Benutzerin Diskussion:Irene1949/Vermittlungsausschuss/Artikel Bibelkritik/Irenes Version/Steinbruch

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Kritik an einzelnen Bibelpassagen

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Schöpfungsgeschichte

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Die Bibel enthält zwei Schöpfungsberichte, die von unterschiedlichen Autorengruppen in unterschiedlichen Zeiten verfasst wurden. Der erste (1. Mose 1,1 - 2,4a) wurde wohl vor etwa 3000 Jahren von dem so genannten Jahwisten geschaffen, der zweite (2,4b-25) im . Jh. v. Chr. von Priestern während des babylonischen Exils. Beide wollen bestimmte Aussagen über die Beschaffenheit der Welt und des Menschen machen und wurden deshalb beide - ohne Rücksicht auf die offensichtlichen Widersprüche - hintereinander an den Anfang der Bibel gestellt.

Die Unterschiede zwischen beiden Darstellungen beziehen sich u.a. auf die Reihenfolge der Schöpfungselemente. Die Widersprüche zur naturwissenschaftlichen Theorie der Weltentstehung sind offensichtlich. Konservative Christen, die im weitesten Sinne dem Kreationismus zuzurechnen sind, halten trotzdem an der Auffassung fest, die Schöpfungsgeschichten seien naturkundliche Tatsachenberichte. Unter vielen Theologen und aufgeklärten Christen hingegen hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass die beiden Schöpfungsberichte nicht als naturwissenschaftliche Beschreibung zu verstehen sind, sondern als Beschreibung der Aufgaben des Menschen in seiner Welt, die ihm nicht gehört.

Erster Schöpfungsbericht
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Die erste Schöpfungsgeschichte (1. Mose 1,1 bis 2,4a) lässt Gott das Licht, die Erde, Pflanzen, Tiere und den Menschen in sechs Tagen erschaffen, mit einem folgenden siebten Tag der Ruhe.

Diese Darstellung widerspricht den naturwissenschaftlichen Theorien über die Entstehung des Universums, der Erde, der Lebewesen und des Menschen. Die weithin anerkannten, wenn auch nicht unumstrittenen wissenschaftlichen Theorien dazu sind z.B. die Theorie vom Urknall und von der Entstehung der Galaxien, Sonnensysteme und Planeten einschließlich der Erde, und die Theorien von der Evolution, der Erdgeschichte, in der Geologie und der Paläontologie.

Es hat viele Versuche gegeben, Schöpfungsberichte und naturwissenschaftliche Theorien in Einklang zu bringen. Beispielsweise versuchte man zu argumentieren, dass ein Schöpfungstag mehreren Millionen Jahren entspreche. Solche Versuche müssen als gescheitert bezeichnet werden. Denn die Schöpfungsberichte wollen keine naturwissenschaftlichen Theorien aufstellen, sondern haben die Absicht, theologische Aussagen über Gott, den Menschen und die Welt zu machen.

Nachfolgend nochmals eine Liste von Wiedersprüchen zwischen Bibel und naturwissenschaftlicher Theorie:

  • Die Dauer der Schöpfungsphase von 7 Tagen widerspricht der Theorie vom Urknall bis zur Entstehung des Menschen in einem Zeitraum von Milliarden Jahren vergangen, auch von der Entstehung der Erde ab gerechnet sind es noch mehr als 4 Milliarden Jahre bis zur Entstehung der ersten Menschen.
  • Das Licht wurde laut Schöpfungsbericht vor der Sonne geschaffen (weswegen einige die Schöpfung des Lichts mit dem Urknall in Zusammenhang bringen). Zugleich markiert dies auch den Beginn des Wechsels zwischen Tag und Nacht, also der (irdischen) Zeitrechnung, was wiederum nicht ohne weiteres zum Urknall passt und eher für die Identifikation des Lichts mit der Sonne spricht.
  • Die Teilung „der Wasser“ in einen Teil „oberhalb der Wölbung“ und einen „unterhalb der Wölbung“ ist eine Beschreibung eines Weltbildes, das dem klassischen, in Mesopotamien in der Antike verbreiteten Weltbild mit der Erde als flache Scheibe, an allen Seiten umgeben von Wasser, entspricht. Die Wölbung ist dabei als die „Luftblase“ zu verstehen, die die oberen Wasser von den unteren Wassern trennt. Regen wurde als eine Art „Undichtigkeit“ aufgefasst. Bis in das 19. Jahrhundert hinein gab es Gruppierungen, die auf die Bibel gestützt ein solches Weltbild propagierten (Flat Earth Society).
  • Die Entstehung der Pflanzen erfolgt in der Schöpfungsgeschichte vor der Schöpfung der Gestirne, einschließlich der Sonne. Hier erkennt man, dass die Sonne und andere Gestirne nicht als Quelle des Lichts angesehen wurden. In der Tat hielt sich bis in die Zeit der Aufklärung die Vorstellung, die Gestirne seien nicht die Quelle des Lichts, sondern eher eine Art von Lichtförderer. Die unmittelbare Anschauung legt zunächst auch nahe, dass das Licht nicht bloß von der Sonne komme; denn tagsüber ist der ganze „Himmel“ hell, selbst wenn die Sonne gar nicht sichtbar ist. So wird verständlich, dass für das Vorhandensein von Licht und für den Wechsel von Tag und Nacht die Sonne nicht als entscheidend angesehen wurde, und Pflanzen die Sonne zu ihrem Gedeihen nicht zu brauchen schienen. Entsprechend heißt es in der Schöpfungsgeschichte auch, dass die beiden größten Gestirne (Sonne und Mond) „zur Beherrschung“ von Tag und Nacht gemacht wären - und eben nicht zur Beleuchtung.
  • Auch die Reihenfolge der Erschaffung der Tierarten stimmt mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht überein. Die Schöpfungsgeschichte lässt die Wassertiere und die Vögel an einem Tag entstehen, und die auf der Erde lebenden Tiere am nächsten Tag. Der Stand der heutigen Wissenschaft lässt dagegen die erdbewohnenden Tiere aus den Wassertieren, und daraus dann die Vögel entstehen. Einige Wassertiere wie z.B. die Meeressäugetiere (die mit den Seeungeheuern der Schöpfungsgeschichte identifiziert werden) stammen von erdbewohnenden Tieren ab.
Zweiter Schöpfungsbericht
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Der Mythos vom Garten Eden (1. Mos 2,4b-25) gibt eine andere Version der Schöpfungsgeschichte wieder: Zunächst wird der männliche Mensch aus Lehm erschaffen, danach werden Pflanzen geschaffen, dann die Tiere, und schließlich der weibliche Mensch (Eva) aus der „Rippe“ (die exakte Bedeutung dieses Textes ist nicht bekannt) des Mannes (Adam). Im oben beschriebenen ersten Schöpfungsbericht werden dagegen beide zugleich erschaffen.

Eine Übereinstimmung mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen über die Entstehung der Arten ist bei diesem Schöpfungsbericht selbstverständlich nicht zu erkennen; der Mythos ist allein theologisch begreifbar: Gott erschafft den Menschen und sorgt für ihn, indem er versucht, ihm einen passenden Gefährten zu schaffen. Von den Tieren kann niemand die Ansprüche des Menschen erfüllen, nur die Partnerin ist hierfür geschaffen.

Noach und die Sintflut

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In der Geschichte von der Sintflut (1 MosEU) sehen Bibelkritiker ein Beispiel dafür, wie im Alten Testament die Sippenhaftung als selbstverständlich gelte. Gott ist darüber betrübt, dass die Menschheit, seine Schöpfung, der Bosheit verfallen ist und beschließt, sie auszurotten (1 Mos 6,5-7 EU). Bibelkritiker interpretieren diese Situation als Konstruktionsfehler, der Gott anzulasten sei. Über die konkreten Vergehen, deretwegen so eine drastische Reaktion gerechtfertigt werden könnte, erfährt man in der Bibel praktisch nichts. Die Bibel berichtet, wie Gott nicht nur die gesamte Menschheit - außer Noach und seiner Familie - ausrottet, was auch Unschuldige wie z.B. Säuglinge mit einschließe, sondern darüber hinaus auch die gesamte an Land lebende Tierwelt, außer den Exemplaren, die Noach in die Arche rettet. Sie fragen sich, ob Gott nicht „etwas zielgenauer“ hätte vorgehen können.

Oder andernfalls, wenn schon die fast völlige Vernichtung der Schöpfung erforderlich gewesen sein sollte, warum macht Gott dann nicht einfach reinen Tisch, und erschafft die Welt ganz neu, was ja in sechs Tagen geschehen kann? Es ist manchem Bibelkritiker (z.B. Reimarus) nicht recht einsichtig, was Noach vor allen anderen Menschen zum Überleben qualifizierte, z.B. wenn man die in 1 Mos 9,21-27 EU erzählte Geschichte der Verfluchung seines Enkels Kanaan berücksichtigt.

Bibelkritiker monieren, dass die Operation nicht den Erfolg hatte, den sie erwartet hätten, denn wie sich im weiteren Verlauf der Bibel zeigt, ist auch danach an Bosheit kein Mangel, und es bieten sich weitere Anlässe zu summarischen Strafaktionen. Historiker sehen in dem Bericht eine mythische Verarbeitung einer tatsächlich stattgefundenen Naturkatastrophe, die auch in den Mythen anderer Völker überliefert wurde.

Lot und der Untergang von Sodom und Gomorra

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Sodom und Gomorra werden wegen der Sünden seiner Bewohner (wegen der hiernach benannten Sodomie) von Gott vernichtet, nur Lot mit seiner Familie entgeht dem Tod (1.Mos 19). Zuvor verhandelt noch Abraham mit Gott, um das Unheil abzuwenden (1. Mose 18,16ff), scheitert aber mangels genügend Gerechter in Sodom. Auch hier gilt wieder die Sippenhaftung, obwohl in diesem Fall angegeben wird, dass sich alle vom Knaben bis zum Greis an der Sodomie beteiligten (1. Mose 19,4). Lots Frau stirbt auf der Flucht allein deswegen, weil sie sich umsieht, gegen die ausdrückliche Anweisung Gottes.

Lot, der einzige Gerechte von Sodom, schwängert danach betrunken seine beiden Töchter. Dass weder Lot noch seine Töchter dafür bestraft werden, zeigt wie kulant Gott in diesem Fall ist. Indirekt wird dabei klar, als wie schlimm die Vergehen der Sodomiter angesehen worden sein müssen, die ihnen die Vernichtung eingebracht haben.

Die zehn Gebote

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Bei den zehn Geboten, 2 Mos 20 EU bzw. 5 Mos 5,6-21 EU, einer Grundlage christlicher Moral, fällt z.B. auf, dass die ersten drei Gebote, die sich um religiöse Vorschriften drehen, besonders ausgeführt und erklärt sind, während die Übrigen direkt und ohne Auslegung gehalten sind.

Im Zusammenhang mit weiteren Bibelstellen kann man erkennen, dass die letzteren Gebote den Anordnungen Gottes untergeordnet sind, dass Gott also im Einzelfall die (anscheinende) Verletzung eines Gebotes verlangt oder gutheißt. So lässt zum Beispiel Moses kurz nach dem Empfang der Gebotstafeln eine Meuterei in seinem Lager blutig niederschlagen, da mit der Verehrung des Goldenen Kalbs sein Volk gegen das 1. und 2. Gebot verstoßen hat (2 Mos 32 EU).[1]

Im weiteren Verlauf der Bibel findet man noch vielfach Anweisungen Gottes an seine Anhänger, ihre Feinde zu töten, mit List zu überwältigen, auszuplündern, zu versklaven und dergleichen mehr.

Deuteronomium

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Tod des Moses und Urheberschaft des Pentateuch

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Die 5 Bücher des Pentateuch galten traditionell als von Moses selbst verfasst. Das letzte Buch, Deuteronomium, endet aber mit der Schilderung seines Todes, das kann also wohl kaum von ihm selbst stammen. Wenigstens diese Passage musste also von Unbekannten nachträglich hinzugefügt worden sein, wenn man Moses nicht gerade hellseherische Fähigkeiten unterstellen will. Dieser Widerspruch ist schon recht früh aufgefallen, doch hat die historisch-kritische Forschung zunehmend zu Zweifeln geführt, ob Moses überhaupt als Autor des Pentateuch angesehen werden kann.

Inzwischen herrscht weithin Übereinstimmung, dass der Pentateuch in der auf uns gekommenen Fassung ein Werk von Autoren und Redakteuren aus der Zeit nach dem babylonischen Exil ist, und dass im Wege der (mündlichen oder schriftlichen) Überlieferung Teile auf unterschiedliche frühere Quellen zurückgehen. Sowohl die Quellen als auch die späteren Redakteure hatten ihre jeweilige historische Perspektive und Interessenlage, die zum Teil in den Texten durchscheint.

Das Buch Deuteronomium scheint dabei einer ganz anderen Quelle zu entstammen als die anderen Bücher des Pentateuch. Es wird weithin mit dem Buch in Verbindung gebracht, das im 7. Jhd v. Chr. während der Herrschaft von Josia bei Bauarbeiten im Jerusalemer Tempel gefunden worden sein soll (2 Kön 22,8 EU), es scheint aber nicht lange davor geschrieben worden zu sein.[2]

1. und 2. Buch Samuel

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Das 1. Buch Samuel und das 2. Buch Samuel bildeten ursprünglich ein Buch im Alten Testament; erst bei der Übersetzung ins Griechische wurde es in zwei Bücher geteilt. In diesem Buch sind Texte aus verschiedenen Quellen zusammengefasst, sodass sich auch einzelne Widersprüche finden. Beispielsweise wird an zwei Stellen von der Tötung eines als riesig beschriebenen Kriegers namens Goliath aus Gath berichtet: In 1. Samuel 17, 4-51 wird die bekannte Geschichte des Kampfes zwischen David und Goliath erzählt, nach Vers 50-51 tötete David den Goliath; in 2. Samuel 21, 19 hingegen heißt es, jemand namens Elhanan habe Goliath aus Gath erschlagen.

Das Buch Hiob

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Das Buch Hiob beschreibt eine Art Wette zwischen Gott und dem Satan. Der Satan fügt mit Duldung Gottes Ijob schwere Schicksalsschläge zu, um dessen Glaubensfestigkeit zu testen. Er ist schließlich so weit, sich über Gott zu beklagen, sieht aber seinen Fehler ein und nimmt die Klage zurück. Er wird darauf von Gott für seine Standhaftigkeit belohnt und besser gestellt, als er vorher war.

Die Geschichte hat auf der einen Seite das Potenzial des Trostes für Menschen, die sich vom Leben betrogen fühlen. Kritiker sehen jedoch darin ein 'übles Spiel', das Gott und Satan mit Hiob treiben.[3] „Als wenn einfach wiedergutzumachen wäre, was Hiob, seiner Frau und seinen Kindern geschehen ist; als wenn die einen Söhne durch die neuen und als wenn die umgekommenen Töchter einfach durch andere zu ersetzen wären. Kein Leben kann ein Leben wiedergutmachen“, heißt es in einer Fastenpredigt [4] von Dorothee Sölle und Fulbert Steffensky. Und J.L. Mackie merkt an: „Gleichgültig was wir auch von Hiob selbst denken mögen, es kann kein Zweifel daran bestehen, daß Jahwe in dieser Geschichte keine gute Figur macht.“[5]

Etliche der Psalmen haben die Bitte an Gott um Unterstützung gegen Feinde zum Thema. Das Wort „Feind“ kommt in verschiedenen Kontexten bei 60 von 150 Psalmen vor. Dabei kommt es gelegentlich zu verbalen Exzessen mit hasserfülltem und grausamem Inhalt (z.B. Ps 109, Ps 137). Viele solche Psalmen stammen von David. Dabei hat David nach vielen Bibelstellen Gottes Wohlwollen genossen.

Geburt, Herkunft und Abstammung Jesu

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Die Angaben der Evangelien über die Herkunft der Eltern Jesu stimmen anscheinend nicht miteinander überein. Im Markusevangelium erfährt man, Jesus stamme aus Nazareth in Galiläa (Mk 1,9). Bei Matthäus wohnen Maria und Josef in Betlehem, und ziehen dann nach der Geburt Jesu nach Nazareth. Lukas lässt die Familie dagegen zur Schätzung von Nazareth nach Bethlehem ziehen. Auch die Chronologie ist nicht mit den historischen Fakten in Einklang zu bringen. So soll der bei Lukas genannte Grund für die noch vor Jesu Geburt angetretenen Reise nach Bethlehem die von Statthalter Quirinius angeordnete Schätzung gewesen sein. Eine von Publius Sulpicius Quirinius im Jahr 6 n. Chr. in Judäa und Samaria veranstaltete Volkszählung ist bekannt, sie betraf aber nicht Galiläa. Matthäus schreibt demgegenüber, dass Herodes zur Zeit von Jesu Geburt noch lebte und die Familie vor einer von ihm angeordneten Kindertötung[6] nach Ägypten floh, und erst nach seinem Tod nach Nazareth zog. Herodes starb aber im Jahr 4 v. Chr., lange bevor Quirinius Statthalter in Syrien wurde. Die Zeit der Geburt Jesu ist demnach nicht mit Sicherheit zu bestimmen, die Evangelisten scheinen einige historische Ereignisse miteinander zu vermischen, die zu unterschiedlichen Zeiten stattgefunden haben, auf ihre Erzählung wäre somit in historischer Hinsicht kein Verlass.[7]

Das Matthäusevangelium (Mt) beginnt mit der Stammlinie Jesu (Mt 1). Das entspricht zwar den patriarchalischen Vorstellungen der Zeit, und es soll offenbar Jesus' Legitimation als von König David abstammend demonstrieren, aber dadurch entsteht ein Konflikt zur Vorstellung der jungfräulichen Geburt Jesu. Wenn Maria vom Heiligen Geist empfangen haben sollte, dann kann ihr Mann Josef nichts damit zu tun gehabt haben - die über ihn laufende Linie wäre damit irrelevant.

Direkt nach der Aufzählung der männlichen Ahnen (Mt 1,18ff) wird deutlich, dass Josef zunächst Betrug witterte, dann aber von einem Engel dazu gebracht wurde, Maria nicht zu verlassen. Ein unvoreingenommener Leser könnte annehmen, dass Josef einen Seitensprung Marias nach anfänglicher Verärgerung schließlich nachgesehen hat und sich dazu entschlossen hat, das Kind als sein eigenes auszugeben. Das scheint sich auch bewährt zu haben: Wie man z.B. aus Mt 12,46f erfährt, hatte Jesus später Geschwister. Josef verschwindet demgegenüber recht schnell aus dem Blickfeld, es scheint fast, als hätte er mit der Zurverfügungstellung seiner Stammlinie seine Schuldigkeit getan.

Auch das Lukasevangelium (Lk) enthält eine Stammlinie Jesu (Lk 3,23ff). Dort heißt es über Jesus: „Man hielt ihn für den Sohn Josefs.“ Das passt zu der Angabe im Matthäusevangelium, nach der Josef der Mann von Jesu Mutter Maria war, relativiert aber auch die Bedeutung der Stammlinie im Hinblick auf Jesu' direkte göttliche Abstammung.

Beide Stammbäume stimmen in einer Reihe von weiteren Punkten überein, z. B. darin, dass König David und sein Vater Isai vorkommen.

Es gibt jedoch auch erhebliche Unterschiede: Nach dem Lukasevangelium soll Jesus – oder eigentlich Josef – von Davids Sohn Natan abstammen, nach dem Matthäusevangelium hingegen sollen Davids Sohn Salomo und eine Reihe weiterer Könige in diese Ahnenreihe gehört haben. Der Vater Josefs soll nach dem Lukasevangelium Eli geheißen haben, nach dem Matthäusevangelium Jakob.

Es gibt allerdings Überlieferungen des Lukas-Evangeliums, in denen der Stammbaum Jesu von David bis Josef wesentlich besser mit dem Stammbaum im Matthäus-Evangelium übereinstimmt.[8]

Manche erklären die Unterschiede zwischen beiden Evangelien damit, dass in einem Fall die Abstammung Josefs, im anderen die Abstammung Marias berichtet werde. Beide stammten demnach von David ab. Dadurch werden aber nicht alle Widersprüche beseitigt, denn auch die Abstammungslinie von Abraham bis David stimmt in beiden Berichten nicht überein. Auch der Vergleich mit den Genealogien im alten Testament ergibt Widersprüche (1. Chronik 1-8, 1. Mose 5, 1. Mose 11)[9]

Neben diesen Unstimmigkeiten in den Details kann man sich auch fragen, weshalb für einen Gottessohn überhaupt eine Ahnentafel nötig sein soll. Aus diesem Blickwinkel heraus scheint es eher so als hätte zumindest Matthäus in seinem Evangelium Jesus zunächst überhaupt nicht als Gottessohn und Erlöser wahrgenommen. So beginnt er sein Evangelium so: „Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ Hätte nicht der christliche Standpunkt eher diese Formulierung erwarten lassen: „Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Gottes, des Allmächtigen.“? Solche Überlegungen haben auf bibelkritischer Seite zur Annahme geführt, bei der Gottessohnschaft Jesu handle es sich um ein erst später aufgekommenes Konstrukt, das zu Lebzeiten Jesu und kurz danach noch überhaupt nicht präsent gewesen sei.

Auferstehung

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Die historische Existenz von Jesus ist zwar allgemein anerkannt. Die Berichte seiner Auferstehung und Himmelfahrt jedoch rufen Widerspruch hervor, da die berichteten Wunder mit allen bekannten Naturgesetzen unvereinbar, mithin nach naturwissenschaftlichen Kriterien wahrscheinlich mythologischen Charakters sind. Bibelkritiker, die an einen historischen Kern dieser Berichte glauben, sie also nicht für rein mythologisch halten, suchen deshalb nach Interpretationen, die auf die Annahme naturwissenschaftlich nicht belegbarer Wunder verzichten.

Die Schilderung der Kreuzigung Jesu und dessen Tod zweifeln einige Bibelkritiker an. Sie argumentieren, dass Jesus am Kreuz ungewöhnlich schnell gestorben sei, nämlich nach schon sechs Stunden, was auch Pilatus verwunderte (Mk 15,44).

Sie spekulieren, Jesus könne möglicherweise noch gelebt haben, seine Kreuzigung könne inszeniert gewesen sein, oder er könne scheintot gewesen und in der Grabkammer wieder erwacht sein (z.B. Franz Alt. Weitere Spekulationen ranken sich darum, wie lange und wo Jesus danach gelebt haben könnte. Gegen die These des Weiterlebens sprechen jedoch neueste medizinische Versuche zum Kreislaufversagen nach schweren Traumata, insb. solchen, die beim „Durchnageln“ von Händen und Füßen entstehen. Dies beweist allerdings in keiner Weise die Hypothese der Auferstehung.

Andere Spekulationen ranken sich um einen eventuellen Diebstahl des Leichnams aus der Grabkammer - eine Theorie die auch von Mt 28,11ff inspiriert ist (z.B. Reimarus).[10]

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die im Vergleich zur Kreuzigung geringe Zahl von Zeugen der Auferstehung. Gerade weil die Auferstehung ein zentraler Glaubensartikel des Christentums darstellt wird dies als bemerkenswert empfunden.[11]

Christi Himmelfahrt wird am ausführlichsten in Apg 1,4-14 beschrieben. Für ein so außergewöhnliches Ereignis erscheint der Text unerwartet oberflächlich. Noch knapper wird das Ereignis in den Evangelien von Markus (Mk 16,19) und von Lukas (Lk 24,50ff) erwähnt. Bei Lukas mag das daran liegen, dass er auch der Verfasser der Apostelgeschichte ist. Die anderen beiden Evangelien enthalten keine Schilderung der Himmelfahrt. Das ist insbesondere bei Johannes bemerkenswert, stellt doch sein Evangelium am meisten von allen Jesus als göttlich dar. Man kann sich fragen, warum so ein bedeutendes Ereignis so stiefmütterlich behandelt wird.

Ebenfalls fällt auf, dass die Angaben darüber, was Jesus zwischen Auferstehung und Himmelfahrt gemacht hat, variieren. Auch die Dauer dieses Zeitraums ist nicht klar ersichtlich, wenn auch die katholische Kirche immer von 40 Tagen ausging; für das von der Apostelgeschichte berichtete Ereignis sind keine 40 Tage erforderlich gewesen, also was ist sonst passiert? Angesichts der doch recht detaillierten Schilderungen der Kreuzigung bleiben die Texte hier ziemlich vage.

Eine weitere Auffälligkeit besteht darin, dass Jesus in Apg 1,6-7 die Antwort auf eine Frage zu geben scheint, die die Urchristen insbesondere zur Zeit der Abfassung der Apostelgeschichte, also wenigstens 40 Jahre nach Jesu Kreuzigung, beschäftigt haben dürfte: Die Frage der Zeit seiner Wiederkehr. Einige Kritiker vermuten, dass Lukas hier Worte in Jesu Mund legt, die insbesondere als Antwort auf Fragen seiner Leser gedacht sind.

Das Johannesevangelium als das zeitlich am spätesten verfasste Evangelium unterscheidet sich inhaltlich stark von den anderen drei Evangelien. Wie man z.B. an der Kreuzigungsgeschichte (Joh 18f) erkennt, wird Jesus hier stark verklärt als göttliche Gestalt dargestellt, die mit den Vorgängen auf der Erde schon nicht mehr viel zu tun hat. Jeder Hinweis auf Schmerz, Agonie oder Verzweiflung wird vermieden. Wo im Markusevangelium Jesus noch ruft: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mk 15,34) da sagt er bei Johannes: „Es ist vollbracht“ und übergibt den Geist.

Dieses Verständnis von Jesus als göttlicher Figur findet seinen Niederschlag in vielen Formulierungen im Evangelium. Hier eine unvollständige Liste der Auffälligkeiten, die man im Vergleich mit den synoptischen Evangelien auch als Widersprüche auffassen kann:

  • Von Jesu Taufe ist nicht die Rede. Der Autor hat sie vielleicht weggelassen, weil die Taufe die Reinigung von der Sünde symbolisiert, die ein Gottessohn per Definition nicht nötig haben sollte.
  • Die Jesusmutter Maria wird nicht mit ihrem Namen genannt, und von Jesus als Frau angeredet.
  • Die Schilderung der Eucharistie fehlt bei Johannes.
  • Die Synoptiker schildern die Agonie von Jesus auf dem Ölberg, bei Johannes ist nur von einem gefassten, fast souveränen Gebet zu lesen.
  • Lukas lässt Jesus am Kreuz beim Vater um Vergebung für die Sünden seiner Peiniger bitten, bei Johannes fehlt dies.

Aus bibelkritischer Sicht sind das klare Hinweise auf das Bestreben des Evangelisten, Jesus in göttlichem Licht, und frei von menschlichen Schwächen erscheinen zu lassen. Das Evangelium sei daher noch mehr als die anderen Evangelien nicht als historische Schilderung sondern als von einem theologischen Programm dominiertes Werk zu verstehen.

Apostelgeschichte (Apg)

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In der Apostelgeschichte gibt es mehrere Berichte über die Bekehrung des Saulus, der als Apostel Paulus bekannt wurde: im 9. Kapitel, im 22. Kapitel und im 26. Kapitel. Diese Berichte widersprechen einander in einer Reihe von Einzelheiten:

  • Nach 9:7 hörten die Begleiter des Paulus die Stimme (Jesu), nach 22:9 hörten sie sie nicht.
  • Nach 9:7 standen die Begleiter sprachlos, nach 26:14 sind alle zur Erde niedergefallen.
  • Nach 9:6 und 22:10 wird Paulus von Jesus aufgefordert, in die Stadt bzw. nach Damaskus zu gehen, wo ihm gesagt würde, was er tun sollte – nach 26:16-18 erhält Paulus gleich von Jesus einen Missionsbefehl.

Authentizität

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Nicht alle der 13 unter dem Namen des Paulus von Tarsus in der Bibel geführten Briefe werden nach heutigem Stand der Forschung Paulus als Autor zugeschrieben (z.B. gelten die Pastoralbriefe weithin als nicht von Paulus persönlich verfasst). Es ist auch umstritten, ob einige der Briefe in der vorliegenden Form auf Paulus zurückgehen, oder ob zuvor eigenständige Texte von einem unbekannten Redakteur zu einem Brief zusammengefügt wurden. Dies wird z.B. von Röm. 16 behauptet, der dem Römerbrief erst nachträglich angefügt worden sein soll. Grund zu der Annahme gibt die Tatsache, dass der Autor zahlreiche Personen aus der römischen Gemeinde namentlich grüßt, obwohl er bis dahin die römische Gemeinde noch nie aufgesucht hatte.[12]

Aus bibelkritischer Sicht wirft es auf die Glaubwürdigkeit Bibel ein sehr schlechtes Licht wenn es dort vorkommen sollte, dass falsche Autorenschaft vorgeschützt wird, oder dass die Einheit eines Dokuments suggeriert wird das in Wirklichkeit nachträglich aus verschiedenen Quellen zusammengesetzt wurde. Was bei einer angenommenen menschlichen Autorenschaft ohne weiteres erklärt werden kann, provoziert bei einer angenommenen göttlichen Inspiration Erklärungsprobleme.

Es ist im Altertum nicht ehrenrührig gewesen, eigene Gedanken unter dem Namen einer Autorität zu veröffentlichen, ganz im Gegenteil, man sah darin eine Respektbekundung gegenüber der Autorität. Schutz des geistigen Eigentums ist eine Idee, die dem Altertum fremd war.

Theologische Positionen des Paulus

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{{Quelle}} Viele Bibelkritiker konstatieren ein Spannungsverhältnis zwischen den Lehren von Paulus und denen von Jesus (z.B. besonders pointiert Friedrich Nietzsche: „Der »frohen Botschaft« folgt auf dem Fuß die allerschlimmste: die des Paulus.“[13]). Paulus hat Jesus nicht persönlich gekannt (wenn man davon absieht, dass er Jesus in einer Vision gesehen haben will, siehe ApgEU). Wie man z.B. der Apostelgeschichte entnehmen kann, gab es zwischen ihm und der Urgemeinde in Jerusalem um Petrus auch bald Konflikte. Einer der Streitpunkte dabei war die Beschneidung, auf der die Vertreter der Urgemeinde als jüdische Pflicht bestanden, Paulus aber nicht (Apg 15 EU, GalEU).

Paulus war als Gebildeter wohl den meisten seiner Kontrahenten in der Jerusalemer Urgemeinde überlegen, und seine Lehre hat sich in der Folge auch weitgehend durchgesetzt. Jesus selbst war offenbar kein Gebildeter, und seine Lehre war an die einfachen Menschen gerichtet. Der Spannungsbogen zwischen der paulinischen Lehre und der Lehre Jesu hat die christliche Religion von Anfang an geprägt. Während auf der einen Seite sich die katholische Kirche und mit ihr weitere christliche Bekenntnisse die Position Paulus' weitgehend zu eigen machen, wird Paulus auch immer wieder von (häretischen) Kritikern als Verfälscher der ursprünglichen Lehre Jesu gebrandmarkt (siehe Paulinismus). Es ist aber unverkennbar, dass Paulus letztlich mit seinen theologischen Ansichten gegenüber der Urkirche um Petrus und Jakobus den Sieg davontrug.

Zur Freilassung von Sklaven - 1. Korinther (1. Kor)

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Wenn Sklaven die Möglichkeit bekommen, freigelassen zu werden – sollen sie von dieser Möglichkeit Gebrauch machen oder nicht?

Zu dieser für das weitere Leben der Betroffenen wichtigen Frage hat Paulus im 1. Brief an die Korinther Stellung genommen. Aber was Paulus denn nun dort zu dieser Frage gemeint hat, dazu stehen die Angaben, die in verschiedenen Ausgaben der Bibel zu lesen sind, zueinander im Widerspruch:

  • „Bist du als Knecht berufen, so sorge dich nicht; doch kannst du frei werden, so nutze es um so lieber.“ (1 Kor 7,21 LUT, Übersetzung nach Luther)
  • „Bist du als Sklave berufen worden, so lass es dich nicht kümmern; wenn du aber auch frei werden kannst, mach um so lieber Gebrauch davon.“ (1 Kor 7,21 ELB, Elberfelder Übersetzung)
  • „Wenn du als Sklave berufen wurdest, soll dich das nicht bedrücken; auch wenn du frei werden kannst, lebe lieber als Sklave weiter.“ (1 Kor 7,21 EU, Einheitsübersetzung)

„Der griechische Wortlaut des Verses und der Zusammenhang des Abschnitts empfehlen diese Übersetzung. Es gibt aber auch Gründe für das Verständnis: Ergreif lieber die Gelegenheit (frei zu werden).“

Fußnote zu 1. Kor. 7, 21 in der Einheitsübersetzung

Schon im altgriechischen Text gibt es unterschiedliche Überlieferungen von 1. Kor 7, 21.[14]

  1. Aaron, der die Meuterei anführte wird dagegen geschont, und wird sogar zum Oberpriester. Anlass für einen der bekannt bissigen Kommentare von Voltaire:

    „le texte dit expressément que Dieu frappa le peuple pour le péché d'Aaron; et non seulement Aaron est épargné, mais il est fait ensuite grand-prêtre: ce n'est point là l'idée que nous avons de la justice ordinaire. Ce sont des profondeurs que nous devons adorer.“

    Voltaire: La bible enfin expliquée
  2. siehe Finkelstein, Silberman Keine Posaunen vor Jericho. Die Autoren nennen das dem Deuteronomium zugrundeliegende Original aus der Zeit Josias „eine ideologische und gleichzeitig theologische Komposition“.
  3. Siehe dazu z.B. C. G. Jung: Antwort auf Hiob, ISBN 3423351713.
  4. [http://www.berlinerdom.de/gemeinde/predigtsammlung/20030406b.htm
  5. John Leslie Mackie: Das Wunder des Theismus, ISBN 3150080754, Kapitel 11
  6. Außer im Matthäusevangelium findet man nirgends eine Bestätigung dieser Anordnung von Herodes, weswegen die Geschichte als Legende gilt.

    „Les critiques ne cessent de s' étonner que les autres évangélistes se taisent sur un fait si extraordinaire, sur une cruauté si inouïe, dont il n'est aucun exemple chez aucun peuple. Ils disent que plus ce massacre est affreux, plus les évangélistes en devraient parler. Ils ne conçoivent pas comment un prince, honoré du nom de grand, un roi favori d'Auguste, ait été assez imbécile pour croire, à soixante et dix ans, qu'il était né dans une étable un enfant de la populace, lequel était roi des juifs et qui allait le détrôner. Il ne paraît pas moins incroyable aux critiques, que cet Hérode ait été en même temps assez follement barbare pour faire tuer tous les enfants du pays. Cependant l'ancienne lithurgie grecque compte quatorze mille enfants d'égorgés. C'est beaucoup. Les critiques ajoutent que Flavien Joseph, historien qui entre dans tous les détails de la vie d'Hérode, [...] aurait parlé de cette aventure horrible, si elle avait été vraie, ou seulement vraisemblable.“

    Voltaire: La Bible enfin expliquée
    Deutsch: Die Kritiker wundern sich unaufhörlich wie die anderen Evangelisten stumm bleiben können bei einem solch außerordentlichen Faktum, einer solch unerhörten Grausamkeit, ohne Beispiel bei allen Völkern. Sie sagen je abscheulicher dieses Massaker ist, je eher müssten die Evangelisten davon berichten. Sie begreifen nicht, wie ein Fürst von großem Namen, ein Lieblingskönig des Augustus, so dumm sein konnte zu glauben, im Alter von 70 Jahren, dass in einem Stall ein Kind aus dem Volk geboren wurde der der König der Juden sei und ihn entthronen würde. Nicht weniger unglaublich scheint es den Kritikern, dass dieser Herodes zugleich so verrückt-barbarisch sein konnte, alle Kinder des Landes töten zu lassen. Jedoch zählt die alte griechische Lithurgie vierzehntausend niedergemetzelte Kinder. Das ist viel. Die Kritiker fügen hinzu, dass Flavius Josephus, ein Historiker der sich dem Leben des Herodes in allen Details widmet, ... von diesem schrecklichen Vorkommnis hätte reden müssen, wäre es wahr oder auch nur wahrscheinlich gewesen.
  7. Siehe z.B. dazu Wilhelm Schneemelcher Das Urchristentum, Kap. 3
  8. Nestle-Aland, Das Neue Testament Griechisch und Deutsch, S. 162, ISBN 3-438-05406-7 sowie ISBN 3-920609-32-8
  9. Die Unterschiede zwischen den Stammbäumen sind schon frühzeitig aufgefallen. Eusebius von Caesarea erwähnt in seiner Kirchengeschichte (Kap. I.7) den Brief eines Afrikanus, in dem dieser einen Erklärungsversuch unternimmt.
  10. Reimarus untersucht in seinem Werk Apologie oder Schutzschrift der vernünftigen Verehrer Gottes die verschiedenen Angaben über die Auferstehung in der Bibel und notiert zahlreiche Widersprüche und Probleme.
  11. Schon Celsus bemerkte: „Wäre Jesus wirklich auferstanden, so hätte er, wenn er doch eine wahrhaftig göttliche Kraft erscheinen lassen wollte, den Schmähern selbst und dem Verurteiler und überhaupt allen erscheinen müssen.“ und „Gestraft also zwar wurde er von allen gesehn, auferstanden aber von einem; das Gegenteil wäre am Platze gewesen, damit er die Frommen erleuchtet, der Sünder oder Bußfertigen aber sich erbarmt hätte. Wollte er verborgen bleiben, wozu wurde gehört die Stimme aus dem Himmel, die ihn als Sohn Gottes verkündigte?“
  12. Wilhelm Schneemelcher: Das Urchristentum, Seite 38ff
  13. Nietzsche: Der Antichrist, Kap. 42
  14. Nestle-Aland, Das Neue Testament Griechisch und Deutsch, ISBN 3-438-05406-7 oder ISBN 3-920609-32-8, S. 451, Copyright von 1986: Dort ist bei 1. Kor 7, 21 folgende Textvariante angegeben: Vor dem Wörtchen „και“ (das vor dem Wort „δυνασαι“ steht) befindet sich ein hochgestellter Kreis, der bedeutet: „Das nachfolgende Wort wird in einem Teil der Überlieferung ausgelassen.“