Benutzer:Tvwatch/Ritterkreuz

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Das Ritterkreuz sollte U-Boot-Kommandanten nach den Verleihrichtlinien für eine Versenkung von mehr als 100.000 BRT Schiffsraum vergeben werden.[1] Um der Öffentlichkeit aber mehr erfolgreiche Ritterkreuzträger präsentieren zu können, wurden im Verlauf des Krieges diese Kriterien „ständig unterlaufen.“[2] Es entsprach ferner der damaligen Marinepraxis, dass die Kommandanten ihre Versenkungszahlen durch Schätzungen hochrechneten. Das war in der Marineführung bekannt. So hielt die 3. (Nachrichtenauswertungs)-Abteilung der Seekriegsleitung (Fremde Marinen) ihren eigenen Auswertungen zufolge die „unsinnig hohen“ Meldungen über versenkte Tonnage für „grotesk übertrieben“.[3] Und selbst Admiral Dönitz gestand in der Nachkriegszeit ein, dass die Versenkungsmeldungen über den wirklichen Ziffern lagen, allerdings seiner Meinung nach „nur wenig“.[4]

Das Ritterkreuz wurde Jagdfliegern zunächst für den Abschuss von mindestens 20 gegnerischen Flugzeugen vergeben, die Stufe „Eichenlaub“ für 40 Abschüsse.[5] Es entsprach aber der damaligen Luftwaffenpraxis, dass die Jagdflieger ihre Abschusszahlen manipulierten. Das war in der Wehrmachtsführung bekannt. Der Chef der Abteilung Wehrmachtspropaganda (WPr) des OKW, die den Wehrmachtbericht erstellte, beklagte „eine ‚Zahlenakrobatik‘ der Luftwaffe in bezug auf den Abschuß feindlicher Flieger“.[6] Auch von Adolf Hitler und von Heeresseite wurden die Zahlen bezweifelt.[7]

Einzelnachweise

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  1. Manfred Dörr (Bearb.): Die Ritterkreuzträger der U-Boot-Waffe. (=Die Ritterkreuzträger der Deutschen Wehrmacht 1939 - 1945; IV), Osnabrück 1989, Bd. 1, S. XV.
  2. Bodo Herzog: Provozierende Erkenntnisse zur deutschen U-Boot-Waffe. In: Historische Mitteilungen der Ranke-Gesellschaft 11 (1998), S. 101-124, Zitat S. 105f.: „Von 122 mit diesem Orden ausgezeichneten Kommandanten (es gab 9 Ausnahmen) erzielten nur 31 diese hohe Norm (Es gab sogar mit dem Ritterkreuz dekorierte Offiziere ohne Versenkungsergebnisse)“; Ders.: Ritterkreuz und U-Boot-Waffe. Bemerkungen zur Verleihpraxis. In: Deutsches Schiffahrtsarchiv 10 (1987), S. 245-260; René Schilling: „Kriegshelden“. Deutungsmuster heroischer Männlichkeit in Deutschland 1813-1945 (= Krieg in der Geschichte; Bd. 15), Paderborn 2002, S. 368 Anm. 199.
  3. Erich Murawski: Der deutsche Wehrmachtbericht 1939–1945. Ein Beitrag zur Untersuchung der geistigen Kriegführung. Boppard am Rhein 1962, (Schriften des Bundesarchivs. Band 9), S. 43.
  4. Karl Dönitz: Zehn Jahre und zwanzig Tage. 4. Aufl. Frankfurt a.M. 1967, S. 221.
  5. s. Die deutsche Luftfahrt, Jahrbuch 1941, Frankfurt/Main 1941, S. 231, 234, 236; Jochen Prien: Die Jagdfliegerverbände der Deutschen Luftwaffe 1934 bis 1945. Teil 3. Eutin [2001], S. 347.
  6. Erich Murawski: Der deutsche Wehrmachtbericht 1939–1945. Ein Beitrag zur Untersuchung der geistigen Kriegführung. Boppard am Rhein 1962, (Schriften des Bundesarchivs. Band 9), S. 73.
  7. Hildegard von Kotze (Hg.): Heeresadjutant bei Hitler 1938-1943. Aufzeichnungen des Majors Engel. Stuttgart 1974, S. 89f. (Hitler am 4. November 1940); Adolf Heusinger: Befehl im Widerstreit. Tübingen 1957, S. 98; s.a. Horst Boog: Die deutsche Luftwaffenführung 1935 bis 1945. Stuttgart 1982, S. 524.