Broumov

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Broumov
Wappen von Broumov
Broumov (Tschechien)
Broumov (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Královéhradecký kraj
Bezirk: Náchod
Fläche: 2.226[1] ha
Geographische Lage: 50° 35′ N, 16° 20′ OKoordinaten: 50° 35′ 8″ N, 16° 19′ 55″ O
Höhe: 395 m n.m.
Einwohner: 7.207 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 549 83–550 01
Kfz-Kennzeichen: H
Verkehr
Straße: MeziměstíKłodzko
Police nad MetujíJanovičky
Bahnanschluss: Meziměstí–Ścinawka Średnia
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 8
Verwaltung
Bürgermeister: Jaroslav Bitnar (Stand: 2017)
Adresse: Třída Masarykova 239
550 14 Broumov 1
Gemeindenummer: 573922
Website: www.broumov-mesto.cz

Broumov (tschechische Aussprache: [ˈbroumof], deutsch Braunau) ist eine Stadt in Tschechien an der Grenze zur polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.

Broumov liegt an der Einmündung des Liščí potok (Voigtsbach) in den Fluss Steine im nordöstlichen Teil Böhmens, etwa 30 km südlich von Wałbrzych (Waldenburg), 34 km nordwestlich von Kłodzko (Glatz) und 30 km nordöstlich von Náchod (Nachod) und gehört zur Region Königgrätz.

Westlich der Stadt befinden sich die Braunauer Wände und die Adersbacher und Weckelsdorfer Felsen, zwei Naturdenkmale. Aufgrund der dort vorhandenen bizarren Felsformationen sind sie ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Die Stadt ist das Zentrum des Braunauer Ländchens (Broumovsko).

Stadtgliederung

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Die Stadt Broumov besteht aus den Ortsteilen Broumov (Braunau), Olivětín (Ölberg), Poříčí (Sand), Nové Město, Kolonie 5. května, Velká Ves (Großdorf), Benešov (Straßenau) und Rožmitál (Rosental).[3] Grundsiedlungseinheiten sind Benešov, Broumov-střed, Nové Město, Olivětín, Olivětín-východ, Plochý vrch, Rožmitál, Sídliště Křinické, Spořilov (Stumpfkolonie), U nádraží, U Stěnavy und Velká Ves.[4]

Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Benešov u Broumova, Broumov, Rožmitál und Velká Ves u Broumova.[5]

Klosteranlage um 1850
Marktplatz
Mariensäule auf dem Marktplatz von Broumov
Benediktiner-Stiftskirche

Die Stadt Braunau wurde vom Zeitpunkt ihrer Gründung an über sieben Jahrhunderte durch die Tätigkeit des Benediktinerordens in der Abtei des Heiligen Wenzel geprägt. Der rasche Aufstieg der Stadt hing wesentlich mit der Prosperität des Tuchmachergewerbes zusammen, dessen Absatzmärkte sich vor allem im Inneren Böhmens sowie im benachbarten Schlesien befanden.

Das Braunauer Land wurde durch die Benediktinerabtei Břevnov kolonisiert. Vermutlich im Jahr 1255 wurde Braunau als Marktort gegründet und bildete fortan den wirtschaftlichen Mittelpunkt sowie das Verwaltungszentrum der Grundherrschaft des Ordens. 1348 wurden dem Abt des Stiftes Břevnov von Kaiser Karl IV. dieselben Rechte über dessen Untertanen verliehen, wie sie die königlichen Städte Glatz und Königgrätz damals besaßen.[6]

Der historische Stadtkern von Braunau wurde auf einem Sporn zwischen dem Voigtsbach und der Steine angelegt; er hat einen typisch schlesischen Grundriss. Dabei begrenzen zwei parallel verlaufende Hauptstraßen von zwei Seiten den großen Marktplatz und treffen an den sich gegenüber liegenden Stadttoren zusammen. Der Rand eines Felsenvorsprungs wurde nach der Planung des Lokators einer Burg und der Pfarrkirche vorbehalten. Unterhalb der Stadtmauern wurden die Vorstädte Obersand, Mittelsand und Niedersand mit Mühlen, Walken, befestigtem Meierhof, Bad und Hospital gegründet.

Die ursprüngliche aus dem Mittelalter stammende hölzerne Verbauung ist bis auf die Friedhofskirche Unserer Lieben Frau nach mehreren Bränden verschwunden. Nach einem Brand im Jahr 1306 wurde die Burg zu einem befestigten Kloster mit der Kirche St. Adalbert umgebaut. Ebenso wie die Klosterkirche wurde auch die Pfarrkirche St. Peter und Paul aus Stein erbaut.

Braunau wurde im Verlauf des 14. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten Kulturzentren in Nordostböhmen. Mit dem Bau der Stadtmauer wurde im Jahr 1357 begonnen. Die Arbeiten waren 1380 beendet. Wachsender Wohlstand führte zum Bau von steinernen Häusern auf dem Ringplatz und den anliegenden Gassen. Im Stil der Renaissance wurde nach dem großen Brand im Jahr 1549 auch das Kloster wieder aufgebaut.

Braunau schloss sich im 15. Jahrhundert der hussitischen Bewegung an. Im Rahmen der Gegenreformation ließ die Katholische Liga 1617 die protestantisch genutzte Wenzelskirche in Braunau schließen. Die protestantischen Stände Böhmens sahen hierin, wie in dem parallel erfolgten Abriss der Kirche in Klostergrab, einen Verstoß gegen die im Majestätsbrief von 1609 gewährte Religionsfreiheit und erhoben sich im Böhmischen Ständeaufstand gegen die Herrschaft der Habsburger, was zum Auslöser des Dreißigjährigen Krieges wurde.

In der Zeit des Barock kam es zu einem allgemeinen Aufstieg der Abtei Břevnov. Nach Überwindung der katastrophalen Folgen des Dreißigjährigen Krieges erlangte der Orden besonders unter den Äbten Thomas Sartorius (1663–1700) und Othmar Daniel Zinke (1700–1738) beachtliche wirtschaftliche Einnahmen. Diese ermöglichten in Braunau die Erneuerung aller Kirchen und des von der Feuersbrunst vernichteten Klosters nach Entwürfen des Baumeisters Martin Allio. Unter der Leitung von Christoph Dientzenhofer wurden die Terrassen und Höfe errichtet, das Stifts-Gymnasium und die Stifts-Apotheke gebaut. Schließlich wurden auch die Entwürfe des Kilian Ignaz Dientzenhofer realisiert, zu denen der gesamte Umbau des Braunauer Klosters in den Jahren 1728–38 zählte.

Die Schlesischen Kriege hatten verhängnisvolle Auswirkungen auf die Stadt Braunau. Zum einen kam es zu Plünderungen durch vorbeiziehende Truppen, zum anderen wurden durch die preußische Besetzung von Schlesien und Glatz jahrhundertealte Handels- und Kulturbeziehungen unterbrochen. Durch die Kriegsereignisse beschränkte sich die Bautätigkeit des Ordens auf Instandsetzungen nach den Bränden in den Jahren 1757 und 1759. In ihrer volkstümlichen Ausformung überlebte die Barockkultur im Braunauer Ländchen bis 1848.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden mit Beginn der Industrialisierung die ersten Industrieanlagen und außerhalb der Stadtmauer Villen der Fabrikanten und Mietshäuser für die Werktätigen. Am 14. Juli 1847 ging zwischen Braunau und Hauptmannsdorf der Braunauer Meteorit nieder. 1856 errichtete Josef von Schroll in Ölberg eine erfolgreiche, mechanische Weberei, der 1860 und 1876 noch zwei weitere Fabriken in Braunau folgten. Nach dem Ende der Erbuntertänigkeit wurde Braunau 1850 Sitz eines Bezirksgerichts (Gerichtsbezirk Braunau).

Der Deutsche Krieg von 1866 und seine wirtschaftlichen Folgen hatten eine Auswanderungswelle nach Lateinamerika, vor allem nach Chile, zur Folge. So wurde 1875 nördlich von Puerto Montt der Ort Nueva Braunau gegründet.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zerfall der Monarchie Österreich-Ungarn kam Braunau am 28. Oktober 1918 wie ganz Böhmen durch den Vertrag von Saint-Germain im September 1919 zur neugegründeten Tschechoslowakei und wurde von tschechischen Truppen besetzt. In der Zwischenkriegszeit entstanden neue Vorstadtsiedlungen; nördlich – – an der Trautenauer Straße – die „Stumpfkolonie“, westlich – an der Straße nach Weckersdorf – die „Neue Heimat“, sowie südlich an der Straße zu den Krimshäusern die „Siedlung am Schafferberg“.

Nach dem Münchner Abkommen vom 30. September 1938 wurde die Stadt mit dem neu gegründeten Reichsgau Sudetenland ins Deutsche Reich eingegliedert und war Kreisstadt des Landkreises Braunau im Regierungsbezirk Aussig. 1939 erhielt die Siedlung „die neue Heimat“ zu Ehren des nationalsozialistischen Politikers Hubert Birke den neuen Namen „Hubert-H.-Birke-Siedlung“. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Braunau von Einheiten der Roten Armee besetzt und die politische Verwaltung übernahmen die sich bildenden tschechoslowakischen Machtorgane. In der Umbruchsituation der ersten Nachkriegswochen kam es zu Plünderungen und Vertreibungen der deutschsprachigen Bevölkerung. Die leerstehenden Gebäude wurden von Neusiedlern aus den anliegenden Bezirken Ostböhmens, der Slowakei und Re-Immigranten aus dem Ausland übernommen. Somit war die Bevölkerung Braunaus weitgehend tschechischsprachig geworden. Auch die Benediktiner des Stiftes Broumov wurden ausgewiesen und kamen als Heimatvertriebene nach Niederbayern ins Kloster Rohr.

1961 verlor die Stadt ihren Status als Bezirksstadt und kam zum Okres Náchod.

Bis 1945 war Braunau überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1830 2.908 in 424 Häusern[7]
1834 3.019 in 424 Häusern[8]
1900 7.609 deutsche Einwohner[9]
1930 7.356 [10]
1939 6.379 [10]

Bevölkerungsentwicklung nach Ende des Zweiten Weltkriegs[11]

(Stand: 31.12. des jeweiligen Jahres)

Jahr Einwohner
1971 7.994
1980 8.190
1990 9.634
2000 8.448
Jahr Einwohner
2010 7.902
2020 7.272
2022 7.207

Städtepartnerschaften

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Sehenswürdigkeiten

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Wenzelskirche
Mariakirche
  • Stadtbefestigung
  • Benediktinerstift Broumov
  • Brücke am Weg nach Hauptmannsdorf (Hejtmánkovic) mit Statuen des Hl. Johann Nepomuk und des Hl. Wenzel (19. Jahrhundert)
  • Kirche der Hl. Peter und Paul (Kostel svatého Petra a Pavla)
  • Kirche des Hl. Wenzel (Kostel svatého Václava)
  • Hölzerne Marienkirche am Friedhof
  • Statue des Hl. Florian auf dem Kleinen Platz
  • Pestsäule mit Statue der Jungfrau Maria auf dem Hauptplatz

Wirtschaft und Infrastruktur

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Die Produktionsstätte mit Büros der Weberei Veba

Durch Broumov verlaufen die Landstraßen 302 und 303, eine Autobahnanbindung an die D11 ist geplant[12].

Der wichtigste Arbeitgeber der Stadt ist die Weberei Veba, die auch zwei Hotels in Broumov unterhält. Eine weitere wichtige Firma ist der Filterschichten–Hersteller Hobra Školník, der am Stadtrand angesiedelt ist.

Persönlichkeiten

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Stiftsgymnasium
Söhne und Töchter der Stadt
Ehrenbürger
Sonstige Personen
  • Alois Jirásek (1851–1930), Schriftsteller und Historiker, besuchte das Stiftsgymnasium
  • Jiří Petr (1931–2014), Rektor der Tschechischen Agraruniversität in Prag Suchdol, erwarb am Stiftsgymnasium das Abitur

Der deutsche Reichspräsident Paul von Hindenburg dachte zeit seines Lebens, dass Adolf Hitler, der in Braunau am Inn in Oberösterreich geboren wurde, aus dem böhmischen Braunau stamme, und nannte ihn deshalb stets den „böhmischen Gefreiten“.[14] Auch in der deutschen Presse war diese Verwechslung teilweise verbreitet. So fragte Carl von Ossietzky im Juni 1930 in der Zeitschrift Die Weltbühne: „Warum hat eigentlich noch keine deutsche Regierung daran gedacht, Herrn Adolf Hitler aus Braunau (Tschechoslowakei) endlich des Landes zu verweisen?“[15] Hintergrund dieser Verwechslung, die von Hindenburg wohl als bewusst abwertende Bezeichnung einsetzte, war, dass Hindenburg im Deutschen Krieg 1866 das böhmische Braunau kennengelernt hatte.[16]

  • Martin Zeiller: Braunau. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (= Topographia Germaniae. Band 11). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 13 (Volltext [Wikisource]).
  • Lillian Schacherl: Böhmen, Kulturbild einer Landschaft. Prestel Verlag München 1966; dort: Das Braunauer Ländchen, S. 277–281 mit Bebilderung.
  • Theophil Gerber: Persönlichkeiten aus Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau und Veterinärmedizin. Biographisches Lexikon. Band 1: M–Z. 4. Auflage, Nora Verlag, Berlin 2014, S. 699/700 mit Ergänzungen.
  • Wenzel Wladiwoj Tomek: Älteste Nachrichten über die Herrschaften Braunau und Politz. Prag 1857.
Commons: Broumov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. uir.cz
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. uir.cz
  4. uir.cz
  5. uir.cz
  6. Heinrich Gottfried Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter. Erlangen, S. 280; Textarchiv – Internet Archive.
  7. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2. Prag 1831, S. 193, Ziffer 7). (books.google.de).
  8. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 4: Königgrätzer Kreis, Prag 1836, S. 176, Ziffer 1). (books.google.de).
  9. Braunau. 1). In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 3: Bismarck-Archipel–Chemnitz. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1905, S. 349 (Digitalisat. zeno.org).
  10. a b Michael Rademacher: Landkreis Braunau (tschech. Broumov). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Database of Demographic Indicators for Selected Towns of the Czech Republic. Tab. 11. In: czso.cz. Abgerufen am 11. November 2023.
  12. Petr Vaňous: 140 po dálnici? V hledáčku je D11. In: Náchodský deník. 24. September 2019 (nachodsky.denik.cz [abgerufen am 29. März 2020]).
  13. Rotter, Johann Nepomuk OSB, 1807–1886. In: Biographia Benedictina. Abgerufen am 24. November 2019.
  14. Konrad Heiden: Adolf Hitler. Das Zeitalter der Verantwortungslosigkeit. Europa Verlag, Zürich 1936. Reprint 2007, S. 288.
  15. Carl von Ossietzky: Der Pabst. In: Die Weltbühne, 24. Juni 1930, S. 937.
  16. Heinrich Drimmel: Gott erhalte: Biographie einer Epoche. Amalthea, 1976, S. 65.