Benutzer:Isjumara
„Die Qualität der Welt, in der wir leben wird bestimmt durch die Qualität unserer Beziehungen.“
„Die beiden Grundeigenschaften, auf denen das Miteinander-Leben der Menschen als Menschen ruht: das Wohlwollen oder der gute Wille, das heißt die Bereitschaft, dem anderen zu erfüllen, was er von mir und unserem Verhältnis nach erwarten darf, und die Treue oder Zuverlässigkeit der verbindlichen Übereinstimmung meiner Handlungen mit meiner geäußerten Gesinnung.“
Martin Buber --Isjumara 13:19, 4. Dez. 2009 (CET)
Treffen der Morgenstern-Freunde 2008
Gedanken zum Gedicht
Der Lattenzaun
Es war einmal ein Lattenzaun, mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah, stand eines Abends plötzlich da –
und nahm den Zwischenraum heraus und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm, mit Latten ohne was herum.
Ein Anblick grässlich und gemein. Drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh Nach Afri- od- Ameriko.
Was soll das denn?
Ist der plemplem, der Morgenstern? Wer hat ihn gern?
Ein Gedicht über ‘nen Lattenzaun, das muss man sich doch erst mal traun: Hier ist ‘ne Latte, ‘ne mäßig glatte, und da noch eine, genauso kleine, ganz viele Latten werfen Schatten, dazwischen ‘ne Kluft für die frische Luft. Das ergibt einen Zaun, schwer abzuhaun. Doch gibt er auch Schutz, ist ein Hort und ein Putz.
Das ist aber dann auch alles schon, Da lohnt sich kein Wort mehr und kein Ton!
Es sei denn, man nimmt’s philosophisch, mit Metrum und Reim und strophisch.
Die Märchenformel am Anfang zeigt, das Werk sich ins Archetypische neigt. Da steht er, der Zaun, gut anzuschaun. Er stellt etwas dar, was Wertvolles, klar. Symbolhaft steht er für alles und jeden, er tut fürs Allgemeine reden: „Hier steht ich, ich bin so toll, ich bin so schön, ich bin so voll. Und um mich, da ist nur die Leere, da habe ich doch viel mehr Ehre. Zwar kann man durchschaun nur deswegen, durchstechen auch mit Dolch oder Degen, doch, streng genommen, braucht man ihn kaum, den Zwischenraum. Er ist nur zwischen meinen Substanzen, den Latten aus den großen Pflanzen, hat selber Form nicht und Gewicht und stört so nur in dem Gedicht.“
Das merkt‘ auch ein studierter Mann, der solches wohl beurteilen kann, er nahm die Leere einfach weg – und gab ihr einen eigenen Zweck.
Das ist nun wirklich sonderbar Und nicht ins Letzte wirklich klar, es bleibet ein Mysterium, ein Haus aus lauter Drumherum.
Doch von des Rätsels tiefster Tiefe, in der es sich vielleicht verliefe, schwenkt das Gedicht zum festen Stoff und bleibt, oh Schreck, dann ganz betroff- en, denn was im Grunde zu erhoff- en, der Sieg des Stoff- s über die Leere – nur eine Schimäre!
Ohne das Nichts ist der Zaun abscheulich, eklig, widerlich, schrecklich, gräulich!
Mensch, oh bedenk es, in diesem Leben, kann es das Wesentliche nicht geben ohne das Zwischen, ohne den Raum, sind sie nur gräulich, die Latten vom Baum.
Mensch, oh bedenke dann zum Zweiten, rührst ans Geheimnis Du nur von Weitem, fliehen musst weit fort denn Du, zumindest nach Hund- oder Katmandu.
Mensch, auch dies noch sei dir gesagt: Wenn in dem Leben dich etwas plagt, Zieht der Senat den Anblick ein, mit der Plage bleibst du allein.
--Isjumara 13:19, 4. Dez. 2009 (CET)