Benutzer:Marcoscramer/Esperanto als Muttersprache
Es gibt eine Anzahl Familien, in denen Esperanto gesprochen wird und auch die Kinder - neben einer anderen Sprache - mit Esperanto aufwachsen. Wie bei anderen Sprachen auch wird Esperanto so als Muttersprache ohne bewusste Anstrengung gelernt; normalerweise spricht ein Elternteil mit dem Kind die eine Sprache und das andere Elternteil die andere. Es ist aber schwierig, einem Kind auf Esperanto eine gleich starke Kompetenz wie in einer Nationalsprache zu vermitteln, zum Beispiel weil es auf Esperanto keinen Schulunterricht gibt.
Es kommt auch vor, dass die Eltern untereinander auf Esperanto sprechen, aber mit den Kindern in anderen Sprachen sprechen. In diesem Falle lernen die Kinder zumindest Esperanto zu verstehen, auch wenn sie es selber nicht sprechen.
Häufig wird fälschlicherweise angenommen, dass Esperanto als Muttersprache vor allem in Familien vorkommt, in denen die Eltern verschiedene Muttersprachen haben. Obwohl es viele solche Familien gibt, überwiegen trotzdem die Familien, in denen die Eltern die gleiche Muttersprache haben. Dann spricht meistens nur ein Elternteil, häufiger der Vater Esperanto mit den Kindern , zum Beispiel um den Kindern mehr Wissen und Erfahrung von Geburt an zu vermitteln.
Treffen für Esperanto-Familien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Familien, in denen die Kinder mit Esperanto als Muttersprache aufwachsen, treffen sich bei dem Renkontiĝo de Esperanto-Familioj (REF, Treffen von Esperanto-Familien), das meistens in Osteuropa stattfindet. In der Regel nehmen etwa zwanzig bis dreißig Familien daran teil. Das Treffen organisiert die Gruppe der Esperanto-Familien "Rondo Familia" ("Familienkreis").
Der Internacia Infana Kongreseto (IIK, Internationaler Kinderkongress), der jährlich parallel zum größten Esperantotreffen, dem Welt-Esperanto-Kongress stattfindet, ist eine Veranstaltung für Kinder von 6 bis etwa 12 Jahren. Es nehmen nicht nur Muttersprachler daran teil.
In den letzten Jahren haben sich auch die Treffen Printempa Semajno Internacia (PSI, Frühlingswoche) und Novjara Renkontiĝo als Familientreffen etablieren können. Es nehmen vierzig bis sechzig Kinder und Jugendliche teil, von denen für etwa die Hälfte Esperanto Muttersprache ist.
Sprachniveau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Sprachniveau von Esperanto-Muttersprachlern ist sehr unterschiedlich. Manche Kinder sprechen Esperanto vollkommen fließend, andere nicht. Manche Kinder werden selbst in der Esperanto-Bewegung aktiv, andere wenden Esperanto als Erwachsene nicht mehr an.
Selbst die besten Muttersprachler sprechen Esperanto kaum besser als Menschen, die Esperanto hinreichend gut als Fremdsprache gelernt haben. Muttersprachler haben in Esperanto nicht die privilegierte Rolle, die sie bei anderen Sprachen einnehmen. Die Existenz von Esperanto-Muttersprachlern zerstört also nicht die Neutralität, da ein eventueller Vorsprung der Muttersprachler wieder eingeholt werden kann.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Esperanto-Muttersprachler gibt es seit 1904, als der Spanier Emilio Gastón seine Kinder auf Esperanto erzog. Die älteste deutsche Esperanto-Muttersprachlerin Ino Kolbe aus Leipzig (geboren am 28. Februar 1914) ist heute noch für Esperanto aktiv. Die ersten wichtigen Aktivisten der Esperanto-Bewegung, die Esperanto als Muttersprache hatten, waren Inés Gaston (geboren 1906) und Ino Kolbe (geboren 1914).
Anzahl der Esperanto-Muttersprachler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die genaue Zahl der Esperanto-Muttersprachler ist nicht bekannt. Laut Ethnologue (2005) soll es zwischen zweihundert und zweitausend Menschen geben, die Esperanto zur Muttersprache haben. Im Jahr 2006 wurde aus Datenschutzgründen ein Versuch abgebrochen, durch Erstellen einer Liste von Esperanto-Muttersprachlern im Internet die Anzahl der Esperanto-Muttersprachler weltweit abzuschätzen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sabine Fiedler: Zur Rolle des Esperanto-Muttersprachlers innerhalb und außerhalb der Plansprachengemeinschaft, Beiträge der Jahrestagung der Gesellschaft für Interlinguistik e.V., 2010. 17. Nov, 163-174