Bristol Fighter

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Bristol
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Fighter
Produktionszeitraum: 2004–2009
Klasse: Sportwagen
Karosserieversionen: Coupé
Motoren: Ottomotoren:
8,0 Liter
(385–755 kW)
Länge: 4420 mm
Breite: 1795 mm
Höhe: 1345 mm
Radstand: 2750 mm
Leergewicht: 1540 kg

Der Bristol Fighter ist ein Sportwagen des britischen Automobilherstellers Bristol Cars, der zwischen 2004 und 2009 hergestellt wurde. Der Fighter war die erste vollständig neue Konstruktion des Unternehmens seit mehreren Jahrzehnten; er hatte keine technischen oder stilistischen Gemeinsamkeiten mit den viersitzigen Limousinen der Marke, die konzeptionell auf eine Konstruktion der Vorkriegszeit zurückgingen. Der mit Flügeltüren ausgestattete Fighter wurde einige Jahre parallel zum Bristol Blenheim angeboten. Er wurde nur in niedrigen zweistelligen Stückzahlen hergestellt.

Der Hintergrund

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Bristol Cars befand sich in den 1990er Jahren in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahrzehnt die Modelle Britannia, Brigand und Beaufighter angeboten, die in die Jahre gekommen waren und selbst auf dem Heimatmarkt nur noch in geringen Stückzahlen abgesetzt werden konnten. Der Nachfolger, der 1993 vorgestellte Blenheim, brachte keine nachhaltige Besserung. Er war in seiner ersten Ausführung nach allgemeiner Ansicht stilistisch nicht gelungen[1], und seine Fahrleistungen blieben deutlich hinter denen früherer Modelle zurück.

1997 musste Tony Crook, der langjährige alleinige Inhaber der Marke, Anteile seines Unternehmens verkaufen. Neuer Partner war der britische Geschäftsmann Toby Silverton, der mit dem Investmentunternehmen Tavistock Group in Verbindung stand. Vier Jahre später übernahm Silverton den traditionsreichen britischen Sportwagenhersteller vollständig.

Die Beteiligung Silvertons erschloss dem Unternehmen neue Finanzquellen. Sie ermöglichten es Crook und Silverton, Bristols Produktpalette attraktiver zu machen.[2] Crooks Überlegungen, ein ganz neues Volumenmodell zu entwickeln – hierzu hatte es seit Mitte der 1990er Jahre erste Versuche mit einem als Bristol Buccaneer bezeichneten Fahrzeug gegeben –, griff Silverton nicht auf. Stattdessen wurde der Blenheim 1998 und 2001 in zwei Schritten so weit aktualisiert, dass aus ihm ein leistungsfähiger und attraktiver Saloon geworden war, dessen Absatz konsolidiert werden konnte. Daneben sah Silverton Raum für einen exklusiven, in geringen Stückzahlen produzierten Hochleistungssportwagen, der als zweites Standbein fungierte und in der Tradition des in der Oldtimer-Szene verehrten Bristol 404 stehen sollte. Silverton leitete die Entwicklung dieses Fahrzeugs bereits 1999 ein; es erhielt frühzeitig die Bezeichnung Fighter, die – wie es inzwischen Tradition geworden war – an ein gleichnamiges Jagdflugzeug erinnerte. Ein erster Pressebericht über das Projekt Fighter wurde im Dezember 1999 veröffentlicht;[3] wenig später bereits enthielt der Internetauftritt von Bristol Cars eine Notiz über den Fighter. Im Dezember 1999 stellte Bristol erstmals ein Holzmodell des künftigen Sportwagens im Showroom in der Kensington High Street aus. Die Entwicklungsarbeiten dauerten fünf Jahre. 2003 war der erste Prototyp fertiggestellt, und Mitte 2004 begann die Produktion des Fighter.

Die Bedeutung des Fighter wird heute ambivalent gesehen. Einerseits dokumentiert das Fahrzeug die technischen Fähigkeiten des Unternehmens, andererseits werden die hohen Entwicklungskosten als wesentliche Ursache für die 2011 eingetretene erste Insolvenz Bristols angesehen.[4]

Die konzeptionelle Vorgabe für den Fighter kam von Toby Silverton selbst. Der Fighter sollte ein leichter und kompakter Sportwagen sein, mit dem markentypischen Komfort und herausragend geringem Luftwiderstand. Zu den Vorgaben gehörten ein ausreichendes Platzangebot für den Fahrer, ein geringer Wendekreis und Stabilität des Fahrzeugs bei hohen Geschwindigkeiten. Die mit herkömmlichen „Supersportwagen“ verbundenen Nachteile wie mangelnder Komfort oder Anfälligkeiten sollten vermieden werden. Generell orientierte sich Silverton am Konzept der amerikanischen Dodge Viper,[5] stilistisch griff der Aufbau einige Elemente des Konzeptfahrzeugs Alfa Romeo Nuvola auf.[6]

Die Konstruktion

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Heckansicht des Bristol Fighter
V10-Motor von Chrysler

Während das Grundkonzept des Fighter auf Toby Silverton zurückging, wurde die Entwicklungsarbeit im Einzelnen von dem kanadischen Ingenieur Max Boxstrom erledigt, der seit den 1970er Jahren vornehmlich im Motorsport als Konstrukteur für Brabham, Williams, Martini und Aston Martin tätig gewesen war.

Der Fighter ruhte auf einem Plattformrahmen, der exklusiv für dieses Fahrzeug entwickelt wurde. Er hatte keine Bezüge mehr zu dem traditionellen Bristol-Chassis, das auf eine Vorkriegskonstruktion für den BMW 326 zurückgeht. Die seitlichen Träger des Chassis waren weit ausgestellt. Sie ermöglichten so eine niedrige Sitzposition. Auch die Radaufhängung wurde vollständig neu konstruiert. Sie bestand vorn und hinten aus doppelten Querlenkern mit Feder-Dämpfer-Einheiten. Die Reifen der Größe 285/40 x 18 sitzen auf 10 Zoll breiten Rädern. Bristol verzichtete auf elektronische Hilfen beim Fahrwerk.

Als Antrieb diente ein 8,0 Liter großer Zehnzylindermotor von Chrysler, der in seiner Grundkonstruktion in der ersten Generation der Dodge Viper (1992 bis 2002) verwendet wurde. Er wurde im Detail überarbeitet; unter anderem installierte Bristol selbst entwickelte Zylinderköpfe.[7]

In seiner Basisversion leistete er 391 kW, etwa 81 kW mehr als der amerikanische Originalmotor. Später bot Bristol mit dem Fighter S und dem Fighter T Versionen mit mehr Leistung an. Die Kraft wurde wahlweise über ein handgeschaltetes Sechsganggetriebe oder über eine Viergangautomatik übertragen. Motor und Getriebe waren zwischen der Vorder- und der Hinterachse untergebracht; dadurch konnte eine ausgeglichene Gewichtsverteilung von 50 : 50 erreicht werden.

Die Karosserie des Fighter war im Hinblick auf aerodynamische Effizienz entwickelt worden. Der Luftwiderstandsbeiwert (cw) betrug 0,28. Bei der später realisierten Version Fighter T konnte er auf 0,255 abgesenkt werden. Um eine möglichst gute Übersichtlichkeit zu erreichen, hatte die Fahrerkabine große Fenster. Ein besonderes Gestaltungsmerkmal waren die Flügeltüren. Der Aufbau wurde mit einem Stahlrohrgerippe und einer Außenhaut aus Aluminium gefertigt, die Türen und die Heckklappe hingegen bestanden aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff.

In stilistischer Hinsicht war der Fighter eigenständig. Die abgerundete Frontpartie mit den vier eingelassenen Rundscheinwerfern erinnerte entfernt an die Gestaltung des Rennsportwagens Bristol 450.

Der Fighter war schmaler, kürzer und leichter als die meisten Modelle der Konkurrenten. Mit 4422 mm ist der Fighter einige Millimeter kürzer als ein Porsche 996, der Bugatti Veyron dagegen übertraf den Fighter um nahezu 200 mm. Zugleich war das Dach höher und über den Sitzen hoch gewölbt („double bubble“), sodass auch großgewachsene Fahrer bequem Platz fanden.

Bristol Fighter beim Goodwood Festival of Speed 2011

Bristol Fighter

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Basisversion ist der Bristol Fighter, der nach Werksangaben eine Höchstgeschwindigkeit von 340 km/h erreicht. Sein Motor leistet 525 bhp (391 kW; 532 PS) bei 5500/min; das maximale Drehmoment von 714 Nm kann bei 4,200/min abgegeben werden. Bei hohen Geschwindigkeiten soll die Leistung auf 550 bhp steigen, weil der Staudruck zum Aufladen des Motors genutzt wird.

Bristol Fighter S

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Beim 2005 vorgestellten Bristol Fighter S war die Leistung des Motors auf 628 bhp (468 kW; 637 PS) bei 5900/min erhöht worden. Fahrwerk und Karosserie entsprachen weitestgehend der Basisversion.

Bristol Fighter T

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Spitzenmodell war der Bristol Fighter T, mit zwei Turboladern und Ladeluftkühlung. Der aufgeladene Motor leistete nach Werksangabe 1012 bhp (755 kW; 1026 PS) bei 5600/min, das maximale Drehmoment betrug über 1400 Nm bei 4500/min. Damit war der Fighter T leistungsstärker als der Bugatti Veyron, dessen Motor 736 kW (1001 PS) abgab. Der Fighter T wurde ausschließlich mit manuell zu schaltendem Sechsganggetriebe geliefert. Das Fahrwerk hatte härtere Federn und Dämpfer. An der Vorderachse gab es einen steiferen Stabilisator und mehr Nachlauf. Die Räder waren mit 19 Zoll etwas größer als die der anderen Modelle, die vorderen hatten 285 mm breite und die hinteren 335 mm breite Reifen. Die Karosserie war 10 mm tiefer gelegt; das verstärkte Chassis war um etwa 30 % torsionssteifer als das des Standard-Fighter. Zugleich wurde das Gewicht des Wagens weiter reduziert. Die Höchstgeschwindigkeit des Fighter T betrug laut Werksangabe über 400 km/h, war allerdings auf 362 km/h abgeregelt. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben gibt es nicht.

Motorisierungen und Fahrleistungen

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Modell Motor­bauart Motor­aufladung Hubraum (cm³) max. Leistung

(kW/PS)

max. Drehmoment (Nm) Beschleunigung
0–60 Meilen/Stunde
Höchst­geschwin­digkeit (km/h)
Fighter V10 7994 385/523 bei 5500/min 712 bei 4200/min ca. 4,0 s 340
Fighter S 462/628 bei 5900/min 790 bei 3900/min 4,0 s
Fighter T zwei Turbo­lader 755/1027 bei 5600/min 1405 bei 4500/min 3,5 s 362 (1)
(1) 
abgeregelt

Das Werk ermöglichte nur wenigen Journalisten eine Probefahrt in einem Fighter. Das britische Evo-Magazine erhielt 2005 als erste Zeitschrift einen (Standard-)Fighter, das gleiche Auto wurde zwei Jahre später von der Financial Times probegefahren. Die britische Zeitschrift The Independent dagegen musste das Auto eines privaten Kunden für eine Impression heranziehen.

Die meisten Berichte lobten die Fahrleistungen, das gute Handling des Autos wie auch die Rundumsicht.[8] Andererseits wurde auch Kritik geäußert. Das Fahrwerk sei „unterentwickelt“, und die aus Aluminiumblöcken gefrästen Schalter im Innenraum wirkten wie „selbstgemacht“,[9] was sie auch waren.

Produktionsumfang

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Der Fighter wurde nur in geringen Stückzahlen produziert. Einige Veröffentlichungen behaupten, Bristol habe bis 2008 insgesamt 45 Fahrzeuge komplettiert, darunter einige Prototypen.[10] In einer Verkaufsanzeige aus dem Jahr 2014 bezifferte das Werk den Produktionsumfang dagegen auf lediglich 14 Exemplare. Danach wurde das letzte Exemplar des Fighter 2009 zusammengebaut.[11] Aber auch diese Angaben werden bezweifelt. Einige Berichte gehen von nur neun komplettierten Fighter aus.[12]

Ob jemals ein Fighter T zur Auslieferung kam, ist nicht belegt. Der Vorsitzende des Bristol Owners Club bezweifelt dies.[13] Die Produktion des Fighter endete Anfang 2011 mit der Insolvenz von Bristol Cars.

Continuation Cars

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Im November 2020, mehr als ein halbes Jahr nach der zweiten Insolvenz und der endgültigen Auflösung Bristols, schaltete eine Investorengruppe in einem Verkaufsportal für klassische Automobile eine Anzeige, in der sie die Wiederaufnahme der Fighter-Produktion mit modifizierter Technik für das Jahr 2022 ankündigte. Zu diesen Fighter Continuation Cars sollen acht Fahrzeuge mit einem 6,2 Liter großen Verbrennungsmotor von Chrysler (Fighter R) sowie eine Reihe von Fahrzeugen mit Elektroantrieb (Fighter E) gehören.[14]

  • Keith Adams: Every single one. All the Bristols from 400 to the Fighter. In: Octane Classic and Performance Cars, Heft 4/2012, S. 88 ff. (Speziell zum Fighter: S. 100).
  • Christopher Balfour: Bristol Cars. A very British story. 2009 (Haynes Publishing) ISBN 978-1-844254071
  • Martin Buckley: A very special Bristol: Anyone want to start a Fighter? In: The Independent vom 31. Januar 2006.
  • John Griffiths: Flight of Fancy. In: Financial Times Weekend. Ausgabe vom 23. August 2008.
  • Hauke Schrieber: Die wundersame Welt von Bristol. Autobild Klassik 1/2007, S. 126 ff.
  • L.K.J. Setright: First Look: Bristol Fashion – Bristol Fighter. Autocar vom 1. Dezember 1999.
Commons: Bristol Fighter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Der deutsche Auto Katalog etwa sprach von „merkwürdig gestylten Coupés“: Ausgabe 1993/94 (Nr. 37), S. 44.
  2. Balfour: Bristol Cars. S. 357.
  3. Setright: Bristol Fashion – First look: The Bristol Fighter. In: Autocar, 1. Dezember 1999.
  4. Octane Classic and Performance Cars, Heft 4/2012, S. 100.
  5. Balfour: Bristol Cars. S. 357, 359, 367.
  6. Setright: Bristol Fashion – First look: The Bristol Fighter. In: Autocar, 1. Dezember 1999.
  7. Modellbeschreibung auf der Internetseite des britischen Motorsportmagazins evo (abgerufen am 2. Mai 2011).
  8. Buckley: A very special Bristol. In: The Independent vom 31. Januar 2006.
  9. Griffiths: Flight of Fancy. Financial Times vom 23. August 2008.
  10. Modellbeschreibung auf der Internetseite des britischen Motorsportmagazins evo (abgerufen am 2. Mai 2011).
  11. Verkaufsanzeige eines Fighter auf www.bristolcars.co.uk (Memento vom 2. Mai 2015 im Internet Archive) (abgerufen am 29. Juli 2014).
  12. Sara Scarlett: British motoring icon that has reached the end of the road: Fascinating history of Bristol Cars after cult manufacturer that was beloved by a host of celebrity owners including Liam Gallagher and Sir Richard Branson enters Liquidation. dailymail.co.uk, 5. März 2020, abgerufen am 8. März 2020.
  13. Schrieber: Die wundersame Welt von Bristol. Autobild Klassik 1/2007.
  14. Anzeige vom 28. November 2020 auf der Internetseite www.carandclassic.co.uk (abgerufen am 4. Dezember 2020).