Bov Bjerg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bov Bjerg auf der Frankfurter Buchmesse 2023

Bov Bjerg (eigentlich Rudolf „Rolf“ Schmidt, geb. Böttcher; * 1. Januar 1965 in Heiningen)[1] ist ein deutscher Schriftsteller und Kabarettist. Sein Pseudonym wählte er nach der dänischen Ortschaft Bovbjerg,[2] in der ein gleichnamiger Leuchtturm steht.

Rolf Böttcher wuchs am Rande der Schwäbischen Alb auf.[2] Er studierte Linguistik, Politik- und Literaturwissenschaften in Berlin und Amsterdam. Er ist Absolvent des Deutschen Literaturinstituts Leipzig.

Bov Bjerg während einer Lesung (2020)

Um keinen Wehrdienst leisten zu müssen, zog Böttcher 1984 nach Westberlin. Dort gründete er 1989 mit einigen Studienfreunden die Literaturzeitschrift Salbader. Zwischen 1989 und 1996 rief er mehrere Berliner Lesebühnen ins Leben: Dr. Seltsams Frühschoppen, Mittwochsfazit und die Reformbühne Heim & Welt. Bei verschiedenen Produktionen des Musikkabaretts Zwei Drittel arbeitete Rolf Böttcher alias Bov Bjerg als Schauspieler, Autor und Koch. Von 1992 bis 2002 schrieb er für die Berliner Stadtzeitung scheinschlag (im Wechsel mit Hans Duschke) die Kolumne „Nachgefragt“. Von 1997 bis 1998 war Bov Bjerg Redakteur der Satirezeitschrift Eulenspiegel.

Mit der Kurzgeschichte Howyadoin über „German Hermans“ Abenteuer auf einem amerikanischen Campingplatz nahe einer Eisenbahnlinie und eines US-Bundesgefängnisses gewann er den MDR-Literaturpreis 2004.[3]

Sein erster Roman Deadline (2008) verkaufte sich schlecht. Der Lagerbestand wurde 2013 bei einem Brand vernichtet,[4] 2021 erschien eine Neuauflage.

Von seinem zweiten Roman Auerhaus (2015) wurden 300.000 Exemplare verkauft. Im Roman versucht Mitte der 1980er Jahre eine Jugend-WG, herzlicher miteinander umzugehen als die Eltern. Im Dezember 2019 wurde die auf seiner Vorlage basierende Romanverfilmung Auerhaus veröffentlicht.

2020 gelangte Bjergs Roman Serpentinen, das ein bedrückendes Kammerspiel mit Vater und Sohn entfaltet, auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises.[5] Allen drei Romanen liegt eine kleinbürgerliche Zwangsidylle in der Schwäbischen Provinz zugrunde.[6]

Er lebt seit 1984 mit kurzen Unterbrechungen in Berlin.

Auszeichnungen und Würdigungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 1996: Gewinner beim Theodor W. Adorno-Ähnlichkeitswettbewerb der Zeitschrift Titanic zusammen mit Horst Evers
  • 2000: Kleinkunstgral Goldener Schoppen
  • 2001: Klagenfurter Literaturkurs
  • 2002: Deutscher Kabarettpreis (Programmpreis) für Mittwochsfazit
  • 2004: Gewinner des MDR-Literaturpreises
  • 2018: Ingeborg-Bachmann-PreisDeutschlandfunk-Preis für Serpentinen[7]
  • 2020: Hugo-Ball-Preis[8]
  • 2020: SWR-Bestenliste Platz 3 03/2020 für Serpentinen. Aus der Jurybegründung: Ein Mann und sein Sohn, unterwegs auf einer Reise in die Vergangenheit. Eine Zumutung für das Kind, ein Rettungsanker für den Mann. Es geht darum, die Wendepunkte von Biografien zu erforschen, um sich das eigene Leben erklären zu können. Und um es überhaupt auszuhalten.

Veröffentlichungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(alle mit Horst Evers und Manfred Maurenbrecher)

Beiträge in Anthologien

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Bov Bjerg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bov Bjerg im Munzinger-Archiv, abgerufen am 17. Januar 2022 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. a b Volker Weidermann: Das Schweigen des Ländles. Bov Bjergs neuer Roman „Serpentinen“. In: Der Spiegel. Nr. 5, 25. Januar 2020, S. 124.
  3. Bov Bjerg fragte „Howyadoin“ – Das kam an (Memento vom 18. März 2004 im Internet Archive) MDR Kultur, 1. Juni 2004; abgerufen am 13. Oktober 2007.
  4. Dieses Buch war nur ein Gerücht: Bov Bjerg über seinen Debütroman „Deadline“. In: FAZ Bücher-Podcast, 15. August 2021. – Mehr als 13.000 Paletten können betroffen sein. börsenblatt.net, 16. April 2013; abgerufen am 20. August 2021
  5. 2020 Shortlist. deutscher-buchpreis.de; abgerufen am 15. September 2020.
  6. Alex Rühle: Bov Bjergs verschollenes Debüt „Deadline“. Rezension. In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 30. Oktober 2021.
  7. Tanja Maljartschuk gewinnt Bachmannpreis 2018. orf.at, 8. Juli 2018; abgerufen am 8. Juli 2018.
  8. Hugo-Ball-Preis 2020 geht an Bov Bjerg / Förderpreis für Kinga Tóth. In: fixpoetry.de. 21. Oktober 2019, archiviert vom Original am 21. Oktober 2019; abgerufen am 21. Oktober 2019.