seit der Eoberungsphase 1204 bis 1214, zu dem auch Ludwig durch seinen Sieg bei Roche-aux-Moines beitrug, führte zu einer unbestrittenen Anerkennung der Dynastie und der endgültigen Einführung des Geburtsrechts.

Von den Baronen Englands gerufen, um den englischen Thron zu besteigen, landeten französische Truppen im Dezember 1215 auf der britischen Insel und im Mai 1216 ließ sich Ludwig in London huldigen. Das Unternehmen misslang als Johann Ohneland im Oktober 1216 starb und dessen Sohn eilig zum König gekrönt wurde.

Nach seiner Thronbesteigung nahm König Ludwig VIII. den 1224 auslaufenden Frieden mit England zum Anlass für ein erneutes militärisches Vorgehen gegen die Plantagenets. Ziel war dabei die Unterwerfung der letzten von diesen gehaltenen Gebiete in Frankreich südlich der Loire. Zunächst eroberte er das Poitou, danach unterwarf sich ihm Hugo X. von Lusignan, der Ludwig für La Marche und Angoulême huldigte. Anschließend stieß Ludwig in die Saintonge vor, die er nach der Einnahme von La Rochelle am 13. August 1224 unter seine Kontrolle brachte. Der Vizegraf von Limoges unterwarf sich ihm freiwillig. Dann wandte sich Ludwig der Gascogne zu, deren Eroberung jedoch am Widerstand von Bordeaux scheiterte. Die Gascogne blieb unter englischer Herrschaft.

Die Belagerung von Avignon (links)
Der Tod von König Ludwig VIII. (Mitte)
Die Krönung von König Ludwig IX. (rechts)
Illustration von Jean Fouquet in Grandes Chroniques de France

Im November 1225 erreichte König Ludwig auf einem Konzil in Bourges einen erneuten Albigenserkreuzzug, nach dem Scheitern des letzten von 1218/1219, auszurufen. Im September 1226 eroberte er Avignon woraufhin sich alle nachfolgenden Kriegsziele wie Nîmes, Beaucaire, Narbonne, Carcassonne und Montpellier kampflos ergaben. Auf eine Belagerung des starken Toulouse verzichtete man aufgrund des von Krankheiten geschwächten Heeres. Das unterworfene Gebiet wurde einer strengen nordfranzösischen Ordnung unterstellt und vom König ernannte Seneschalle zur Verwaltung eingesetzt. Das französische Königtum gewann damit einen dauerhaften Zugang zum Mittelmeer und eine Ausgangsbasis für die endgültige Unterwerfung des Südens.[6]

In seinem Testament hatte König Ludwig VIII. die Verfügungen zur Ausstattung seiner jüngeren Söhne mit Lehen vorgenommen, die sein ältester Sohn später auch umsetzte. Die Praxis der Vergabe von Krongütern, um jüngere Prinzen der königlichen Familie mit Apanagen auszustatten, wurde von späteren Historikern kritisiert, die darin eine stete Gefahr für die Machtposition des Königtums sahen. Allerdings erkannten andere Historiker in der Vergabe von Apanagen auch ein effektvolles Mittel zu Verhinderung von innerdynastischen Kämpfen, wie sie die Dynastie der Plantagenets im späten 12. Jahrhundert heimgesucht hatten.

Die Regentschaft der Königinmutter

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König Ludwig IX. der Heilige (1226–1270) war zwölf Jahre alt als sein Vater starb. Als Regentin während seiner Minderjährigkeit fungierte von 1226 bis 1234 seine Mutter Blanka von Kastilien. Die Regentin konnte für die französische Monarchie einen großen diplomatischen Erfolg verbuchen, indem sie den 1226 von ihrem Mann begonnenen Kreuzzug gegen die Albigenser zu einem vertraglichen Ende führte. Der gefährlichste Gegner der Krone im Süden, Graf Raimund VII. von Toulouse, sah sich, nach der fast zwanzig Jahre währenden Verwüstung seines Landes durch die nordfranzösischen Kreuzritter, gezwungen den Kampf aufzugeben und im April 1229 den allgemeinen Frieden in Meaux zu akzeptieren. Der Graf von Toulouse konnte den größten Teil seiner Besitzungen als Vasall des französischen Königs behalten, musste aber fast die Hälfte seines Besitzes an die Krone abtreten. Weiterhin verpflichtete er sich die Bekämpfung der Katharer zu unterstützen und eine Universität in Toulouse zu gründen. Vor allem aber musste der Graf seine Erbtochter Johanna mit Blankas jüngerem Sohn Alfons von Poitiers verloben, womit der Erbgang des größten Feudalterritoriums im Süden Frankreichs an die Krone eingeleitet wurde.

Blanka von Kastilien und ihr Sohn Ludwig IX. in einer um 1235 gefertigten Miniatur (New York, Morgan Library & Museum)

Mit der Beendigung des Albigenserkreuzzuges wurde nach dem Konzil von Toulouse 1229 über die Diözese Toulouse ein dichtes Netz inquisitorischer Untersuchungen gelegt. Die Unterwerfung Okzitaniens und die Ausrottung der Katharer war der erste Eroberungszug der Kapetinger, der auf die Unterwerfung eines Volkes abzielte und damit die bisherigen Befreiungskriege ablöste. Mit der Zurückdrängung der okzitanischen Sprache und Kultur wurde die eigenständige Identität unterdrückt und dem sich entwickelnden zentralistischen französischen Nationalstaat geopfert.

Als faktisch erste weibliche Regentin Frankreichs übte Königinmutter Blanka noch einmal von 1248 bis 1252 während des Sechsten Kreuzzuges die Regentschaft für ihren Sohn aus, die durch ihren Tod endete.

Ludwig IX. und das goldene Zeitalter

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1234 erlangte König Ludwig IX. der Heilige die Mündigkeit und übernahm offiziell die Regierung von seiner Mutter. 1242 erfolgte erneut eine englische Invasion unter König Heinrich III. von England, die in der Schlacht bei Taillebourg zu Gunsten Frankreichs schnell entschieden werden konnte. Im März 1243 schlossen beide Könige einen formellen Waffenstillstand auf fünf Jahre ab, der 1248 um weitere fünf Jahre und 1254 erneut um fünf Jahre verlängert wurde. Im Vertrag von Paris (1259) einigten sich die Könige Englands und Frankreichs zu einem formellen Frieden, in dem Heinrich III. die vorangegangenen Verluste seiner Familie anerkannte. Gleichzeitig erhielt er aber auch einige Gebiete wie Saintonge, Périgord und Limousin als Lehen zurück. Die Plantagenets wurden dafür als Pairs von Frankreich anerkannt. Der Vertrag trat am 4. Dezember 1259 mit der Huldigung Heinrichs III. gegenüber Ludwig IX. in Kraft und beendete die nahezu einhundertjährige Feindschaft zwischen ihren Familien.

Statue Ludwig des Heiligen in Aigues-Mortes

Durch den Frieden von 1259 erhielt England einen Großteil der 1224 verlorenen Gebiete zurück, die mit der Gascogne zum Herzogtum Guyenne, mit Bordeaux als Hauptstadt, vereinigt wurden. Einerseits für seine Gebietsabtretungen an England zur Wahrung des Friedens kritisiert, erlangte König Ludwig dadurch erstmals Einfluss auf die bis dahin faktisch autonome Gascogne und konnte andererseits durch die Lehnsabhängigkeit des englischen Königs maßgeblich Einfluss auf die englische Außenpolitik nehmen. Problematisch konnte dies werden, wenn der König von England als Souverän mit einem Land verbündet war, mit dem der französische König sich im Krieg befand und die Pflichten des englischen Herrschers einforderte. Unter Ludwigs Nachfolger Philipp III. sollten sich dadurch für Frankreich günstige Positionen in kriegerischen Auseinandersetzungen mit Kastilien (1275) und Aragon (1285) ergeben.

1248 begann Ludwig IX. Aigues-Mortes zum ersten Mittelmeerhafen des französischen Königreichs ausbauen zu lassen, von dem aus er mit seinen Brüdern zum Sechsten Kreuzzug in See stach. 1254 kehrte der König nach dem Scheitern der Mission und dem Tod der Mutter, die während seiner Abwesenheit die Regentschaft geführt hatte, nach Frankreich zurück.

Während seiner Herrschaft trieb Ludwig IX. die bereits von seinen Vorgängern begonnene Zentralisierung der Macht auf das Königtum weiter voran. Hauptziel war die Zurückdrängung der politisch und wirtschaftlich privilegierten Stellung des Lehnsadels. Nach seiner Rückkehr aus dem heiligen Land widmete sich Ludwig dem Umbau der Verwaltungsstrukturen seines Hofes. Eine wichtige administrative Neuerung vollzog sich dabei in der allmählichen Bildung zentraler Behörden wie einem Hofgericht (Parlement), Rechnungshof (Cour des comptes) und einem Staatsrat (Conseil), die aus dem königlichen Rat (Curia Regis) hervorgegangen sind. Auf juristischem Gebiet versuchte König Ludwig, alte Rechtsnormen (Gewohnheitsrecht) sowie die Gerichtsbarkeit des Adels und des Klerus zugunsten einer königlichen Jurisdiktion (consuetudo generalis) zu ersetzen. Die Urteile des königlichen Parlaments wurden seit 1254 systematisch in einem Register, dem Olim, gesammelt. In mehreren Ordonnanzen stärkte Ludwig IX. die Kompetenzen königlicher Beamter (Seneschalle und Baillis) gegenüber dem Lehnsadel und schwächte dessen Gerichtsbarkeit, indem er die königlichen Appellationsgerichte für alle Untertanen zugänglich machte. Die im Dezember 1254 erlassene „große Ordonnanz zur Wiederherstellung der moralischen Ordnung“ (ex debito regiae potestatis) war Ludwigs umfangreichste Maßnahme, die in Frankreich das Rechtsprinzip einführte, wonach niemand ohne Verfahren und Urteil seines Rechts beraubt werden darf. Auch eine Trennung zwischen Zivil- und Strafgerichtsbarkeit wurde damit erreicht. Die damit zugleich erlassenen Verbote gegen Glücksspiel (ein Verbot zur Würfelherstellung), Prostitution, Gotteslästerung und Wucher erwiesen sich allerdings als nur bedingt durchsetzungsfähig, genauso wie die 1258 erfolgte Abschaffung des gerichtlichen Zweikampfes als Gottesurteil.

Gros tournois von 1266/1270

Ludwigs persönlichem Engagement in diesen Reformen lag das Motiv zugrunde, das Königtum als einzige Autorität der Gerechtigkeit und des Friedens im Königreich zu etablieren. Ein weiteres innenpolitisches Betätigungsfeld fand der König in der Errichtung einer Dominanz der Krone in Finanzen und Wirtschaft. Ähnlich wie in der Jurisdiktion galt es hier, die Privilegien des Lehnsadels zurückzudrängen. Zu diesem Zweck erließ Ludwig 1263 eine Ordonnanz, wonach von nun an innerhalb der Krondomäne ausschließlich die von der Krone geprägten Münzen als offizielles Zahlungsmittel anerkannt wurden. Gleiches galt auch in den Lehnsfürstentümern, die keine eigene Münze besaßen. Zu einer Vereinfachung des Zahlungsverkehrs sollte der erstmals 1266 in Tours geschlagene große Silberschilling „Gros tournois“ (grosso denarius Turnosus) beitragen. Diese Prägung führte den Schilling in Frankreich wieder als Münze ein, der bis dahin seit der karolingischen Zeit nur noch als Recheneinheit verwendet wurde.

Ludwigs Außenpolitik war von dem Anspruch geprägt, gegenüber seinen Nachbarn als friedliebender und friedensbringender König (Rex pacificus) aufzutreten. Dabei war er besonders bestrebt, die unter seinen unmittelbaren Vorgängern neu gestalteten Beziehungen und Herrschaftsverhältnisse auf eine vertragliche Grundlage zu bringen. Mit dem Vertrag von Corbeil von 1258 gelang ihm dies mit Aragon, womit zwischen beiden Königreichen eine Grenze geschaffen wurde, die für die kommenden vierhundert Jahre Bestand haben sollte und erst im Pyrenäenfrieden von 1659 korrigiert wurde.[7]

König Ludwig IX. pflegte sowohl zu den Staufer-Kaisern als auch zum Papsttum ein traditionell gutes Verhältnis, was sich in seiner Regierungszeit allerdings als sehr problematisch gestaltete. Kaiser Friedrich II. befand sich nämlich seit dem Pontifikat Papst Gregors IX. in einem erbitterten Konflikt mit der Kirche, in dem sich Ludwig weitgehend neutral verhielt. Im Frühjahr 1244 strengte Ludwig erstmals eine Friedensinitiative zwischen Kaiser und Papst an, die aber trotz ihrer offiziellen Beeidigung nicht zum Tragen kam. Im Dezember 1244 folgte die Exilnahme des Papstes Innozenz IV. in Lyon, nicht zuletzt aufgrund dessen Schutzbedürfnises vor dem Kaiser. Wenn auch Lyon zum Reich gehörte, lag diese Stadt bedingt durch ihre Grenzlage im Zugriffsbereich Ludwigs, der somit zum Garant des persönlichen Schutzes der Kurie wurde. In Lyon konnte der Papst ein Konzil einberufen, das im Juli 1245 mit der Absetzung des Kaisers endete. Kaiser Friedrich II. wandte sich im September des Jahres direkt an Ludwig, mit der Bitte um eine persönliche Vermittlung und erklärte sich bereit, Ludwigs Urteil als Schiedsrichter in dieser Sache anzuerkennen. Im November lud Ludwig den Papst zu einer persönlichen Unterredung in Cluny ein, konnte diesem dabei allerdings kein Entgegenkommen abringen. Obwohl der Papst noch vor Jahresende 1244 über seine Prälaten die Absetzung Friedrichs als Kaiser in Frankreich öffentlich propagieren ließ, erkannte Ludwig diesen weiterhin als solchen an und verweigerte auch seine Unterstützung zu einem förmlichen Kreuzzug gegen diesen. Vielmehr konzentrierte er sich verstärkt auf sein persönliches Kreuzzugsanliegen in das heilige Land. Obwohl dieses durch das Konzil in Lyon bewilligt wurde, behinderte der Papst die Kreuzzugswerbung Ludwigs in Deutschland, da dort antistaufische Kräfte für den Kampf gegen den Kaiser gehalten werden sollten. Trotzalledem stellte sich Ludwig schützend vor den Papst und drohte mit einer militärischen Intervention, als der Kaiser 1247 einen Angriff auf Lyon plante. Der Tod Kaiser Friedrichs II. im Dezember 1250 beendete letztlich die zerfahrene Situation und bedeutete zugleich auch einen Einschnitt im Verhältnis Ludwigs zu den Staufern. Obwohl er Konrad IV. auch weiterhin als rechtmäßigen König sowohl des Reiches als auch von Sizilien anerkannte, näherte sich Ludwig doch zunehmend der päpstlichen Position an. Nach dem Tode Konrads 1254 und der 1258 folgenden Usurpation des sizilianischen Thrones durch Manfred gab Ludwig dem päpstlichen Drängen auf eine Beseitigung der Staufer letztlich nach und erteilte seinem Bruder Karl von Anjou sein Einverständnis zu einem Eroberungszug nach Unteritalien.

Ludwig der Heilige stirbt auf dem Kreuzzug vor den Mauern von Tunis. Illustration in Grandes Chroniques de France von Jean Fouquet, Mitte 15. Jahrhundert. (Paris, Bibliothèque nationale de France)

Das Ende der Staufer und das damit einsetzende Interregnum markierte einen Wendepunkt im Verhältnis Frankreichs zum Reich. Bedingt durch das Erstarken der französischen Königsmacht bei gleichzeitigem Verfall der kaiserlichen Zentralmacht begann Frankreich seit der Herrschaft Ludwigs zunehmend, seinen Einfluss offensiv auf Reichsgebiet, besonders auf den alten burgundischen und lothringischen Raum, auszudehnen. Tatkräftig traten die französischen Könige nun auch vor allem in Italien auf, wo sie die Machtkämpfe zwischen kaisertreuen (Ghibellinen) und päpstlich (Guelfen) gesinnten Parteien zu ihren eigenen Vorteil nutzten. Ludwigs Sohn Philipp der Kühne sollte schließlich auch der erste französische Monarch werden, der für die Wahl zum römisch-deutschen König kandidieren sollte.

König Ludwig IX. der Heilige starb 1270 nur wenige Monaten nach dem Beginn des Siebten Kreuzzuges bei der erfolglosen Belagerung von Tunis an der Ruhr.

Zeitlebens hatte der tiefreligiöse Monarch es als seine besondere Aufgabe angesehen, alle Feinde des Glaubens zu bekämpfen, worunter Häretiker, Ungläubige und Juden zu verstehen waren. Als größte Bedrohung sah er die Katharer an, für deren Bekämpfung er den Aufbau der Inquisition vorantrieb. Ideologisch begann Ludwig die Bekämpfung des Judentums 1240 mit der landesweit durchgeführten Beschlagnahmung des Buchs Talmud, als einer angeblich gotteslästerlichen Schrift, die gegenüber Jesus und der Jungfrau Maria blasphemisch sei. Mehrere Tausend Exemplare des Talmud wurden 1242 in Paris bei einem Autodafé vernichtet. Trotz einer 1247 ergangenen Aufforderung des Papstes, die Verbrennungen einzustellen, wurde der Talmud und sein Besitz in den nächsten Jahren weiter verfolgt. 1252 erfolgte schließlich eine Anordnung zur Verbannung aller Juden aus Frankreich. Der Übertritt zum Christentum sollte ihnen dabei als einzige Möglichkeit gelassen werden, der Ausweisung zu entgehen.

Ludwig IX. wurde schon zu Lebzeiten von seinen Zeitgenossen als Heiliger verehrt, was sich nach seiner offiziellen Kanonisation 1297 noch verstärkte. Dem Prestige der kapetinischen Dynastie verhalf er zu zusätzlichem Ansehen und festigte ihre Legitimation als Nachfolger der Karolinger. Insgesamt avancierte Ludwig zu einem französischen Nationalheiligen, dem nach ihm nur noch Jeanne d’Arc an Bedeutung gleich kam. Seine Regierungszeit sicherte dem Land eine lange Friedensphase und blieb in Frankreich als goldenes Zeitalter (Siècle d’or de Saint Louis) in Erinnerung, in dem das Land einen ökonomischen wie auch politischen Höhepunkt erreichte.

Philipp III. und der Kreuzzug gegen die Krone Aragón

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Krönung Philipps III. von Frankreich
in Grandes Chroniques de France, 14. Jh.

König Philipp III. der Kühne (1270–1285), der zweite Sohn König Ludwig IX. des Heiligen, befand sich mit seiner Frau Isabella von Aragón auf dem Siebten Kreuzzug unter Führung seines Vaters, als er durch dessen Tod zum König ausgerufen wurde. Nach einem Friedensschluss mit dem Kalifen von Tunis und der Rückreise über Italien, in deren Verlauf die Königin tödlich verunglückte, kehrte er nach Paris zurück und wurde 1271 in Reims gekrönt. Neben seiner Gattin waren auch sein Onkel und seine Tante, Alfons und Johanna von Toulouse, in Italien verstorben, wodurch 1271 die Grafschaft Toulouse an die Krone fiel und mit Ausnahme der Grafschaft Venaissin, die er 1274 dem Papst abtrat, in die Krondomäne integriert wurde. 1273 hatte sein Onkel Karl von Anjou mit Papst Gregor X. Verhandlungen geführt, deren Ziel die Wahl Philipps zum König des Heiligen Römischen Reiches war. Statt dessen einigten sich die Kurfürsten auf die Wahl Rudolf von Habsburgs, wodurch das Interregnum beendet werden konnte und eine weitere Ausdehnung der Macht der französischen Krone verhindert wurde.

Als 1274 König Heinrich I. von Navarra starb, wurde im Folgejahr zwischen der Regentin Navarras, Blanca von Artois, und Philipp III. der Vertrag von Orléans geschlossen, in dem sie die Vormundschaft für die Erbtochter Johanna I. an König Philipp abtrat. 1284 wurde Kronprinz Philipp, der künftige Philipp IV. der Schöne, mit Johanna von Navarra verheiratet, wodurch die Kapetinger seit 1285 als französische Monarchen in Personalunion bis 1328 gleichzeitig Könige von Navarra waren. Mit König Eduard I. von England schloss Philipp III. 1279 den Vertrag von Amiens, in dem er die Grafschaft Agenais aus der Toulouser Erbschaft, die als erledigtes Lehen eingezogen worden war, an die Gascogne abtrat, die wiederum ein Lehen König Eduards war.

1282 verlor Karl von Anjou durch die Sizilianische Vesper die Herrschaft über die Insel an König Peter III. von Aragón, den die Sizilianer zur Unterstützung ins Land gerufen hatten und der die sizilianische Krone beanspruchte. 1283 überfielen aragonesische Streitkräfte auch die Küste des italienischen Festlandes und Philipp III. kam seinem Onkel mit päpstlicher Unterstützung zu Hilfe. Papst Martin IV. gab seinen Segen zum Kreuzzug gegen Aragón, nachdem er über Peter III. den Kirchenbann verhängt hatte und Philipps zweitältesten Sohn Karl von Valois die Krone Aragon mit der Grafschaft Barcelona formal übergeben hatte. Der Anspruch auf Barcelona führte unweigerlich zu einem Krieg nicht nur gegen Aragón, sondern auch gegen Katalonien. Philipp III. gelang es zwar unter großen Verlusten die Stadt Girona zu erobern, da aber die aragonesische Flotte die französische Flotte geschlagen und die Truppen Philipps vom Nachschub abgeschnitten hatte, musste sich sein Heer nach Perpignan zurückziehen. Dort starb der König 1285 vierzigjährig an der Ruhr.

Philipp IV. und der Kreuzzug gegen die Templer

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Mittelalterliche Darstellung von Rom als Witwe (in schwarz) die den Verlust des Papsttums betrauert (MS Ital. 81, folio 18, Bibliothèque nationale de France)
Exekution der Templer im Beisein von König Philipp IV.
(Darstellung aus dem 15. Jh.)

König Philipp IV. der Schöne (1285–1314), der zweite Sohn König Philipp III. des Kühnen, .


Unter den Kapetingern wurde vom 10. bis zum 14. Jahrhundert mit der schrittweisen Abschaffung der Leibeigenschaft [8] (1789 endgültig abgeschafft), Lehnshörigkeit, bis zum 12. Jahrhundert Hungersnöte mit Epidemien (Pest, Lepra, Blatterrose) Kindersterblichkeit (allein im 11. Jahrhundert annähernd sechzig Hungersnöte S. 220), Entwicklung der Städte, Kirchenbau, Übergang vom Feudalismus/Mittelalter, Erbdynasie, Konsolidierung der Königsmacht, Entwicklung zum Zentralstaat (Paris, Grundlage für Nationalstaat),

Frankreich 1328

Übersicht der Regenten aus dem Haus Capet

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  1. Hugo Capet (987–996) (* 940/941; † 996)
  2. Robert II. (996–1031) (* 972; † 1031)
  3. Heinrich I. (1031–1060) (* 1008; † 1060)
  4. Philipp I. (1060–1108) (* 1052; † 1108)
  5. Ludwig VI. (1108–1137) (* 1081; † 1137)
  6. Ludwig VII. (1137–1180) (* 1120; † 1180)
  7. Philipp II. August (1180–1223) (* 1165; † 1223)
  8. Ludwig VIII. (1223–1226) (* 1187; † 1226)
  9. Ludwig IX. (1226–1270) (* 1214; † 1270)
  10. Philipp III. (1270–1285) (* 1245; † 1285)
  11. Philipp IV. (1285–1314) (* 1268; † 1314)
  12. Ludwig X. (1314–1316) (* 1289; † 1316)
  13. Johann I. (1316) (* 1316; † 1316)
  14. Philipp V. (1316–1322) (* 1293; † 1322)
  15. Karl IV. (1322–1328) (* 1295; † 1328)

Einzelnachweise

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  1. Louis Mexandeau: Die Kapetinger Seite 140
  2. Louis Mexandeau: Die Kapetinger Seite 96/97
  3. Louis Mexandeau: Die Kapetinger Seite 264
  4. Louis Mexandeau: Die Kapetinger Seite 351
  5. Louis Mexandeau: Die Kapetinger Seite 362
  6. Louis Mexandeau: Die Kapetinger Seite 381
  7. Louis Mexandeau: Die Kapetinger Seite 413
  8. Louis Mexandeau: Die Kapetinger Seite 209 ff
  • John W. Baldwin: The Government of Philip Augustus. Foundations of French Royal Power in the Middle Ages. University of California Press, Berkeley 1986, ISBN 0-520-07391-6 (online, abgerufen am 26. April 2011)
  • Joachim Ehlers: Die Kapetinger. Kohlhammer, Stuttgart 2000, ISBN 3-17-014233-X.
  • Louis Mexandeau: Die Kapetinger. Editions Rencontre, Lausanne 1969