Militärflugplatz Ovda

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Blue Flag)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Militärflugplatz Ovda
Airbase 10
Ovda Airbase (Israel Süd)
Ovda Airbase (Israel Süd)
Ovda Airbase
Lokalisierung von Israel Süd in Israel
Kenndaten
ICAO-Code LLOV
IATA-Code VDA
Koordinaten 29° 56′ 25″ N, 34° 56′ 9″ OKoordinaten: 29° 56′ 25″ N, 34° 56′ 9″ O
Höhe über MSL 455 m  (1.493 ft)
Basisdaten
Eröffnung 1981
Betreiber Israelische Luftstreitkräfte
Start- und Landebahnen
03R/21L 3000 m Asphalt
03L/21R 2600 m Asphalt



i7 i11 i13

Ein Eurofighter Typhoon Kampfjet der Deutschen Luftwaffe mit israelisch-deutscher Folierung während Blue Flag 2021 auf der Ovda Airbase

Der Militärflugplatz Ovda (hebräisch בסיס עובדה, deutsch: Fakt, Tatsache, IATA-Code: VDA, ICAO-Code: LLOV) ist ein Stützpunkt der Israelischen Luftwaffe (IAF) und liegt ganz im Süden Israels, rund 40 Kilometer nördlich des Badeortes Eilat, in einer großen Ebene der südlichen Negev-Wüste. Auf ihm sind aktuell (2024) keine aktiven Kampfflugzeuge oder Hubschrauber stationiert, sondern eine sogenannte Aggressor-Trainingsstaffel, und er besitzt zwei Start- und Landebahnen mit Längen von 3000 und 2600 Metern. Alle zwei Jahre findet auf ihm die internationale Militärflugübung Blue Flag statt.

Der Name Ovda stammt von der „Operation Uvda“ (hebräisch מבצע עובדה, Mivtza Uvda), die die letzte Kampagne der israelischen Streitkräfte (IDF) vom 5. bis 10. März 1949 während des Israelischen Unabhängigkeitskrieges gewesen ist. Ihr Ziel war die Eroberung der südlichen Negev-Wüste, die das Königreich Jordanien in den Waffenstillstandsverhandlungen von 1949 als unter jordanischer Kontrolle befindlich bezeichnet hatte. Der südliche Negev wurde im UN-Teilungsplan von 1947 als Teil des jüdischen Staates ausgewiesen. Der Name uvda (עובדה) bedeutet „Fakt“ oder „Tatsache“ und bezieht sich auf das Ziel der Operation, de facto die israelische Herrschaft über das betreffende Gebiet zu etablieren. Die israelischen Streitkräfte stießen auf ihrem Weg nicht auf nennenswerten Widerstand. Die bei dieser Operation beanspruchte Region wird seitdem als Uvda oder Ovda bezeichnet.[1]

Im Verlauf der „Operation Uvda“ wurde 8 Kilometer nordwestlich des heutigen Militärflugplatzes das provisorische Abraham Flugfeld (Sde Avraham, 29° 58′ 2,4″ N, 34° 51′ 34,1″ O) angelegt.

Ovda wurde 1981 als Militärflugplatz eröffnet – als Ersatz für den nach dem Camp-David-Abkommen aufgegebenen Militärflugplatz Etzion und drei weitere auf der Sinai-Halbinsel[2] (siehe Karte unterhalb). Von 1982 an wurde er auch für zivile Charterflüge und von 1988 bis 2019 schließlich für regelmäßige Linienflüge von Urlaubern aus Europa genutzt, die an den Badeort Eilat am Golf von Akaba gelangen wollten. Am 31. März 2019 wurde der zivile Teil wieder geschlossen, da der neue Flughafen Ramon inzwischen in Betrieb gegangen war, der zudem wesentlich näher an Eilat liegt.[3]

Aggressor-Trainingsstaffel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im März 2005 wurde die sogenannte Aggressor-Trainingsstaffel 115 „Flying Dragon“ auf Ovda wieder ins Leben gerufen. Zu diesem Zeitpunkt flog sie sowohl F-16A Jets als auch AH-1 Cobra Angriffshubschrauber. Ihre Aufgabe ist bzw. war die Simulation feindlicher Jet- oder Hubschrauberangriffe und speziell deren Taktiken, um ein möglichst realistisches Szenario für den Ernstfall zu schaffen. Zu der Staffel gehört auch eine Boden-Luft-Einheit, die feindliche Luftabwehrsysteme simuliert.[4] Die Staffel ist nicht für den tatsächlichen Einsatz gedacht, obwohl die Piloten ausgebildete Kampfflieger und die Jets einsatzfähige Maschinen sind.

Ähnlich der USAF bietet die Staffel diesen Trainingsservice auch anderen Nationen an.[5] Im Mai 2006 trainierte sie zusammen mit der 101. Staffel der Massachusetts Air National Guard[6] und 2008 bereitete sie 55 Piloten der Tschechischen Luftwaffe auf ihren Einsatz in Afghanistan vor. Anfang Dezember 2010 beherbergte die 115. Staffel einige Tornados der Italienischen Luftwaffe und führte mit ihnen zusammen ein einwöchiges Training durch.[7] Ein Jahr später wurde daraus bereits eine zweiwöchige Trainingssession. Auf israelischer Seite wurden F-15 und F-16 Jets verschiedener Staffeln geflogen, auf italienischer Seite Tornados und Eurofighter Typhoons.[8] Im März 2012 nahm auch die Polnische Luftwaffe an einem zweiwöchigen Training auf Ovda teil.[9]

Im Jahr 2013 wurden alle AH-1 Cobra Angriffshubschrauber der IAF stillgelegt, auch die auf Ovda. Im April 2017 wurden die älteren F-16A/B Jets der 115. Staffel durch neuere gebrauchte F-16C/D ersetzt.[10][11]

Anfang März 2024 wurde bekannt, dass zum ersten Mal eine Frau zur Kommandantin einer IAF-Basis ernannt wird. Die ehemalige Transport-Pilotin Lt. Col. „G“ wird in den Rang eines Colonel (Oberst) erhoben werden und das Kommando über den Militärflugplatz Ovda übernehmen. Sie war 2003 der IAF-Flugakademie beigetreten und hatte nach ihrem erfolgreichen Bestehen Transportflugzeuge der IAF geflogen. Später wurde sie dann Kommandantin der 122. Staffel „Nachshon“ auf Nevatim, die mehrere Gulfstream-Jets zur Überwachung und Aufklärung betreibt.[12]

  • 115. Aggressor-Trainingsstaffel „Flying Dragon“ – F-16C/D Barak Kampfflugzeuge[11]
  • IAF Bodenpersonal-Schule
  • IAF Offiziers-Schule

Hinweis: Flugzeuge der IAF lassen sich meist über die Symbole am Heck ihrer jeweiligen Staffel zuordnen

Seit 2013 findet auf Ovda alle zwei Jahre im Herbst die Übung Blue Flag statt, zu der mehrere westliche Länder ihre Piloten samt Kampfjets nach Israel entsenden, wo sie einem intensiven Training unterzogen werden, an dem auch die 115. Staffel der IAF mit ihrer Rolle als „Aggressor“ beteiligt ist. Außer den direkt beteiligten Luftwaffen sind regelmäßig auch zahlreiche Beobachter aus anderen Staaten anwesend. Die deutsche Luftwaffe nimmt seit 2017 aktiv an den Übungen teil.[13] An Blue Flag 2019 waren erstmals auch israelische Jets vom Typ F-35I Adir beteiligt.[14]

Blue Flag 2021 war mit neun Teilnehmerländern die bisher umfangreichste Übung dieser Art. Zur Eröffnung überflogen Kampfjets der deutschen und der israelischen Luftwaffe in einer symbolischen Geste gemeinsam die Knesset.[15] Die Luftwaffenchefs Deutschlands, Ingo Gerhartz, und Israels, Amikam Norkin, besuchten außerdem die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, wo die deutsche Delegation einen Kranz niederlegte.[16] Eine weitere Neuerung bei Blue Flag 2021 war, dass deutsche Jägerleitoffiziere in der Einsatzzentrale mitarbeiteten. Es war dies das erste Mal, dass Nicht-Israelis diese Funktion ausüben durften,[17] nachdem israelische Offiziere im Jahr zuvor erstmals als Beobachter im deutschen Einsatzgefechtsstand (Control and Reporting Center, CRC) in Erndtebrück bei der binationalen Übung Blue Wings zugelassen gewesen waren.[18]

Folgende Länder nahmen bisher an Blue Flag teil:

  • 2013: Israel, USA, Griechenland, Italien[19]
  • 2015: Israel, USA, Griechenland, Polen[20]
  • 2017: Israel, USA, Griechenland, Polen, Italien, Indien, Frankreich, Deutschland[13]
  • 2019: Israel, USA, Griechenland, Italien, Deutschland[14]
  • 2021: Israel, USA, Griechenland, Italien, Griechenland, Indien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien[16]

Die für 2023 geplante Übung wurde wegen des Terrorüberfalls der Hamas und dem anschließenden Gazakrieg abgesagt.

Commons: Militärflugplatz Ovda – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Operation Uvda. In: IAF-Website. Abgerufen am 28. August 2024 (hebräisch).
  2. The IDF completes the evacuation of Sinai. In: IAF-Website. 25. April 1982, abgerufen am 11. November 2024 (englisch).
  3. Eilat Ramon Airport Guide. In: touristjourney.com. Abgerufen am 25. September 2023 (englisch).
  4. Anshel Pfeffer: Flying Dragons simulate the enemy for Israel Air Force pilots. Haaretz, 19. September 2010, abgerufen am 20. September 2010 (englisch).
  5. Shlomo Aloni: Israeli Reds. In: Air Forces Monthly. Nr. 269, September 2010 (englisch).
  6. Raanan Weiss: Dogfighting over the Dunes. In: Air Forces Monthly. Nr. 269, September 2010 (englisch).
  7. Speaking Italian. In: WayBack-Machine: IAF-Website. 12. Dezember 2010, archiviert vom Original am 20. Dezember 2010; abgerufen am 4. März 2024 (englisch).
  8. Israel Air Force Plans Inviting Foreign Air Forces to a Multi-National Air Exercise in 2013. Defense Update, 17. Dezember 2011, abgerufen am 13. März 2013 (englisch).
  9. Shai Rosenfeld, Karen Tocatly: Joint Exercise with Polish Air Force. Israeli Air Force, 14. März 2012, abgerufen am 16. März 2012 (englisch).
  10. IAF Grounds Apache Fleet after Fatal Crash. In: Israel Defense. 8. August 2017, abgerufen am 5. Mai 2020 (englisch).
  11. a b The "Red" Squadron has Integrated the "Barak". In: WayBack-Machine: IAF-Website. 4. April 2017, archiviert vom Original am 1. April 2019; abgerufen am 4. März 2024 (englisch).
  12. In First, IDF Appoints Female Officer to Command Air Force Base. In: Israel Defense. 5. März 2024, abgerufen am 5. März 2024 (englisch).
  13. a b Cooperation over competition: Eight nations fly in Israel's largest-ever air drill. In: defensenews.com. 9. November 2017, abgerufen am 25. September 2023 (englisch).
  14. a b Israel’s F-35 Aircraft Take Part in Blue Flag Int’l Exercise for First Time. In: Israel Defense. 3. November 2019, abgerufen am 25. September 2023 (englisch).
  15. Judah Ari Gross: German military planes fly over Jerusalem for 1st time since WWI in show of ties. In: The Times Of Israel. 17. Oktober 2021, abgerufen am 30. Oktober 2021 (englisch).
  16. a b Seite an Seite. In: Jüdische Allgemeine. 18. Oktober 2021, abgerufen am 25. September 2023.
  17. Matthias Boehnke: Deutsche Jägerleitoffiziere bei Blue Flag 2021. In: Luftwaffe. 1. November 2021, abgerufen am 25. November 2021.
  18. Nathalie Passon: Israelische Controller in Erndtebrück. In: Luftwaffe. 27. August 2020, abgerufen am 25. November 2021.
  19. Tamir Eshel: Blue Flag 2013 multinational air combat xxercise held in Israel. 26. September 2013, abgerufen am 30. Oktober 2021 (englisch).
  20. Judah Ari Gross: Israel hosts its largest-ever international air force exercise. The Times Of Israel, 30. Oktober 2015, abgerufen am 30. Oktober 2021 (englisch).