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Borris Brandt

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Borris York Brandt (* 10. März 1961 in Hamburg) ist ein deutscher Fernseh- und Multimediaproduzent.

Borris Brandt ist der Sohn der Schauspieler Volker Brandt und Linde Fulda. Er wuchs in Ettlingen bei Karlsruhe und in Berlin auf und machte eine Ausbildung zum Werbekaufmann.[1] Zu Beginn seiner Karriere im Jahr 1985 war er Filialleiter bei der Govi Tonträger und Vertriebe GmbH. Danach folgten Anstellungen bei Teldec Schallplatten GmbH, AMPTown und von 1991 bis 1995 als Etatdirektor bei der Economia Werbeagentur[2] von Manfred Baumann in Hamburg. Dort war er verantwortlich für das Marketing von Buena Vista Home Video, Jam FM und einer Reihe von Handelsunternehmen im Bekleidungsbereich.

1995 wechselte Brandt als Marketingleiter zu 20th Century Fox, die er aber bereits 1996 wieder verließ. Von 1996 bis 1998 arbeitete er erst beim Studio Schleswig Holstein und dann im Team mit Timo Berndt als Autor und Entwickler für Fernsehformate wie den Fernsehfilm Das Finale. 1998 übernahm er erst die Eigenentwicklung und ein halbes Jahr später die Programmdirektion von ProSieben.[3] Dort brachte er unter anderem Stefan Raabs Sendung TV total heraus. „Ich bin sicher nicht der Erfinder von Raab, wie so viele in der Branche von sich behaupten“, sagte er zur großen Erheiterung der Anwesenden auf einem Podium während der Medientage München 2004, „aber ich war dabei und kann hiermit offiziell bekanntgeben, dass TV total inhaltlich von Stefan Raab, Martin Keß und dem Kollegen Jens Bujar erfunden wurde. Und ich habe denen vertraut und das Pilotbudget freigegeben.“ Unter ihm erreichte ProSieben mit einem Durchschnitt von 14,2 % die höchsten Quoten seiner Geschichte. Brandt war außerdem der erste Programmdirektor der Welt, der das Format Big Brother kaufte.[4] 2000 wurde ihm deshalb von Georg Koflers Nachfolger im ProSieben-Vorstand, Ludwig Bauer, gekündigt, der weder an Reality als Genre noch an Big Brother als Format glaubte.

Das Jahr 2000 verbrachte Brandt im Senator-Entertainment-Vorstand, um dann 2001 die Geschäftsführung von Endemol Deutschland und später die Präsidentschaft der Endemol Deutschland Holding zu übernehmen. Dort brachte er Big Brother erneut auf den Bildschirm, restrukturierte das Unternehmen, zeigte sich verantwortlich für zahlreiche ambitionierte und kommerziell erfolgreiche Formate und wurde Mitglied in allen internationalen kreativen und organisatorischen Gremien des Konzerns. 2008 kam es zur Trennung von Endemol, nachdem der Endemol Präsident und CEO Ynon Kreiz seiner Ansicht nach unerreichbare Ziele ausgegeben und umfangreiche private Investitionen zur Bedingung einer Vertragsverlängerung gemacht hatte.[5]

Ab 2009 führte Brandt als Inhaber und Geschäftsführer mit Fernsehentwicklungs- und Marketingexperten die ENTERTAINIA Unterhaltungsgesellschaft mbH in Köln, welche leider kein einziges Format produziert oder vertreiben konnte. Er führte das Unternehmen zusammen mit seiner dritten Frau Kirsten Brandt.[6]

Von Juli bis Ende 2010 hatte Brandt eine Medienkolumne beim Entertainmentmagazin TVmatrix. Ab dem 20. Juni 2011 moderierte er die Talkshow Brandt 20/20 auf Radio Hamburg, und am 1. September 2011 übernahm er die Geschäftsführung von AIDA Entertainment in Hamburg. In dem Tochterunternehmen von AIDA Cruises entsteht das gesamte Unterhaltungsprogramm für die Kreuzfahrten des Unternehmens.[7] Dort wurden durch ihn insgesamt 42 neue Bühnenformate entwickelt, TV-Shows als Live Erlebnis auf Kreuzfahrtschiffen produziert. Dazu hat er mit den Lizenzinhabern von Formaten wie Wer wird Millionär?, The Voice, Wer weiß denn sowas?, 1, 2 oder 3 die Formate für den Bordbetrieb adaptiert und für die Branche neue Lizenzdeals entwickelt.[8] Außerdem hat er mit dem Format „Primetime Magazin“ ein in dieser Branche einmaliges Verbraucher- und Reisebüroformat entwickelt und 327 mal moderiert und produziert und mit der Live Show „Prime Time“ ein Format für den Bordbetrieb entwickelt, was seine Frau als freelancerin während Corona produziert hat, während alle festen Mitarbeiter in Kurzarbeit waren.[9]

Seit Januar 2019 ist er Schulpate in der Grund- und Gemeinschaftsschule Sandesneben und der Anne-Frank-Schule Bargteheide. Zum 31. Oktober wurde Borris Brandt bei AIDA Cruises entlassen.[10]

Seit September 2023 nahm er Geschäftsführerfunktionen beim Lokalsender Hamburg 1 wahr.[11] Bereits 2024 wurde das Arbeitsverhältnis wieder beendet.

Einzelnachweise

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  1. Borris Brandt (Ex-Deutschland-Chef von Endemol) über seinen Ausstieg, TV-Konsum, Fernsehherz und die Bezeichnung „Unterschichtenfernsehen“. Abgerufen am 30. April 2011.
  2. Ralf Kaumanns: Auslaufmodell Fernsehen?: Perspektiven des TV in der digitalen Medienwelt. ISBN 978-3-8349-1215-2, S. 445.
  3. Auf eigenen Füßen. In: Kress – Der Mediendienst. 8. Oktober 1998, abgerufen am 30. April 2011.
  4. Massengeschmack-TV: Warum „Big Brother“ zum Trash-Format verkam. Interview mit Borris Brandt. auf YouTube, 18. November 2016.
  5. Kressreport Juni / Juli / August 2008.
  6. Borris Brandt startet mit TV-Produktionsfirma Entertainia neu durch. In: Kress – Der Mediendienst. 22. Juni 2009, abgerufen am 30. April 2011.
  7. Ahoi Borris Brandt wird neuer Chef bei AIDA Entertainment Abgerufen am 3. September 2011.
  8. Pascal Werner, Matthias Morr, Pressestelle AIDAcruises: DVZ – Schiffe&Kreuzfahrt, AIDAcruises. In: Kreuzfahrten und Schiffsverkehr im Tourismus. Oldenbourg Verlag, 2010, S. 159–236, doi:10.1524/9783486709988.159.
  9. Nina Gessner, imago/Lars Berg, Facebook/Borris Brandt, BorrisKirsten-scaled: Jetzt geht's um seine Frau: Neues vom Aida-Protzer. In: MOPO. 2. September 2021, abgerufen am 20. September 2024 (deutsch).
  10. Nina Gessner, picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt/IMAGO/MOPO-Montage: Job-Kahlschlag bei Aida: Nun musste auch der Chef gehen (M+). In: MOPO. 9. Mai 2022, abgerufen am 4. August 2024 (deutsch).
  11. Gregory Lipinski MEEDIA: Ex-Pro Sieben Programmdirektor Borris Brandt verstärkt Hamburg 1. Abgerufen am 9. Januar 2024.