Bickerstaff-Enzephalitis
Klassifikation nach ICD-10 | |
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G04.8 | Bickerstaff-Enzephalitis |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Die Bickerstaff-Enzephalitis ist eine seltene autoimmun entzündliche Erkrankung des Hirnstamms, die mit Störung der Hirnnerven sowie oft schweren Bewusstseinsstörungen einhergeht. 1951 und 1957 wurden von Edwin Bickerstaff die ersten Fälle beschrieben.[1][2] In den letzten Jahren werden enge Beziehungen zum Miller-Fisher-Syndrom diskutiert.
Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Typisch ist ein grippeartiges Prodromalstadium mit Kopfschmerzen, Mattigkeit und leichter Temperaturerhöhung. Danach kommt es zu schweren Störungen der Hirnstammfunktionen, einerseits der Hirnnerven (mit Doppelbildern, Gesichtslähmung, Schluckstörung), andererseits schweren Bewusstseinsstörungen und Ataxien. Da auch die durch den Hirnstamm verlaufenden langen Bahnen betroffen sind, sind oft die Muskeleigenreflexe verändert und es treten Pyramidenbahnzeichen auf (→ Babinski-Reflex). Die Symptome nehmen meist über ein bis vier Wochen zu. Aufgrund der Schwere der Erkrankung ist oft eine längere intensivmedizinische Behandlung erforderlich. Die Erholung dauert meist Monate bis über ein Jahr, die Mehrheit der Betroffenen erholt sich vollständig.
Diagnostik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Kernspintomographie sind entzündliche Veränderungen im Bereich von Brücke, Mittelhirn und teils im Thalamus nachweisbar. Im Nervenwasser finden sich Entzündungszellen leicht erhöht und Protein stark vermehrt (also ebenfalls Entzündungszeichen), sowie Gangliosid-Antikörper (GQ1b-Antikörper – wie beim Miller-Fisher-Syndrom). Elektrophysiologisch sind vor allem die evozierten Potentiale (SEP und AEP) auffällig.
Therapie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung existieren keine evidenzbasierten Leitlinien zur Behandlung. Aufgrund der Ähnlichkeit zu den anderen mit Gangliosid-Antikörpern assoziierten Erkrankungen wird meist mit Plasmapherese oder Immunglobulinen behandelt[3]. Einzelfallberichte zu positiven Effekten sind in der Fachliteratur dokumentiert.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Edwin R. Bickerstaff, Philipp Cloake: Mesencephalitis and rhombencephalitis. In: British Medical Journal. Band 2, Nummer 4723, Juli 1951, S. 77–81, doi:10.1136/bmj.2.4723.77, PMID 14848512, PMC 2069534 (freier Volltext).
- ↑ Edwin R. Bickerstaff: Brain-stem encephalitis; further observations on a grave syndrome with benign prognosis. In: British Medical Journal. Band 1, Nummer 5032, Juni 1957, S. 1384–1387, doi:10.1136/bmj.1.5032.1384, PMID 13436795, PMC 1973653 (freier Volltext)
- ↑ Overell u. a.: Treatment for Fisher syndrome, Bickerstaff's brainstem encephalitis and related disorders. In: Cochrane Database Syst Rev. 2007;(1), S. CD004761. PMID 17253522