Bodan-Werft
Bodan Werft Metallbau GmbH & Co. KG
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1919 |
Auflösung | 2011 |
Sitz | Kressbronn am Bodensee, Deutschland |
Die Bodan Werft Metallbau GmbH & Co. KG war eine Spezialwerft mit Sitz im baden-württembergischen Kressbronn am Bodensee. Die Werft war insbesondere für die Bodenseeschifffahrt von Bedeutung. Neben dem Schiffbau existierten weitere Geschäftsbereiche wie Schwimmbad- und Metallbau sowie der Betrieb eines Hafens.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das 1919 durch Hermann Stachelhaus gegründete Unternehmen war die erste industrielle Werft am Bodensee, sie stellte damals als einzige Firma am Bodensee Stahlschiffe her. Der erste Produktionsschwerpunkt waren Motorfischerboote, die in Lizenz des deutschen Automobilherstellers Benz & Cie. gebaut wurden, sowie kleinere Passagier-Motorboote und Privatyachten. 1927 wurde die erste Binnenseefähre für die neu eingerichtete Fährverbindung Konstanz-Meersburg in der Werft gefertigt.
Eine zunehmend wichtige Auftraggeberin war ab 1920 die Deutsche Reichsbahn, die die Personenschifffahrt auf dem Bodensee von den Länderbahnen übernahm. Zunächst ließ die Reichsbahn nur kleinere Schiffe bei der Bodan-Werft bauen, die großen Einheiten bezog sie von Werften außerhalb der Bodenseeregion.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen der Marine verpflichtet und baute Landungsboote für die Wehrmacht. Ein Teil der Produktionsanlagen wurde nach dem Krieg demontiert, doch bereits ab 1946 wurden wieder Fischerboote und ab 1949 wieder Personenschiffe gebaut. Durch Modernisierungen und Erweiterungen war die Werft inzwischen auch in der Lage, größere Schiffe zu fertigen.
Bedeutende Kunden neben der Deutschen Reichsbahn bzw. ihren Nachfolgern als Betreiber der deutschen Weißen Flotte sind seit 1952 die Zürichsee-Schiffahrtsgesellschaft (ZSG), die heute noch über elf aktive Schiffe (einschließlich des Flaggschiffs MS Helvetia) und drei Limmatboote der Bodan-Werft verfügt, sowie die Zürichsee-Fähre Horgen–Meilen AG, die ab 1968 insgesamt fünf Fährschiffe bestellte.
Unter der Bezeichnung Bodan-Fähre waren von der Bodan-Werft entwickelte und gebaute 13 Pionierfähren (+ 1 Prototyp) von 1962 bis 2001 bei der Bundeswehr im Einsatz.[1][2]
Laut Mitteilung der IG Metall vom 28. Dezember 2010 beabsichtigte die Bodan-Gruppe Kressbronn, die Geschäftsbereiche Werft und Konstruktionsbüro zum Frühjahr 2011 einzustellen und aufgrund von Schulden zu liquidieren.[3] Am 19. März 2011 einigten sich Betriebsrat (unterstützt durch die IG Metall) und die Geschäftsführung auf einen Sozialplan.[4] Im Frühjahr 2011 wurde die Bodan-Werft vom Regierungspräsidium Tübingen wegen der geplanten Nutzungsänderung überprüft. Im Mai wurde dem Eigentümer mitgeteilt, dass es sich bei der Bodan-Werft aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen um ein Kulturdenkmal handelt.[5] Am 6. Juli 2011 billigte der Technische Ausschuss des Gemeinderats von Kressbronn den Antrag, dass alle Gebäude der Werft abgerissen und das Gelände einer anderen Verwendung zugeführt werden soll.[6][7] Die Öffentlichkeit erfuhr am 2. August 2011, dass die Bodan-Werft unter Denkmalschutz steht.[8] Mehrere Bürgerinitiativen[9][10][11] setzen sich für den Erhalt der historischen Bauten sowie die Nutzung der Grundstücksflächen im Sinne der Allgemeinheit ein.
Auf dem ehemaligen Gelände der Bodan-Werft wurden in und um die denkmalgeschützte Werfthalle Wohnhäuser errichtet.[12]
Für größere Schiffe stehen seitdem am Bodensee die VSU-Werften in Fußach, in Romanshorn sowie in Friedrichshafen zur Verfügung.
Hergestellte Schiffe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bodensee-Schiffe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bodan-Werft fertigte eine Vielzahl von Schiffen an, die für die Bodenseeschifffahrt prägend waren oder sind:[13]
- die Fähren Bodan (1939), Fontainebleau (1970), Fritz Arnold (1963), Hegau (1957), Konstanz (1930), Konstanz (1975), Kreuzlingen (1993), Lodi (2010), Meersburg (1928), Meersburg (1980), Tábor (2004) und Thurgau (1954) der Fährlinie Konstanz–Meersburg (von allen Bodenseefähren ist die Linzgau bis 2018 die einzige, die nicht von der Bodan-Werft gebaut wurde)
- die Fähren Euregia (1996), Friedrichshafen (1966), Romanshorn (1958) und Schussen (1929) der Fährlinie Friedrichshafen–Romanshorn
- die Linienschiffe Arenenberg (1936), Arenenberg (1983), Baden (1935), Bayern (1988), Hegau (1932), Friedrichshafen (1952), Großherzog Ludwig (2000), Konstanz (1925), Konstanz (1940), Konstanz (1964), Kreuzlingen (1956), Lindau (1958), Lindau (2006), Mainau (1928), Meersburg (1930), Mettnau (1929), München (1962), Munot (1936), Munot (1998), Ravensburg (1931), Reichenau (1928), Reichenau (1961), Rhynegg (1977), Rhyspitz (1970), Säntis (1956), Schaffhausen (1970), Schwaben (1937), St. Gallen (1967), Stadt Konstanz (1952), Stadt Radolfzell (1926), Stein am Rhein (1957), Stuttgart (1960), Thurgau (1932), Thurgau (1965), Überlingen (1927) und Zürich (1933)
- die Katamarane Constanze (2005), Ferdinand (2007) und Fridolin (2005) der Katamaranverbindung Friedrichshafen–Konstanz
- die Motorboote Adler, Falke, Habicht, Milan und Sperber der Raubvogelklasse
- weitere Motorboote im Linien- und Charterverkehr: Alpenstadt Bludenz, Dornbirn, Emily, Feldkirch, Föhn und Reichenau
- die Sonnenkönigin (2008)
- das Forschungsschiff August Thienemann der Anstalt für Bodenseeforschung in Staad[14] (1958), benannt nach dem Begründer der Limnologie, August Thienemann[15]
Schiffsname | Schiffstyp | Stapellauf |
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Sonnenkönigin | Motorschiff | 2008 |
Constanze | Katamaran | 2005 |
Ferdinand | Katamaran | 2007 |
Fridolin | Katamaran | 2005 |
Zürichsee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zürichsee-Fähre Horgen–Meilen: Schwan (1969), Meilen (1979), Horgen (1991), Zürisee (1999), Burg (2003)
- Zürichsee-Schiffahrtsgesellschaft: Linth (1952), Glärnisch (1955), Säntis (1957), Limmat (1958), Bachtel (1962), Helvetia (1964), Wädenswil (1968), Ufenau (1977),[16][17][18] Albis (1997), Pfannenstiel (1998), Uetliberg (1999), Zimmerberg (2001), Forch (2001) sowie die Limmatschiffe Turicum (1992), Felix (1993) und Regula (1993)
Thuner- und Brienzersee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schifffahrt Berner Oberland:[19] Jungfrau (1954), Interlaken (1956), Niederhorn (1959), Bubenberg (1962) und Brienz (1981)
Zugersee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zugersee Schifffahrt: Rigi (1992), Schwyz (1997)
Bilder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Fähre Meersburg
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Fähre Thurgau
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Fähre Tábor
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Fährneubau Lodi
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Fähre Fontainebleau
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Fähre Friedrichshafen und Katamaran Fridolin
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Fähre Konstanz
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Fähre Meersburg
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Fähre Kreuzlingen
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Fähren Fritz Arnold und Tábor
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Katamaran Fridolin
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Thurgau im Romanshorner Hafen
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Arenenberg
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Fähre Hegau
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Fähre Schwan (1969)
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Fähre Meilen (1979)
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Fähre Horgen (1991)
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Fähre Zürisee (1999)
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Fähre Burg (2003)
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Linth (1952)
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Säntis (1957)
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Limmat (1958)
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Bachtel (1962)
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Helvetia (1964)
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Wädenswil (1968)
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Albis (1997)
-
Pfannenstil (1998)
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Uetliberg (1999)
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Zimmerberg (2001)
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Limmatboot Turicum (1992)
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Limmatboot Felix (1993)
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Limmatboot Regula (1993)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bodan-Werft 1919–2009. 90 Jahre Bodan-Werft. Stadler, Konstanz 2008, ISBN 978-3-7977-9915-9 (Kalender).
- Michael Berg (Herausgeber): Die ehemalige Bodan-Werft in Kressbronn am Bodensee 1919–2011. Zur Geschichte einer bedeutenden Binnenwerft, verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher [2019], ISBN 978-3-95505-135-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Geschichte der Bodan-Werft. In: bodan-areal.de. Gemeinde Kressbronn a. B. (Offizielle Webseite über die Geschichte der ehemaligen Bodan-Werft in Kressbronn a. B.).
- Klaus Kramer: Ein Schiff bewahrt die Bodensee-Metropole Konstanz vor dem wirtschaftlichen Ruin. In: klauskramer.de. Fotoarchiv Klaus Kramer, 2001 (Die Entstehung des ersten Fährschiffes MEERSBURG ex KONSTANZ, mit historischen Aufnahmen der Bodan-Werft).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Andreas Richter: PI-FÄHRE MLC 30/50 und MLC 120/60 (Bw). Bodan-Fähren. In: Die deutschsprachige Website für Militärmodellbauer. Abgerufen am 11. Februar 2021.
- ↑ Die Geschichte der Bodan-Werft. 1950 - 1970 Die erfolgreichsten Jahre. In: bodan-areal.de. Gemeinde Kressbronn a. B., abgerufen am 11. Februar 2021 (Offizielle Webseite über die Geschichte der ehemaligen Bodan-Werft in Kressbronn a. B.).
- ↑ Christina Bömelburg/böm: Werftgeschäft soll eingestellt werden. In: Südkurier vom 29. Dezember 2010
- ↑ Britta Baier: Endlich: Der Sozialplan steht fest. In: Schwäbische Zeitung vom 4. März 2011
- ↑ Stuttgarter Zeitung: Denkmalschutz stoppt Pläne für Bodan Areal. In: stuttgarter-zeitung.de. 9. August 2011, ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. August 2022. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- ↑ Gisela Keller: Räte billigen Abriss der Bodan-Werft. In: Südkurier vom 8. Juli 2011
- ↑ Britta Baier: Klar: Abbruchantrag bekommt vom Rat grünes Licht. In: Schwäbische Zeitung vom 8. Juli 2011
- ↑ Britta Baier: Kein Scherz: Denkmalschutz blockiert Bodan-Areal. In: Schwäbische Zeitung vom 2. August 2011
- ↑ Informationsplattform der Bürgerinitiative Bodan Areal Kressbronn ( vom 6. September 2012 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Bürgerarbeitsgruppe Bodanwerftgelände: www.bodan-dialog-jetzt.de ( des vom 19. Februar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bürgerufer Bodan Kressbronn e. V. ( vom 4. März 2013 im Internet Archive)
- ↑ Das frühere Gelände der Bodan-Werft im Wandel. In: Südkurier vom 11. Mai 2015, abgerufen am 15. März 2016
- ↑ Alphabetisches Schiffsregister. In: bodenseeschifffahrt.de. Florian Scholz, abgerufen am 19. Februar 2009.
- ↑ Die Anstalt für Bodenseeforschung in Konstanz wurde 1964 in „Max-Auerbach-Institut“ umbenannt und 1970 mit dem Institut für Seenforschung und Seenbewirtschaftung in Langenargen vereinigt, das seit 1998 Institut für Seenforschung heißt.
- ↑ Verein für Geschichte des Hegau e. V. Sammelwerk=Hegau – Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee (Hrsg.): Heimat-Chronik. Band 6. Selbstverlag, Singen (Hohentwiel) 1958, S. 251.
- ↑ 2001 an Schiffahrtsbetrieb Hensa AG verkauft, Umbau zum Loungeschiff MS Davidoff, seit Februar 2021 im Eigentum der Genussschiff AG
- ↑ Davidoff ( vom 7. Oktober 2011 im Internet Archive)
- ↑ Genussschiff. Abgerufen am 16. März 2021.
- ↑ BLS Schifffahrt Berner Oberland: unsere Flotte. In: bls.ch. BLS AG, 2007, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. März 2015; abgerufen am 20. März 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Koordinaten: 47° 35′ 16,8″ N, 9° 35′ 31,2″ O