Benutzer:Ijc/Projekt5
Die Versiegelung (oder auch Geistestaufe genannt) bezeichnet einen biblischen Begriff mit dem an verschiedenen Stellen des Neuen Testaments die „Ausgießung“ des Heiligen Geistes beschrieben wird. Demnach verlieh Gott dem Menschen den Heiligen Geist (Lukas 24,49 EU), (Röm 15,13 EU) In der Form unterschiedlicher Riten wird die Versiegelung auch heute noch in verschiedenen Konfessionen, unter diesem Namen aber nur in apostolischen Gemeinden, durchgeführt. Die betreffenden Religionsgemeinschaften betrachten die Versiegelung teilweise auch als Erlangung der vollständigen Mitgliedschaft und geistigen Wiedergeburt.
Siegel, Versiegelung und Heiliger Geist in der Bibel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Brief an die Epheser 1, 13: (bereits Versiegelte als Mitglieder der Gemeinde)
„Durch ihn habt auch ihr das Wort der Wahrheit gehört, das Evangelium von eurer Rettung; durch ihn habt ihr das Siegel des verheißenen Heiligen Geistes empfangen, als ihr den Glauben annahmt.“ (Eph 1,13 EU)
ebenso im 2. Brief an die Korinther 1, 21-22:
„Gott ist's aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat.“ (2 Kor 1,21 EU)
In der Apostelgeschichte 8, 14-17: (Sakramentale Handlung)
„Als aber die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes. Die kamen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus. Da legten sie die Hände auf sie und sie empfingen den Heiligen Geist.“ (Apg 8,17 EU)
In der Apostelgeschichte 19,6: (Wirken des Heiligen Geistes während umstrittener Versiegelung)
„Als Paulus ihnen danach die Hände auflegte, kam der Heilige Geist über sie, und sie redeten in anderen Sprachen und weissagten.“(Apg 19,6 EU)
Auch in der Offenbarung taucht der Begriff auf und bezeichnet die „Gottzugehörigen“.
Versiegelung als Sakrament
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Konfessionsgruppe der apostolischen Gemeinschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Des Weiteren ist „Versiegelung“ ein Sakrament in verschiedenen apostolischen Gemeinschaften, das die Handauflegung und Geistvermittlung durch ein kirchliches Amt meint.
Katholisch-apostolisches Verständnis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schon in den katholisch-apostolischen Gemeinden (KAG) wurde ab 1847 eine apostolische Handauflegung praktiziert. Sie sollte die Empfänger für das Wirken des Heiligen Geistes öffnen und die Geistesgaben in den Gemeinden stärken. Diese Handlung wurde zunächst vom "Pfeilerapostel" Cardale nur an erwachsenen Mitgliedern durchgeführt. Sie hatte anfangs nicht den Rang eines Sakraments. Durch die Versiegelung erhalten die Gläubigen auf der Grundlage der Taufe die besondere Kraft des Heiligen Geistes und seine siebenfachen Gaben mitgeteilt. Sie gilt als Segnung zur Vollendung und Errettung in der Endzeit und als Anwartschaft zur zukünftigen Herrlichkeit. Zunächst wurden ab Mai 1847 nur die oberen Amtsträger versiegelt, ab Oktober 1847 in Frankfurt a.M. dann auch die Gemeindemitglieder.
Neuapostolisches Verständnis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Neuapostolische Kirche (NAK) übernahm nach ihrer Gründung 1863 diese Handlung und praktiziert sie als drittes Sakrament neben Taufe und Abendmahl. Das kath.-apostl. Verständnis hat sich jedoch gewandelt. Seit dem Bekenntnis von 1951 galt, dass man erst durch die Versiegelung zum Glied der Kirche Christi werden kann, während seit 2005 Ausnahmen sowie die schlussendliche Souveränität und geltende Entscheidung Gottes berücksichtigt. In der NAK gilt die Versiegelung als Taufe mit Heiligem Geist und ist ein einmaliger Akt der Gnade Gottes sowie „die Berufung“, an der Wiederkunft Christi teilzunehmen - Nachfolge Jesu Christi und Glaubenstreue vorausgesetzt.
Durch das Zusammenwirken der Wassertaufe mit der Versiegelung, die durch einen „Apostel“ mit Gebet und Handauflegung geschieht, wird man erst zum „Gotteskind“, also Mitglied der (neuapostolischen) Kirche. Die NAK unterscheidet zwischen "Christen" (die mit Wasser Getauften) und "Gotteskindern" (die Geistgetauften und Angehörigen der NAK). Zum Christen wird man laut der neuapostolischen Lehre bereits durch die Wassertaufe bzw. man wird in den neuen Bund aufgenommen. In der Versiegelung geschieht die Übermittlung Heiligen Geistes; sie wird auch an Kindern vollzogen. Der Gläubige empfängt von Gott selbst durch einen Apostel die Kräfte des Heiligen Geistes zum Überwinden und Vollenden. Er wird als Gnade und Gotteskraft oder Unterpfand (2 Kor 5,5 EU) im Menschen ausgegossen; diese Kraft stärkt zum Zeugnisgeben (Apg 1,7 EU), zur Liebe, gibt Weisheit (Eph 1,17 EU) und ist unmittelbarer Beistand. Außerdem wird sie als Siegelung derjenigen verstanden, die – Glaubenstreue vorausgesetzt – bei der Wiederkunft Jesu teilnehmen werden. Ihr ist im Neuapostolischen Glaubensbekenntnis der achte Glaubensartikel gewidmet.
Der als Gotteskraft empfangene Heilige Geist ist laut der NAK nicht mit dem Heiligen Geist, der dritten Person der göttlichen Trinität, zu verwechseln. Vielmehr ist es eine gegebene Kraft als Unterpfand durch die Gnade des Heiligen Geistes also Gottes.
Da in der Bibel das frühchristliche Apostelamt oft mit dem Heiligen Geist direkt assoziiert wird, betrachtet die NAK das Wirken des Heiligen Geistes als dritte Person der Trinität Gottes primär im eigenen Apostelamt und sekundär in anderen Kirchen, die wahrhaftig Jesus folgen. Die Neuapostolische Kirche sieht die Geistesgaben nicht an die Versiegelung gebunden und können durch den Heiligen Geist überall auftauchen.
Verständnis der Vereinigung Apostolischer Gemeinden (VAG)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch andere apostolische Gemeinschaften kennen die Handlung einer Versiegelung. Bei der Vereinigung Apostolischer Gemeinden übernahm man anfangs das neuapostolische Verständnis, änderte es jedoch im Laufe der Jahrzehnte immer weiter. Bereits in den 1980er Jahren wird das frühere Verständnis, dass der Heilige Geist nur durch das Apostelamt wirken würde, aufgegeben und der Heilige Geist als dritte Person der Trinität Gottes angesehen, der universell wirkt. Heute wird sie als „Feier des Heiligen Geistes“ verstanden; die Auffassung, dass zur Spendung des Heiligen Geistes ein Apostelamt notwendig ist, wurde aufgegeben, weil sie als biblisch nicht begründbar angesehen wird. Der Wortlaut der Versiegelungsfeier lautet:
"In dem Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes: Der Herr, unser Gott, erfülle dich mit dem Heiligen Geist, mit dem er dich versiegelt hat, als du gläubig wurdest. Er erwecke in dir die Gaben dieses Geistes. Er schenke dir Erkenntnis seines Sohnes und Wachstum im Glauben nach dem Maß seiner Gnade."
Sie wird frühestens mit 14 Jahren vollzogen und kann seit 2005 von jedem priesterlichen Amt ausgeführt werden. Auch die neuapostolische Vorstellung von der Berufung zur Mitgliedschaft in der Brautgemeinde durch das Sakrament der Versiegelung wurde aufgegeben.
Verständnis anderer apostolischer Gemeinschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch im Apostelamt Jesu Christi nimmt die Versiegelung wie in vielen apostolischen Gemeinschaften eine zentrale Rolle ein. Das Apostelamt Jesu Christi kennt drei Sakramente: Taufe (mit Wasser), Versiegelung (Taufe mit dem Heiligen Geist) und das Abendmahl.
In der Apostolisch Genootschap, der grössten apostolischen Gruppierung in Holland, sind das Sakrament sowie die Trinität Gottes, Erlösung durch Jesus Christus und Sündenvergebung in den Hintergrund getreten, während die andauernde Schöpfung Gottes das zentrale Glaubenselement darstellt.
Ähnliche Riten in anderen Konfessionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Römisch-katholische Firmung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch andere Konfessionen kennen eine Art Geistestaufe bzw. ähnliche Riten. So z.B. die Römisch-katholische Kirche in der Firmung. Das Sakrament gilt als vollgültige Aufnahme in die Kirche und vollständige, geistige Wiedergeburt. Unterschiede gibt es bei der Ausführung (die Versiegelung geschieht mit blosser Handauflegung, die Firmung mit einer Ölsalbung) und dem Zeitpunkt (Versiegelung i. d. R. wenige Monate nach der Taufe, Firmung im Alter von 14-16 Jahren).
Geistestaufe im Protestantismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im evangelikalen Protestantismus wird die „Geistestaufe“ meist mit der Wiedergeburt gleichgesetzt, der Buße, Umkehr und Glaube vorausgehen müssen. Gott bietet sie dem Menschen als unverdientes Geschenk (Gnade) an, dieser muss es jedoch bewusst annehmen. Charismatische Gemeinschaften sehen diese Geistestaufe in evangelikaler, protestantischer Tradition, an die Pfingstbewegung angelehnt, als einmaliger Akt der geistigen Wiedergeburt, die von der wiederholbaren Zurüstung mit dem Heiligen Geist (Zungenrede etc.) zu unterscheiden ist. Im Gegensatz zur Versiegelung ist die Geistestaufe hier jedoch nur mit dem bewussten Bekenntnis des Gläubigen möglich.
Deshalb wird die Geistestaufe im klassischen Protestantismus (nach dem Calvinismus) abgelehnt, da zur geistigen Wiedergeburt allein die Gnade Gottes, und kein menschliches Bekenntnis, nötig sei. Die geistige Wiedergeburt geschieht bei landeskirchlichen Protestanten bereits in der Wassertaufe.
Geistestaufe in der Pfingstbewegung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Pfingstbewegung wird ebenfalls die „Geistestaufe“ als eine konkret erlebbare, von der Bekehrung und der Wassertaufe unabhängige, eigenständige und wiederholbare Erfahrung - jedoch zweitens auch, in anderem biblischen Zusammenhang, als einmalige Versiegelung mit Heiligem Geist bei der Wiedergeburt. Hierbei erfüllt der Heilige Geist den Gläubigen mit Kraft zum Dienst. Sie kann durch Handauflegung vermittelt werden, aber auch spontan auftreten oder alleine im Gebet gesucht werden. Während der Geistestaufe zeigen die Betroffenen zumeist Geistesgaben als Zeichen. Als äußeres, sichtbares Zeichen wird häufig erwartet, dass der Betroffene die Gabe der Zungenrede erhält, dieses Zeichen wird jedoch nicht explizit gefordert.
Andere Glaubensgemeinschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Irrtümlich werden auch Tempelrituale der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage („Mormonen“) gelegentlich als „Versiegelung“ bezeichnet. Die Zeugen Jehovas und Mormonen interpretieren den Heiligen Geist als Gotteskraft, während die apostolischen Gemeinschaften an der Trinitätslehre festhalten.
Links
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Firmung
- Geistestaufe
- Heiliger Geist
- Taufe
- Sakrament
- Neuapostolische Kirche
- Vereinigung Apostolischer Gemeinden
- Konfessionsgruppe der apostolischen Gemeinschaften
Literatur und Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Albrecht, Ludwig: Abhandlungen über die Kirche - besonders ihre Ämter und Gottesdienste, S. 112-134, Marburg/L. 1982 (5), ISBN 3875980425
- Neuapostolische Kirche International - Der Heilige Geist in seinen unterschiedlichen Wirkungsweisen (Oktober 2006)
- Wissen, Volker: Theologische Entwicklungen der VAG von 1955 bis heute, S. 43-47, Remscheid 2007, ISBN 978-3-940450-19-7