Bernhard Minetti

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Bernhard Minetti (1934)

Bernhard Theodor Henry Minetti (* 26. Januar 1905 in Kiel; † 12. Oktober 1998 in Berlin) war ein deutscher Schauspieler.

Der in Kiel geborene Minetti war Sohn des Architekten Henry Minetti und seiner Ehefrau Johanna geborene Schauz. Er entstammte einer Familie, die im 19. Jahrhundert aus dem norditalienischen Ort Crusinallo, an der Nordspitze des Lago d’Orta, nach Deutschland eingewandert war. Ab 1911 besuchte er ein Reform-Realgymnasium in Kiel, wo er 1923 das Abitur machte.

Der spätere Weg zum Theater führte bei ihm über ein Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft in München. Hier bekam er Gelegenheit, die Aufführungen der Münchner Kammerspiele unter Hermine Körner und die Arbeiten von Regisseur Hans Schweikart unter analytischer Perspektive zu erforschen. In diesen Jahren zwischen 1923 und 1925 bildete sich der Wunsch aus, selbst Schauspieler zu werden.

Als der Intendant des Berliner Staatstheaters, Leopold Jessner, ankündigte, eine dem Theater angeschlossene Schauspielschule neu zu eröffnen, sprach Minetti 1925 vor und wurde angenommen. Jessner als Mentor eröffnete Minetti vielfältige Chancen. Doch zunächst musste er in Engagements in die Provinz. 1927 debütierte er am Reußischen Theater Gera als Kapuziner in Wallensteins Lager.

Bis 1930 spielte er zahlreiche Rollen an den Theatern in Gera (Intendanz Walter Bruno Iltz) und Darmstadt. Von 1930 bis zum Kriegsende 1945 war er am Staatstheater in Berlin engagiert. Er spielte unter Jürgen Fehling und Gustaf Gründgens neben Werner Krauß und Käthe Gold die großen Rollen, die die Klassik bietet und war einer der großen Theaterstars der 1930er Jahre in Berlin. Im Februar 1933 protestierte er gegen die Entlassung seines Kollegen Hans Otto.[1] Nachdem Hans Otto am 24. November 1933 an den Folgen der Misshandlung durch SA und Gestapo gestorben war, war Minetti einer der wenigen, die es wagten, an seinem Begräbnis teilzunehmen.[1]

Für den Film interessierte Minetti sich von sich aus nicht sehr. Dennoch wirkte er an der 1931 entstandenen gleichnamigen Verfilmung von Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz mit, wo er an der Seite von Heinrich George zu sehen ist. Zudem stand Minetti auf der Liste der Schauspieler, die für die Filmproduktion benötigt wurden. Zu Hitlers Geburtstag am 20. April 1933 war er Darsteller in der Uraufführung von Hanns Johsts Staatsschauspiel Schlageter. 1935 trat er in Mussolinis Theaterstück Hundert Tage auf. Zwischen 1934 und 1945 war Minetti in 17 Filmen zu sehen, darunter 1935 in Henker, Frauen und Soldaten, 1938 in Am seidenen Faden, 1939 in dem Arztfilm Robert Koch, der Bekämpfer des Todes, ebenfalls 1939 als Martin Luther in Das unsterbliche Herz und 1940 in dem Propagandafilm Die Rothschilds sowie Leni Riefenstahls Tiefland, der zwar in den Kriegsjahren 1940–1944 entstand, aber erst 1954 erschien. Minetti stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[2] Im Februar 1943 zählte er bei Joseph GoebbelsSportpalastrede zu den Gästen.[3]

Im Nachkriegsdeutschland wurde er wie Gustaf Gründgens als ein Sympathisant und Nutznießer des Nazi-Regimes, der unter Hitler und Goebbels Karriere gemacht hatte, angefeindet. Trotzdem kam er schon bald wieder zu Theater-Engagements. Er begann den Neuaufbau wiederum in der Provinz. Zunächst bekam er Rollen in seiner Heimatstadt Kiel, ging dann über Hamburg (wo er die Hauptrolle bei der Uraufführung von Jahnns Drama Armut, Reichtum, Mensch und Tier spielte), Frankfurt am Main und das Düsseldorfer Schauspielhaus zurück ans Schillertheater nach Berlin.

Hier wurde Minetti zu einem der großen Charakterdarsteller des deutschen Theaters. In den 1970er Jahren spielte er die Hauptrollen in den Uraufführungen der Thomas-Bernhard-Stücke. Damit sorgte er für eine große Popularisierung des österreichischen Dramatikers. Dieser widmete dem Schauspieler schließlich ein ureigenes Drama mit dem Namen Minetti als Titel. Sein Regisseur für die Bernhard-Stücke war Claus Peymann in Stuttgart und am Schauspielhaus Bochum.

Bei der Hörspiel-Produktion Der kleine Hobbit des Westdeutschen Rundfunks von 1980 übernahm er den Part des Gandalf.

Grab von Bernhard Minetti auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin

Minetti war über Jahrzehnte Ensemblemitglied der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin gewesen. Nach deren Abwicklung wurde auch er mit über 80 Jahren „arbeitslos“; am Berliner Ensemble erhielt er danach seine letzte künstlerische Heimat. Dort war der Lehrer von Arturo Ui in Heiner Müllers Inszenierung von Bertolt Brechts Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui seine letzte eindrucksvolle Rolle. Nach seinem Tod wurde diese von Marianne Hoppe übernommen; nach ihr von Michael Gwisdek.

Bernhard Minetti, der seit 1925 in erster Ehe mit Anne Gerbrandt (1904–1963) verheiratet war, ist der Vater der Schauspieler Hans-Peter Minetti (1926–2006) und Jennifer Minetti (1940–2011) und der Großvater des Schauspielers Daniel Minetti. Minetti war in zweiter Ehe mit der Widerstandskämpferin Elisabeth Minetti (1917–2003)[4] verheiratet. Er lebte bis zu seinem Tod 1998 abwechselnd in Berlin und in der Eifel in Blankenheim im Kreis Euskirchen, wo auch seine zweite Ehefrau Elisabeth im September 2003 verstarb.

Minettis Nachlass hält das Archiv der Akademie der Künste (Berlin) zur Einsichtnahme bereit. Seine letzte Ruhestätte fand Bernhard Minetti auf dem evangelischen Dorotheenstädtisch-Friedrichwerderschen Friedhof I in der Abteilung CAL.

2008 wurde der Bernhard-Minetti-Platz in Kiel-Blücherplatz nach ihm benannt.[5]

Der Kieler Bernhard-Minetti-Platz (2012)

Theaterrollen (Auswahl)

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Hörspiele (Auswahl)

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Primärliteratur

  • Bernhard Minetti: Erinnerungen eines Schauspielers. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1985, ISBN 3-421-06284-6.

Sekundärliteratur

Commons: Bernhard Minetti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Lothar Sickel: Die Gehilfin der Dame Kobold. Sie gab dem jungen Werner Haftmann wichtigen Rückhalt: Lebensspuren der Berliner Schauspielerin Lotte Jacoby. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. Mai 2023, S. N3.
  2. Minetti, Bernhard, in: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main : S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 411f.
  3. Sven Felix Kellerhoff: Februar 1943: „Wollt Ihr den totalen Krieg?“ In: welt.de. 18. Februar 2023, abgerufen am 18. Februar 2023.
  4. Elisabeth Minetti, Eintrag auf der Webseite ancestry.com vom 27. September 2003 (abgerufen am 5. August 2011)
  5. Hans-G. Hilscher, Dietrich Bleihöfer: Bernhard-Minetti-Platz. In: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt seit 2005 durch das Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Februar 2017 (kiel.de).