Benutzer Diskussion:Kalhambra

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Letzter Kommentar: vor 14 Jahren von Grand-Duc in Abschnitt Mentorenprogramm
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Wachstumsfetisch Die Folgen des übertriebenen Wachstums-Kultes und Privatisierungs-Wahns - hervorgerufen von Politikern und sogenannten Wirtschaftsweisen - sie sind ein soziales Desaster ungeahnten Ausmaßes. Die Bundestrepublik befindet sich in der tiefsten Wirtschaftskrise seit ihrem Bestehen. Millionen Menschen werden von diesem System in die Arbeitslosigkeit gestoßen. Tendenz steigend. Veröffentlichte Zahlen führen in die Irre. Arbeitslöosigkeit und Obdachlosigkeit sind kein Randgruppenproblem mehr. Unsicherheit in der Arbeit und im Leben sind zur Norm der ganzen Gesellschaft geworden. Kapital und Kabinett propagieren als Ausweg: Kostenentlastung für das Kapital und Stärkung der internationalen Konkurrenzfähigkeit, Vertrauen in die Dynamik der Marktkräfte und in den wirtschaftlichen Aufschwung. Selbst wenn die Konjunktur wieder anspringen sollte, wird die Arbeitslosigkeit weiter steigern. Rationalisierung, neue Produktionskonzepte u n d Verlagerungen ins Ausland vernichten mehr Arbeitsplätze als diese durch "wirtschaftliches Wachstum" gesichert werden könnten. Zwar gehen immer wieder Belegschaften gegen die Vernichtung ihrer Arbeitsplätze auf die Straße, doch ihre Kämpfe bleiben isoliert. Fehlende gesellschaftspolitische Perspekltioven und zunehmende Existenzangst fördern ihre Anpassungsbereitschaft und führen allgemein zur Resignation. Das Kapital beschleunigt den Umbau der Gesellschaft. Kostensenkung, Privatisierung, Deregulierung, Liberalisierung sind die Schlagworte einer Politik, für die die Lebensinteressen der n o c h arbeitenden Menschen nichts, die weltmarktorientierte Modernisierung zugunsten der Profite alles ist. Ganze Regionen wurden und werden entindustrialisiert; selbst wichtige Kernindustrien und -branchen sind in ihrer Existenz bedroht, weil die staatliche Wirtschafts- und Finanzpolitik alle Mittel für die Subventionierung der Konzerne mobilisiert. Mit dem Maastricht-Vertrag wird europaweit koordiniert eine Politik des Sozialabbaus und der Deregulierung durchgeführt. Nach dem Zusammenbruch und der Zerschlagung des Sozialismus in Osteuropa wurden Markt und Marktregulierung als überlegen und als Königsweg zu Arbeit und Wohlstand gepriesen. Heute sind es angeblich die Sachzwänge des Marktes, die den Abbau von Löhnen und Sozialleistungen erzwingen. Die Reichen werden immer reicher, während die Armut zunimmt. Die Verschuldung der öffentlichen Haushalte und die steuerliche Belastung der Arbeiter, Angestellten und Beamten erreichen Rekordhöhen, während die Steuern für die Banken, Konzerne und Superreichen weiter gesenkt werden. Massiver Sozialabbau, Einschränkungen beim Arbeitslosengeld, der Sozialhilfe, der Kranken-und Rentenversorgung machen das "soziale Netz" noch löchriger als es ohnehin schon ist. Ziel ist der "Umbau des Sozialsystems". Zur Senkung der "Lohnnebenkosten" soll dse System der kollektiven sozialen Sicherung zerschlagen und durch die Privatisierung der sozialen Risiken ersetzt werden. Zum Zwecke, die "gesamte Gesellschaft zu entschlacken" - so Tyll Necker, s.Zt. Präsident des BDI - soll nicht nur das Sozialsystem zerschlagen, sondern Bildungswesen, Forschungs- und Umwelt politik, öffentliche Dienstleistungen und Infrastruktur nach den privatkapitalistischen Verwer- tungsinteressen "schlank gemacht". dereguliert, privatisiert und umgestaltet werden. Das in der Nachkriegszeit entwickelte Modell der Regulierung sozialer Konflikte, geprägt durch die Suche nach dem sozialen Kompromiß zur Entschärfung von Klassenkonflikten, wird heute zu einem Hemmnis für das Kapital. Tarifautonomie, kollektive Regelungen der Arbeitsbedingungen, verbindliche Flächentarifverträge stehen zur Disposition. Über Flexibilisierung, Öffnungsklau- seln und einzelvertragliche Regelungen soll das Tarifvertragssystem aufgeweicht, eine tarifpo- litische Wende erzwungen und die Gewerkschaften geschwächt werden. Mit der Standortdebatte, weltweiter Konkurrenz der Arbeitskraft und dem Thema "Teilung der Arbeit" werden die Belegschaften in die Defensive gedrückt. Streichung übertariflicher Leistun- gen, direkte Lohnsenkung, Flexibilisierung, Verlängerung der Arbeitszeit u. -verkürzung ohne Lohnausgleich stehen auf der Taagesordnung. Neue Rationalisierungs- und Produktionskonzepte mobilisieren die letzten Reserven der menschlichen Arbeitskraft und vernichten zigtausende von Arbeitsplätzen. Senkung der Kosten der Arbeitskraft ist das weltumspannende Ziel des Kapitals. Unter dem Deckmantel der "Übernahme internationaler Verantwortung" werden Konzeptionen für die militärstrategische Absicherung der Weltmachtpläne des deutschen Monopolkapitals entworfen und Schritt für Schritt realisiert.

Die Sozialdemokratie will auch die Gewerkschaften in einen "nationalen Konsens und eine "neue Sozialpartnerscahft" zur "Verteidigung des Wirtschaftsstandortes Deutschland" einbinden. Aber das Kapitalm setzt nicht auf Konsens, denn es kann lt.Tyll Necker nicht"den sozialen Frieden um jeden Preis zu einer Monstranz" machen. Die Gewerkschaften werden massiv unter Druck gesetzt, um sie als potentielle Gegenmacht- und Kampforganisation der (noch) Beschäftigten auszuschalten. Die staatlichen Repressionsorgane werden gestärkt, demokratische Rechte ab- und der Überwachungsstaat ausgebau Das Kapital hält sich die Möglichkeit für den Übergang zu autoritären Herrschaftsformen offen. Mit der Förderung revanchistischer, chauvinistischer, nationalistischer Politik und der Verharmlosung neofaschisischen Terrors wird das gesellschaftliche Klima nach rechts gerückt. Verzig Jahre Existenz der DDR werden kriminalisiert, um die Gesellschaft gegen eventuelle sozialistische Optionen zu immunisiséren. Mit all diesen Maßnahmen steigen die Gewinne dse Kapitals noch schneller und die Superreichen werden noch reicher. Aber keines der drängenden Probleme wird gelöst. Im Verdrängungskampf der Konzerne werden vor allem die Sozial- und Umweltstandards, Arbeitsplätze, Löhne und Arbeitsbed ingungen verdrängt und auf der Strecke bleiben. Der Markt wird dadurch nicht aufnahmefähiger, die Kaufkraft nimmt um keinen Deut zu. Im Gegenteil, die Schere zwischen Produktionsmöglichkeiten und kaufkräftiger Nachfrage öffnet sich noch weiter. Der Weltmarkt, um dessen Neuaufteilung die Konzerne kämpfen, wird durch eine verbesserte Konkurrenzposition um keinen Jota größer. Lediglich die Gefahr, daß der Krieg in Handelskriege oder gar politische und militärische Konflikte hinüberwächst, nimmt zu. Arbeitslosigkeit - ein Drama für die Betroffenen und eine existentielle Bedrohung für alle Arbeitenden - wird unabänderlich dargestellt, der man sich resignierend fügen müsse. Anstatt die Arbeitslosigkeit durch entsprechende Konjunkturprograme (z.B. Ausbau der eurasischen Landbrücke, Transrapid etc.) zu bekämpfen, bekämpft die Regierung die Arbeitslosen. Ihre Lösungsvorschläge lenken von den Ursachen der Arbeitslosigkeit, die einzig und allein im kapitalistischen System begründet sind, ab. Ebenso führt die "Teilung der Arbeit" in eine Sackgasse. Zum ersten wird willkürlich davon ausgegangen, daß alle Bedürfnisse bereits befriedigt wären und eine Mehrung kultureller und materieller Güter und Dienstleistungen nicht mehr nötig sei. Zum zweiten wird mit der "Teilung der Arbeit" eine Verkürzung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich legitimiert. Notwendig ist nicht die Teilung der Arbeit, denn der Produktivitätsforschritt führt zu einer drastischen Reduzierung der notwendigen Arbeitszeit, wodurch logischerweise die Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich ermöglich wird! Der "zweite Arbeitsmarkt" führt genauso in die Irtre. Gesellschaftlich notwendige und sinnvolle Arbeit kann nicht einem "zweiten Arbeitsmarkt" zugeschoben werden. Noch dazu mit verordneten Niedriglöhnen. Notwendig ist die Abkehr vom Dogma der "Selbstregulierung des Marktes" und der Unterordnung der Arbeit unter den Profit! ber volkswirtschaftliche Rahmenplanung, Beschäftigungsprogramme und gezielte Sanoerung müssen Staat und Kommunen den ökologischen Umbau und qualitatives Wachstum vorantreiben; der Bedarf an Wohnungen, öffentlichem Nahverkehr, Bildungs- und Kultureinrichtungen, Umweltsanierung ist vorhanden. Vorhanden sind auch die finanziellen Mittel: nämlich im Rüstungsetat und bei den nichtinvestierten Spekulationsmilliarden von Banken, Versicherungen und Konzernen! Arbeitslosigkeit ist die Bankrotterklärung einer Ordnung, in der die Fähigkeit, immer größere Werte in immer kürzerer Zeit zu produzieren, nicht zu wachsendem gesellschaftlichen Reichtum und der Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit, sondern zu menschlicher Entwurzelung und zu sich ausdehnender Armut führt! Der Globalisierungsprozeß führt nicht zu sinnvoller Teilung der Arbeit im Interesse der Menschen aller Kontinente, sondern zur weltweiten Konkurrenz der Arbeitsktaft, weltweitem Lohn- und Sozialdumping, zu wachsendetr Armut in den Metropolen und Verelendung an der Peripherie. Immer offensichtlicher wird die Kluft zwischen der Antriebskraft dieses kapitalistischen Systems, der hemmungslosen Jagd nach Profit und all dem, was das Leben der Menschen ausmacht: Arbeit, Bildung, soziale Sicherheit, Umwelt, Demokratie, Solidarität, Entfaltung der Persönlichkeit. Der Kapitalismus kann keines der Probleme der arbeitenden Menschen lösen und wird so zum Hemnis der Entwicklung der Menschheit. WG-awy-kalhambra

Mentorenprogramm

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Hallo Kalhambra, ein herzliches Willkommen im Mentorenprogramm! Ich bin nun dein Mentor und damit persönlicher Ansprechpartner in allen Fragen rund um die Wikipedia. Ich habe daher deinen {{Mentor gesucht}}-Baustein durch den entsprechenden Mentee-Baustein ersetzt.

Zur eigentlichen Betreuung: Ich bin dafür da, Fragen im Dialog zu beantworten. Dies passiert in der Regel auf so genannten Diskussionsseiten. Jeder Mitarbeiter verfügt über eine Benutzerdiskussionsseite. Auf meiner Diskussionsseite kannst du mich ab sofort ansprechen.

Auf gute Zusammenarbeit! Gruß, Grand-Duc 18:51, 7. Jul. 2010 (CEST)Beantworten


Hallo Grand-Duc, leider wurde mein Beitrag über Prof. Dr. h.c. mult. Manfred Baron von Ardenne mitten im Text gelöscht. Ich werde ihn neu schreiben müssen. Auf deiner Diskussionsseite kann ich dich nicht ansprechen, weil kein freies Textfeld zum Schreiben. Gruß a.w.y-kalhambra

Hallo Kalhambra! Doch, da gibt es freien Platz zum schreiben, den man sich allerdings erst aufrufen muss. Das geht sogar von dieser Seite hier: Klicken, um eine neue Nachricht hinterlassen, bitte den Text mit ~~~~ abschließen (zum signieren). Bitte einfach einmal ausprobieren. :-) Grüße, Grand-Duc 14:02, 18. Jul. 2010 (CEST)Beantworten
Das hier könnte übrigens wichtig sein: es gibt schon einen Artikel zu Manfred von Ardenne. Vielleicht fallen dir noch ein paar Lücken im Text auf, die Du ergänzen möchtest. Grüße, Grand-Duc 14:06, 18. Jul. 2010 (CEST)Beantworten

Prof. Dr. h.c. mult. Manfred Baron von Ardenne - einer der bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts

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Das Leben Manfred von Ardennes war ein erlebtes im tiefsten Sinne, ein Leben voller Ungewöhnlichkeiten, voll besessener Arbeit und voller Konsequenz: der Schüler, preussischer Offizierssohn, der mit zwölf Jahren einen der dersten Radioapparate baut und mit technischen Gerätschaften aller Art seine Umwelt beunruhigt; der hetranwachsende junge Mann, der mit sechsehn Jahren sein erstes Patent anmeldet; der Vierundzwanzigjährige, der u.a. einen brauchbaren Apparat zur Lungendiagnostik entwickelt; der Physiker, der seine Theorien sofort in die praktische Tat umsetzt. Als er mit der von ihm entwickelten Elektronenstrahlröhre ein erstes Bild auf den Bildschirm projizierte, war dies nur einer von unzähligen Entdeckertagen, in deren Verlauf sich Erfindung an Erfindung reihte. 28 Bücher und 424 Veröffentlichungen legen Zeugnis ab von seiner wissenaschaftlichen Arbeit. Sein Arbeitsleben führte über Berlin der Vorkriegsjahre nach dem Krieg in die UdSSR, von dort als Professor nach Dresden, wo er seinem Institut, dem Forschungsinstitut Manfred von Ardenne, bis zu seinem Tode vorstand. Denkwürdig waren die Begegnungen mit Max Planck, mit Otto Hahn, mit Otto Warburg, mit Staatsmännern und Wissenschaftlern. Obwohl in aller Welt als genialer und als einer der bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts anerkannt, hatte man ihn hierzulande lange Zeit ignoriert, d.h. ihn absichtlich übersehen, weil er sich nicht - wie seinerzeit der V-1 und V-II-Raketenspezialist Wernher von Braun - von der US-Militärstrategie mißbrauchen lassen wollte. Er hatte den Mut und den Weitblick für die richtige Entscheidung, die den atomaren Krieg nach 1945 zu verhindern half. Es gab s.Zt. ernsthafte Überlegungen, nach der Zerschlagung der deutschen Wehrmacht auch die Sowjetunion zu eleminieren, d.h. in praxi die dritte und vierte Atombombe auf Moskau und Leningrad zu werfen. 50 Jahre späöter, am 25. Oktober 1995, bestätigte der US-amerikanische Präsident Bill Clinton dies ohne Umschweife, als er in einer geschlossenen Beratung des Vereinigten Komitees der Stabschefs feststellte: "In den letzten 10 Jahren hat die Politik im Verhältnis zur UdSSR und ihren Verbündeten überzeugend bewiesen, daß der von uns eingeschlagene Kurs auf die Beseitigung einer der stärksten Mächte der Welt und eine saußerordentlich starken Militärblocks richtig war. Indem wir die Fehlschläge der sowjetischen Diplomatie, die außerordentliche Selbstüberschätzung Gorbatschows und seiner Umgebung, darunter jener, die offen eine proamerikanische Position einnahmen, nutzten, haben wir erreicht, was Präsident Truman vorhatte mit der Sowjetunion mittels der Atombombe tzu machen." Wissenschaftliche Entdeckungen. Obwohl in Hamburg geboren, wo der Vater Egmont Baron von Ardenne als Beruufsoffizier stationiert war und nach dessen Versetzung in das Kriegsministerium die Übersiedelung nach Berlin erfolgte, wurde Dresden ihm später zur Heimat. Von Ardenne war zunächst vom Phänomen der Fotografie fasziniert, bastelte aber damals nicht nur Fotoapparate und Fernrohre, sondern schon komplizierte elektrische Alarmanlagen. Er war in der Tat ein Wunderkind. Sein Abgangszeugnis vom Tempelhofer Gymnasium beweist die Kurzsichtigkeit und die Ohnmacht des damaligen Schulsystems. Dem Schüler wurde bescheinigt: "Sein Wissen und Können geht in einigen Gebieten der Physik und Chemie über das Klassen-, ja Schulziel hinaus." Gleichzeitig wurde den Eltern nahegelegt, ihn wegen mangelhafter Leistungen in anderen Fächern von der Schule zu nehmen. Kurz nach dem Ende des ersten Weltkriegs offenbnarte sich ihm bei einem Arztbesuch das Wunder der Röntgenstrahlen. Augenblicklich war er von diesem Phänomen fasziniert. Mit Hilfe eines kleinen Funkeninduktors ahmte er als Vierzehnjähriger den berühmt gewordenen Selbstversuch Röntgens nach, der mit einer derartigen Durchleuchtung eines der ersten Anwendungsbeispiele der von ihm entdeckten Strahlen geliefert hat. Seine Intersssen verlagerten sich fortan mehr und mehr von der Optik auf Elektrotechnik und Chem,ie. Als die Möglichkeiten des Detektorempfängers erschöpft schienen, fing er an, eine Anlage mit Glühkathodenröhren zu bauen. Die Jahre bis 1925 waren das "romantische Stadium" der neuen Rundfunktechnik. Die Postverwaltung kam dem Schwarzsender auf die Spur, ja, man vermutete gar einen feindlichen Geheimsender und hob das "Nachrichtenzentrum" aus. Als Sechzehnjähriger meldete Ardenne sein erstes Patent an (Urkunde Nr. 427342 des Reichspatentamtes vom 4. Oktober 1923 - Verfahren zur Erzielung einer Tonselektion, insbesondere für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie) . Aus dem Bastler war ein ernstzunehmender Erfinder geworden. Am 14. Dezember 1930 gelang es im Lichtenfelder Laboratorium zum ersten Mal, Fernsehbilder mit Hilfe seinr von ihm entwickelten Elektronenstrahlröhren von einem Ende des Arbeitszimmers zum anderen zu übertragen; ab 1934 mit dem von ihm erfundenen elektronenoptischen Bildwandler Sehen bei völliger Finsternis unter Infrarotbeleuchung möglich wurde; als 1938 in dem von ihm konzipierten Elektronen-Rastermikroskop die Abbnildung von Diatomeen mit einzigartiger Tiefenschärfe und guter Auflösung erfolgte; als im Winter 1939/40 sein Elektronen-Stereomikroskop von bisher unbekannten Welten Raumbilder mit höchster Auflösung lieferte; ab 1942 bei der Erprobung der Atomumwandlungsanlage über 2 m lange Blitze machtvoll die Fertigstellung des Hochspannungsteiles verkündeten, als er 1958 die ersten Elektronen-Anlagerungs-Massenspektren von negativen undissoziierten Molekülen organischer Substanzen erhielt; als mit seinem 1959 gebauten 60-kW-Elektronenstrahl-Mehrkammerofen das Umschmelzen und Eingasen großer Metallblöcke im Hochvakuum gelang und ganz besonders, als in den Jahren 1968 bis 1972 die multidisziplinären medizinischen Forschungen zu so überraschenden Entdeckungen auf mehreren zentralen Gebieten der Medizin führten. Die "New York Times" berichtete am 16.8.1931 über die erste vollelektronische Fernsehanlage "System Manfred von Ardenne", die die ersten Fernseh-Filmübertragungen auf rein elektronischer Grundlage ermöglichten. Das Projekt des Ultrakurzwellen-Empfangs wurde von der Radioindustrie wegen befürchteter "Gewinnschmälerung" nicht aufgenommen. Rückschauend mußte er an die Worte denken, die der Freund uind Nachfolger Michael Faradays, der englische Physiker John Tyndall, der Rechtfertigung seiner Rede voranstellte: "Einigen Trost gewährt mir indes jener Ausspruch des Diogenes, den Plutarch uns übermittelte: Wer ein vollkommener Mensch sein will, muß gute Freunde - oder erbitterte Feinde haben, wer aber beides besitzt, dem wird es am besten ergehen." Dieses Zustandes durfte von Ardenne sich damals zweifellos rühmen. Großfirmen bremsen den technischen Fortschritt, wenn er ihren Gewinn tzu reduzieren droht. In vielen älteren Aufsätzen über die Entwicklunggeschichte des Fernsehens, in offiziellen Ausstellungen der Industrie und in den Museen der Geschichte der Technik sind seine in den Jahren 1925 bis 1935 entstandenen Beiträge zur Entwicklung des rein elektronischen Fernsehens oft übergangen oder unrichtig dargestellt worden (wie z.B. die Braunsche Röhre - die Bildröhre, wie sie von da an heißen sollte) Bestimmte Konzerne wollen es nicht wahrhaben, daß ihnen, den Riesen auf ihrem Gebiet, von einem erst dreiundzwanzig Jahre jungen Physiker mit einem Vorsprung von eineinhalb Jahren der Weg in die Zukunft gewiesen wurde. Und doch sind ihm alle diese Erfolge von seiner beruflichen Laufbahn nichtr als Geschenke Fortunas zugefallen. Fleiß, gezieltes, präzise auf die jeweilige Aufgabe ausgerichtetes Studium, Ausdauer, Hinwendung der ganzen Gedankenwelt auf das Arbeits- und Forschungsziel kennzeichnen diesen früh begonnenen und sich eigentlich über sein ganzes Leben erstreckenden Lernprozeß.

Quelle: Memoiren M. v. Ardenne awy-kalhambra

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Fortsetzung folgt

Fortsetzung M. von Ardenne - Kontakte mit weltberühmten Forschern

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Nur wenig ist dem Fortschritt von Wissenschaft und Technik so förderlich wie das Gespräch und der Erfahrungsaustausch mit anderen Forschern und Spezialisten. Ohne diese Informationsquelle wird ein Forscher schnell steril. Für diesen freien Informationsaustausch ist oft die in westlichen Industrieländern häufig gegebene Bindung von Wissenschaftlern und Technikern an privatwirtschaftliche Interessen hinderlich. Schwer übersteigbare Schranken verlangsamen zwangsläufig das Entwicklungstempo. Bemerkenswert sind die Namen von Klassikern der Naturforschung des 20. Jahrhunderts, mit denen von Ardenne im Laufe seines Forscherlebens zusammentraf. Um nur einige aus seinem Gästebuch herauszugreifen, sie sprechzen für sich: Heisenberg, von Laue, der Engländer Watson-Watt, der Amerikaner de Forest, Druckrey, Hertz, Joffé, Meitner, von Weizsäcker. Unmöglich, auch nur einen hervorzuheben; denn alle waren sie weltweit anerkannte Koryphäen der Wissenschaft von Rang und Namen.

Das Jahr 1933. Die Lügen der neuen Machthaber waren für jeden sichtbar geworden. 1. Mai 1933: Verbot der Gewerkschaften. 10. Mai: die öffentliche Verbrennung von Büchern humanistischen und fortschrittlichen Inhalts. In dieser Zeit gingen viele der bedeutendsten Vertreter des deutschen Geisteslebens und der Kunst in die Emigration: u.a. Albert Einstein, Max Born, Hans Bethe, die Schriftsteller und Künstler Johannes R. Becher, Bert Brecht, Marlene Dietrich, Lion Feuchtwanger, Lea Grundig, die Brüder Mann, Anna Seghers und Arnold Zweig. Andere wie Egon Erwin Kisch, Erich Mühsam, Ernst Niekisch, Luwig Renn und Günter Weisenborn, wurden ins Zuchthaus oder in die KZ's geworfen. Durch die "Reichskulturkammer" wurde das gesamte kulturelle Leben gleichgeschaltet.

In diesen Jahren geriet das Schicksal der Eltern seines Vaters in sein Blickfeld. Der Vetter des Düsseldorfer Amtsgerichtsrates E. Hartwich hatte ihn auf einer nGesellschaft mit den Worten begrüßt: "Ihr Großvater hat meine Vater im Duell erschossen." Else von Ardenne geb. von Plotho widerfuhr jenes Schicksal, das Theodor Fontane seinem Roman "Effi Briest" zugrunde gelegt hat. Sie hat ihre Leidenschaft niemals bereut. Noch in den späteren Jahrzehnten ihres Lebens war sie eine große Schönheit, dazu eine Persönlichkeit von imponierender geistiger und charakterlicher Statur. Die Briefe ihres Geliebten aus den Jahren 1883 bis 1885 vermachte sie später ihrem Enkel Manfred weil er "der einzige sei, der mich nach ihm gefragt hat". Die Baronin starb 1954 inj Lindau am Bodensee. Sie war 99 Jahre alt geworden.

Ein besonders denkwürdiges Gespräch fand mit Max Planck statt. Dieser besuchte ihn am 2. Februar 1940 in seinem Lichterfelder Laboratorium. Zur Frage bezüglich der Urankernspaltung hate ihm Planck geantwortet: "Die Folgen werden unvorstelbar sein; die gewaltigstze Energiequelle der Natur, sie müßte zum Wohle der Menschheit einghsetzt werden. Aber es wird anders kommen." Das "Dritte Reich" konnte es noch besser. Er hatte miterlebt, wie die Blüte der deutschen Wissenschaft in Tod, Elend und Emigration getrieben wurde. Für das mutige Veto Plancks als Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft gegen die Judenverfolgungen rächte sich Hitler mit der Hinrichtung seines Sohnes. Für den Rest seines Lebens trug Max Planck schwer an dieser Last. Der 2. Februar wurde für Manfred von Ardenne zu einem MArkstein. Die ernsten Mahnungen Max Plancks ließen in ihm die Erkenntnis reifen: Der wahnsinnige von Hitlerdeutschland ausgelöste Krieg kann nur in einer Katastrophe enden. Unausdenkbar, wäre unter der Herrschaft Hitlers die Atombombe gebaut worden. Das LAboratorium Lichterfelde beschäftigte sich während des Krieges - nicht zufällig - vorwiegend mit Themen der Grundlagenforschung, wodurch sich manche Berührungen mit wichtigen Persönlichkeiten ergaben. Zum Beispiel besuchte Wernher von Braun ihn Mitte 1942, um ihn als Mitarbeiter für Spezialthemen der Raketentechnik zu gewinnen. Von Ardenne lehnte sein Angebot ab. Im Frühjahr 1943 - die Armee von General Paulus hatte gerade in Stalingrad kapituliert - besuchte ihn der in Riga geborene Onkel seiner Frau, Werner Bergengrün. Eine der großen Leistungen dieses Dichters und Schriftstellers ist bekanntlich die Übersetzung von Leo Tolstois Werk "Krieg und Frioeden". Es war naheliegend, daß sich die Unterhaltung zuerst um die Ereignisse von Stalingrad, die Sowjetunion und das bevorstehende Ende des "Dritten Reiches" drehte. Werner Bergenmgrüns Worte: "In der Sowjetunion stehen tüchtigen Vertretern deines Faches alle Türen offen" trugen kurz vor Kriegsende zu seiner späteren Entscheidung für die Sowjetunion bei.

In der Sowjetunion 1945 - 1955

Im April 1945 erreichte die Front Lichterfelde. 27. April abends: Augenblicke tiefster Depression, als die Menschen in den vorbereiteten Bunkern Zuflucht gesuchtn hatten, das Brummen eines schweren Motors vernahmen. Einem sowjetischen Panzerwagen entstieg Prof. Thiessen, der Leiter des Dahlemer Instituts für physikalische Chemie, begleitet von einem Major der Sowjetarmee, einem führenden Chemiker, wie sich später herausstellte. Er fertigte einen Schutzbrief für Ardennes Lichterfelder Institut aus. Von diesem Augenblick an waren die Bunker ein noch begehrteres Asyl für die verängstigte Nachbarschaft. Kurz vor dem Durchbruch der sowjetischen Armeen bei Küstrin war Manfred von Ardenne, ohne daß er darum gebeten hatte, vom Rüpstungskom,mando eine Bescheiniguing ausgestellt worden, die es ihm ermöglicht hätte, zusammen mit seiner Familie sowie den meisten Anlagen und Dokumenten Berlin zu verlassen und einen Ort westlich der Elbe aufzusuchen. Er folgte dieser Aufforderung nicht, was unter den damiligen Umständen keineswegs ungefährlich war. Er entschied sich zum Bleiben - und damit für die sowjetische Seite. Die Richtigkeit dieses Entschlusses, der seine und die Zukunft seiner Kinder bestimmte, hat er später immer wieder empfunden, je mehr er sich der ganzen Tragweite seiner Entscheidug bewußt wurde. Am 10. Mai 1945 erschien General Machniow mit seinem Stab. Er war Beauftragter für den Sektor Wissenchaft und Technik und Verbindungsoffizier zur sowjetischen Akademie der Wissenschaften. Sie dehnten die Besichtigung und die nachfolgende Besprechung über mehrere Stunden aus. Ihr Interesse fand seine Grund in den Arbeiten von Ardennes an seinem Elektronenmikroskop, die besonders Professor A. Joffé, der Senior der sowjetischen Physik, aufmerksam vetrfolgt hatte. Beeindruckend waren natürlich nauch die kernphysikalischen Anlagen. Gegen Ende derUnterhaltung legte General Machniow von Ardenne nahe, einen Abntrag auf wissenschaftlöiche Zusammenarbeit einzureichen, dem er ohne innere Vorbehalte nachkam, zumal er seiner einige Monate vorher getroffenen Entscheidung, keine Verlagerung der Forschungsarbeiten vorzunehmen, entsprach. Eine Umsiedlung in die Sowjetunion stand zwar nicht zur Debatte, doch war von diesem Tag an die Zukunft für ihn fest vorgezeichnet. Am 19. Mai 1945 unterrichtete Generaloberst Saweniagin von Ardenne von dem Vorschlag seiner Regierung, Aufbau und Leitung eines großen technisch-physikalischen Forschungsinstitutes zu übernehmen. Seine Thematik sollte sein: Feinstrukturforschung (Elektronen-Mikroskopie, Elektronen-Rastermikroskopie, verschiedene Arten der Mikroanalyse mit der Elektronen-Mikrosonde), Anwendung der Indikatormethoden mit radioaktiven und stabilen Isotopen (kernphysikalische Messtechnik, magnetische Isotopentrennung und Massenspektrometrie) also eine Fortsetzung seiner Lichterfelder Forschungen. Ohne Zögern akzeptierte von Ardenne diesen überraschenden Vorschlag. Zwei Tage später, am 21. Mai 1945, trat er gemeinsam mit seiner Frau und seiner Sekretärin Frau Suchland, seinem Schwiegervater Alexander Bergengrün und den Biologen Dr. Wilhelm Menke als wissenschaftlicher Berater die Reise nach Moskau an. Der ihn begleitende Professor Artzimovich meinte: " Sie werden bei uns in der Sowjetunion vieles anders finden, als Sie es bisher gewohnt waren." So war es dann auch. Die Kinder und alles andere hatten sie relativ leichtzen Herzens in Lichterfelde zurückgelassen, denn die Dauer der Reise sollte ja nur zwei Wochen betragen, nämlich "nur zum Vertragsabschluß". Aus diesen 14 Tagen wurden dann zehn inhaltsreiche Jahre!

Als künftigen Wohnort und Standort des Instituts hatte vo n Ardenne sich für Sinop bei Suchumi an der kaukasischen Schwerzmeerküste entschieden. Grundlage für die Planung war die in Lichterfelde mit dem Beauftragten der sowjetischen Regierung besprochene wissenschaftliche Thematik. Im Laufe der Ereignisse verlagerten sich die Schwerpunkte allerdings, die Zielsetzung wurde variiert. Die Hauptaufgabe bestand nunmehr darin, industrielle Verfahren zur Trennung von Uran-Isotopen zu entwickeln. Entsetzt hatte von Ardenne die Meldungen über die US-amerikanischen Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki verfolgt. Warum das? Der Krieg war doch längst entschieden. Weshalb mußten Hunderttausende Menschen sterben oder zum Siechtum verurteilt werden? Die antihumane Kriegsführung der Amerikaner stellte ihn erneut vor die Frage, welche Verantwortung er als Wissenschaftlerzu tragen hatte Ob er nicht alle seine Kräfte und Fähigkeiten einzusetzen hätte, um jene zu unterstützen, die einer derartigen Entwicklung entgegenwirken könnten? Zwei seiner Brüder waren im Krieg gefallen, er hatte den Krieg als Mittel zur Lösung politischer Fragen verabscheuen gelernt. Stets waren die wenig begüterten Menschen die Leidtragenden. Deshalb war er der festen Überzeugung, daß nur ein System im Bündnis mit den arbeitenden Menschen den Frieden garantieren könne. Neben der Hauptproblematik des Institutes begann von Ardenne im Jahre 1950 neue selbstgestellte Themen zu bearbeiten, u.a. die Entwicklung von Hochstrom-Ionenquellen - später bekannt geworden unter dem Namen Uno- und Duoplasmatron-Ionenquellen - und die Erarbeitung von zwei Präzisions-Massenspektrographen. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Manfred von Ardenne in der Sowjetunion hoch geachtet und geehrt. So wurde ihm 1947 bereits ein Staatspreis und 1953 dann der Stalinpreis verliehen. Manfred von Ardenne hat nie einen Zweifel daran gelassen, daß er in der Sowjetunion an der Entwicklung großtechnischer Verfahren zur Trennung der Uran-Isotope, die auch für die Atombewaffnung notwendig war, mitgearbeitet hat. Er tat dies nach eingehenden Diskussionen mit verantwortlichen sowjetischen Politikern in der absoluten Gewissheit, daß seine Arbeiten der Erhaltung des Weltfriedens dienen. Mit diesem Ziel hat er sich zugleich leidenschaftlich für die weltweite Abrüstung der Atomwaffen engagiert. So erklärte er in seiner 1956 gehaltenen Rede über die "Verwendung der angehäuften Weltvorräte an Spaltmaterial zum Wohle der Menschheit" u.a.: "Über das furchtbare Inferno eines Atomkrieges, über das gigantische Ausmaß der Einzelereignisse sowie über ihre Plötzlichkeit und Unabwendbarkeit ist die bedrohte Menschheit noch bei weitem nicht ausreichend orientiert... Der Atomkrieg setzt sich weit über den Zeitpunkt seiner Entscheidung noch lange aus sich selbst heraus fort, nämlich zwei bis drei Halbwertzeiten der gefährlichen Radioisotope (bei Anwendung von Kobalt 60 zum Beispiel zehn bis fünfzehn Jahre) Jedoch besteht darüber hinaus eine noch viel länger wirkende Bedrohung des Menschheitsgeschlechts. Das ist der Eingriff in die Erbanlage oder, päziser gesagt, die Auslösung von Mutationen durch Einwirkung derc radioaktiven Strahlen auf die Gene des Menschen. Über 1000 Jahre, also vierzig Generationen, währt der tragische Tribut (Zunahme der Geburtenrate anormaler Kinder, nicht lebensfähiger Kinder oder zeugungsunfähiger Kinder)... Seit Jahren wird mit Hilfe riesiger großindustrieller Werke so genanntes Spaltmaterial wie Uran 235 und Plutonium produziert und angesammelt. Es ist in erster Linie für Atomwaffen, d.h. für Atombomben, Atomgeschosse sowie für Zünder für Wasserstoffbomben bestimmt... Je länger diese Großproduktionen andauern, je mehr sich die Raketentechnik zur Weltraumschiffahrt hin entwickelt und je weiter die Fernsteuerung von nuklearen Geschossen ausgebaut wird, desto größer wird das Unheil, welches über die Menschheit hereinbricht... - Endgültiger Verzicht auf den Krieg und Verbot der Atomwaffen sind die höchsten politischen Forderungen der Gegenwart und ihre Erfüllung wird mit jedem Tag dringlicher."

Rückkehr in die DDR

1955 kehrte von Ardenne nach Deutschland zurück. Dresden wurde sein künftiger Wohnort und Sitz des Forschungsinstitutes. Ohne zu schwanken hatte er sich für ein Leben in der DDR entschieden. Schon wenige Monate nach der Rückkehr wurde von Ardenne in den "Wissenschaftlichen Rat für die friedliche Anwendung der Atomenergie" berufen und kurzu darauf zum Honorar-Professor der TH Dresden ernannt. Die Ernst-Moritz-Arndt-Unversität Greifswald verlieh ihm am 25.9.1958 die Würde eines Dr. rer. nat. h.c. Den Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit in der DDR bildeten medizinische Forschungen, insbesondere die von ihm begründete "Krebs-Mehrschritt-Therapie". Bereits 1934 hatte von Ardenne vom damaligen Kaiser-Wilhelm-Institut für Zellphysiologie einen größeren Auftrag erhalten, aus dem die Entwicklung des ersten elektronischen Spektral-Photometers für enzymatisch-optische Messungen resultiertn. Das Gerät führte zur Entdeckung des roten Sauerstoff übertzragenden Atmungsfermentes und brachte ihn direkt mit dem Nobelpreisträger Professor Dr. phil.et med. Otto Warburg zusammen. 25 Jahre später führte dessen Einfluß dazu, sich sehr intensiv mit der multimedizinischen, insbesondere der Krebsforschung, zu befassen. Nach einem Vortrag von Ardennes mit dem Titel " Über ein Vorhaben zur Krebszellenvernichtung durch H202-Einwirkung auf von roten Blutzellen nahezu befreites und tief unterkühltes Körpergewebe" stimulierte Prof. Warburg ihn zum Handeln. Er sagte: " Hören Sie jetzt bitte genau zu! Ich glaube, die Forschung am Krebsproblem wird Ihre größte Lebensleistung werden, noch größer und noch bedeutsamer als die Dinge, die Sie bereits geschaffen haben." Im Rahmen der Forschungen, die schließlich zur "Krebs-Mehrschritt-Therapie" führten, hatte er sich z.T. in Gebiete einzuarbeiten, mit denen er bisher überhaupt nicht in Berührung gekommen war. Die Einschätzung, daß zur Bekäümpfung der Krebskrankheit gerade nach den jahrzehntelangen vegeblichen Anstrengungen der klassischen Medizin und Biochemie ein Versuch unter starker Mitbeteiligung physikalischer und mathematischer Methoden besonders gute Erfolgsaussichten haben würde, gab Manfred von Ardenne, dem medizinischen Außenseiter, den Mut zum Handeln. Und das ungeachtet der Anfeindungen durch Soldschreiber in der Bundesrepublik, die trotz vieler positiver Berichte über seine neue Methode und die Nutzung seiner Forschungsergebnisse auch im Westen nicht wahrhaben wollten, daß ein "vom SED-Regime" geförderter Forscher erfolgreich neue Wege beschritt. In der internationalen Fachwelt fand seine Arbeit dagegen große Aufmerksamkeit und Anerkennung bei Präsentationen auf Hyperthermie-Tagungen in Tucson 1992, Kyoto 1993, Amsterdam 1994, Oxford 1995, Rom 1996, Berlin 1997, Rotterdam 1999 und Helsingoer 2001.

Quellenangaben im Text 
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Der Autor dieses Beitrages hat als Heilpraktiker als erster oder einer der ersten Therapeuten in der Bundserepublik die Sauerstoff-(Krebs)-Mehrschritt-Therapie in seiner Praxis angewandt und zur Verbreitung im Westen beigetragen. Daraus entwickelten sich enge berufliche und dann auch freundschaftliche persönliche Kontakte zu Prof. Manfred von Ardenne, in deren Verlauf er sich gründlich mit der Biografie des Forschers bekannt machen konnte.

wird fortgesetzt

Prof. Dr. h.c. mult, Manfred Baron von Ardenne: Forschung an den großen ungelösten Problemen unserer Zeit

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Bereits 1934 hatte von Ardenne vom damaligen Kaiser-Wilhelm-Institut für Zellphysiologie einen größeren Auftrag erhalten, aus dem die Entwicklung des ersten elektronischen Spektral-Photometers für enzymatisch-optische Messungen resultierte. Das Gerät führte zur Entdeckung des roten Sauerstoff übertragenen Atmungsfermentes und brachte ihn direkt mit dem Nobelpreisträger Prof. Dr. phil et met Otto Warburg, dem Begründer der modernen Biologie, zusammen. Schon seit dieser Zeit faszinierte ihn die Warburg'schen Veröffentlichungen zum Krebsproblem. Fünfundzwanzig Jahre später führte Warburgs Einfluß dazu, daß von Ardenne sich mit einer kleinen Gruppe junger Wissenschaftler sehr intensiv der multimedizinischen, insbesondere der Krebsforschung, zuwandte. Nach einem Vortrag von ihm mit dem Titel "Über ein Vorhaben zur Krebszellenvernichtung durch H202-Einwirkung" auf von roten Blutzellen nahezu befreites und tief unterkühltes Körpergewebe" stimulierte Professor Warburg ihn zum Handeln. Er sagte: "Hören Sie jetzt bnitte ganz genau zu! Ich glaube, die Forschung am Krebsproblem wird Ihre größte Lebensleistung werden, noch größer und noch bedeutsamer als die Dinge, die Sie bereits geschaffen haben." Wenige Tage vorher, es war die Zeit des ersten Sputniks, hatte der für den Bereich des Gesundheitswesens zuständige Prof. Friedberger ihn ermuntert: "Es wäre doch zu schön, wenn die Sowjetunion der Menschheit die Technik des Weltraumflugs erschlösse - und wenn es der kleinen DDR gelänge, das Krebsproblem zu lösen." Im Rahmen der Forschungen, die schließlich zur "Krebs-Mehrschritt-Therapie" und der intensivierten O2-Mehrschritt-Therapie" führten, hatten sie sich zum Teil in Gebiete einzuarbeiten, mit denen sie bisher überhaupt nicht in Berührung gekommen waren. 1960 mußten sie beispielsweise in kürzester Frist einen auf ihr Verfahren zugeschnittenen Operationssaal für die Chirurgische Klinik der Dresdner Medizinischen Akademie mit zahlreichen elektronischen Geräten für die Kreislaufüberwachung, mit Hypo- bezw. Hyperthermiewanne und Herz-Lungen-Maschine entwerfen und den Hauptteil der Einrichtungen auch noch selbst bauen. Prof. Navratil in der CSSR, der sich an den Forschungen interessiert zeigte, hatte zu dieser Zeit bereits 1500 Herzoperationen in tiefer Hypothermie an Kindern mit angeborenem Herzfehler durchgeführt. Es wurde die Lieferung bestimmter Geräte der medizinischen Elektronik mit ihm vereinbart. Er hatte sich bereit erklärt, das Kontigent der monatlichen Herzoperationen auf zwanzig zu erhöhen. Gegenwärtig wird in den hochentwickelten Industrieländern der Erde jeder dritte Mensch krebskrank - und jeder fünfte stirbt daran. Der Kampf gegen den Krebs ist deshalb eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit im Zeichen der Humanität, eine der größten erregendsten, zugleich aber schwierigsten Forschungsaufgaben des 20. Jahrhunderts. Der starke Impuls, auf diesem Felde tätig zu werden, ging von Prof. Otto WArburg aus. Seit seiner Entdeckung des Gärungsstoffwechsels der Krebszelen gelang keinem der etwa fünfundzwanzigtausend Krebsforscher, denen jährlich rund eine Milliarde Mark zur Verfügung standen, ein Fortschritt von universellem Charakter bei der Krebsbekämpfung. Was gab von Ardenne, dem Außenseiter der Medizin, angesichts dieser Lage den Mut zum Handeln? Es war die Erkenntnis, daß die Morgenröte jener großen Zeit anbrach, als die Medizin und die exakten Naturwissenschaften mit ihrer quantitativen durch Messung und Rechnung gekennzeichneten Arbeitsweise ihr Bündnis zum Heile der Menschheit schließen würden. Es war die Einschätzung, daß zur Bekämpfung der Krebskrankheit gerade nach den jahrzehntelangen vergeblichen Anstrengungen der klassischen Medizin und Biochemie ein Versuch unter starker Mitbeteiligung physikalischer und mathematischer Methoden besonders gute Erfolgaussichten haben würden. Damit das Geschwulstwachstum nach der Therapie nicht wieder auflebt, müssen nicht nur im Primärtumor, sondern auch in allen Tochtergeschwülsten, die sich im Organismus gebildet haben, die Krebszellen etwa im Verhältnis vonn 1 Million : 1 abgetötet werden. Pro eine Millio Krebszellen darf nur eine überleben, damit die natürliche Körperabwehr mit diesem Rest fertig wird. Das haben besonders die Forschungen Hermann Druckreys gelehrt. Gleichzeitig sollen möglichst keine Zellen des gesunden Gewebes geschädigt werden, vor allem nicht die empfindlichen Zellen nder körpereigenen Abwehr. Die quantitative Betrachtung dieser beiden Forderungen führten ihn zu der Erkenntnis, daß hier ein Selektivgrad verlangt wird, wie er sich in dieser Größe nur in hochgezüchteten physikalischen und elektronischen Anordnungen findet. Die Verkettung vieler aufeinander abgestimmter selektiver Elemente und durch die Anfachung einer Kettenreaktion auf die Verhältnisse im lebenden, am Krebs erkrankten Organismus sinnvoll zu übertragen sei der theoretische Lösungsweg zur Heilung der Krebskrankheit. Für diese neue Dresdner Forschungsrichtung wählte von Ardenne die Bezeichnung "Krebs-Mehrschritt-Therapie". Eine Methode, die von Krebsforschern und Onkologen klassischer Ausbildung nicht verstanden und er deshalb oft als "Außenseiter" angefeindet wurde. Diese Arbeit muß sich auf populärwissenschaftliche Beschreibungen der Forschungen beschränken. Zweck dieser Kurzbiografie kann und soll nur sein, von Ardennes Leistungen auf dem Gebiet cder Krebsbekämpfung deutlich zu machen. Otto Warburg: "Ein Wissenschaftler muß den Mut haben, die großen ungelösten Probleme seiner Zeit anzugreifen, und ihre Leistungen müssen durch Ausarbeitung unzähliger Experimente ohne kritische Zeitverluste vorangetrieben werden." Durch logisches Fortschreiten auf dem eingeschlagenen Weg fand das Forschungsteam 1970/71 einen Prozeß, den man als universal einsetzbare Waffe gegen Sauerstoffmangelzustände und die vielen Sauerstoffmangelkrankheiten des höheren Lebensalters einschätzen darf: die "Intensivierte O2-Mehrschritt-Therapie, wobei bewußt verzichtet wurde auf die Realisierung vieler reizvoller wissenschaftlich-technischer Projekte. Auf die Nennung der Hauptelemente der KMT (Krebs-Mehrschritt-Therapie) kann natürlich nicht verzichtet werden, weil sie die Grundlagen der Behandlung darstellen. Es handelt sich um die extreme Übersäuerung aller Krebsgewebe des Organismus durch vielstündige künstliche Steigerung der Blutglukosekonzentration auf etwa das Vierfache des Normalwertes (Glukoseinfusion), in Kombination mit Hyperthermie (Überwärmung) in der Zweikammer-Hyperthermiewanne. Aus Sicht der Physik war es naheliegend, einen Rückkopplungsmechanismus (Kettenreaktionsmechanismus der Krebszellenschädigung)anzunehmen, der höchste Selektivität gewährleistet. Notwendig wurde damit die Erkundung der Parameter, die die vermutete Kettenreaktion auslösen. Durch Versuche an Krebszellsuspensionen und schließlich durch statistisch gesicherte Therapieergebisse wurde der Beweis erbracht, daß die Doppelattacke gegenüber therapeutischen Attaken beliebigher Art (Chemotherapie, Strahlentherapie) etwa um den Faktor zehn selektiv erhöht wird. Eine Chance auf kurative Erfolge oder ganz wesentliche Verlangsamung des Krankheitsverlaufes (Lebensverlängerung, Leben m i t dem Krebs). Der hohen Ethik im Bereich der Wissenschaft, die nur uneigennützige wechselseitige Unterstützung im gemeinsamen Kampf gegen den Menschheitsfeind "Krebs" kennt, steht die beschämende Haltung einiger kapatalistischer Soldschreiber gegenüber, die den vielen positiven Berichten in der westlichen Presse deprimierende Stellungnahmen entgegenzusetzen versuchten. In ihnen wurde z.B. Mißfallen darüber geäußert, "daß eine so erfolgreiche Arbeit am Krebsproblem vom SED-Regime gefördert und überhaupt Forschung mit so humanmistischer Zielsetzung in der DDR betrieben wird." Ein Kommentar dazu erübrigt sich. Aufgebracht hatte sich der seinerzeitige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß nach dem berühmten Rundfunk-Vortrag Professor Hahns gebärdet. Der Professor hatte darin die Bundesrepublik zur Verpflichtung aufgefordert, keine Atomwaffen herzustelen oder zu lagern. Strauß warf daraufhin Professor Hahn vor, er unterstütze mit seinen Aktionen die Sowjetunion. Die Auseinandersetzung mit Strauß führte dann im April 1957 zu der vielbeachteten Presseerklärung der sogenannten Göttinger Achtzehn, in der alle führenden westdeutschen Naturwissenschaftler eine Atombewaffnung ihres Landes ablehnten. Strauß war es dennoch gelungen, unterstützt von Adenauer, Globke, Heusinger und Speidel, den ursprünglich vorgesehenen Appell erheblich abzuschwächen. Dennoch verdient die damalige Presseerklärung Respekt. Als von Ardenne Prof. Hahn darauf ansprach, nahm dieser zu einer seiner vielen Anekdoten Zuflucht: "Sie wisse doch", hatte er geantwortet, "was Einstein einem Zeitungsmann, der ihn fragte, ob man wirklich die Erde mit Hilfe der Atomphysik in die Luft sprengen könne, erwidert haben soll: 'Natürlich stimmt es. Aber das spielt doch gar keine Rolle. Die Erde ist ein völlig bedeutungsloser Planet." "Als Lise Meitner bei Nacht und Nebel Deutschland verlassen mußte", sagte Hahn als spräche er zu sich selber, "da wußten meine Frau und ich endgültig, was die Glocke geschlagen hat." Kollegen und andere Helfer hatten Lise Meitner heimlich ohne Visum über die Granze nach HJolland gebracht. Der große Wissenschaftlicher Otto Hahn verfügte über ein ebenso großes politisches Verantwortungsgefühl. Nur wenige Tage vor dem Tod Otto Warburgs hatte von Ardenne ihm ein Manuskript überreicht, das einen langjährigen Streit zu seinen Gunsten entschied. Seine in der "Klinischen Wochenschrift" erschienene Arbeit bestätigte mit verfeinerter experimenteller Technik die Wartburgsche These: Alle gesunden Zellen des Organismus atmen und zeigen bei normaler Versorgung der Gewebe mit Saauerstoff keine Gärung. Alle Krebszellen, auch die der langsam wachsenden "Tumore geeringer Abweichung" haben einen Gärungsanteil am Glukosestoffwechsel von 30 bis 35 %. Sie hatten herausgefunden, daß nur die Nervenzellen (Gehirn, Retina, periphere Nerven) eine Ausnahme bilden.

Viele Ehren wurden Warburg zeit seines Lebens zuteil, aber die höchste und bleibendste von allen ist die Verehrung, Bewunderung und Zuneigung all derer, die ihm und seinem Werk begegnet sind und noch begegnen. Der größte französische Physiologe Claude Bernard schrieb vor einem Jahrhundert jenen denkwürdigen Satz nieder, den er den Nachwelt hinterließ: "Es gibt keine richtigen oder falschen Theorien, es gibt nur fruchtbare und unfruchtbare Theorien". Wer heilt, hat Recht!

Obwohl von Ardenne jedes Interview über seine eigenen Forschungen ablehnte und stets auf die Originalarbeiten verwies, stellte sich, lange bevor alle seine Arbeiten erschienen waren, im Oktober 1971 in den Massenmedien der Welt ein außergewöhnliches Echo seiner Forschungen ein. Auf dem Kardiologentreffen in Heidelberg wurden zur g-Strophantin-Problematik Thesen mit Gegenthesen bekämpft. Seine experimentellen Forschungen wurden mit in den Wirbel kontroverser Auffassungen gezogenn und kritisiert. Eine voreilige Kritik ohne solides wissenschaftliches Fundament, welches seinen Tatendrang stimulierte und einige Monate später zu quantitativen Forschungsergebnissen führte, welche die Oberflächlichkeit desHeidelberger Kolloquiums aufzeigten, das allein in der Bundesrepublik Zehntausenden von Menschen jährlich das Leben kosten kann. Von Ardenne bat, Prestigegesichtspunkte aus humanen Gründen zurückzustzellen, die Kritik an seinen Forschungen zurückzuziehen und den von ihm erzielten Fortschritt zu würdigen. Vergeblich ! Wissenschaftliche Meinungsstreite gehen oft aus wie das Hornberger Schießen. Das Auftreten von Herzschmerzen bedeutet Übersäuerung im Herzmuskel. Häufen sich solche Fälle, so findet der Pathologe spter auf dem Seziertisch eine Unzahl schon vernarbter Kleinnekrosen, die in ihrer Summe das Herz stark vorschädigten mit der hohen Wahrscheinlichkeit eines Infarktes im Endstadium. Die gefundene Minderung der Herzmuskelübersäuerung wenige Minuten nach Gabe von g-Strophantin kann helfen, wenn die durch eine Sauerstoffmangelsituation eigeleitete Schädigung noch nicht irreversibel geworden ist. Zum Rückblick auf das Leben von Ardennes gehörte der fast tägliche Meinungsstreit. Wenn dieser unvoreingenommen und konstruktiv geführt wird, ist er ein geradezu unentbehrliches Instrument für die Abklärung und Optimierung von Forschung und Entwicklung.

Es ist durchaus begründet, durch eine periodisch langzeitige Vervielfachung des O2-Stoffwechsels faszinierende Konsequenzen zu erhoffen Verlangsamung des physiologischen Älterwerdens auf etwa 2/3 der zeitlichen Alterszunahme; teilweise Wiederherstellung der Fähigkeit zu hohen schöpferischen Denk- und Gedächtnisleistungen; Möglichkeit einer entscheidendne Hilfe bei Erkrankungen mit hohem Fieber im fortgeschrittenen Lebensalter. Sogar ein partieller Wiederabbau von bereits eingetretenen Verschlackungen im peripheren Gefäßsystem ist zu erwarten. Von Ardenne: "Falls uns die Natur in dieser Frage wohlgesinnt ist und die Hoffnung sich bestätigt, daß der Sauerstoff als Energiespender den energiefordernden Entschlackungsvorgang auch für einen TZeil der aufgefangenen Schlacken (Cholesterin, Kalzium und andere) auslöst, so würde sich die Erfüllung eines alten Traumes der Menschheuit abzeichnen - "die teilweise Verjüngung des salternden Organismus."

Überzeugende Erfolge an Krebspatienten

Die KMT kann auch bei inkurablen ktrebskranken Menschen mit Tiochtergeschwülsten erfolgreich sein. Die ungeduldig erwarteten Früchte seines 10-jährigen Ringens begannen heranzureifen.Eindrucksvolle totale Remissionen 10 bis 20 cm großer Ovarial-Karzinome infolge Anmwendung der KMT wurden beobachtet. Die Analyse beschrieb eine Reihe von erfolgreichen Behandlungen, bei denen mit der üblichen Zytostatika-Therapie nach allen bisherigen klinischen Erfahrungen eine Überlebenswahrscheinlichkeit von nur wenigen Monaten (sechs bis acht)zu geben war. Eine wachsende Zahl dieser Patientinnen befindet sich nach Zeitspannen, die schon bis zu zwei Jahren reichen, so wohl, daß sie zu ihrer normalen Lebensführung zurückgekehrt sind. Die patho-histologische Analyse des bekannten Pathologen Professor Holle brachte den Beweis für totale Remissionen von Metastasen in der Leber, im Gehirn und in der Niere!

In den zum Teil zwei Jahre zurückiliegenden Behandlungsprozessen haben sich im Zuge der weiteren Forschungen bedeutende neue methodische Fortschritte ergeben. Wieder wird es Jahre dauern, bis durch neue Maßnahmen die therapeutische Wirkung an verschiedenen Tumorarten und Krankheitsbildern erprobt ist. Aus dem wissenschaftlich begründeten Optimismus, der von Ardenne über ein Jahrzehnt die Kraft gab, den Kampf gegen die metastasierende Krebskrankheit und gegen eine Unzahl voreingenommener Widersacher durchzuhalten, ist die Gewißheit des Enderfolges geworden.

Quelle: Memoiren Manfred von Ardenne Alexander W. Yorck

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Albert Einstein: Warum Sozialismus?

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"Ist es ratsam für jemanden, der kein Experte auf dem Gebiet ökonomischer und sozialer Fragen ist, sich zum Wesen des Sozialismus zu äußern? Ich denke aus einer Reihe von Gründen, daß dies der Fall ist." So schrieb Albert Einstein 1949 - die McCarthy-Ära hatte bereits begonnen - einleitend in einem Aufsatz "Why Sozialism?" in der ersten Ausgabe deer theoretischen Zeitschrift "Monthly Review".

Betrachten wir die Frage zunächst vom Standpunkt der wissenschaftlichen Erkenntnisse aus. Es mag so erscheinen, als ob es keine wesentlichen methodologischen Unterschiede zwischen Astronomie und Ökonomie gäbe. Wissenschaftler beider Gebiete versuchen allgemein akzeptable Gesetze für eine begrenzte Anzahl von Phänomenen zu entdecken, um deren Zusammenhänge so verständlich wie möglich zu machen. Aber in Wirklichkeit existieren solche methodologischen Unterschiede. Die Entdeckung von allgemeingültigen Gesetzen im Bereich der Ökonomie wird dadurch erschwert, daß die beobachteten ökonomischen Phänomene von vielen Faktoren beeinflußt sind, die sich einzeln schwer beurteilen la ssen. Außerdem waren die Erfahrungen, die sich seit Beginn der sogenannten "zivilisierten Periode" der menschlichen Geschichte angesammelt haben, - wie wir wissen - stark von Faktoren beeinflußt und beschränkt, die keineswegs ausschließlich ökonomischer Natur sind. Zum Beispiel verdanken die meisten größeren Staatengebilde der Geschichte ihre Existenz Eroberungen. Die erobernden Völker machten sich selbst - gesetzlich und wirtschaftlich - zur privilegierten Klasse des eroberten Landes. Sie sicherten sich das Monopol an Landbesitz und ernannten Priester aus ihren eigenen Reihen. Diese Priester - die die Macht über das Erziehungswesen hatten - institutionalisierten die Teilung der Gesellschaft in Klassen und schufen ein Wertesystem, das die Menschen von da an - weitgehend unbewußt - in ihrem sozialen Verhalten leitete. Aber auch wenn diese historische Tradition eigentlich der Vergangenheit angehört, haben wir das, was Thorsten Veblen die "räuberische Phase" der menschlichen Entwicklung nannte, nirgends wirklich überwunden. Die wahrnehmbaren ökonomischen Fakten gehören zu eben dieser Phase und selbst diejenigen Gesetze, die wir aus ihnen ableiten können, sind nicht auf andere Phasen anwendbar. Da es das reale Ziel des Sozialismus ist, genau diese räuberische Phase menschlicher Entwicklung zu überwinden und über sie hinauszugelangen, kann die heutige Wirtschaftswissenschaft wenig Licht auf die zukünftige sozialistische Gesellschaft werfen. Zum Zweitenm ist der Sozialismus auf ein sozial-ethisches Ziel ausgerichtet. Wissenschaft kann jedoch keine Ziele schaffen, geschweige sie denn den Menschen einflößen. Wissenscahft kann bestenfalls die Mittel liefern, mit denen bestimmte Ziele erreicht werden können. Aber die Ziele selbst werden von Persönlichkeiten und hochgesteckten ethischen Idealen erdacht und, wenn diese Ziele nicht totgeboren, sondern vital und kraftvoll sind, werden sie von den vielen Menschen übernommen und weitergetragen, die teilweise unbewußt die langsame Weiterentwicklung der Gesellschaft bestimmen. Aus diesem Grunde sollten wir auf der Hut sein und keine Wissenschaft und wissenschaftliche Methode überschätzen, wenn es um Probleme der Menschheit geht, und wir sollten nicht davon ausgehen, daß Experten die einzigen sind, die das Recht darauf haben, sich zu Fragen zu äußern, die die Organisation der Gesellschaft betreffen. Unzählige Stimmen behaupten seit geraumer Zeit, nun, da die menschliche Gesellschaft eine Krise durchmache, sei ihre Stabilität ernsthaft erschüttert worden. Es ist charakteristisch für solch eine Situation, daß sich Individuen gleichgültig oder sogar feindlich gegenüber der kleinen oder großen Gruppe verhalten, zu der sie gehören. Hierzu eine persönliche Erfahrung: Ich erörterte vor kurzem mit einem intelligenten und freundlich gesinnten Mann die Bedrohung durch einen erneuten Krieg, der meiner Meinung nach die Existenz der Menschheit ernsthaft gefährden würde, und ich bemerkte, nur eine supranationale Organisation könnte Schutz vor dieser Gefahr gewährleisten. Daraufhin sagte mein Besucher, sehr ruhig und gelassen: " Warum sind Sie so vehement gegen das Verschwinden der Menschheit?" Ich bin mir sicher, daß ein Jahrhundert früher niemand so leicht eine derartige Bemerkung gemacht hätte. Es ist die Aussage eines Mannes, der sich vergebens bemüht hat, sein inneres Gleichgewicht zu finden und der die Hoffnung, dies könne ihm je gelingen, mehr oder weniger aufgegeben hat. Es ist der Ausdruck einer schmerzhaften Vereinsamung und Isolation, an der so viele Leute in dieser Zeit leiden. Was ist die Ursache? Gibt es einen Ausweg? Es ist einfach, solche Fragen aufzuwerfen, viel schwieriger hingegen, sie mit einiger Gewißheit zu beantworten. Doch das muß ich versuchen, so gut ich kann, obwohl ich mir der Tatsache bewußt bin, daß unsere Gefühle und Bestrebungen oft widersprüchlich und obskur sind und daß sie nicht in einfachen Formeln ausgedrückt werden können. Der Mensch ist zugleich ein Einzel- und ein Gemeinschaftswesen. Als ein Einzelwesen versucht er, seine eigene Existenz und die der Menschen zu schützen, die ihm am nächsten stehen, sowie seine Bedürfnisse zu befriedigen und seine angeborenen Fähigkeiten zu entwickeln. Als ein Gemeinschaftswesen versucht er, die Anerkennung und Zuneigung seiner Mitmenschen zu gewinnen, ihre Leidenschaften zu teilen, sie in ihren Sorgen zu trösten und ihre Lebensumstäünde zu verbessern. Allein die Existenz dieser vielseitigen häufig widerstreienden Bestrebungen macht den besonderen Charakter des Menschen aus, und die jeweilige Kombination bestimmt, inwieweit ein Individuum sein inneres Gleichgewicht erreichen und damit etwas zu Wohl der Gesellschaft beitragen kann. Es ist gut vorstellbar, daß die relative Kraft dieser beiden Antriebe hauptsächlich erblich ist. Aber die Perspnlichkeit wird letztlich weitestgehend von der Umgebung geformt, die ein Mensch zufällig vorfindet, durch die Gesellschaftsstruktur, in der er aufwächst, durch die Traditionen dieser Gesellschaft und dadurch, wie bestimmte Verhaltensweisen beurteilt werden. Der abstrakte Begriff "Gesellschaft" bedeutet für den einzelnen Menschen die Gesamtheit seiner direkten und indirekten Beziehungen zu seinen Zeitgenossen und zu den Menschen früherer Generationen. Der Einzelne allein ist in der Lage, zu denken, zu fühlen zu kämpfen, selbständig zu arbeiten, aber er ist in seiner physischen, intellektuellen und emotionalen Existenz derart abhängig von der Gesellschaft, daß es unmöglich ist, ihn außerhalb des gesellschaftlichen Rahmens zu sehen und zu verstehen. Es ist die "Gesellschaft", die den Menschen Kleidung, Wohnung, Werkzeuge, Sprache, die Formen des Denkens und die meisten Inhalte dieses Denkens liefert. Sein Leben wird ermöglicht durch die Arbeit und durch die Leistungen der vielen Millionen früherer und heutiger Menschen, die sich hinter dem Wörtchen "Gesellschaft" verbergen. Deshalb ist die Abhängigkeit des Einzelnen von der Gesellschaft eine Naturtatsache, die - wie im Falle von Ameisen und Bienen - nicht abgeschafft werden kann. Doch während der gesamte Lebensprozeß von Ameisen und Bienen bis hin zum kleinsten Detail an starre erbliche Instinkte gebunden ist, sind die sozialen Muster und die engen sozialen Verbindungen der Menschen sehr empfänglich für verschiedenste Veränderungen. Das Gedächtnis, die Kapazität, Neues zu versuchen und die Möglichkeit, mündlich zu kommunizieren, haben den Menschen Entwicklungen möglich gemacht, die nicht von biologischen Gegebenheiten diktiert wurden. Solche Entwicklungen manifestieren sich in Traditionen, Institutionen und Organisationen, in der Literatur, in wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften, in Kunstwerkien. Das erklärt, weshalb der Mensch in einem gewissen Sinne sein Leben selbst beeinflussen kann, und daß in diesem Prozeß bewußtes Denken und Wollen eine Rolle spielt. Der Mensch erwirbt mit der Geburt durch Vererbung eine biologische Grundlage, die wir als fest und unabänderlich betrachten müssen. Dies schließt die natürlichen Triebe ein, die für die menschlichen Speies charakteristisch sind. Darüber hinaus erwirbt er während seines Lebens eine kulturelle Grundlage, die er von der Gesellschaft durch Kommunikation und durch viele andere Arten von Einflüssen übernimmt. Es ist diese kulturelle Grundlage, die im Lauf der Zeit Änderungen unterworfen ist, und die zu einem großen Teil die Beziehungen zwischen dem Individuum und der Gesellschaft bestimmt. Die moderne Anthropologie hat uns durch vergleichende Untersuchungen der sogenannten "primitiven Kulturen" gelehrt, daß das soziale Verhalten von Menschen sehr unterschiedlich sein kann und jeweils abhängig ist von den vorherrschenden kulturellen Mustern und dem in der Gesellschaft vorherrschjenden Organisationstyp. Auf diese Tatsache können diejenigen bauen, die das Los der Menschen verbessern wollen: Menschen sind durch biologische Konstitution nicht dazu verdammt, einander zu vernichten oder auf Gedeih und Verderb einem schrecklichen selbst auferlegten Schicksal zu eriegen. Wenn wir uns fragen, wie die Gesellschaftsstruktur und die kulturelle Einstellung des Menschen geändert werden soll, um das menschliche Leben so befriedigend wie möglich zu machen, sollten wir uns immer bewußt sein, daß es bestimmte Bedingungen gibt, die wir unmögich verändern können. Wie bereits erwähnt, ist die biologische Natur des Menschen praktisch unveränderlich. Des weiteren haben technologische und demographische Entwicklungen der letzten Jahrhunderte Bedingungen geschaffen, die bleibend sind. Bei einer relativ hohen Bevölkerungsdichte und mit Blick auf die WAren, die für ihre Existenz unentbehrlich sind, sind eine extreme Arbeitsteilung und ein hoch zentralisierter Produktionsapparat unbedingt notwendig. Die Zeiten, in denen Individuen oder relativ kleine Gruppen völlig autark sein konten - und die zurückblickend so idyllisch erscheinen - sind unwiderruflich vorbei. Es ist nur eine leichte Übertrebung zu behaupten, daß die Menschheit schon heute eine weltweite Gemeinschaft in Bezug auf Prodktion und Verbrauch bildet.

(wird fortgesetzt) awy-kalhambra

II Albert Einstein "Warum Sozialismus?"

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An diesem Punkt angelangt kann ich kurz aufzeigen, was für mich das Wesen der Krise unserer Zeit ausmacht. Es betrifft die Beziehung des Einzelnen zur Gesellschaft. Der Einzelne ist sich seiner Abhängigkeit von der Gesellschaft bewußter als je zuvor. Aber er erfährt diese Abhängigkeit nicht als etwas Positives, Organisches, Schützendes, sondern eher als eine Bedrohung seiner naturgegebenen Rechte oder sogar seiner ökonomischen Existenz. Außerdem ist seine Stellung in der Gesellschaft so, daß die egoistischen Triebe ständig hervorgehoben werden, während seine sozialen Triebe, die von Natur aus schwächer sind, immer mehr verkümmern. Alle Menschen leiden unter dieser Verkümmerung .- ganz gleich, welche Stellung in der Gesellschaft sie innehaben. Als unwissentlich Gefangene ihrer eigenen Ichbezogenheit fühlen sie sich unsicher, einsam und der ursprünglichen, einfachen und schlichten Lebensfreude beraubt. Der Mensch kann seinem Leben, kurz und bedroht wie es ist, nur dadurch Sinn geben, daß er sich der Gesellschaft widmet.

Die ökonomische Gesellschaft heute ist meiner Meinung nach die eigentliche Ursache des Übels. Wir sehen vor uns eine riesige Gemeinschaft von Erzeugern, deren Mitglieder unaufhörlich bestrebt sind, einander die Früchte ihrer kollektiven Arbeit zu entziehen - nicht mit Gewalt, sondern alles in allem in getreuer Einhaltung der gesetzlich etablierten Regeln. In dieser Hinsicht ist es wichtig, zu realisieren, daß die Produktionsmittel - d.h. die ganze produltive Kapazität, die für das Produzieren von Verbrauchsgütern wie auch zusätzlichen Investititionsgütern erforderlich ist - juristisch Privateigentum von Einzelnen sein können und größtenteils auch sind. Der Einfachheit halber werde ich im Folgenden all jene als "Arbeiter" bezeichnen, die kein Eigentum an Produktionsmitteln besitzen - auch wenn dies nicht ganz der üblichen Verwendung des Ausdrucks entspricht. Der Eigentümer der Produktionsmittel ist in der Lage, die Arbeitskraft des Arbeiters zu kaufen. Mit den Produktionsmitteln produziert der Arbeiter neue Güter, die ins Eigentum des Kapitalisten übergehen. Wesentlich in diesem Prozeß ist die Relation zwischen dem, was der Arbeiter produziert, und dem, was ihm dafür bezahlt wird - beides gemessen am wirklichen Wert. Da der Arbeitsvertrag "frei" ist, wird das, was der Arbeiter erhält, nicht vom wirklichen Wert der produzierten Waren bestimmt, sondern durch seine Mindestbedürfnisse und durch den Bedarf des Kapitalisten an Arbeitskraft im Verhältnis zur Zahl der Arbeiter, die miteinander um Arbeitsplätze konkurrieren. Es ist wichtig, zu verstehen, daß sogar in der <ökonomischen> Theorie die Bezahlung des Arbeiters nicht vom Wert seines Produktes bestimmt wird! Privates Kapital tendiert dazu, in wenigen Händen konzentriert zu werden - teils aufgrund der Konkurrenz zwischen den Kapitalisten und teils, weil die technologische Entwicklung und die wachsende Arbeitsteilung die Entstehung von größeren Einheiten auf Kosten der kleineren vorantreiben. Das Ergebnis dieser Entwicklungen ist eine Oligarchie von privatem Kapital, dessen enorme Kraft nicht einnmal von einer demokratisch organisieerten politischen Gesellschaft gebändigt werden kann. Denn die Mitglieder der gesetzlichen Organe werden von politischen Parteien ausgewählt, die weitgehend von Privatkapitalisten finanziert oder anderweitig beeinflußt werden und in der Praxis die Wöhler von der Legislative trenen. Infolgedessen schützen die "Volksvertreter" tatsächlich nicht ausreichend die Interessen der unterprivilegierten Schichten der Bevölkerung. Außerdem kontrollieren unter den vorhandenen Bedingungen die Privatkapitalisten zwangsläufig direkt oder indirekt die Hauptinformationsquellen (Presse, Rundfunk, Bildungswesen). Es ist deshalb äußerst schwierig und für den einzelnen Bürger in den meisten Fällen fast unmöglich, objektive Schlüsse zu ziehen und einen verständigen Gebrauch von seinen politischen Rechten zu machen. Die Situation in einem Wirtschaftssystem, das auf dem Privateigentum an Kapital basiert, wird somit durch zwei Hauptprinzipien charakterisiert: Erstens sind die Produktionsmittel (das Kapital) in privatem Eigentum und die Eigentümer verfügen darüber nach Gutdünken, zweitens ist der Arbeitsvertrag frei! Natürlich gibt es keine rein kapitalistische Gesellschaft. Vor allem sollte beachtet werden, daß es den Arbeitern durch lange und erbitterte politische Kämpfe gelungen ist, bestimmte Kategorien von Arbeitern eine etwas verbesserte Form des "freien Arbeitsvertrages" zu sichern. Aber als Ganzes genommen unterscheidet sich die heutige Wirtschaft nicht sehr von einem "reinen Kapitalismus". Produziert wird für den Profit - nicht für den Bedarf. Es gibt keine Vorkehrung, die dafür sorgen würde, daß all jene, die fähig und bereit sind zu arbeiten, immer Arbeit finden können. Es gibt fast immer ein "Heer von Arbeitslosen". Der Arbeitslose lebt dauernd in der Angst, seinen Job zu verlieren. Da Arbeitslose und schlecht bezahlte Arbeiter keinen profitablen Markt liefern, ist die WArenproduktion beschränkt und große Not ist die Folge. Technologischer Fortschritt führt häufig zu mehr Arbeitslosigkeit statt zu einer Milderung der Last der Arbeit für alle. Das Profitmotiv, in Verbindung mit der Konkurrenz zwischen den Kapitalisten, ist für die Instabilität der Akkumulation und Anwendung des Kapitals verantwortlich, und dies hat zunehmend schwerere Depressionen zur Folge. Unbegrenzte Konkurrenz führt zu einer riesigen Vergeudung von Arbeitskraft und zu dieser Verkrüppelung des gesellschaftlichen Bewußtseins von Individuen, die ich zuvor erwähnt habe. Diese Verkrüppelung halte ich für das größte Übel des Kapitalismus. Unser ganzes Bildungssystem leidet darunter. Den Studierenden wird ein übertriebenes Konkurrenzstreben eingetrichtert und sie werden dazu abgerichtet, erfolgreiche Raffgier als Vorbereitung für ihre zukünftige Karriere anzusehen. Ich bin davon überzeugt, daß es nur einen Weg gibt, dieses übel loszuerden, nämlich den, ein sozialistisches Wirtschaftssystem einzuführen, begleitet von einem Bildungssystem, das sich an sozialen Zielsetzungen orientiert. In einer solchen Wirtschaft gehören die Produktionsmittel der Gesellschaft und ihr Gebrauch wird geplant. Eine Planwirtschaft, die die Produktion am Bedarf der Gemeinschaft orientiert, würde die notwendige Arbeit auf all diejenigen verteilen, die in der Lage sind zu arbeiten, und sie würde jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind einen Lebensunterha lt garantuieren. Dennoch muß daran erinnert werden, daß eine Planwirtschaft noch kein Sozialismus ist. Eine Planwirtschaft als solche kann mit der totalen Versklavung des Individuums einhergehen. Sozialismus erfordert die Lösung einiger äußerst schwieriger sozialpolitischer Probleme. Wie ist es angesichts weitreichender Zentralisierung politischer und ökonomischer Kräfte möglich, eine Bürokratie daran zu hindern, allmächtig und maßlos zu werden? Wie können die Rechte des Einzelnen geschützt und dadurch ein demokratisches Gegengewicht zur Bürokratie gesichert werden?

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Einsteins Kapitalismuskritik - und Sozialismusbegründung wurde vor 60 Jahren geschrieben. Unter den gegenwärtigen Umständen der Globalisierung, in denen eine offene und ungehinderte Diskussion der Auseinandersetzung zwischen den zwei sich diametral gegenüberstehendenm Systemen einem allgegenwärtigen Tabu unterliegt, ist Klarheit über die Ziele und Probleme des Sozialismus von umso größerer Bedeutung.

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................................................................................................. Quellenangabe: Die theoretische Zeitschrift "Monthly Review" 1949

Alfred W. Hinzer: "Monetärer Teufelskreis"

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Weder Proteste noch Demos verändern die mißlichen Zustände, solange Staat und Gesellschaft sich weigern, die ins Chaos führenden ökonomischen Trampelpfade zu verlassen. Nicht das Geld ist schlecht - im Gegenteil ist es eine der genialsten Erfindungen in der Menschheitsgeschichte - sondern der falsche Umgang mit ihm, indem man seine Hortung staatlich sanktioniert. Mit immeer geringerem Erfolg versucht man, den Geldumlauf durch die Peitsche der Inflation und das Zuckerbrot der Zinsen sicherzustellen. Zinsen aber sind Lasten, die nicht nur der Schuldner, sondern wir alle zahlen, insofern nämlich, als sie den Preisen zugeschlagen werden. Sie führen zu einer Umverteilung des Geldes von den Armen zu den Reichen, von der Arbeit zum Besitz. Wirtschaftlichen Dingen war der Begriff der Selbstlosigkeit seit jeher fremd. Wenn man den Armen helfen will, muß das Geldsystem so organisiert werden, daß der Zins gegenn Null tendiert.

Seit 3000 Jahren, seit Lykurg, ging man vergeblich den Spuren des Zinses nach. Silvio Gesell, Begründer der Freiwirtschaftsidee (1862 - 1930) gebürt das Verdienst, den verderblichen Einfluß des Zinses auf die Wirtschaft und den Frieden in der Welt aufgedeckt zu haben. Die Zeit hat die Richtigkeit seiner Thesen bestätigt. Nur Blinde und Bösartige können sie heute noch in Abrede stellen.

Neben dem ständigen Auseinandertriften von Arm und Reich sowie der fortwährend wachsenden weltweiten Verschuldung ist auch der Wachstumszwang die Folge eines monetäten Teufelskreises. Um den Zins bedienen zu können, muß die Wirtschaft wachsen. Diese teuflische "Notwendigkeit" wurde sogar im "Gesetz für Stabilität und Wachstum" festgelegt. Vergegenwärtigt man sich nun, daß die Ressourcen der Erde, auf deren Verbreitung letztlich jede Wirtschaft beruht, begrenzt sind, so erkennt man, daß ständiges Wachstum zwangsläufig zur Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen führt. In diesem unseren System bleibt nur die Wahl zwischen dem ökologischen oder dem sozialen Kollaps.

Das Kapital verweigert sich, der Zins wird zum Investitionshemmer. Rentabel, d.h. profitabel muß alles sein, wo ein Unterfangen sich doch bereits lohnen würde, wenn es sich selbst trägt. Über fünf Millionen Arbeitslose (oder sind es in Wirklichkeit sechs und mehr?) haben wir, obwohl es an Aufgaben nicht mangelt. Wo das Geld gebraucht wird, ist es nicht, und wo es ist, wird es eigentlich nicht gebraucht. Das KApital, d.h. also jene, die über das Kapital verfügen, sind mehr interessiert an renditeträchtigen Langzeitverzinsungen der Devisen- und Aktienspekulationen. Auch ein Zeichen der Freiheit, der Freiheit der Milliardäre nämlich, noch reicher werden zu dürfen. Das Gesetz verbrieft ihnen diese Freiheit.

Neben der ungerechten Geldordnung ist die beherrschende Bodenordnung das zweite Grundübel unseres Wirtschaftssystems. Diese wird genau so wenig wie die Geldordnung als Problem erkannt, da das Recht auf Bodenbesitz vielen Menschen ebenso selbstverständlich ist wie das Recht auf den Besitz an Gütern. Boden ist aber in vielerlei Hinsicht nicht mit anderen Gütern zu vergleichen. Zum einen ist Boden ein Gut, das jeder Mensch zum Leben braucht, zum anderen ist dieses Gut nicht vermehrbar. Da man es also weder herstellen noch verbrauchen kann - es sei denn, man vergifte oder zerstöre es (Hiroshima / Tschernobyl u. andere von Menschen verursachte Umweltkatastrophen) - dürften an ihm nur Nutzungsrechte bestehen. Und zwar nur in einem solchen Umfang, wie der einzelne den Boden bearbeiten kann.

Wie aber sieht es tatsächlich aus? Der Boden wird als spakulative Kapitalanlage mißbraucht. Privateigentum an Grund und Boden ist genau so absurd wie Privateigentum an Luft, Wasser und Sonnenwärme.

Ohne eine Systemänderung wird jeder hochgejubelte scheinbare "Wirtschaftsaufschwung" lediglich eine Verschnaufpause bis zur nächsten noch gewaltigeren Rezession. Das eine ist sicher: Die sogenannte "freie Marktwirtschaft" wird uns nie von den negativen materialistischen Einflüssen des Anglo-Amerikanismus, in dem nur der geschäftliche Erfolg zählt, befreien. Sie ist am Ende ihrer Weisheit. .................................................................................................. Das Durchschnittseinkommen der 64 reichsten Familien beträgt 80.000.000 Euro pro Monat. Jeden Monat werden weltweit mehr als 75.000.000.000 Euro für Rüstung ausgegeben. ................. Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung und Artensterben, Obdachlosigkeit, Kriminalität und Staatsverschuldung... sind alles FOLGEN eines fehlerhaften ungerechten Geldsystems. Das muß nicht sein !

                                                             awy-kalhambra

.................................................................................................. Quelleangabe: 'Der 3. Weg' 26. Jahrgang/Nr. 11

Alfred W. Hinzer: Demokratie ? eine Worthülse

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Die Demokratie (Volksherrschaft) hat sich im Laufe der Zeit zu einem unbestimmten vieldeutigen Begriff gewandelt, der mit dem Ursprungsgedanken des griechischen Philosophen Demokritos von Abdera (geb. um 460 v. Chr.) nichts mehr gemein hat. Widerstreitende, ja einander ausschließende Ideologien beanspruchen, daß sie allein den demokratischen Kerngedanken verkörpern. Manche politische Gruppe verficht als die "wahre Demokratie" das, was ihr zu Macht und Dauerherrschaft verhelfen könnte. Als wahrhaft demokratisch kann aber nur eine Gesellschaft gelten, innerhalb deren alle Glieder gleich und frei sind, in der kein Glied von der Teilnahme an der Lenkung der gemeinsamen Geschicke ausgeschlossen ist. Daß Demokratie Freiheit einschließt, gilt als selbstverständlich, unklar bleibt aber, was Freiheit bedeutet. So erhebt der extreme Liberalismus die Forderung, daß in einem Staat, der als demokratisch gelten will, der Einzelne durch kein Gesetz gehindert werden darf, so viel Privateigentum zu erwerben, wie Geschicklichkeit oder Glück es ihm erlauben. Der demokratische Sozialismus dagegen betrachtet das schrankenlose Privateigentum als undemokratisch, weil es die Gleichheit und die Pflichten des Einzelnen gegenüber der Gemeinschaft gefährden könnte. Die Ethik des Demokfrit lehrt, die Glückseligkeit bestehe in der dauernden Heiterkeit des Gemüts. Um sie zu gewinnen, komme es aber nicht so sehr auf äußere Güter, Reichtum und Ruhm an, sondern auf die rechte Verfassung der Seele, insbesondere auf das Maßhalten!! Hinzu kommt jenes Maß oder Unmaß an Machtbesessenheit, das jedes Quäntchen Demokratieverständnis vermissen läßt, weil man ja so lange wie möglich an der Futterkrippe bleiben will. Am Rande steht die staunende Menge, die da glaubt, sie sei das Volk und nimmt mehr oder weniger Anteil, vielleicht gar mit dem heimlichen Hintergedanken: "Warum habe ich eigentlich nicht das Glück, auf einem solchen Posten zu sitzen?"

Die gesellschaftliche Antriebskraft unserer "freien (un)sozialen Marktordnung" wird angekurbelt, bis sie in Kriminalität umschlägt. Am Ende gilt dann wieder das Gesetz von den Kleinen, die man hängt und den Großen, die man laufen läßt. Entstellte Demokratie.. Ein Grundzug der modernen Demokratie ist die Aufhebung aller rechtlichen Privilegien. Die überlieferte Demokratie beruht darauf, daß der Einzelne die geistige, wirtschaftliche und soziale Unabhängigkeit besitzt, die ihn befähigt, bei allen Entscheidungen aus eigener Einsicht ein auf Vernunft und Sachverstand gegründetes Urteil zu fällen. Sie beruht weiter darauf, daß trotz der Gegensätze der Interessen und Ideen eine Gemeinsamkeit der Grundanschauungen besteht, in der alle sich einig wissen. Durch den Aufstieg der Massenbewegungen, durch das Vorherrschen der Masseninteressen und Massenideologien, durch die Entwicklung der technischen Mittel und durch Methoden der Massenbeeinflussung wie überhaupt durch die Mechanisierung und Uniformierung des Daseins und Denkens gibt es diese Gemeinsamkeit heute nicht mehr. Politische Sachentscheidungen aus den angeblichen Notwendigkeiten sind für den Einzelnen nicht mehr durchschaubar, so daß er in seinem Urteil von den Mitteln der Massenbeeinflussung abhängig wurde. Die Gegensätze der Interessen und Weltanschauungen haben eine solche Intensität erreicht, daß im politischen Leben nicht mehr das freie Spiel der Meinungen entcheidend ist. Festgefügte Interessenblöcke und ideologische Fronten machen eine echte, vom Willen zur Einigung geführte Diskussion unmöglich. Der Sozialismus wollte den neuen, besseren Menschen schaffen, etwas, was dem Christentum seit 2000 Jahren misslingt. Auch dieses Experiment misslang. Die alte Gesellschaft will hingegen nichts anderes, als möglichst lange unsere Urahnen Adam und Eva als Untertanen zu behalten: Die geduldigen, möglichst uninformierten, fleißigen, bescheidenen Menschen, die ab und zu mal an der Kette zerren und auf die nächste Wahl warten dürfen, mit der sie glauben, etwas an ihrer oder des Vaterlandes Lage ändern zu können. Der Bürger als Stimmvieh... Wie sieht es aber nach den Urnengängen tatsächlich aus? Die Bürger durften sich einen kurzen Moment als Volkssouverän fühlen. Inzwischen befinden sie sich wieder im Joch des täglichen Überlebenskampfes, nachdem sie ihre Schuldigkeit, d.h. den demoktatischen Spielregeln Genüge getan haben. Die Autokraten sind wieder unter sich. Das lukrative Geschäft mit der Politik lassen sie sich nicht nehmen. Mitspracherecht? Wo man hinschaut, bleiben die "Volksvertreter" unter sich. Die Demokratie verkommt zur Demokratur! Winston Churchill war zwar ein großer Demagoge, aber bestimmt nicht einer der Dümmsten. Er formulierte es so: "Demokratie ist die schlechteste Regierungsform, die wir kennen, aber besser als jede, die wir schon ausprobiert haben." Das Wagnis, andere Modelle auszuprobieren, wollte er nicht eingehen. Zu leicht hätte es ins Auge gehen können. Ohne Zweifel gibt es bessere Möglichkeiten als unsere dubiose Demokratur. Das Volk mitbestimmen lassen - man muß es nur wollen. Und eben daran hapert es. Der angebliche "Volkswille". Man soll die Stimmen nicht zählen, sondern wägen. Nicht eine ominöse, verschwommene Mehrheit soll unser Leben bestimmen, sondern das Beste. Der Wert, das Gute schlechthin, ist der einzig bestimmende Grundsatz für seine Gestaltung. Es kann nie anders als aus dem Leben selbst heraus bestimmt werden. Nicht was eine zufällige oder dauernde Mehrheit will, sondern nur das, was als das Beste, Wahrhafte von den Sachkundigen erkannt wird, soll unser Leben bestimmen. Jedermann, der mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht den Schlangenkurs der demokratischen Logik. Es wird ein Herrschaftselement vorausgesetzt - nämlich der "Volkswille" - noch ehe er da ist. Die Herrschaftskraft der Spitzenpolitiker wird abgeleitet von dem, was vorher und ohne sie gar nicht vorhanden ist, vom Volkswillen. Statt daß die Leute ihren Anführern sagen, was sie zu machen haben, sagen diese den KLeuten, was sie wollen s o l l e n!! Noch einmal: Das Prinzip der Demokratie ist die Volkssouveränität d.h. die Ausübung der staatlichen Herrschaft soll dem Volk - zumindest der Mehrheit desselben - übertragen werden, um damit die Identität von Herrschern und Beherrschten herbeizuführen. Reine und unmittelbare Demokratien, d.h. Volksgemeinschaften, hat es nie gegeben. Das, was man heute als moderne Demokratien bezeichnet, hat im Wesentlichen eine repräsentative Struktur. Die wichtigste staatliche Funktion soll von den Repräsentanten des Volkes, den sogenannten Volksvertretungen oder Parlamenten ausgeübt werden. Das organisierte Volk glaubt, daß es die höchste Gewalt hat und ausübt. Ein verhängnisvoller Irrglaube; denn die Wirklichkeit sieht anders aus, völlig anders. Politische Parteien, früher ideologisch, heute nur noch interessenhaft orientiert, bemächtigen sich in wenig edlem Wettstreit der Staatsgewalt. Sie lassen dem Volk nur das zweifelhafte Recht, zwischen ihnen selbst zu wählen, zu den von ihnen oder parteimäßig gebundenen Regierungen ausgeheckten Vorlagen entweder Ja und Amen zu sagen oder sie abzulehnen, ohne jedoch auf die durch die Ablehnung entstandene Situation dann noch irgend einen weiteren Einfluß ausüben zu können. Durch die von allen Parteien vorgenommenen Vernebelungsmanöver wird das Volk seiner Einsicht beraubt und damit in dem ihm verbliebenen kümmerlichen Rest des Entscheidungsbereiches den Parteien hörig. Parteiendemagogie Der Kampf um die Wählermassen verleitet die Parteien zu Demagogie und Unwahrhaftigkeit, zu maßlosen Versprechungen und zur Verschwendung der öffentlichen Mittel,zu Aufpeitschung und Verdummung der Massen. Notwendigerweise bildet sich die Führerschicht aus solchen Leuten, die in den Künsten der Demagogie und der Aufpeitschung der Massen bewandert sind. Da heute alle "demokratischen" Gemeinwesen mehr oder minder unter der aufgrund der Käuflichkeit der Parteien beruhenden Verschleierung der eigentlichen Machtzentren leiden, ist die sogenannte demokratische Staatsform unserer Zeit nur noch eine Kulisse, die dem Wahlvolk die geheimen Fäden der Politik verbirgt. Was bleibt übrig von unserer viebeschworenen Demokratie? Nur eine Worthülse ohne Inhalt.

Bei solchen Gedanken könnte Resignation oder gar Verzweiflung aufkommen. Langfristig könnte sich allerdings etwas ändern, dann nämlich, wenn die Menschen bei sich selbst wieder etwas einführen , was ihnen die Herrschenden zu nehmen trachten: das selbständige Denken! Seinen eigenen Verstand gebrauchen - nicht kritiklos nachbeten, was falsche, auf den eigenen Nutzen bedachte Propheten vorgedacht haben! Keine der bislang angewandten gesellschaftluichen Formen in den letzten zwei Jahrtausenden - weder die weltlichen noch die christlichen Sitten und Gebräuche - hat es vermocht, die Menschheit dem Frieden näher zu bringen. Im Gegenteil breitet sich das Chaos weiter aus wie eine Wucherpflanze. Eine Kehrtwende um 180 Grad auf allen Gebieten des Lebens ist vonnöten. Die Menschheit des dritten Jahrtausends, an dessen Beginn wir stehen, braucht grundsätzlich neue Strukturen ihres Daseins. Es ist also höchste Zeit, einen Prozeß des Nach- und Umdenkens in die Wege zu leiten.

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Alfred W. Hinzer: Der "TREUHAND" - Skandal

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Mit Taten schmückt sich Treu und nicht mit Worten (Shakespeare 1564 - 1616) Treuhand oder Ramschhand? Die Frage steht auch heute noch im Raum, obwohl der Welt mächtigster und brutalster Konzern seinen Kehraus bereits 1994 beendete. Der Untersuchungsausschuß des Bundestages bekam zwar nur einen Bruchteil der Akten zu sehen - bei den Anhörungen hielten sich die Eingeweihten geflissentlich zurück - aber was ans Tageslicht kam, würde in anderen Ländern womöglich die Justizbehörden alarmieren. Die "TREUHAND" hinterließ offenbar eine breite Spur von Betrug, Irreführung und Gaunerei, wobei die bekannt gewordenen Skandale nur die Spitze des Eisbergs sein dürften. Herausreden kann sich niemand, denn im Verwaltungsrat der Anstalt saßen die Ministerpräsidenten der fünf neuen Bundesländer, sowie auch Gewerkschaftsbosse neben den Spitzenmanagern der westdeutschen Konzerne. Die Einrichtung einer "Erfassungsstelle für Treuhandunrecht" kann den entstandenen Schaden allerdings nicht wieder gutmachen. Von unseren Politikern in Amt und Würden wurde dieser durchaus logische Vorschlag auch nie ernsthaft erwogen. Auf der Spurensuche nach den Ursprüngen der "TREUHAND" findet man im Gesetzblatt der ehemaligen DDR vom 8. März 1990 unter dem Titel "Beschluß zur Gründung der Anstalt zur treuhänderischen Verwaltung des Volkseigentums (Treuhandanstalt) unter Punkt 1 die Feststellung: "Zur Wahrung des Volkseigentums wird mit Wirkung vom 1. März 1990 die Anstalt zur treuhünderischen Verwaltung des Volkseigentums gegründet." Privatisierung von Gemeineigentum. Im Gesetzblatt vom 22. Juni 1990 ist die Rede vom "Gesetz zur Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens" (Treuhandgesetz). Also nicht mehr Wahrung des Volkseigentums, sondern dessen Privatisierung und Reorganisation. Auf gut deutsch heißt dies: Ausverkauf und Vernichtung. Das Volk durfte sich sein Eigentum in den Rauchfang schreiben. Der erste "Treuhand"-Direktor war Karsten Detlev Rohwedder (SPD). Er kam am 1. April 1991 durch einen Mordanschlag ums Leben. Die zuständigen Instanzen fanden in über drei Jahren nicht eine Spur seiner Mörder. Hin und wieder war von der RAF die Rede, aber das schien nicht mehr als eine Schutzbehauptung zu sein, mit der man sich vor lästigen Fragen schützen wollte. Die Ermordung hat diesen gewissenhaften Mann zur Dramenfigur des öffentlichen Interesses gemacht, da sein Wirken von erstrangiger, ja schicksalhafter Bedeutung für die Folgejahre war und unser Leben auch weiterhin maßgeblich beeinflussen wird. Das Volksvermögen sollte in seinem Geiste und nach seinen Richtlinien von der "Treuhand" verwaltet werden. So wenig, wie eine Privatbank Einblick in ihre Geschäfte gibt, so verfuhr auch die "Treuhand-Anstalt". Von Fremden Übernommenes verkaufte sie nichts Eigenes, sondern nur "treuhänderisch", obwohl das Volk sie in keiner freien Wahl dazu ermächtigt hatte. An keine Rechtsvorschrift gebunden verweigerte sie jede Rechenschaft darüber, was zu welchem Preis und warum verkauft wurde und verweigerte jedes Einspruchsrecht. Der Kapitalismus hielt Einzug Die Repräsentanten der "Treuhand", ausnahmslos in den Maßstäben des Kapitalismus aufgewachsen, fragten sich nicht, ob ein so scheinbar miserables, verrottetes, korruptes und unrentables Wirtschaftssystem wie das der DDR (welches seine Untertanen allerdings stets ernährt und gekleidet hatte) für diese Menschen immer noch besser war als eines, das sie nur hinauswirft! Zwangsläufig nach der Währungsunion hinauswerfen mußte, weil der ostdeutsche Staat - als Exportland einmal der siebtgrößte der Welt - exportunfähig gemacht worden war und zwar überall dort, wo er bisher verkaufen konnte: In Osteuropa. Denn diese Länder konnten die deutsche Mark nicht bezahlen. Unbeeindruckt und äußersat befriedigt zeigten sich die Verkäufer bei ihrer vom Standpunkt der Opfer kriminellen Beschäftigung wie auch die Aufkäufer des Bodens und der Bauten. Man konnte zwar über die Methoden lachen, mit denen die liquidierte DDR ihre Bürger zu Lohn und Brot verhalf. Lachen - aber nicht leugnen, daß sie eben doch dank dieser Methoden eine Arbeitsstelle hatten. Millionen von ihnen wurden nunmehr durch die Wirtschaftsmethoden, die man ihnen zwangsweise auferlegt hatte, arbeitslos. Die Ausschaltung der Ost-Konkzurrenz Als die Kalikumpel in Bischofferode in den Schacht einfuhren und ihren Hungerstreik begannen, schloß sich die in der DDR gefeierte Schauspielerin Käthe Reichel mit einem Appell an die "Treuhand", dem Streik an. Nach einem bis dahin geheimgehaltenen Plan sollte die Grube stillgelegt werden. Die "Treuhand" war sich ihrer Sache so sicher, daß sie eine Fusionskonstruktion erfand, die selbst den Unbedarftesten erkennen ließ, daß es nur um die Ausschaltung der ostdeutschen Konkurrenz ging. Der Kampf war ungleich, aber er setzte ein Signal. Bischeofferode war zum Symbol für den Kampf der Ostdeutschen um ihre Arbeitsplätze geworden. Käthe Reichels Brief wurde von allen Nachrichtenagenturen zitiert und rangierte einen halben Tag lang an erster Stelle der Fernsehnachrichten. Der "Treuhand"-Argumentation zufolge sei der Honecker-Sozialismus für den "Industrieschrott" der DDR verantwortlich. Querulanten wie Reichel würden hingegen an einer "Dolchstoßlegende" basteln. So die kaum verhüllte Unterstellung. Aus der Erwiderung Frau Reichels, veröffentlicht in "NEUES DEUTSCHLAND", nachfolgend einige Zitate in verkürzter Form: 1. Der Vorwurf gegen jeden Kritiker der "Treuhand"... sie würden nur innerdeutsche Ressentiments schüren, Zwietracht und Hass säen, die wahre Ausgangslage nach dem Ende des Staatssozialismus nicht sehen..., ist selber eine Legende. Alle sich zuspitzenden und noch zu erwartenden Probleme allein auf die Defizite des alten Staatssozialismus zurückzuführen und die... "immer recht habende" Marktwirtschaft-West als "gutes und siegreiches" Prinzip für die wachsende statt sich vermindernde Misere verantwortlich zu machen, wird immer unglaubwürdiger. ... Die westliche Inkompetenz blamiert sich von Tag zu Tag mehr. 2. Die durchsichtigste aller Ihrer Legenden: ..., keine Ahnung gehabt vom schlechten Zustand der DDR-Wirtschaft...? Westliche Experten wußten nur allzu gut Bescheid. Öffentlich triumphierend machte man sich Illusionen über die Bewältigungskraft und Integrationsfähigkeit der eigenen Wirtschaftsweise ("blühende Landschaften"). 3. Erst recht eine Legende, daß der Untergang der gesamten Industriestruktur, Massenarbeitslosigkeit und soziale Spaltung in Arm und Reich voraussehbar gewesen wäre. Griechenland und Portugal z.B. standen weit schlechter da als die ehemalige DDR, ohne daß sie zusammengebrochen sind. Es war der brachiale Anschluß an die BRD mit der Währungsunion, der den völligen Zusammenbruch der Industrie herbeigeführt hat. Unter solchen Bedingungen wären auch Industrien wie die Österreichs oder Belgiens, vielleicht sogar Frankreichs zusammengebrochen... 4. ... wurden die Utopien eines entfesselden totalen Marktes und hemmungsloser Privatisierung an wehrlosen Menschen ausprobiert... wollen Sie mit Ihrer Legendenbildung davon ablenken, daß Sie persönlich es waren, die im Zeichen einer solchen marktradikalen Ideologie ohne Rücksicht auf die Realität den "Treuhand"Auftrag interpretiert und verfälscht haben... Privatisiert wurde um der Privatisierung Willen in ideologischer Verblendung... Jetzt stellt sich heraus, daß immer mehr Zusagen von den westlichen Aufkäufern nicht eingehalten werden, ja daß viele privatisierte Betriebe wieder zurückgegeben werden oder in die Liquidation geschickt werden. 5. ... die 1992 einsetzende wirtschaftliche Rezession ein unvorhergesehenes Naturereignis? ... War sie nicht seit langem absehbar, weil angelegt im "Totrüsten" der Sowjetunion durch Präsident Reagan? Die Krise des Ostens ausschließlich bedingt durch Fehler des staatssozialistischen Systems? Die jetzt sichtbar werdende Krise des Westens mit Abermillionen von Arbeitslosen, Strangulierung der kulturellen Leistungen usw. soll keine Systemfehler als Ursache haben, sondern so natur- und schicksalhaft sein wie ein Wirbelsturm über dem Atlantik? Stellen sich nicht beide Systeme gleichermaßen als untauglich für die Bewältigung der Zukunftsaufgaben heraus? Die Ostdeutschen erleben jetzt, daß durch die Entfesselung des Marktes der totalitäre Zwang der Staatsbürokratie durch den totalitären Zwang des Geldes abgelöst wurde, der die "individuellen Freiheitsrechte" für die Mehrzahl der Menschen zur Farce macht." (Ende der verkützten Zitate)

Marode Ost-Industrie Als die Legenden entstanden, gehörte die Vokabel "marode" zu den inflationärsten. Übersetzt heißt das der französischen Sprache entlehnte Wort "abgemattet", "entkräftet", "wegemüde". Die Legendendichter gaben ihm den Inhalt "verrottet", "völlig unbrauchbar", "schrottreif". Wer indes um des Wortes Bedeutung weiß, wird nicht leugnen, daß man einen Abgematteten, einen Entkräfteten oder Wegemüden wieder auf die Beine helfen kann. Doch die ständig mit dem Wort "marode" hantierten, hatten scheinbar Hilfe nie im Sinn. Nach der Währungsunion war kein Unternehmen mehr wettbewerbsfähig. An einen Flankenschutz dachte man nicht, obwohl es doch jetzt nicht mehr um das SED-Regime, um Honecker, Krenz oder Mielke ging, sondern um die in den Betrieben Arbeitenden. Die Wirtschaft Ostdeutschlands wurde in den Abgrund geführt. Legenden sind nachlesbare Märchen, jene von der "maroden DDR-Wirtschaft" ist indes eine Lüge, die von kompetenten Wirtschaftsführern und Beamten bestätigt wurde. Unbestritten ist, daß die "Treuhand" in ihren Handlungen nicht nur fahrlässig war, sondern das Gesetz verletzte, indem sie es nicht anwandte. Weil die "Treuhand" außerhalb des demokratischen Rechtsstaates arbeitete, ohne Kontrolle, ohne Transparenz, ohne Legitimation und ohne Erklärung ihres Auftrages, konnte sie diesen verhängnisvollen Kurs drei Jahre lang verfolgen. Es war die Politik, die zahlreiche Glücksritter auf Kosten der deutschen Steuerzahler bereicherte. Das ganze Ausmaß der staatlich sanktionierten Betrügereien ist für jeden Bürger/jede Bürgerin mit einem gesunden Rechtsempfinden unfaßbar. Zwar weinen die Noch-Arbeitenden dem alten System keine Träne nach, aber sie bilden (derzeit noch) nur die Hälfte der ostdeutschen Bevölkerung. In der anderen ist die Verzweiflung spürbar größer geworden und mit ihr die Wut. Sie fühlt sich vom Westen über den Tisch gezogen. Eine Wut gegen die Bundesregierung, die Landesregierungen und vor allem gegen die "Treuhand"-Anstalt. Dass angeblich hunderte Milliarden DM/Euro von West nach Ost transferiert werden müssen, um den armen Ossis zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen, können und wollen die Arbeitslosen nicht begreifen. Satte Gehälter und Zielprämien für die Abwickler Für die Abwickler waren die "Treuhand"-Deals einmalige und unwiederbringliche Geschäfte ihres Lebens, die es wahrzunehmen galt. Einem Direktor wurden durchschnittlich 380.000 DM im Jahr - rund 31.000 DM im Monat überwiesen, einem Abteilungsleiter rund 20.000 DM im Monat, während sie Hunderttausende vor jene Schalter schickten, an denen die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung auszufüllen waren. Hinzu kamen phantastische Abfindungen. Z.B. erhielt ein Arbeitsdirektor in einem sächsischen Stahlwerk eine Abfindung von 1,5 Millionen DM, weil sein ursprünglicher Arbeitsplatz "verloren ging". Der Betriebsrat beschrieb, welche Hürden zu nehmen waren, als er sich um 1,3 Millionen DM Arbeitsförderungsmittel für siebzig von der Arbeitslosigkeit bedrohte bemüht hatte. Wer errechnete, kalkulierte und genehmigte die Abfindungen? Der Vizepräsident des Bundesrechnungshofes, Heuer, hielt die "Treuhand"-Anstalt für ein Bundesunternehmen, das demzufolge auch von der Bundesregierung zu kontrollieren gewesen wäre. Normalerweise könne jemand, der sich in diesem Gehaltzsgefüge befände, nicht selbst Rahmen und Details bestimmen. Der Bundesfinanzminister sei dieser Frage - weil für ihn wohl nicht interessant genug ... - ausgewichen. Entschlüsselt heißt das: Der Bundesfinanzminister als Eigentümer 1 hat sich um die Gehälter nicht gekümmert. Die "Treuhand"-Chefs haben sie allein bestimmt! Presseberichten zufolge sollen allein zwölf Direktoren über 54 Millionen D-Mark kassiert haben! Der Abnwickler wurde inzwischen ebenfalls abgewickelt. Am 1. Januar 2004 trat das Gesetz der BvS (Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben) in Kraft. Bei der Liquidation stillgelegter ostdeutscher Betriebe hat die "Treuhand"Anstalt sechzehn Milliarden DM verloren. Das geht aus einem Pressebericht aus der von dem ehemaligen "Treuhand"-Direktor vorgelegten Schlußbilanz hervor. Der BvS-Chef nahm auch Stellung zur "Kriminalitätsdurchseuchung", wie er das Verschleudern von THA-Vermögen nannte. Lt. Abschlußbericht kam es bis Mai 2000 zwar zu 219 staatsanwaltlichen Ermittlungen, aber nur in 24 Fällen zu Verurteilungen. Schon seit längerem bekannt sind die gigantischen Defizite von Treuhandanstalt und BvS, die auf 64,6 Milliarden Euro beziffert wurden, zuzüglich 37,2 Milliarden Euro Altkreditschulden. Den Arbeitsplatzabbau hatten die sich wortkarg gebenden BvS-Chefs mit einem 'notwendigen Strukturwandel' begründet, der sich daraus ergeben habe, daß etwa eine Million Frauen in THA-Betrieben gearbeitet hätten. Der größte Trust, der je in der Welt mit strikter politischer Order geschaffen wurde, deindustrialisiete radikal eine von rund 17 Millionen Menschen bewohnte Landschaft. Dies ist eines der tragischsten Kapitel deutscher Geschichte, das noch unsere Kinder und Kindeskinder konsterniert lesen werden.

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................................................................................................. Quelle: siehe auch www.humanwirtschaft.org 36. Jahrgang .................................................................................................

Alfred W. Hinzer: Der globale Angriff auf den Sozialstaat I

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Globalisierung kommt der Rückkehr zum Feudalismus gleich. Inzwischen ist die Debatte bei der Wirtschaftstheorie angekommen. Nachdem s.Zt. Kanzler Schröder (SPD) den Aufruf des Präsidenten der DIHK, Ludwig Georg Braun, "in Osteuropa billiger produzieren zu lassen", als "unpatriotischen Akt" gebrandmarkt hatte. Die Kritik an der outsourcingwütigen Industrie geriet zum Standard imperialistischer Politikdarsteller, insbesondere in den USA. Auch der Präsidentschaftskandidat John Kerry hatte Unternehmer, die ihre Produktion ins Ausland verlagern, als "Verräter" beschimpft. Aber selbst Paul A. Samuelson, der "Säulenheilige" der US-Wirtschaftstheorie, bezweifelte, daß die Verlagerung nach Indien oder der Bezug billiger Güter aus China den Amerikanern Vorteile bringt, auch nicht bei gleichzeitigen Lohnkürzungen geringqualifizierter Arbeiter. Bei Wal-Markt Lebensmittel 20 % billiger einkaufen zu können, reiche nicht notwendigerweise aus, um Lohnverluste auszugleichen. Die neoliberale Scheinwelt. Damit war das Axiom der Gralshüter des Neoliberalismus, der sich gern als modern ausgebenden "Neoklassiker" erschüttert. David Ricardos "Prinzip des komparativen Kostenvorteils" (seine These war in den Jahren 1813/14 zur Zeit der napoleonischen Kriege entstanden) besagt, dass - grob formuliert - der freie Warenverkehr selbst für zwei Staaten Vorteile bietet, wenn ein Partner einen Produktionsvorsprung hat. Ricardo hatte es - nicht ohne Erfolg - unternommen, den Beleg zu erbringen, dass sich das Interesse seiner Klientel - im Gegensatz zu dem der Tories - mit dem Wohl des Landes in Übereinstimmung befand. Natürlich hat die heutige "Neoklassik" mit dem Klassiker Ricardo nichts im Sinn. Mit der Konstruktion eines Systems des allgemeinen Gleichgewichts ist sie in eine wunderbare abgeschlossen-logische Scheinwelt eingetreten. In dieser fiktiven wertfreien Welt der Neoklassik" basiert alles letztlich auf mikroökonomisch betrachtete Kauf- oder Sparentscheidungen individueller und freier Wirtschaftsobjekte. Arbeitslosigkeit ist so eine Entscheidung für mehr Freizeit statt für die Verbilligung des Arbeitsangebots! Die Armut der dritten Welt ist die Folge fehlender Sparentscheidungen. Ricardos These, die 1813 eine progressive Rolle im Kampf gegen den grundherrschaftlichen Protektionismus spielte, dient in der "Neoklassik" nur mehr rein der Legitimation einer imperialistischen Ausbeutung der "Dritten Welt". Die Infragestellung der Propaganda der USA nährt die Sorge dieser Nation, dass sie auf längere Sicht gesehen, ihre ökonomische Supermachtposition verlieren könnte. Die Globalisierung der Produktion schafft ja gerade die Herausforderer, die das Imperium letztlich vom Thron stoßen! Schon die ökonomische Aufrüstung des westeuropäischen Konkurrenten zum Bollwerk gegen den Kommunismus rüttelten an der US-Handelsdominanz und machten Rückfälle in den Protektionismus notwendig. Die USA bekommen Probleme China wird von den USA zusehends als reale ökonomische Macht wahrgenommen. Die CIA stellte eine Vervielfachung des Bruttosozialprodukts seit 1978 fest. Die Wachstumsraten liegen bei 10%. Das alles bei einer Bevölkerung von 1,4 Mrd. Menschen. Demgegenüber erscheint die wirtschaftliche Lage der USA nach dem Boom in den 90ern alles andere als rosig. Das gigantische, kontinuierlich wachsende Leistungsbilanzdefizit von derzeit weit mehr als einer halben Billion Dollar macht ebenso wie das hohe Budgetdefizit gravierende Strukturprobleme sichtbar. Die militärische Dominanz und die Kontrolle über die strategischen Rohstoffe (Irak-Öl) verursacht weitere Kosten und verschärft die Lage, die durch Kostenreduktionen, besonders auf dem Arbeitsmarkt, kaum zu verbessern ist. Selbst bei brutalster Pauperisierung ist chinesisches Niveauf nicht erreichbar.

Als Ausweg aus diesem Dilemma wird von der neoliberalen Orthodoxie die Erhaltung des Technologie- und Innovationsvorsprunges angeboten. Aber das klingt wenig überzeugend in Staaten, die statt auf ein effektives Ausbildungssystem auf den Brain Drain setzen. Denn damit gehen nicht nur Arbeitsplätze verloren, sondern auch die Basen der Technologie. Die Gedanken Samuelsons werden von neoliberalen Hardlinern als Kritik an der Globalisierung verstanden. Das ist falsch. Er ist schon einen Schritt weiter. Hartz IV ... Das ist Armut per Gesetz! Hartz IV ist der Türöffner für Hungerlöhne der noch Beschäftigten. Für die Betroffenen bedeuten sie ein Leben unterm Limit. "Hartz IV lässt sich ganz einfach so beschreiben: Im Hamburger Luxushotel macht das Zimmermädchen die Betten für drei oder vier Euro die Stunde. In Dresden bewacht der Familienvater (ehemals gut bezahlter Facharbeiter) für fünf Euro die Stunde jede Nacht die Lagerhalle. Überall in der Republik füllen Menschen Anträge auf Stütze aus, obwohl sie den ganzen Tag arbeiten gehen. Für diese Zustände gibt es viele Gründe, etwa Privatisierungswellen und eine sinkende Tarifbindung". So die Online-Ausgabe der Frankfurter Rundschau vom 8. Februar 2010. Und weiter: "Erstmals hat es Deutschland geschafft, ein vermeintliches Naturgesetz zu brechen: Die Arbeitslosigkeit steigt und fällt je nach Konjunktur. Aber im Trend verschärft sie sich immer, weil in jeder Krise mehr Menschen ihre Stelle verlieren als in guten Zeiten eine neue finden."

Nach dem Ende des real existierenden Sozialismus stellte das deutsche Kapital Forderungen, die Lohnkosten um 30 Prozent zu senken. Die "Systemkonkurerenz" hatte sich erledigt, damit auch die Notwendigkeit, dem Kapitalismus in der BRD ein soziales Mäntelchen umzuhängen. Im Februar 1999, kurz nach seinem Amtsantritt, verkündet Bundeskanzler Schröder (SPD): "Wir müssen einen Niedriglohnsektor schaffen, der die Menschen, die jetzt Transfer-Einkommen beziehen, wieder in Arbeit und Brot bringt." Sechs Jahre später meldete er auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos den Vollug: "Wir haben unseren Arbeitsmarkt liberalisiert. Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt." Hartz IV ist aktuell der letzte Baustein zum Umbau des sogenannten Arbeitsmarktes. Mit seiner Hilfe werden immer mehr reguläre Arbeitsverhältnisse zurückgedrängt, "atypische" Beschäftigungsverhältnisse sind auf dem Vormarsch. "Die Angst vor Hartz IV macht Bewerber bescheiden. Arbeitslose Jobsuchende wollen immer häufiger für weniger Geld und zu schlechteren Bedingungen arbeiten" bilanzierte die "Welt". Das ergab auch eine repräsentative Betriebsbefragung des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Kampagnen gegen Erwerbslose werden in der Boulevardpresse ("Florida-Rolf") ebenso geführt wie zu Wahlkampfzeiten von Politikern. Guido Westerwelle (FDP): "Anstregungsloser Wohlstand". Das Ziel ist klar: Eine Solidarität zwischen den (noch) arbeitenden Menschen und denen, die ihre Arbeit verloren haben, soll verhindert werden. Man will keine gemeinsame Gegnerschaft gegen das kapitalistische Unrechtssystem und die mit ihm verbundenen Politiker. "Ein Euro-Jobs!" Etwa 500 000 Menschen üben jährlich einen "Ein-Euro-Job" aus. Die Sachbearbeiter der ARGEn setzen auf Illusionen und die finanzielle Notlage der Erwerbslosen. Nicht zuletzt auch auf Druck. Viele der Jobsuchenden wollen eine sinnvolle Tätigkeit, leiden unter ihrer Arbeitslosigkeit, erhoffen sich über einen "Ein-Euro-Job" die Übernahme in ein festes Beschäftigungsverhältnis. "Atypisch" wird normal. "Atypische Beschäftigungsverhältnisse" machen heute fast ein Viertel aller Beschäftigungsverhältnisse aus. Es handelt sich dabei um 'Leiharbeit', Arbeit, die unterhalb der Hartz-IV-Regelsätze liegt. Minijobs u.a. Die Tendenz ist steigend! Zwei Drittel aller neu abgeschlossenen Arbeitsverträge sind befristet. Weit weniger als ein Drittel der Erwerbslosen beziehen heute ALG I. Die große Mehrheit ist in Hartz IV gedrängt. Ebenfalls in Hartz IV angelangt sind Menschen, die trotz eines Vollzeit-Arbeitsverhältnisses vom Lohn nicht leben können, die diesen Lohn "aufstocken" müssen. Und in diesem Bereich gibt es einen rasanten Aufstieg. Um 30% stieg diese Zahl von 2008 auf 2009 = das "Jobwunder"! Wenn das Minimum der Aufstockung nicht reicht, gibt es Druck: Die Androhung der Kürzung oder gar Aussetzung des Arbeitslosengeldes (ALG) II ist ein überzeugendes "Argument". "Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung" heißen diese Jobs im Bürokratendeutsch. In der Praxis sind sie fast ausschließlich das erste und einzige Angebot, das die ARGEn den Erwerbslosen anbieten. Unter Mißachtung der geltenden Gesetze, die eindeutig besagen: "Öffentlich geförderte Beschäftigung nach dem SGB II (Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung, Arbeitsgelegenheiten in der Entgeltvariante) ist unter Berücksichtigung des § 3 Abs. I Satz 3 SGB II immer nachrangig gegenüber Vermittlung in Arbeit und Ausbildung, Qualifizierung und anderen Eingliederungsinstrumenten ("ultima ratio"). Aus dem eigentlich letzten Mittel wird also das einzige. Massenhaft verdrängen diese "Ein-Euro-Jobs" reguläre Arbeitsplätze. Der Alltag der Hartz IV-Empfänger ist geprägt vom immerwährenden Kampf, mit den völlig unzureichenden Regelsätzen irgendwie durchzukommen. Von den ARGEn gibt es keine Hilfen, im Gegenteil nur unzureichende Beratung und Schikanen. Sie machen die Menschen bis hin zum Rechtsbruch mürbe. Diese erbärmliche Praxis hat System!

                                                                               awy-kalhambra

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Alfred W. Hinzer: Der globale Angriff auf den Sozialstaat II

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Das Ziel der Hartz-Gesetze sollte insbesondere die Wiedereingliederung von Langzeit-Arbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt sein, die Erhaltung der Chancen hierauf und die Verbesserung der Betreuung durch die Agentur für Arbeit. Wie sieht die Wirklichkeit heute aus? Mit Hartz IV werden mehr als 4 Milionen Menschen in die Armut getrieben. Es trifft jeden: ob Lehrer, Professor oder Bäcker. Die globalisierte freie Marktwirtschaft ist genau so bankrott, wie es die Wirtschaft der DDR 1989 war. Der erste Treuhand-Direktor Karsten Detlef Rohwedder wollte den wirtschaftlichen Aufbau des Ostens nach dem Motto "Modernisierung vor Privatisierung". Er sah schwere soziale Konflikte bei Stillegung der ostdeutschen Industrie voraus und forderte, vorsichtig und nicht einfach nach Freihandelsrezepten vorzugehen. Am 1. April 1991 wurde er wie 1989 der Chef der Deutschen Bank Alfred Herrhausen heimtückisch ermordet. Herrhausen wollte den Aufbau Osteuropas nach der Methode der "Kreditanstalt für Wiederaufbau". Birgit Breuel, die Nachfolgerin in der "Treuhand", zerschlug die ostdeutsche Industrie dann um so gründlicher. Über die Hintergründe des schrecklichen Endes Rohwedders war nichts zu erfahren. Hin und wieder war von der RAF die Rede, aber das schien nicht mehr als ein Ablenkungsmanöver zu sein, mit dem man sich vor lästigen Fragen schützen wollte. Die zweite, ebenso gravierende Ursache des wirtschaftlichen Niederganges ist die Tatsache, dass der Bevölkerung nach dem untergegangenen planwirtschaftlichen System der DDR das noch bankrottere Freihandelsystem aufgezwungen wurde. Deutschland wurde gezwungen, die D-Mark aufzugeben, der Maastrichter Vertrag mit dem ungeliebten Euro wurde unterzeichnet - eine katastrophale Entscheidunmg. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland liegt bei 8,4% im Westen und bei 18,5% im Osten. Tatsächlich aber liegt sie doppelt so hoch, also bei etwa 40%. 1,5 Millionnen Menschen weniger leben heute in den "neuen" Bundesländern als 1989. Weil sie nach Westdeutschland abwanderten. Von den Sozialämtern erwartet. Gewonnen haben sie dadurch, dass sie ihre Heimat verließen, nichts. Der wahre Name der Globalisierung ist "anglo-amerikanisches Weltreich". Nach der Auflösung der Sowjet-Union beschlossen die Neocons, die bereits in der Regierung von Bush sen. saßen, eine Politik, die der Doktrin eines "neuen amerikanischen Jahrhunderts" folgte. Daraus wurde dann die "Globalisierung" - die wirkliche Ursache für den wirtschaftlichen Kahlschlag, wie er von der "Treuhand" durchgezogen wurde. Sie war möglicherweise - wie auch die "Reformen" in Russland - nichts anderes als die kriminelle Übernahme der Volkswirtschaft durch mafiose Oligarchen.

Das Soziale wird abgeschafft. "Beratungsfirmen" legen fest, was der Staat noch tun und was er den Märkten und privaten Einrichtungen überlassen soll. Sie bestimmen, wie die Gesundheitsversorgung aussehen soll und wie man mit der "Überalterung" der Europäer umzugehen hat. Dieses Gespenst der Überalterung wird oft als Hauruck-Argument herangezogen. Praktisch alle Kürzungen bei Sozialleistungen werden mit dem "Altersproblem" begründet. Der neue Faschismus kommt nicht von irgendwelchen "neuen Hitlers", die man jetzt schon sehen könnte. Er kommt möglicherweise von den Banken und Konzernen, die praktisch eine Rückkehr zum Faschismus betreiben. Denn wenn man die Rolle des Staates als der einzigen Kraft, die in Krisenzeiten einen angemessenen Lebensstandard der Bevölkerung garantieren kann, mmer weiter zurückdrängt und alles "privatisiert" und kaputt "reformiert", ist das wie ein neuer Feudalismus. Und es macht keinen Unterschied, ob man dann mit einem George Soros oder einem Baron Sowieso zu tun hat. Der Mechanismus der Privatisierung ist derselbe. Die amerikanischen Neokonservativen bedienen sich der sog. "großen Lüge". Sie verkehren alle Grundwerte in ihr Gegenteil, sind Meister der Orwell'schen Sprachverdrehung und behaupten z.B., der Sozialstaat sei "unsozial" und "unsolidarisch". Der soziale Gedanke ist für sie nicht das Gemeinwohl, sondern "organisierte Umverteilung". Oder sie behaupten "sozial ist, was Arbeitsplätze schafft". Der endlose Strom sophistischer Verdrehungen dient als Deckmantel dafür, das Soziale in der Sozialen Marktwirtschaft abzuschaffen. Diese Ideologen treten in unterschiedlichster Verkleidung auf, aber der Grundgedanke ist immer der gleiche. Wenn ein Finanzkrach kommt, muß sichergestellt werden, dass alle Politiker und Regierungen auf der Seite der Banken stehen und keiner auf der Seite des Gemeinwohls.

Neue Notstandsgesetze? Am 12.8.04 wurden still und leise die Notstandsgesetze von 1968 ergänzt. Nachdem der Bundesrat zugestimmt hat, sind die Ergänzungen rechtsgültig. Sie wurden von der Regierung als "reine Routine" heruntergespielt. Nach der Auffassung Carl Schmitts, dessen Ansichten - inzwischen wieder salonfähig - an Universitäten gelehrt werden, "schafft die Macht das Recht", weil getreu der darwinistischen Grundhaltung nur der Stärkste überleben könne. Sein Denken, seine Argumente kommen aus der rechten Ecke. Seine Umverteilung der Welt in Freund und Feind ist ein Wesensmerkmal des Faschismus. Gewaltfreie Beilegungen existentieller Konflikte lehnt er grundsätzlich ab. Wer zum Feind erklärt wird, kann rücksichtslos vernichtet werden.

Die Lüge als Mittel der Politik. Täglich werden wir mit Hiobsbotschaften von angeblich unvermeidbaren Betriebsverlagerungen und -schließungen, die Massenentlassungen in geradezu erschreckendem Ausmaß in ihrem Gefolge haben, überschüttet. Bedarf es noch mehr Beweise, dass "Einspar-Reformen" und profitorientierte Privatisierungen hinsichtlich der Beschaffung von Arbeitsplätzen kontraproduktiv sind? Sie beschleunigen nur die wirtschaftliche Talfahrt. Trotz des mit wissenschaftlicher Attitüde vorgebrachten gebetsmühlenartigen Geschwafels über den "Aufschwung", der bereits sichtbare Formen anzunehmen beginne, steigt die Zahl der Arbeitslosen ununterbrochen weiter an. Unter dem Motto: "Weiter so" wird Geduld eingefordert, weil die "Reformen Zeit brauchen, bis sie greifen". Verantwortlich denkende und handelnde Politiker ziehen die Notbremse vor dem großen Crash, der uns so sicher bevorsteht, wie die Nacht dem Tage folgt, statt ihn in Nibelungentreue zu den Globalisierern gottergeben abzuwarten. Mit Panzerexporten können weder der Weltfrieden sicherer gemacht, noch neue Arbeitsplätze entstehen, auch nicht - unter dem Vorwand der Terroristenbekämpfung - durch die "Verteidigung deutscher Interessen am Hindukusch". Seinerzeit hieß der alliierte Schlachtruf "The Germans to the Front". Heute sollen deutsche Soldaten mit präsent sein und auch bleiben in: Afghanistan, im Irak und im Kosovo, am Horn von Afrika, in der Ukraine und möglicherweise nach der Umwandlung der Bundeswehr in eine Angriffsarmee in allen Krisengebieten der Welt, wo es deutsche Interessen zu schützen gilt! Gedankenmanipulation durch das System. Statt den hungernden Völkern Rüstungsgüter aufzuzwingen, sollten wir zum Ausbau ihrer Infrastruktur beitragen, die ihnen ein menschenwürdiges Dasein ermöglicht. Tag für Tag tröpfeln die Tageszeitungen geschickt ihren kleingeistigen Schlamm in die Gehirne der Leser, ohne dass diesen die teuflische Manipulation ihres Denkvermögens bewusst wird. Den gleichen abgestandenen Müll bekam man Abends vorher vom Fernsehen ins Gesicht geschüttet. Scheinbar vielfältige Nachrichten, doch alle durch die gleiche ideologische Mühle gedreht. "Information" für "Information", Schicht für Schicht spinnt sich der Medienkokon dichter ums Gehirn, vernebelt sich der Blick, leidet das Urteilsvermögen. Heute sind es nicht mehr die Cholera- und Pestbazillen, die uns bedrohen, sondern das traditionelle zynische Denken der Politiker und das Ausweichen der Wissenschaftler vor der Verantwortung, besonders aber der Stumpfsinn der Massen. Ein Stumpfsinniger hat keinen guten Spürsinn, er kann Sinneseindrücke nicht mehr kombinieren und interpretieren. Er leidet an geistiger Trägheit, Gleichgültigkeit, Gedankenlosigkeit, Leichtgläubigkeit und schließlich Verführbarkeit. Ein Stumpfsinniger ist nicht mehr imstande, sich kritisch seine eigene Meinung zu bilden und wird so leicht zur Beute von Demagogen, die sich als Menschenfreunde tarnen, bevor sie an die Macht kommen, sich aber ale Menschenfeinde entfalten, wenn sie einmal an der Macht sind. Doch die Zeit der großen Lügen geht ihrem Ende entgegen. Schon Abraham Lincoln wusste: "Man kann einige Menschen immer belügen, und man kann alle Menschen für eine gewisse Zeit belügen, aber man kann nicht alle Menschen für alle Zeit belügen!" So wie das System der Planwirtschaft keine Basis mehr hatte und hinweggefegt wurde, so muß jetzt auch das Dogma der venezianischen Oligarchie - Freihandel. freier Markt, Globalisierung - ein Ende haben. Eher wwird es keinen Aufschwung geben. Wir kommen nicht drum herum, die heilige Kuh der EU-Kommission aufzugeben und zu de Gaulles Vorstellung vom Europa der Vaterländer zurück zu kehren.

Überall in der Welt sind Gärungsprozesse zu beobachten, wirtschaftliche wie soziale. Sie sind Ausdruck tiefgreifender Veränderungen zu neuen Kulturformen und neuen Phasen des Lebens und Denkens. Unsere Probleme sind echte Menschheitsprobleme geworden, nicht mehr solche von Nationen, Rassen oder Konfessionen. In einer Welt von Elektronenhirnen und automatischen Maschinen, ja ganzen automatisch betriebenen Fabriken - mag sie technisch noch so vollendet sein - verwirklicht der Mensch nur die vordergründig praktischen Anlagen seiner Existenz. Um seiner anfänglichen Bestimmung gemäß menschlich existieren zu können, braucht er weitaus mehr, z.B. einen universellen Grundkonsens an humanen Überzeugungen. Die Verhältnisse sind der Tradition entlaufen. Ein neuer Typus Mensch muss sich neue Ziele setzen, in deren Erreichung er Intelligenz und Können investiert. Ziele, die über dem Horizont des Massenmenschen und dessen Bedürfnissen liegen. Das, was nur für den Moment errichtet wird, verfällt vor seiner Zeit. Ein freiheitlich-demokratischer Rechtsstaat, der sich zur Gewissens- und Religionsfreiheit bekannt, muss von seinem Selbstverständnis her weltanschalich neutral sein, muß verschiedene Religionen und Konfessionen, Philosophien und Ideologien dulden. Die Kräfte des Fortschritts und des Humanismus müssen deshalb eine eigene Strategie erarbeiten, ein Modell der ökonomischen, finanziellen und kulturellen Beziehungen zwischen den Völkern, das den Interessen der ganzen Menschheit entspricht.

Alfred W. Hinzer: Der globale Angriff auf den Sozialstaat I

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Nachträglich hier das fehlende Signum des Beitrages = awy-kalhambra Quellenanmgabe: siehe auch HUMAN-Wirtschaft - Zeitschrift für eine menschliche Marktwirtschaft

                          36. Jahrgang 08/05
                           und UZ www.unsere-zeit.de  - Aug. 2010

Die konterrevolutionäre Strategie: Mit Lenin gegen den Sozialismus ! Seit Gorbatschow, zum Generalsekretär der KPdSU aufgestiegen, die Perestroika verkündete, sind annähernd zwei Jahrzehnte vergangen. Die Ergebnisse liegen auf der Hand: Der Sozialismus in der Sowjetunion wurde nicht "umgebaut", sondern zerstört. An seine Stelle ist ein Mafia-Kapitalismus getreten. Die überwältigende Mehrheit der ehemaligen Sowjetbürger stürzte ins Elend. Die UdSSR wurde aufgelöst, ihre Nachfolgestaaten - einschließlich Rußlands - wurden zu Metropolen zu von den imperialistischen Metropolen abhängigen Staaten degradiert. Im Strudel des Zusammenbruchs der UdSSR sind auch die anderen sozialistischen Staaten in Europa untergegangen. Die imperialistischen Metropolen - allen voran die USA - herrschen wieder uneingechrünkt. Sie zwingen den Völkern und Staaten durch das ökonomische Diktat ihrer transnationalen Konzerne und die Militärmaschine der NATO ihren Willen auf. Wie konnte das geschehen? Die Menschen in dem russischen Riesenreich, die in der Vergangenheit unermeßliche Opfer und Entbehrungen für den Aufbau ihres Sozialismus und seine Verteidigung auf sich genommen hatten, sahen der Zerstörung des Lebenswerkes mehrerer Generationen tatenlos zu. Der Machtantritt Gorbatschows und seine 'Perestroika' wurden anfangs auch von den Kommunisten außerhalb der Sowjetunion begeistert begrüßt. Heute läßt sich vieles beantworten: Die Probleme der Sowjetgesellschaft drängten offensichtlich nach einer Lösung. Die Entwicklung von Wirtschaft und Lebensstandard stagnierte, die demokratischen Mitwirkungsmöglichkeiten waren wenig entwickelt. Die vom Volk abgehobene Führung herrschte in der Manier selbstherrlicher Feudalherren. Gorbatschow und seine Mannschaft knüpften an die Unzufriedenheit großer Teile des Volkes sowie die Sorgen an, die die Freunde der UdSSR im Ausland bewegten und verkündeten, die Wirtschaft effektiver zu gestalten, die sozialistische Demokratie entfalten und Offenheit durchsetzen zu wollen. Die wirklichen Absichten, die sie mit der "Perestroika" verbanden, blieben lange Zeit unerkannt, weil die Konterrevolution ihre Arbeiten mit Leninzitaten garnierten und Lenin geradezu zum Kronzeugen ihrer Politik erhoben. Dies änderte sich alsdann Schritt für Schritt, so daß im Herangehen an Lenin und sein Werk deutlich die Strategie erkennbar wurde, hinter der sich die Konterrevolution entfaltete. Der Schwur auf Lenin Gorbatschow versicherte in seinem 1987 erschienenen Perestroika-Buch: "Die Rückbesinnung auf Lenin hat Partei und Gesellschaft in ihren Versuchen außerordentlich beflügelt, Erklärungen und Antworten auf die neu aufgeworFetter Text fenen Fragen zu finden... Das Wesen der Perestroika liegt in der Tatsache, daß sie Sozialismus und Demokratie miteinander verbindet und das Leninsche Konzept des sozuialistischen Aufbaus sowohl in der Theorie als auich in der Praxis wiedereinführt"(2) Auch der Chefideologe Gorbatschows, Jakowlew, im Westen als Architekt der "Perestroika" hochgelobt, bekannte sich am 8. April 1987 vor dem ideologischen Aktiv der künstlerischen Intelligenz Tadschikistans ausdrücklich zu den Idealen des Sozialismus, ... es wäre unmoralisch, wenn man all das den Abhang hinunterwerfen würde.(3) Der Sozialismus in der UdSSR hat seine historische Lebensfähigkeit bewiesen" sagte er auf der Beratung der Ideologiesekretäre der KP's der sozialistischen Länder am 16.3.1988 in Ulan-Bator.(4) Bei so viel Lenin und soviel Bekenntnissen zum Sozialismus, wer hätte da Gorbatschow und den anderen Propheten der "Perestroika" mißtrauen sollen? - Selbst auf dem Februar-Plenum 1990 von der KPdSU verabschiedeten Entwurf der Plattform zum 28. Parteitag versicherten Gorbatschow und sein Zentralkomitee noch: "Die Treue zur sozialistischen Wahl und den Ideen des Oktober - die Macht den Sowjets, die Fabriken den Arbeitern, der Boden den Bauern, Frieden den Völkern, freie Selbstbestimmung den Nationen - bleibt für uns unerschütterlich.(5) Wohin man wirklich steuerte hatte Gorbatschow allerdings schon einige Wochen vor dieser ZK-Tagung dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt verraten. Schmidt verkündete den Zuhörern einer Tagung der evangelischen Akademie Meißen: "Wenn Sie Erfolg mit Perestroika haben, was wird denn dann aus dem Sozialismus..., habe ich ihn gefragt. Da sei Gorbatschow richtig zusammengezuckt... "Ich glaube so etwas wie in Schweden ", hätte er schließlich gesagt." Im "Hamburger Abendblatt vom 4./5. November 1989 heißt es weiter. In Erinnerung lächelt Helmut Schmuidt sardonisch: ,Viele Leute sagen, Schweden sei ein hochkapatalistisches Land!'

Der gefälschte Lenin. Das Bekenntnis zu Lenin wurde mit der Devise verbunden, ihn "neu zu lesen", seine Konzeption des Sozialismus wiederherzustellen. Unter diesen Losungen wurde ein zurechtgestutzter Lenin aufgebaut, den man als Werkzeug des Kampfes gegen den Sozialismus in Szene setzte. Aus dem Werk Lenins wurden einzelne Thesen herausgerissen und mit diesen ein Sinn gegeben, mit dem sich die Abkehr vom Sozialismus begründen ließ. Mißbraucht wurden vor allem zwei Aussagen Lenins. Die erste bezieht sich auf die 'Neue Ökonomische Politik' (NÖP), zu der nach dem Ende des Bürgerkrieges neben der Aufhebung der Ablieferungspflicht für die Bauern und deren Ersetzung durch eine Naturalsteuer hinausgehenden Erzeugnissen, die Wiederzulassung kleiner Kapitalisten und das Bemühen, durch Konzessionen ausländisches Kapital heranzuziehen. Lenin erklärte dazu auf dem IX Allrussischen Sowjetkongreß im Dezember 1921, "daß wir diese Politik ernsthaft und auf lange Zeit, aber natürlich, wie das schon richtig bemerkt wurde, nicht für ewig Fetter Textfür ewig durchführen". (6) Die Propheten der "Perestroika" legten das Gewicht auf die Worte "ernsthaft und für lange Zei". Die Ergänzung "nicht für ewig" verschwand. Und die so gestutzte und dadurch entstellte Aussage wurde mit der zweiten mißbrauchten Bemerkung Lenins verbunden. In seiner Arbeit "Über das Genossenschaftswesen", die er im Januar 1923 verfaßtem heißt es: "Jetzt haben wir das Recht zu sagen, daß das einfache Wachstum der Genossenscahften für uns... mit dem Wachstum des Sozialismus identisch ist, und zugleich müssen wir zugeben, daß sich unsere ganze Auffassung vom Sozialismus grundlegend geändert hat." (7) Aus dieser Aussage pickten Gorbatschow und seine Epigonen die Worte "daß sich unsere ganze Auffassung vom Sozialismus grundlegend geändert hat" heraus und stellten sie in Zusammenhang mit der NÖP, die "ernsthaft und für lange Zeit" durchgeführt werden müsse. Diesen Mischmasch gaben sie dann für "das Leninsche Ideal des Sozialismus" aus, einem "Sozialismus" mit russischen Kapitalisten und ausländischen Konzessionären. Sie behaupteten, daß Lenin "in tiefe Zweifel über die Richtigkeit der bolschewistischen Handlungen verfiel. Sagte er doch, daß es notwendig sei, unsere ganze Auffassung vom Sozialismus geundlegend zu äödern. Er stellte eben die Frage einer neuen ökonomischen Politik, der Genossenschaften, der Notwendigkeit von Konzessionen zur Heranziehung ausländischen Kapitals."(8) Die angeblich Leninsche Sicht auf den Sozialismus - so behauptete Jakowlew - "entfiel aus unserem Gedächtnis und unserer Praxis oder wurde bis zur Unkenntlichkeit entstellt".(9)

Die NÖP - Lenins "Ideal des Sozialismus?" 'Erstens. Die NÖP war keineswegs Lenins "Ideal des Sozialismus". Vielmehr betonte dieser in seiner bereits zitierten Rede auf dem IX Allrussischen Sowjetkongreß, daß diese Politik eine erzwungene Maßnahme war, hervorgerufen durch "unsere Armut und Zerrüttung und durch die überaus große Schwäche unserer Großindustrie."(10) Kern der NÖP war keineswegs die Wiederzulassung privater Unternehmer und die Heranziehung ausländischen Kapitals, sondern die Bewahung und Festigung des Bündnisses zwischen Arbeiterklasse und Bauernschaft durch die Entwicklung ökonomischer Beziehungen zwischen der staatlichen Großindustrie und der bäuerlichen Wirtschaft. Privates Unternehmertum und ausländische Konzessionäre sollten die wirtschaftliche Entwicklung unter den gegebenen Bedingungen der Zerrüttung zeitweilig unterstützen. Zweitens. Fetter Text Lenins These, daß sich "unsere ganze Auffassung vom Sozialismus grundlegend geändert" hat, bezieht sich nicht auf die NÖP und schon gar nicht auf die Zulassung privater Kapitalisten und ausländischer Konzessionäre. Es ging vielmehr um das Genossenschaftswesen. Lenin stellte sich die Frage, was die ganze werktätige Bevölkerung, und in dem Bauernland Rußland vor allem die Bauernschaft, in den sozialistischen Aufbau einbezogen werden könne, und erkannte den Schlüssel dazu darin, auf neue Weise an die Genossenschaften heranzugehen. Zu Beginn der NÖP wurde den Genossenschaften keine selbständige Bedeutung beigemessen und der Genossenschaftssektor nicht zu den sozialökonomischen Sektoren der Übergangsperiode gezählt. Nunmehr änderte sich die Position Lenins grundlegend. Er stellte fest, daß das sozialökonomische Wesen der Genossenschaften vom System der jeweils herrschenden ökonomischen Verhältnisse bestimmt wird, und dementsprechend unter den Bedingungen der bestimmenden Rolle der sozialistischen Großindustrie der Genossenschaften in das System sozialistischer Produktionsverhältnisse einbezogen werden könne. Unter diesen Bedingungen sah er in den Genossenschaften nicht nur einen sozialistischen Wirtschaftssektor, sondern auch ein neues "Prinzip der Organisierung der Bevölkerung.!(11) Was wollte Lenin mit seiner Aussage "daß sich unsere ganze Auffasung vom Sozialismus grundlegend geändert hat" sagen? Fügt er diesen Worten doch unmittelbar hinzu: "Die grundlegende Ünderung besteht darin, daß wir früher das Schwergewicht auf den politischen Kampf, die Revolution, die Eroberung der Macht usw. legten und auch legen mußten. Heute dagegen ändert sich das Schwergewicht so weit, daß es auf die friedliche organisatorische "Kultur"arbeit verlegt wird. ... Vor uns stehen zwei Hauptaufgaben, die eine Epoche ausmachen . Das ist einmal die Aufgabe, unseren Apparat umzugestalten, der absolut nichts taugt und den wir gänzlich von früheren Epochen übernommen haben... Unsere zweite Aufgabe besteht in der kulturellen Arbeit für die Bauernschaft. Und diese kulturelle Arbeit unter der Bauernschaft verfolgt als ökonomisches Ziel eben den genossenschaftlichen Zusammenschluß. Bei einem vollständigen genossenschaftlichen Zusammenschluß stünden wir bereits mit beiden Füßen auf sozialistischem Boden."(12)

Der "überwundene" Lenin. Vom verfälschten Lenin gingen die Propheten der "Perestroika" dazu über, mit ihm den ganzen Marxismus zu "entsorgen", Im Vorwort zu Jakowlews Buch "Vorwort, Einsturz, Nachwort" heißt es: "Es ist die Zeit gekommen, um zu sagen, daß der Marxismus von Anfang an utopisch und falsch war."(13) Nun sang er das hohe Lied auf den Kapitalismus: "Das freie Unternehmertum, das über den freien Markt realisiert würde, sei die Grundlage der Demokratie... Die Entstaatlichung des Eigentums sei so notwendig wie die Luft." (14) Wo er (Jakowlew) 1988 noch erklärt hatte, der Sozialismus hätte seine historische Lebensfähigkeit bewiesen. Er verkündete nun insofern "sich der sozialistische Entwicklungsweg als Sackgasse erwiesen hat, gibt es aus der Sackgasse nur einen Weg - zurück." (15) Das heißt, zurück zur Wiedereinsetzung " des Privateigentums in seine vollen Rechte.(16) Nach der Zerstörung des Sozialismus und nachdem die Rekapitalsierung soweit fortgeschritten war, daß man sie für unumkehrbar hielt, bekannten Gorbatschow und seine Anhänger sich ganz offen zu dem großen Betrug. Tschernjajew, einer der engsten Mitarbeiter Gorbatschows, schreibt "die wahrhaft ungewöhnlichen, die Grenzen der offiziellen Orthodoxie überschreitenden Maßnahmen bedurften einer ideologischen Deckung, darunter der Autorität Lenins, um zu erreichen, daß sie im Volk - und besonders in der Partei - eine größere Aufnahmebereitschaft fanden."(17) Im Vorwort zu Jakowlews Buch "Vorwort, Einsturz, Nachwort" wird ausgeplaudert, daß sich einer der Mitarbeiter Gorbatschows "damit beschäftigte, Fehler Lenins zu suchen und auch humanitäre Ideen, die den traditionellen Marxismus refornmieren konnten". Weiter heißt es dort: "Vom Marxismus wichen alle ab, die nicht die Achtung vor sich selbst verloren und sich entgegen allem die Fähigkeit zum selbständigen Denken bewahrt hatten. Ohne das hätte es die Perestroika nicht gegeben und nicht jene Befreiung, die ihr folgte." (18) Die Mannschaft Gorbatschows brachte "beginnend mit dem Jahr 1986 allmählich ganz und gar nichtmarxistische Wahrheiten in den ideologischen Umlauf.(19) "Es war richtig, daß sie scharfe Veränderungen in der Ideologie und der Innenpolitik vermieden... Abrupt und unmittelbar konnten sich Wissenschaftler vom Marxismus abwenden. Die Politiker, und umsomehr die Führer des Landes jedoch nicht. Für sie war es nötig, in maximal möglichen Maße Zeit zu gewinnen, um bis zum möglichen, dem Wesen der Sache nach unvermeidlichen Aufstand der Konservativen die Veränderungen in der Ideologie und im politischen Verhalten unumkehrbar zu machen." (20) Gorbatschow selbst bestätigt diese Strategie in einem Spiegel-Interview:(21) "Gorbatschow mußte das Schiff der Perestroika durch die Klippen steuern. Dabei konnte man noch nicht Dinge ankündigen, die füpr das Volk noch nicht reif war. Man hätte mich für verrückt erklärt, das Volk wäre zetrrissen worden, es hätte zum Büprgerkriegh kommen können. Man mußte Geduld zeigen, bis die Parteibürokratie so entmachtet war, daß sie das Rad der Geschichte nicht mehr zurückdrehen konnte (22)

Das sagt der Mann, der sich den Posten des Generalsekretärs dieser Partei erschlichen hatte! Seinen wirklichen Standort beschreibend sagt er heute: !"Wenn Sie meine Aussagen nehmen, dann wird Ihnen klar, daß meine politischen Sympathien der Sozialdemokratie gehören..."(22) Bei dieser Offenheit über die Strategie und Taktik der unter dem Etikettenschwindel "Perestroika" ablaufenden antisozialistischen Konterrevolution wundert es denn auch nicht mehr, wenn wir bei Jakowlew lesen: "Die französischen Journalisten, die zu Beginn der Perestroika geschrieben haben, daß der Herd der Konterrevolution in der UdSSR der Stab der Kommunismus, das ZK der KPdSU ist, hatten recht."(23)

Nach allem kann kein Zweifel daran bestehen, daß der große Betrug der Gorbatschow, Jakowlew & Co. zu den wesentlichen Ursachen für die Niederlage des Sozialismus gehört. Diese Tatsache darf allerdings nicht den Blick dafür verstellen, daß die konterrevolutionäre Strategie nur darum Erfolg haben konnte, weil Deformationen des frühen Sozialismus den Boden dafür bereitet hatten. Wie sonst wäre es zu erklären, daß die arbeitenden Menschen auch dann noch, als die antisozialistische Ausrichtung der "Perestroika" offensichtlich wurde, keine Hand zur Verteidigung des Sozialismus gerührt haben. Insbesondere hatte die kommunistische Partei ihre Kampffähigkeit verloren. Ohne den bald nach Lenins Tod einsetzenden Prozeß der Degenration des demokratischen Zentralismus wären die Entwicklungen seit Mitte der 80er Jahre kaum denkbar gewesen. In einer lebendigen, streitbaren kommunistischen Partei mit breit entfaltender innerparteilicher Demokratie und Kontrolle der Führung durch die gesamte Partei hätten sich die Konterrevolutionäre so kaum in die Parteiführung "hochdienen" und die Partei usurpieren können. WIGE- (kalhambra) Quellennachweise: 1) Michael Gorbatschow: Perestroika - Die zweite russische Revolution - Eine neue Politik für Europa und die Welt, Droemer Knaur, München 1987, S 28 * 2) ebenda, S. 41 * 3)A.N. Jakowlew: Realismus - Das Land der Perestroika. Ausgewählte Reden und Aufsätze, Moskau 1990, S. 203 (russ.) * 4)ebenda, S. 277 * 5) Siehe Dokumente, herausgegeben von der Botschaft der UdSSR, Nr. 5, Köln, den 16.2.90 * 6) W.I. Lenin, Werke Bd. 33, S. 144 * 7) ebenda. S. 460 * 8) A.N.- Jakowlew. Rede an der Moskauer Universität, in Die Perestroika; Hoffnungen und Realitäten * 9) A.N. Jakowlew - Das Land der Perestroika a.a.O., S.338 * 10) W.I. Lenin, Werke Bd. 33, S 144 * 11) W.I. Lenin, Werke Bd. 33, S. 457 * 12) ebenda S. 460 * 12)ebenda S. 460 * 13)Jakowlew, Vorwort, Einsturz, Nachwort, Moskau 1992, S. 5 (russ.)* 14)Jakowlew 'Die Perestroika, Hoffnungen und Realitäten a.a.O., S. 100 * 15) Jakowlew. Der bittere Kelch. Die Bolschewiki und die Reformierung in Rußland, Jaroslawl 1994, S. 307 (russ.) 16) ebenda. S. 293-294 * 17) Tschernjajew, 'Sechs Jahre mit Gorbatschow, Moskau 1993, S.130/31 (russ.) 18) Jakowlew, Vorwort... a.a.O., S.4/5 * 19) ebenda, S 7 * 20) ebenda, S. 6/7 * 21) Der Spiegel 3/1993, S. 127 * 22)( ebenda * 23) Jakowlöew, Vorwort... a.a.O., S. 4 A.N. Jakowlew

Belarus: Lukaschenko läßt Geheimmaterial veröffentlichen

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Belarus: Lukaschenko läßt Geheimmaterial veröffentlichen

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Am 19 Dezember wurde Aleksander Lukaschenko erneut zum Präsidenten der Republik Belarus gewählt
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Dagegen protestierte die unterlegene Opposition auf einer lange vor dem Wahltag organisierten Kundgebung. Eine bewaffnete Gruppe versuchte Regierungsgebäude zu stürmen. Sicherheitskräfte räumten den Platz. Es gab Verhaftungen. Seither rollt eine Kampagne gegen die belorussische Führung durch die westlichen Medien, die EU verhängte Sanktionen.Als Reaktion hat Präsident Lukaschenko angeordnet, bisher geheim gehaltenes Material über das Wirken der belorussischen Opposition und ihr Zusammenspiel mit dem Westen zu veröffentlichen. Dies geschieht in der regierungsnahen Zeitung "Sowjetskaja Belorussija". Enthüllt werden Pläne der Oposition, Instruktionen über den Transfer von Dollars und Euros durch Kuriere nach Belarus, Material über die Vorbereitung der Kundgebung am Wahlabend und des Sturms auf Regierungsgebäude, Analysen und operative Berichte der belorussischen Sicherheitsorgane, Verhörprotokolle, abgehörte Telefongespräche sowie abgefangene E-Mails u.a. In einem Bericht der Agentur "Russland Aktuell" heißt es, nach diesen Papieren "sollen deutsche und polnische Geheimdienste die Wahlkampagne von Präsidentschaftskandidat Wladimir Neklajew geplant und organisiert haben. Das Ziel sei die Schaffung einer "neuen Oppositionskraft" gewesen, die letztendlich einen Machtwechsel in Minsk hätte herbeiführen können. Involviert seien auch die Botschafter einiger EU-Staaten gewesen".
Für "Russland-Aktuell" klingen die Anschuldigungen "abenteuerlich". Wie bei Geheimdienstmaterial generell kann für dessen Echtheit nicht gebürgt werden. Vieles hört sich jedoch auf dem Hintergrund dessen, was z.B. durch den britischen "Guardian" über die Rolle des Westens bei der Organisation und Finanzierung der seinerzeitigen "Orangen-Revolution" in der Ukraine bekannt geworden ist (Vgl. "The Guardian" v. 26.11.2004 und 7.12.2004 keineswegs abwegig an. Zudem haben nunmehr Polen, Deutschland und die EU auf einer Geheimkonferenz in Warschau ohne Umschweife bekanntgegeben, dass sie belorussische Opposition mit Millionen Euro finanziert haben und die Mittel weiter erhöhen wollen: "Wer die Kapelle bezahlt, bestimmt auch die Musik!". Das in der "Sowjetskaja Belorussija" vorgelegte Material ist so umfangreich, daß hier nur wenige Beispiele angeführt werden können.
'Gerüchte als Waffe' Als Hülle für die Aktivitäten der Opposition bei den Präsidentenwahlen diente eine Kampagne unter dem Etikett "Bürger-Kampagne": Die Wahrheit sagen" (Graschdanskaja Kampanija: "Gowori prawda" (GK GP). Unter dieser Devise sollten Unterschriften gesammelt und der Schriftsteller Wladimir Neklajew als Kandidat der Opposition bekannt gemacht werden. Dass es dabei nicht um die Wahrheit ging, zeigt ein Auszuig aus dem Plan der "GK GP" für die Verbreitung von Gerüchten. Darin liest man:.... Eines der Elemente der Kampagne zur Unterstützung des Kandidaten des nationalen Vertrauens soll eine zielgerichtete Produktion von Impulsen für die Verbreitung von Gerüchten werden. (...)Vorgeschlagen werden die folgenden Zyklen von Gerüchten:
Gerüchte über die Person Lukaschenko und seine Familie. Gerüchte über den Präsidenten schwäche seine persönliche Position, zerstören sein Image als starker, mutiger und entschlossener Mensch. Hauptrichtungen und Ziele der Kampagne: Schlechte Gesundheit Lukaschenkos und seiner Familienmitglieder. Lukaschenko läßt sich im Ausland gesundheitlich behandeln und gibt dafür riesige Geldmittel aus. Das persönliche Kapital Lukaschenkos auf ausländischen Banken. Dies muss hervorgehoben und die Summen sollen dabei ständig erhöht werden. Die Wirtschaft. (...) Effektiv sind folgende Gerüchte: Die Zahl der Entlassenen wird mit jedem Tag immer größer, neue Entlassungen stehen bevor. ....... Das Land wird immer billiger verkauft, die Privatisierung der Betriebe vollzieht sich verdeckt und ist in vollem Gange. Die Beamten verkaufen das staatliche Eigentum für Bestechungsgelder an Araber und Chinesen.... Die Regierung hat die Forderungen des IWF nicht erfüllt, und der fordert die vorfristige Rückzahlung der Kredite.
Die Sicherheit der größten staatlichen Projekte soll inm Zweifel gezogen werden. Bei Bau des Atomkraftwerkes wird ein chinesischer Reaktor genutzt, der möglicherweise explosionsgefährdet ist. - Der Atomreaktor des Kernkraftwerks - das sind in Wirklichkeit künftige Raketen, das ist eine Pklattform zur atomaren Erpressung..." Entlarvend sind auch erläuternde Notizen über die "GK GP" von einem gewissen A. Fedura, einem Mann aus der engeren Führung der Kampagne: "W. Neklajew ist ein Vertreter der sog. schöpferischen Intelligenz. Er verfügt über ein gewisses Charisma, hat sich lange nicht an den innenpolitischen Prozessen beteiligt. Er ruft bei der Bevölkerung keine Assoziationen mit einem radikalen Oppositionellen hervor, ist mehr als Poet bekannt. Seine Schwachpunkte können ebebfalls von uns ausgenutzt werden. In der Vergangenheit war er fakitisch Alkoholiker (die Krankheit vieler Künstler) Nach Meinung unserer Experten schfft das Voraussetzungen dafür, bei ihm die Idee seines Auserwähltseins, seiner Vorbestimmung zur Erfüllunmg einer höheren Mission zu formieren. Außerdem verfügen wir auch über bedeutendes, ihn kompromittierendes Material, als zusätzliche Stimulierung in jedem beliebigen Stadium unseres Projekts.
Anleitung aus dem Ausland Über die Leitung der Kampagnm heißt es in einer analytischen Notiz der belorussischen Sicherheitsorgane: "Koordiniert wird die Arbeit des Direktoriums "Die Wahrheit sagen" aus dem Ausland durch den sog. "kleinen Stab". Seine Entscheidungen werden dem Direktorat über A. Fedura, der persönlich mit allen Mitgliedern seines Stabes bekannt ist, übermittelt. Ein Mitglied des "kleinen Stabes" ist ein Deutscher, der sich Rafael M. nennt, und sich regelmäßig mit den Mitgliedern des Direktorats in den an Beklarus angrenzenden Ländern trifft." Über die internationalen Kontakte des Kandidaten der "GK GP" heißt es in einem operativen Bericht: "W.Neklajew kommunizierte am Vorabend des Wahltages mit den Botschaftern Polens, Deutschlands und Schwedens über die Frage der nichtgenehmigten Kundgebung. Neklajew traf sich im Vorfeld der Wahlen mit E. Busek (Präsident des Europaparlaments) R. Sikorski (Außenminister Polens), W. Klaus (Präsident Tschechiens) und G. Westerwelle (Außenminister Deutschlands) Bei den Treffen ging es um Hilfe und persönliche Unterstützung für den Kandidaten. In Rußland traf sich W. Neklajew mit einem Vertreter der Präsidentenadministration, dem er gemeinsam mit A. Sannikow eine Variante für eine Wirtschaftsblockade der Republik Belarus vorschlug. Danach sollen Waren des Belarus als gesundheitsschädigend erklärt werden. Das Ziel bestand darin, den Zugang auf den russischen Markt zu behindern und ökonomische Probleme hervorzurufen. Vom 1.-2.9.2010 besuchten die Führer von "Die Wahrheit sagen" W. Neklajew und A. Fedura Moskau mit dem Ziel der Herstellung von Kontakten mit Mitarbeitern des Präsidenten der RF um finanzielle und methodische Unterstützung für die Kampagne "Die Wahrheit sagen" und für dessen Führer als Kandidat bei den Wahlen zu erhalten. Mit der Vorbereitung des Besuches beschäftigte sich A. Fedura".
Ausführlich wird in operativen Berichten über die Finanzierung der Opposition berichtet. Daraus der folgende Auszug: In einigen Fällen bestellte S. Wosnjak (Vertrauensperson Neklajews) rigonale Koordinatoren der Kampagne "GK GP" nach Wilnius, wo er jedem an einer vereinbarten Stelle (Hotel oder Café) eine festgelegte Summe Valuta in Bargeld übergab. In anderen Fällen geschah dies durch S. Wosnjak nach einem anderen Schema. Nachdem A. Dmitrijew (Leiter des Stabes von Neklajew) ihm das Geld übergeben hatte, teilte er die Summe auf und deponierte sie in der Gepäckaufbewahrung des Bahnhofs in Wilnius (oder in Bankschließfächern). Sodann stellte er über das System Skeip den Kontakt mit den Koordinatoren in den Regionen her und nannte jedem die jeweilige Nummer und den Code des für ihn vorgesehenen Schließfachs sowie das Datum und die Uhrzeit zu der der betreffende Funktionär oder eine von diesem ausgewählte Vertrauensperson nach Litauen kommen und das Geld abholen sollte. (...) S. Wosnjak bemerkte, daß er im Sommer 2010 von Dmitrijew in Wilnius eine Tasche mit einer großen Valutasumme in Bargeld erhalten habe (nach seiner persönlichen Einschätzung - mehr als 700 000 US-Dollar." . . . . . . . . . . . . . . . .WIGE. ...........................................................................................................................

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.......................................................................................................................... Quellennachweise: übersetzt aus "Sowjetskaja Belarussija" - regierungsnahe Zeitung

                 Agentur "Russland aktuell"   
                 "Bürger-Kampagne Die Wahrheit sagen (Graschdanskaja Kampanija "Gowori prawda" (GK GP)

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RYSHKOW kontra GORBATSCHOW

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Gorbatschow feiert in London Am 2. März ist Michael Gorbatschow, der letzte Generalsekretär der KPdSU 80 Jahre alt geworden. Gefeiert wird der Jubilar nicht in Russland, wo er von der Mehrheit der Menschen als Totengräber der Sowjetunionverachtet wird, sondern in Berlin und London. In der deutschen Hauptstadt mit einer Fotoausstellung uim Kennedy-Museum, in London Ende des Monats mit einer Gala in der Royal Albert Hall. Bekannte Politiker werden dort als Gäste erwartet. Das London Symphony Orchestra spielt, berühmte Stars und der Band "The Scorpions" treten auf.
Da stellt sich die Frage: Wieso findet die Feier gerade in London statt? Die Antwort ist möglicherweise darin zu suchen, dass Gorbatschow hier bereits auf dem Weg von Margaret Thatcher als ein mögliches Instrument für die antisowjetischen Interessen des Imperialismus "entdeckt" wurde.
Darüber sowie über die sowjetische Außenpolitik unter der Führung Gorbatschiows berichtet Nikolai Ryshkow (sowjetischer Ministerpräsident während der "Perestroika", der vom Weggefährten des Generalsekretärs zu dessen scharfem Kritiker wurde)in seinem Buch Der Kronzeuge, das im vergangenen Jahr in Moskau ersachienen ist. Im Folgenden daraus einige Auszüge:
"Die Zusammenarbeit mit dem Westen begann Gorbatschow im Herbst 1984 als einfaches Politbüromitglied mit seinem Besuch bei der britischen Premierministerin Margaret Thatcher,. Wie bekannt, wurde dieses Zusammentreffen von dem sowjetischen Botschafter in Kanada, Alexander Jakowlew, organisiert, dessen Bekanntschaft der künftige Generalsekretär etwas früher gemacht hatte und mit dem er in seinen ideologischen Positionen weitgehend übereinstimmte.
Es verdient Aufmerksamkeit, dass die Zusammenkunft nicht wie üblich in der Regierungsvilla der Premierministerin in London (Downing Street, 10) stattfand, sondern in deren Vorortresidenz Checkers, die nur für den ERmpfang solcher ausländischer Führungspersönlichkeiten vorgesehen war, die sich zu einem offiziellen Staatsbesuch in Großbritannien aufhielten und mit denen die Premierministerin besonders wichtige vertrauensvolle Gespräche führen wollte.
Praktisch handelte es sich um eine "Brautschau" des künftigen Generalsekretärs, denn die Führer des Westens waren natürlich bestens über den Gesundheitszustand Konstantin Tschernenkos informiert. Nach dem Treffen ließ die Premierministerin ein geflügelts Wort fallen: "Mit diesem Menschen ist es möglich zusammenzuarbeiten. Ihm kann man vertrauen." Dies war ein Signal der "eisernen" Lady an ihre Kollegen in den anderen Ländern. Und später sagte sie stolz: "Wir haben Gorbatschow zum Generalsekretär gemacht."
Man muß den westlichen Analytikern und Politologen zugestehen - sie sind "Langstreckenläufer" und ihren Handlungsorientierungen zur Zersetzung der sowjetischen Gesellschaft sowohl von innen heraus wie mit Hilfe militärisch-politischen Drucks von außen waren auf Jahrzehnte im Voraus angelegt,. Wahr ist allerdings auch, dass selbst bei den größten Optimisten unter ihnen die Phantasie nicht reichte, um sich vorzustellen, dass die Zerstörung der Sowjetunion in einer so kurzen Frist erfolgen könnte. War dafür doch bei uns ein Führer des Staates notwendig, der Schrit für Schritt, und das in immer rascherem Tempo, dem Westen eine Großmacht ausliefern würde. Er fand sich: Zu ihm wurde ein Mensch, mit dem es für die Gegner der UdSSR möglich war, "zusammenzuarbeiten."
Objektiv war natürlich eine aktivere und effektivere Außenpolitik notwendig, und dies schon darum, weil bei uns ernste Probleme mit den Ausgaben für die Rüstung und den Unterhalt der Armee gab. Doch meiner Ansicht nach waren es andere Bestrebungen, die Gorbatschow leiteten - er wollte zu einer Figur der Weltpolitik werden, zu einem neuen Messias, der sich auf die Erde herabließ, um die Welt vollständig zu verändern. Das schmeichelte seinem übermäßigen Ehrgeiz und seinen Ambitionen."
In diesem Zusammenhang wird Jakowlew zitiert, der über eine Begebenheit während der Zusammenkunft Gorbatschows mit Margaret Thatcher Folgendes berichtet: "Die Gespräche hatten den Charakter von Sondierungen bis zu dem Punkt, an dem Michael Sergejewitsch (Gorbatschow) in einer der Sitzungen im engen Kreis seiner Aktenmappe eine mit den Stempeln höchster Geheimhaltuing versehene Karte des Generalstabs entnahm. Auf ihr waren die Richtungen der Raketenschläge gegen Großbritannien dargestellt, von wo sie ausgehen könnten sowie alle weiteren Details.
Thatcher schaute mal auf die Karte, mal auf Gorbatschiow. Meiner Ansicht nach konnte sie nicht verstehen, ob man sie verulken will, oder ob die Sache seriös ist. Es zog sich eine lange Pause. Die Premierministerin betrachtete die englischen Städte, auf die die Pfeile führten, jedoch vorerst noch keine Raketen. Die Pause unterbrach Gorbatschow: "Frau Premierministerin, mit all dem muss Schluss gemacht werden, und das möglichst schnell." - "Ja" antwortete eine ziemlich bestürzte Thatcher.
Aus London reisten wir vorzeitig ab, da uns mitgeteilt wurde, dass Verteidigungsminister Ustinow gestorben war." ... "Gorbatschow hatte erreicht, was er erreichen wollte", so fährt Rhyskow fort. "Im Westen wurde er 'bestätigt', noch bevor das im Kreml geschah. Ich würde gern wissen, was mit einem solchen Spitzenpolitiker in einem anderen Land passiert wäre!"
Im Weiteren äußert sich Rhyskow über die nachfolgenden Begegnungen Gorbatschows (jetzt bereits in der Funktion des Generalsekretärs der KPdSU mit dem US-Präsidenten Ronald Reagan in Reykjavik im Oktober 1986 und George Bush sen. Ende 1989 auf Malta sowie der immer weitergehenden Aufgabe sowjetischer Verteidigungspositionen.
Als Resümee der Beziehungen Gorbatschow zum Westen heißt es: " In den sechs Jahtren als Generalsekretär traf sich Gorbatschow elf Mal mit den Präsidenten der USA. Im Ergebnis der in vielen einseitigen Zugeständnisse brach die Berliner Mauer, wurden die Warschauer Vertragsorganisation, die Gemeinschaft sozialistischer Staaten und die Sowjetunion selbst zerstört. Unter den Klängen eines Orchesters, das der besoffene Jelzin dirigierte, verließen die Truppen schmachvoll ihre Militärbasen und gingen ins Nichts, auf leere Felder mit Zelten. Das war das schändliche Ergebnis der Übereinkunft Gorbatschows mit seinem Freund Helmut Kohl in seinem kaukasischen Jagdhaus."
Und weiter: Es wäre allerdings unsinnig zu behaupten, dass die ganze Tätigkleit das Generalsekretärs und Präsidenten Gorbatschow in der internationalen Arena falsch gewesen sei. Aber der Umstand, dass sie vor allem die Interessen des Westens befriedigte und zu oft zu Lasten der UdSSR ging, ist unbestreitbar. Eine solche Politik schwächte nicht nur ihre Positionen in der internationalen Arena, sondern förderte und stärkte auch den Einfluss des Westens auf die Bevölkerung der UdSSR, die Aktivitäten der antisowjetischen, antisozialistischen Kräfte inmnerhalb unseres Landes und letztendlich dessen Verschwinden von der Weltkarte."

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"Stamokap" auf Russisch

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Oligarchen in der russischen Politik Das Magazin "Forbes" hat Anfang März seine aktuelle Jahresliste der Superreichen veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die russischen Oligarchen dabei sind während der Weltwirtschafts- und-finanzkrise verlorenes Terrain wieder zu besetzen. So ist die Zahl der russischen Milliardäre um 41 auf nunmehr 101 gewachsen. 15 davon gehören zu den 100 reichsten Menschen der Welt. Der reichste von ihnen ist wiederum Wladimir Lissin, der Präsident des Direktorats des Nowolipezker metallurgischen Kombinats (NLMK) mit einem Vermögen von 24 Mrd. US-Dollar (17,4 Mrd. Euro) auf Platz 14 der Weltrangliste.
Fast zeitgleich mit "Forbes" veröffentlichte die russische Wirtschaftszeitschrift "Finans" eine Liste der 500 reichsten Russen.In einem Beitrag der "Sowjetskaja Rossija" vom 3. März wird diese nach der Rolle abgeklopft, die darin erfasste Personen in den politischen Institutionen Russlands spielen. Danach gehörem dem Föderationsrat, der zweiten der beiden Kammern des russischen Parlaments, die aus Vertretern der Gliedstaaten der Russischen Föderation besteht, fünf Dollarmilliardäre und drei Multimillionäre an. Der reichste von ihnen ist Suleiman Karimow,Besitzer von "Nafta Moskwa", den "Finans" mit 16,9 Mrd. USD als Nr. 7 der reichsten Russen führt. In der Sraatsduma, der gesetzgebenden Kammer des Parlaments, finden sich sechs Dollarmilliardäre und 16 Multimillionäre. Der reichste dieser "Volksvertreter" ist Andrej Skoi, Miteigentümer von "Metalloinvest" (6,5 Mrd. USD). Von diesen 22 Dollar-Milliardären und -Multimillionären gehören 20 der Duma-Fraktion der Putin-Partei "Einiges Russland" an, einer ist Mitglied der Fraktion der LDPR von Schirinowski und einer gehört zur Fraktion von "Gerechtes Russland".
Zu den 500 reichsten Russen gehört aber nicht nur eine beträchtliche Zahl von Abgeordneten der beiden Kammern des zentralen russischen Parlaments. Unter ihnen finden sich auch Multimillionäre, die wichtige Posten in den Organen der vollziehenden Gewalt einnehmen oder früher eingenommen haben. So beträgt das Vermögen des stellvertretenden Verteidigungsministers Grigori Naginski und Gründers des Ingenieur-Unternehmens "Titan 2" nach der Zeitschrift "Finans" 670 Mio. Dollar, das des ehemaligen stellvertretenden FinanzministersAndrej Wawilow 450 Mio. Dollar;, das des ehemaligen stellvertretenden Ministers für Staatsvermögen und Besitzer des Unternehmens "Wolga", Schalwa Breus 370 Mio. Dollarund das des ehemaligen Ministers für Kommunikation, Leonid Reimann, 160 Mio. Dollar.
Auch auf der Ebene der Regionen und Kommunen besetzen Oligarchen wichtige politische Positionen. So wird z.B. das Vermögen Oleg Tschurkunows, Gouverneur des Gebiets Perm und Besitzer der Gesellschaft "EKS" auf 470 Mio. Dollar geschätzt. Das Vermögen des Oberbürgermeuisters von Tscheljabinsk und Besitzers der Nahrungsmittelholding "Makfa",Michail Jurjewitsch, taxiert "Finans" auf 120 Mio. Dollar, das des Oberbürgermeisters von Wladiwostok und Eigentümers der "Park-Gruppe", Igor Puschkarjew, auf 300 Mio. Dollar. Natürlich macht auch der ehemalige Oberbürgermeister von Moskau, Juri Lushkow, keine Ausnahme, wenn auch mit dem Umweg über seine Frau, der Baulöwin Jelena Baturina, die als Präsidentin und Besitzerin der Holding "Iteko" mit einem Vermögen von 1,2 Mrd. Dollar in der Weltrangliste der reichsten Menschen der Welt auf Platz 993 bei "Forbes" geführt wird.
Die "Sowjetskaja Rossija" zieht aus alledem den Schluss: "Diese äußerst erfolgreichen politischen "Businessmen" sindein unwiderlegbarer Beweis dafür, daß die politische Macht immer fester mit dem Kapital zusammenwächst."Dieses Zusammenwachsen vollzieht sich allerdings nicht nur über die direkte Präsenz der Oligarchen und Vermögensfürsten in den politischen Institutionen. Hinzu kommen die vielfältigen öffentlichen und sich hinter den Kulissen vollziehenden Beziehungen Putins und Medwedjews, der entsprechenden Ministerien und Institute mit ausgewählten Oligarchen und den Sptzen des Unternehmerverbandes.
Dass angesichts dieses Konglomerats das Hauptanliegen des Putin-Medwedjew-Regimes während der Wirtschafts- und Finanzkrise darin bestand, das geraubte Kapital der Oligarchen auf Kosten des Staatssäckelsvor dem großen Krach zu retten, kann nicht wundern. Das Ergebnis ist, dass die meisten Milliardäre und Multimillionäre heute noch reicher sind als vor der Krise. Ebenso "normal" ist, dass die Rechnung jetzt den arbeitenden Menschen, den Rentnerinnen und Rentnern - u.a. in Form von Preis- und Tariferhöhungen präsentiert wird.
Die Tarife in der kommunalen Wohnungswirtschaft, für Gas, Elektrizität, öffentliche Verkehrsmittel und andere öffentliche Dienstleistungen explodieren geradezu. Ministerpräsident Putin hat werbewirksam über das Fernsehen seine Beamten angewiesen, die Tarifenicht mehr als um 15 Prozent zu erhöhen. Obwohl schon das die nominalen Einkommenssteigerungen der einfachen Leute beträchtlich übertrifft, reichen die tatsächlichen Tariferhöhungen oft weit darüber hinaus. Nach der "Sowjetskaja Rossija" betragen sie z.B. 30 Prozent in Rostow am Don, Orscha, Ishewsk u.a., 34 Prozent in Atschinsk im Krasnodarsker Gebiet, 35 Prozenmt in Buguslan imGHebiet Gebiet Orenburg, 40 Prozent in Nishnij-Nowgorod, 50 Prozent in Sysran und Staryj Oskol, 60 Prozent in Samara und in Perm sogar volle 100 Prozent. Die Belastungen sind derart, dass sie nach Ansicht der "Nesawisimaja Gazeta" eine "reale Bedrohung für die soziale Stabilität" darstellen. wige-awy (kalhambra) Quellen: "Forbes", "Finans", "owjetskaja Rossija"

is Marokko und Algerien, die Erfolge in Tunesien und Äghypten haben zwar stimulierend in der ganzen Region gewirkt, haben geholfen, Angst und Resignation zu überwinden.

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Der Krieg in Libyen
Bei diesem Krieg handelt es sich nicht um eine Volksbewegung, sondern um einenMachtkampf um die Vorherrschaft in Nordafrika, in dem die NATO aus geostrategischem Interesse mit militärischer Gewalt eingreift, wodurch dieser Krieg eine besondere Brisanz erlangt. Anders sind die Bewegungen für demokratische Verhältnisse in Tunesien und Ägypten zuu bewerten. Im Libyenkrieg zeigt sich deutlich der Eigennutz der imperialen Mächte. Und es zeigen sich Widersprüche unter ihnen im Ringen um die Wiedererlangung der kolonialen Herrschaft über die Völker, die diese Beherrschung schon abgeschüttelt hatten. Die Position der derzeitigen deutschen Regierung in diesem imperialistischen Kräftespiel ist z.Zt. nicht durchschaubar.
Die Revolten in den nordafrikanischen und arabischen Staaten erschüttern die etablierte kapitalistische Weltordnung. Es zeigt sich, daß der globalisierte Kapitalismus nicht das Ende der Geschichte ist. Revolutionen gehören mehr denn je zum gesellschaftlichen Alltag, weil der sozialdemokratische Reformismus nirgendwo in der Welt zu den versprochenen Zielen ngeführt hat. Ob die aufgebrochenen Revolten die gesellschaftlichen Verhältnisse aber tiefgehend verändern wird, ist derzeit nicht abzusehen. Was wollen die Menschen in Arabien, die sich gegen despotische und korrupte Regime erheben? Nur das Eine: Eine "Demokratie" nach westlichem Standard.
Das ist jedoch eine Irreführung, eine dreifache sogar. Denn die Proteste von Jemen und Bahrain bis Marokko und Algerien, die Erfolge in Tunesien und Ägypten haben zwar stimulierend in der ganzen Region gewirkt, haben geholfen, Angst und Resignation zu überwinden. Aber die jeweiligen innenpolitischen Verhältnisse sind viel zu unterschiedlich, als dass man sie "gleichgeordnete Demokratiebewegungen"unter einen Hut bringen könnte.
Im Unterbewusstsein der europäischen Adressaten wird die Vorstellung einer "westlichen Welt" geschürt. Einer Welt unter geradezu idealen Verhältnissen. Die herrschende Art von Demokratie soll Vorbild, Modell und Exportartikel für die ganze Welt sein. Selbst in bürgerlichen Talkshows diskutieren nicht nur Linke über diese "westliche" Demokratie und ihre offensichtlichen Mängel. Die Einschränkungen demokratischer Rechte und Freiheiten,Die Kluft zwischen Volksmeinung und Handeln der jeweils Regierenden, der anwachsende Rechtsextremismus, die Angriffe auf das Demonstrations- und Streikrecht, Ausbau der Bürgerüberwachung durch Geheimdienste, die Exzesse staatlicher und privater Datenerfassung, der erkennbare Trend zu zunehmend autoritären Formen der Machtausübung, alle diese Einschränkungen führen zu einer wachsenden Politikverdrossenheit und zu steigenden Nichtwähler-Zahlen.
Die nordafrikaniscen Volkserhebungen wurzeln nicht allein in den Mängeln an demokratischer Freiheit. Ihre Kernursache ist, dass für Millionen Menschen die täglichen Lebensverhältnisse unerträglich geworden sind. In enger Symbiose mit dem Auslandskapital häufen Geschäftemacher u n d Politiker immer größere Vermögen auf ihre Privatkonten im Ausland an. Auf der anderen Seite zunehmende Arbeitslosigkeit, steigende Lebensmittelpreise und Lebenshaltungskosten, wachsende Armut, Pauperisierung (Massenarmut) immer größer werdender Teile der Bevölkerung, keine Jobs und fehlende Zukunftschancen für die große Masse der jungen Menschen.
Aber die sozialen Probleme Nordafrikas sind keinesegs nur hausgemacht. Auf neokoloniale Art und Weise wurden diese Länderüber Jahrzehntein die kapitalistische Weltwirtschaft "integriert". Diese Integration kann nicht getrennt werden von den globalen Krisenerscheinungen des Kapitalismus. Sie sind ein Aufzwingen neoliberaler Ideen und Programme - unter Mitwirkung der heimischen Eliten. Im oft jahrzehntelangen antikolonialen Befreiungskamopf haben die meisten nordafrikanischen Länder ihre nationale Unabhängigkeit erreicht. Sie galten danach als "blockfreie" Staaten, deren Politik einen antiimperialistischen Charakter hatten. Einige Staaten proklamierten eine nationaldemokratische, manche sogar eine sozialistische Entwicklungsperspekltive. Gamal Abdel Nasserin Ägypten war s.Zt. dafür ein starker Anstoß und Beschleuniger. Diese Periode war aber nur kurz. Über den Ausbau ökonomischer Abhängigkeiten wurde diese unabhängige ökonomische Entwicklung abgebremst und schließlich umgekehrt, beschleunigt durch den Zerfall der Sowjetunion' und anderer sozialistischer Staaten. Die Staaten Nordafrikas wurden wieder in die kapitalistische Weltwirtscahft "eingegliedert", vielfach dem Diktat der Weltbank und dem IWF unterworfen. Diese "Strukturanpassung" war mit umfasenden Privatisierungen verbunden. Sie wurden wieder als Billiglohnländer und Rohstofflieferanten die "verlängerte Werkbank" für die großen europäischen und amerikanischen transnationalen Konzerne.
In diese Zeit fällt die Entstehung der reaktionären despotischen Regimes. Sie wurden gebraucht zur Unterwerfung unter imperialistische Rohstoff- und Profit- sowie globalstrategische Stützpunktinteressen. Die reaktionären Statthaklter der transnationalen Konzerne wurden jahrzehntelang mit Geld und Waffen unterstützt.
Die Volkserhebungen entwickeltenm sich nicht in den ärmsten Ländern Afrikas sondern in den ökonomisch weiter entwickelten Staaten. Dort gibt es eine große Schichjt junger Menschen mit guter Ausbildung und Kenntnissen der Internetnutzung, die in ihrer Heimat keine Arbeitsplätze und keine lebenswerte Zukunft finden. Bei der Auslösung der Massenproteste spielten sie eine initiierende Rolle.


Der Fall Libyen. Einen ganz anderen Verlauf nehmen die Ereignisse in Libyen. Im Unterschied zu Tunesien und Ägypten gab es dort keinen umgfassenden Massenaufstand mit Millionenaufmärschen von Protestierenden. Weder in der Hauptstadt Tripolis noch in Bengasi, wo sich der "Nationale Übergangsrat"als selbsternannte Führungsgruppe etablierte und derzeit präsentiert. Aus lokal begrenzten Unruhen entstand ein bewaffneter Kampf zwischen Gruppen und Aufständischen und der Gaddafi-Armee, in dem es um die Beherrschung einzelner Städte und Regionen, vor allem der ostlibyschen Ölregion, geht. Ein deutlich in regionalen Abgrenzungen verlaufender Bürgerkrieg - und keine Volkserhebungen. Alte Stammes- und Clan-Strukturen spielen in ihm eine maßgebende Rolle, wie auch in westlichen Medien zu lesen ist. Ähnliche Bürgerkriege gab es schon häufiger in den letzten Jahren in Staaten südlich der Sahara.
Die "Aufständischen" im Osten Libyens - der Cyrenaika - ziehen unter der Fahne der früheren Monarchie von König Idris, dem einstigen Oberhaupt des islamischen Senussi-Ordens ins Gefechtr. König Idris wurde 1951 von der britischen Kolonialmacht als pro-britischer Statthalter zum libyschen König proklamiert, als das Land in die formelle Unabhängigkeit entlassen werden musste. Von der Gruppe Offiziere um Gaddafi wurde König Idris 1969 gestürzt. Die Wiederverwendung der Fahne lässt kaum eine tiefe Verankerung von demokratischen Überzeugungen und Traditionen in den Reihen der "Rebellen" erkennen.
Ein Dialog mit Gaddafi ist nicht erwünscht. Die Demonstranten in Tunesien und Ägypten wurden immer wieder von den westlichen Metropolen zum "Dialog" mit den jeweils herrschenden Machthabern aufgefordert. Anders im Fall Libyen. Washington, Brüssel, Paris, London u n d nd Berlin ermunterten von Beginn der Unruhen an offen zum Sturz Gaddafis mit bewaffneter Gewalt. Die Vermittlungsmission des venezolanischen Staatspräsidenten Chavrez um eine rasche friedliche Beendigung der Kämpfe hatte keine Chance - ebenso wenig der Versuch der "Afrikanischen Union".
Der antiimperialistische Kurs Gaddafis in der Weltpolitik war passé, nmachdem er seinen Frieden mit Washington gemacht hatte. Seine neuen Freunde fand er bei den europäischen und US-amerikanischen Konzernen. Parallel dazu wurden libysche Staatsunternehmen privatisiert und er ließ sich bereitwillig zum Büttel für die "Festung Europa" machen - beim Einfangen afrikanischer Flüchtlinge. Das muß aber durchaus keine Sympathien für seine Gegner hervorrufen. Die ostlibyschen Stammesführer beanspruchen die Oeleinnahmen plötzlich für sich allein. Islamisten, Monarchisten, Emigranten aus den USA und Großbritannien wurden über Nacht die ehrbaren 'Neuen Demokraten' und Vertreter der Interessen des libyschen Volkes.
Amerikanische und britische Geheimdienste waren schon v o r dem Aufstand in Bengasi aktiv. Die entscheidenden Figuren des "Nationalen Übergangsrates waren der sich selbst ernannte Regierungschef'Dschibril sowie der Ölminister Tarhuni. Sie hatten jahrelang in den USA gelebt und studiert, bevor sie als "Wirtschaftsprofessoren" nach Libyen zurückkamen. Auch der Chef der "Rebellenarmee" Khalifa - einst Oberst in der Gaddafi-Armee - kam aus den USA zurück, wo er 20 Jahrwe lang in Langley (dem Sitz der CIA in Virginia) seinen Wohnsitz hatte.
Vorausgesetzt, sie bekämen die Oberhand, wären sie die Vollstrecker der imperialistischen Hauptmächte. Unter ihrer Herrschaft würde Libyen zum Eldorado westlicher Konzerne. - und zu einem entscheidenden Stützpunkt der NATO in Nordafrika. Eine echte Interessenvertretung des libyschen Volkes? Wohl kaum! Ein Brückenkopf für die NATO-Staaten neben Israel heute von größter geopolitischer Bedeutung, nachdem das Ägypten Mubaraks wegefallen ist.
Eine "humanitäre Verpflichtung zum Schutz der Zivilbevlökerung"?
Der Schutz bestand bislang nur in der Zerbombung ziviler Häuser - angeblich sollen es militärische Ojekte sein - und darin, den Aufständischen den Weg nach Bengasi frei zu bomben. Todesopfer unter der Zivilbevölkerung? Unvermeidliche Kollateralschäden - von der NATO nicht einmal bedauert. Lediglich Überprüfungen der angerichteten Schäden wurden versprochen. So wenig wie beim Irak-Krieg und in Afghanistan geht es um "humanitäre Ziele". Ganz eindeutig handelt es sich umeine völkerrechtswidrige Militärintervention, um ein vom Völkerrecht verbotenes einseitiges militärisches Eingreifen ausländischer Mächte in einen innerstaatlichen Konflikt mit dem Ziel eines von außen beförderten Regimewechsels. (Erinnert sei an dieser Stelle an den russ. Bürgerkrieg 1917-1921. Ausländische waffen- technisch modernst ausgerüstete Interventionstruppen aus 14 Staaten !! hatten sich um die Umkehr - um die Konterrevolution bemüht.) Obame, Cameron, Sakozy, Merkel und Westerwelle sprechen ganz offen über ein "Regime change". Die UNO wird dabei als Feigenblatt mißbraucht. Unverständlich für den Normalbürger ist die Tatsache, daß selbst Russland und China heute, aber auch Brasilien und Südafrika diesem brutalen völkerrechtswidrigen Eingreifen nicht den Weg durch ein Veto versperrten. Der Westen nimmt es hin, daß die reaktinärsten feudalabsolutistischen Machthaber, die autoritär-despotisch regierenden Könige von Saudi-Arabien und Katar und die Ölscheichs der Golf-Emirate, die in ihren eigenen Ländern von demokratischen Staatsformen und der Respektierung der Menschenrechte meilenweit entfernt sind, bei der Einführung von Demokratie helfen sollen. In Bahrain wurden demokratische Proteste mit Hilfe von einmarschierenden saudischen Truppen niedergeschlagen, ohne daß sich der Westen darüber aufgeregt hätte. Eine Absurdität, die man der Weltöffentlichkeit bietet. Sie ist nicht mehr zu überbieten.
Hinter dem ganzen Gerede von "Humanität. Demokratie und Menschenrechten" hat die westliche Interssengemeinschaft lediglich Öl, Macht und Profit im Visier!
Unter dem libyschen Sand sollen (nach Expertenangaben) noch etwa 45 Milliarden Barrel Rohöl lagern. Für die Oelkonzerne könnten nach jahrzehntelang Milliarden Gewinne sprudeln. Wenn sie direkten Zugriff auf das Oel bekämen. Das erklärt alles über die Militärintervention. Sie steckt derzeit in der Sackgasse. Selbst mit massiver westlicher Luftunterstützung waren die "Rebellen" nicht in der Lage, den Westteil Libyens zu erobern. Unbemannte amerikanische Kampfdronen sollen wie in Pakistan Abhilfe schaffen. Ein militärischer Sieg sei - so die Aussage von Experten - ohne Bodentruppen nicht zu erreichen. Diese werden inzwischen mit propagandistischer Kriegsberichterstattung vorbereitet. Natürlich auch wieder unter dem Etikett eines "militärischen Schutzes" für "humanitäre Hilfsleistungen". Ohne UNO-Mandat wäre es eine offene Intervention wie s.Zt. im Irak! Vermutlich würde sie aber heute die antiimperialistische Grundstimmung in der arabischen und afrikanischen - auch in der asiatischen und lateinamerikanischen Welt - beträchtlich verstärken. Ein NATO-"Rebellen"-Regime in Tripolis wäre international wenig vorzeigbar. Derzeit ist man ratlos, was die nächsten Schritte sein sollen.
Der Kampf um die Verwirklichung der Anliegen der Volksmassen ist auch in Tunesien und Ägypten noch nicht zu Ende. Die Kommandohöhen werden dort nach wie vor von Leuten aus dem alten Regime beherrscht. Der Hauptteil der Auseinandersetzungen steht noch bevor. Unausweichlich wird das künftige Verhältnis zum Auslandskapital zur Debatte stehen. ........ a.w.y-kalhambra ....... Quellen: "Revolte gegen Gaddafi" v. Ulrike Putz, Beirut, Spiegel-Online, 22. Febr. 2011 Le Monde, 3.3.2011: ""Kadhafi aurait acceptè la mediaton proposée par Chavrez" - sowie Afrikanische Union, Konsultativtagung über die Situation in Libyen, Addis Abbeba, 25. März 2011, Kmmuniqué. Sie u.a. Wikipedia, Stichwort Muammar al-Gaddafi: "Im Jahr 1999 bekannte sich Gaddafi zur Schuld Libyens an dem Anschlag auf Pan-Amerikan-Flug 103 von 1988 über der schottischen Stadt Lockerbie; er lieferte die Attentäter aus und ließ den Hinterbliebenen der Opfer eine hohe Entschädigung zahlen. Im März 2004 besuchte ihn Tony Blair und durchbrach damit die lange Isolation Libyens. Im Oktober folgte Gerhard Schröder als erster deutscher Kanzler. Libyens Beziehungen insbesondere zu italienischen Wirtschaftsunternehmen und Politikern wie auch die zunehmende Flüchtlingsproblematik führten zu Konflikten innerhalb der EU, die Gaddafi längere Zeit als Stabilitätsgaranten in der Region anerkannt hatte".

Rettung für Griechenland?

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Griechische Bürger sind verzweifelt. Viele von ihnen können nicht einmal mehr den Strom bezahlen. Die brutalen Kürzungsbeschlüsse Papandreou (SPD) wurden als das "mittelfristige" Programm im Auftrag der "Troika" aus Europäischer Zentralbank, EU-Kommission und internationalem Währungsfond durchgepeitscht. Die meisten Griechen verstehen sie als eine Form der Besatzung. Nur einer ließ sich nicht erpressen, Panos Kouroumplis, - und wurde prompt aus der PASOK-Fraktion ausgeschlossen.
Die aktuelle Arbeitslosigkeit (offiziell 16 % - eher im doppelten Bereich liegend - wird wie die Jugendarbeitslosigkeit von mind. 50 % durch die rücksichtslosen Maßnahmen weiter verschärft. 14.000 Kliniken sollen bis 2014 geschlossen oder an potentielle Investoren mehr oder weniger verschenkt werden. Die für viele Bürger/innen lebenswichtigen Wochenmärkte kämpfen ums Überleben. Angebotene Waren der örtlichen Bauern landen auf der Müllkippe, weil nur noch das Lebensnotwendige eingekauft wird. Der Binnenmarkt an landwirtschaftlichenn Erzeugnissen ist zusammengebrochen. Einzelhandelsbetriebe sind ebenfalls von der Rezession betroffen.
Der Zorn gebietet den Griechen heute das zu tun, was sie sich wie zu den Besatzungszeiten zutrauten, den Umsturz wagen. Doch dazu fehlt ihnen derzeit noch der Mut.
Die ökonomische Krise hat sich zu einer Krise des (nicht zuletzt global verursachten) politischen Systems ausgewachsen. Die internationalen Organisationen, insbesondere die EU und der IWF begleiten diesen Prozess durch eine exportfördernde Subventionspolitik. Das hat vornehmlich in den letzten beiden Jahrzehnten an der Peripherie der EU, zunehmend spätestens seit fünf Jahren ebenfalls in den Zentren des Kapitals, wie Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien - selbst im Sieger-Imperialismus wie der BRD zur Zerschlagung innerstaatslich gewachsener Ökonomie derselben geführt.
Griechenland trifft die Krise wie auch Irland, Portugal u.a.m. mit besobnderer Wucht. Wie in allen Staaten Europas hatten auch alle griechischen Regierungen der Vergangenheit seit den Zeiten der Junta (1967 - 74) getreu den Vorgaben des Imperialismus folgend die Profitinteressen des internationalen und nationalen Kapitals vertreten.
Ob die sich abwechselnden Karamanlis- bzw. Papandreou-Regierungen nun signifikant mehr in die eigenen Taschen oder die ihrer Klientel anderswo gewirtschaftet haben, mögen angesichts der "mafiosen" Verhältnisse in den Staaten der EU andere untersuchen. Mit den wirklichen Krisenursachen hat das wenig zu tun. Auch die Debatte über die angebliche Faulheit der abhängig Arbeitenden in den Südländern lenkt von den wirklichen Ursachen ab. Die nämlich wurde von Sozialwissenschaftlern längst als Lüge und Demagogie entlarvt. Einseitig gestärkt wurde das Kapital von allen griechischen Regierungen. Sie alle förderten den Konzentrationsprozess der kapitalistischen Ökonomie. Nicht nur die ND (Konservative Nea Demokratia)sondern auch die PASOK (Sozialdemokratie) nahmen durch die Exportorientierung die Zerstörung innergesellschaftlicher Produktivkräfte billigend in Kauf. Und zwar schon zum Zeitpunkt der Unterschrift unter den EU-Vertrag und mit der Einführung des Euro, die staatliche Souveränität an die internationalen Institutionen des Monopolkapitals abtretend.
Im Kampf um Ressourcen und Märkte wurden die "willigen" griechischen Regierungen in Interventionakriege der NATO hinein gezwungen. Sie hatten eine derart geringe Massenloyalität zur Folge wie wohl nirgendwo sonst. Bei den Pro-Kopf-Ausgaben für Rüstung belegt Griechenland weltweit Rang 3, umgekehrt zu Schuldenberg.
Zu den innergesellschaftlichen Ursachen der Krise gehören a) die drastische Reduzierung der Kapitalsteuer b) die überhöhten Zinsen für die Kredite bei ausländischen Banken c) die Militärausgaben und - nicht zu vergessen - die Schuldenlast der Olympischen Spiele 2004 in Athen.
Welchen Ausweg aus der Krise sehen nun die Kräfte, die sich zusammenfanden im gewerkschaftlichen Block (PAME), in der Organisation der Bauern (PASY, der Organisation der "Selbständigen" (PASEBE), der antifaschistischen Vereinigung (PEAEA) und der Friedensbewegung (EEDYE) ?? Sie wenden sich an das griechische Volk mit der eindringlichen Botschaft: "Es gibt einen Ausweg!" "Unser Land verfügt über alle produktiven Möglichkeiten, um sich zu entwickeln und die zeitgemäßen Bedürfnisse des Volkes zu befriedigen. Voraussetzung wäre jedoch, daß die großen Ubnternehmen in gesellschaftliches Eigentum überführt werden. Das allerdings würde einen grundlegenden Umsturz erfordern, zu dem die meisten Griechen nicht den Mut haben.
Produktionsgenossenschaften der kleinen und mittleren Bauern sowie der selbständigen Gewerbetreibenden werden die Binnenwirtschaft neu beleben. Ein starkes Volksbündnis, zu dem alle willigen Griechen aus allen Schichten der Bevölkerung aufgerufen sind, wird sich einsetzen für den Schutz der Arbeitslosen, der armen Familien aus den Schichten der Bevölkerung mit niedrigem Einkommen und niedrigen Renten.
Eine EU-konforme Lösungssuche sei absolut illusionär, verneble nur die Köpfe der Betroffenen, sagen die Sprecher der neuen Volksbebegung. Der Weg aus der Krise erfordere eine sofortige Loslösung aus den EU- und anderen imperialistischen Verträgen und Bündnissen. Der Block jener Hilfskräfte hat eine dimrekte Demokratie im Programm. Die wahre Demokratie wird den gesellschaftspolitischen Ehtscheidungsprozess, die Kontrolle und die Verwaltung regeln.
Die Schulden beim internationalen Bankkapitalwerden ersatzlod gestrichen
Für die NATO und deren Aggressionspolitik werden keinerlei Finanzmittel - und auch keine Töchter und Söhne des Volkes mehr zur Verfügung gestellt!
Der Finanzexport griechischen Kapitals auf ausländische Banken wird gestoppt und rückgängig gemacht. Lt. SPIEGEL lagern auf Schweizer Banken 600 Miiliarden Euro griechichen Geldvermögens!"
Alle laufenden und ebenso die in der Vergangenheit vollzogenen Privatisierungen öffentlichen Eigentums werden für illegal erklärt, gestoppt bzw. wieder aufgehoben.
Der Wiederaufbau der griechischen Industrie erhält Priorität.
Die noch immer umfangreiche Metallerzeugung wird ausgebaut.
Die reichhaltigen Vorkommen an Bodenschätzen fließen in die Aluminium-, die Stahl- oder die Zementerzeugung.
Griechenland ist bekannt für seine hervorragenden Marmorvorkommen, deren Schürfung nationale und internationale Bedürfnisse bedienen kann und wird.
Die autarke Energiesicherung über Sonne, Wind und die nicht einmal zu einem Drittel genutzte Wasserenergie werden über das eigene Land hinaus auch andere Länder versorgen können.
Die Werften Griechenlands sind traditionell bekannt für ihre besonderen Schiffbauqualitäten, an diees mit neuem Schwung anzuknüpfen gilt.
Die griechische Bevölkerung kan sich problemlos aus eigenen Ressourcen mit Lebensmittel versorgen - und darüber hinaus ohne monokulturelle Exportorientierung hochwertige Lebensmittel für den Export anbieten.

Um den von dem "Volksblock" erarbeitenden nationalen Plan zu entwickeln und umzusetzen bedarf es der gesamten griechischen Bevölkerung, so daß die Arbeitslosigkeit für jeden einzel abhängig Arbeitenden,insbesondere für die derzeit 50% arbeitslosen Jugendlichen beseitigt wird.
Die Bildung und Gesundheitsversorgung wird kostenlos bei gleichzeitiger Erhöhung der personellen Versorgung in Krankenhäusern, Schulen, Hochschulen sowie in den Kinder- undn Alteneinrichtungen organisiert.
Wissenschaft und Forschung werden den Interessen der Profitmaximierung entzogen und den Interessen des Volkes unterstellt.
Die Korruption in den Verwaltungen wird zerschlagen, das Klientel-System beseitigt, die uralten Gefälligkeitsnetzwerke auf Gegenseitigkeit werden als autonome Kommunikations- und Hilfsstrukturen neu belebt und gefördert.
Die Kultur, dieses jahrtausendealte Juwel der Griechen/innen wird wieder basisdemokratisches Gut des griechischen Volkes.

Das neue Bündnis der "Volksmacht" ist nicht so naiv, die Agressivität des Imperialismus zu unterschätzen. Sie ist sich bewußt, daß nur die internationale Solidarität der abhängig Arbeitenden in den Ländern der EU und weltweit diesen AUSWEG AUS DER KRISE ermöglichen und absichern kann. Der aufgezeigte Weg bedeutet eine endgültige Abkehr vom egozentrischen kapitalistischen Denken sowie die Öffnung auf das altruistische Denken des Sozialismus. ........... Kalhambra........... Quellen: Zeitgeschehen-Aktuell / Olaf Henkel ehem. BDI-Präsident / Prof. M.Otte ... Tagespresse etc.

Eine andere Welt ist nötig - und möglich

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Wir leben in einem Gesellschaftssystem, in dem der Profit das zentrale Kriterium ist. Das Kapital wird in Produktionsprozesse eingesetzt, zur Herstellung von Waren - einzig zu dem Ziel, ein Mehr an Geld zu realisieren, das privat angeeignet und damit zum Profit wird.
In diesem Prozeß zählen keine menschlichen Werte, keine Ethik, keine Moral, kein menschliches Glück und keine intakte Umwelt mehr. Das System geht des Profit wegens auch über Leichen. Der Wirtschaftswissen- schaftler P.J. Dunning brachte es zu seiner Zeit auf den Punkt: "Das Kapital hat einen Horrer vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig;für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens".
Das Teuflische an diesem gesellschaftlichen Grundgesetz ist, daß kein Unternehmen aussteigen kann. Will es überleben, muß es bei der Jagd auf maximale Profite mitmachen, koste es was es wolle. Gewissen und persönliche Möglichkeiten bleiben auf der Strecke. Die größten Wirtschaftseinheiten dieses Systems sind die multinationalen Konzerne, wie wir sie heute kennen, die weltumspannend produzieren und vermarkten oder besser gesagt global ausbeuten.
Der Umsatz der größten Multis stieg von 150,6 Mrd. Dollar in 1960 auf 1,5 Bio Dollar im Jahr 1999 (UNSTAD). Die 100 größten Multis stellen 40 Prozent der Kapitalisierung aller Börsen der Welt. Die 200 größten Multis stellen 27,5 Prozenz des Welt-Sozialproduktes. Diese großen Multis, zu denen z.B. der IG-Farben-Verband gehört, der praktisch die gesamte deutsche chemische Industrie umfasst, sind die Träger der kapitalistischen Macht- und Herrschaftssysteme.
Die Politik sei ein maßgebender Gestalter der Gesellschaft. Das ist leider eine Lüge, von der man Abschied nehmen sollte. In Wahrheit steuern die Konzerne die Gesellschaft - und damit die Politik. Mit einer Klarheit, die nichts zu wünschen übrig läßt, stellte der Cousin des US-Präsidentschaftskandidaten Al Gore, Gore Vidal, in einem STERN-Interview fest: "Was ist ein Präsident? Er ist das Sprachrohr der Konzerne - und sonst gar nichts. Richard Nixon hat einmal gesagt, für die Innenpolitik brauche man gar keinen Präsidenten, die Konzerne würden schon alles richten (STERN 36/31.9.2000)
Nach dem Zusammenbruch des Sozialismus bekommen immer mehr Menschen die verschärfte Ausbeutung des Profit-Systems zu spüren. Allerletzte Lebenmsbereiche werden der Profit-Logik unterworfen. Selbst die Liebe und die Sexualität, die Erziehung und Ausbildung, die Lebensgrundlagen Wasser und Luft und schließlich im Rahmen der Gen- und Biotechnik auch das Leben selbst.
Müssen wir diese menschenfeindliche Strategie endlos hinnehmen? Müssen wir nicht vielmehr die Zusammenhänge des Systems und der Machtkonzentration offenlegen? Sind wir nicht um unserer und unserer Kinder Selbsterhaltung willen gezwungen, Illusionen abzubauen wie etwa das Vertrauen in die "parlamentarische Demokratie" und die "freien" Medien? - Aber es muß schon etwas mehr geschehen als nur verbale Proteste, wie wir sie von traditionellen Umweltschutz- und sozialen Verbänden gewohnt sind.Nur eine gesamtgesellschaftliche Veränderung, die einen ökologisch-sozialen Umbau der Machtzentren beinhaltet, führt aus diesem Teufelskreis heraus.
Letztendlich ist das Profit-System verantwortlich für Krieg, Ausbeutung und ökologische Katastrophen. Das ist noch längst nicht allen 'gutsituierten Bürgern bewußt geworden. Oder gleichgültig von ihnen hingenommen worden als Nutznießer des Systems. Nur 350 Menschen besitzen ebensoviel wie die ärmere Hälfte der Menschheit. Sie tragen die Hauptverantwortung für Konzernverbrechen und Diktatur kapitalistischer Ausbeutung. Wirre Vorstellungen über "kommunistische Umtriebe" und vor allem Illusionen und falsche Hoffnungen auf bessere Tage vernebeln noch immer viele Köpfe gutgläubiger Mitbürger u.Mitbürgerinnen.
Wir müssen uns von der Illusion verabschieden, daß nicht wir, sondern die Medien es schon'irgendwie' richten werden. Sie selbst folgen ja dem Profit-Prinzip, sind slbst als Konzerne organisiert, werden direkt von den Konzernen betrieben - und unterstehen über die Werbung und andere Mechanismen unmittelbar der Kontrolle des Systems. Aber nicht genug mit diesem System des "Sharholder value". Das Gesetz erlaubt es den Großgeldbesitzern nicht nur, sondern ermuntert sie noch dazu, ihre "ganz legal" angesammelten Vermögen zu horten, um mit Zinsen und Zinseszinsen weitere Milliarden anzuhäufen und sie auf diese Weise dem Wirtschaftskreislauf zu entziehen. Insolvenzen, Firmenzusammenbrüche, steigende Arbeitslosigkeit und damit Ausbreitung der Armut durch alle Schichten der Bevölkerung, ein noch nie dagewesener Sozialabbau sind die zwangsläufigen Folgen.
Wir müssen uns verabschieden von der Hoffnung in parlamentarische Demokratie. Alle politischen Parteien werde ohne Ausnahme über schwarze Koffer und andere Strukturen von den Konzernen gesteuert. Nicht die Wahlen entscheiden, welche Partei an die Macht kommt, sondern die Konzern-Verbände sind es!Quer durch alle Parteien wurden und werden Politiker zu Marionetten und Handlangern der Konzerne.
Wir müssen uns - so schmerzlich das für uns ist - verabschieden vom Vertrauen in die großen gesellschaftlichen Organisationen wie die institutionellen Kirchen oder auch die Gewerkschaften. Die Kirchen sind durchdrungen von denj VertreterInnen des Profit-Systems, übernehmen die Rolle, uns beispielsweise mit Kirchentagen zu bespaßen, desorientieren uns mit ihren Lehren über "höhere Wesen" und dienen dazu, Ventile zu schaffen, den Druck des Widerstandes zu entschärfen. Die Gewerkschaften widerum, traditionell in klarer Gegnerschaft zu den Konzernen und zum kapitalistischen Werte-System, sind korrumpuiert, über ihre Bindung an die Sozialdemokratie mit der Diktatur des Profits verbunden und mittlerweile sogar über die Ideologie des Co-Managements, über Belegschaftsaktien etc. und über die neue Form der Ich-AG systemstabilisierend in den Kapitalismus eingebunden. Wenn sie weiterhin Interessenvertreter der arbeitenden Bevölkerung sein wollen und sollen, müssten sie von unten vollständig neu aufgebaut werden. Für Länder des Südens gilt jedoch eine andere Bewertung, sowohl was die Gewerkschaften als auch Teile der Kirchen anbelangt.
Die Konzerne werden ihre Macht keinesfalls freiwillig abgeben. Wir müssen uns auf Repressionen, Verleumdungen, auf die Kriminalisierung usw. einstellen. Nicht umsonst werden immer neue Instrumente der Repression geschaffen, nicht umsonst werden die gesetzlichen Grundlagen für Unterdrückung von Oppoisition und Widerstand verschärft, nicht umsonstz diskutierenn die Parlamente der EU undn anderswo über Aufruhr-Bekämpfung u n d Einsatz des Militärs im Inneren!! In dem Maße, wie der Wille zum Widerstand wächst, in dem Maße wird die Auseinandersetzung an Härte zunehmen!
Pastor Martin Niemöller, einer der mutigsten Kirchenmänner seiner Zeit, der sich nicht scheute, den Herrschern in den zwölf dunkelsten Jahren deutscher Geschichte - als auch deren Nachfolgern nach 1945 -die Stirn zu bieten, sei an dieser Stelle zitiert. Er sagte: Das Staatsinteresse verlangt nicht nur gehorsame Bürger. Wenn hinter dem Bürgergehorsam nicht mehr lebendige, ihre eigene und persönliche Verantwortung erkennende Menschen stehen, wird der Staat sterben. Ein gut geleiteter Staat kommt nicht daran vorbei, die Gewissensfreiheit seiner Bürger zu berücksichtigen und sich größte Zurückhaltung dort aufzuerlegen , wo er Zwang anzuwenden für notwendig hält. Dem Gewissen muß Vorrang eingeräumt werden gegenüber der Forderung des Staates. Die Macht des Staates über die Bürger hat ihre Grenzen. Sie hört dort auf, wo der Bürger den Gehorsam aufkündigen muß, weil er sein Gewissen ernst nimmt. Zwar hat der Staat die Macht, den Bürger zu zwingen, aber durch Drohungen und Strafen wird er sich den Bürgern immer mehr entfremden. Geschieht das in großem Stiel, gräbt der Staat sich sein eigenes Grab. Der Mensch, der sich sein Gewissen wegnehmen, stehlen und rauben läßt, hört auf, Mensch zu sein. Er wird zur Beute der Unmenschlichkeit, denn mit dem Gewissen verliert der Mensch das, was ihn zu einem Menschen macht. Der gewissenlose Mensch kann nur noch Unmensch sein. Er ist nicht mehr er selber, sondern nur noch Werkzeug anderer Mächte, denen er gehört und gehorcht, nicht mehr Mensch, sondern ein Etwas, ein NICHTS!"
Sieben Jahre verbrachte er im KZ, weil er sich nicht zum Werkzeug von Unmenschen erniedrigen lassen wollte.Beherzigen wir sein Vermächtnis; wir würden uns damit zu den wahren Beschützern des Staates aufschwingen. Gesetzen, die in fundamentale Bereiche des Lebens eingreifen und das Gewissen abschalten, darf man nicht gehorchen! Das Grundrecht ist das unantastbare und unveräußerliche Recht auf Freiheit vor staatlichem Eingriff oder Zwang, das jedem einzelnen kraft seiner menschliche Natur zusteht. ............................................................. awy-kalhambra ...........................