Benutzer:Crushedcoldice/Schwäbischer Wald

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Lage und Umgrenzung

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Abgrenzung_schwäbischer_Wald

Der Schwäbische Wald liegt nordöstlich der Landeshauptstadt Stuttgart. Seine südliche Begrenzung wird von der Rems markiert im Westen sind es die Backnanger Bucht und die Täler von Bottwar und Schozach. Das Neckartal begrenzt im Heilbronner Raum den Schwäbischen Wald. Im Norden sind es dann die Muschelkalkflächen der Hohenloher und Haller Ebene. Im Osten findet der Schwäbische Wald seine Begrenzung entlang des Kochers. Jenseits davon beginnen die Limpurger Berge, Ellwanger Berge und der Virngrund, die zur Frankenhöhe überleiten (Abb.: 1).

Folgende Kommunen markieren die geographische Außengrenze des Schwäbischen Waldes: Schorndorf, Althütte, Backnang, Oberstenfeld, Löwenstein, Öhringen, Waldenburg, Gaildorf und Schwäbisch Gmünd (im Uhrzeigersinn).

Der Schwäbische Wald gehört geographisch-geologisch zum Naturraum 3. Ordnung oder der Großlandschaft dem Schwäbischen Keuper-Lias-Land.

In Teilen gehört er zum Naturraum 108 „Schwäbisch-Fränkische Waldberge“. Im Süden geht der Naturraum 108 unvermittelt in den Welzheimer Wald (Naturraum 107.3) über. Im Südwesten ist der Naturraum 107.2 (Berglen) durch die Wieslauf deutlich abgetrennt und über einen Höhenrücken vom Königsbronnhof in Richtung Althütte mit dem Schwäbischen Wald verbunden. Klimatologisch wurden die Berglen aufgrund der Andersartigkeit nicht mit dem Schwäbischen Wald assoziiert, sind ihm aber touristisch zugeordnet. Ebenso ist es im Nordwesten mit den Heilbronner Bergen und der Sulmer Bergebene mit ihrem milden Weinbauklima. Östlich von Gschwend, im Bereich des Hohentannen, vergittert der Schwäbische Wald mit der weitgehend unbewaldeten Frickenhofer Höhe. (weblink: https://www.leo-bw.de/web/guest/themen/natur-und-umwelt/naturraume). Eine sinnvolle Abgrenzung des Schwäbischen Walds wäre mit den Naturräumen 107.3 Welzheimer Wald 108.0 Murrhardter Wald und Murrtal 108.1 Löwensteiner Berge 108.2 Gaildorfer Becken 108.3 Waldgebiet am Mittleren Kocher 108.4 Mainhardter Wald 108.5 Waldenburger Berge gegeben. Damit ist der Schwäbische Wald mit den offiziell definierten Naturräumen ungefähr zur Deckung gebracht.

Interne Gliederung des Schwäbischen Waldes

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Der Welzheimer Wald

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Der Welzheimer Wald findet seine südliche Begrenzung entlang der Rems; im Westen ist es die Wieslauf. Über den Quellbereich von Wieslauf und Lein, weiter nach Osten über den Hagberg nach Gschwend und einer gedachten Linie nach Süden Richtung Schwäbisch Gmünd folgend, begrenzt den Welzheimer Wald. Sein flächenmäßig größter Teil liegt innerhalb des Rems-Murr-Kreises. Nur ein kleinerer Teil liegt im Ostalbkreis. Der Hagberg westlich von Gschwend ist mit 585,2 m Höhe die zweithöchste Erhebung im Schwäbischen Wald. Der an eine Pagode erinnernde Hagbergturm (Foto) steht sonntags den Besuchern offen (Öffnungszeiten: Ab dem dritten Sonntag im April bis Ende Oktober geöffnet, sonst Schlüssel gegen Pfandhinterlegung bei Familie Klaus Frank Wasserhof 6 Tel. 07972 / 911923. Neueres Wohnhaus mit Landwirtschaft ca. 400 m östlich vom Turm an der Straße nach Horlachen.).

Der Murrhardter Wald

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Der Murrhardter Wald schließt nordöstlich an den Welzheimer Wald und die Berglen an und begleitet den Oberlauf der Murr zu beiden Seiten. Im Bereich des Ortes Althütte ist ein Übergang zu den Berglen im Süden als auch zum Welzheimer Wald im Südosten vorhanden. Im Westen ist es die Backnanger Bucht und im Nordwesten sind es die Löwensteiner Berge, die den Murrhardter Wald abgrenzen. Im Norden stellt eine gedachte Linien zwischen dem Hohen Brach, mit 586,4m Höhe der höchste Berg im Schwäbischen Wald, und dem Flinsberg (535m) bei Oberrot die Grenze zum Mainhardter Wald im Norden dar. Der Murrhardter Wald gehört zum allergrößten Teil zum Rems-Murr-Kreis. Nur kleine Bereiche liegen im Kreis Schwäbisch Hall.

Die Löwensteiner Berge

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Sie bilden die nordwestlichen Ausläufer und vermitteln mit ihrem schön getreppten Keuperstufenrand zum Weinsberger Tal und den deutlich niederen Heilbronner Bergen. Im Süden begrenzen das Bottwar- und das Murrtal die Löwensteiner Berge. Im Osten folgen dann der Mainhardter Wald und im Südosten der Murrhardter Wald. Die Löwensteiner Berge gehören flächenmäßig größtenteils zum Landkreis Heilbronn, zum Rems-Murr-Kreis und zu einem geringen Teil auch zum Kreis Ludwigsburg. Der Stocksberg (Foto) mit seinem markanten Funkturm bildet mit 539m die höchste Erhebung, gefolgt vom Juxkopf bei Spiegelberg mit 533m.

Der Mainhardter Wald

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Er schließt nördlich an den Murrhardter Wald an und reicht bis an den Keuperstufenrand, auf den dann die Hohenloher Ebene im Norden folgt. Im Nordosten trennt die Ohrn den Mainhardter Wald von den Waldenburger Bergen. Im Mainhardter Wald stoßen der Rems-Murr-Kreis, der Kreis Schwäbisch Hall und der Hohenlohekreis zusammen. Die höchste Erhebung im gesamten Schwäbischen Wald bildet der Hohe Brach (586,4m) mit seinem markanten Fernmeldeturm (Foto).

Die Waldenburger Berge

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Die Waldenburger Berge bilden die nordöstlichsten Ausläufer des Schwäbischen Waldes mit der mittelalterlichen Stadt Waldenburg (Foto). Im Osten bildet die Keuperrandstufe die landschaftliche Grenze zur Haller Ebene und damit zu den Muschelkalkflächen Hohenlohes. Die Waldenburger Berge gehören zum Hohenlohekreis und zum Kreis Schwäbisch Hall. Das kleine Flüsschen Bibers verläuft etwa mittig von Waldenburg in südöstlicher Richtung und mündet südlich Westheim in den Kocher. Die höchste Erhebung bildet der Mühlberg mit 523m. Ganz im Westen der sonst weitgehend unbewaldeten Frickenhofer Höhe ist im Bereich des Hohentannen (565m) der Übergang zum Schwäbischen Wald vorhanden. Der sich West – Ost erstreckende schmale Höhenzug selber liegt jedoch außerhalb. Im Südwesten vermitteln die Berglen durch ihre randliche Lage zwischen Welzheimer Wald im Osten und Murrhardter Wald im Norden zur Backnanger Bucht und dem Remstal im Westen und Süden.

Buchtitel "Kennen Sie den schwäbischen Wald?"
Scan Buchtitel der Schwäbische Wald

Für das Gebiet des heutigen Schwäbischen Waldes gab es lange Zeit keinen einheitlichen Namen. Lediglich einige kleinere Teilräume wie z.B. der Welzheimer Wald oder die Löwensteiner Berge tragen seit jeher ihre Namen. Das Fehlen einer Sammelbezeichnung mag an der territorialen Zersplitterung gelegen haben sowie daran, dass der in Schwäbischen Wald dominante Keuper als eigenständige Gesteinseinheit erst in den 1820er Jahren in der Geologie eingeführt wurde. Damit bestand erst die Voraussetzung, die bewaldeten Höhen auf diesem Gesteinsuntergrund in Württemberg mit einem einheitlichen Namen zu versehen. In jenen Jahren begann das junge Königreich Württemberg sein Staatsgebiet systematisch zu erfassen und amtliche Landesbeschreibungen herauszugeben. Die Ausgabe von 1863 vermerkte erstmals das Fehlen eines Namens bei den östlichen Gruppen der Keupergebirge nördlich der Rems und im Osten des Neckars. Dafür schlugen die Autoren den Namen „Pfahlgebirge“ vor in Anlehnung an den römischen Grenzwall Limes, der damals im Volksmund als Pfahlgraben oder Pfahlrain bezeichnet wurde (Königlich statistisch-topographisches Bureau, 1863). Dieser Begriff setzte sich in den folgenden Jahren allerdings nicht durch, so dass die Landesbeschreibung von 1882 mit dem neuen Vorschlag „Schwäbische Waldberge“ aufwartete (Königlich statistisch-topographisches Bureau, 1882). Diesen Namen verwendeten wenige Jahre später auch die Autoren Eduard Paulus und Robert Stieler in ihrem Buch „Aus Schwaben. Schilderungen in Wort und Bild“ (Paulus & Stieler 1887), das als volkstümliche Landesbeschreibung in den Folgejahren eine relativ weite Verbreitung erfuhr – in einem Zeitraum, als sich die ersten Formen des Fremdenverkehrs und des Naherholungstourismus zu entwickeln begannen. Spätestens als um 1900 herum Verschönerungsvereine und Gemeinden anfingen, aktiv Werbung zu machen (z.B. mit Zeitungsanzeigen in Stuttgart), stellte sich erneut die Frage nach einem einheitlichen Namen. Wer genau den Begriff „Schwäbischer Wald“ als Kurzform der Schwäbischen Waldberge zum ersten Mal benutzte, ist im Nachhinein nicht mehr rekonstruierbar. Aber nun tauchte der Name in Annoncen, touristischen Publikationen und Vereinsnamen auf (Verkehrsverband für den Schwäbischen Wald, 1914).

Mit dem zunehmenden Fremdenverkehr ab den 1920er Jahren und später in der Wirtschaftswunderzeit setzte sich der Name durch: 1949 gründeten zwölf Städte und Gemeinden den Fremdenverkehrsverband „Gebietsgemeinschaft Schwäbischer Wald“ (Kreisarchiv Rems-Murr-Kreis), 1976 entstand die „Fremdenverkehrs­gemeinschaft Schwäbischer Wald“. Auch in zeitgenössischen Presseartikeln wurde durchgängig vom Schwäbischen Wald gesprochen. Allerdings erhielt der 1979 gegründete Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald den Zusatz „fränkisch“. Hier liegt die Vermutung nahe, dass Bezug auf das in den 1950er Jahren veröffentlichte amtliche „Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands“ genommen wurde. Darin erhielt das Gebiet den Namen „Schwäbisch-Fränkische Waldberge“ (Meynen 1953). Der Zusatz verweist auf die frühmittelalterliche Grenze zwischen den Stammesherzogtümern Schwaben und Franken und die Sprachgrenze zwischen den schwäbischen und fränkischen Dialekten. Für den westlichen Teil der Schwäbisch-Fränkischen Waldberge hat sich die kürzere Variante „Schwäbischer Wald“ seit den ersten Publikationen um 1900 in der Öffentlichkeit, den Medien und im Tourismus etabliert.

Geologischer Aufbau

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Das Gebiet des späteren Schwäbischen Waldes liegt vor etwa 230 Millionen Jahren während der Keuperzeit ungefähr 25° nördlicher Breite (Subtropen) und bildet ein flaches, warmes Randmeer eines weltumspannenden, großen Ozeans. Durch Verschiebungen der Kontinentalplatten kommt es zu langsamen Hebungen und führt dazu, dass das Randmeer langsam trocken fällt und festländisch wird. Größere und kleinere Seen bleiben zurück. Aufgrund der hohen, wüstenartigen Temperaturen trocknen die Seen aus und es bleiben Gipspfannen zurück. Von Gebirgen, die das ehemalige Randmeer säumen, werden durch episodisch fließende Gewässer Tone und Sande in das Tiefland eingespült. Dadurch entsteht eine Abfolge von roten, grauen und grünlichen Tonsteinen, Mergel und Sandsteinen. An Fossilien finden sich vor allem Amphibien, die in den warmen Seen und Sümpfen lebten. Außerdem sind Reste von Schachtelhalmgewächsen und Kieselhölzer (Foto) in den Sandsteinen nicht selten. Es sind die versteinerten Reste von frühzeitlichen Nadelbäumen. Die Sandsteinhorizonte prägen das Bild des heutigen Schwäbisch-Fränkischen Wald maßgebend. Sie sind härter als die weicheren Tonsteine und Mergel und widerstehen der Abtragung stärker. Dadurch entsteht eine „getreppte“ stufenartige Landschaft (Schichtstufenlandschaft). Die Sandsteinbänke selbst können durchaus unterschiedlich hart ausgebildet sein. Werden weichere Sandsteine von harten Sandsteinbänken überlagert, so bilden sich die typischen, markanten Grotten und Nischen. Auf den harten Sandsteinen, die der Abtragung eher trotzen, entwickeln sich kleinere und größere Verebnungen. Die Verwitterung in Kombination mit dem Wechsel von harten und weichen Keupergesteinen führt zur Bildung einer reichhaltig gegliederten und kleinräumig strukturierten Landschaft. Die Sandsteine des Mittleren Keupers bilden die Bergländer des Schwäbischen Waldes: Welzheimer Wald, Murrhardter Wald, Mainhardter Wald, Löwensteiner Berge, Waldenburger Berge, Berglen. Auf den Hochflächen des Welzheimer und des Murrhardter Waldes sind noch Reste des Unterjuras erhalten, der hier als Flächenbildner auftritt.

Hydrologie und Flussgeschichte

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Sämtliche Wasserläufe im Schwäbischen Wald fließen heute über den Neckar und damit über den Rhein in die Nordsee. Ursprünglich entwässerten sie dem Schichtfallen gemäß in südöstlicher Richtung in die Donau. Nach Einbruch des Oberrheingrabens zapfte der Neckar die zur Donau entwässernden Flüsse an. Dadurch kam es zu einer Richtungsänderung mit westlicher Komponente zum Neckar hin. Die Oberläufe mancher Gewässer zeigen noch die ursprüngliche östliche Fließrichtung zur Donau hin. Hier sind der Oberlauf der Murr, die Lauter, die Bibers, die Fichtenberger Rot und die Lein zu nennen. Die wichtigsten Flüsse im Schwäbischen Wald sind Murr, Wieslauf, Kocher, Lauter, Fichtenberger Rot, Brettach, Bibers, Sulm und Ohrn. Im Schwäbischen Wald gibt es viele kleinere Seen, von denen der Ebnisee (Foto) der Größte ist. Alle Seen wurden entweder zur Ermöglichung der Flößerei künstlich aufgestaut oder dienen als Rückhaltebecken gegen Überschwemmungen nach der Schneeschmelze oder bei Starkregenereignissen. Natürlich entstandene Seen gibt es im Schwäbischen Wald nicht.

Der Schwäbische Wald mit seinen Höhen zwischen grob 300m und knapp 600m zeigt ein montanes, stärker atlantisch geprägtes Klima. Es bleibt insgesamt etwas kühler bei geringeren Temperaturunterschieden und höheren Niederschlägen als im Neckarland oder der Hohenloher Ebene. Das Höhenklima ist aufgrund der vorherrschenden Westwinde und Sonnenschein bei Inversionswetterlagen im Herbst und Winter sehr angenehm. Gerade bei Inversionswetterlagen bleiben die Nebel in den tief eingeschnittenen Tälern hängen. Bedingt durch die Westwinde sind die Niederschläge im Schwäbischen Wald etwas ungleich verteilt. Am Westrand sind sie höher als im Osten. In den niederen Lagen beläuft sich die jährliche Niederschlagsmenge zwischen 750 und 900mm. In den höheren Lagen sind sie zwischen 900 und bis 1400mm anzugeben.

Land- und Forstwirtschaftliche Nutzung

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Die land- und forstwirtschaftlich Nutzungen im Schwäbischen Wald werden eindeutig über die Qualität der vorherrschenden Böden gesteuert und damit letztlich von der geologischen Beschaffenheit des Untergrunds. Es herrschen Tonsteine, Mergel und Sandsteine vor. Die Verebnungen im Unterjura auf den Hochflächen tragen häufig noch eine Löß- oder Lößlehmdecke. Da diese Böden recht fruchtbar sind findet eine ackerbauliche Nutzung durch den Anbau von Weizen, Mais, Hafer und Gerste statt. In früheren Zeiten waren es Hafer und Dinkel für Mensch und Vieh. Die wenig fruchtbaren sandigen Stubensandsteinböden war in früheren Zeiten ein sinnvoller Ackerbau kaum möglich. Weidewirtschaft war und ist noch heute vorherrschend. Die steilen und zu Rutschungen neigenden Knollenmergelhänge sind meist mit Wald bestanden. Die flacheren Keuperhänge werden als Grünland genutzt. Steilere Hänge sind bewaldet. In den Tälern herrscht die Grünlandnutzung vor. Wälder nehmen weit mehr als die Hälfte der Fläche des Schwäbischen Waldes ein. Holzverarbeitung und Holzhandel ist stark vertreten. In Oberrot steht eines der größten Sägewerke Europas. Schnittholz wird von hier in alle Welt verkauft. Die Süd-, West- und Nordabhänge des Schwäbischen Waldes sind temperaturbegünstigt. Hier findet im großen Stil ertragreicher Weinbau (Foto) statt. Aufgrund der vielfältigen und unterschiedlichen Gesteine im Untergrund bilden sich auch sehr unterschiedlich Böden: von eher kalkig über intermediär bis zu ausgesprochen sauer, von trocken bis dauerfeucht; von humusreich bis mager. Dies spiegelt sich wiederum in der Vegetation. Besonders sind hier der enorme Pilzreichtum und die hohe Anzahl an verschiedenen Pilzarten hervorzuheben.

Siedlungsgeschichte

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Mittelsteinzeit (Mesolithikum)

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Eigentlich wurde der Mensch erst in der ackerbauenden Jungsteinzeit ansässig, man kann von einer Besiedlung des damals namenlosen Gebiets, das heute als Schwäbischer Wald bezeichnet wird, in der noch durch Jäger und Sammler geprägten Mittelsteinzeit noch gar nicht reden. Dennoch gab es hier Menschen. Das Waldgebiet hatte ein reiches Angebot an Wild, und die auf der Jagd umherziehenden Menschen nutzten regelmäßige Lagerplätze. Diese Lagerplätze – soweit sie bis heute gefunden wurden – befanden sich nie unten in den Tälern, sondern stets oben auf der Höhe, wohl wegen der besseren Aussicht auf das Wild? Mesolithische Lagerplätze, die sich durch Funde von Speer- und Pfeilspitzen, Angelhaken und steinernem Abschlagmaterial (Foto) nachweisen lassen, finden sich in zahlreichen Orten (Kost 1936; 1948/50). Systematische Forschungen fehlen. Lesefunde, oft durch Lehrer von den 1920er bis 1950er Jahren zusammengetragen, sind die einzigen Belege für diese Lagerplätze. Da das Waldgebiet gegenüber den fruchtbaren Lößebenen, wie man sie im mittleren Neckarland vorfindet, für Getreideanbau kaum geeignet ist, wurde es in der Zeit der Sesshaftigkeit im Neolithikum von den Menschen gemieden, die nur jagenderweise gelegentlich ins Waldgebiet kamen, wie man aus dem Fund jungsteinzeitlicher Beile (Foto) in Neuhütten schließen kann.

Auch in der beginnenden Metallzeit – also zu Ötzis Zeiten von 5000-6000 Jahren – war das Waldgebiet für die Siedlung nicht attraktiv – und damit sind wir bereits in der Zeit der Kelten, die in Südwestdeutschland in den Jahrhunderten vor Christi Geburt siedelten. Auch die Kelten zogen das fruchtbare Land an Neckar und Donau vor, wo sie ihre großen Fürstensitze (Asperg, Heuneburg) errichteten. Zweifellos haben die Kelten im Waldland gejagt. Gesiedelt haben sie hier nicht. Allerdings waren am Rande des Waldgebiets Schwäbisch Hall und die Stöckenburg bei Vellberg samt deren Umgebung keltische Siedlungsorte (Fischer 1981).

Römer und Weltkulturerbe Limes

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Es war erst die militärische Notwendigkeit, die zur Besiedlung des eigentlichen Waldgebiets führte: Die Jahre um 160 (zwischen 159 und 165) lassen sich dendrochronologisch als früheste Bautermine in Murrhardt und Welzheim nachweisen. Hierher verlegt wurde der Limes, der vorher am Neckar gelegen hatte, nur wenige Jahre vorher, also seit ca. 155. Maßgebliche Zentren waren die Kastellorte Öhringen, Mainhardt, Murrhardt, Welzheim und Lorch. Alle lagen an der etwa 80 km langen, schnurgeraden, nur bei Welzheim kurz unterbrochenen Linie des Limes, der dann am Haghof bei Alfdorf-Pfahlbronn nach Osten abknickte. Die Kastelle beherbergten je eine Kohorte mit 500 Mann; in Welzheim gab es zwei Kastelle, in Murrhardt wohl ein kleineres Numeruskastell zusätzlich zum Kohortenkastell. Neben jedem Kastell entstand eine Zivilsiedlung, ein Vicus, in dem Veteranen samt Frauen und Kindern lebten. Zu jedem Kastell und Vicus gehörte auch eine Therme, d. h. ein römisches Bad, wie es für Welzheim, Lorch und Murrhardt nachgewiesen, für Mainhardt wahrscheinlich ist. Von den Kastellen aus wurde der eigentliche Limes mit seinen Wachtürmen und Kleinkastellen bemannt und Wachdienst betrieben. Sämtliche Kastelle waren über ein gut ausgebautes Straßennetz mit dem römischen Hinterland verbunden. In eine erste Krise geriet der Limes im Jahr 232, als Kaiser Severus Alexander Truppen abzog, um sie im mittleren Osten einzusetzen. Der entblößte Limes wurde von den Germanen überrannt. Zerstörungen lassen sich durch Brandschichten archäologisch nachweisen. Nach 235 gelang es den Römern, die Lage zu stabilisieren und den Limes wieder herzurichten, allerdings nicht überall in vollem Umfang. Das endgültige Aus kam mit Germaneneinfällen 259/260. Der Großteil der römischen Bevölkerung zog mit dem Militär ab, das sich hinter den Rhein zurückzog. Ob in den verfallenden Kastellgebäuden und Lagerorten noch Siedlungsreste zurückblieben, ist ungeklärt. Bei Welzheim, dessen Ortsname auf ein römisches „Valentinum“ zurückzugehen scheint, wäre dies zu erwägen (Planck 2005).

Nachrömische Zeit und Mittelalter

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Die nachrückenden Germanen, anfangs die Alamannen, ließen sich nicht in den römischen Siedlungen nieder, sondern bevorzugten eigene, neu angelegte Dörfer, die allenfalls in der Nähe der römischen Kastelle und Vici lagen. Allerdings ist die Befundlage für das Waldgebiet dünn. Wie schon in vorrömischer Zeit bevorzugten die Alamannen wieder die fruchtbareren Gegenden im Neckarland und am Rhein. Kennzeichnenderweise liegen die –ingen-Orte, die man als alamannische Siedlungsgründungen ansieht, allesamt knapp außerhalb des Waldgebiets: Heiningen bei Backnang ebenso wie Bröckingen bei Gaildorf, Bretzingen und Gelbingen bei Schwäbisch Hall oder Öhringen. Erneut waren es politische Veränderungen, die Menschen dazu bewegten, sich im Waldgebiet niederzulassen. Um 500 unterlagen die Alamannen in einem innergermanischen Konflikt den Franken, die ihr Herrschaftsgebiet nun nach Süden ausdehnten. Die neue fränkisch-alamannische. d. h. fränkisch-schwäbische Grenze verlief mitten durchs Waldgebiet, ungefähr auf dem Höhenzug zwischen Rems und Murr. Im alten Kastellort Murrhardt kann man nun – in einer Art Grenzstation – fränkische Besiedlung annehmen. Im 6.bis 8. Jh. wurden auf Initiative der Merowinger-Könige, Urpfarreien gegründet: Murrhardt, Oberrot, Westheim, Stöckenburg, von wo aus die allmähliche Besiedlung und Erschließung des Waldgebiets durchgeführt wurde, wobei die Stöckenburg als Mutterort von mindestens zwei typisch fränkischen Ausbauorte anzusehen ist: Westheim und Südheim = Sontheim. Auch der -hardt-Ortsname Mainhardt weist auf ein hohes Alter hin. Hardt steht für Weidewald und verweist damit auf die damalige Wirtschaftsweise in dem für Ackerbau wenig geeigneten Gebiet: Man trieb sein Vieh zur Weide in den Wald. Wenn man der alten Ortsnamenforschung folgt, ergibt sich folgende Reihenfolge der Besiedlung: Neben den genannten Orten der Urpfarreien wären dies zunächst die -heim-Orte, die im Waldgebiet rar sind (der Sonderfall Welzheim wurde bereits erwähnt). Es folgen als nächste Besiedlungsstufe die -hausen- und -zimmern-Orte, dann, zeitlich schwer festzumachen, von den älteren Zentren aus angelegte Ausbauorte, die auf -dorf, -bach, -berg, -weiler, -hofen, -hütten enden und die die Masse der vorhandenen Ortsnamen ausmachen. Sämtliche Orte mit anderen Namen (-hof, -mühle, -feld, -stein) sind jünger, dürften aber fast alle in der Zeit vor den großen Pestepidemien um 1350 entstanden sein. Die Pest führte zur Aufgabe etlicher kleinerer Wohnplätze, die auf Grenzertragsböden lagen und deren Wiederbesiedlung sich nicht lohnte (Schaab. 1983; Dietz 1961; Reichardt 1993; Reichardt 1999; Bienert, 2005). Einzelne Orte im Waldgebiet erwarben im späten Mittelalter Stadtrechte: Murrhardt als Anhängsel des Klosters um 1287, ebenso Löwenstein, etwa in derselben Zeit auch, ganz am Rande des Waldes, Beilstein unterhalb der älteren Burg, und Waldenburg im Anschluss an die dortige Burg der Hohenloher spätestens 1330, Gaildorf als Residenzstädtchen der Schenken von Limpurg 1404. Überregionale Bedeutung gewannen die Städtchen nie. Mehrfach wurde der Ausbau von Städten durch die Krise des 14. Jhs unterbrochen. So verschwanden die im frühen 14. Jh. erwähnten Stadtrechte von Welzheim, Mainhardt und Maienfels wieder. Die bedeutenderen Städte wie Schwäbisch Hall, Schwäbisch Gmünd, Schorndorf oder Backnang lagen knapp außerhalb des Waldgebiets.

In der frühen Neuzeit (1500–1800) und im 19.bis 21. Jh. gab es kaum Neugründungen von Orten und Wohnplätzen. Allenfalls der eine oder andere -hof- oder -mühl-Ort ist in dieser Zeit entstanden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) lagen Weiler und einzelne Höfe oft menschenleer wüst und wurden erst in den folgenden Jahrzehnten wieder besiedelt. Manche vermeintliche Neugründung dieser Zeit ist eher eine Wiedergründung nach der Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges. Was für das 19. und insbesondere für das 20./21. Jh. typisch ist, ist nicht die Neugründung von Orten, sondern die enorme, beispiellose Ausdehnung fast aller Orte durch Industrialisierung und Siedlungsbau, insbesondere seit dem Zweiten Weltkrieg. Davon verschont wurden am ehesten die kleinen Weiler und einzelnen Höfe, aber rund um die verschiedenen Städte und Dörfer ist der Flächenverbrauch enorm.

Historische Waldgewerbe und Waldnutzung

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Waldglas und Glashüttenstandorte

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Der Schwäbische Wald eignete sich im ausgehenden Mittelalter in idealer Weise für die Ansiedlung von Glashütten, denn alle erforderlichen Rohstoffe (Quarzsand, Pottasche (K₂CO₃), Kalk und Holz) waren vor Ort vorhanden oder gewinnbar. Das raue Klima in den Waldgebieten war für eine einigermaßen erträgliche Landwirtschaft kaum geeignet. Der Schwäbische Wald wurde daher ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert „vorindustriell“ über Glashütten erschlossen. Die Dichte an Glashüttenstandorten war zeitweise außerordentlich hoch. Für den Zeitraum vom 13. bis 19. Jahrhundert können insgesamt über 50 Glashüttenstandorte nachgewiesen werden. (Weitere Informationen hierzu: www.glasmuseum-spiegelberg.de) Glashütten waren im Sinne des Wortes tatsächlich nicht mehr als Hütten. Wände waren meist nicht vorhanden und daher offen, damit die ungeheure Hitze der über 1250°C heissen Öfen abziehen konnte. Die Glashütte enthielt einen gemauerten Schmelzofen. Darin befanden sich die irdenen (tönernen) Glashäfen mit etwa 50 Liter Fassungsvermögen. Hierin wurden Sand Pottasche und Kalk zu Glas geschmolzen und danach weiterverarbeitet. Da der Sand etwas eisenhaltig ist, hatte das daraus gemachte Glas eine typisch flaschengrüne Farbe (Foto). Streck- und Kühlöfen waren notwendig, um das hergestellte Waldglas langsam abzukühlen, ohne dass es zersprang oder Risse entwickelte. Diese Kühlöfen hatten eine Temperatur zwischen 800 und 500°C. Alle Öfen wurden Tag und Nacht befeuert, um die notwendige Hitze zu erhalten. Ein Schmelzofen hatte unter diesen Bedingungen eine Lebensdauer von maximal etwa 20 Wochen. Dann musste er abgebrochen und ersetzt werden. Die 20 Wochen entsprechen in etwa der halben jährlichen Produktionszeit der Glashütte von etwa 38 Wochen. Pro Jahr mussten also zwei Schmelzöfen in je sieben Wochen gebaut werden. Der Holz- und damit der Energiebedarf der Glashütten war unermesslich hoch, sodass in wenigen Jahren weite Teile des umgebenden Waldes abgeholzt und kahl waren. Nachdem der Holzvorrat des umgebenden Waldes aufgebraucht war, wurde die Hütte abgerissen oder einfach aufgelassen und man zog weiter zu anderen Stellen im Wald und errichtete dort wieder eine Glashütte, wo der Holzvorrat für weitere Jahre zum Glasmachen reichte.

Unter der traditionellen Köhlerei versteht man die Herstellung von Holzkohle im Wald durch Verschwelen von Holz in einem Kohlemeiler (Foto). Dabei werden bei beschränkter Luftzufuhr flüchtige Stoffe des Holzes (Gase) im Meiler kontrolliert verbrannt oder ausgegast. Wasserdampf wird freigesetzt. Bestandteile des Holzes (Lignin, Zellulose) werden durch die Hitze im Kohlenmeiler bei einem Sauerstoffdefizit in Holzkohle umgewandelt. Der Grund für die Herstellung von Holzkohle ist, dass man vor der Entdeckung der Steinkohle einen Energielieferanten brauchte, der es möglich machte Metalle (v.a. Eisen) zu schmelzen (verhütten) und zu Dingen des täglichen, bäuerlichen Bedarfs herzustellen. Gute Holzkohle verbrennt ohne Flamme und Rauch bei einer hohen Hitzeentwicklung. Bei Buchen-, Hainbuchen-, Eichen- oder Eschenholz beträgt die Ausbeute an Holzkohle etwa 20% des Holzgewichts. Damit hat man einen Energielieferanten, der einerseits wesentlich leichter ist als das Holz und zweitens eine höhere Energiedichte. Im Schwäbischen Wald waren Köhler überall zu Gange und Rauch hing beständig in den Wäldern. Flur- und Waldnamen wie Kohlplatte, Kohlhau, Kohlberg, Kohlhalde usw. zeugen davon. Heute übt noch der Köhlerverein Schwäbischer Wald e.V. das alte Waldgewerbe aus. Alle zwei Jahre wird ein Meiler nach traditioneller Weise aufgebaut, angezündet und nach erfolgter Verkohlung ausgezogen und die entstandene Holzkohle geerntet.

Scheitholz-Flößerei

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Den zunehmenden Holzbedarf der schnell wachsenden Städte wie Stuttgart und Ludwigsburg, konnten die Städte nicht mehr mit eigenem Holz decken. Eine Brennholznot drohte. So bezogen sie ihr Brennholz aus dem Schwarzwald und eben auch aus dem Schwäbischen Wald. Aufgespaltenes Scheitholz wurde über Rems und Murr flussabwärts geflößt. Um das Flößen zu ermöglichen, war ein erhöhter Wasserbedarf notwendig. Dazu wurden sogenannte Schwell- und Treibseen angelegt, von denen der Ebnisee (Foto)der Größte war und bis heute erhalten blieb. Mit Hilfe dieser Seen konnte das im Winter geschlagen, gesägte und aufgespaltene Scheitholz über die größeren Bäche in die Rems und Murr geflößt werden. Flussabwärts bei Marbach und bei Neckarrems waren Holzgärten mit Rechen vorhanden, die das Wasser durchließen, das Scheitholz aber aufhielten. Hier wurde das Holz auf die Achse gebracht und mit Ochsen- oder Pferdekarren in die Städte gebracht. Auf dem Kocher wurde Schwäbisch Hall mit Holz versorgt. Hier kam zu der Bevölkerungszunahme nach dem Dreißigjährigen Krieg der hohe Holzbedarf der Salzsiederei hinzu. Holz wurde in den Wäldern des Limpurger Landes geschlagen und nach Schwäbisch Hall geflößt. Die Flößerei endete mit dem Bau der Murr- und der Remsbahn zwischen 1860 und 1865.

Hutewälder waren Wälder, in die das Vieh (Schweine, Rinder, Ziegen, Schafe und auch Pferde) getrieben wurde, um sich an der Krautschicht satt zu fressen. Vor allem im Mittelalter wurde diese Art von Viehhaltung gepflegt. Im Wald gab es im Herbst stärkehaltige Eicheln und fetthaltige Bucheckern an denen sich das Vieh Speck anfraß. Die Folge dieser Weidehaltung war, dass der Unterwuchs abgefressen wurde. Mit der Zeit lichteten sich die Wälder und wurden zu parkähnlichen, offenen Waldlandschaften mit großen alten, alleinstehenden Bäumen. Durch die Auslichtung nahm der Grasbesatz zu, was wiederum der Weidewirtschaft zu Gute kam. Reste solcher alten Hutewälder sind noch an vielen Stellen im Schwäbischen Wald vorhanden. Allerdings sind diese nur dem geübten Auge sichtbar. Durch die Aufgabe der Waldweidewirtschaft hatten Jungbäume wieder eine Chance zu wachsen und der Wald verdichtete sich wieder zunehmend.

Bergbauliche Spuren und Wetzsteinstollen

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Der Schwäbische Wald ist arm an Bodenschätzen. Dennoch wurde im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit Bergbau mit meist mäßigem bis ausbleibendem Erfolg betrieben. Im Gebiet um Wüstenrot, Spiegelberg und Großerlach wurde nach vermeintlichem Silber gegraben und teilweise lange Stollen in den Stubensandstein gegraben. Sie sind als „Silberstollen“ (Foto) noch heute vorhanden, obwohl man dort nie ein Gramm Silber gefördert hat. Wenig bekannt ist, dass im Südosten des Schwäbischen Waldes und z.T. auch im östlichen Albvorland nördlich von Schwäbisch Gmünd nach Steinkohle gegraben wurde. Auf der Frickenhofer Höhe bei Mittelbronn gewann man bergmännisch Steinkohle im Knollenmergel. Das etwa 1,5 m mächtige Flöz wurde unter Tage bergmännisch gewonnen. Schächte und Stollen sind noch heute unter Mittelbronn teilweise erhalten. Die Steinkohle war jedoch nur von schlechter Güte und das Flöz zu geringmächtig, sodass sich der Abbau nicht lohnte und eingestellt wurde. Weiterhin wurde bei Durlangen (nördlich von Schwäbisch Gmünd) ab 1433 nach Steinkohle gegraben. Weiterhin bei Obergröningen, Alfdorf-Pfahlbronn, Welzheim und Kaisersbach. Bei Gaildorf und Löwenstein konnte man Vitriol und Alaun aus den Keupergesteinen gewinnen (Brune 2021). Allerdings waren auch diese Vorkommen rasch erschöpft. Die Gegend um Murrhardt war Ziel etlicher Prospektionen auf Steinsalz, da hier schwach salzhaltige Quellen vorkommen. Zwischen 1530 und 1805 wurde immer wieder versucht Sole zu fördern. Immer erfolglos. Südlich des Spiegelberger Teilortes Jux liegt der Kieselsandstein in einer anderen Ausbildung vor als sonst im Schwäbischen Wald. Hier ist er nicht massig und grobkörnig wie sonst, sondern er ist sehr feinkörnig und dünnplattig ausgebildet. Im „Wetzsteinstollen“ (Foto) konnten diese dünnen Sandsteinplatten unter Tage abgebaut und zu Wetzsteinen weiterverarbeitet werden. Den wirtschaftlich größten Erfolg bei geringem Aufwand hatte wahrscheinlich der Verkauf von Stubensand aus dem Stubensandstein, der als Scheuersand säckeweise in die größeren Städte verkauft wurde, um die Holzböden der Stuben der wohlhabenden Bürger zu scheuern und damit zu reinigen.

Historische Mühlen

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Mühlen erwecken heutzutage meist romantische Gedanken. Idyllisierende Vorstellungen verstellen aber den Blick für die wirtschaftlichen Realitäten: Denn die Nutzung der Wasserkraft eröffnete in der vorindustriellen Gesellschaft, weit über die Muskelkräfte von Mensch und Tier hinaus, ganz neue Möglichkeiten. Der Schwäbische Wald ermöglicht mit seinem Mühlenwanderweg Einblicke in die historische Wasserkraftnutzung. Am bekanntesten sind die Getreidemühlen, in denen Weizen, Dinkel und Roggen zu Mehl vermahlen wurde. Die menschliche Gesellschaft wäre ohne dieses Faktum schlichtweg nicht vorstellbar. Aber Wasser trieb nicht nur die Wasserräder (und seit dem 19. Jh. die Turbinen) der Getreidemühlen an. Wasserkraft wurde für fast alle Tätigkeiten genutzt, zu denen menschliche und tierische Muskelkraft nicht ausreichte. Im Schwäbischen Wald sind insbesondere die zahlreichen Sägemühlen zu nennen, die das im Wald reichlich vorhandene Holz zu Balken und Brettern sägten und die deshalb für jegliches Bauen von entscheidender Bedeutung waren. Oft wurden die Sägemühlen in Form von Besitzergemeinschaften geführt. Ölmühlen verarbeiten Ölfrüchte zu Speiseöl und spielten deshalb für die Ernährung ebenfalls eine wichtige Rolle. Aber auch für die Metallverarbeitung wurde Wasserkraft genutzt: Eisenhämmer oder Eisenschmieden, meist verbunden mit Schmelzhütten, erzeugten alle Metallprodukte, beginnend von Sensen, Schaufeln und anderem landwirtschaftlichem Gerät bis hin zu Waffen. Je mehr die Bevölkerungszahl wuchs, desto mehr Mühlen jeder Art waren nötig. Im Schwäbischen Wald gibt es nur kleinere Flüsse und viele Bäche. Aber egal, ob Flüsschen oder Bach: Wasserräder wurden nie direkt in einen Wasserlauf gehängt, sondern zur Erzeugung des nötigen Arbeitsgefälles musste das Wasser über einen Mühlkanal an das Wasserrad herangeführt werden. Über den Unterkanal floss das Wasser dann wieder in den natürlichen Wasserlauf zurück. Je nach den örtlichen Gegebenheiten konnten Mühlkanäle manchmal viele 100 Meter lang sein. Da angesichts der Bevölkerungszunahme die größeren Bäche bald alle mit Mühlen besetzt waren, nutzte man nach und nach auch kleinste Bäche aus, deren Wassermenge eigentlich gar nicht für den Betrieb von Mühlsteinen, Sägen und Hämmern ausreichte. Dann musste ein Schwellsee angelegt werden, aus dem man für ein paar Stunden das nötige Antriebswasser ablassen konnte. War der Schwellsee leer, musste man manchmal tagelang warten, bis er wieder gefüllt und neuer Mühlenbetrieb möglich war. Teils am Mühlenwanderweg, teils an ganz anderen Orten gelegen, sind die folgenden Mühlen erhalten: Meuschenmühle, Hagmühle, Heinlesmühle, Hummelgautsche, Voggenbergmühle, Haghofer Ölmühle (alle Alfdorf), Brandhöfer Öl- und Sägmühle (Gschwend), Rümelinsmühle, Kirchenkirnberger Mühle (beide Murrhardt), Klingenmühle (Welzheim), Menzlesmühle, Ebersberger Mühle (beide Kaisersbach), Ölmühle Michelau (Rudersberg), Seemühle (Weissach im Tal), Marhördter Sägmühlmuseum (Oberrot). Besonders markant ist die Brandhöfer Öl- und Sägmühle mit einzigartiger Ölstampfe, die Meuschenmühle mit perfekt erhaltener, alter Innenausstattung und Schwellsee mit riesigem Wasserrad. Bemerkenswerte Kanalanlagen und Mühlen findet man aber auch im Lautertal (Bernhaldenmühle oder Eisenlautern), im Trauzenbachtal die Hördter Mühle oder im Rottal (Obermühle, Hammerschmiede, Scherbenmühle, Traubenmühle oder die gespenstischen Reste der Hankertsmühle) und die Unterroter Ölmühle. Manche Mühle hat ursprünglich zu einer Burg gehört – z. B. die Oberroter Obermühle, die Oppenweiler Rüflensmühle am Fuß des Reichenbergs, die Kronmühle unterhalb des Röterturms oder die Windmühle unterhalb von Krasberg (Sulzbach-Laufen).

Schwäbische Waldbahn

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Die Schwäbische Waldbahn (https://de.wikipedia.org/wiki/Wieslauftalbahn#Museumsbahn) wurde als Begriff im Jahr 2000 mit der Gründung der Schwäbischen Waldbahn GmbH für die touristische Nutzung der Bahnstrecke zwischen Schorndorf und Welzheim (Wieslauftalbahn, ehem. KBS 787) ins Leben gerufen. In den touristischen Bahnverkehr an Sonn- und Feiertagen von Mai bis Oktober und an den Adventssonntagen wurde die Gesamtstrecke von Schorndorf bis Welzheim einbezogen. Von Schorndorf bis Rudersberg-Oberndorf wird dabei die werktags im öffentlichen Verkehr betriebene Infrastruktur genutzt. Der Streckenabschnitt von Rudersberg-Oberndorf bis Welzheim wird nur von der Tourismusbahn befahren. Er wurde am 24.06.2003 durch die Schwäbische Waldbahn GmbH vom Zweckverband Verkehrsverbund Wieslauftalbahn (ZVVW) gepachtet und seither unterhalten. Zusätzlich zum Regelfahrplan werden einige Sonder- und Eventfahrten auch samstags angeboten. Dabei fährt die Tourismusbahn in einigen Fällen den Stuttgarter Hauptbahnhof an oder wird Schauplatz für Krimidinner und Verkostungen. Mit der Dampflok 64 419, der Diesellok V100 2084 und den Personenwaggons in Art und Bauzustand der 1950er Jahre können pro Fahrtag mehrere Hundert Gäste vom Remstal in den Schwäbischen Wald gebracht werden. Der Bahnerlebnispfad, ein etwa 15km langer Wanderweg zwischen Rudersberg und Welzheim, dient als Lehrpfad der denkmalgeschützten Wieslaufbahn und erzählt Wissenswertes rund um die Schwäbische Waldbahn. Durch Wiesen, Wälder, Schluchten und wilde Klingen führt er entlang der Bahnlinie und ermöglicht so mehrmals am Tag einen Blick auf die vorbeifahrende Schwäbische Waldbahn.

Klöster, Burgen, Schlösser, Dynastien, Räuber

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Erstaunlicherweise entstand in dem nach der Römerzeit kaum besiedelten Waldgebiet mit dem um 816/817 (mit Vorläufern vielleicht lange vor 800) gegründeten Benediktinerkloster Murrhardt eines der ältesten südwestdeutschen Klöster überhaupt. Es spielte bei der Erschließung des Gebiets zur Zeit der Karolinger eine zentrale Rolle. Maßgeblich war die dem karolingischen Reichsadel angehörige Familie der Waltriche, die auch an der Gründung des Klosters Ellwangen beteiligt war (Fritz 1982; 1990, 2020). Weitere Benediktinerklöster sind das 1078 nahe Schwäbisch Hall gegründete Großcomburg, ihm gegenüber Kleincomburg (Joos 1987; Schraut 1989¸ Beuckers 2019) sowie das um 1102 als Hauskloster und Grablege der Staufer gegründete Lorch (Seiffer 1975; Graf 2003; Heinzer 2004). Die anderen Klöster im Waldgebiet sind Zisterzienserinnenklöster, nämlich Lichtenstern bei Löwenstein (gegründet 1242) und Gnadental bei Schwäbisch Hall (um 1237 gegründet bei Krautheim, unmittelbar darauf verlegt nach Gnadental). Sie dienten zur Unterbringung überzähliger Töchter des Adels und des wohlhabenden Bürgertums. In Lichtenstern tauchen Äbtissinnen und Nonnen aus den Geschlechtern Limpurg, Löwenstein, Urbach und anderen Familien der Region auf (Mack 1973). Ähnlich waren die Verhältnisse in Gnadental. Murrhardt und Lorch wurden, wie alle Klöster im Herzogtum Württemberg, 1534 und dann endgültig seit 1552 reformiert, d. h. es gab keine Mönche mehr. Das galt entsprechend auch für die Nonnen von Lichtenstern. Als Wirtschaftseinheiten und sog. Klosterämter bestanden Murrhardt und Lorch aber bis zu Beginn des 19. Jh.s weiter. Auch Gnadental, obwohl nicht württembergisch, wurde reformiert und zwar von den Herren von Hohenlohe. Die letzte Priorin starb 1571. Comburg blieb dagegen immer katholisch, war allerdings 1488 in ein Chorherrenstift umgewandelt worden, in dem nachgeborene Söhne des Adels ein standesgemäßes Leben führten.

Burgen und Schlösser

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Der Schwäbische Wald ist ein Burgenland (Dähn 1979; Fritz & Schurig 1994; Schneider 1995). Rund um Löwenstein stand alle zwei Kilometer eine Burg. Die Begriffe „Burg“ und „Schloss“ sind schillernd: Der ältere ist „Burg“, aber seit dem 15. Jh. erscheint bedeutungsgleich „Schloss“, während „Burg“ allmählich verschwindet. Im 16./17. Jh. ist das „Schloss“ zunehmend der Gebäudetyp, der seine militärische Wehrfunktion verliert und zum repräsentativen Nur-Wohngebäude wird. Ein Paradebeispiel für die lange Zeit variable Benutzung der Worte „Burg“ und „Schloss“ bietet Oberrot: Dort heißt der Berg, auf dem die Burg stand, „Schlossbuckel“, der Hang dazu „Burgrain“, und Weg dorthin „Burgstraße“. Die wichtigsten Burgen im Waldgebiet sind diejenigen, die von den bedeutendsten Geschlechtern errichtet wurden. Diese Burgen liegen meist am Rande des Waldgebiets an der Keuperstufe, die vom Muschelkalk- und Lößgebiet des Umlandes her aufsteigen. Innerhalb des Waldgebiets sind größere Burgen selten. Sie liegen dann fast immer auf Bergzungen zwischen zwei Bächen. Die Burg Reichenberg (Foto) über Oppenweiler mit ihrem markanten Rundturm wurde um 1230 von den Markgrafen von Baden errichtet. Sie ist eine der besterhaltenen mittelalterlichen Burgen überhaupt. Das gilt erst recht für die Burg Lichtenberg, die noch perfekter den Baubestand des Mittelalters bewahrt hat. Ihre Bauherren, die Herren von Lichtenberg, sind längst ausgestorben. Die Burg ist seit vielen Jahrhunderten im Besitz der Herren von Weiler. Ähnlich eindrucksvoll ist die Burg Beilstein (Foto) mit ihrem auf fünfeckigem Grundriss erbauten Bergfried. Im 13. Jh. ist die Burg Ebersberg (Foto) entstanden. Das hochadlige Geschlecht der Ebersberger ist längst erloschen; die Burg kam später in den Besitz des Klosters Schöntal. In der heutigen Form enthält Ebersberg zahlreiche jüngere Bauteile. Eindrucksvoll ist am Nordrand des Gebiets Waldenburg (Foto), wo die Burg der Herren von Hohenlohe quasi zur Stadt erweitert wurde. Waldenburg wurde 1945 völlig zerstört, aber wieder nach altem Vorbild aufgebaut. Von der vor 1100 entstandenen und bis ins 16. Jh. ständig umgebauten Burg Löwenstein (Foto) sind etliche Bauteile erhalten. Das unterhalb der Burg gelegene Renaissanceschloss der Löwensteiner wurde 1945 zerstört und nicht wieder aufgebaut. Von der Burg im Winnender Stadtteil Bürg ist noch ein Rundturm (Foto) erhalten. Erbaut wurde sie um 1200 von den hochadligen Herren von Winnenden und dann an die Herren von Neifen vererbt, zu denen auch der Minnesänger Gottfried von Neifen gehört, von dem ein Lied sich Stadt und Burg widmet. Die Herren von Rot errichteten im 12. Jh. ihre Burg über Oberrot. Von ihr ist außer einigen Steinlagen nichts erhalten. Als diese Burg längst abgegangen war, wurde in Oberrot mitten im Ort ein als „Schlössle“ (Foto) bezeichnetes Gebäude errichtet. Von der recht großen Burg über Mittelrot, die ebenfalls mit den Herren von Rot und dann mit der Familie der Hacken in Verbindung gebracht wird, gibt es noch einen Bergfried („Röterturm“) (Foto) inmitten einer dreiteiligen, durch Graben und Wälle eingerahmten Anlage. Während die bisher genannten Burgen meist vom Hochadel erbaut wurden, sind die Bauherren der inmitten des Waldgebiets gelegenen Burg Maienfels (Foto), die auf das 13. Jh. zurückreicht, nicht zu ermitteln. In späteren Jahrhunderten war die Burg im Besitz einer Ganerbengemeinschaft, dann gehörte sie den Herren von Gemmingen. Im Osten des Waldgebiets dominierten die Schenken von Limpurg. Nach der Zerstörung ihrer namengebenden Burg oberhalb Schwäbisch Hall wurde Gaildorf das limpurgische Zentrum. Das in seiner heutigen Form aus dem 16. Jh. stammende Schenkenschloss (Foto), eine ehemalige Wasserburg, am Rande der Gaildorfer Altstadt ist eine beeindruckende Anlage. Den Limpurgern gehörte seit dem 15. Jh. auch die Burg Schmiedelfeld, von der – trotz wenig sensibler Umnutzung im 19./20. Jh. – erhebliche Bauteile erhalten sind. Ursprüngliche Bauherren waren im 12. Jh. Ministerialen, die sich nach Schmiedelfeld benannten. Ein Vorgängerbau war die als Wolkenstein bezeichnete Turmhügelburg in der Nähe, von der Reste des Grabens und des Hügels erkennbar sind. Von kleinerem Zuschnitt sind die Burgen bzw. Schlösser oder Schlösschen Affaltrach, Eschenau, Weiler und Sulzbach (Foto). Sie sind als Sitze löwensteinischer Ministerialen entstanden. Sulzbach wurde auch als Sitz einer löwensteinischen Nebenlinie genutzt. Die lange Zeit den Herren von Heinriet gehörende Burg Wildeck (Foto) bei Abstatt war im 15. Jh. löwensteinisch. Die völlig verschwundene Burg Heinriet war schon im 14. Jh. von den Löwensteinern gekauft worden. Das Geschlecht der Herren von Heinriet ist erloschen. In einer ähnlichen Randlage zum Wald wie Wildeck liegt auch Helfenberg, wo es aber keine löwensteinischen Zusammenhänge gibt. Ob die ins 12./13. Jh. zu datierenden Ruinenmauern des über der Winterlauter gelegenen Warthofs (Aspach) und die gegenüber liegende, mündlich als „Katzenschwanz“ bezeichnete Burg in löwensteinische Zusammenhänge gehören, ist offen. Staufische Ministerialen dürften die Burg in Aldorf (Foto) und die Burg Waldenstein (Rudersberg) (Foto) errichtet haben, deren gut erhaltene Grundstruktur heute ein Restaurant beherbergt. Die Alfdorfer Burg in Alfdorf ist heute in Form eines Renaissance-Schlosses erhalten ist. Die Ursprünge der 1212 erstmals genannten Burg Kransberg/Krasberg bei Sulzbach-Laufen, von der etliche Mauern erhalten sind, sind unklar. Mitte des 14. Jh.s kam sie von den Grafen von Öttingen an die Limpurger. In Urbach gibt es zwei Burganlagen: Von der wohl im 13. Jh. entstandenen Höhenburg („Judenburg“) ist außer Graben und Mauerresten nichts erhalten, das am nordwestlichen Ortsrand stehende Schloss aus dem 16. Jh. hatte einen älteren, ganz verschwundenen Vorgängerbau. Weitere Burgen sind ganz verschwunden, allenfalls Bodenunebenheiten sind zu sehen: Böhringsweiler (Großerlach), das alte Schlössle auf dem Staufenberg bei Fichtenberg, die Burg Ottendorf, die Burgstellen im Kohlhau und am Buchhorn (beide Michelbach/Bilz), am Rebstock, am Molkenstein, am Rinnen und im Ortskern von Michelfeld, in Rieden, Sanzenbach, Tullau und Vohenstein (alle vier Rosengarten), Gailenkirchen, Gottwollshausen, die „Hunnenburg“ bei Murrhardt-Fornsbach, der Wolkenstein (heute Wolkenhof) bei Murrhardt, Leineck (Alfdorf) und die Burg in Welzheim. Ganz aus dem zeitlichen Rahmen fällt das neue Schloss in Gaildorf (Foto), das als Villa 1846 von Amalie von Waldeck-Pyrmont, einer Erbin der Schenken von Limpurg, errichtet und 1880 und 1896 erweitert wurde. Es beherbergt heute das Rathaus. Das 1778 am Kocher errichtete Pücklersche Schloss in Gaildorf wurde 1945 zerstört, die Reste abgebrochen. Noch etwas jünger ist das mal als Villa, mal als Schloss bezeichnete riesige Haus Hohenstein (Foto) über Murrhardt, das 1905/07 von dem Ludwigsburger Industriellen Robert Franck errichtet wurde.

Nach Löwenstein benannten sich nacheinander drei nicht miteinander verwandte Familien. Die ersten Löwensteiner waren ein Zweig der Grafen von Calw; als Löwensteiner werden sie seit dem frühen 12. Jh. genannt. In den 1270er Jahren verkauften sie ihre Burg und Grafschaft an das Bistum Würzburg, von dem alles dann König Rudolf von Habsburg erwarb, der 1282 seinen illegitimen Sohn Albrecht von Schenkenberg damit belehnte. Die Löwenstein-Habsburger sind die zweite löwensteinische Hochadelsdynastie. Sie starben nach vier Generationen aus. 1441/64 erwarb die Kurpfalz Burg und Grafschaft. Kurfürst Philipp aus dem Hause Wittelsbach belehnte 1488 Ludwig mit Löwenstein. Ludwig war aus der nicht ebenbürtigen Verbindung des Kurfürsten Friedrich des Siegreichen mit der Bürgerlichen Clara Dett hervorgegangen. Die Löwenstein-Wittelsbacher sind also das dritte löwensteinische Hochadelsgeschlecht. Es blüht noch heute. Nachdem sie die Grafschaft Wertheim am Main erworben hatten, bezeichneten sie sich auch als Grafen (später als Fürsten) von Löwenstein-Wertheim. Im Norden des Waldgebiets waren die Herren (später Grafen) von Hohenlohe maßgeblich. Waldenburg war – neben den außerhalb des Schwäbischen Waldes gelegenen Burgen und Städten Öhringen, Pfedelbach, Neuenstein, Langenburg – eines der hohenlohischen Zentren und Sitz einer der Linien des bis heute weit verzweigten Hauses. Im Osten des Waldgebiets waren die Schenken von Limpurg tonangebend. Ihre teils selbst erbauten, teils nach und nach erworbenen Zentren und Burgen wurden bereits genannt: Die Limpurg oberhalb von Schwäbisch Hall, dann Gaildorf, Altschmiedelfeld, Schmiedelfeld, Kransberg, Hohenrot/Röterturm, Oberrot und – außerhalb des Waldgebiets – Obersontheim. Ihren Titel hatten die Schenken von dem einzigartigen Amt, das sie bei den Kaiserkrönungen ausübten: Sie hatten das Recht, den hohen Gästen die Getränke einzuschenken. Einige der großartigen Schenkenbecher sind erhalten. 1713 erlosch das Geschlecht im Mannesstamm. Über zahlreiche Töchter wurde die limpurgische Herrschaft auf verschiedene Grafenfamilien zersplittert. Im Süden und Westen des Waldgebiets setzten sich die Grafen, seit 1495 Herzöge von Württemberg durch. Ihre Herrschaft übten sie entweder direkt über Amtleute in den Ämtern Schorndorf und Backnang und den Klosterämtern Lorch und Murrhardt oder über Niederadelsfamilien aus. Von diesen sind zu nennen die erst 1901 ausgestorbenen Herren Sturmfeder von Oppenweiler, die bis heute blühenden Herren vom Holtz, die 1628 Alfdorf erwarben. Viel größer als die Zahl heute noch lebender Dynastien ist die Zahl erloschener Familien. Hochadlig waren die Hessonen, Beilsteiner, Lichtenberger, Winnender, Neifener, Ebersberger, an der Grenze zum Hochadel sahen sich auch die (Ober-)Roter und die Heinrieter (wobei es durchaus Auf- und Abstiege gab), zur Ministerialität bzw. zum Niederadel gehörten die Herren von Maienfels, Murrhardt, Brüden, Schmiedelfeld, Waldenstein, Welzheim, Ottendorf, die Gaisberg oder die Senft von Sulburg in Oberrot und andere. Manche von ihnen scheinen nur kurz in den Quellen auf, andere konnten sich lange Zeit halten. Markant sind die Herren von Urbach. Sie waren lang erfolgreich, verlagerten ihren Besitzschwerpunkt nach Mundelsheim, wo sie sogar eine Stadt gründeten, die aber 1440 zerstört wurde. Der Abstieg der Herren von Urbach war total: Der Letzte des Geschlechts konnte anno 1700 nicht einmal mehr den Sarg zu seiner === Räuber === An der Spitze der Gesellschaft stand der Adel, am unteren Ende der Gesellschaft die Räuber, die Kriminellen. Die Räuberbande vom Mainhardter Wald, die zwischen etwa 1760 und 1773 tätig war und über die in jüngerer Zeit Theaterstücke aufgeführt werden, ist besonders bekannt. Tatsächlich war die Situation aber kompliziert. Es gab die heimatlos über die Straßen ziehenden Bettler und Landstreicher – heute würde man sie wohl als Arbeitslose bezeichnen. Diese Gruppe ging fließend in die „Jauner“ über (nicht: „Gauner“ – diese Wortvariante kam erst um 1830/40 auf). Die Jauner bestritten ihren Lebensunterhalt mit Droh-Bettel, d. h. einer Form von Erpressung, mit Betrug, Einbruch und Raub. Fast alle Jaunergruppen waren in wechselnder Besetzung tätig. Man kannte sich in der Unterwelt zwar, aber fest strukturierte Banden gab es fast nie. Strafprozesse gegen ertappte Jauner kamen im Waldgebiet immer wieder vor. Insgesamt war hier für die Jauner ein ideales Biotop, denn sie nutzten die territoriale Zersplitterung mit den vielen Grenzen – hie Württemberg, dort Löwenstein, da Limpurg, dort Hohenlohe usw. – virtuos aus. Kleinere Territorien wie Löwenstein oder Limpurg drückten sich oft vor effektiver Strafverfolgung, denn Prozesse durchzuführen und Gefängnisse zu unterhalten, war teuer. Zudem galten Jauner als gefährlich. Wenn man einen verurteilte, dann konnten dessen Kumpane sich rächen. Deshalb teilte man immer wieder einmal dem größeren Nachbarn – Württemberg – mit, dass man keine geeigneten Haftlokale habe und dass doch gewiss die Einsitzenden auch auf württembergischem Gebiet Verbrechen begangen hätten. Deswegen möge bitte Württemberg die Verfahren übernehmen. Manchmal lehnte Württemberg aber ab. Es verwundert dann nicht, dass Häftlinge aus den (absichtlich?) schlecht bewachten Gefängnissen ausbrachen. Im Mainhardter Wald kamen in puncto Kriminalität zwei Faktoren zusammen: Zum einen war es die Armut des Waldes; der karge Boden ernährte die Menschen kaum. Zum andern wuchs im 18. Jh. die Bevölkerungszahl rasant an. In den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) war das Verhältnis zwischen Ressourcen und Bevölkerung noch erträglich. Seit 1720/30 gab es aber zu viele Menschen und zu wenig Verdienstmöglichkeiten. Es entstand eine aggressive Armutskriminalität. Eine erste Welle organisierter Kriminalität gab es schon um 1740. Von dieser mutmaßlich ersten Bande vom Mainhardter Wald weiß man infolge Aktenverlusts nichts Näheres. Umso mehr weiß man über die Räuber von ca. 1760 bis 1773. Die inhaftierten, untypisch fest bandenartig organisierten 68 Leute hatten großräumig Raubüberfälle und andere Delikte einschließlich Mord begangen. 1773 griff Hohenlohe auf Druck der Reichskreise durch und urteilte die Ertappten ab, 16 Todesurteile wurden vollstreckt (Fritz 2004).

Der Schwäbische Wald in der Literatur und Kunst

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Mittelalterliches Bild "Der Gärtner"
Der Schenk von Limpurg

Erste literarische Spuren der Region Schwäbischer Wald finden sich bei mittelalterlichen Minnesängern. So taucht ein Schenk Konrad von Limpurg, geboren vor 1249 wohl auf der Burg Limpurg bei Schwäbisch Hall, gestorben nach 1286 wohl auf der Burg Beilriet bei Schwäbisch Hall, mit sechs Liedern in der Manesse-Liederhandschrift auf.

Ein weiterer bedeutender Minnesänger – Gottfried von Neuffen (Neifen), nachgewiesen zwischen 1234 und 1255, Sohn Adelheids von Winnenden und Heinrichs II. von Neuffen – erwähnt in einem seiner Texte den Ort Winnenden. Einen Platz in der Weltliteratur erlangte ein Ort im Schwäbischen Wald durch Friedrich Schiller (1759-1805). In dessen Drama „Die Räuber“ (1781) trägt einer der Räuber – Moritz Spiegelberg – den Namen der Gemeinde Spiegelberg möglicherweise nicht zufällig. Es heißt, Schillers Vater habe beim Bau des dortigen Silberstollens viel Geld verloren, daher sei der Dichter nicht gut auf die Spiegelberger zu sprechen gewesen. Auch trieben Räuberbanden damals in der Gegend ihr Unwesen, ein Bezug des Dramas zum Schwäbischen Wald ist aber nicht explizit vorhanden. Justinus Kerner (1786 bis 1862) war von 1812 an als praktischer Arzt in Welzheim tätig. 1815 wurde er Oberamtsarzt in Gaildorf und 1819 in Weinsberg. Einer seiner Lieblingsplätze soll die Klingenmühle gewesen sein, ihr widmete er ein Gedicht („Der Wanderer in der Sägmühle“). In seiner Gaildorfer Zeit entstand die schwäbische Hymne „Preisend mit viel schönen Reden“. In dem als Roman verfassten Krankenbericht „Die Seherin von Prevorst“ schildert er seine Erfahrungen mit der aus Prevorst stammenden Friederike Hauffe, die an einer als Somnambulismus diagnostizierten Krankheit litt und die er von 1826 bis zu ihrem Tod 1829 pflegte. Zur Erinnerung an Kerner wurde im Welzheimer Stadtpark 2012 ein Poetenpfad angelegt. Seine Tochter Marie Kerner (1813-1886), verh. Niethammer, verfasste humorvolle Erzählungen über die Kerner-Familie (1877). Der Sohn Theobald Kerner (1817-1907) beschrieb „Das Kernerhaus und seine Gäste“ (1894), verfasste politische und historische Gedichte und gab den Briefwechsel seines Vaters mit Freunden heraus (1897). Zur Erinnerung an Theobald Kerner errichtete der Schwäbische Albverein 1902 auf dem Kirgel, dem Gaildorfer Hausberg, einen Aussichtsturm, den Kerner-Turm. Die in Althütte geborene und aufgewachsene Anna Haag (1888-1982), Schriftstellerin, Pazifistin, Politikerin und Frauenrechtlerin, verfasste unter anderem den 1927 erschienenen Roman „Die vier Roserkinder: Geschichten aus einem Waldschulhaus“, der von ihren Kindheitserlebnissen als Tochter des Schulleiters in Althütte inspiriert war. Bekannt ist sie heute vor allem durch ihr Tagebuch 1940-1945 („Denken ist heute überhaupt nicht mehr Mode“). Thaddäus Troll (1914-1980), eigentlich Hans Bayer, war einer der bekanntesten schwäbischen Mundartdichter. Er verfasste Essays, Feuilletons, Glossen, Reise- und Städtebücher, Kinderbücher, Romane, Satiren, Sketche, Mundartgedichte, Hör- und Fernsehspiele sowie Theaterstücke. Zu den bekanntesten Werken des gebürtigen Cannstatters, der sich gerne in seine Schreibklause bei Oppenweiler zurückzog, gehören „Der Entaklemmer“ (1976) und „Deutschland deine Schwaben“ (1967). Der Kinder- und Jugendbuchautor Josef Holub (1926-2010) aus Grab schildert in dem Roman „Bonifaz und der Räuber Knapp“ (1996) Armut und Ungerechtigkeit im Dorfleben des 19. Jahrhunderts. Der Waisenknabe Bonifaz, für den das Sorgerecht per Gerichtsbeschluss dem Bürgermeister von Grab übertragen wird, schließt Freundschaft mit einem Sohn des vermeintlichen Räubers Knapp. Die Inspiration zu der Geschichte hatte Holub vom Schicksal des armen Schneiders Knapp aus Grab, der dann und wann etwas auf dem Kerbholz hatte. Als Zuflucht vor der Obrigkeit benutzte er einen hervorstehenden, unterhöhlten Sandsteinfelsen in der Nähe des alten Steinbruchs zwischen Grab und Trauzenbach, die „Knappshöhle“. Er starb 1914 im Armenhaus. Felix Huby (*1938), eigentlich Eberhard Hungerbühler, Journalist, Schriftsteller und Drehbuchautor, lebte einige Jahre in der Gemeinde Großerlach. Die von ihm geschaffene Figur des Kriminalhauptkommissars Ernst Bienzle (20 Romane, 25 „Tatort“-Folgen, davon 23 Drehbücher von Huby, vier Hörspiele und ein Theaterstück) pflegt als besonderes Hobby das Wandern auf der Schwäbischen Alb und im Schwäbischen Wald. Die Fälle, in denen er ermittelt, tragen regionale Bezüge, so auch der Band „Bienzle stochert im Nebel“ (1983), der Motive aus der Gegend um Großerlach und Mainhardt aufgreift. Der Murrhardter Historiker Gerhard Fritz (*1953) hat eine Vielzahl von Schriften zu historischen Themen vom frühen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert vorgelegt. Lokale und regionale Inhalte sowie Sozial-, Kriminal- und Militärgeschichte nehmen dabei besonderen Raum ein, etwa in den Büchern „Murrhardt und der Dreißigjährige Krieg 1618 bis 1648“ (2021) oder „Räuberbanden und Polizeistreifen“ (2003). Auf dem Gebiet der Geschichtsdidaktik gibt der emeritierte Professor der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd die 2005 von ihm gegründete Zeitschrift „Landesgeschichte in Forschung und Unterricht“ heraus. Der Rechts- und Sozialwissenschaftler Titus Simon (* 1954) aus Murrhardt hat neben Fachbüchern Krimis mit Lokalkolorit verfasst, so „Mord im Abseits“ (1998). Später folgten sozialkritische Romane: „Hundsgeschrei“ (2013) und „Kirmeskind“ (2014), ferner zuletzt das Buch „Wir Gassenkinder: Eine schwäbische Kindheit in den 60er-Jahren“ (2020), in dem Simon seine eigene Kindheit und Jugend in Murrhardt reflektiert. Der Journalist und Schriftsteller Jürgen Seibold (*1960), der aus Berglen-Rettersburg stammt und heute nahe Winnenden lebt, veröffentlichte 2007 mit dem Regionalkrimi „Endlich ist er tot“ seinen ersten Roman. Die Schauplätze liegen im Wieslauftal. Daraus wurde eine Serie, die im Rems-Murr-Kreis angesiedelt ist und in der auch der Schwäbische Wald immer wieder eine Rolle spielt.

Bild mit Eseln

Murrhardt gilt als die Stadt der Maler. Einen guten Eindruck davon vermittelt die Städtische Kunstsammlung, die seit 1989 im Heinrich-von-Zügel-Saal in der Stadtbücherei untergebracht ist. Der bedeutende Impressionist Heinrich von Zügel, geboren 22. Oktober 1850 in Murrhardt, gestorben 30. Januar 1941 in München, ist dort unter anderem mit seinem Bild „Blick auf Murrhardt“ und einem Selbstporträt vertreten. Für Reinhold Nägele, geboren 17. August 1884 in Murrhardt; gestorben 30. April 1972 in Stuttgart, bildete die ländliche Kleinstadt Murrhardt den Inbegriff heimatlicher Geborgenheit. Seine arabesk gezeichneten „Murrhardter Wirtshausschilder“ und die „Friedhofskreuze“ erinnern an die Schmiedekunst der Vorfahren. Sein in New York lebender Sohn Thomas F. Naegele, geboren 1924, hat zeitlebens eine enge Verbindung zu Murrhardt aufrechterhalten. Er ist der Schöpfer des Platzmals auf dem Ferdinand-Nägele-Platz. Zudem gestaltet er realistisch-abstrahierte Bilder von heiterer Farbigkeit, auf denen er die teilweise schon verschwindende Kleinstadtidylle Murrhardts fest. Der Jagdmaler und Porträtist Georg Adam Eger (1727-1808) gilt als ein verlorener Sohn Murrhardts. Er schuf unter anderem ein Porträt von Herzog Carl Eugen, das in der Städtischen Kunstsammlung zu sehen ist, und ein Porträt des Murrhardter Stadtpfarrers und Prälaten Friedrich Christoph Oetinger, das in der Stadtkirche Murrhardt zu sehen ist. Der Maler Otto Gross (1898-1970), der Murrhardt als Alterssitz wählte, widmete sich Landschaften. Seine realistischen Bilder wie etwa „Winter in Murrhardt“ und „Blick zum Wolkenhof“, vermitteln in der Nachfolge der Romantik zarte, poetische Stimmungen. Die gebürtige Murrhardterin Trude Schüle (1929-2016), die mit kurzen Unterbrechungen in ihrer Heimatstadt lebte und arbeitete, betrieb die Aquarellmalerei, sie nutzte aber auch Tusche und Sepiatinte. Unter ihren Arbeiten finden sich zudem Radierungen und Bleistiftzeichnungen. Ihre Motive – Menschen, Gebäude, Landschaften, Stillleben, Blumen, ja, alles was ihr Interesse weckte – fand sie in ihrer direkten Umgebung. Heiner Lucas, geboren 1944, kam 1983 nach Murrhardt. Viele seiner modernen und ausdrucksstarken Bilder gehen auf Ausblicke aus seinem Heim und Atelier in der Lindersthalde zurück. In der Städtischen Kunstsammlung vertreten sind ferner der Maler und Zeichner Emanuel Hegenbarth (1868-1923), ein Schüler Heinrich von Zügels; der Tierbildhauer Willy Zügel (1876-1950); der Maler Oskar Zügel (1892-1968); der Maler Theodor Schnitzer (1866-1939); der Maler Werner Schaile (1942-2009); der Maler Gustav Essig (1880-1962); der Landschafts- und Porträtmaler Carl Obenland (1908-2008), der unter anderem den ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss porträtierte; der (Landschafts-)Maler Dietward Schwäble (1923-2002), auf dessen Initiative die Gründung der Städtischen Kunstsammlung zurückgeht; der Maler Hans-Peter Hauf (* 1946); die Schöpferin von Coudragen Gretel Doderer (* 1954). Alle wurden in Murrhardt geboren oder lebten/leben und wirkten/wirken dort. Manfred Pahl (1900-1994) war ein Maler, Zeichner und Grafiker des Expressiven Realismus und ein Gründungsmitglied der Stuttgarter Neuen Sezession. Er baute sich in Mainhardt-Gailsbach ein eigenes Museum, das 1975 eröffnet wurde. Der in Löwenstein geborene Maler Richard Hohly (1902-1995) gilt als einer der letzten Expressionisten Süddeutschlands. Seine Werke wurden von den Nazis 1936 als entartete Kunst eingestuft und teilweise zerstört. 1941 wurde er dennoch zum Militär eingezogen und als Kriegsmaler eingesetzt, seine Bilder wurden aber als propagandistisch nicht verwertbar bewertet. Nach Kriegsende wurde er Mitglied der Künstlergruppe Der rote Reiter. Er entwickelte eine neue Technik der Glasmalerei. Viele seiner Bilder lassen die Schönheit seiner Heimat, der Löwensteiner Berge, erahnen. In Bietigheim-Bissingen schuf er sich sein eigenes Museum, die Felsengalerie. Der Glasmaler, Maler und Zeichner Hans Gottfried von Stockhausen (1920-2010), der ab 1973 in Remshalden-Buoch lebte, wurde vor allem durch die über 500 Kirchenfenster bekannt, die er in ganz Deutschland, so auch in Welzheim und Backnang-Waldrems, schuf. An der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart widmete er dem Thema Glasmalerei seine besondere Aufmerksamkeit. Unter seinem Einfluss wurde „Stuttgarter Glas“ zu einem international anerkannten Begriff. Literatur: Der Schenk von Limpurg in der Manesse-Liederhandschrift (aus Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schenk_Konrad_von_Limpurg#/media/Datei:Meister_der_Manessischen_Liederhandschrift_001.jpg) Gottfried von Neifen in der Darstellung des Codex Manesse (um 1300) (aus Wikipedia: (https://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_von_Neifen#/media/Datei:Codex_Manesse_Gottfried_von_Neifen.jpg)

Kunst: Heinrich von Zügel: Auf dem Weg zum Wolkenhof (aus Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Z%C3%BCgel#/media/Datei:Heinrich_von_Z%C3%BCgel_Auf_dem_Weg_zum_Wolkenhof.jpg)

Sängerinnen: Vanessa Mai, Backnang/Kleinaspach (*1992) Andrea Berg, Kleinaspach (*1966) Madeline Willers (*1994), Wüstenrot

Scan einer historischen Werbebroschüre des schwäbischen Waldes

Im 19. Jahrhundert setzte der Tourismus ein. Welzheim, das für seine Champagnerluft gerühmt wurde, und Murrhardt waren bevorzugte Destinationen. In Rietenau wurde ein Bad betrieben, das dortige heilsame Quellwasser, das schon Herzog Karl von Württemberg im 18. Jahrhundert schätzte, lockte bis zu 100 Kurgäste an. Durch den Bau von Verkehrswegen, insbesondere den Eisenbahnbau (Remsbahn, Murrbahn, Wieslauftalbahn), wurden die Ziele im Schwäbischen Wald immer leichter erreichbar. Der Schwäbische Albverein schuf ein Wanderwegenetz, das die Region heute in allen Richtungen durchquert und von Radrouten ergänzt wird. An mehreren Orten entstanden Aussichtstürme (Juxkopfturm (Foto) bei Spiegelberg 1882, Hagbergturm (Foto) bei Gschwend 1901, Kerner-Turm (Foto) bei Gaildorf 1902, Steinknickle (Foto) bei Wüstenrot 1913, Riesbergturm (Foto) bei Murrhardt 1974). Touristische Anziehungspunkte waren stets die Seen, etwa der Ebnisee (Foto), der als „Perle des Schwäbischen Waldes“ gilt, der Breitenauer See bei Löwenstein und der Waldsee (Foto) bei Fornsbach, sowie die zahlreichen Schluchten, Klingen und Grotten, die sich im Schwäbischen Wald finden. Heute wartet die Gegend zudem mit etlichen Naturerlebnis- und Sinnespfaden auf. Traditionell am ersten Sonntag nach den Sommerferien findet der Tag des Schwäbischen Waldes statt. Zahlreiche Einzelveranstaltungen bieten Besuchern die Möglichkeit, die Landschaft und die Vielfalt der Freizeitregion kennenzulernen. Sie können erleben, dass der Schwäbische Wald mit seinen lieblichen Streuobstwiesen, verträumten Seen, stillen Wäldern, Auwiesen und sonnenverwöhnten Rebhängen ein Refugium von besonderer Güte darstellt. Romantische Mühlen können entdeckt werden, ebenso die Reste des römischen Limes (Foto). Neben dem Tag des Schwäbischen Waldes gibt es etliche große Traditionsveranstaltungen, die von besonderer Bedeutung für die Region sind, so der seit 1928 jährlich am zweiten Montag im Februar stattfindende Gaildorfer Pferdemarkt als größtes Volksfest im Limpurger Land, der Deutsche Mühlentag, der seit 1994 jeweils am Pfingstmontag begangen wird und an dem auch viele Mühlen im Schwäbischen Wald teilnehmen, oder die Welzheimer Römertage, die seit 2003 etwa alle drei Jahre im Juni auf dem Kastellgelände stattfinden. Seit 2009 werden auch Winter-Kultur-Tage mit Musikern, Kabarettisten und anderen Künstlern angeboten; Veranstalter sind die verschiedenen Gemeinden, im Landratsamt Rems-Murr-Kreis wird das Programm koordiniert. Zahlreiche Museen bieten Einblick in Land, Leute, Natur und Geschichte, so das Glasmuseum in Spiegelberg, das die einstige Glasherstellung thematisiert, und sein Pendant in Wüstenrot, das Römermuseum Mainhardt, das Museum Welzheim, mehrere Heimatmuseen oder auch das Bausparmuseum in Wüstenrot, die Sternwarte Welzheim, das Naturparkzentrum in Murrhardt, die Polizeimützensammlung in Aspach und das Äskulap-Infozentrum in Oberrot. Eine Besonderheit stellt das Carl-Schweizer-Museum in Murrhardt dar. Dort gibt es neben einer zoologischen Abteilung, die der Tier- und Vogelwelt gewidmet ist, mehrere historische Abteilungen zur Vor- und Frühgeschichte, zur römischen Geschichte Murrhardts und der Region am Limes sowie zur Kloster- und zur Stadtgeschichte. Auch Literatur, Theater und Musik sind im Schwäbischen Wald zu Hause, wie das Kabirinett und der Klosterhof in Großhöchberg, die Villa Franck mit den Stuttgarter Salonikern unter Leitung von Kapellmeister Patrick Siben in Murrhardt oder die Mundartband Wendrsonn zeigen. Letztere hat mit dem Lied „Da ben i dahoim“ die Hymne des Schwäbischen Waldes kreiert. 19 Städte und Gemeinden haben sich unter der Federführung des Landratsamts Rems-Murr-Kreis zum Verein Schwäbischer Wald Tourismus (bis 2019: Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald) zusammengeschlossen. Sitz der Geschäftsstelle ist das Landratsamt in Waiblingen. Als sympathische Botschafterin der Region wird seit 2013 in der Regel jährlich eine neue Schwäbische WaldFee (Foto) gekürt. Sie stammt aus einer der Mitgliedskommunen des Tourismusvereins. Während ihrer einjährigen Amtszeit tritt sie bei verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen auf.

Zitierte Literatur

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