Benutzer:Pawel W./Westliche Gabunviper
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Westliche Gabunviper | ||||||||||||
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Gabunviper (Bitis rhinoceros) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Bitis rhinoceros | ||||||||||||
(Schlegel, 1855) |
Die Westliche Gabunviper (Bitis rhinoceros) ist eine Schlangenart aus der Gattung der Puffottern (Bitis Gray, 1842). Sie kommt in zwei von einander getrennten Gebieten im Westen Afrikas vor. Mit einer Länge von über 2 Metern und einem Körpergewicht von rund zehn Kilogramm ist sie eine der längsten Vipern und neben B. gabonica eine der zwei schwersten Giftschlange der Welt. Die Giftzähne der westlichen Gabunviper (Bitis gabonica rhinoceros) sind mit einer Länge von 5,6 cm[1] die längsten aller Schlangenarten. Trotz ihrer Größe und ihres sehr wirksamen Giftes ist die Art aufgrund ihrer geringen Aggressivität und der zumeist vergleichsweise langsamen Bewegungen medizinisch kaum relevant. Todesfälle durch den Biss der Schlange sind extrem selten.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eindeutige Merkmale für die Beschreibung der Westlichen Gabunviper sind aufgrund der langjährigen Synonymisierung mit der Östlichen Gabunviper nur schwer zu definieren. Die Westliche Gabunviper hat eine durchschnittliche Körperlänge von 1,20 bis 1,50 Metern, kann jedoch auch eine Maximallänge von über zwei Metern erreichen. Die aktuelle Rekordlänge liegt mit 2,05 Metern bei einem Individuum aus Sierra Leone[2] Aufgrund des stämmigen Körperbaus erreicht die Art ein Gewicht von rund 8–10 kg, wobei Weibchen schwerer werden und das Gewicht eines Individuums in Abhängigkeit vom Ernährungszustand deutlich schwanken kann. Die Westliche Gabunviper gilt als schwerste Giftschlange der Welt. Die Weibchen werden im Regelfall etwas länger als die Männchen, außerdem lassen sich die Geschlechter anhand der Schwanzlänge unterscheiden. Diese beträgt bei Männchen etwa zwölf Prozent der Körperlänge, bei Weibchen nur sechs Prozent.[3]
Der große, dreieckige Kopf ist deutlich vom Körper abgesetzt. Der schmale Hals erreicht nur etwa 1/3 der Breite des Kopfs an seiner breitesten Stelle. Die Nasalschuppen (Nasalia) sind zu deutlichen Hörnern umgebildet. Die Augen sind groß und im Unterschied zu vielen anderen Schlangenarten sehr beweglich. Sie sind von 15 bis 21 Circumocularia umrandet und unterhalb der Subocularia mit fünf Reihen kleinerer Schuppen von den Oberlippenschildern (Supralabialia) getrennt. Insgesamt hat die Gabunviper 13 bis 18 Supralabialia und 16 bis 22 Unterlippenschilder (Sublabialia). Die Giftzähne im Oberkiefer können eine Länge von 5,6 Zentimeter erreichen. Es handelt sich bei ihnen um die für Vipern typischen, vorn stehenden und ausklappbaren Giftzähne mit innerem Giftkanal (solenoglyphe Giftzähne), die von einer fleischigen Scheide umhüllt sind, welche sich beim Ausklappen zurückzieht und dann die eigentlichen Zähne freigibt. Die Giftzähne sind durch einen Kanal mit den, hinter den Augen liegenden, sehr voluminösen Giftdrüsen verbunden, welche mit einer Giftmenge von bis zu 2400 mg zu den größten aller Schlangen gehören.[4] Weitere, viel kleinere Zähne sitzen in zwei Reihen auf dem Gaumenbein (Palatinum) und dem Flügelbein (Pterygoid).[3]
Der Körper besitzt an seiner dicksten Stelle 28 bis 46 dorsale Schuppenreihen pro Querreihe. Die Schuppen sind mit Ausnahme der äußersten sehr stark gekielt, die seitlichen Schuppen sind leicht gebogen. Die Bauchseite ist von 124 bis 140 Bauchschuppen (Ventralia) besetzt, wobei Männchen selten über und Weibchen selten unter 132 Ventralia besitzen. Die Analschuppe ist ungeteilt, ihr schließen sich 17 bis 33 Schuppenpaare der Schwanzunterseite (Subcaudalia) an, dabei haben Männchen nie weniger als 25 und Weibchen nie mehr als 23 Paare.[3]
Eine Grundfarbe ist auf dem Körper der Schlangen nicht zu erkennen, die Färbung setzt sich vielmehr aus einem Mosaik von regelmäßig geformten Flächen zusammen. Der Kopf ist auf der Oberseite cremeweiß. Von den silbrig-schwarzen Augen zieht sich ein dunkles Dreieck abwärts zum Maulwinkel. Der cremefarbene, fast pastellfarbige Bereich reicht über den Nacken und geht über in eine Reihe von ebenfalls in dieser Farbe gehaltenen Rechtecken, die sich auf dem Rücken bis zum Schwanz ziehen. Unterbrochen sind sie von olivgrünen und zentral eingeschnürten Flecken mit einer hellen Begrenzung. In der Einschnürung werden die Flecken durch braune Dreiecke zu Rechtecken ergänzt. Unterhalb dieser hellen Rückenzeichnung sind die Flanken vor allem durch eine Reihe großflächiger hellbrauner Rautenflecken (Diamanten) im Wechsel mit dunklen Dreiecken gekennzeichnet, die unten von einer weißen Zickzacklinie abgegrenzt werden. Unterhalb dieser liegen wiederum braune Dreiecke bis zum Bauch. Die Zeichnung ist individuell leicht variabel, wobei vor allem die Farben etwas unterschiedlich sein können. So kommen insbesondere bei frisch gehäuteten Tieren grünliche, gelbe, bläuliche oder violette Farben vor, und zwischen den Hauptzeichnungen können kleinere Farbflecken in weiß, gelb oder rot vorkommen.
Die Tiere sind bei oberflächlicher Betrachtung sehr farbenfroh gemustert. Durch ihr Vorkommen in der Laubschicht von Regenwäldern sind sie jedoch zwischen den Blättern und im Licht und Schattenspiel der Äste sehr gut getarnt.
Unterschiede zwischen B. rhinoceros und B. gabonica
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Westliche Gabunviper wurde lange Zeit als Unterart der „Gabunviper“, Bitis gabonica rhinoceros angesehen. Aus diesem Grund sind Größenangaben und sonstige Merkmale nur schwer einer der beiden Arten zuzschreiben und insbesondere mögliche Rekordwerte sind mit Vorsicht zu behandeln.
Insgesamt scheint B. rhinoceros jedoch etwas größer als B. gabonica zu werden. Ein etwas eindeutigeres Unterscheidungsmerkmal sind die namensgebenden Nasenhöcker, welche bei B. rhinoceros größer werden. Lediglich die Kopfzeichnung ist nach aktuellem Wissensstand ein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal, wobei es nicht auszuschließen ist, dass spontane Mutationen, sowie Hybride beider Arten in Gefangenschaft hiervon abweichen können. Das eindeutigste Merkmal ist die dreieckige Zeichnung unterhalb der Augen. Diese zieht sich an ihrer hinteren Seite vom Auge bis zum Maulwinkel beziehungsweise bis etwa zum hintersten Drittel des Mauls an der vorderen Seite. Dieses Dreieck kann vollständig sein, jedoch haben beide Arten meistens einen hellen Fleck, welcher sich über den unteren Teil der letzten 2 – 3 Schuppen vor dem Maulwinkel zieht. Bei Bitis gabonica ist die dunkle Zeichnung darüber hinaus durch eine mehr oder weniger breite, helle Linie in zwei Dreiecke aufgeteilt. Diese kann sich vom Auge bis zu zum Maul ziehen. In vielen Fällen beginnt sie jedoch deutlich unterhalb des Auges, ist ihrerseits zu einem hellen Dreieck verbreitert sein oder durch zusammenlaufende dunkle Zeichnung in zwei Striche geteilt sein. Auch ist es möglich, dass diese helle Zeichnung bei einem Individuum auf jeder Seite des Kopfes deutlich unterschiedlich ausgeprägt ist.
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Westliche Gabunviper kommt entlang der westafrikanischen Atlantikküste vor. Ihre Verbreitung umfasst ein etwa gleich breites Band vom Süden Guineas bis zur Küste Sierra Leones und Liberias sowie der südliche Hälfte der Elfenbeinküste und Ghanas. Im Westen erreicht das Verbreitungsgebiet nicht ganz die Grenze von Sierra Leone zu Guinea und im Osten erreicht es nur etwa den Volta-Stausee. Ein zweites Vorkommen der Art ist abgetrennt in Zentral-Togo zu finden.
Das westlichste Vorkommen von B. gabonica ist rund 200 km entfernt an der westlichen Grenze Nigerias zu finden. Beide Arten sind durch ein Gebiet aus wenigen Trockenwäldern und ausgedehnten Savannen getrennt, welches als die Dahomey-Gap bezeichnet wird.
Die Erstbeschreibung der Art erfolgte anhand eines Exemplars aus Ghana, von der Goldküste zwischen dem Kap der drei Spitzen und Accra (Terra typica).
Lebensraum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gabunviper ist eine ausgesprochene Waldart, die vor allem im tropischen Regenwald und dessen Randwäldern lebt. Außerdem lebt sie in Sumpfland, sowohl im Bereich von Stillgewässern als auch im Umfeld von Flüssen oder anderen Fließgewässern. Vor allem in Westafrika wird die Schlange in Kakao- und in Ostafrika in Kaffee-Plantagen in ehemaligen Regenwaldgebieten angetroffen und für Tansania werden Vorkommen der Viper in Sekundärwäldern, Cashew-Plantagen und buschigem Kulturland sowie Dickichten beschrieben. Man findet sie vor allem im Flachland, seltener in Höhen bis zu 1500 oder sogar 2100 m NN.
Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gabunviper ist eine solitäre, auf dem Boden lebende und meistens nachtaktive Schlange, die vor allem mit der abendlichen Dämmerung aktiv wird. Sie wird gemeinhin als sehr behäbig oder auch lethargisch beschrieben und bewegt sich oft stundenlang kaum von der Stelle. Ihre Fortbewegung erfolgt kriechend, indem sie sich auf ihren Bauchschuppen vorwärts zieht, und sehr langsam. Wird sie gestört, kann sie sich auch kurze Zeit schlängelnd fortbewegen; meistens verharrt sie in dem Fall jedoch bewegungslos oder geht in eine Verteidigungsposition über.
Wird die Schlange sehr stark gereizt und fühlt sich dadurch bedroht, kommt es zu dem für Puffottern typischen Drohverhalten, bei dem sie sich mehrfach aufbläht und die aufgenommene Luft zischend oder mit lauten Knallgeräuschen wieder entlässt. Diese Aufregung kann sehr lang andauern; Hans-Günter Petzold, ehemaliger stellvertretender Direktor und Kurator für niedere Wirbeltiere im Tierpark Berlin, berichtete beispielsweise von einer in Gefangenschaft gehaltenen Gabunviper, deren Terrarium tagelang mit Matten verhängt wurde, bis sich das Tier wieder beruhigt hatte.[5] Wenn die Schlange zubeißt, schnellt der Vorderkörper mit einer solchen Wucht vor, dass das Tier bis zur Hälfte vom Boden abhebt.
Ernährung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gabunviper ist ein unspezialisierter Lauerjäger. Sie wartet im Laub liegend und gut getarnt auf potentielle Beutetiere, die in ihre Reichweite gelangen, und schnappt dann schnell vorstoßend zu. Dabei reagiert sie auf Vibrationen des Bodens oder auf den Geruch des Beutetieres. Beim Zustoßen wurde eine Geschwindigkeit von 23,6 Meter pro Sekunde gemessen, was ca. 85 km/h entspricht.[6]
Den Hauptanteil ihrer Beute machen entsprechend bodenlebende Kleinsäuger aus, insbesondere Nagetiere wie Rohrratten, Riesenhamsterratten, Vielzitzenmäuse und auch Stachelschweine, aber auch kleine Affen, Fledertiere oder Kleinstböckchen (Neotragus pygmaeus). Außerdem gehören Vögel wie Frankoline oder Tauben sowie Frösche und Echsen zu ihrem Beutespektrum. Durch die langen Giftzähne wird das Gift sehr weit in den Körper eingebracht und wirkt entsprechend stark.
Anders als viele andere große Vipern hält sie ihr Beutetier meistens fest, bis es durch die Giftwirkung gestorben ist. Nur selten und bei besonders wehrhafter Beute lässt die Schlange das Beutetier wieder los und sucht es aktiv nach etwa ein bis zwei Minuten, indem sie der Duftspur folgt. Die Beute wird anschließend vollständig verschluckt, wobei sie alternierend durch die Bewegungen des Unterkiefers und der Zähne des Gaumens in den Schlund geschoben wird. Meistens erfolgt dies mit dem Kopf voran, kleinere Beutetiere können jedoch aufgrund der sehr beweglichen Kiefer in fast jeder Lage geschluckt werden.
Fressfeinde und Parasiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fressfeinde der Gabunviper sind nicht bekannt. Da die Tiere im Laub sehr gut getarnt und zudem sehr wehrhaft sind, sollte das Spektrum potentieller Feinde eher gering sein.
Wie die meisten anderen Schlangen werden Gabunvipern jedoch von einer Reihe Parasiten besiedelt. So finden sich in den meisten gefangenen Gabunvipern Zungenwürmer (Pentastomida) der Art Armillifer armillatus sowie Bandwürmer der Art Proteocephalus gabonica, die sich auf diese Viper spezialisiert haben. Außerdem finden sich Proglottiden, weitere Bandwürmer sowie Eier der zu den Fadenwürmern gehörenden Spulwürmer (Ascaridae) und Strongylidae in den Kotproben der Tiere.
Fortpflanzung und Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Balz- und Paarungszeit der Gabunvipern liegt in der Regenzeit und kann entsprechend regional unterschiedlich sein. Die Hauptaktivität liegt im Frühjahr und Frühsommer im Zeitraum von März bis Juni. Wie sich die Geschlechtspartner finden, ist bislang ungeklärt. Man geht allerdings davon aus, dass die Weibchen Geruchsstoffe (Pheromone) abgeben, deren Spur die Männchen folgen können. Die Männchen führen in dieser Zeit Kommentkämpfe durch, wenn sich mehrere Tiere beim gleichen Weibchen treffen. Dabei umschlingen sie sich gegenseitig, um den jeweiligen Gegner zu Boden zu drücken. Diese „Tänze“ werden von einem kontinuierlichen lauten Zischen beider Tiere begleitet, und sehr häufig trennen sich die Tiere, ohne dass ein Gewinner feststeht – in diesem Fall verpaart sich keines der Männchen mit dem Weibchen.
Die Paarung selbst beginnt das Männchen ebenso wie die Kämpfe damit, dass es mit seinem Kopf über den Rücken der potentiellen Partnerin streicht. Wenn das Weibchen eine Paarung zulässt und dies durch Anheben des Schwanzes signalisiert, schlingt sich das Männchen mit dem Vorderkörper um das Weibchen und führt einen der beiden Hemipenes in die Kloake des Weibchens ein, um seine Spermien abzugeben. Die Spermien können vom Weibchen vor der eigentlichen Befruchtung im Genitaltrakt gespeichert werden, dadurch kann die Tragzeit von sieben Monaten bis zu einem Jahr betragen. In dieser Zeit nehmen die Mutterschlangen deutlich an Gewicht und Umfang zu. Bei in Gefangenschaft gehaltenen Schlangen wurden dabei etwa 2,15 Kilogramm Gewichtszunahme beobachtet.
Die Gabunviper ist ovovivipar, bringt also lebende Jungtiere zur Welt, die nur von einer dünnen Embryonalhülle umgeben sind. Die direkt daraus schlüpfenden Jungschlangen haben eine Körperlänge von etwa 24,5 bis 27 Zentimetern bei einem Gewicht von 32 bis 39 Gramm. Der Wurf einer Schlange besteht dabei aus 16 bis zu über 40 Individuen, die Geschlechter sind dabei gleichmäßig verteilt. Bereits nach einem Tag schnappen die Jungschlangen instinktiv nach Beutetieren in der passenden Größe, im Terrarium etwa nach Babymäusen. Die Giftdrüsen und Giftzähne sind bereits voll ausgebildet und funktionsfähig.
Innerhalb von etwa einem Jahr erreichen die Jungschlangen eine Körperlänge von etwa 60 Zentimetern, wobei das proportionale Längenwachstum mit dem Alter abnimmt. Nach zwei Jahren sind die Schlangen etwa einen Meter lang, nach drei Jahren etwa 1,3 Meter. In dem Alter wiegen sie etwa 3 Kilogramm. Über Terrarienversuche konnte ermittelt werden, dass eine durchschnittliche tägliche Nahrungsmenge von 2,1 g/kg Körpergewicht benötigt wird, um ein Wachstum und eine Gewichtszunahme zu erreichen, unterhalb einer Menge von 1,7 g/kg Körpergewicht nehmen die Tiere an Gewicht ab. Nach etwa sechs Jahren ist die Gabunviper ausgewachsen bzw. wächst nur noch minimal, und das Körpergewicht bleibt weitgehend konstant.
Das maximale Alter der Schlangen ist unbekannt, in der Literatur werden allerdings Lebensspannen für gehaltene Schlangen von 10 bis 30 Jahren angegeben. Sollten diese Zahlen zutreffen, handelt es sich bei der Gabunviper gemeinsam mit der Waldkobra (Pseudohaje goldii), der Südafrikanischen Speikobra (Hemachatus haemachatus) und der Waldklapperschlange (Crotalus horridus) um eine der langlebigsten Giftschlangen, für die entsprechende Lebensdaten vorhanden sind.[7] Für die meisten Arten fehlen allerdings entsprechende Daten, es ist also durchaus möglich, dass dieses Maximalalter von vielen weiteren Arten erreicht werden kann.
Taxonomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Westliche Gabunviper wurde 1855 von Hermann Schlegel als Vipera rhinoceros erstbeschrieben. Erstmalig in die Gattung Bitis wurde die Art 1882 von Wilhelm Peters eingeordnet. Später galt die Art für lange Zeit lediglich als Unterart der ein Jahr früher beschriebenen Bitis gabonica.
Nach Untersuchungen von Peter Lenk et al. aus dem Jahr 1999 wurde auf molekularbiologischer Basis der Analyse des Cytochrom b-Gens aus der mitochondrialen DNA festgestellt, dass sich die beiden Unterarten der Gabunviper sehr stark voneinander unterscheiden. Sie stellten gravierende Unterschiede zwischen B. g. gabonica und B. g. rhinoceros fest, die denen jeder einzelnen zur nächstverwandten Nashornviper entsprechen. Auf dieser Basis wurde vorgeschlagen, die westliche Unterart B. g. rhinoceros als eigene Art Bitis rhinoceros und als Schwesterart zur Nashornviper zu betrachten.[8] Diese Ansicht wird mittlerweile allgemein anerkannt.[9]
Schlangengift
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei einem Biss der Gabunviper wird ein stark wirkendes Gift durch die Kanäle ihrer Zähne injiziert, das sowohl neurotoxische als auch hämolytisch wirkende Bestandteile besitzt. Die Giftmenge, die bei einem Biss dieser Art abgesondert wird, ist zudem recht hoch, und durch die sehr langen Giftzähne wird das Gift tief in die Bissstelle eingebracht.
Zusammensetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie die meisten Schlangengifte stellt auch das Gift der Gabunviper ein Gemisch aus unterschiedlichen Proteinanteilen dar, die entsprechend unterschiedlich im Körper der Beutetiere oder eines Gebissenen wirken. Die ersten substanziellen Arbeiten zur Identifizierung der einzelnen Bestandteile des Giftes stammen aus dem Jahr 1969, jedoch ist bis heute nicht abschließend geklärt, welche Bestandteile welche Wirkungen haben. Eine Arbeit von 2007 identifizierte im Proteom der Giftdrüsen mit Hilfe verschiedener Analyseverfahren 38 unterschiedliche Proteine mit Molekülmassen von 7 bis 160 kDa, die sich 12 verschiedenen Giftgruppen zuordnen lassen.[10]
Die meisten Bestandteile des Giftes gehen evolutionär wie für die Vipern typisch auf Komponenten des Blutgerinnungssystems zurück und wirken entsprechend. Den Hauptanteil bilden Serinproteinasen, die im Aufbau und der Funktion dem Gerinnungsenzym Thrombin sehr ähnlich sind. Hinzu kommen unter anderen Zn2+-Metalloproteasen, lektinähnliche Proteine, Phospholipase A2, Bradykinin-verstärkende Proteine und gattungstypische Bitiscystatine. Einige Gifte sind dabei arttypisch, darunter Gabonin-1 und -2 sowie die Disintegrine Bitisgabonin-1 und -2. Die Zusammensetzung der Serinproteasen ist ebenfalls einzigartig für die Gabunviper und insbesondere die Gabonase ist arttypisch für die Gabunviper. In ihrem Aufbau ähnelt sie dabei anderen Serinproteasen aus Schlangengiften wie beispielsweise der Crotalase im Gift der Klapperschlangen (Crotalus).[11]
Im Vergleich zum Gift der Puffotter (Bitis arietans), das als einziges in der Gattung ebenfalls detailliert untersucht ist, ist die Zusammensetzung des Gabunvipergiftes deutlich komplexer. Auf der anderen Seite wird das Puffottergift als effektiver beschrieben. Der Unterschied lässt sich wahrscheinlich vor allem über eine evolutionäre Anpassung der Gifte an die spezifischen Beutetiere erklären; Daten über die Wirkung bei diesen liegen allerdings nicht vor.
Wirkung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gabunvipergift wirkt sehr stark hämorrhagisch und cytotoxisch, zudem sind neurotoxische Komponenten enthalten. Die Letale Dosis LD50 bei Mäusen und Kaninchen, denen das Gift intravenös gespritzt wurde, liegt bei 0,55 bis 0,71 bzw. 0,86 bis 2,76 Milligramm (Trockengewicht) pro Kilogramm Körpergewicht. Bei Affen liegt die LD50 bei 0,2 bis 0,6 mg/kg, auf dieser Basis wurde für den Menschen hochgerechnet, dass ein unbehandelter Biss mit einer Giftinjektion von mehr als 35 Milligramm als tödlich angesehen werden kann.
Bei einem durchschnittlichen Biss gibt die Gabunviper allerdings deutlich größere Mengen ab, die im Bereich zwischen 200 und 600 Milligramm liegen[12]; die bislang maximal bei einer Giftentnahme festgestellte Menge lag sogar bei 2,4 Gramm Trockengift bzw. 9,7 Milliliter Nassgift. Dabei handelt es sich um die größten Giftmengen, die für Giftschlangen überhaupt dokumentiert sind.[13]
Die Folgen eines Schlangenbisses beim Menschen sind vielfältig und können je nach Menge und Geschwindigkeit der Giftaufnahme unterschiedlich ausfallen. Häufig kommt es zu einem starken Abfall des Blutdrucks bis hin zum Schock[14], zu Blutungen im Bereich der Bisswunde und in anderen Körperregionen und Organen und zu einer Störung der Blutgerinnung, die der disseminierten intravasalen Gerinnung (DIC) sehr ähnlich ist.
Die Gerinnungsstörung wird ausgelöst durch die hohe Menge an thrombinähnlichen Bestandteilen des Giftes, die zu einer unvollständigen Bildung von Fibrin aus dem vorhandenen Fibrinogen und einem danach erfolgenden Abbau desselben führen. Verstärkt wird der Effekt durch die Bitisgabonine, die das bei der Gerinnung benötigte Fibronektin binden und damit dem Blut entziehen. Das Blut wird entsprechend durch das Schlangengift ungerinnbar. Zytotoxische Effekte zweier hämorrhagischer Proteine, die zu einer Separation von Endothelzellen der Blutgefäße und damit einem Austritt von Blut in das umliegende Gewebe führen, werden für die diffusen Blutungen verantwortlich gemacht. Stoffwechselveränderungen führen zu einer verminderten Sauerstoffaufnahme im Gewebe und einer metabolischen Azidose mit erhöhten Blutkonzentrationen von Glucose und Laktat. Am Herzen werden Störungen der Erregungsleitung und Veränderungen des Aktionspotentials durch eine verminderte Membrandurchlässigkeit für Calciumionen beobachtet, die auch zu einer zunehmenden Herzmuskelschwäche führt.[15]
Epidemiologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bissunfälle durch die Gabunviper bei Menschen sind verhältnismäßig selten und resultieren meist daraus, dass der Betroffene auf eine versteckte Schlange getreten ist. Selbst bei relativ starker Reizung reagieren die meisten Gabunvipern kaum oder nur durch einen kurzen Zischlaut. Genaue Zahlen der Bissunfälle liegen nicht vor und Todesfälle, die auf die Gabunviper zurückgeführt werden können, sind nicht dokumentiert. Bislang wird nur ein Fall aus dem US-Bundesstaat Kalifornien auf den Biss einer Gabunviper zurückgeführt: Am 17. Dezember 1999 wurde Anita Finch, die Besitzerin einer Gabunviper, in ihrem Trailer im Stadtteil Van Nuys in Los Angeles tot aufgefunden, nachdem sie von der Gabunviper in die Hand gebissen wurde.[16]
Menschen und die Gabunviper
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über die Bestandszahlen der einzelnen Populationen der Gabunviper liegen keine Zahlen vor, es wird jedoch davon ausgegangen, dass diese Tiere in den Regenwäldern Afrikas in relativ großer Individuenzahl vorhanden sind. Einträge in der Roten Liste gefährdeter Arten sowie in der Artenliste des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen (CITES) bestehen entsprechend nicht.
In einigen Teilen ihres Verbreitungsgebietes stellt die Gabunviper als Fleischlieferant eine willkommene Jagdbeute dar. Sie wird im Regelfall mit bloßen Händen gefangen und am Schwanz hängend lebend getragen, da sie sich nur selten wehrt. Eine medizinische Nutzung des Schlangengifts ist bislang nicht bekannt.
Die kulturgeschichtliche Bedeutung der Gabunviper ist von der anderer Schlangen in ihrem Verbreitungsgebiet nicht zu trennen. Obwohl Schlangen sehr häufig in afrikanischen Märchen und Geschichten auftauchen, ist es kaum möglich, diese einzelnen Arten zuzuordnen.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ https://www.aboutanimals.com/reptile/gaboon-viper/
- ↑ G. S. Cansdale: West African Snakes, Longman’s, London 1961; zitiert in Mallow et al. 2003
- ↑ a b c Falls nicht anders gekennzeichnet, stammen alle Zahlenwerte aus Mallow et al.
- ↑ http://snakedatabase.org/pages/ld50.php
- ↑ H. G. Petzold; H. Saint Girons: Vipern und Grubenottern in Grzimeks Tierleben, 6. Band: Kriechtiere, Kindler Verlag, Zürich 1971
- ↑ D.G. Broadley, E.V. Cock: Snakes of Rhodesia, Longman, Salisbury 1975. Zitiert in: Marsh & Whaler 1984
- ↑ Alle Zahlenwerte nach Marsh & Whaler 1984
- ↑ Peter Lenk, Hans-Werner Herrmann, Ulrich Joger, Michael Wink: Phylogeny and Taxonomic Subdivision of Bitis (Reptilia: Viperidae) Based on Molecular Evidence, Kaupia – Darmstädter Beiträge zur Naturgeschichte 8, 1999, Seiten 31 bis 38. (Volltext; PDF; 1,2 MB)
- ↑ Bitis rhinoceros im Integrated Taxonomic Information System (ITIS)
- ↑ Juan J. Calvete, Cezary Marcinkiewicz, Libia Sanz: Snake venomics of Bitis gabonica gabonica. Protein family composition, subunit organization of venom toxins, and characterization of dimeric disintegrins bitisgabonin-1 and bitisgabonin-2. In: Journal of Proteome Research. Band 6, Nr. 1, 2007, S. 326–336, doi:10.1021/pr060494k, PMID 17203976.
- ↑ Hubert Pirkle, Ida Theodor, Don Miyada, Greg Simmons: Thrombin-like Enzyme from the Venom of Bitis gabonica, Journal of Biological Chemistry 261 (19), 1986, Seiten 8830 bis 8835 Volltext (PDF; 2,7 MB)
- ↑ Werte stammen von Exemplaren zwischen 1,25 und 1,55 m Körperlänge; nach Mallow et al. 2003
- ↑ Alle Zahlenwerte nach Mallow et al. 2003
- ↑ S.M. Wildi, A. Gämperli, G. Beer, K. Markwalder: Severe envenoming by a Gaboon viper (Bitis gabonica), Swiss Med Wkly (2001) 131:54–55, PMID 11219193 Volltext ( des vom 14. August 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ N. Marsh, D. Gattullo, P. Pagliaro, G. Losano: The Gaboon viper, Bitis gabonica: hemorrhagic, metabolic, cardiovascular and clinical effects of the venom, Life Sci (1997) 61:763–769, PMID 9275005
- ↑ Woman Who Kept Poisonous Snakes in Home Found Dead. Los Angeles Times, 17. Dezember 1999; abgerufen am 6. Juli 2015.