Benutzer:Alwin28/Schichtpilze

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Schichtpilz

Braunsamtiger Schichtpilz

Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: [[Täublingsartige (neu)]] (Russulales)
Familie: Schichtpilzartige (Stereaceae)
Gattung: Schichtpilz
Wissenschaftlicher Name
Stereum
Pers. ex S. F. Gray
Commons: Stereum – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Die Schichtpilze (Stereum), sind eine Gattung von Pilzen, deren Fruchtkörper auf Holz wachsen. Sie spielen eine Rolle als Zersetzer von Holz, einzelne Arten können aber auch parasitisch an lebenden Bäumen auftreten und Nutzholz bei langer Lagerung entwerten.


Die Fruchtkörper sind ein- oder mehrjährig, effuso-reflex oder pileat, sitzend oder mit kurzem, seitlichen Stiel.

Die Wuchsform ist bei einigen Arten ausgeprägt effus-reflex, die Fruchtkörper decken also mehr oder weniger große Flächen ab und sind am Rande teilweise zu kleinen Hütchen umgebogen. Einige Arten sind pileat, bilden also Hütchen aus, die teilweise seitlich kurz gestielt sind. Die Oberflächen der Hütchen sind behaart und gezont.

Die Fruchtkörper sind zähledrig bis korkig-holzig und haben ein glattes, teilweise auch warziges Hymenium. Namengebend für die Schichtpilze ist deren schichtförmiger Aufbau des Fruchtkörpers. Dieser kommt dadurch zustande, daß auf der Unterseite des Pilzfruchtkörpers jährlich eine neue Hymenialschicht angelegt wird. So können etwa bei Stereum rugosum 10 bis 20 Schichten gebildet werden, die im Querschnitt erkennbar sind [1].

Bei einigen Arten tritt auf der sporenbildenden Unterseite bei kräftigem Reiben roter Milchsaft aus, sie sind "rötend". Die Farbe der Unterseite der Fruchtkörper ist grau bis gelb oder bräunlich.

Die Hyphenstruktur ist dimitisch, es treten also nebeneinander generative Hyphen und Skeletthyphen auf. Letztere bedingen die zähe Beschaffenheit des Fruchtkörpers. Die generativen Hyphen sind hyalin (durchscheinend), zylindrisch, dünn- bis etwas dickwandig und ohne Schnallen. In Kulturen treten Wirtelschnallen auf. Die Skeletthyphen sind hyalin bis gelblich, zylindrisch und dickwandig. Sie sind nicht oder nur wenig verzweigt.

Teilweise treten Zystiden und Acanthohyphiden vorhanden auf, die dann hyalin bis gelblich, dünn- bis dickwandig, nicht oder nur wenig inkrustiert sind.

Die Basidien sind farblos ebenso wie die vier Sporen, die jeweils an einer Basidie gebildet werden. Die Sporen sind schmal, ellipsoid bis zylindrisch, glatt und dünnwandig. Sie sind amyloid, sie färben sich also mit Melzers Reagenz blau.

Die Pilze der Gattung Stereum sind Weißfäulepilze. Sie können sowohl an Nadelholz als auch an Laubholz vorkommen, wobei einige Arten deutlich bestimmte Gehölzarten als Substrat bevorzugen. So findet man den Zottigen Eichen-Schichtpilz, den Ästchen-Schichtpilz und, wenn auch nicht so eindeutig, den verbreiteten Striegeligen Schichtpilz an Eiche, während der Blutende Nadelholz-Schichtpilz vorzugsweise an Fichte, ansonsten auch an anderen Koniferen vorkommt. Letzterer besiedelt zwar meist frisch geschlagene Stämme, kann aber auch als Wundparasit an lebenden Bäumen auftreten.

Blutender Nadelholz-Schichtpilz; Unterseite

Der Blutende Nadelholz-Schichtpilz bildet eine interessante Symbiose mit Holzwespen (Siricidae)[2]. Die weiblichen Insekten haben an ihrem Abdomen ein spezielles Organ, ein sogenanntes Mycetangium, in dem sie Myzelstücke des Wundfäuleerregers „einlagern“. Diese Pilzfragmente werden bei der Eiablage zusammen mit den Eiern im Holz hinterlassen, wo sie sofort mit der Zersetzung beginnen. Dies fördert wiederum die Lebensbedingungen der Holzwespen-Larven. Der Vorteil, den der Pilz aus der Symbiose erzielt, liegt in der gezielten Übertragung von Infektionsmaterial zu geeigneten Wirtsgehölzen [3]. Eine analoge Beziehung wurde zwischen Holzwespen-Arten und anderen corticioiden Pilzen, etwa Amylostereum chailletii nachgewiesen [4].

Der Blutende Nadelholz-Schichtpilz (S. sanguinolentum) ist einer der wichtigste Wundfäuleerreger an der Fichte. Auch andere Koniferen, wie Tanne, Lärche oder Kiefern werden von dieser Art befallen.

Von wirtschaftlicher Bedeutung ist der Pilz auch deshalb, weil er als Erstbesiedler von frisch gefallenem Nadelholz dieses bei langer Lagerung schädigt, indem er die sogenannte Rotstreifigkeit verursacht, die vor allem an Fichte und Tanne zur Wertminderung des Holzes führen kann.

Auf Eichen-Arten tritt der Stereum hirsutum als Rindenparasit auf, der als „Stereum-Krebs“ bezeichnet wird. Besonders anfällig ist die aus Amerika stammende Roteiche. Der Pilz verursacht lokale Kambiumschäden und Stammdeformationen. An anderen Laubbäumen, z. B. an Erlen kann der Striegelige Schichtpilz (S. hirsutum) auch als Schwächeparasit auftreten.

Striegeliger Schichtpilz

Während Blutende Nadelholz-Schichtpilz an Nadelhölzern Schäden verursacht, ist der Striegelige Schichtpilz an geschlägerten Stämmen oder Pfählen und Brettern aus Laubholz, vor allem an Rotbuche und Eiche aktiv und führt zu einer weißstreifigen Verfärbung (Weißstreifigkeit), später zu durchgehender Weißfärbung mit gelblichen Tönen. An verbautem Holz, das der Witterung nicht ausgesetzt ist, hat der Striegelige Schichtpilz als Schädling nur eine geringe Bedeutung [5].

Auch bei der Weinrebe kann der Striegelige Schichtpilz als Schädling auftreten. So folgt er den Primärerregern der Esca-Krankheit Fomitiporia mediterranea (Fischer) und Phaeomoniella chlamydospora (Crous & Gams) und baut das durch diese vorgeschädigte Holz der Rebstöcke ab. Der Pilz erzeugt eine sich ausdehnende Weißfäule, die letztlich dazu führt, daß die Leitgewebe angegriffen werden und die Reben damit zum Absterben gebracht werden [6].

Arten und Vorkommen

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Bisher wurden 9 Arten der hier behandelten Gattung Stereum s.str. in der temperaten Zone der Holarktis nachgewiesen, davon 8 in Europa . Fast alle europäischen Arten wurden auch in Deutschland gefunden, in der Aufzählung ist deren deutsche Bezeichnung aufgeführt [7].

In GBIF sind folgende 24 weltweit vorkommenden Arten aufgeführt (Stand 11/09)

Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Fundangaben in GBIF
Stereum antarcticum keine Angaben in GBIF (kA)
Stereum armeniacum Frankreich
Stereum bellum kA
Stereum complicatum Nordeuropa (NEu), Nordamerika (NAm), Südamerika, Mittelamerika (SAm), Australien (AU), Neuseeland (NZ)
Stereum durum kA
Stereum gausapatum Zottiger Eichen-Schichtpilz Eu, NAm, SAm, Ostasien (OAs)
Stereum hirsutum Striegeliger Schichtpilz NEu, SEu, OEu, NAm, SAm, OAs, NAf, AU, NZ
Stereum hymenoglium kA
Stereum lobatum NAm, AU, Afrika (Af), OAs, Fiji, Guadelupe, Papua NG
Stereum magellanicum kA
Stereum ostrea Braunsamtiger Schichtpilz (NEu), SEu, NAm, SAm, Südasien (SAs), Indien (IN), NAf, AU, NZ
Stereum peculiare Russland
Stereum pseudorimosum kA
Stereum rameale Ästchen-Schichtpilz Eu, NAm, SAm, IN, AU, NZ
Stereum reflexulum kA
Stereum rugosum Rötender Runzelschichtpilz Eu, NAm, OAs, Au, NZ
Stereum sanguinolentum Blutender Nadelholz-Schichtpilz NEu, SEu, OEu, NAm, SAm, OAs, AU, NZ
Stereum scutellatum NZ
Stereum striatum NAm, SAm, IN
Stereum subtomentosum Samtiger Schichtpilz Eu, OAs
Stereum sulphuratum Marokko, Spanien
Stereum tjibodense kA
Stereum traplianum kA
Stereum vellereum AU, NZ

Index Fungorum nennt ca. 750 Taxa mit der Bezeichnung "Stereum s. l.". Mit dem Namen "Stereum" wurden viele Arten benannt, die aufgrund ihres morphologischen Erscheinungsbildes (steroide Fruchtkörper!) mit anderen Sippen in der Familie der Corticiaceae s.l. (Rinden- und Schichtpilze) zusammengefaßt worden sind. Diese Pilze sind sich in ihrem Habitus mehr oder weniger ähnlich, gehören jedoch phylogenetisch verschiedenen, nicht näher verwandten Gruppen an.

Bereits Ende des 20. Jahrhunderts wurden bei vergleichenden Untersuchungen zum Aufbau des Hymeniums oder an mikroskopischen Merkmalen der Sporen Parallelen zu den Täublingsartigen festgestellt, die in neueren molekulargenetischen Arbeiten zum Schluß führte, daß die Gattung Stereum dem Verwandtschaftskreis der Täublinge (russuloid clade) zuzuordnen seien.[8]

Die zähledrige bis holzig-harte Ausbildung der Schichtpilze im Unterschied zu den weichen und verderblichen Täublingen wird so gedeutet, daß die Fruchtkörper dieser Pilze, die auch Holz besiedeln, das keinen Kontakt zum Untergrund hat, an vorübergehende Trockenheit angepaßt sein müssen. Ein solider Fruchtkörper ist auch Voraussetzung dafür, daß er mehrere Jahre alt werden kann, was ebenfalls als ökologischer Vorteil zu werten ist.

In der Fachliteratur für Forstpathologie oder Bauschäden durch holzzerstörende Pilze werden teilweise noch bis heute mehrere Arten mit dem Namen "Stereum" benannt, obwohl sie systematisch anderen Sippen zuzuordnen sind. Beispiele sind der Mosaik-Schichtpilze (Xylobous frustulosus, früher S. frustulosus) oder Arten der Amyloidschichtpilze (Amylostereum chailletii; A. areolatum; früher S. chailletii, S. areolatum).

Einzelnachweise

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  1. [Jahn 1971:87]
  2. [Parkin 1941, 1942]
  3. [Stillwell 1960]
  4. [Stillwell 1969]
  5. [Butin 1983]
  6. [Sánchez-Torres et al. 2008]
  7. [Krieglsteiner 2000]
  8. [Larsson, E. et al. 2003; Miller, S. L. et al. 2006]
  • Boidin J. (1958): Hétérobasidiomycètes saprophytes et Homobasidiomycètes résupinés: V. — Essai sur le genre Stereum Pers. ex S.F. Gray. Rev. Mycol. 23:318-346.
  • Boidin, J., Parmasto, E., Dhingra, G. S. & Lanquetin, P. (1979): Stereums with acanthophyses, their position and affinities. Persoonia 10:311-324.
  • Butin, H. (1983): Krankheiten der Wald- und Parkbäume. Leitfaden zum Bestimmen von Baumkrankheiten. Georg Thieme Verlag, Stuttgart und New York. ISBN 3-13-639001-6
  • Eicker-Albert L. S. (1998): Stereum species (Stereaceae) of South Africa. South African Journal of Botany 64(1):30-37.
  • Hjortstam, K.; Ryvarden, L. (1987): Stereum magellanicum sp. nov. from Tierra del Fuego. Transactions Bristish Mycological Society 89:114-119.
  • Jahn, H. (1971): Stereoide Pilze in Europa (Stereaceae Pil. emend. Parm. u.a., Hymenochaete), mit besonderer Berücksichtigung ihres Vorkommens in der Bundesrepublik Deutschland. Westfälische Pilzbriefe 8(4-7)69-176.
  • Jülich, W. (1984): Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze. In Kleine Kryptogamenflora Band IIb/1. 626 S. Gustav Fischer Verlag Stuttgart.
  • Krieglsteiner, G. J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 1. Ulmer Stuttgart.
  • Larsson, E. & Larsson, K-H. (2003): Phylogenetic relationships of russuloid basidiomycetes with emphasis on aphyllophoralean taxa. Mycologia, 95(6):1037-1065.
  • Miller, S. L., Larsson, E., Larsson, K-H.. Verbeken, A. & Nuytinck, J. (2006): Perspectives in the new Russulales. Mycologia, 98(6):960–970.
  • Parkin, E. A. (1941): Symbiosis in larval Siricidae (Hymenoptera). Nature 147:329.
  • Parkin, E. A. (1942): Symbiosis and siricid woodwasps. Annals of Applied Biology 29:268-274.
  • Ryvarden, L. (1971): The genera Stereum ( s. lato) and Hymenochaete in Norway. Norw. J. Bot. 18:97-108.
  • Sánchez-Torres, P., R. Hinarejos, González, V. & Tuset, J. J. (2008): Identification and characterization of fungi associated with esca in vineyards of the Comunidad Valenciana (Spain). Spanish Journal of Agricultural Research 6(4):650-660. ISSN: 1695-971-X
  • Stillwell, M. A. (1960): Decay associated with woodwasps in balsamfir weakened by insect attack. For. Sci. 6: 22S-231.
  • Stillwell, M. A. (1966): Woodwasps (Siricidae) in conifers and the associated fungus, Stereum chailletii, in eastern Canada. For. Sci 12:121–128.

Kategorie:Basidienpilze