Benutzer:FordPrefect42/Wassergefiltertes Infrarot A
Als wassergefiltertes Infrarot A (wIRA) wird Infrarotstrahlung im Bereich von 780–1400 Nanometer bezeichnet, die in der Medizin zur Prävention und Therapie verwendet wird. Im Vergleich zu konventioneller Infrarot-Behandlung soll wassergefiltertes Infrarot A einen „…verbesserten Wärmeeintrag in tiefere Gewebeschichten über längere Zeiträume ohne Überhitzung der Hautoberfläche…“ erreichen. Technisch wird wassergefiltertes Infrarot A in Strahlern erzeugt, in denen die Strahlung eines Halogenstrahlers durch einen Behälter mit Wasser hindurchtritt. Die Anwendung von wassergefiltertem Infrarot A ist außerhalb von stationären Behandlungen keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherungen. Sie wird als individuelle Gesundheitsleistung mit dem Patienten oder einer privaten Krankenversicherung direkt abgerechnet.[1][2] Im Alternativmedizin- und Wellnessbereich wird eine Kombination von wassergefiltertem Infrarot mit einem Farbfiltervorsatz als so genannte „Farbtiefenwärme“ angeboten.
Technik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Technisch wird wassergefiltertes Infrarot A in Strahlern erzeugt, in denen die Strahlung einer 3000-Kelvin-Halogenlampe durch eine dünne Schicht Wasser hindurchtritt, so dass bestimmte Strahlungsanteile innerhalb des Spektrums verringert werden. Je dicker die Wasserschicht (gemäß einzelner Angaben typischerweise zwischen 4 mm und 10 mm), desto geringer die Strahlungsstärke in den von Wasser absorbierten Bereichen des Spektrums.
Typische Infrarot-Strahler emittieren keine Ultraviolett-Strahlung (UV), unabhängig davon, ob sie mit oder ohne Wasserfilter ausgestattet sind. Während konventionelle Infrarotlampen (sogenannte „Rotlichtstrahler“) je nach korrelierter Farbtemperatur (CCT) ca. 50 % (CCT etwa 3000 K) bis ca. 80 % (CCT etwa 1750 K) Infrarot B und C ausstrahlen, emittieren wassergefilterte mit einem Anteil von unter 0,5 Prozent nahezu keine Infrarot-B- und Infrarot-C-Strahlung. Das sichtbare Licht hängt dabei vom verwendeten Farbfilter ab.
Wirkung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Innerhalb des Infrarot stellt das verbleibende wassergefilterte Infrarot A (im Bereich 780–1400 nm) vorwiegend Strahlung mit gutem Eindringvermögen in das Gewebe dar. Gegenüber ungefilterter Infrarotstrahlung konventioneller Infrarotlampen – mit einem großen Anteil an Infrarot B (1400–3000 nm) und Infrarot C (≥ 3000 nm) soll so eine geringere Erwärmung der Hautoberfläche erfolgen. Die Bestrahlungsstärken in diesem Wellenlängenbereich sind bei konventionellen Halogenstrahlern ohne Wasserfilterung, im Vergleich zu Strahlern mit wassergefiltertem Infrarot A, niedriger: Bei einer Wellenlänge von 820 nm beschränkt sich die anwendbare Bestrahlungsstärke beispielsweise auf etwa 16 % für den in der Abbildung dargestellten Halogenstrahler mit einer korrelierten Farbtemperatur (CCT) von 3000 K und auf etwa 3 % für den Halogenstrahler mit einer CCT von 1750 K im Vergleich zu dem mit einem Strahler mit wassergefiltertem Infrarot A bei gleicher Hautoberflächentemperatur möglichen Betrag.
Klinische Anwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wassergefiltertes Infrarot A soll nach Angaben seines Entwicklers Temperatur, Sauerstoffteildruck und Durchblutung im Gewebe steigern. Als klinische Wirkungen von wassergefiltertem Infrarot A werden indikationsübergreifend eine Minderung von Schmerzen, Entzündung und Sekretion sowie eine Verbesserung der Infektabwehr und der Regeneration angegeben. Diese Aussagen sind für den Bereich akuter entzündlicher Veränderungen jedoch nicht plausibel: Überwärmung und Hyperämie sind selbst klassische Symptome akuter Entzündungen, eine zusätzliche Wärmezufuhr ist hier in aller Regel kontraproduktiv.[3]
Wirksamkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Trotz einer gewissen Verbreitung des Verfahrens liegen bisher (Stand Sommer 2013), neben den Erstveröffentlichungen einer begrenzten Autorengruppe, keine unabhängigen Reproduktionen dieser Studien, Cochrane-Reviews oder größere Metastudien über die erzielten Behandlungsergebnisse vor. Eine 2012 durchgeführte Vergleichsstudie ergab keinen statistisch nachweisbaren Vorteil bei der Behandlung von Bindegewebszellkulturen (Fibroblasten spielen bei der Wundheilung eine wichtige Rolle) mit wIRA, gegenüber einer reinen Behandlung durch Temperaturerhöhung.[4] Eine negative Wirkung von wIRA in dieser Konstellation konnte nicht nachgewiesen werden.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- G. Hoffmann: Wassergefiltertes Infrarot A in Chirurgie, Dermatologie, Sportmedizin und weiteren Bereichen. In: R. Krause, R. Stange, Hrsg. Lichttherapie. Springer, Berlin/Heidelberg/New York 2012, ISBN 978-3-642-16938-0, S. 25–54 (PDF-Volltext, urn:nbn:de:hebis:30:3-241715).
- G. Hoffmann: Klinische Anwendungen von wassergefiltertem Infrarot A (wIRA). In: H. Kaase, F. Serick, Hrsg. Sechstes Symposium "Licht und Gesundheit". Eine Sondertagung der Technischen Universität Berlin und der Deutschen Gesellschaft für Photobiologie mit der Deutschen Akademie für Photobiologie und Phototechnologie und der Deutschen Lichttechnischen Gesellschaft, Berlin, 13./14. März 2008. Berlin 2008, ISBN 978-3-9807635-0-9, S. 130–146 (PDF-Volltext, Die Online-Fassung beinhaltet auch eine englische und eine deutsche Zusammenfassung).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bernd Kardorff: Selbstzahlerleistungen in der Dermatologie und der ästhetischen Medizin, S. 35. Springer, Heidelberg, Berlin 2005, ISBN 978-3-540-21476-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Infrarot A läßt Warzen schmerzfrei verschwinden. In: IGeL Plus. Band 1, 2005, S. 54–55 (PDF [abgerufen am 9. Juli 2011]).
- ↑ G. Egger: Die Akute Entzündung. Springer, Wien 2005, ISBN 3-211-29899-1, Krankheitsbilder auf der Basis akuter Entzündungsreaktionen, S. 263 ff.
- ↑ Lilla Knels, Monika Valtink, Jamlec De la Vega Marin, Gerald Steiner, Cora Roehlecke, Alexander Krueger, Richard H. W. Funk: Effects of Temperature and Water-Filtered Infrared-A Alone or in Combination on Healthy and Glyoxal-Stressed Fibroblast Cultures. In: Oxidative Medicine and Cellular Longevity. Band 2012, Nr. 274953, 2012, doi:10.1155/2012/274953, PMC 3483822 (freier Volltext).
Kategorie:Physikalische und Rehabilitative Medizin Kategorie:Therapeutisches Verfahren Kategorie:Medizintechnik