Benutzer:Zenith4237/Artikelarbeit/Archiv/ATCV-1

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Zur Kontroverse der von mir benutzten Quellen (und damit eigentlich ein Wegwerfartikel) siehe hier. Hab' ich nur behalten, falls das jemand (oder ich in der Zukunft) gerne aufbereiten möchte.

Die Grünalge Pediastrum duplex, ein natürlicher Wirt von ATCV-1

Acanthocystis turfacea Chlorella Virus 1, oft wegen der Länge des Namens ATCV-1 genannt, ist ein doppelsträngiges DNA-Virus, das zur Familie der Phycodnaviridae und zur Gattung der Chloroviren gehört. Es ist in Süßwasserseen oder Teichen zu finden und befällt normalerweise eukaryotische Grünalgen. Während einer 2014 durchgeführten Studie wurden jedoch zu ATCV-1 homologe DNA-Sequenzen im menschlichen Rachen nachgewiesen. Weitere Nachforschungen ergaben, dass eine Infektion bei Menschen und Mäusen mit einer Verringerung der kognitiven Leistungsfähigkeit einhergeht.[1]

Auf den Schleimhäuten von Menschen, zum Beispiel denen des Mund-Rachen-Raumes, befinden sich viele Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Viren. Ein Lebensraum von solchen Mikroorganismen wird Mikrobiom genannt. Mehrere Forschungsgruppen fanden heraus, dass die zwischen Menschen variierende Zusammensetzung einzelner Mikrobiome mit Unterschieden in der Gehirnentwicklung und -funktion korreliert, wobei man sich in diesen Studien meist mit den Auswirkungen von bakteriellen und Pilzinfektionen befasste.[2]

Auswirkungen auf den Menschen

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Nach einem im Oktober 2014 von Neurovirologen der Johns Hopkins University in Baltimore publizierten Artikel wurden durch metagenomische Analysen im Rachenraum von 43,5% (40) der 92 scheinbar gesunden Testpersonen, welche sich im Rahmen einer Studie für einen Test ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit zur Verfügung gestellt haben, DNA-Sequenzen gefunden, die sehr ähnlich zum Genom von ATCV-1 waren.[3]

Weitere Nachforschungen ergaben, dass eine Infizierung mit ATCV-1 sowohl bei Mäusen, als auch bei Menschen mit einer geringeren kognitiven Leistungsfähigkeit einhergeht. Dies war insofern überraschend, als dass man sich bei früheren Studien nicht auf Viren konzentriert hatte und somit deren eigentliche Bedeutung übersah. Bei Menschen verringere sich die Aufmerksamkeitsspanne und generell gebe es

“a modest but measurable decrease in cognitive functioning.”

„eine moderate, aber messbare Beeinträchtigung kognitiver Funktionen.“

Chlorovirus ATCV-1 is part of the human oropharyngeal virome and is associated with changes in cognitive functions in humans and mice[1]

Dies zeigte sich in den durchgeführten Tests. Personen, bei denen Teile des Genoms von ATCV-1 im Rachenraum gefunden wurden, waren zum Beispiel signifikant langsamer im Ordnen von Zahlen auf einem Blatt Papier. Dazu waren die Ergebnisse unabhängig von Faktoren wie dem Alter, Geschlecht, sozioökonomischem Status, der Bildung oder einer Nikotinabhängigkeit.[4] Bei infizierten Mäusen wurde ferner festgestellt, dass sie durch veränderte Genexpression im Bereich des Hippocampus verglichen mit nicht-infizierten Individuen unter Beeinträchtigungen ihrer Gedächtnis- und Immunabwehrfähigkeit litten.[5]

Es ist insgesamt sehr wenig über die Übertragung von ATCV-1 auf andere Organismen als Grünalgen bekannt. Von Forschern wird jedoch angenommen, dass das Virus nicht unter Menschen oder Tieren ansteckend ist, sondern über andere Parasiten auf diese übertragen wird.[6]

Rezeption in den Medien

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Viele Print- und Onlinemedien berichteten über den Fund eines stupidity virus (dt. Dummheitsvirus),[7] was hinsichtlich der verringerten kognitiven Leistungsfähigkeit, wenn auch meist übertrieben dargestellt, faktisch korrekt ist. Andere berichteten über ein neues Killer-Virus,[8] obwohl ATCV-1 nicht tödlich ist (vergleiche die 40 asymptomatischen, infizierten Testpersonen der Studie). Oft wird der Anteil befallener Testpersonen der Studie (43,5%) auf die gesamte Menschheit übertragen, worauf Artikelüberschriften wie Jeder Zweite ist möglicherweise mit einem mysteriösen Virus infiziert, das Menschen dumm macht[9] hindeuten.

Einzelnachweise

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  1. a b Dr. Robert H. Yolken u.a.: Chlorovirus ATCV-1 is part of the human oropharyngeal virome and is associated with changes in cognitive functions in humans and mice. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 3. Oktober 2014, abgerufen am 26. Februar 2017 (englisch): „The presence of ATCV-1 was associated with a modest but measurable decrease in cognitive functioning.“
  2. Maha Al-Asmakh, Farhana Anuar, Fahad Zadjali, Joseph Rafter & Sven Pettersson: Gut microbial communities modulating brain development and function. (PDF) tandfonline.com, 29. Juni 2012, S. 9, abgerufen am 27. Februar 2017 (englisch).
  3. Dr. Robert H. Yolken u.a.: Chlorovirus ATCV-1 is part of the human oropharyngeal virome and is associated with changes in cognitive functions in humans and mice. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 3. Oktober 2014, abgerufen am 26. Februar 2017 (englisch).
  4. Dr. Robert H. Yolken u.a.: Chlorovirus ATCV-1 is part of the human oropharyngeal virome and is associated with changes in cognitive functions in humans and mice. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 3. Oktober 2014, abgerufen am 26. Februar 2017 (englisch): „These associations were independent of the covariates of age, sex, race, socioeconomic status, educational level, place of birth, and current cigarette smoking.“
  5. Dr. Robert H. Yolken u.a.: Chlorovirus ATCV-1 is part of the human oropharyngeal virome and is associated with changes in cognitive functions in humans and mice. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 3. Oktober 2014, abgerufen am 26. Februar 2017 (englisch): „ATCV-1 exposure in mice also resulted in the altered expression of genes within the hippocampus. These genes comprised pathways related to synaptic plasticity, learning, memory formation, and the immune response to viral exposure.“
  6. Madeline Grant: AMERICAN RESEARCHERS DISCOVER 'STUPIDITY VIRUS'. In: Health. europe.newsweek.com, 11. Oktober 2014, abgerufen am 26. Februar 2017 (englisch): „Professor James L. Van Etten of the University of Nebraska, who was a member of the research team, told Newsweek that little is currently known about how the virus could be transmitted to humans in such abundance, but that they had "no reason to believe that [the viruses] are contagious among people or animals".“
  7. Madeline Grant: AMERICAN RESEARCHERS DISCOVER 'STUPIDITY VIRUS'. In: Health. europe.newsweek.com, 11. Oktober 2014, abgerufen am 26. Februar 2017 (englisch).
  8. Neuer Killer-Virus schädigt das menschliche Gehirn. focus.de, 11. November 2014, abgerufen am 27. Februar 2017.
  9. Mike Adams: Jeder Zweite ist möglicherweise mit einem mysteriösen Virus infiziert, das Menschen dumm macht. kopp-verlag.de, 12. November 2014, abgerufen am 27. Februar 2017.