Bosiljka Schedlich

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Bosiljka Schedlich (* 4. Dezember 1948 in Split) ist eine kroatisch-deutsche Germanistin und Menschenrechtsaktivistin.

Bosiljka Schedlich wuchs im früheren Jugoslawien als Tochter eines Tito-Partisanen in einem dalmatinischen Bergdorf und einem Industrieort an der Adria auf. Nach dem Abitur ging sie 1968 nach Berlin, wo sie ursprünglich nur für ein Jahr bleiben wollte, um das Geld für ein Studium in Jugoslawien zu verdienen. Zunächst arbeitete sie bei AEG-Telefunken in der Qualitätsprüfung von Plattenspieler-Nadeln. Nach einem halben Jahr verließ sie die Fabrik, um als Dolmetscherin in einem Wohnheim und später auch jahrelang beim Arbeitsgericht zu arbeiten. Sie blieb in Berlin, wo sie einen Studienplatz für Germanistik bekam und auch ihren deutschen Mann kennenlernte, mit dem sie später zwei Kinder bekam.[1][2]

Klara Schedlich, die 2021 als jüngste Abgeordnete in das Berliner Abgeordnetenhaus einzog, ist ihre Enkelin.[3]

In den 80er Jahren richtete sie zwei Beratungsstellen für jugoslawische Frauen ein.[4] Als 1991 Jugoslawien zerbrach und Zehntausende Flüchtlinge nach Berlin kamen, gründete Schedlich den Verein „Südost Europa Kultur e.V.“, dessen Geschäftsführerin sie bis 2014 war. Mehr als 30.000 oft traumatisierte Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten fanden Unterstützung und Hilfe bei dem Verein, der anders als andere neu entstandene Vereine Menschen unabhängig von ihrer Nationalität offenstand.[1][2] Zu den Hilfsangeboten gehören Gruppentherapie, Sozialberatung, Sprachkurse, Ausbildungsprogramme für Jugendliche und Kunstgruppen für Kinder, sowie Patenschaften für Rückkehrer in ihre frühere Heimat.[5] Später kamen auch Projekte hinzu, die in den früheren Kriegsgebieten durchgeführt wurden, wie Schulen für Romakinder oder Erzählcafés in Bosnien.[6]

Der Verein wurde 2000 mit der Louise-Schroeder-Medaille für Verdienste um Demokratie, Frieden, soziale Gerechtigkeit und Gleichstellung von Frauen und Männern ausgezeichnet.[7]

Um die Arbeit von „Südost Europa Kultur e.V.“ auf eine stabilere und finanziell solidere Basis zu stellen und Menschen aus anderen Krisengebieten helfen zu können, rief sie 2007 gemeinsam mit Bischof Wolfgang Huber die Stiftung „Überbrücken“ ins Leben.[8][9]

Einzelnachweise

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  1. a b Christina Felschen: Traumahilfe: Die Erbin des Krieges. In: Die Tageszeitung: taz. 18. August 2009, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 6. Februar 2022]).
  2. a b Jana Lapper: Ehrenamt trotz Ruhestand: Gegen das Schweigen ankämpfen. In: Die Tageszeitung: taz. 18. Dezember 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 6. Februar 2022]).
  3. Sie ist das jüngste Mitglied des neuen Berliner Abgeordnetenhauses. Abgerufen am 6. Februar 2022.
  4. Kurzporträt in Veranstaltungsinformation. In: hsozkult.de. Abgerufen am 7. Februar 2022.
  5. Bosiljka Schedlich. Friedensfrauen weltweit, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 8. Februar 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/www.1000peacewomen.org (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. a b Frauennetzwerk für Frieden - Bosiljka Schedlich. Abgerufen am 6. Februar 2022.
  7. Louise-Schroeder-Medaille. Abgeordnetenhaus Berlin, abgerufen am 8. Februar 2022.
  8. Entstehungsgeschichte. In: Stiftung Überbrücken. Abgerufen am 6. Februar 2022.
  9. Kriegswunden mit Kunst heilen Bosiljka Schedlichs Stiftung für Flüchtlinge. In: Der Tagesspiegel Online. 6. Mai 2007, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 6. Februar 2022]).
  10. Bosiljka Schedlich – Germany & Croatia. In: World People's Blog: Blog Archive. 20. Mai 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Februar 2022; abgerufen am 7. Februar 2022 (englisch).
  11. Den Torgauer Katharina-Preis 2014 erhält die Berlinerin Bosiljka Schedlich. In: Luther2017.de. Abgerufen am 6. Februar 2022.