Benutzer:Anaxo/Politische Psychiatrie

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Politische Psychiatrie kann als Teilgebiet der Sozialpsychiatrie und zwar als menschenrechtsfeindliche psychologische Unterdrückungsstrategie einer Staatsbürokratie oder politischen Gruppe definiert werden, aber zugleich auch als Kampf um die Verwirklichung der Menschenrechte in der Psychiatrie.[1] Diese dialektische Kennzeichnung der politischen Psychiatrie ist nach der Komplementaritätstheorie sowohl zutreffend für die vergleichende Psychiatrie als auch für die Ethnopsychiatrie.[2] Sie beruht auf dem ideellen Hintergrund praktisch angewandter psychiatrischer Theorien. In diesem dialektischen Wechselspiel geht es um den jeweils kulturell und politisch neu zu bestimmenden Ausgleich zwischen den Interessen von Gemeinschaft und Individuum, vgl. Kap. Grundfragen, Abb. 1. Eine im positiven Sinne verstandene politische Psychiatrie will Schäden vermeiden im Sinne von ›Nil nocere‹ als erster Aufgabe der Medizin. Sie will damit erreichen, dass die Institution Psychiatrie nicht als Herrschaftsinstrument missbraucht wird, sondern ihrer Aufgabe des Dienstes am Menschen gerecht werden kann.

Perspektiven des Handelns

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Das Gewinnen von „Perspektiven des Handelns“[3] auf dem Gebiet des seelischen Gesundheitswesens und insbesondere der institutionalisierten Psychiatrie bedient sich in keineswegs seltenen Fällen der Institution als eines Mittels zur Verfolgung von Zielvorstellungen, die nicht den individuellen Interessen unmittelbar Betroffener, sondern eher denen der gesellschaftlichen Betreiber solcher Institutionen entsprechen. Die dabei angewandten zwischenmenschlichen Umgangsformen entsprachen in der Geschichte der Psychiatrie häufig denen eines absoluten Herrschaftsstils, siehe etwa den Erlass des „Renfermement des Pauvres“ 1657 in Frankreich (Einrichtung sog. Bettlergefängnisse). Es ist medizinethische Aufgabe einer politischen Psychiatrie, dem dabei häufig festzustellenden gesellschaftlichen Ungleichgewicht zu Lasten des jeweils betroffenen Einzelnen solidarisch und angemessen zu begegnen. Eine wirksame Koordination im Spannungsfeld dieser Interessen ist Aufgabe einer Psychiatrie, in der auch die Gruppe der unmittelbar Betroffenen als gleichberechtigte Teilnehmer bei sie betreffenden gesundheitlichen Entscheidungsprozessen gelten und dabei frei über alle Gesundheitsmaßnahmen bestimmen (Patientenverfügung). Es muss die Forderung erhoben werden, dass sie in möglichst geringem Maße den geschichtlich hinlänglich bekannten und unwürdigen Verfahren einer Zwangsbehandlung ausgesetzt sind und dass sie nicht zum Opfer einer politischen Justiz werden, siehe dazu den Fall der Dorothea Buck. Der Bezug auf die jedem Bürger garantierten Menschenrechte ist hierbei unverzichtbar. Da Psychiatrie in der Wissenschaftsgeschichte den unterschiedlichsten Zwecken gedient hat - insbesondere im 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts - stellt sich die Frage nach den eigentlich medizinischen Fortschritten, d. h. einer auf das jeweilige Einzelindividuum bezogenen Effektivität der psychiatrischen Wissenschaft, wie sie von der Wissenschaftssoziologie zum Gegenstand einer Untersuchung gemacht wird. Ein Schritt auf diesem Weg stellt die Einrichtung von unabhängigen Beschwerdestellen in der Psychiatrie dar. Die Verwirklichung solcher Perspektiven und Kriterien entspricht denen der allgemeinen Politik und der Berücksichtigung der Menschenrechte.

Menschenfreundliche Psychiatriepolitik

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Ziel einer menschenfreundlichen Psychiatriepolitik ist das Aufzeigen von Handlungsalternativen bei kritischen Versorgungssituationen, das Wecken eines gesellschaftlichen Bewusstseins für die chronischen Notstände der Psychiatrie und damit letztlich die Verbesserung bestehender psychiatrischer Institutionen. Dieses Ziel ist nicht nur durch strukturelle und technisch administrative Reformen sowie durch bauliche Maßnahmen zu erreichen, sondern insbesondere auch durch Steigerung der Effizienz in der Zusammenarbeit zwischen institutionellen Mitarbeitern und aufgeklärten Betroffenen als rechtlich gleichwertigen Entscheidungsträgern. Damit soll die Therapietreue (engl. Compliance) durch mehr Selbstbestimmung verbessert und die Anwendung von Zwangsmaßnahmen begrenzt werden. Da sich Psychiatrie vor allem als praktische Wissenschaft versteht, stellen Fragen der sie umfassenden Moral und Handlungskompetenz eine ihrer vordringlichsten Aufgaben dar.[4] In einer umfassenden Sichtweise, die sowohl Bürger als auch Psychiatrer und Politiker zum Gegenstand der Betrachtung macht, die als Gesunde und Kranke nicht nur von eigenen Mechanismen der Politik, sondern auch von eigenen sozialen Strukturen betroffen sind, ist es nicht länger möglich, das Phänomen „Wahnsinn“ in einer nur auf Patienten „eingekreisten“ Interpretation zu verstehen.[5][6] [7]

Da politische Psychiatrie nicht von herkömmlichen psychiatrischen Problemlösungen zu trennen ist, sind auch traditionelle Gesichtspunkte der politischen Philosophie und der politischen Theologie in evtl. Handlungskonzepte einzubeziehen. Nach Friedrich Nietzsche stellt sich z.B. die Frage, ob die in der Psychiatrie herrschende Moral nicht mit einer Herrenmoral vergleichbar ist, bei der allen von ihr abhängigen Patienten nur noch eine Haltung der Sklavenmoral zugedacht ist. Gegen diese Alternative hat sich eine Opposition der Selbstermächtigung bzw. des Empowerment und der Selbsthilfe gebildet, um damit der Forderung Genüge zu tun, dass Fremdverwaltung wieder Selbstverwaltung werden kann. Hier werden etwa durch Beteiligung an Psychiatriebeiräten ärztliche Experten nicht mehr als Vertreter alleiniger Kompetenz auf dem Gebiet des Gesundheitswesens und als allein verantwortlich für die patientenbezogene Gestaltung und Organisation psychiatrischer Institutionen angesehen, sondern auch die Standpunkte der Betroffenen selbst berücksichtigt.

Selbstreferenz in der Politischen Psychiatrie
Wechselbeziehungen

Politik, Gesellschaft, kollektive Leitbilder
Psychiatrie
Heilkunde, individuelle Heilserwartungen
Abb. 1. Psychiatrie und gesellschaftliche Verflechtung.
Das Schema verdeutlicht die „mittelbare Stellung“ der Psychiatrie
als dialektische Beziehung zwischen den verschiedenen Polen
der Gesellschaft (1) und der jeweils betroffenen Einzelnen (2).
Die Psychiatrie hat hierbei eine Vermittlungsposition[8] innerhalb
der so erfolgenden Auseinandersetzungen in unterschiedlichen
Richtungen. Diese können von unten nach oben als individuelle
Heilserwartungen einzelner Betroffener oder von oben nach unten
als kollektive Ordnungsvorstellungen erfolgen.
Selbstreferenz fordert alle dazu auf, sich entweder als unmittelbar
Betroffener oder als gesellschaftlich mittelbar Betroffener
innerhalb des Gesundheitssystems zu engagieren,
nicht nur als „Experte“. Dies erfolgt nach dem Grundsatz:
„Wir sind alle für alles verantwortlich.“[9]
Dies schließt institutionelle Hierarchienbildung aus.

Die Wissenschaftsgeschichte der Psychiatrie liefert vielfältige Beispiele einer politischen Dimension dieses Fachgebiets, so z. B. die Forschungen von Théophile de Bordeu und seine Lehre von der Eigengesetzlichkeit der Organe. Die Perspektive der Selbstreferenz (Niklas Luhmann) beteiligter Gruppen (Abb. 1) und der Betonung einer patientenzentrierten Psychiatrie bzw. der ausschlaggebenden Rolle des Individuums verbindet die politische Psychiatrie auch mit der politischen Psychologie und mit der Wissenschaftssoziologie.[10] [8] Der allgemein gewünschte Fortschritt der psychiatrischen Wissenschaft kann nur gemessen werden an der Verringrung von Zwangsbehandlung, an der zahlenmäßigen Verringerung der Klientel und an ihrer statistisch fortlaufenden Einstufung in leichte und schwere Krankheitsgrade. Klaus Dörner ist der Auffassung, dass es in der Geschichte der Psychiatrie vor allem Absolutheitsansprüche waren, die ihrem Fortschritt bisher im Wege standen.[3]

Absolutheitsansprüche in der Psychiatriegeschichte

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Die in der Geschichte der Psychiatrie bedeutsamen Absolutheitsansprüche zum Leib-Seele-Problem sind sehr deutlich in den Positionen der Psychiker und der Somatiker erkennbar. Noch heute sind diese Positionen z.T. erhalten geblieben.

  • Die absoluten Positionen der Somatiker betrachten den Körper als alleinigen Ort der Krankheitsursachen. Sie vertreten den neurologisierenden Aspekt der Psychiatrie und ihrer Lokalisationslehre. Eine folgenschwere Entwicklung der Psychiatriegeschichte war die von somatischen Gesichtspunkten getragene Degenerationslehre. Die Behandlung mit physikalisch-chemischen Methoden geht auch auf somatische Modellvorstellungen zurück (Somatotherapie). Hier sind u.a. die Drehstuhlbehandlung („Darwinscher Stuhl“), die Behandlung durch Untertauchen, die Behandlung mit Elektrizität, Magnetismus, die Schocktherapie und die Behandlung mit Pharmaka bzw. Drogen wie Datura, Belladonna und Kampfer zu nennen.[11] Der Lobotomie als somatisch-neurochirurgischem Eingriff wurde im Bewusstsein der Öffentlichkeit durch Miloš Forman ein Denkmal gesetzt.[12] Heute ist vor allem noch der Aspekt der Medikamentenbehandlung in der Psychiatrie ein Angriffspunkt umfassender Kontroversen, der sich vor allem auf den wachsenden Anteil der Ausgaben für Psychopharmaka am Budget des Gesundheitssystems bezieht.[13] [14] [15] [16]
  • Die absoluten Positionen der Psychiker bestanden in ihrem moralistischen Engagement, das sie z.T. zu Befürwortern von Zwangsmaßnahmen machte. Solche Maßnahmen äußerten sich auch und gerade in den Bestimmungen der Unterbringungsgesetze. Zwangsmaßnahmen sind auch heute noch in der Psychiatrie als technisch-administrative Maßnahmen geläufig und haben rein statistisch zugenommen. Negative Auswirkungen zeigten sich bei der Behandlung vor allem in den Erscheinungen des Hospitalismus. Heute sind Diskussionen über die Sicherungsverwahrung an der Tagesordnung. Hierbei geht es um Fragen der meist nicht vorhandenen, von der Psychiatrie getrennten Einrichtungen.

Betroffene fühlen sich vielfach durch Zwangsmaßnahmen zu Unrecht diskriminiert und versuchen in zunehmendem Maße, das Ziel einer Abschaffung diskriminierender Gesetze politisch durchzusetzen, vgl. Antidiskriminierungsgesetz in Deutschland, ähnlich in Österreich. Totalitäre politische Systeme bedienen sich gern psychologisch wirksamer Absolutheitsansprüche, siehe beispielsweise die Aktivitäten der Operativen Psychologie.

Problemfeld Forensische Psychiatrie

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Abb.2. Blick vom Friedhof der Gedenkstätte Hadamar auf das aktuelle Gelände des Psychiatrischen Krankenhauses, das neben einer Allgemeinen Psychiatrie auch über eine Forensische Psychiatrie verfügt. Im Hintergrund des Bildes ist das Bischöfliche Konvikt erkennbar. Das Bild zeigt den trotz Gründung der Gedenkstätte in den 80er Jahren noch immer dominierenden Aspekt der Psychiatrie als einer totalen Institution nach Erving Goffman. Nach Erich Neumann hat Nietzsche die Moralkrise des 20. Jahrhunderts vorweggenommen. Ist sie nach dem Ende des 2. Weltkriegs als beendet anzusehen oder werden gewaltsame Spaltungsmechanismen und Sündenbockzuschreibungen, wie sie der Holocaust auf dramatische Art offenbarte, heute im Prinzip unverändert weiter fortgesetzt? Ist gesellschaftliche Betroffenheit also nur geheuchelt?[17] Das Bild wirft sehr konkrete Fragen nach der neuen Ethik auf.

Durch die politischen Verhandlungen in der BRD zum Thema der Sicherungsverwahrung im Jahre 2010 ist auch das Problemfeld der Forensischen Psychiatrie wieder mehr in den Blickpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte verstößt die rückwirkende Verlängerung der Sicherungsverwahrung gegen die Menschenrechte.[18] Dabei geht es hauptsächlich um die Frage der meist nicht vorhandenen getrennten Anstalten der Sicherungsverwahrung, die sich vom Strafvollzug entsprechend dem „Abstandsgebot“ nach § 66 c StGB, Abs. 2 c unterscheiden. Die Sicherungsverwahrung ist auch vom Maßregelvollzug zu unterscheiden. Das Auseinanderklaffen der Aspekte des Schutzes der Allgemeinheit und der Therapiemaßnahmen (§ 66c StGB, Abs. 1) erweist sich hier besonders kritisch, vgl. dazu auch die geschichtliche Problematik des Begriffs der Gemeingefährlichkeit. Es wird oft als Heuchelei empfunden, dass die Sicherheitsverwahrung offenkundig in erster Linie dem Aspekt des Schutzes der Allgemeinheit dient, den Betroffenen jedoch aus politischer Sicht eine „Therapiemaßnahme“ zuteil werden soll. Traditionell wurden Kriminelle und psychisch Kranke schon immer miteinander vergesellschaftet. Hilfesuchenden, die aus freiwilligen Motiven heraus in der Psychiatrie behandelt werden wollen, ist jedoch nicht bedenkenlos zumutbar, zusammen mit verurteilten Straftätern in einer gemeinsamen Einrichtung untergebracht zu sein. Dies widerspricht gerade denjenigen Prinzipien, die eine gesellschaftliche Absonderung von Straftätern im Rahmen des Freiheitsentzugs bzw. des Strafvollzugs bezwecken. Die eigentlich nur schwer verständliche Tatsache der Vergesellschaftung psychisch Kranker und Straftäter in gemeinsamen Einrichtungen und Asylen, wie sie bereits 1787 von Abraham Joly in Genf, 1793 von Philippe Pinel in Paris und 1796 von William Tuke in York bekämpft wurde, resultiert jedoch aus der Konzeption psychiatrischer Anstalten, wie sie im 19. Jahrhundert in Deutschland durchaus üblich war, nämlich aus der Konzeption der „relativ verbundenen Anstalten“, die auf Heinrich Damerow (1798-1866) zurückgeht, siehe auch Kap. Medizinsoziologie. Diese Lösung war in Deutschland die Konsequenz aus den damals lebhaft diskutierten Fragen, ob man gefährliche, unheilbare und harmlose heilbare Kranke voneinander trennen sollte oder nicht.[19] Nach Erich Neumann lebt die Zukunft eines Kollektivs in der Gegenwart der von seinen Problemen bedrängten Einzelnen als den Organen dieses Kollektivs. Seelisch Kranke stellen u.a. die Vorläufer der erst Jahrzehnte später erkannten gesellschaftlichen Bedeutung dieser Probleme dar, siehe Abb 2. Zuerst erkranken einzelne Organe, dann erst bemerkt die Gesellschaft insgesamt den eigenen Krankheitszustand.[17] Diesen Gedanken drückte Klaus Dörner in seiner wissenschaftsgeschichtlichen Darstellung zur Entwicklung der Psychiatrie so aus:

Sind die Irren »Gegenstand« der Psychiater, so macht diese Untersuchung Irre und Psychiater-Bürger zugleich zu ihrem »Gegenstand« und sucht die sozioökonomischen, politischen und kulturellen Bedingungen anzugeben, unter denen im Zusammenhang mit der politischen und der industriell-kapitalistischen Revolution der bürgerlichen Gesellschaft auch jenes Verhältnis von Bürgern und Irren entstand, das zur Wissenschaft Psychiatrie wurde.[20]

Diese Schwierigkeiten der Besserung von Straftätern durch eine unfreiwillige durch ein Gericht angeordnete Therapiemaßnahme stellen ganz offensichtlich einen der Gründe dar, weshalb es in den letzten Jahrzehnten zu einer „springflutartigen Vermehrung der forensisch-psychiatrischen Betten“ gekommen ist.[21] Hierin zeigt sich ggf. ein unbewältigtes Problem der Ausgrenzung und Stigmatisierung ähnlich dem Problem der unaufhaltsamen Bettenzunahme innerhalb der Anstaltspsychiatrie nach der Gründungswelle in Deutschland ab ca. 1820. Selbst neu errichtete Anstalten waren kurz nach ihrer Eröffnung wieder überfüllt. Dies führte bereits damals zu lebhaften Diskussionen über die Gründe dieser Überfüllung.[19]

Abgrenzung vom Begriff der Antipsychiatrie

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Dass politische Psychiatrie lediglich ein Thema der 68er-Bewegung sei, in welcher der Begriff besonders häufig verwendet wurde, ist ein Irrtum. Seit den Anfängen unserer Kultur ist die politisch bedingte Ausgrenzung von Menschen ohne jede nachweisliche rechtliche Verfehlung ein skandalträchtiges, die Menschenrechte beleuchtendes Thema. Sokrates und der gegen ihn angestrengte Prozess verdeutlichen dies. Es wird hierzu weiter auf das Kap. Historische Einordnung und einige geschichtlich bezeichnende, dort enthaltene Darstellungen verwiesen.

In Abgrenzung vom Begriff der Antipsychiatrie nimmt politische Psychiatrie keine prinzipiell ablehnende, bzw. keine vorweg kritische Haltung gegenüber der institutionellen Psychiatrie ein, sondern untersucht sowohl bezeichnende Einzelfälle als auch zeitgeschichtliche und historische Herausforderungen der Psychiatrie im Hinblick auf ihre politische Bedingtheit. Erst nach einer solchen Analyse fordert sie zu einer Klärung der politischen Umstände eines Einzelfalles auf oder ggf. zur Klärung geschichtlich ungelöster Probleme der psychiatrischen Versorgung auf im Sinne unveräußerlicher Menschenrechte. Dabei sind die politischen Gegebenheiten zwar zu beachten, aber nicht immer als vorrangig anzusehen. Auch sind Gesichtspunkte und Erwägungen allgemeiner ökonomischer Nützlichkeit oder gesellschaftspolitischer Standesinteressen nicht prinzipiell als vordringlich anzusehen. Die hessische Steuerfahnderaffäre seit dem Jahre 2005 wäre allerdings u. U. als Einzelfall der politischen Psychiatrie zu werten und nicht als Gegenstand der Antipsychiatrie. Am Beispiel der Steuerfahnderaffäre lässt sich auch zeigen, dass nicht die betroffenen Steuerfahnder, sondern die verborgenen bzw. heimlichen Betreiber und die ggf. kulturell bedingten fehlenden Freiheitsgrade[22] oder der politischen Abhängigkeiten von Gutachtern in den Vordergrund der Aufmerksamkeit zu stellen sind, nicht die institutionellen Gegebenheiten der Psychiatrie selbst. Bei der Durchsetzung solcher politischer Forderungen scheint es wesentlich, dass die z. T. irrationalen politischen Widerstände gegenüber gesellschaftlichen Randgruppen aufgeklärt werden, so z. B. auch das Vorurteil der Gemeingefährlichkeit, das psychisch Kranken meist zu Unrecht ganz allgemein angelastet wurde.[19] [23] Auch wenn das statistische Gesamtrisiko von Gewalttaten, das von psychisch Kranken ausgeht, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung gering ist, so ist doch in einigen speziellen Fällen ein erhöhtes Risiko anzunehmen, vor allem infolge der in neuerer Zeit zugespitzten psychosozialen Rahmenbedingungen, die ebenfalls mit politischen Faktoren in Zusammenhang stehen.[24] [25] [26]

Wer inhaltliche oder institutionelle Mängel an der Psychiatrie beklagt, mag angesehen werden als antipychiatrisch eingestellt. Sobald diese Mängel mit politischen Methoden angegangen werden, oder politische Bedingungen für diese Mängel glaubhaft gemacht werden, ist diese Auseinandersetzung Gegenstand der politischen Psychiatrie. Der oben dargelegte somatische Absolutheitsanspruch z. B. stellt für sich genommen kein politisches, sondern ein wissenschaftstheoretisches Problem dar. Werden jedoch Wissenschaftsforschung, Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsethik und politische Einflüsse miteinander vermischt, wie es häufig geschieht, so sind Gesichtspunkte der politischen Psychiatrie erneut angezeigt. - Mit der Übernahme der Regierungsverantwortung in Niedersachsen durch die CDU unter Ministerpräsident Ernst Albrecht seit 1976 wurde z. B. ein aktives Eintreten für die somatisch-psychiatrische Grundordnung im Bereich des Landessozialamts Niedersachen institutionalisiert.[27]

Missbrauch der Psychiatrie

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Vermutete Phänomene des politisch motivierten Missbrauchs der Psychiatrie und ihrer Einrichtungen wurden häufig von anthropologisch ausgerichteten Psychiatern wie Walter Ritter von Baeyer angesprochen.[28] Diese Missbrauchsvorwürfe beziehen sich meist auf Einschränkungen unveräußerlicher Persönlichkeitsrechte und Rechte auf Gleichbehandlung. Es erscheint wichtig, dass solche Ziele global und nicht von einem ethnozentrischen oder kulturalistischen Standpunkt aus vertreten werden (Vergleichende Psychiatrie). Die von Walter Ritter von Baeyer begonnene Arbeit lässt sich in diesem Zusammenhang auch als zeitbedingter Ausdruck des Kalten Krieges verstehen. Missbrauch der Psychiatrie während des Nationalsozialismus im Zusammenhang mit den Erbgesundheitsgesetzen und der Euthanasie resultierte wesentlich aus der damals weit verbreiteten Degenerationslehre. Als Reaktion auf diese Zeit sind die Initiativen von Dorothea Buck zu nennen. Sie erreichte weitgehende politische Beachtung und führte als Betroffene der psychiatrischen Zwangsmaßnahmen des III. Reichs in der BRD die Psychoseseminare ein, die als gleichberechtigte dialogorientierte Kommunikationsform zwischen Betroffenen und Professionellen eine Neuheit darstellte.[29] Anders ist jedoch die politische Rehabiltierung bei weiteren Justizopfern wie etwa Horst Arnold zu bewerten. Für die Fehler der Forensichen Psychiatrie und der Justiz wurde das Opfer nicht entschädigt. Auch Dorothea Buck erscheint nicht ausreichend entschädigt worden zu sein. Hier bestätigt sich trotz Beteiligung weiter öffentlicher Kreise das staatstragende Prinzip der forensischen Psychiatrie als blinder Selbstzweck, nicht das Menschenrecht als oberste Richtschnur des Handelns.

Verbreitung des Begriffs im politischen Diskurs

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Abb. 3. Ludwig II. im Alter von 20 Jahren. Gemälde von Ferdinand von Piloty, 1865 - Ludwig II wurde als Fall des politischen Einsatzes von Psychiatrie bezeichnet.

Als renommierter Fall der „politischen Psychiatrie“ kann der bayrische König Ludwig II. (1845-1886) gelten. Der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer hat hier von einem „typischen Fall des politischen Einsatzes von Psychiatrie“ gesprochen. Die Umstände der Untersuchung und Internierung des Königs sprechen für ein rechtlich nicht unbeanstandbares Verfahren. Trotz unterschiedlicher Theorien über das Schicksal des Königs werden seine persönlichen Unterlagen noch heute geheimgehalten.[30] [31]

Der Begriff „politische Psychiatrie“ wird natürlich nicht im Diskurs derjenigen Fachleute, Ärzte und Politiker gebraucht, welche Psychiatrie z. B. als Mittel der Euthanasie oder von anderen politisch motivierten Zwangsbehandlungen zu rechtfertigen versuchen oder als Mittel gesellschaftlicher Repressionen in viel subtilerer Form benutzen. Dies geschieht meist versteckt unter Wahrnehmung eigener gesellschaftlicher Vorteile und besonderen gesellschaftlichen Prestiges. Solches Verhalten ist nach Stavros Mentzos jedoch als psychosoziales Arrangement anzusehen.[32] Konkret verwendet wurde der Begriff „politische Psychiatrie“ von David Cooper. Er hielt in London Vorlesungen über dieses Thema.[33] Auch ist der Begriff „politische Psychiatrie“ im Zusammenhang mit der Arbeit von Wulf Steglich verwendet worden u. a. zur Kennzeichnung der Widerstände bei der Eröffnung einer Gedenkstätte in der früheren Tötungsanstalt Hadamar. Hier wird der Begriff zunächst ebenfalls wie bei Dieter Storz im humanistisch-menschenfreundlichen Sinne verwendet. Es folgt sodann aber eine soziologische Analyse über die Ursachen des politischen Klimas der Teilnahmslosigkeit, in der man mehr über den Rauch aus den Schornstein der Tötungsanstalt als über das damit verbundene Unrecht besorgt war. Die gesellschaftliche Rollenidentität erlaubte keine abweichende eigene Meinungsäußerung, vgl. Kap. Medizinsoziologie.[34] Zu den umstrittenen und versteckten Methoden einer unkritischen Verwendung von Psychopahrmaka vorwiegend zugunsten der Interessen der Herstellerfirmen zählen u. a. auch bestimmte Arten von Werbung.[35]

Vielmehr wird „politische Psychiatrie“ als gängiger Begriff gebraucht vor allem seitens der von solchen Unterdrückungsmethoden selbst betroffenen Opfer, siehe das im vorstehenden Kap. Missbrauch der Psychiatrie erwähnte besondere Beispiel des selbst betroffenen späteren Klinikleiters und Ordinarius Walter Ritter von Baeyer. Solche Opfer sind psychiatriegeschichtlich geläufig seit dem ausgehenden Mittelalter und den damaligen Hexenprozessen, vor allem in Deutschland. Manfred Lütz weist in seinem Bestseller „Irre!“ auf diesen Umstand hin. Seine durchaus ernsthafte, jedoch zugleich humorvolle Art der Darstellung ist es, die den bereits oben einleitend erwähnten dialektischen Sichtweise Rechnung trägt. Er spricht nicht von „politischer Psychiatrie“, sondern von „political correctness[36] als einer der Ursachen für die Entstehung des Phänomens der Überangepasstheit der sich selbst als „Normale“ ansehenden und sich so bezeichnenden Bevölkerung. Da sich Lütz nicht nur an Fachleute, sondern gerade an den „wahnsinnig normalen“ Durchschnittsbürger wendet, hat er mit seinem Buch eine politische Breitenwirkung erlangt. Diese hat er angestrebt, um den Leser im Sinne des Verständnisses für Ausgegrenzte und sich von dem Durchschnitt selbst Abgrenzenden zu „verändern“.[36] Lütz zählt zu den seltenen Autoren, die auch auf Entwicklungen wie das Sozialistische Patientenkollektiv Heidelberg eingehen.[36] Der politische Stellenwert seines Buches geht bereits aus dem Nietzschezitat hervor, das Lütz seiner Abhandlung voranstellt:

„Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes - aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel.“

Friedrich Nietzsche: [36]

Neuerdings hat sich des wenig beleuchteten Kapitels der Psychiatriegeschichte auch Christian Pross angenommen.[37] Die Abhandlung geht auf die sich bereits damals in den Gründungszeiten des SPK im Jahr 1970 herauskristallisierenden Schwierigkeiten der Psychiatriereform ein. Sie erinnert daran, dass die Entstehung der Psychiatrie als Versorgungssystem durch den Beginn der Industrialisierung in Deutschland um 1820 ihren Aufschwung nahm. Dies brachte mit sich, dass der Menschenwert auf seinen Leistungswert verengt wurde. Andererseits entstand die Notwendigkeit einer politischen Utopie, die sich mit dem Begriff des Sozialismus verband. Daraus lassen sich folgende Geburtsfehler der Psychiatrie ableiten.

  1. Konzentration der psychisch Kranken in anonymen fabrikähnlichen Masseninstitutionen bei Zerschlagung ihres sozialen Netzes
  2. Professionalisierung des Helfens auf Kosten der Kategorie Selbsthilfe
  3. Einseitige Medizinalisierung, Überwiegen der Pharkakabehandlung

Verbreitet wurde in der BRD im Sinne des kalten Krieges die auf die Auseinandersetzung mit der UdSSR zentrierte politische Bedeutung u.a. durch Walter Ritter von Baeyer, der selbst im Dritten Reich diskriminiert wurde. Erst später als Klinikdirektor hat er dann die Front gewechselt und ist selbst in repressiver Art und Weise gegenüber dem Sozialistischen Patientenkollektiv aufgetreten.[38] [39] Diese Gruppierung hatte antipsychiatrische Angriffe gegen seine Klinik erhoben. Allein Kritik muss noch nicht zu einer Besserung kritisierter Verhältnisse führen, dazu ist es erforderlich, dass viele Personen an einer Verbesserung zusammenarbeiten. Es fragt sich, inwiefern die eher aus Gründen politisch unterschiedlicher Systeme geführten psychiatrischen Auseinandersetzungen nicht weitgehend als ideologische Propaganda anzusehen sind, die für die Probleme vor der eignen Tür unsensibel geworden sind. Kontinuität und Konformität mit einer ganz bestimmten Staatsräson bedeutet noch nicht Vernunft.[40] [41] [42] [43]

Franz Ludwig Schenk Graf von Stauffenberg, über lange Jahre Abgeordneter der CSU im Deutschen Bundestag, Mitglied des Europäischen Parlaments, sprach auf der Tagung Psychiatrie und Glasnost für die Europäische Konferenz für Menschenrechte und Selbstbestimmung e.V. (EKMS) zum Thema: „Politische Psychiatrie - Die Sedierung des Geistes“:

Tatsächlich haben sich Politik und politische Publizistik mit dem Phänomen des politischen Mißbrauchs der Psychiatrie seit eh und je ganz ungenügend auseinander gesetzt. Vielleicht gilt dies auch für die Wissenschaft.[44]

Die Veröffentlichung des Artikels „Politische Psychiatrie“ in einer elektronischen Enzyklopädie Anfang des Jahres 2010 verschaffte diesem im Monat April eine Beliebtheit mit 396 Aufrufen und lag damit bei den „Top 200“, d. h. bei den 200 beliebtesten Artikeln.[45]

Medizinsoziologie

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Mit der Psychiatrie verbundene politische Funktionen im Deutschland des 19. Jahrhunderts sind nicht nur die eines staatlichen Ordnungsfaktors, sie erscheinen vielfach als staatstragende Rolle dieser psychiatrischen Institution.[8] Dabei stützte sich die Aufgabe der Psychiatrie auf unterschiedliche Entwicklungen, die zumindest in Deutschland das Paradigma der psychiatrischen Wissenschaft bestimmten und auch von herrschenden philosophischen und sozioökonomischen Faktoren mitbestimmt wurden. Gerade sie trugen im Laufe der Zeit zu einem Strukturwandel der psychiatrischen Institutionen bei, den aber erst Wilhelm Griesinger (1817-1868) mit seinem naturwissenschaftlichen Modell der Psychiatrie auf breiter Front forderte, indem er für die Abschaffung des moralischen Inventars in der Psychiatrie eintrat. Er stand in Verbindung mit Ludwig Meyer (1827-1900), der das Prinzip der Abschaffung von mechanischem Zwang (No restraint) zum ersten Mal in der psychiatrischen Klinik Hamburg einführte. Die Ablehnung von Zwang als Behandlungsprinzip verband sich mit politisch liberalistischen ärztlichen Haltungen.[8] Begonnen hatte diese Entwicklung mit dem idealistischen Konzept der Anstaltspsychiatrie von Heinrich Philipp August Damerow (1798-1866) gegen das sich eine breite Ablehnung seitens wisssenschaftlich führender Psychiater herausgebildet hatte (Universitätspsychiatrie).[8] Dennoch war ein Großteil der Psychiater – schon von ihrer Herkunft aus gesehen – dazu bereit, den staatstragenden Charakter der Psychiatrie aktiv zu unterstützen. Viele Anstaltspsychiater waren – wie etwa Damerow – Pastorensöhne. Klaus Dörner ergänzt diese sich auf Deutschland beziehende medizinsoziologische Beobachtung wie folgt:

Von 67 Psychiatern, die zwischen 1800 und 1845 mit dem Medizinstudium begannen, hatten 33 % freiberuflich tätige Väter; von 90 Psychiatern, die zwischen 1846 und 1890 Medizinstudenten wurden, war dies bei 42 % der Fall. Der Zuwachs betrifft vor allem Familien mit Ärzten, mit Kaufleuten und Industriellen und mit Rechtsanwälten. Dagegen besteht kaum ein Unterschied zwischen den Psychiatern der ersten und zweiten Jahrhunderthälfte, was ihre Herkunft aus Beamten-Familien angeht: deren Zahl sank von 56 % auf 54 %. Ihr hoher absoluter Anteil ist ein weiteres Indiz für die Affinität zwischen der Herkunft aus einem »staatstragenden« Milieu und der Tätigkeit als Psychiater. Diese Beamten-Familien setzten sich zu gleichen Teilen aus höheren Verwaltungsbeamten, Pfarrern und beamteten Ärzten zusammen - und zwar sowohl in der ersten als auch in der zweiten Jahrhunderthälfte.[8]

Die erhebliche ärztliche Loyalität gegenüber dem Staat wurde auch durch Untersuchungen von Michael H. Kater bestätigt, die sich auf die Zeit des Dritten Reichs beziehen. Die 1979 von ihm an der York University in Toronto veröffentlichten Ergebnisse bestätigen, dass von allen reichsdeutschen Ärzten insgesamt 45 % Mitglied der NSDAP gewesen sind, doppelt so viele wie in der Gruppe der Lehrer, die zudem als Beamte unter einem stärkeren Loyalitätszwang standen. Gegenüber 11 % der Lehrer, die Mitglied der SA gewesen sind, kamen die Ärzte auf 28 % SA-Mitglieder. In der SS waren 7,3 % der Ärzte gegenüber nur 0,4 % der Lehrer. Für 1937 wird somit festgestellt, dass Ärzte siebenmal häufiger in der SS vertreten waren als eine SS-Mitgliedschaft prozentual dem gesamten männlichen Bevölkerungsanteil im Dritten Reich entsprach. Demgegenüber lag der Anteil der Lehrer nur geringfügig über ihrem Bevölkerungsanteil.[46] Diese Feststellungen erscheinen bedeutsam für die Beurteilung der ärztlichen Verantwortung etwa bei der Durchführung von staatlichen Maßnahmen der Euthanasie. Paul Nitsche, der ab August 1949 Vertreter von Werner Heyde war, schilderte seinen Eindruck, dass viele Ärzte sich zu dieser Art von Tätigkeit gedrängt haben.[47]

England und Frankreich

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Aus Frankreich verfügt Klaus Dörner nicht über genügend Vergleichsdaten. Er schreibt, es habe den Anschein, dass ...:

... „in England und Frankreich deutlich weniger Psychiater dem Beamtenmilieu entstammen, dafür eher dem Wirtschaftsbürgertum und den sozial niedrigen Klassen.“[8]

Psychiatrische Begriffsbildungen mit politischem Akzent

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In der Psychoanalyse weisen die folgenden zentralen Begriffe auf politische Analogien hin: Zensur als Funktion der Abgrenzung zwischen bewusst und unbewusst, die seelische Instanz (Ich, Überich, Es) und der aus der militärischen Sprache entlehnte Begriff der Besetzung. Auch Freuds Abhandlungen zur Massenpsychologie haben Berührung zur hier dargestellten politischen Sichtweise und Dimension.[48] Freud glaubte allerdings selbst nicht an den Wert politischer Veränderung. Vielmehr stand bei ihm die Ich-Analyse im Vordergrund. Das politische Vokabular diente ihm als Metapher. Dabei ging Freud gern nach rückwärts gewandt vor. In der menschlichen Vergangenheit wie etwa der Kindheit, ja in der historischen Urgeschichte der Menschen sah er die Quellen der unbewussten Handlungsmotive. Insofern zeigte er etwa in seinen Reflexionen über den politischen Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich geradezu einen schwarzen Humor. Hitler schien er als Tatsache zu betrachten. Er war nicht schockiert.[49] Die ihn rettende Ausreise aus Wien ist als das Werk der Prinzessin Marie Bonaparte anzusehen und entspringt nicht Freuds eigener Entschlusskraft.[49] Im Sinne der Kulturphilosophie von Albert Schweitzer wäre Freud insofern als Vertreter einer Weltanschauung anzusehen, die dem indischen Denken, insbesondere dem Brahmanismus nahesteht.[50]

Politische Einflüsse auf die Sichtweise psychischer Krankheiten

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Die Errichtung des Hôpital général im Jahre 1656 stellte in Frankreich den Beginn einer hauptsächlich staatlichen, nach politischen Gesichtspunkten bestimmten Einflussnahme auf die psychisch Kranken dar. Nach der ursprünglichen Planung sollte die Einrichtung einen ökonomischen Nutzen erbringen, indem die Internierten eine Arbeitsleistung erbrachten. Diesen Zielvorstellungen entsprach sie jedoch später kaum. Traditionell wurden in den durch Ordenshäuser betriebenen Hospitälern fürsorgerische Maßnahmen für die vielfach armen Bedürftigen eingeleitet. Der Name Hôpital (Hospital), konnte dieser Tradition jedoch kaum noch gerecht werden. Um den politischen Aspekt hier zu verfolgen, ist auf den disziplinierenden Charakter dieser Einflussnahmen hinzuweisen. Die »Lettres de cachet« (wörtlich: „Siegelbriefe“ = Zwangseinweisungen) konnten leicht erhalten werden und waren kaum anfechtbar. In den von den Barmherzigen Brüdern seit 10. Mai 1645 unterhaltenen Hospital in Charenton gab es zumindest seit 1720 eine geschlossene Station, die mit Insassen aufgrund dieser königlichen Anordnung belegt wurde.[51][8]

Die Herausbildung eines Bildungsbürgertums im 18. und 19. Jahrhundert - vor allem in Deutschland - war durch die besondere politische Lage dieser meist als Honoratioren gewürdigten aber nicht politisch einflussreichen Schicht geprägt. Diese Lage war nach Werner Krauss in Deutschland insbesondere eine Konstellation der politischen Entmutigung. Als bekanntes Beispiel sei die Flucht Goethes nach Italien im Jahr 1786 genannt.[52] Auch Kant dachte im Jahre 1794 im Konflikt mit dem König Friedrich Wilhelm II. vorsorglich an eine solche Fluchtmöglichkeit.[53] Nach Auffassung von Klaus Dörner habe gerade die Anthropologie Kants zu einem Mangel an politischem Selbstbewusstsein in Deutschland geführt. Dies sei in Sachen Psychiatrie an einer persönlichen Schuldzuweisung an die Kranken erkennbar. Die Schauerromane von Christian Heinrich Spieß (1755–1799) belegen in etwa eine solche Haltung, vor allem dessen Biographien der Wahnsinnigen (1796). Sogar der Begriff des Sensus communis sei vornehmlich von Kant entpolitisiert worden. Sensualistisch eingestellte Ärzte wie Johann August Unzer (1727–1799) und Georg Prochaska (1749-1820), die diesem Begriff nahestanden, seien ohne Resonanz geblieben. Sie bezeichnen die politische Rolle des deutschen Bildungsbürgertums und sind für das öffentliche Bewusstsein in Deutschland bezeichnend.[8] Dörner bezieht sich hier auch auf entsprechende Feststellungen von Hans-Georg Gadamer.[54] Allerdings sieht Hannah Arendt in Kant den bedeutenden modernen Denker, der auf dem Gebiet der politischen Philosophie die Voraussetzungen des Urteilsvermögens, der Einbildungskraft und der Vernunft miteinander verband.[55]

Historische Einordnung

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Politische Bezüge muss man bereits in der philosophischen Diskussion der Psychiker erkennen, ob Seele oder Geist erkranken. Der Begriff der Geisteskrankheiten geht von der Grundannahme der Uneinfühlbarkeit und Unverständlichkeit entsprechender Störungen im Gegensatz zu den Gemütskrankheiten aus. Hieraus ergibt sich jedoch, dass Bezeichnungen wie etwa „Tobsucht“ (uneinfühlbares aggressives Verhalten) die Grundlage zu einem forensischen Vorgehen gegen die so diagnostizierten Betroffenen mit entsprechenden Sicherungsmaßnahmen durch Zwangsbehandlung abgeben.[56]

Abb. 4. Mechanische Vorstellungen waren im 18. Jahrhundert nicht nur in der Psychiatrie, sondern auch in der Orthopädie verbreitet und hatten die Anwendung solcher Methoden in neu gegründeten Anstalten zur Folge.

In politischer Hinsicht kann die Psychiatrie seit dem 18. Jahrhundert als Vorreiter in der Wahrnehmung allgemeiner psychosozialer und sozioökonomischer Interessen angesehen werden, ähnlich wie es in dieser Zeit auch auf anderen Gebieten der Medizin, etwa dem der Hygiene, der Geburtshilfe, Kinderheilkunde und Orthopädie erfolgte. Der Fachbegriff Orthopädie enthält bereits in seinem Namen die Beziehung zur Kindererziehung (παῖς = Kind) und zu der allgemein bekannten Tatsache, dass die aufrechte und gerade Körperhaltung sowohl zur ausgeglichenen inneren seelischen Verfassung beiträgt als auch vor Haltungsschäden bewahrt (ὀρθός = gerade). Die Seuchenbekämpfung, Verlängerung der Lebenserwartung, Verminderung der Kindersterblichkeit und die vorbeugende Gesunderhaltung, körperliche Ertüchtigung der Jugend sowie die Vermeidung von Wachstumsstörungen waren in dieser Zeit wichtige Anliegen der Peuplierungspolitik. Aber auch die Existenz der armen Irren konnte zusammen mit der Behandlung der sozialen Frage nicht länger aus dem gesellschaftlichen und politischen Bewusstsein ausgegrenzt werden.[8] Einen Nachklang dieser zeitgeschichtlichen Konstellation, aber auch die Auswüchse jener bevölkerungspolitischen „orthopädischen“ Haltung und der damals üblichen moralischen Behandlung zeigt der Fall Daniel Paul Schreber (1842-1911) und der Familie Schreber.

Die „Irrenrechtsreform“ in Deutschland ab 1892 trägt deutliche Züge einer politischen Psychiatrie. Hierbei ging es um eine Vereinheitlichung der Gesetzgebung im Umgang mit den Einweisungspraktiken in Anstalten für Geisteskranke. Entzündet hatte sich eine parlamentarische Debatte im Preußischen Abgeordnetenhaus im März 1892 an der Einweisung eines 24jährigen Juden aus Berlin, Morris de Jonge, der sich mit seiner Verwandtschaft zerstritten hatte und ihr einige Schmähbriefe übersandt hatte. Darauf wurde er in die Schöneberger Privatirrenanstalt „Maison de Santé“ eingeliefert, wo er ca. acht Monate von Oktober 1890 bis zu seiner Entlassung im Juni 1891 verblieb. Nach der Entlassung bot ihm die konservative Kreuzzeitung (Neue Preußische Zeitung) Gelegenheit, seinen Fall in einer Reihe von Artikeln darzustellen. Diese Artikel lösten wohl vor dem Hintergrund antisemitischer Tendenzen eine erhebliche Reaktion aus. Die parlamentarische Debatte wurde zwischen Paul Langerhans senior (Mitbegründer der Deutschen Fortschrittspartei), als säkularer Anhänger der medizinischen Profession und dem ehemaligen Berliner Hofprediger Adolf Stoecker (Deutschkonservative Partei) als Vertreter des christlich konservativen Flügels und der Kreuzzeitung ausgetragen.[1] [57]

Wenn der Begriff Politische Psychiatrie im politischen Diskurs wie auch in der Literatur erst ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts belegt werden kann, trifft die damit verbundene Ächtung menschenfeindlicher Zwangsmaßnahmen historisch gesehen natürlich auf viel frühere Tatsachen zu. Die 1533 gegründete psychiatrische Krankenanstalt Haina aus dem aufgelösten Kloster Haina beherbergt heute z B. ein Museum von alten an dieser Klinik angewandten Zwangswerkzeugen. Die damals im Rahmen der Reformation erfolgende Gründung der Psychiatrischen Klinik wirft damit ein Licht auf die Methoden des Glaubenskampfes. Dieter Storz weist in seinen Ausführungen zur Politischen Psychiatrie auch den Gebrauch psychiatrisch geprägter Begriffe im Rahmen der nationalen Konflikte nach, insbesondere mit Frankreich in der Kaiserzeit (Psychopathia gallica).[1] [58] Umgekehrt wurde die „germanische Verrücktheit“ von französischen Psychiatern wie Édouard Toulouse (1885-1947) vertreten. Die Aktivität politisch unliebsamer Zeitgenossen versuchte man zur Zeit des Kaiserreichs durch Etikettierungen wie „Paranoia reformatoria sive politica“ auszuschalten. Der Psychiater Richard von Krafft-Ebing, der diese Bezeichnung in seiner „Gerichtlichen Psychopathologie“ von 1892 prägte, erstattete u. a. das Fakultätsgutachten der durch Intrigen zwangsinternierten Prinzessin Luise von Sachsen-Coburg und Gotha.[1]

Aktueller Zustand

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Perspektiven des Handelns müssen sich auf den aktuellen Zustand des Versorgungssystems beziehen. Zur Behebung anerkannter Mängel der psychiatrischen Versorgung bedarf es eines politischen Konzepts der auszuführenden Verbesserungen. Ein solches Konzept im Sinne einer aktuellen Bestandsaufnahme war die Psychiatrie-Enquête der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. Dieses Konzept war von den Vorstellungen der 68-er Bewegung und der Antipsychiatrie getragen. Es ist nur in Teilen einer tatsächlichen Reform zugeführt worden. Heute ist von technokratischen Absolutsheitsansprüchen die Rede.[3] Darunter ist zu verstehen, dass nicht für jede Krankheit ein perfektionistisches eigenes Versorgungssystem gewährleistet werden kann. Dies stellt auch eine Kritik an den Vorstellungen der Psychiatrie-Enquête dar. Damit einher geht die Kritik an einer operationalisierenden Verknappung des Diagnostizierprozesses und an dem steten zahlenmäßigen Anwachsen diagnostischer Etikettierungen.[16] [59] [60] [61]

Konkretes Beispiel

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Ein konkretes Beispiel der Abklärung von Interessen in Sachen Politischer Psychiatrie ist die Arbeit der Patienteninitiative Autopilot in Limburg an der Lahn, unterstützt duch den Limburger Kreis e.V. Mit Hilfe der Unterstützung durch oppositionelle Politiker des Kreistags, gelang es, die Biographie von Heinz Heinrich Anton Wolf einem breiteren Publikum bekannt zu machen, die bisher trotz einiger anderer vorausgegangener vereinsorganisatorischer Initiativen der Aufklärung von behördlicher Seite im Hinblick auf den in Limburg geborenen früheren Politiker und Ehrenbürger der Stadt verschwiegen wurden. Die Veranlassung zur Beschäftigung mit Wolf ergab sich bereits aus der Tatsache, dass Psychiatrische Kliniken, wie etwa die nahe gelegene Klinik in Hadamar in der NS-Zeit in erheblichem Maße an der Vernichtung des sog. lebensunwerten Lebens beteiligt waren. Diese Ideologie hat nach vorliegenden Erkenntnissen auch Wolf vertreten.[62] [63] [64]

  • Storz, Dieter: Politische Psychiatrie. Verlag: Humanistische Union, Ortsverband Essen, 1980 – 27 Seiten; Schriftenreihe der Humanistischen Union e.V., Ortsverband Essen, 2 DNB
  • Ebbinghaus, Julius: Rechtsfähigkeit des Menschen, Metaphysische Embryologie und politische Psychiatrie. In: Kant-Studien. Band 49, Heft 1-4, W. de Gruyter, 1957, Seiten 36–48, ISSN (Online) 1613-1134, ISSN (Print) 0022-8877, DOI: 10.1515/kant.1958.49.1-4.36, Online seit September 2009

Einzelnachweise

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  1. a b c d Storz, Dieter: Politische Psychiatrie. – Verlag: Humanistische Union, Ortsverband Essen 2, 1980 - 27 Seiten DNB; (a) zu Stw. „Definition“: S. 1; (b) zu Stw. „Historische Einordnung des Begriffs der politischen Psychiatrie“: S. 15; (c) zu Stw. „Psychiatrisierung durch nationalistische Propaganda“: S. 2; (d) zu Stw. „Paranoia reformatoria“: S. 3 f.
  2. Devereux, Georges: Normal und anormal. Aufsätze zur allgemeinen Ethnopsychiatrie. Suhrkamp, Frankfurt 11974, ISBN 3-518-06390-1; S. 15 f.
  3. a b c Dörner, Klaus und Ursula Plog: Irren ist menschlich oder Lehrbuch der Psychiatrie / Psychotherapie. Psychiatrie-Verlag Rehburg-Loccum 71983, ISBN 3-88414-001-9; S. 440
  4. Watkins, Peter N.: Recovery - wieder genesen können. Ein Handbuch für Psychiatrie-Praktiker. Huber, Bern 2009, ISBN 978-3456847238
  5. Spazier, Dieter: Der Tod des Psychiaters. Die gefährliche Zähmung des Irrationalen - Gedankennachspiel zu einem Kriminalfall. Syndikat, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-8108-0205-0; Siehe den dort enthaltenen Exkurs über Psychiatrie als Herrschaft, S. 150 ff.
  6. Cooper, David u.a.: Der eingekreiste Wahnsinn. Frankfurt 1971, Zum Selbstverständnis der Psychiatrie, S. 51
  7. Foucault, Michel: Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. (Paris, Librairie Plon 1961) Suhrkamp, Frankfurt am Main 1969, ISBN 978-3-518-27639-6; Siehe das politische Grundproblem bei der Neueröffnung psychiatrischer Anstalten, S. 488 f.
  8. a b c d e f g h i j Dörner, Klaus: Bürger und Irre, Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie. [1969] Fischer Taschenbuch, Bücher des Wissens, Frankfurt / M 1975, ISBN 3-436-02101-6; (a) „Vermittlungsposition der Psychiatrie, ein Gedanke von Damerow“: S. 306; (b) „Zur Absicht der Untersuchung“: S. 10; (c) staatstragende Funktion der Psychiatrie: Seiten (306), 307, 314; (d) Liberale Mediziner: S. 313; (e) Heinrich Damerow: Seiten 304-310, 317; (f) Herkunftsfamilien der Psychiater in Deutschland: S. 314; (g) Herkunftsfamilien der Psychiater in Frankreich und England: S. 314 - Fußnote 352; (h) Hôpital général: S. 119; (i) „Bildungsbürger in Deutschland": Seiten 206 f., 259; (j) „Zur Entwicklung der Psychiatrie als medizinisches Fachgebiet“: S. 50, 201
  9. Rose, G.: The Strategy of Preventive Medecine. Oxford 1992
  10. Grubitzsch, Siegfried und Günter Rexilius (Hrsg.): Psychologische Grundbegriffe. Mensch und Gesellschaft in der Psychologie. Ein Handbuch. rororo rowohlts enzyklopädie 3280, Reinbek bei Hamburg 1990, ISBN 4399554380, Sachartikel „Politische Psychologie“: Seite 766 ff.
  11. Ackerknecht, Erwin H.: Kurze Geschichte der Psychiatrie. Enke, Stuttgart 31985, ISBN 3-432-80043-6; S. 38 f.
  12. Forman, Miloš: Einer flog über das Kuckucksnest. US-amerikanisches Filmdrama. 1975
  13. Müller-Oerlinghausen, Bruno: Einige Probleme der gegenwärtigen Neuroleptica-Verordnung. Vortrag bei: Tagung der DGSP „Richtig eingestellt? Gratwanderung der Neuroleptica“ Berlin, 24.09.2009; fernladbare Graphiken und Tabellen, Folie 48
  14. Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. fernladbarer Bericht vom 23.08.2010
  15. OEBIG-Studie 2009, S. 36 ff. fernladbarer Text
  16. a b Weinmann, Stefan: Erfolgsmythos Psychopharmaka. Warum wir Medikamente in der Psychiatrie neu bewerten müssen. Psychiatrie-Verlag, Bonn 12008, Fachwissen, ISBN 978-3-88414-455-8, 264 Seiten; (a): zu Stw. „Forderung nach finanzieller Unabhängigkeit von Pharmaunternehmen“ S. 226 f. (b): zu Stw. „Mängel der Diagnosesysteme (ICD-10 / DSM-IV)“ S. 74 ff.; fernladbare Buchbesprechung
  17. a b Neumann, Erich: Tiefenpsychologie und neue Ethik. © 1964 by Kindler-Verlag München, Ausgabe im Fischer-Taschenbuch-Verlag 1985, Reihe: Geist und Psyche, ISBN 3-596-42005-9; (a) zu Stw. „Nietzsche und die Moralkrise“: S. 13 (b) zu Stw. „Barometerfunktion der seelsich Kranken“: S. 13 ff.
  18. Nachrichtensendung vom 26.08.2010 des ZDF
  19. a b c Degkwitz, Rudolf et al. (Hrsg.): Psychisch krank. Einführung in die Psychiatrie für das klinische Studium. Urban & Schwarzenberg, München 1982, ISBN 3-541-09911-9; (a+b) zu Stw. „relativ verbundene Anstalten“: S. 266; (c) zu Stw. „Statistisches Risiko der Gewalttaten bei psychisch Kranken“: S. 7.
  20. Dörner, Klaus: Bürger und Irre, Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie. [1969] Fischer Taschenbuch, Bücher des Wissens, Frankfurt / M 1975, ISBN 3-436-02101-6; S. 10
  21. Finzen, Asmus: Stigma psychische Krankheit. Zum Umgang mit Vorurteilen, Schuldzuweisungen und Diskriminierungen. Psychiatrie-Verlag, Köln 2013; ISBN 978-3-88414-5753; S. 113 f.
  22. Mentzos, Stavros: Psychodynamische Modelle in der Psychiatrie. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 21992, ISBN 3-525-45727-8; Kap. VII – Die Beziehungen zwischen intrapsychischem und dem institutionellen Zwang, Seiten 126 ff.
  23. Böker, Wolfgang & Heinz Häfner: Gewalttaten Geistesgestörter. Eine psychiatrisch-epidemiologische Untersuchung in der Bundesrepublik Deutschland. Springer-Verlag, Berlin 1973
  24. Bell, K. & K. Höhfeld: Aggression und seelische Krankheit. Psychosozial-Verlag, Gießen 1996
  25. Steinert, T.: Aggression bei psychisch Kranken. Enke-Verlag 1995
  26. Steinert, T.: Aggression und Gewalt bei Schizophrenie. Waxmann-Verlag, Münster 1998
  27. Wulff, Erich: Psychisches Leiden und Politik – Ansichten der Psychiatrie. Campus Frankfurt / M 1981, ISBN 3-593-32940-9; S. 100
  28. z. B. Deutsche Vereinigng gegen politischen Mißbrauch der Psychiatrie e. V.
  29. Bock, Thomas, Dorothea Buck & Ingeborg Esterer: Es ist normal, verschieden zu sein. Psychiatrie-Verlag, Bonn 22000, ISBN 3-88414-206-2
  30. ZDF: Ludwig II. - Tod des Märchenkönigs. Sendung vom 17.11.2008, 3:25 Uhr 0:34:06-0:39:15/0:43:22
  31. Häfner, Heinz: Ein König wird beseitigt. Ludwig II. von Bayern. C. H.Beck, München 2008. 544 S. mit 101 Abbildungen und 3 Tabellen, Gebunden; ISBN 978-3-406-56888-6; vergriffen, kein Nachdruck online Verlagsmitteilung mit Inhaltsverzeichnis, Rezension und Leseprobe
  32. Mentzos, Stavros: Neurotische Konfliktverarbeitung. Einführung in die psychoanalytische Neurosenlehre unter Berücksichtigung neuerer Perspektiven. © 1982 Kindler, Fischer-Taschenbuch, Frankfurt 1992, ISBN 3-596-42239-6; S. 18, 256 ff.
  33. Alp, Robin: Die Anti-Universität von London. DIE ZEIT, Ausgabe vom 17.05.1968, Nr. 20, online
  34. Steglich, Wulf & Gerhard Kneuker: Begegnungen mit der Euthanasie in Hadamar. Psychiatrie-Verlag, Rehburg-Loccum 1985, ISBN 3-88414-068-X; Seiten 25 (und 104 ff.)
  35. Weiss, Hans: Korrupte Medizin. Ärzte als Komplizen der Konzerne. Kiepenheuer & Witsch, Köln 22010, ISBN 978-3-462-04217-7
  36. a b c d Lütz, Manfred: Irre! Wir behandeln die Falschen. Unser Problem sind die Normalen. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 32009; ISBN 978-3-579-06879-4; (a) Stichworte „political correctness“, „Hexenverfolgungen“, „Inquisition“ S. 8 f.; (b) Stichwort „Veränderung des Lesers“ S. XIV; (c) Stichwort „Sozialistisches Patientenkollektiv“ S. 48; (d) Zitat Nietzsche S. XII
  37. Pross, Christian, Sonja Schweitzer & Julia Wagner: „Wir wollten ins Verderben rennen.“ Die Geschichte des Sozialistischen Patientenkollektivs Heidelberg. Forschung für die Praxis. Psychiatrieverlag Köln 2016, 500 Seiten. ISBN 978-3-88414-672-9.
  38. Baeyer, Walter Ritter von & Heinz Häfner & Karl Peter Kisker: Psychiatrie der Verfolgten. Psychopathologische und gutachtliche Erfahrungen an Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung und vergleichbarer Extrembelastungen. Springer, Berlin 1984 DNB
  39. Sozialistischer Heidelberger Studentenbund (SHS): Kleinkrieg gegen Patienten. Dokumentation zur Verfolgung des Sozialistischen Patientenkollektivs Heidelberg. Prolit-Buchvertrieb Gießen 1972, 172 Seiten
  40. Conze, Eckart, Norbert Frei, Peter Hayes & Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Die deutschen Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik. Blessing-Verlag, 2010
  41. Baader, Georg & Ulrich Schultz: (Hrsg.): Medizin und Nationalsozialismus. Tabuisierte Vergangenheit – ungebrochene Tradition? Berlin-West, 1980
  42. Schmid, Herman: Friedensforschung und Politik. in: Senghaas, Dieter: Kritische Friedensforschung. edition suhrkamp 478, Frankfurt am Main 1971; zu Stw. „Friedensforschung und kalter Krieg“: S. 25
  43. Deutsch, Karl W. & Dieter Senghaas: Die brüchige Vernunft von Staaten in: Senghaas, Dieter: Kritische Friedensforschung. edition suhrkamp 478, Frankfurt am Main 1971; zu Stw. „Staatsräson“: S. 105 ff.
  44. Franz Ludwig Graf von Stauffenberg: Politische Psychiatrie. EKMS-Vortrag
  45. Statistik der Aufrufe des Artikels „Politische Psychiatrie“ bei der Enzyklopädie Pluspedia im April 2010
  46. Kater, Michael H.: zitert nach Frankfurter Rundschau, Nr. 282/1979 in: Ernst Klee: Euthanasie im NS-Staat. Die Vernichtung lebensunwerten Lebens. S. Fischer, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-10-039303-1; S. 231
  47. Klee, Ernst: Euthanasie im NS-Staat. Die Vernichtung lebensunwerten Lebens. S. Fischer, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-10-039303-1; S. 230
  48. Freud, Sigmund: Massenpsychologie und Ichanalyse. 1921. In: Sigmund Freud: Studienausgabe. Band IX: Fragen der Gesellschaft. Ursprünge der Religion. Fischer, Frankfurt am Main 1982, S. 61–134
  49. a b Edmundson, Mark: Sigmund Freud. Das Vermächtnis der letzten Jahre. DVA München 12009, ISBN 978-3-421-05931-4; (a) Freud und seine Einstellung zu Hitler und zum politischen Anschluss Österreichs: S. 61 ff.; (b) Freuds Rettung aus Wien: S. 228 f.
  50. Schweitzer, Albert: Aus meinem Leben und Denken. Stuttgarter Hausbücherei. Lizenzausgabe des Richard Meiner-Verlags, Hamburg, o. J. (ca. 1958), 237 Seiten; zum Stw. Brahmanismus S. 145 f.
  51. Foucault, Michel: Wahnsinn und Gesellschaft. (Histoire de la folie. Paris, 1961) Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. Suhrkamp, stw 39, 1973, ISBN 978-3-518-27639-6; Seiten 112, 120
  52. Krauss, Werner: Studien zur deutschen und französischen Aufklärung. Berlin 1963; S. 388 ff.
  53. Kusenberg, Kurt (Hrsg.): Immanuel Kant in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rohwohlts Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg, 1965, rohwohlts monographien. S. 156
  54. Gadamer, Hans-Georg: Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik. Gesammelte Werke, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1990, Hermeneutik I, Band I, ISBN 3-16-145616-5; zu Stw. „Entpolitisierung“ S. 32; zu Stw. „Subjektivierung“ Seiten 48 ff.
  55. Arendt, Hannah: Das Urteilen. Texte zu Kants Politischer Philosophie. R. Piper, München 11985, ISBN 3-492-02824-1
  56. Jaspers, Karl: Allgemeine Psychopathologie. Springer, Berlin 91973, ISBN 3-540-03340-8, 4. Teil: Die Auffassung der Gesamtheit des Seelenlebens; § 2 Die Grundunterscheidungen im Gesamtbereich des Seelenlebens, II. Wesensunterschiede d) Gemütskrankheiten und Geisteskrankheiten (natürliches und schizophrenes Seelenleben). S. 483 f.
  57. Müller, Christian: Verbrechensbekämpfung im Anstaltsstaat. Psychiatrie, Kriminologie und Strafrechtsreform in Deutschland 1871-1933. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 12004, 337 Seiten ISBN 978-3-525-35141-3; S. 111-127
  58. Löwenfeld, L.: Über den Nationalcharakter der Franzosen und dessen krankhafte Auswüchse. Bergmann, Wiesbaden 1914
  59. Adler, Rolf (Hrsg.): Psychosomatische Medizin. Modelle ärztlichen Denkens und Handelns. Begründet von Thure von Uexküll. Urban & Schwarzenberg, München 2003, 1564 Seiten, Kap. 24 - ICD-10 und DSM-IV – eine kritische Stellungnahme zum Gebrauch der internationalen Diagnosenschlüssel. S. 389-395; (a) zu Stw. „zahlenmäßige Zunahme diagnostischer Klassifikationen“: S. 391
  60. Degkwitz, Rudolf et al.: Zum umstrittenen psychiatrischen Krankheitsbegriff. In: Standorte der Psychiatrie. München 1981
  61. Bach, Otto: Über die Subjektabhängigkeit des Bildes von der Wirklichkeit im psychiatrischen Diagnostizieren und Therapieren. In: Psychiatrie heute, Aspekte und Perspektiven. Festschrift für Rainer Tölle. Urban & Schwarzenberg, München 11994, ISBN 3-541-17181-2; S. 1 – 6
  62. Hessenschau vom 27.02.2011 19:30 Uhr
  63. Weilburger Tageblatt / Nassauer Tageblatt vom 12.02.2011 (Internet) Zeitungsveröffentlichung vom 11.02.2011
  64. Nassauische Neue Presse vom 12.02.2010

Kategorie:Psychiatrie Kategorie:Geschichte der Psychiatrie Kategorie:Politischer Missbrauch der Psychiatrie Kategorie:Wissenssoziologie Kategorie:Wissenschaftsforschung