Benutzer:WolfgangRieger/Baustelle3
Ephesia Grammata (altgriechisch Έϕέσια γραάµµατα ‚ephesische Buchstaben‘, lateinisch Ephesiae litterae) ist eine antike magische Formel, eine Reihe von Worten ohne bekannten Sinn, die zu apotropäischen und heilsbringenden Zwecken schriftlich und mündlich verwendet wurde. Ihre Bezeichnung als „ephesiche Buchstaben“ rührt daher, dass sie auf der Statue der Artemis von Ephesos eingeschrieben gewesen sein sollen.[1]
Die Worte wurden im Exorzismus zur Vertreibung schadenbringender Dämonen verwendet[2] und auch zum Schutz eine Brautpaars, das man dabei rituell umkreiste[3]. Der Suda zufolge soll Kroisos die Worte auf seinem Scheiterhaufen gesprochen haben.[4] Die Worte konnten auch auf ein Stück Leder geschrieben und umgebunden als Amulett dienen.[5] So sollen sie laut Suda beim Ringkampf verwendet worden sein, als ein Milesier einen Epheser, der die Worte um seinen Knöchel trug, nicht besiegen konnte. Erst als man die Worte entfernte, konnte der Milesier den Epheser gleich 30-mal niederwerfen.[4]
Die Wortfolge lautet in der Überlieferung:
- ΑΣΚΙ(ΟΝ) ΚΑΤΑΣΚΙ(ΟΝ) ΛΙΞ ΤΕΤΡΑΞ ΔΑΜΝΑΜΕΝΕΥΣ ΑΙΣΙΟΝ (oder ΑΙΣΙΑ)
- aski(on) kataski(on) lix tetrax damnameneus aision (oder aisia)
Ein epigraphische Zeugnis findet sich auf einem Bleitäfelchen aus Phalasarna in Kreta aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.[6] Ein anderer Text aus Selinus lässt vermuten, dass die Wortreihe ursprünglich die Form eines Hexameters hatte.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fritz Graf: Ephesia grammata. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 3, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01473-8, Sp. 1076–1077.
- Roy Kotansky: Incantations and prayers for salvation on inscribed Greek amulets. In: Christopher A. Faraone, Dirk Obbink: Magika Hiera : Ancient Greek Magic and Religion. Oxford University Press, 1991, ISBN 0-19-504450-9, S. 110–112, 126f.
- Ernst Kuhnert. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band V,2, Stuttgart 1905, Sp. 2771–2773.
- Karl Preisendanz: Ephesia grammata. In: Theodor Klauser (Hrsg.), Reallexikon für Antike und Christentum. Bd. 5. Hiersemann, Stuttgart 1962, Sp. 515–520.
- Hendrik Simon Versnel: Die Poetik der Zaubersprüche. In: Tilo Schabert, Rémi Brague (Hrsg.), Die Macht des Wortes. Eranos N.F. 4. Fink, München 1996, ISBN 3-7705-3057-8, S. 233–297.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Pausanias bei Eustathios von Thessalonike Commentarii ad Homeri Odysseam 19,247.
- ↑ Plutarch Moralia 706 de.
- ↑ Menander Fragment 313.
- ↑ a b Suda, Stichwort Έϕέσια, Adler-Nummer: epsilon 3864, Suda-Online
- ↑ [[Anaxilas (Dichter)|]] fr. 18.
- ↑ Margherita Guarducci, Federico Halbherr (Hrsg.): Inscriptiones Creticae. Rom 1935–1950, Nr. 2,19,7.