Benutzerin:Andrea014/Sexualwissenschaftler
Sexualwissenschaftler ist eine nicht geschützte Berufsbezeichnung, die im Regelfall für Vertreter verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen verwendet wird, die sich während oder nach Abschluß ihres Hauptfachstudiums auf die Sexualwissenschaft spezialisierten. Oft haben sie einen medizinisch-psychologischen Grundberuf, was jedoch nicht zwingend der Fall ist. Zu den aktuell in Deutschland bekannten Sexualwissenschaftlern (Stand 2020) gehören beispielsweise – mit je verschiedener beruflicher Vita und zum Teil mehrfach qualifiziert – Klaus Michael Beier (Arzt), Jessica Benjamin (Sozialwissenschaftlerin), Martin Dannecker (Psychologe), Shere Hite (Geschichtswissenschaftlerin), Volkmar Sigusch (Psychiater) und Estela Welldon (Psychoanalytikerin).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obwohl die Sexualwissenschaft Vorläufer hat, die bis in die griechische und römische Antike zurück reichen, ist sie als wissenschaftliche Disziplin noch recht jung. Nach Sigusch begann ihre Geschichte mit Paolo Mantegazza (1831–1910) und Karl Heinrich Ulrichs (1825–1895), obwohl der Begriff sich erst später etablierte. Erstmals und zunächst nur beiläufig wurde er 1898 von Sigmund Freud in seinem Aufsatz Die Sexualität in der Ätiologie der Neurosen verwendet.[1] Iwan Bloch etablierte den Begriff mit seiner im Jahr 1906 erhobenen Forderung, Sexualwissenschaft als eigenständige Forschungsrichtung zu schaffen.[2] Er gilt als der Begründer der Sexualwissenschaft.
Tätigkeitsfelder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als multidisziplinär ausgerichtete Wissenschaft und entsprechend der vielfältigen Grundberufe von Sexualwissenschaftlern haben sich psychologisch-theoretische, naturwissenschaftlich-empirische und sozialwissenschaftliche Strömungen entwickelt, die sich mit der Sexualität des Menschen befassen und der Berufsgruppe zahlreiche Tätigkeits- und Aufgabenfelder ermöglichen, um sich den psychischen und soziokulturellen Aspekten der Sexualität, aber auch ihren physiologischen Grundlagen zu widmen.
Sexualwissenschaftler sind in verschiedenen Organisationsstrukturen tätig an Universitäten, in Kliniken und Beratungsstellen, in Weiterbildungsinstituten und/oder als niedergelassene Psychotherapeuten in privater Praxis. Je nach individueller beruflicher Ausrichtung beteiligen sie sich an Forschung und Lehre, an der Theorienbildung, an Intervision und Supervision, an der Entwicklung pädagogischer und therapeutischer Konzepte, sowie an Gender Studies oder der Behandlung von Patienten mit sexuellen Funktionsstörungen oder Perversionen.
Studium
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Noch ist in Deutschland ein Studium der Sexualwissenschaft im Hauptfach mit einer Ausnahme nicht möglich.
Nach ihrem Studium anderer wissenschaftlicher Disziplinen haben sich Sexualwissenschaftler auf verschiedene Weise spezialisiert, in den Anfängen meist autodidaktisch durch das Studium der einschlägigen Literatur und durch kollegialen Austausch. Mit Gründung der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung (DGfS), der ältesten Fachgesellschaft in Deutschland, wurde die Fortbildung von Sexualwissenschaftlern seit 1950 erstmals organisiert und systematisiert, nachdem das erste sexualwissenschaftliche Institut – von Magnus Hirschfeld gegründet – von den Nationalsozialisten zerschlagen worden war. Seitdem haben sich neben Fachkongressen zunehmend Fort- und Weiterbildungsangebote etabliert, beispielsweise am sexualwissenschaftlichen Institut des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.[3]
Einzig die Hochschule Merseburg bietet mit ihrem Master-Studiengang Angewandte Sexualwissenschaft ein grundständiges Studium an.[4] Daneben wird ein berufsbegleitender sogenannter Weiterbildungsmaster Sexologie angeboten, der einen berufsqualifizierenden Hochschulabschluss voraussetzt.[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Volkmar Sigusch: Geschichte der Sexualwissenschaft. Campus-Verlag, Frankfurt, M., New York 2008, ISBN 978-3-593-38575-4.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Sigmund Freud: Die Sexualität in der Ätiologie der Neurosen. In: Wiener Klinische Rundschau. Band 12, Nr. 2, 1898 (psychanalyse.lu [PDF; 143 kB; abgerufen am 3. Februar 2020]).
- ↑ Iwan Bloch: Das Sexualleben unserer Zeit in seinen Beziehungen zur modernen Kultur. L. Marcus, 1907 (archive.org [abgerufen am 3. Februar 2020]).
- ↑ Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie. In: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Abgerufen am 3. Februar 2020.
- ↑ Angewandte Sexualwissenschaft. In: Hochschule Merseburg. Abgerufen am 3. Februar 2020.
- ↑ Sexologie. In: Hochschule Merseburg. Abgerufen am 3. Februar 2020.
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