Bobowo
Bobowo | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen
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Woiwodschaft: | Pommern | |
Powiat: | Tczew | |
Gmina: | Bobowo | |
Fläche: | 35 km² | |
Geographische Lage: | 53° 53′ N, 18° 33′ O
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Höhe: | 66 m n.p.m. | |
Einwohner: | ||
Postleitzahl: | 83-212 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 58 | |
Kfz-Kennzeichen: | GTC | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | DW 222 | |
Nächster int. Flughafen: | Danzig |
Bobowo [bɔˈbɔvɔ] (kaschubisch Bòbòwò, deutsch Bobau, 1939–42 Dietersfelde) ist ein Dorf der Stadt-und-Land-Gemeinde Bobowo im Powiat Starogardzki (Preußisch Stargard) der Woiwodschaft Pommern, Polen. Es hat 1271 Einwohner.
Wahrzeichen des Orts ist die Kirche św. Wojciecha w Bobowie.
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bobowo liegt an der Provinzstraße Nr. 222 und an der Strecke der (derzeit stillgelegten) Eisenbahnlinie Nr. 243 Starogard Gdański–Skórcz. Es liegt ungefähr 10 km südlich von Starogard Gdański und 54 km südlich der Regionalhauptstadt Danzig. Das Dorf befindet sich in der ethnokulturellen Region Kociewie in der historischen Region Pommern.
Die Węgiermuca (Wengermuz, Wengermutza), ein kleiner Fluss des Weichselbeckens und rechter Nebenfluss der Wierzyca (Ferse), fließt durch das Dorf.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bobowo war ein königliches Dorf der polnischen Krone, das heute administrativ im Landkreis Tczew in der Woiwodschaft Pommern liegt.[1] Es ist zudem ein altes Bauerndorf, welches schon in der Handfeste von Weysenwald oder Wisoka 1352 unter dem Namen „Babau“ als Grenzbezeichnung genannt wird. Im Dreizehnjährigen Krieg wurde Bobowo durch den Hauptmann von Mewe, Michael Silstow, 1507 verwüstet und wiederum besetzt. In den Schwedisch-Polnischen Kriegen hatte der Ort „aufs Neue viel Ungemach zu erleiden“.[2]
Die historische Kirche St. Adalberti mit einem Glockenturm aus dem Ende des 13. Jahrhunderts, der 1700 und 1909 bis 1911 wiederaufgebaut wurde, ist in die Denkmalliste eingetragen (Nr. dec. 234 von 1962).[3]
1309 gelangte Pommerellen in den Besitz des Deutschen Ordens und somit zum Deutschordensstaat Preußen, der das Gebiet 1466 als Königliches Preußen an die Krone Polens abtreten musste. Von der Reformation blieb dieser Teil Pommerellens weitgehend unbeeinflusst, lediglich einige Mennoniten siedelten ab dem 17. Jahrhundert in der Gegend, sie verließen aber Westpreußen zwischen 1772 und 1870 wieder.[4]
1664 gehörte das königliche Dorf Bobowo zum Starostwo Gniew.[5] Durch die erste polnische Teilung von 1772 wurde Bobowo Teil des Königreichs Preußen.
Trotz der Teilung blieb das Dorf im 19. Jahrhundert ein lokales polnisches Zentrum. In Bobowo gab es polnische Organisationen, darunter eine 1866 gegründete Bank. Es handelte sich dabei um die erste Volksbank in Pommerellen, deren Sitz später nach Skórcz verlegt wurde. Erwähnenswert ist auch die Landwirtschaftliche Gesellschaft (landwirtschaftlicher Kreis), die ebenfalls 1866 gegründet wurde und eine der ältesten im Stargarder Raum ist.[6]
Laut einem Hinweis in der Zeitschrift Euterpe wurde der Orgelbaumeister Carl Schuricht (1832–1890) aus Danzig nach Bobowo geholt, um einen Neubau der Kirchenorgel vorzunehmen. Dazu heißt es:
„Neubau einer Orgel in der katholischen Kirche zu Bobau, Kreis Stargard in Westpreußen,
ausgeführt von dem Orgelbaumeister Schuricht aus Danzig.
Durch vollständigen Verfall der alten Orgel in Bobau sah die Gemeinde sich genöthigt, bei der Königl. Hochlöblichen Regierung zu Danzig um ein neues Werk einzukommen, und wurde dieser Bau von Seiten der genannten Behörde dem Orgelbaumeister C. Schuricht übertragen. [...]“
Infolge eines Brandes im Sommer 1906 und des anschließenden Wiederaufbaus, der bis 1911 dauerte, veränderte sich das Erscheinungsbild der St.-Adalberti-Kirche erheblich.[7]
Nach der Verkündung der polnischen Unabhängigkeit im November 1918 wurde die Gemeindeverwaltung reorganisiert. Am 10. Januar 1920 wurde der gesamte Amtsbezirk Bobau als Teil des so genannten Polnischen Korridors an Polen abgetreten.
Während der deutschen Besetzung Polens verübten deutsche Soldaten im Oktober 1939 ein Massaker an sieben polnischen Dorfbewohnern.[8] Die örtlichen Lehrer gehörten zu den polnischen Lehrern, die am 20. Oktober 1939 im Zuge der sog. Intelligenzaktion Pommern im Wald bei Szpęgawsk ermordet wurden.[9] Dutzende polnischer Familien wurden in das Generalgouvernement ausgewiesen, wegen Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert oder neuen deutschen Kolonisten als Zwangsarbeiter zugeteilt.[10]
Im Zeitraum 1975–1998 gehörte Bobowo zur Woiwodschaft Danzig.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Radtke (* 10. August 1830), Kaufmann und Ratsherr zu Preußisch Stargard, Gutsbesitzer zu Bobau
- Siegfried Krefft (* 6. April 1916 in Bobau), Rechtsmediziner und Hochschullehrer
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bobowo. In: Filip Sulimierski, Władysław Walewski (Hrsg.): Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich. Band 1: Aa–Dereneczna. Sulimierskiego und Walewskiego, Warschau 1880, S. 257 (polnisch, edu.pl).
- Walther Maas: Aus Westpreußen und dem Netzdistrikt. Heimatkundliche Aufsätze. Verlag des Geographischen Instituts der Kanthochschule, Braunschweig 1962.
- Otto Korthals: Chronik des Kreises Dirschau, unter Mitarbeit von Werner Schultz, Prof. Dr. Franz Manthey, Gerhard Neumann, Dr. Ing. Gerhard Born, Emil Wiebe, Willi Frey, Albert Hacker und anderen, Witten 1969.
- Matthias Blazek: „Wie bist du wunderschön!“ Westpreußen – Das Land an der unteren Weichsel. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8382-0357-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website der Gemeinde Bobowo
- www.territorial.de
- www.westpreussen.de
- Dieter Bingen, Simon Lengemann (Hrsg.): Deutsche Besatzungspolitik in Polen 1939–1945 – Eine Leerstelle deutscher Erinnerung?, Bundeszentrale für politische Bildung, m.bpb.de
- Das Verbrechen von Pommern, hrsg. v. Instytut Pamięci Narodowej, ipn.gov.pl
- Auf Deutsch: Wahl des Verbrechens, lasszpegawski.pl
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Marian Biskup und Andrzej Tomczak: Mapy województwa pomorskiego w drugiej połowie XVI w., Toruń 1955, S. 110 (auf Polnisch).
- ↑ Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreußen, bearb. von Johannes Heise und Bernhard Schmid, Danzig 1884–1919, Bd. 1 Pommerellen (mit Ausnahme der Stadt Danzig), 1884, S. 156.
- ↑ Wikiprojekt:Wiki Lubi Zabytki/wykazy/województwo pomorskie/powiat starogardzki. Die vollständige Bezeichnung der Kirche lautet St. Adalberti Epp. M.
- ↑ Herbert Wiebe: Die niederländischen (mennonitischen) Ansiedlungen in Pommerellen auf den Ländereien der polnischen Krone im 17. Jahrhundert (= Mennonitische Blätter 86, S. 45–47, 53–55), 1939.
- ↑ Opis królewszczyzn w województwach chełmińskim, pomorskim i malborskim w roku 1664, wydał Józef Paczkowski, Toruń 1938, S. 35.
- ↑ Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich, Band I, Warszawa 1880, S. 257–258 (auf Polnisch).
- ↑ Gmina Bobowo (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2024. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 27. November 2020.
- ↑ Maria Wardzyńska: Był rok 1939. Operacja niemieckiej policji bezpieczeństwa w Polsce. (Es war 1939. Eine Operation der deutschen Sicherheitspolizei in Polen.) Intelligenzaktion, IPN, Warszawa 2009, S. 274 (auf Polnisch), Digitalisat des Buches.
- ↑ Wardzyńska, wie oben, S. 148–149 (auf Polnisch). Dem Priester Józef Kuchenbecker (1881–1939) aus Bobau haben die Peiniger mit einem Messer ein Hakenkreuz auf die Stirn geritzt.
- ↑ Wardzyńska, wie oben, S. 56, 132 (auf Polnisch).